Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 15. April 2005

Freitag, 1. April, bis Sonntag, 3. April
  • Ein historisches Minarett in der irakischen Stadt Samarra ist am 1. April bei Kämpfen zwischen US-Soldaten und Rebellen schwer beschädigt worden. Die Spitze des 52 Meter hohen Malwija-Spiralturms wurde abgesprengt, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein Polizeivertreter sagte, Rebellen hätten die Spitze des zum Weltkulturerbe zählenden Bauwerks bei einem Angriff beschossen. Trümmer aus gelblichem Sandstein lagen auf der nach oben führenden Spirale herum.
  • Wegen der Tötung eines angeblich schwer verletzten Irakers hat ein Militärgericht in Wiesbaden einen US-Offizier schuldig gesprochen (siehe unsere Chronik vom 31. März) und am 1. April aus dem Heer entlassen. Von einer Haftstrafe sah das Gericht indes ab. Dem 30-jährigen Hauptmann hatten bis zu 10 Jahre Haft wegen Totschlags gedroht. Die Anklage hatte eine Verurteilung wegen Mordes gefordert. Der Angeklagte hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und angegeben, sein Opfer aus Mitleid getötet zu haben, um ihn von seinen Qualen zu erlösen.
  • Der Ausnahmezustand im Irak wird verlängert: Das hat die Übergangsregierung am 1. April beschlossen. Wie schon vor einem Monat wird die Regelung, die die Bewegungsfreiheit der Bürger einschränkt, für weitere 30 Tage ausgedehnt. Der Ausnahmezustand ermöglicht die Verhängung von Ausgangssperren und erweitert die Befugnisse der Sicherheitskräfte. Er gilt bereits seit dem 7. November 2004. Ausgenommen sind nur die Kurdenprovinzen.
  • Am 1. April wurde ein US-Soldat während eines Einsatzes in der westlich von Bagdad gelegenen Stadt Ramadi von Unbekannten erschossen. Das gab das US-Militär am 2. April bekannt.
  • Ein Selbstmordattentäter hat sich am 2. April im Irak in seinem Auto in die Luft gesprengt und dabei vier Polizisten und einen Zivilisten mit in den Tod gerissen. Die Explosion ereignete sich vor einer Polizeiwache in der rund 30 Kilometer östlich von Bagdad gelegenen Stadt Chan Bani Saad. Wie die Polizei weiter mitteilte, wurden bei der Detonation auch drei Menschen verletzt.
  • Im Bagdader Schiitenviertel Sadr City erschossen am 2. April Unbekannte nach Angaben eines Wachmanns einen Vertreter des Bildungsministeriums.
  • In Haditha 350 Kilometer westlich von Bagdad kamen nach Klinikangaben vom 2. April drei Zivilisten bei einem Feuergefecht zwischen US- Soldaten und Aufständischen ums Leben. Aus irakischen Armeekreisen verlautete, Aufständische hätten eine amerikanisch-irakische Patrouille angegriffen. Die US-Soldaten hätten das Feuer erwidert. Den Angaben zufolge hätten US-Hubschrauber in der Stadt auch eine Grundschule beschossen, in der die Angreifer vermutet worden seien. Über mögliche Opfer gab es zunächst keine Angaben.
  • Bei einem Angriff irakischer Rebellen auf das Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad sind am 2. April nach AP-Angaben mindestens 44 US-Soldaten und 12 Häftlinge verletzt worden. Mindestens 40 Aufständische griffen die Gefängnisanlage im Westen der irakischen Hauptstadt am Abend mit Raketen an und zündeten zwei Autobomben. Die US-Soldaten erwiderte das Feuer, wie ein Militärsprecher mitteilte. Das Gefecht dauerte etwa 40 Minuten. Von dem Gelände stiegen Rauchwolken auf. (Einen Tag später lautete die Meldung bei dpa: "Bei dem Angriff auf das Gefängnis von Abu Ghoreib bei Bagdad hat es 2. April nach Angaben des US-Militärs insgesamt mehr als 80 Verletzte gegeben. Auf Seiten der Angreifer seien es schätzungsweise 50 Opfer gewesen, sagte ein Militärsprecher am 4. April in Bagdad.")
  • Mehr als zwei Monate nach der Parlamentswahl hat das irakische Parlament seinen Präsidenten gewählt. Der sunnitische Industrieminister Hadschem el Hassani wurde am 3. April von den Abgeordneten mit 215 von 241 abgegebenen Stimmen an ihre Spitze gesetzt. Zu Hassanis beiden Stellvertretern wurden der Schiite Hussein Tscharistani mit 157 Stimmen und der Kurde Aref Tayfur von der Demokratischen Partei Kurdistan mit 96 Stimmen gewählt.
  • Bei zwei Bombenanschlägen im nordirakischen Mossul sind am 3. April mindestens ein Mensch getötet und fünf weitere verletzt worden. Kurz hintereinander seien zwei Autobomben hochgegangen, als US-Armeekonvois vorbeifuhren, sagten Augenzeugen und Krankenhausmitarbeiter übereinstimmend. Danach ereignete sich die erste Explosion im Viertel Jarmuk im Westen von Mossul, die zweite ereignete sich ungefähr eine Viertelstunde später im Viertel El Mamun im Südwesten der Stadt.
