Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 15. Juni 2005

Mittwoch, 1. Juni, bis Sonntag, 5. Juni
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen US-Kontrollpunkt am Flughafen Bagdad sind am 1. Juni mindestens sieben Menschen verletzt worden. Ein Autofahrer sei zu dem Posten gefahren und habe sein Fahrzeug zur Explosion gebracht, teilte ein Polizeisprecher mit. Bei den Verletzten handelt es sich um Mitarbeiter der Fluggesellschaft Iraqui Airways.
  • Am 1. Juni fanden amerikanische Soldaten nahe der Grenze zu Syrien die Leiche des entführten Gouverneurs der Provinz Anbar, Radscha Nawaf Farhan al Mahalawi. Der Politiker sei vermutlich von Trümmerteilen erschlagen worden, erklärte der irakische Regierungssprecher Laith Kuba. Der Gouverneur war am 10. Mai verschleppt worden.
  • Bei einen Angriff mit Granaten sind am 1. Juni in der irakischen Hauptstadt Bagdad vier Menschen ums Leben gekommen. Bei drei der im Vorort Dura Getöteten handle es sich um Kinder, teilte das irakische Innenministerium mit. Ein weiteres Kind sei verletzt worden.
  • Die von der Übergangsregierung in Bagdad erwünschte internationale Irak-Konferenz wird von der EU und den USA am 22. Juni in Brüssel auf Ebene der Außenminister ausgerichtet. Ziel der Konferenz sei, der neuen irakischen Regierung ein Forum zu bieten, um ihre "Prioritäten, Visionen und Strategien" für die Zeit bis zu den Wahlen Ende des Jahres zu präsentieren, hieß es am 1. Juni in Brüssel vom EU-Ministerrat. Die Veranstaltung biete auch die Gelegenheit, internationale Unterstützung für die Übergangsregierung zu mobilisieren. Mehr als 80 Länder und internationale Organisationen seien eingeladen worden.
  • Trotz der anhaltenden Gewalt im Irak hat US-Außenministerin Condoleezza Rice alle Bevölkerungsgruppen zur Zusammenarbeit bei der Ausarbeitung einer Verfassung aufgefordert. Die Verfassung stehe für die Zukunft, sagte Rice nach einem Gespräch mit ihrem irakischen Kollegen Hoschiar Sebari am 1. Juni in Washington. Alle Iraker sollten darauf stolz sein.
  • Bei zwei Autobombenanschlägen im Norden des Irak sind am 2. Juni mindestens neun Menschen getötet und 33 weitere verletzt worden:
    Nach Angaben der Polizei explodierte ein mit einem Sprengsatz präpariertes Auto am Morgen in der Stadt Tus Churmatu vor dem Restaurant "Bagdad". Leibwächter des stellvertretenden irakischen Regierungschefs Rosch Schawis, eines Kurden, hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion in dem Restaurant aufgehalten; das Restaurant sei vollständig zerstört worden. Rosch Schawis hat den Anschlag überlebt. Tus Churmatu befindet sich 70 Kilometer südlich von Kirkuk.
    Bei einem Autobombenanschlag in der Stadt Baakuba nördlich von Bagdad sind mindestens vier Menschen getötet worden. Unter den Toten sei auch der Vize-Präsident des Provinzrats von Dijala, verlautete aus irakischen Armeekreisen.
  • Bei einem weiteren Selbstmordattentat vor dem Firmensitz der nordirakischen Ölgesellschaft in Kirkuk wurde am 2. Juni ein Kind getötet. Nach Polizeiangaben galt der Anschlag, der noch zehn weitere Menschen verletzte, einem Konvoi des US-Konsulats.
  • Bei der Explosion von zwei mit Sprengstoff präparierten Motorrädern sind am 2. Juni in der nordirakischen Stadt Mossul fünf Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden weitere 16 Menschen verletzt. Den Angaben zufolge zündeten die Attentäter die Sprengsätze auf den Motorrädern vor einem Café nahe einer Polizeiwache. Unter den Toten sei auch ein Polizeibeamter, sagte ein Polizeioffizier. Mossul liegt 370 Kilometer nördlich von Bagdad.
  • Ein breites Bündnis irakischer Parteien und religiöser Gruppierungen hat am 2. Juni gegen die vorübergehende Festnahme des Chef der wichtigsten sunnitischen Partei im Irak protestiert. Rund 500 Mitglieder von einem Dutzend Gruppen kritisierten die am 30. Mai erfolgte Festnahme von Mohsen Abdel Hamid (siehe unsere Chronik vom 30. Mai), den Vorsitzenden der gemäßigten Islamischen Partei, als "unannehmbar" und erklärten, die US-Streitkräfte müssten die Menschenrechte einhalten und missbräuchlichen Verhaftungen und Inhaftierungen ein Ende setzen. Zu den Unterzeichnern der gemeinsamen Erklärung gehören sowohl sunnitische als auch schiitische Gruppierungen wie die Dawa-Partei von Ministerpräsident Ibrahim Dschaafari und die Partei des Obersten Rats der Islamischen Revolution im Irak (SCIRI).
  • Bei einem Bombenanschlag nahe der irakischen Stadt Balad sind nach US-Armeeangaben zehn Menschen ums Leben gekommen. Weitere zwölf Menschen seien bei der Explosion einer Autobombe am Abend des 2. Juni verletzt worden, sagte ein Armeesprecher. Ein Selbstmordattentäter habe seinen Wagen vor einem Haus in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt die Luft gesprengt. Nach Armeeangaben war unklar, gegen welches Ziel sich der Anschlag richtete.
  • Bei einem Anschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Morgen des 4. Juni ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden. Unbekannte Männer hätten einen Autofahrer im Stadtviertel Aamel erschossen und dann Sprengstoff in sein Fahrzeug gepackt, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Als die Polizei am Tatort eingetroffen sei, hätten die Täter den Sprengsatz gezündet; dabei seien zwei Polizisten verletzt worden.
  • Amerikanische und irakische Soldaten haben in der nordirakischen Stadt Mossul nach eigenen Angaben einen ranghohen Terroristen festgenommen. Der als Mullah Mahdi (Mollah Mehdi) bekannte Mann sei zusammen mit seinem Bruder und vier weiteren Terrorverdächtigen nach einem kurzen Gefecht im Osten der Stadt festgenommen worden, teilten die irakischen Streitkräfte am 4. Juni mit. Mahdi stehe mit der muslimischen Extremistengruppe Ansar-al-Sunnah-Armee in Verbindung, der Kontakte zum syrischen Geheimdienst nachgesagt werden. Er sei in Zusammenhang mit zahlreichen Anschlägen und Attentaten gesucht worden. In einer anderen Meldung wurde der Mann als "Stellvertreter Sarkawis bezeichnet.