Montag, 4. April, bis Sonntag, 10. April
  • Die US-Armee meldete den Tod eines Marineinfanteristen. Der Soldat sei am 4. April bei einer Explosion in der Provinz El Anbar getötet worden, erklärte das Militär. Ob es sich um einen Anschlag oder einen Unfall handelte, ging daraus nicht hervor.
  • Bei mehreren Anschlägen sind im Irak am 4. April mindestens zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der Nähe eines US-Konvois im Süden von Bagdad wurden vier Zivilisten verletzt, wie das irakische Verteidigungsministerium mitteilte.
    Bei einem Autobombenanschlag im Wohnviertel El Amirija im Westen der Stadt wurden ein Zivilist getötet und zwei weitere verletzt. Der Anschlag habe sich gegen einen Konvoi der irakischen Armee gerichtet, sagte ein Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums.
    In Baakuba rund 60 Kilometer nordöstlich von Bagdad wurde eine Dolmetscherin der Provinzpolizei von Dijala schwer verletzt, als Unbekannte das Feuer auf ihr Fahrzeug eröffneten. Der Vater der jungen Frau wurde nach ärztlichen Angaben bei dem Anschlag getötet.
    In Bagdad wurde ein Sicherheitsleiter des irakischen Innenministeriums entführt. Der General Dschalal Mohammed Salah und seine Leibwächter seien im westlichen Viertel Mansur verschleppt worden, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Salah ist Leiter der 1.600 Mann starken Panzereinheit, die bei Großaktionen gegen Kriminelle und Aufständische zum Einsatz kommt.
  • Bei einem Militäreinsatz in der irakischen Provinz Dijala nordöstlich von Bagdad sind am 4. April zwei US-Soldaten und ein irakischer Soldat getötet worden. Wie die US-Armee mitteilte, nahmen zwei Bataillone der irakischen Armee eine Durchsuchung in der Provinz vor, woraufhin ein Schusswechsel zwischen Aufständischen und den Soldaten begann. Die US-Armee griff den Angaben zufolge mit Unterstützung der Luftwaffe ein. Am 5. April sei der Sucheinsatz fortgesetzt worden.
  • Pulitzer-Preis für Fotografin aus Kaufungen bei Kassel
    Die deutsche Fotografin Anja Niedringhaus ist gemeinsam mit neun weiteren Fotografen der Nachrichtenagentur AP mit dem Pulitzer-Preis für ihre Fotoberichterstattung aus dem Irak ausgezeichnet worden. Die Fotografen von Associated Press erhielten am 4. April den renommierten amerikanischen Journalistenpreis für ihre Pressefotos aus irakischen Städten. Die 39-jährige Niedringhaus aus Kaufungen (Kreis Kassel) bekam als erste deutsche Fotografin einen Pulitzer-Preis. Sie arbeitet seit 2002 für die Nachrichtenagentur AP, davor war sie seit mehr als zehn Jahre lang Bildjournalistin für die "European Pressphoto Agency" (EPA).
  • Auf Fotograf geschossen
    Am 5. April haben US-Streitkräfte nordöstlich von Mosul versehentlich auf einen irakischen Kameramann geschossen. Sie hätten die Kamera des Mannes, der für den US-Sender CBS arbeitet, für eine Waffe gehalten, teilte das Militär mit. Der Mann wurde angeschossen, nach Angaben von CBS aber nicht ernsthaft verletzt. Ein bewaffneter Iraker, der neben dem Kameramann gestanden habe, sei getötet worden, teilte das US-Militär in Bagdad mit. Das Pentagon kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.
  • Widersprüchliche Berichte gab es am 5. April über das Schicksal der drei im Irak entführten rumänischen Journalisten. Rumänische Fernsehsender berichteten unter Berufung auf "gut informierte Quellen", dass die Entführten gerettet worden seien und sich in Bagdad unter dem Schutz "der Koalitionsmächte" befänden. Dies wurde von der rumänischen Regierung jedoch nicht bestätigt.
  • In der Hauptstadt Bagdad wurde am 5. April bei einem Autobombenanschlag ein US-Soldat getötet, wie die Armee mitteilte.
  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte am 5. April mit, es werde die US-Armee zu einer Untersuchung der Meuterei im Gefängnis Camp Bucca vom vergangenen Freitag (1.April) auffordern. Die US-Armee bestätigte erstmals, dass es in dem von ihr verwalteten Gefängnis im Südirak einen Aufstand gab. Bislang hatte sie Berichte darüber dementiert. Laut einer Erklärung der US-Armee wurden bei dem Aufstand in Camp Bucca vier Wächter und zwölf Gefangene leicht verletzt. Häftlinge hätten gegen die Verlegung von Gefangenen protestiert. Während der Unruhen hätten sie Parolen gerufen, Steine geworfen und mehrere Zelte in Brand gesetzt. Der Aufstand sei beendet worden, dabei habe es lediglich leicht Verletzte gegeben. (Bei einer vorangegangenen Meuterei im Camp Bucca waren am 31. Januar vier Insassen getötet worden. In dem Gefängnis nahe der Hafenstadt Um Kasr sind nach US-Angaben 6.054 Gefangene inhaftiert.)
  • Wie US-Außenministerin Condoleezza Rice am 5. April in Washington mitteilte, soll Zalmay Khalilzad neuer amerikanischer Chefdiplomat in Bagdad werden. Der derzeitige US-Botschafter in Afghanistan folgt John Negroponte nach, den Präsident George W. Bush für die neu geschaffene Position des nationalen Geheimdienstdirektors vorgesehen hat. Der in Afghanistan geborene Khalilzad war in den 70er Jahren zum Studium in die USA gekommen und später eingebürgert worden. Bush hatte ihn nach dem Sturz der Taliban zum Sonderbeauftragten der US- Regierung in Kabul und später zum Botschafter gemacht.
  • Talabani zum Staatspräsidenten gewählt
    Das irakische Parlament will am 6. April den Kurdenführer Dschalal Talabani zum neuen Staatspräsidenten wählen. Mehr als zwei Monate nach den Wahlen im Irak soll damit der Weg für die Regierungsbildung freigemacht werden, hieß es in einer Erklärung des Parlaments in Bagdad. Außerdem sollen zwei Stellvertreter bestimmt werden. Talabani, der Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) ist, gehört zu den treuesten Verbündeten der USA im Irak.
  • Nach wochenlangem Tauziehen um die Besetzung des höchsten Staatsamtes wählte das Parlament in Bagdad am 6. April mit großer Mehrheit den Vorsitzenden der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani, zum neuen Staatschef. Der Irak hat damit erstmals in seiner Geschichte einen kurdischen Präsidenten. Talabanis Stellvertreter im dreiköpfigen Präsidialrat wurden der bisherige Übergangspräsident, der Sunnit Ghasi el Jawar, sowie der bisherige Finanzminister, der Schiit Adel Abdel Mahdi. Alle drei Kandidaten erhielten bei der Abstimmung jeweils 228 Stimmen. Von den 275 Abgeordneten waren 257 anwesend; 29 Stimmzettel waren ungültig.
    Nach Angaben von Parlamentspräsident Hassani sollen die Mitglieder des Präsidialrates bereits am 7. April ihren Amtseid ablegen. Laut Talabani will der Präsidialrat am selben Tag den Schiiten Ibrahim Dschaafari zum Ministerpräsidenten ernennen. Das Kabinett werde voraussichtlich kommende Woche feststehen. Alle Ämter gelten bis zu der für Dezember geplanten Parlamentswahl.
    Talabani sagte nach seiner Wahl vor den Abgeordneten, er werde sich am Aufbau eines demokratischen Staates beteiligen, "der die Freiheit für alle garantiert und der dem Terrorismus, der Korruption und dem rassistischen Gedankengut ihre Wurzeln entzieht". Der frühere kurdische Rebellenführer sprach sich für einen Dialog mit den Aufständischen aus: "Die Iraker, die Waffen tragen, um gegen ausländische Kräfte zu kämpfen, sind unsere Brüder und wir können mit ihnen reden", sagte er. Für El-Kaida-Anhänger um den jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi gelte dies nicht. "Es gibt eine Trennlinie zwischen den mit dem Ausland verbundenen Terroristen und den Irakern, die denken, dass ihre bewaffneten Aktionen im Interesse des Irak sind", sagte Talabani.
  • Der neue Staatschef des Irak, Dschalal Talabani, hat am 7. April seinen Amtseid abgelegt. Talabani schwor vor dem Parlament auf den Koran, nachdem die Abgeordneten ihn tags zuvor zum künftigen Präsidenten gewählt hatten. Auch seine Stellvertreter im dreiköpfigen Präsidialrat, der bisherige Übergangspräsident Ghasi el Jawar und der bisherige Finanzminister Adel Abdel Mahdi, wurden vereidigt. Der Präsidialrat soll den künftigen Ministerpräsidenten des Landes bestimmen. Talabani ist der erste kurdische Präsident in der Geschichte des Irak.
  • Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana hat am 7. April dem irakischen Übergangsparlament zur Wahl des Präsidenten, seiner zwei Stellvertreter sowie der Mitglieder des Präsidialrats gratuliert. Diese wichtigen Schritte im Übergangsprozess hätten die Nominierung eines Ministerpräsidenten gemäß der Übergangsbestimmungen ermöglicht, hieß es in einer Stellungnahme Solanas. Seine Glückwünsche richtete Solana an den neuen Parlamentspräsidenten Hadschin el Hassani, seine Stellvertreter Hussein Schahristani und Aref Taifur, Präsident Dschalal Talabani sowie dessen Stellvertreter Ghasi el Jawar und Adel Abdel Mahdi.
  • Der neue irakische Präsident Dschalal Talabani hat nach seiner Vereidigung am 7. April den schiitischen Politiker Ibrahim al-Dschafari mit der Regierungsbildung beauftragt. Al-Dschafari, der Vorsitzender der islamischen Dawa-Partei ist, erklärte, die Verhandlungen zur Besetzung der Ministerposten sollten rasch beginnen. Umstritten soll vor allem die Besetzung des Postens des Ölministers sein.
  • Am Abend des 7. April haben nach Mitteilung der irakischen Streitkräfte drei Maskierte in einem Restaurant der Stadt Basra im Süden des Landes einen Offizier getötet.
  • Bei einem Granatenangriff auf einen Militärkonvoi in Schurgat nördlich von Bagdad wurden am Abend des 7. April vier US-Soldaten verletzt.
  • Eine Polizeipatrouille entdeckte am Abend des 7. April in der Ortschaft Balad Rus, 100 Kilometer östlich von Bagdad, zehn Leichen in Plastiksäcken. Im Leichenschauhaus der Stadt Bakuba hieß es, die Männer seien vor mindestens zwei Tagen erschossen worden.