  • Ein Selbstmordattentäter hat sich am Abend des 4. Juni an einem Kontrollpunkt der irakischen Polizei im Norden Iraks mit einem Auto in die Luft gesprengt. Dabei wurden nach Angaben der Polizei zwei Polizisten mit in den Tod gerissen und vier verletzt. Der Anschlag ereignete sich an der Hauptverbindungsstraße zwischen Mossul und der nahe gelegenen Stadt Tal Afar.
  • Bei einem Angriff auf einen örtlichen Polizeichef ist im Norden der irakischen Hauptstadt Bagdad ein Mensch ums Leben gekommen. Bewaffnete Männer, die sich unter Decken auf der Ladefläche eines Lieferwagens versteckt hätten, seien plötzlich aufgesprungen und hätten seinen Fahrzeugkonvoi beschossen, berichtete der Polizeichef. Ein Mitarbeiter sagte, ein Leibwächter des Polizeichefs sei getötet und ein weiterer verletzt worden. Dem Polizeichef selbst sei nichts passiert. Buhrus liegt wenige Kilometer von der Stadt Baakuba entfernt in der Provinz Dijala. (APF, 5. Juni)
  • Amerikanische und irakische Soldaten haben im Irak US-Medienberichten zufolge ein riesiges unterirdisches Waffenversteck von Ausständischen ausgehoben. Wie CNN unter Berufung auf das US- Militär am 5. Juni berichtete, ist der Bunker so groß wie sechs Fußballfelder. In dem Labyrinth seien große Mengen an Waffen und Munition gefunden worden.
  • Der Prozess gegen den irakischen Expräsidenten Saddam Hussein soll sich auf zwölf Anklagepunkte konzentrieren. Gegen ihn könnten zwar bis zu 500 Anklagepunkte geltend gemacht werden, das würde den Prozess aber nur unnötig in die Länge ziehen, sagte am 5. Juni Regierungssprecher Laith Kuba in Bagdad. Der Vorsitzende Richter in dem Prozess, Raid Dschuhi, sagte Saddam Hussein würden die Ermordung politischer Gegner, Giftgasangriffe auf Kurden, der Überfall auf Kuwait und die Unterdrückung kurdischer und schiitischer Aufstände vorgeworfen.
Montag, 6. Juni, bis Sonntag, 12. Juni
  • Bei der Detonation eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes nahe der nordirakischen Stadt Kirkuk ist ein amerikanischer Soldat getötet worden. Der Anschlag galt einer Patrouille der US-Streitkräfte, wie ein Militärsprecher am 6. Juni mitteilte.
  • Bei einem Mörserangriff in der nordirakischen Stadt Mossul sind fünf Iraker getötet worden. Unter den Opfern waren zwei Kinder, wie die Streitkräfte am 6. Juni mitteilten. Der Anschlag am Abend des 5. Juni habe allem Anschein nach einer Polizeistation gegolten, doch sei das Geschoss auf ein Wohngebiet gefallen. Fünf Zivilpersonen seien mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden und dort kurze Zeit später gestorben.
  • Die US-Armee hat im Irak zwei weitere Bunker entdeckt, in denen Aufständische vermutlich Waffen gelagert und Anschläge geplant hatten. Soldaten hätten die unterirdischen Anlagen in der Nähe von Jussufijah im Süden von Bagdad mit fünf präzisionsgesteuerten Bomben zerstört, teilte das Militär am 6. Juni mit. Dass sich in den Bunkern noch sechs Stunden später Folgeexplosionen ereignet hätten, deute darauf hin, dass große Mengen Waffen darin gelagert worden seien. Anwohner hätten die Armee auf die Anlagen aufmerksam gemacht. Die Luftschutzräume gehörten zu einem militärischen Industriegebiet der früheren irakischen Regierung von Saddam Hussein.
  • Bei Anschlägen und anderen Zwischenfällen im Irak sind am 6. Juni laut dpa mindestens sieben Menschen getötet und zehn verletzt worden.
    In Bagdad erschossen US-Soldaten einen Fahrer des irakischen Wohnungsbauministeriums. Laut Augenzeugenberichten beschossen sie das Auto des Mannes von hinten, als dieser an einer Ampel wartete. Die Soldaten setzten ihre Patrouille den Berichten zufolge fort und ließen die Leiche in dem Fahrzeug zurück.
    In Bagdad, Tikrit, Mossul und Kirkuk starben bei mehreren Anschlägen vier Menschen, darunter zwei Selbstmordattentäter. Diese hatten vor einem Militärstützpunkt in der Hauptstadt sowie an einer Straßensperre in Tikrit Autobomben gezündet. Neben sieben Soldaten wurde bei den beiden Anschlägen auch ein kleines Mädchen verletzt.
    Bei einer Razzia in der Stadt Baidschi nördlich von Bagdad nahmen US-Truppen nach Angaben der irakischen Polizei 30 Verdächtige fest, darunter den Imam einer sunnitischen Moschee.
  • Bei drei Autobombenanschlägen sind am 7. Juni in der nordirakischen Stadt Hawija mindestens zwölf Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden. Nach Angaben des städtischen Krankenhauses waren die Opfer überwiegend irakische Soldaten; die Zahl der Opfer könnte sich noch erhöhen. Die Autobomben explodierten fast zeitgleich an Kontrollposten am Nord-, West- und Ost-Eingang der Stadt. Die Anschlagsorte wurden von US-Soldaten und irakischen Sicherheitskräften abgeriegelt. Noch Stunden nach den Anschlägen brachten Rettungswagen Verletzte in Krankenhäuser ins 50 Kilometer entfernte Kirkuk.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Norden von Bagdad sind am 7. Juni mindestens 28 Menschen verletzt worden. Unter ihnen seien drei Polizisten und zwei Frauen, hieß es aus dem Krankenhaus, in das die Verletzten gebracht worden waren. Der Anschlag habe Polizeipatrouillen in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Schoola gegolten.
  • Im US-Skandalgefängnis Abu Ghoreib haben Dutzende irakischer Häftlinge gegen ihre Wächter aufbegehrt und diese mit Steinen beworfen. Wie das US-Militär am 7. Juni mitteilte, hatte in der Nacht zum 6. Juni zunächst ein Gefangener versucht, im Schutze der Dunkelheit zu fliehen. Laut US-Armee wurde der Ausbrecher von den Wächtern gefangen. Daraufhin hätten Häftlinge in mehreren Parzellen damit begonnen, Steine auf die tragbaren Licht-Generatoren und die Wächter zu werfen. Eine schnelle Eingreiftruppe habe den Aufstand unter Kontrolle gebracht. Vier Wärter und sechs Häftlinge seien leicht verletzt worden. Ein Teil der Gefangen in Abu Ghoreib ist trotz des heißen irakischen Sommers in Zelten untergebracht.
  • Der größte Verband sunnitischer Religionsgelehrter im Irak hat die Regierung beschuldigt, im Rahmen ihrer Kampagne für mehr Sicherheit gezielt gegen Sunniten vorzugehen. Die Sicherheitskräfte machten Jagd auf Sunniten und alle, die sich gegen die Besetzung wehrten, sagte Scheich Abdel Salam el Kubaisi vom Komitee der Muslimischen Gelehrten am 7. Juni in Bagdad. Die "Operation Blitz" sei aus dem Ruder gelaufen, sagte Kubaisi. Die Regierung sei für das Schicksal all jener verantwortlich, die seitdem verhaftet worden seien und die in der Mehrheit keine Terroristen seien, sagte der Geistliche. Seit Beginn der "Operation Blitz" am 22. Mai wurden in Bagdad 887 Menschen festgenommen, sagte ein Sprecher der Bagdader Polizei.
  • Westlich von Bagdad wurde am Abend des 7. Juni ein Lastwagenkonvoi angegriffen. Aufständische töteten dabei mindestens sieben Menschen, wie Reporter vor Ort mitteilten. Die Lastwagen wollten offenbar Nachschub zu einen US-Stützpunkt bringen. Der Angriff wurde in Habanija 80 Kilometer westlich Bagdads verübt. Bei den Toten handelte es sich um irakische Männer etwa im Alter zwischen 20 und 35 Jahren.
  • US-Präsident George W. Bush und der britische Premierminister Tony Blair haben den Vorwurf bestritten, dass sie zur Rechtfertigung des Irak-Krieges Fakten manipuliert haben. Nichts sei weiter von der Wahrheit entfernt als dieser Vorwurf, sagte Bush am 7. Juni nach einem Gespräch mit Blair in Washington. Weder die USA noch Großbritannien hätten einen Militäreinsatz gewünscht. Dies sei die letzte Option eines Präsidenten. Nach den Worten von Bush geht es der Welt ohne den irakischen Ex-Präsident Saddam Hussein jedoch besser. Auch Blair wies den Vorwurf der Manipulation zurück. Der Grund für den Militäreinsatz sei die Weigerung Saddams gewesen, die UN- Resolution vom November 2002 zu befolgen. Es habe auch keinerlei Aussicht gegeben, dass sich Saddam Hussein jemals geändert hätte.
  • Im Irak sind drei US-Soldaten getötet worden, wie die Streitkräfte am 8. Juni bekannt gaben. Zwei Soldaten der 42. Infanteriedivision kamen bei einem Rebellenangriff auf ihren Stützpunkt in Tikrit ums Leben, der dritte wurde bei der Explosion einer Bombe nördlich von Bagdad getötet.
  • Irakische Sicherheitskräfte und die US-Armee haben im Norden des Irak 73 Verdächtige festgenommen. Die gemeinsamen Einsätze "zur Auflösung der Guerilla" in der Provinz Niniwe, die Ende Mai begonnen hätten, seien "ein deutliches Zeichen an alle, die Terroristen beherbergen", teilte die US-Armee am 8. Juni mit. Die Sicherheitskräfte hätten neun Waffenverstecke ausgehoben und zerstört. Die Einsätze konzentrierten sich demnach auf die Umgebung von Tall Afar im Südwesten der Provinz. Tall Afar liegt rund vierhundert Kilometer nördlich von Bagdad nahe der Grenze zu Syrien.
  • In der verlassenen irakischen Botschaft in London ist ein Waffenlager entdeckt worden. Wie die Polizei am 8. Juni berichtet, fand der neue irakische Botschafter Salah al-Scheichly eine Reihe von Maschinenpistolen und Handfeuerwaffen sowie Abhörgeräte in einem Safe des ungenutzten Gebäudes. Die Botschaft war im Jahr 2003 kurz vor Ausbruch des Irak-Krieges verlassen worden. Die Waffen wurden der Polizei übergeben, die jetzt ermittelt.
  • In Tikrit wurden zwei US-Soldaten getötet, wie die Streitkräfte am 8. Juni bekannt gaben. Die Soldaten der 42. Infanteriedivision kamen bei einem Rebellenangriff auf ihren Stützpunkt ums Leben, ein dritter wurde bei der Explosion einer Bombe nördlich von Bagdad getötet.
  • Am 8. Juni wurden zwei Regierungsmitarbeiter in Bagdad erschossen. Bewaffnete Männer eröffneten aus zwei Fahrzeugen heraus das Feuer auf das Auto der beiden Mitarbeiter des Industrieministeriums, wie ein Polizeisprecher sagte. Der Übersetzer sei auf dem Weg von Chalis nach Bakuba, 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad, erschossen worden.
  • Bei der Explosion einer Autobombe in der Nähe einer Tankstelle in Bakuba wurden zwei Zivilpersonen getötet und fünf Autos zerstört.
  • Erstmals seit dem Beginn des US-geführten Krieges gegen den Irak findet die Mehrheit der US-Bürger einer Umfrage zufolge nicht mehr, dass ihr Land durch diesen Feldzug sicherer geworden ist. 52 Prozent der Befragten meinen, dass der Krieg langfristig nicht zur inneren Sicherheit der USA beitrage, wie aus einer am 8. Juni veröffentlichten Umfrage der US-Tageszeitung "Washington Post" und des Fernsehsenders ABC hervorgeht. Nur noch 47 Prozent der US-Bürger waren demnach der Ansicht, dass der Feldzug im Irak sie vor Terrorismus schütze. Noch vor drei Monaten hatten 52 Prozent den im März 2003 begonnenen Krieg unterstützt; Ende 2003 waren es noch 62 Prozent der Befragten gewesen.