  • Eine Bombenexplosion in Bagdad hat am 8. April vier Kinder das Leben gekostet. Wie die Polizei mitteilte, sammelten die Kinder Müll im Südosten der irakischen Hauptstadt. Rebellen benutzen häufig am Straßenrand versteckte Bomben für Anschläge auf Militärkonvois.
  • Sieben türkische Lastwagenfahrer wurden bei einem Angriff auf ihren LKW-Konvoi im Norden Kurdistans verletzt. Nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN-Türk vom 8. April brannten sechs Lastwagen vollständig aus.
  • Ein Iraker, der jahrelang in Deutschland lebte und nach seiner Rückkehr in den Irak am 17. März entführt wurde, ist wieder frei. Er sei am Morgen des 8. April von seinen Geiselnehmern auf einer Straße ausgesetzt worden, sagte Hassan el Saidi der Nachrichtenagentur AFP in Amara, rund 370 Kilometer südlich von Bagdad. Seinen Angaben zufolge forderten die Entführer die Freilassung von vier Irakern, die in Deutschland wegen eines geplanten Anschlags auf den irakischen Ex-Regierungschef verdächtigt werden. Die Kidnapper hätten ihn während der dreiwöchigen Gefangenschaft nicht schlecht behandelt, sagte Saidi.
  • Die Parlamentsfraktion des irakischen Übergangsregierungschefs Ijad Allawi wird sich nicht an der neuen Regierung in Bagdad beteiligen. "Die neue Regierung wird eine Koalition zwischen der Vereinigten Irakischen Allianz (der Schiiten) und dem Kurdenbündnis sein", sagte Fraktionsmitglied Adnan al- Dschanabi am 8. April in Bagdad. "Wir werden im Parlament ein alternatives nationales Programm vertreten." Die 40 Mitglieder der Allawi-Fraktion haben sich nach Angaben Al-Dschanabis gegen eine Regierungsbeteiligung entschieden, weil die Schiiten-Allianz (140 Sitze) und die Kurdenparteien (75 Sitze) nicht bereit gewesen seien, ihre Forderungen zu erfüllen. Die Irakische Liste von Allawi habe vier Ministerposten und das Amt des Vizepräsidenten oder des stellvertretenden Parlamentspräsidenten gefordert. An der Ausarbeitung der ständigen Verfassung wollten sich die Allawi-Anhänger jedoch beteiligen.
  • Das US- Militär teilte am 8. April mit, ein amerikanischer Soldat sei am Mittwoch in der westirakischen Provinz Anbar getötet worden.
  • Der Nachrichtensender Al-Arabija strahlte am 8. April ein Video aus, das angeblich von der Terroristengruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi im Irak stammen soll. Auf dem Video ist zu sehen, wie ein fahrender Tanklaster in der westirakischen Aufständischen-Hochburg Ramadi explodiert. Der Sender berichtete, der Anschlag habe einer Straßensperre der amerikanischen Armee gegolten. Außerdem ist zu sehen wie ein Soldat in einem US-Panzer angeschossen wird.
  • Die US-Armee im Irak hat einen irakischen Kameramann des US-Fernsehsenders CBS festgenommen, den sie Anfang der Woche während eines Kampfes mit einem Aufständischen in Mossul verletzt hatte. Es gebe Anlass zur Annahme, dass er eine Bedrohung für die Sicherheit darstelle, erklärte die Armee am 8. April in Bagdad. Es werde untersucht, ob der Kameramann möglicherweise die Aufständischen unterstütze. Der Mann mit dem CBS-Dienstausweis habe sich in der Nähe eines Aufständischen aufgehalten, der Anfang der Woche in Mossul von US-Soldaten getötet wurde.
  • Bei einer Explosion in der Stadt Latifijah sind am Morgen des 9. April 15 irakische Soldaten ums Leben gekommen. Mehrere Soldaten seien verletzt worden, als der Sprengsatz neben mehreren Militärfahrzeugen explodierte, verlautete aus dem Verteidigungsministerium in Bagdad. Latifijah liegt rund vierzig Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt.
  • Bei einem Überfall auf einen Lastwagenkonvoi des Handelsministeriums auf der wichtigsten Verbindungsstraße zwischen der Hafenstadt Basra und der irakischen Hauptstadt wurden am 9. April vier Lkw-Fahrer getötet. Laut Innenministerium konnten nur vier der 14 Lastwagen dem Angriff entkommen, von den anderen fehlte zunächst jede Spur. Bei weiteren Sprengstoffanschlägen und Überfällen im Norden des Landes, darunter auch in Mossul, wurden fünf Menschen getötet.
  • Zum zweiten Jahrestag des Sturzes von Saddam Hussein haben am 9. April zehntausende Anhänger des radikalen Schiitenpredigers Moktada Sadr für den sofortigen Abzug der US-Truppen aus dem Irak demonstriert. Die Massenkundgebung fand auf dem Ferdus-Platz im Zentrum Bagdads statt, auf dem hunderte Iraker und US-Soldaten am 9. April 2003 in einem symbolischen Akt die Statue des gestürzten Machthabers vom Sockel gestoßen hatten. Dem Aufruf zum "gewaltlosen Protest gegen die US-Besatzung" hatten sich auch radikale sunnitische Geistliche angeschlossen, die wie Sadr die ersten freien Wahlen im Irak Ende Januar boykottiert hatten. In seiner von einem Vertrauten verlesenen Brandrede warnte der Schiitenprediger, unter der Präsenz ausländischer Truppen könne es "keinen Frieden und keine Sicherheit" im Lande geben. Wörtlich hieß es in der Rede: "Gott, breche ihnen das Genick, so wie sie uns das Genick gebrochen haben und uns terrorisieren".