  • Die einstigen Kriegsgegner Iran und Irak haben den Bau einer Ölpipeline zwischen beiden Staaten vereinbart. Das sagte ein Sprecher des irakischen Ölministeriums in Bagdad am 8. Juni. Die rund 40 Kilometer lange Pipeline soll die Ölfelder von Basra im Irak mit der Raffinerie Abadan im Südwesten Irans verbinden. Einzelheiten der Vereinbarung sollen demnächst bei einem Treffen in Teheran festgelegt werden.
  • Der irakische Präsident Dschalal Talabani hat sich demonstrativ hinter die schiitische Miliz Badr-Brigaden gestellt, die für Anschläge gegen die sunnitische Minderheit verantwortlich gemacht wird. (Die Badr-Brigaden gehören zur größten schiitischen Partei, dem Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI). Nach Darstellung des SCIRI sind die Brigaden keine Miliz mehr, sondern erfüllen soziale und politische Funktionen. Sunnitische Führer fordern die Entwaffnung der Gruppe, deren genaue Größe nicht bekannt ist.) Die Brigaden seien die "Helden der Befreiung Iraks", sagte Talabani am 8. Juni. Es wurde befürchtet, dass die Erklärung zu neuen Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten führen wird."Mögen diejenigen, die die Helden von Badr und ihre kurdischen Brüder als Miliz bezeichnen, sich irren", sagte Talabani, der selbst sunnitischer Kurde ist.
    Die einflussreiche sunnitische Vereinigung muslimischer Gelehrter kritisierte die Erklärung des Präsidenten scharf. Talabani handele "im Einklang mit der Politik der USA, den Kampf im Irak zu verlängern und zu einem irakisch-irakischen Konflikt zu machen", sagte ein Sprecher der Vereinigung, Abdul Salam al Kubeisi.
  • Im Westen Iraks werden seit dem 7. Juni mindestens 20 irakische Soldaten vermisst. Wie ein Militärsprecher am 8. Juni mitteilte, wird befürchtet, dass die Soldaten verschleppt wurden. Sie hätten am Dienstagnachmittag in zwei Kleinbussen einen Militärstützpunkt in Akaschat nahe der syrischen Grenze verlassen und seien seither verschwunden, sagte der Sprecher. Die Soldaten hätten Zivilkleidung getragen. Sie wollten nach Bagdad in den Urlaub fahren.
  • Das autonome Kurdenparlament im Norden des Irak hat sich auf die Schaffung eines Präsidentenpostens für die Region verständigt. Künftiger Präsident soll der Kurdenpolitiker Massud Barsani werden, wie Parlamentspräsident Adnan el Mufti am 9. Juni am Parlamentssitz in der nordirakischen Stadt Erbil mitteilte. Beim ersten Mal werde Präsident der Kurdenregion von den Abgeordneten gewählt, später werde er jeweils in allgemeinen Wahlen für eine vierjährige Amtszeit bestimmt, sagte Mufti. Der Präsident könne zwei Amtszeiten regieren. Er ist der Chef der Exekutive und soll die Zusammenarbeit der kurdischen Behörden mit der Regierungszentrale in Bagdad koordinieren.
  • Hunderte Wachleute haben am 9. Juni in der irakischen Stadt Kut für Gehaltserhöhungen demonstriert. Ihr Sprecher Chaled Mohammed Obeis kritisierte, dass die Gehälter der Wachmänner niedriger seien als die von Soldaten und Polizisten. Die Demonstranten versammelten sich vor dem Gouverneursgebäude in Kut, 175 Kilometer südlich von Bagdad. Die bewaffneten Wachleute, die als erste Einheit zur Wahrung der Sicherheit nach dem Sturz Saddam Husseins entstanden, sind dem Innenministerium unterstellt. Sie verdienen durchschnittlich 108 Dollar im Monat und damit nur halb soviel wie Soldaten und Polizisten.
  • Erstmals seit dem Sturz von Saddam Hussein im April 2003 ist eine hochrangige Delegation der Europäischen Union in den Irak gereist. Zu dem Überraschungsbesuch trafen der britische und der luxemburgische Außenminister, Jack Straw und Jean Asselborn, sowie die EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner und der EU-Außenbeauftragte Javier Solana am 9. Juni in der Hauptstadt Bagdad ein. Dort trafen sie unter anderem mit dem irakischen Übergangspräsidenten Dschalal Talabani zu Gesprächen über den Wiederaufbau und die Stabilisierung des Irak zusammen. Ein Sprecher des britischen Außenministeriums sagte, der Besuch diene der Vorbereitung der internationalen Irakkonferenz am 22. Juni in Brüssel. Asselborn ist amtierender EU-Außenratsvorsitzender. Ab 1. Juli übernimmt Großbritannien für sechs Monate die EU-Ratspräsidentschaft.
  • Der Gewalt fielen am Abend des 9. Juni zwei weitere Polizeibeamte zum Opfer. In Kirkuk im Norden des Landes wurde der Chef der örtlichen Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens aus einem vorbeifahrenden Auto heraus erschossen. Ein zweiter Polizeioffizier wurde bei dem Anschlag ebenfalls getötet, wie ein Arzt des örtlichen Krankenhauses mitteilte. (AP, 10. Juni)
  • Bei einem Anschlag im nordirakischen Kirkuk ist der Chef der örtlichen Anti-Korruptionseinheit erschossen worden. Auch der Stellvertreter des Beamten sei bei dem Attentat am Abend des 8. Juni getötet worden, sagte ein Polizeisprecher am 10. Juni. Die unbekannten Angreifer hätten aus einem fahrenden Wagen heraus gefeuert. Der Polizeichef von Kirkuk erklärte ebenfalls am 10. Juni, er sei am 9. Juni einem Mordanschlag entgangen. Unbekannte hätten auf sein Fahrzeug geschossen.
  • In irakischen Gefängnissen sind nach einem UN-Bericht tausende Menschen widerrechtlich eingesperrt. Sie hätten weder einen Rechtsbeistand noch die Möglichkeit, sich vor Gericht zu rechtfertigen, kritisiert UN-Generalsekretär Kofi Annan am 10. Juni in seinem jüngsten Bericht zur Lage im Irak und zum Einsatz der UN-Mission UNAMI. "Dauerhaft ohne Zugang zu Anwälten und Gerichten ist selbst während Ausnahmezeiten ein Verstoß gegen das Völkerrecht", warnt Annan in dem Bericht aus Bagdad. Danach lag die Gesamtzahl der Gefangenen in Irak im April bei 10.000, heißt es unter Bezug auf Angaben des Justizministeriums in Bagdad. Die Mehrheit, etwa 6.000 Häftlinge, befänden sich in Gewahrsam der multinationalen Truppen unter US-Führung. Trotz Freilassung einiger Gefangener wachse das Heer der Inhaftierten weiter an. "Eine der größten Herausforderungen der Menschenrechte bleibt die Haft von Tausenden von Menschen ohne das ihnen zustehende Verfahren", schreibt Annan. Kritik üben die UN auch an der Anwendung "exzessiver Gewalt" durch irakische und multinationale Truppen an den Kontrollstellen sowie bei Hausdurchsuchungen. Selbst wenn in solchen Misshandlungsfällen ermittelt wurde, seien die Beschuldigten nur selten zur Rechenschaft gezogen worden, bemängeln die UN. (SZ-online, 10. Juni 2005)
  • Die EU-Kommission will nach dem Irak-Krieg vor gut zwei Jahren wieder eine Repräsentanz in Bagdad eröffnen. Dies kündigte EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner am 10. Juni in Brüssel an. "Die Sicherheitslage ist schwierig, das ist der Grund, warum wir bislang keine Mission eröffnet haben", sagte Ferrero-Waldner einen Tag nach ihrem Besuch in der irakischen Hauptstadt. "Aber wir brauchen eine Delegation dort." Geplant ist die Eröffnung in den nächsten vier Wochen. Eine ranghohe EU-Delegation war am 9. Juni nach Bagdad gereist, der neben Ferrero-Waldner der EU-Außenbeauftragte Javier Solana und der britische Außenminister Jack Straw angehörten. Großbritannien übernimmt am 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft von Luxemburg. Der Besuch der EU-Delegation diente der Vorbereitung der am 22. Juni in Brüssel geplanten Irak-Konferenz, die sich mit der Zukunft des Landes beschäftigen soll. Der Besuch sei ein Anfang für neue Beziehungen zwischen der EU und dem Irak gewesen, sagte Ferrero-Waldner.
  • Im Irak wurden erneut 17 Leichen gefunden. Augenzeugen erklärten am Freitag, elf von ihnen hätten in der Nähe der Stadt Kaim an der syrischen Grenze gelegen. Die Hände der Opfer seien hinter dem Rücken gefesselt gewesen, eines sei enthauptet worden. Wann die Männer getötet wurden, war nicht klar. Das Innenministerium bestätigte am 10. Juni, weitere sechs Leichen seien ebenfalls nahe Kaim entdeckt worden. Alle 17 Toten trugen zivile Kleidung.
  • Bei einer Explosion im Westen des Irak sind fünf US-Soldaten getötet worden. Die Marineinfanteristen seien am 9. Juni nahe dem Ort Haklanijah bei der Rebellenhochburg Falludscha ums Leben gekommen, teilte eine US-Armeesprecherin am 10. Juni mit. Weitere Einzelheiten nannte sie nicht.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Abend des 1ß0. Juni mindestens zehn Menschen getötet worden. 28 weitere Menschen wurden nach Krankenhausangaben verletzt. Zuvor hatte das Innenministerium von drei Toten und 15 Verletzten gesprochen. Die Detonation im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil Schula ereignete sich eine Stunde vor Beginn der Ausgangssperre, als zahlreiche Menschen auf einem Markt einkauften.
  • Im Vorfeld des Prozesses gegen ihren Mandanten haben die Anwälte des irakischen Ex-Präsidenten Saddam Hussein der Justiz in Bagdad schwere Rechtsverstöße vorgeworfen. Sie hätten noch kein Exemplar der Anklageschrift erhalten, sagte Siad Chassanuneh, einer der Anwälte, am 10. Juni der Nachrichtenagentur AFP. Die Verteidiger hätten außerdem keinen Kontakt zum dem Sondergericht, das über das Schicksal Saddam Husseins entscheiden soll.
  • Nach dreitägiger Haft im Irak haben Mitarbeiter einer amerikanischen Sicherheitsfirma den im Gefängnis eingesetzten US-Soldaten Misshandlungen vorgeworfen. Sie seien zusammen mit Terroristen in eine Zelle gesteckt, gedemütigt und körperlich misshandelt worden, sagte Matt Raiche, der zusammen mit 18 weiteren privaten Sicherheitskräften im vergangenen Monat auf dem US-Stützpunkt bei Falludscha inhaftiert war. Die zur Bewachung der Gefangenen eingesetzten Marineinfanteristen hätten sie mit Hunden eingeschüchtert und sie gezwungen, sich auszuziehen, sagte der 34-jährige Raiche, selbst ein ehemaliger Marineinfanterist. Die Mitarbeiter der privaten Sicherheitsfirma Zapata Engineering wurden nach Angaben aus dem Pentagon inhaftiert, weil sie in Falludscha auf Autos irakischer Einwohner und auf US-Soldaten geschossen haben sollen. Die US-Streitkräfte wiesen die Vorwürfe zurück und erklärten, die gefangenen Amerikaner seien getrennt von irakischen Rebellen inhaftiert gewesen. (AP, 11. Juni)
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Polizeiakademie-Stützpunkt in Bagdad sind am 11. Juni mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen und sieben verletzt worden. Der Täter habe Polizeiuniform getragen und einen unter seiner Jacke versteckten Sprengsatz gezündet, teilte der Polizeioffizier Falah al Mahamdawi mit. Der Anschlag galt offenbar dem Hauptquartier der Brigade Wolf, einer direkt dem Innenministerium unterstellten Kommando-Einheit. Führende sunnitische Politiker haben diese Einheit beschuldigt, sunnitische Geistliche entführt und getötet zu haben.
  • In einem nördlichen Stadtteil von Bagdad wurden am 11. Juni zwei irakische Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma von US-Soldaten erschossen. Auf dem Weg zur Arbeit fuhr ihr Auto nach Militärangaben so langsam vor dem ersten Fahrzeug eines amerikanischen Konvois, dass die Soldaten Warnschüsse abgaben. Die Iraker hätten zurückgeschossen und seien tödlich getroffen worden, sagte ein Militärsprecher.
  • Bei einem Angriff auf ihren Minibus südlich von Bagdad sind am 11. Juni elf irakische Bauarbeiter getötet worden. Nach Angaben der Polizei wurden außerdem drei Bauarbeiter verletzt. Bewaffnete Männer feuerten demnach aus zwei Fahrzeugen Schüsse auf den Minibus ab, der von Dschbala, 70 Kilometer südlich von Bagdad in die Hauptstadt unterwegs waren.