  • Der pakistanische Konsul im Irak, Malik Mohamed Javed, ist möglicherweise entführt worden: Wie ein pakistanischer Diplomat am 10. April mitteilte, wird Javed seit dem Abend des 9. April vermisst. Er sei von seinem Gebet in einer Moschee des westlichen Bagdader Stadtteils Amrijah nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die Familie habe daraufhin die Polizei informiert. Von dem Konsul fehle seitdem jede Spur. "Wir wissen nicht, was ihm zugestoßen ist", sagte der pakistanische Geschäftsträger Mohamed Iftikhar Anjum.
  • Das Parteienbündnis um den scheidenden irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi will sich der neuen Koalitionsregierung aus Schiiten und Kurden un doch anschließen. Allawis Irakische Liste werde "aktiv und ernsthaft" in der künftigen Regierung mitarbeiten, sagte Hani Idriss, ein Vertrauter Allawis und ranghohes Mitglied in dessen Partei Nationale Einheitsbewegung, am 10. April in Bagdad. Das wichtigste sei die Beteiligung an der Ausarbeitung der Verfassung und an der Vorbereitung der Parlamentswahl Ende des Jahres, sagte Idriss. Allawi strebe aber kein Ministeramt an, sondern werde nur einfacher Parlamentsabgeordneter sein.
  • Wegen der finanziellen Unterstützung von Aufständischen im Irak ist ein Neffe des gestürzten Machthabers Saddam Hussein festgenommen worden. Ibrahim Sabawi el Tikriti sei in der Nähe der Hauptstadt Bagdad von Sicherheitskräften in Gewahrsam genommen worden, erklärte ein Regierungssprecher am 10. April. Als Sohn von Saddam Husseins Halbbruder, dem ehemaligen Geheimdienstchef Sabawi Ibrahim el Tikriti, habe er zum engen Kreis um den Machthaber gehört und nach der US-Invasion Terroristen unterstützt. Zum genauen Zeitpunkt der Festnahme und den Umständen wurden keine Angaben gemacht. Der Vater, die Nummer 36 auf der Liste der 55 von den USA meistgesuchten Vertreter der ehemaligen irakischen Regierung, war Ende Februar gefasst worden.
  • Trotz der Proteste gegen ausländische Soldaten im Irak sollen nach den Worten des irakischen Präsidenten Dschalal Talabani die US-Truppen noch zwei Jahre bleiben. In diesem Zeitraum könne es geschafft werden, die neue Armee und die Sicherheitskräfte aufzubauen, sagte er dem Sender CNN am 10. April. In der Zwischenzeit sei der Irak auf den Schutz durch die Amerikaner angewiesen.
  • Die US- und irakischen Streitkräfte halten im Irak mehr als 17.000 Frauen und Männer gefangen - die meisten von ihnen ohne eine formale Anklage. Zwei Drittel dieser Häftlinge werden als "Sicherheitsgefangene" eingestuft; sie sitzen ohne offizielle Anklage in US-geführten Gefängnissen, wie der für Gefangenenfragen im Irak zuständige Sprecher der US-Armee, Guy Rudisill, am 10. April der Nachrichtenagentur AFP in Bagdad sagte. Das andere Drittel sitze in irakisch geführten Gefängnissen ein. Laut dem scheidenden irakischen Menschenrechtsminister Bachtiar Amin herrschen dort Bedingungen, die weit unterhalb internationaler Standards liegen und dringender Reformen bedürften.
Montag, 11. April, bis Freitag, 15. April
  • Bei der größten Razzia seit Wochen haben irakische und amerikanische Sicherheitskräfte am 11. April in Bagdad 65 mutmaßliche Aufständische festgenommen. Rund 500 irakische Polizisten und Mitglieder der Nationalgarde sowie mehrere hundert US-Soldaten durchsuchten Gebäude im Stadtviertel Raschid, wie ein US-Militärsprecher mitteilte. Ein irakischer Soldat und ein Verdächtiger seien verletzt worden.
  • In der westirakischen Stadt Kaim wurde am 11. April ein Anschlag auf eine amerikanische Militärbasis verübt. Laut Augenzeugen zündeten zwei Selbstmordattentäter ihre Autobomben vor den Toren des Stützpunktes. Mindestens drei Zivilpersonen seien mit Verletzungen ins örtliche Krankenhaus eingeliefert worden, sagte ein Arzt.
  • Die Entführer eines pakistanischen Diplomaten forderten unterdessen Lösegeld für die Freilassung ihrer Geisel. Das teilte ein Regierungsvertreter am 11. April in Islamabad mit. Malik Mohammed Javed war 9. April in Bagdad verschleppt worden. Nach Angaben des pakistanischen Außenministeriums bekannte sich die bislang unbekannte Gruppierung Omar bin Chattab zur Entführung des Diplomaten.