  • Ein Selbstmordattentäter hat sich am 11. Juni in einem Auto vor der slowakischen Botschaft in Bagdad in die Luft gesprengt. Dabei wurden nach Angaben des Innenministeriums vier Menschen verletzt, darunter ein Wachmann. Die Botschaft liegt im Dschadrija-Viertel in der Nähe der Universität. Die Slowakei hat 109 Soldaten im Irak stationiert, die überwiegend zu Minenräumarbeiten eingesetzt werden.
  • Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak haben die US-Streitkräfte ihre Angriffe auf Aufständische verstärkt. Nach Militärangaben feuerte die Luftwaffe am Samstag nahe der syrischen Grenze Raketen auf mutmaßliche Anhänger des jordanischen Extremisten Abu Mussab al Sarkawi ab und tötet etwa 40 von ihnen. Die Luftangriffe fanden nahe der syrischen Grenze im Bereich der Stadt Kaim statt, die als Hochburg der Anhänger Sarkawis, des Chefs von Al Kaida im Irak, gilt. Schwer bewaffnete Männer hätten dort bei der Ortschaft Karabila Straßensperren errichtet und Autofahrer bedroht, hieß es in einer Erklärung der Marineinfanterie. Die US-Luftwaffe habe sieben Raketen mit Präzisionslenkung gegen die Rebellen eingesetzt. Ob dabei auch Zivilpersonen ums Leben kamen, wurde nicht bekannt.
  • Die vor fünf Monaten im Irak entführte französische Journalistin Florence Aubenas und ihr irakischer Dolmetscher Hussein Hanun sind freigelassen worden. Das teilte das französische Außenministerium am 12. Juni mit. Die Reporterin der Zeitung "Libération" und ihr Dolmetscher waren seit dem 5. Januar vermisst.
    Aubenas befindet sich am 12. Juni nach Angaben des französischen Außenministerium auf dem Weg nach Frankreich. Am Abend wird sie auf einem Luftwaffenstützpunkt bei Paris erwartet. Hanun kehrte zu seiner Familie nach Bagdad zurück. Die 44-jährige Reporterin ist nach Angaben ihrer Zeitung "Libération" bei guter Gesundheit. Die Nachricht löste in Frankreich große Freude und Erleichterung aus.
    Präsident Jacques Chirac bestätigte in einer Ansprache, dass es Aubenas gesundheitlich gut gehe und dass sie nach Paris unterwegs sei. Auch die Europäische Union begrüßte die Freilassung. Sie forderte zugleich die "verschiedenen Grupppen im Irak" auf, alle noch in Geiselhaft befindlichen Opfer freizulassen und ihre Ziele mit politischen Mitteln statt durch "Gewalt und Einschüchterung zu verfolgen".
  • Das autonome Kurdenparlament im Norden des Irak hat den Kurdenpolitiker Massud Barsani am 12. Juni zum Präsidenten für die Region gewählt. Bei der Abstimmung in der nordirakischen Stadt Erbil gaben alle 111 Mitglieder des Kurdenparlamentes ihre Stimme für Barsani ab. Seine Wahl zum Präsidenten kröne einen jahrhundertelangen Kampf, erklärte Parlamentspräsident Adnan el Mufti. Die eigentlich für den 12. Juni geplante Vereidigung sollte nun am 14. Juni stattfinden, weil viele ranghohe Teilnehmer wegen eines Sandsturmes nicht anreisen konnten. Der stellvertretende Parlamentspräsident Kamal Karkukli sprach von einem historischen Tag.
  • Die irakische Polizei hat im Südosten der Hauptstadt Bagdad 20 verwesende Männerleichen gefunden. Die Männer seien offenbar erschossen worden und wiesen Spuren von Folter auf, verlautete am 12. Juni von der Polizei. Die Leichen seien nicht identifiziert worden, weil bei dem Fund am Freitag keine Ausweispapiere bei ihnen gefunden worden und sie bereits am Verwesen gewesen seien. Demnach trugen die Männer zivile Kleidung.
  • Bei zwei Sprengstoffattentaten westlich von Bagdad sind insgesamt vier US-Soldaten getötet worden. Zwei Amerikaner fielen am 11. Juni einem Anschlag auf ihr Militärfahrzeug nahe der Ortschaft Amirija zum Opfer, wie die US-Streitkräfte am 12. Juni mitteilten. Die beiden anderen kamen ums Leben, als eine Bombe bei Takaddum ihr Panzerfahrzeug in die Luft sprengte. Seit Beginn des Krieges im März 2003 sind schon fast 1.700 US-Soldaten im Irak getötet worden.
  • Ein Verteidiger des irakischen Expräsidenten Saddam Hussein hat sich dafür ausgesprochen, dass ein Prozess gegen seinen Mandanten in Europa stattfinden sollte. Ein faires Verfahren sei am ehesten in Schweden, Österreich, der Schweiz oder in den Niederlanden möglich, sagte Anwalt Giovanni di Stefano am 12. Juni dem schwedischen Fernsehsender SVT. Ein Prozess im Irak werde hingegen kaum sicher sein.
  • Der Erfinder der "Freiheits-Fritten" in den Kantinen des US-Kongresses hat sich vom Befürworter zum Gegner des Irak-Kriegs gewandelt. Präsident George W. Bush müsse die US-Truppen aus Irak abziehen, damit nicht noch mehr Amerikaner in dem Konflikt sterben, sagte der republikanische Abgeordnete Walter Jones am 12. Juni im Fernsehsender ABC. Jones hatte vor zwei Jahren von sich reden gemacht, als er mit seinem Fraktionskollegen Bob Ney eine symbolträchtige Umbenennung auf den Speisekarten der Kongress-Kantinen durchsetzte: Wegen der Kritik Frankreichs am Krieg wurden "French Fries" ("Französische Fritten", amerikanisch für Pommes Frites) zu "Freedom Fries" ("Freiheitsfritten").
Montag, 13. Juni, bis Mittwoch, 15. Juni
  • Bei zwei Selbstmordanschlägen nördlich von Bagdad sind am 13. Juni fünf irakische Polizisten und ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen:
    In Tikrit sprengte sich ein Attentäter mit seinem Auto in die Luft, nachdem er von der Polizei umzingelt worden war. Zwei Polizisten und ein Feuerwehrmann wurden getötet.
    In Samarra verübten Attentäter einen Anschlag auf eine irakisch-amerikanische Patrouille. Danach schossen sie auf die Helfer. Drei Polizisten wurden getötet, 16 Zivilpersonen verletzt.