  • Die irakische Armee hat einen der Entführer der im vergangenen Jahr verschleppten französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot festgenommen. Wie das irakische Verteidigungsministerium am 11. April in Bagdad mitteilte, wurde der Mann bereits am Montag vergangener Woche (4. April) bei einem Einsatz der irakischen Armee gefasst. Er habe gestanden, zwei französische Journalisten und einen Syrer entführt zu haben und an weiteren "terroristischen" Aktivitäten beteiligt gewesen zu sein. In dem Text werden die Namen Malbrunot und Chesnot nicht namentlich genannt. Auch zu den Umständen der Festnahme wurden keine Angaben gemacht.
  • Die USA wollen ihre Truppen im Irak nach Informationen der "New York Times" erheblich reduzieren. Demnach sollen Anfang nächsten Jahres 35.000 der rund 140.000 Soldaten abgezogen werden. Militärplaner sähen bedeutende Fortschritte im Kampf gegen die Aufständischen und bei der Ausbildung irakischer Truppen, berichtet die Zeitung am 11. April unter Berufung auf das Pentagon. Die durchschnittliche Zahl der täglichen Angriffe auf die US-geführten Truppen sei von 140 im Januar auf jetzt 30 bis 40 gefallen, berichtete das Blatt. Die meisten davon richteten sich gegen die irakische Zivilbevölkerung und Sicherheitskräfte. Allerdings liege die Zahl der bewaffneten Rebellen noch immer bei etwa 12.000 bis 20.000.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in der irakischen Stadt Samarra sind am 11. April mindestens zwei Iraker getötet und 19 weitere verletzt worden. Unter den Verletzten seien fünf Kinder und eine Frau, sagte ein Krankenhausarzt in der mehrheitlich von Sunniten bewohnten Stadt rund 125 Kilometer nördlich von Bagdad. Der Anschlag ereignete sich demnach im Ostteil Samarras.
  • Unbekannte haben einen US-Geschäftsmann im Irak entführt. Der Mann sei im Raum Bagdad von der Baustelle eines Wiederaufbauprojekts verschleppt worden, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt am 11. April. Der Vorfall habe sich gegen Mittag ereignet. Weitere Angaben zu den Umständen der Entführung und den Tätern lagen zunächst nicht vor. Seit April vergangenen Jahres wurden im Irak rund 200 Ausländer entführt, meist von Kriminellen, die auf hohe Lösegelder hoffen. Häufig versuchen solche Kriminelle auch, ihre Opfer an Extremisten im Irak zu verkaufen.
  • Unbekannte haben einen US-Geschäftsmann im Irak entführt. Der Mann sei im Raum Bagdad von der Baustelle eines Wiederaufbauprojekts verschleppt worden, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in der irakischen Hauptstadt am 11. April. Der Vorfall habe sich gegen Mittag ereignet.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat die neue Übergangsregierung im Irak vor großangelegten Säuberungsaktionen in Armee und Ministerien gewarnt. "Meine Sorge ist, dass sie reinkommen und den Laden aufräumen", sagte Rumsfeld auf seinem Weg zu einem Überraschungsbesuch in Bagdad am 12. April. Nach Gesprächen mit Präsident Dschalal Talabani und dem künftigen Ministerpräsidenten Ibrahim Dschaafari warnte er vor Verzögerungen auf dem Weg zu einer neuen Verfassung. Auf dem Flug nach Bagdad ging Rumsfeld erstmals ungewöhnlich deutlich auf die Ängste Washingtons ein, Dschafaaris schiitische Vereinigte Irakische Allianz könnte ihren Wahlsieg dazu nutzen, frühere Gegner aus dem Sicherheitsapparat und aus Schlüsselministerien zu entfernen. Vor allem einen drastischen Umbau der Armee "kann man nicht machen, wenn man versucht, eine Kommandokette in den irakischen Sicherheitskräften zu installieren und wenn man einen fanatischen Aufstand besiegen will." Die künftigen Ministerien des Innern und der Verteidigung in Bagdad müssten im Auge behalten, "dass Iraker getötet werden und dass sie besser einen guten Grund für das haben sollten, was sie tun." Vertreter des schiitischen Wahlbündnisses hatten bereits wiederholt einen Umbau des Sicherheitsapparates gefordert; nach ihren Angaben werden vor allem das Innenministerium und der Geheimdienst noch immer von Ex-Baathmitgliedern dominiert. Die USA sind hingegen beim Aufbau der irakischen Streitkräfte auf Veteranen aus der Ära des gestürzten Machthabers Saddam Hussein angewiesen. Die meisten der in den Hochburgen der Aufständischen eingesetzten Elite-Einheiten werden von ehemaligen Baath-Generälen kommandiert. (AFP)
    US-Präsident George W. Bush hat zwei Jahre nach dem Fall von Bagdad die "großen Fortschritte" im Irak auf dem Weg zur Demokratie gewürdigt. In einer Rede am 12. April vor Soldaten in Fort Hood in Texas, die maßgeblich an der Irak-Invasion beteiligt waren, stellte Bush heraus, dass die Zahl der irakischen Sicherheitskräfte ständig wachse und inzwischen größer sei als die der US-Soldaten. Das ermögliche es den USA und deren Verbündeten, zunehmend eine "unterstützende Rolle" im Irak auszuüben.
  • Vier Anführer von islamistischen Gruppen aus dem Umfeld des El-Kaida-Netzwerks sind im Irak gefasst worden. Bei einem gemeinsamen Einsatz der irakischen und der US-Armee am 11. April in Bagdad seien ranghohe Führer der Organisationen Ansar el Sunna, Tauhid wal Dschihad und Ansar el Islam festgenommen worden, sagte der irakische Armeesprecher Ali el Obeidi am 12. April. Den Männern würden Morde, Enthauptungen und Angriffe auf die US- und die irakischen Truppen vorgeworfen, ergänzte ein US-Armeesprecher. Insgesamt wurden bei dem Einsatz im Stadtviertel Dura 67 mutmaßliche Rebellen gefasst.
  • Ein Selbstmordattentäter hat am 12. April in der nordirakischen Stadt Mossul fünf Menschen in den Tod gerissen. Ziel des Autobombenanschlags war nach Polizeiangaben ein amerikanischer Konvoi. Bei den fünf Opfern des Anschlags in Mossul handelt es sich laut Krankenhausangaben um irakische Zivilpersonen. Vier weitere Menschen seien verletzt worden.
  • In Bagdad entging der stellvertretende Innenminister Tarik al Baldawi nur knapp einem Attentat. Wie ein Mitarbeiter des Innenministeriums am 12. April sagte, eröffneten die Angreifer im Stadtteil Adel aus zwei Autos heraus das Feuer auf Al Baldawis Konvoi. Ein Leibwächter sei getötet worden. Drei Personen, darunter ein Sohn Al Baldawis, hätten Verletzungen erlitten.
  • Einen Tag nach dem Besuch von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld im Irak traf am 13. April Vizeaußenminister Robert Zoellick in Bagdad ein. Aus Sicherheitsgründen war die Reise vorher nicht angekündigt worden.
  • Bei einem Bombenanschlag in der Nähe einer Öl-Pipeline im Irak sind am 13. April neun irakische Soldaten ums Leben gekommen. Die mit der Bewachung der Ölfelder bei Kirkuk beauftragten Männer waren nach Armeeangaben gerade mit der Entschärfung einer Bombe beschäftigt, als ein zweiter Sprengsatz hochging. Vier weitere Soldaten wurden bei dem Anschlag verletzt. Auf die Ölförderanlagen im Norden des Irak werden regelmäßig Anschläge verübt.
  • Im Süden des Irak ist ein weiteres Massengrab aus der Zeit der Herrschaft von Saddam Hussein mit dutzenden von Leichen entdeckt worden. Zunächst seien die Überreste von 25 Menschen aus dem Grab am Ufer des Euphrat bei Nassirija geborgen worden, sagte der Sprecher der Provinz Sikar, Haidar Radi, am 13. April. Anwohner hätten am Mittwoch mit Grabungen begonnen, nachdem seit längerer Zeit Gerüchte über die Existenz des Massengrabes rund 375 Kilometer südöstlich von Bagdad kursiert hätten.
  • Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira hat am 13. April Videoaufnahmen eines im Irak entführten Amerikaners gezeigt. Laut CNN hat die amerikanische Botschaft in Bagdad den Mann als Jeffrey Ake aus dem Bundesstaat Indiana identifiziert. Er sei am 11. April auf einer Baustelle in der irakischen Hauptstadt entführt worden. Auf dem Videoband bittet der Entführte die US-Regierung darum, mit den Geiselnehmern über einen Truppenabzug aus dem Irak zu verhandeln. Der mit einem grauen Hemd bekleidete Mann wirkt blass und nervös.
  • Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko hat am 13. April den Abzug der ukrainischen Truppen aus dem Irak bis zum Jahresende verfügt. Wie das Präsidialamt in Kiew mitteilte, unterschrieb Juschtschenko ein entsprechendes Dekret.
  • Die USA haben Verhandlungen mit den Entführern eines US-Bürgers im Irak abgelehnt. Das Weiße Haus und US-Außenministerin Condoleezza Rice bekräftigten am 13. April die US-Position, grundsätzlich nicht mit Geiselnehmern zu reden. Verhandlungen würden "Terroristen ermutigen", sagte Rice nach einem Treffen mit ihrem italienischen Kollegen Gianfranco Fini.
  • Bei einem Feuerüberfall auf ein Polizeirevier in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind am Morgen des 14. April mindestens vier Beamte erschossen worden. Drei weitere Polizisten sowie ein Zivilist seien verletzt worden, als eine Gruppe Unbekannter das Feuer auf die Wache eröffnet habe, teilte die Polizei mit. Das Revier im Stadtteil Adala, wo es häufig zu bewaffneten Überfällen kommt, sei erst vor einer Woche eröffnet worden.
  • Die Explosion zweier Autobomben in Bagdad hat am 14. April 18 Menschen in den Tod gerissen. Bei den fast zeitgleichen Detonationen nahe eines Gebäudes des irakischen Innenministeriums gab es zudem 36 Verletzte, wie die Behörden mitteilten. Bei der Explosion der beiden Sprengsätze starben fünf Müllmänner, wie ein Arbeiter berichtete. Die Wucht der Detonation riss Passanten zu Boden und ließ Fensterscheiben zu Bruch gehen. Eine dritte Autobombe ging nicht hoch.