  • Eine weitere Autobombe verfehlte am 13. Juni in Bagdad einen amerikanischen Konvoi und tötete ein sechsjähriges Mädchen. Die Explosion im Stadtteil Dora verletzte darüber hinaus fünf Zivilpersonen.
    Ein ähnlicher Anschlag im Stadtteil Rawanja kostete einen irakischen Soldaten das Leben.
  • Der radikale schiitische Geistliche Muktada al Sadr traf sich mit dem russischen Botschafter Wlidimir Tschamow und Stammesführern aus Falludscha und Ramadi. Tschamow beschrieb das Treffen in Nadschaf als Weg, um Kontakte herzustellen. Die Gespräche seien erfolgreich verlaufen. (AP, 13. Juni)
  • Die französische Regierung will sich nicht zu den Umständen der Freilassung der "Libération"-Reporterin Florence Aubenas aus ihrer Geiselhaft im Irak äußern. "Dazu kann ich absolut nichts sagen", erklärte Außenminister Philippe Douste-Blazy am 13. Juni im Rundfunksender RTL. An jenem Ort, an dem Aubenas von den Geiselnehmern festgehalten wurde, befänden sich noch andere Geiseln, sagte Douste-Blazy dem Sender Europe 1. "Aus Sorge um die Sicherheit dieser Menschen können einige Dinge nicht gesagt werden."
    Für die Freilassung der "Libération"-Reporterin Florence Aubenas aus irakischer Geiselhaft ist nach Einschätzung der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) ein Lösegeld gezahlt worden. Auf die Versicherung von Ex-Außenminister Michel Barnier, es habe keine Lösegeldzahlung gegeben, antwortete RSF-Generalsekretär Robert Ménard am 13. Juni im Fernsehsender Canal plus: "Jeder weiß, dass das nicht wahr ist." Allerdings sei er auch "überhaupt nicht schockiert, dass ein Lösegeld gezahlt wird". Es sei die Rolle des Ex-Außenministers, der die Freilassung Aubenas' über Monate vorbereitet hatte, eine Lösegeldzahlung zu bestreiten. "Ich kenne keine Geiselnahme, bei der kein Lösegeld gezahlt wird", sagte Ménard.
  • Der Vorsitzende des Sondertribunals für Saddam Hussein, Rajed el Dschuhi, hat die Veröffentlichung eines Videos von der Vernehmung des irakischen Ex-Präsidenten angeordnet. Dschuhi sagte am 13. Juni in Bagdad, er habe die Erlaubnis zur Ausstrahlung des tonlosen Dokuments gegeben. Das Band zeigt Saddam Hussein bei der Vernehmung über Ereignisse aus dem Jahr 1982 im schiitischen Ort Dudschail rund 40 Kilometer nördlich von Bagdad. Dort waren als Reaktion auf ein gescheitertes Attentat auf Saddam Hussein mehrere Dutzend Schiiten getötet worden. Saddam Hussein trägt in dem Vernehmungs-Video ein weißes Hemd mit offenem Kragen und ein dunkles Sakko darüber.
    Die auf Video aufgenommene Vernehmung des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein ist nach Auffassung seiner Anwälte ungesetzlich, weil sie in Abwesenheit seiner Verteidiger stattfand. Der zu Saddam Husseins Verteidigungsteam gehörende Anwalt Issam Ghassawi sagte der Nachrichtenagentur AFP am 13. Juni in Amman, hinzu komme, dass nicht feststehe, wann die Bilder von der Vernehmung aufgenommen worden seien, ob sie alt seien oder neu.
  • Großbritannien wird seine Truppenstärke im Irak nach Aussage eines führenden Militärs im kommenden Jahr reduzieren und stattdessen mehr Soldaten nach Afghanistan schicken. Nach der für Ende des Jahres geplanten Parlamentswahl im Irak werde Großbritannien nur noch mit einigen Bataillonen im Irak vertreten sein, sagte Generalleutnant Glenn Torpy dem "Daily Telegraph" vom 14. Juni. Die derzeit tausend Soldaten in Afghanistan dagegen würden wahrscheinlich erhebliche Verstärkung bekommen, da geplant sei, dass die britischen Truppen auch in gefährlicheren Regionen des Landes gegen die radikalislamischen Taliban-Kämpfer und den Opiumhandel vorgehen sollen.
  • Bei einem Selbstmordanschlag nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 14. Juni zwei Soldaten getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden zwei weitere Soldaten bei dem Angriff in der Stadt Kan'an verletzt. Der Selbstmordattentäter hatte sein Fahrzeug in eine Patrouille der irakischen Streitkräfte gerammt.
  • Bei einem Bombenanschlag vor einer Bank in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind am 14. Juni mindestens 18 Menschen getötet und mehr als 50 verletzt worden, wie die Behörden mitteilten. Unter den Opfern seien auch Rentner, die vor der Bank warteten, und Kinder, die als Straßenverkäufer arbeiteten, sagte ein Polizeisprecher. Die Bombe war am Straßenrand platziert worden. Zwei Fahrzeuge gingen in Flammen auf. Aus dem Krankenhaus, in das die Opfer gebracht wurden, hieß es, 53 Menschen seien verletzt worden.
  • Generalbundesanwalt Kay Nehm hat drei Männer festnehmen lassen, die von Deutschland aus die Terrorgruppe Ansar el Islam unterstützt haben sollen. Die drei Iraker im Alter zwischen 33 und 43 Jahren sollen für Ansar el Islam "in größerem Umfang" Geld zur Finanzierung von Anschlägen in ihrem Heimatland besorgt haben, teilte die Bundesanwaltschaft am 14. Juni in Karlsruhe mit. Außerdem sollen der in Nürnberg lebende Dieman A.I., der in München lebende Kawa H. und Najat O. aus Bühl Kurierdienste und andere Hilfstätigkeiten für Ansar el Islam übernommen haben. Ihnen soll am Mittwoch vom Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs der Haftbefehl eröffnet werden.
  • In der Stadt Kan'an rund 45 Kilometer nördlich der Hauptstadt rammte am 14. Juni ein Selbstmordattentäter sein Fahrzeug gegen ein Armeefahrzeug. Ein Militärsprecher berichtete, bei der Explosion seien fünf irakische Soldaten getötet und vier Menschen verletzt worden.