  • Zweieinhalb Monate nach den Parlamentswahlen im Irak hat der designierte Übergangspremier Ibrahim Dschafari am 14. April die Verhandlungen zur Regierungsbildung abschlossen. Demnach wird sein Kabinett 32 Minister enthalten, einen mehr als bisher. Ein Ministerium für Sicherheit wird neu geschaffen. 17 Ministerien fallen an die Schiiten, neun an die Kurden. Auch christliche und turkmenische Vertreter erhielten Posten. Das Bündnis des scheidenden Premiers Ijad Allawi wird ebenfalls ins Kabinett aufgenommen.
  • Als erste deutsche Hochschule hat die Marburger Universität am Mittwoch einen Kooperationsvertrag mit der Universität Bagdad unterzeichnet. "Das ist für uns ein herausragender Schritt", sagt Uni-Präsident Volker Nienhaus lat FR vom 14. April. Marburg übernimmt damit eine zentrale Rolle beim Aufbau der deutsch-irakischen Wissenschaftsbeziehungen. "Das ist die Tür nach Deutschland", freute sich der Generaldirektor des irakischen Wissenschaftsministeriums, Prof. Sabah Al-Mussawy, bei der Unterzeichnung des Partnerschaftsabkommens. Der Kooperation werde ein hoher politischer Stellenwert beigemessen, ergänzte der Bagdader Uni-Präsident Prof. Mosa Al Mosawi. Mit rund 80.000 Studierenden und 6.500 wissenschaftlichen Mitarbeitern ist die 1957 gegründete Universität von Bagdad wesentlich größer als die 17.000 Studierende umfassende Marburger Hochschule. Zwei der drei - jeweils 25 Kilometer voneinander entfernten - Uni-Standorte in Bagdad wurden während des Krieges fast völlig zerstört und geplündert. Es fehlten fast alle Computer, unzählige Bücher waren verbrannt. Jetzt sei der Lehrbetrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen worden, berichtet Mosawi: "Es gibt jetzt eine offene Atmosphäre." Demokratie und Meinungsfreiheit seien eine "neue Erfahrung". Allerdings hätten die irakischen Forscher in den Jahren der Blockade den Anschluss verpasst. (Quelle: FR, 14. April)
  • Bei einem weiteren Selbstmordanschlag im Irak sind am 14. April vier Polizisten getötet und sechs Zivilisten verletzt worden. Nach irakischen Polizeiangaben jagte sich der Attentäter auf dem Markt der südlich von Bagdad gelegenen Stadt Mahawil in die Luft. Die Verletzten seien ins Krankenhaus gebracht worden. Die Gruppe des jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi und die radikalislamische Gruppierung Ansar el Sunna übernahmen im Internet die Verantwortung für eine Reihe von Anschlägen im Irak, bei denen innerhalb von 24 Stunden insgesamt mehr als 20 Menschen ums Leben kamen.
  • Bei mehreren Anschlägen im Irak sind am 15. April mindestens acht Menschen getötet und weitere zehn verletzt worden.
    Bei einem Autobombenanschlag bei Balad rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad starben allein sechs Menschen.
    In Bagdad wurde ein Zivilist getötet, als eine Bombe neben einem vorüberfahrenden irakischen Militärkonvoi explodierte.
    In Dudschail rund 30 Kilometer nördlich von Bagdad wurde nach Polizeiangaben ein ausländischer Fahrer bei der Explosion einer auf der Straße abgelegten Bombe getötet.
    In der Hauptstadt Bagdad wurden bei einem Selbstmordanschlag auf einen US-Militärkonvoi im Zentrum fünf Menschen verletzt. Der Anschlag habe sich nahe der russischen Botschaft ereignet, hieß es aus dem Innenministerium. Nach Krankenhausangeban war zunächst nicht klar, ob es Tote oder Verletzte unter den US-Soldaten gab. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah an der Explosionsstelle mehrere abgerissene Körperteile sowie ein brennendes Autowrack.
    In der Nacht zum 15. April starben zwei Polizsten bei einem Anschlag in der Region Amer Li östlich von Tikrit.
    Im Bagdader Viertel Wahda kam ein Mensch ums Leben, als eine Granate in einem Gebäude einschlug. Dabei wurden nach Angaben des Besitzers vier Menschen verletzt.
  • Nach dem Mord an einem Inhaftierten ist es im US-Gefängnis Camp Bucca im Südirak erneut zu Ausschreitungen gekommen. Zwölf Gefangene seien verletzt worden, als sich Inhaftierte untereinander Kämpfe lieferten, teilte die US-Armee am 15. April mit. Die Wachmänner hätten die Situation nach dem Beginn der Ausschreitungen in der Nacht unter Kontrolle bekommen und die Verletzten medizinisch versorgt. Der Aufstand richtete sich demnach nicht gegen die US-Kräfte. Die Leiche des Ermordeten solle der irakischen Regierung zur Autopsie übergeben werden.
  • Ein einflussreicher sunnitischer Geistlicher im Irak hat eine Amnestie für einheimische Aufständische gefordert. Ahmed Abdul Ghafur al Samarrai appellierte während der Freitagsgebete am 15. April an den neuen Präsidenten Dschalal Talabani, irakische Gefangene freizulassen. Er solle dem Druck der US-Regierung standhalten, falls diese sich dem widersetze, sagte der Geistliche, der der Sunnitischen Vereinigung muslimischer Gelehrter angehört. Die US-Streitkräfte beziffern die Zahl der im Irak Inhaftierten auf etwa 10.500.



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