  • Der Kurdenpolitiker Massud Barsani hat am 14. Juni sein Amt als Präsident der autonomen Kurdenregion im Irak angetreten. Zur Vereidigung im Parlament der Provinzhauptstadt Erbil kamen der irakische Präsident Dschalal Talabani, ebenfalls ein Kurde, und Parlamentspräsident Hadschem el Hassani, ein Sunnit. Auch der UN-Vertreter im Irak, Ashraf Qazi, und mehrere ausländische Diplomaten waren nach Erbil gereist. Die Zeremonie begann mit der Rezitation einiger Suren aus dem Koran, gefolgt von einer Schweigeminute für die Kurden, die unter der Herrschaft von Ex-Präsident Saddam Hussein getötet wurden. Der Präsident des autonomen Kurdenparlaments, Adnan el Mufti, würdigte die Vereidigung als "historischen Tag". Mit dem Amtsantritt Barsanis beginne eine neue Ära der Stabilisierung der Demokratie.
  • Nahezu einstimmig hat das irakische Parlament am 14. Juni der Übergangsregierung unter Ministerpräsident Ibrahim el Dschaafari und ihrem Regierungsprogramm das Vertrauen ausgesprochen. Das sagte der schiitische Abgeordnete Fattah el Scheich. Im Parlament in Bagdad sitzen 275 Abgeordnete. Die Regierung mit 37 Mitgliedern ist seit dem 8. Mai komplett.
  • Die US-Streitkräfte begingen am 14. Juni den 230. Jahrestag ihrer Gründung. Am gleichen Tag wurde im Süden Iraks ein US-Soldat bei einem Anschlag auf seinen Konvoi getötet. Weitere zwei US-Soldaten kamen ums Leben, als neben ihrem Fahrzeug eine Bombe explodierte. Die Streitkräfte erklärten am 14. Juni, der Anschlag habe sich am 13. Juni in Ramadi ereignet, 115 Kilometer westlich von Bagdad.
  • In der Ortschaft Kanaan in der Nähe von Baakuba wurden am 14. Juni zehn Menschen getötet, als auf einem Markt in der Innenstadt eine Autobombe explodierte, wie ein irakischer Soldat mitteilte. Unter den Toten seien mehrere Soldaten, die zur Verstärkung nach Kanaan geschickt worden waren, nachdem Unbekannte dort eine Polizeiwache angegriffen hatten. Sieben weitere Menschen seien bei dem Attentat am Morgen verletzt worden.
  • Der Irak will seine Ölförderung in den kommenden zehn Jahren verdreifachen. Der Generaldirektor im irakischen Ölministerium, N.K. El Bajati, sagte am 14. Juni auf einer asiatischen Öl- und Gaskonferenz, die Erhöhung der täglichen Fördermenge von derzeit 1,8 Millionen Barrel solle in zwei Phasen realisiert werden: Bis 2010 soll die Fördermenge demnach auf 3,5 bis vier Millionen Barrel pro Tag steigen, bis 2015 sollen dann 5,5 bis sechs Millionen Barrel pro Tag gefördert werden. Nötig dafür seien rund 20 Milliarden Dollar (16,47 Milliarden Euro) ausländischer Investitionen. Irak will das Geld nach den Worten El Bajatis teilweise von der internationalen Staatengemeinschaft leihen und hofft zugleich auf Investitionen ausländischer Ölunternehmen.
  • Der Irak ist nach Einschätzung von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld heute "statistisch" nicht sicherer als nach dem Sturz von Saddam Hussein im April 2003. Mit der Zeit hätten sich die Dinge jedoch verbesssert, sagte Rumsfeld am 14. Juni in britischen Hörfunksender BBC. Am Ende des Krieges seien die irakischen Soldaten geflohen, festgenommen und besiegt worden. Danach habe sich mit der Zeit die Auftstandsbewegung gebildet, die "Höhen und Tiefen" gehabt habe. Eine Menge schlechter Dinge, die hätten geschehen können, seien nicht geschehen.
  • Nach rund sechs Wochen Geiselhaft im Irak ist der Australier Douglas Wood wieder in Freiheit. Wie der australische Premierminister John Howard am 15. Juni mitteilte, ließen die Entführer den 63-Jährigen frei. Er befinde sich sicher in Bagdad. Derzeit werde er ärztlich untersucht, ihm gehe es offenbar gut. Es sei kein Lösegeld gezahlt worden. Über die Umstände der Freilassung machte Howard keine Angaben. Ein irakischer Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, irakische Truppen seien an der Befreiungsaktion beteiligt gewesen. Wo und wie der Einsatz vonstatten ging, präzisierte er nicht.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Kantine der irakischen Armee sind am 15. Juni laut AFP mindestens 17 Soldaten getötet und 28 weitere verletzt worden (dpa sprach von 23 Toten). Ein in Uniform gekleideter Mann habe sich in der Kantine eines Militärstützpunkts in Chales rund 80 Kilometer nördlich von Bagdad in die Luft gesprengt, sagte ein irakischer Offizier. Nach Angaben des irakischen Verteidigungsministeriums ereignete sich die schwere Explosion um die Mittagszeit. Die Verwundeten wurden in Krankenhäuser in der nahe gelegenen Stadt Baakuba gebracht.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeipatrouille in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 15. Juni mindestens acht Polizisten getötet worden. Der Attentäter sei im südlichen Stadtteil Saafaranijah in einem Auto an die Patrouille herangefahren und habe seinen Sprengsatz gezündet, teilte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums mit. Am Anschlagsort seien mindestens zwei Polizeifahrzeuge in Flammen aufgegangen.
  • Die spanischen Sicherheitskräfte haben 16 mutmaßliche Islamisten festgenommen, von denen fünf der Verwicklung in die Terroranschläge vom 11. März 2004 in Madrid verdächtigt werden. Elf weitere stünden in Verbindung mit der Extremistengruppe Ansar el Islam, wie das spanische Innenministerium am 15. Juni in Madrid mitteilte. An dem landesweiten Einsatz in den Regionen um Madrid, Barcelona und Valencia sowie im südlichen Andalusien und der Exklave Ceuta in Marokko seien mehr als 500 Polizisten beteiligt gewesen.
  • Bei einem Granatenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 15. Juni fünf Menschen getötet worden. Sechs weitere Zivilisten hätten Verletzungen erlitten, als im Stadtviertel Schorta Rabia im Westen von Bagdad zwei Mörsergranaten eingeschlagen seien, verlautete aus dem irakischen Innenministerium. Sämtliche Opfer seien ins örtliche Krankenhaus Jarmuk gebracht worden.



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