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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

17. bis 31. März 2005

Donnerstag, 17. März, bis Sonntag, 20. März
  • Truppenabzug
    Die etwa 150.000 Amerikaner und 8.700 Briten im Irak werden noch von mehr als 15.000 Soldaten aus über 20 anderen Ländern unterstützt. Doch diese "Koalition der Willigen" schrumpft schon seit dem vorigen Jahr. So sieht es Mitte März 2005 aus:
    • Italien, das gut 3.000 Mann im Süden des Irak stationiert hat, will seine Soldaten ab September 2005 heimholen.
    • Polen, das wie Großbritannien und die USA für eine eigene Zone zuständig ist, plant den Abzug seiner 1.700 Mann bis Ende des Jahres
    • Bulgarien will sein Truppenkontingent im Irak reduzieren und erwägt sogar einen vollständigen Abzug seiner Soldaten. Die Truppenstärke solle bis Ende Juni von derzeit 462 Soldaten auf 370 verringert werden, teilte der bulgarische Verteidigungsminister Nikolas Swinarow am 17. März mit. Zudem werde die Regierung noch vor Ende des Monats über einen möglichen Abzug sämtlicher Soldaten beraten.
    • Die Ukraine hat bereits in dieser Woche mit dem Abzug ihres 1.600 Mann starken Kontingents begonnen. Ende Oktober wird Kiew nur noch mit Ausbildern und Zivilkräften im Irak vertreten sein.
    • Die Niederlande haben ihren Einsatz von einst 1.400 Soldaten am 7. März offiziell beendet und das Kommando in Samawa (Provinz Al- Muthanna) an die Briten übergeben. Bis auf ein kleines Kontingent zur Ausbildung irakischer Soldaten sollen alle Niederländer bis Ende Mai abgezogen werden.
    Begonnen hatte der Exodus im Februar 2004. Damals zog Nicaragua aus Geldmangel seine 230 Mann ab. Spanien, das rund 1.300 Soldaten in Nadschaf stationiert hatte, erklärte die Mission Ende April nach dem Wahlsieg der Sozialisten für beendet. Im Mai zogen die Dominikanische Republik und Honduras (je über 300) nach. Die Philippinen (50) beugten sich im Juli der Forderung von Kidnappern. Ungarn (300) zog sich im Dezember zurück, will aber im Zuge des NATO-Hilfsprogramms demnächst Ausbilder für die neue irakische Armee entsenden. Die 120 Mann starke portugiesische Polizeitruppe beendete ihren Einsatz im vorigen Monat.
    Zu den Ländern, die ihre Truppen aufstocken, zählt Australien. Statt etwa 900 Soldaten sollen demnächst 1.400 in der Region Dienst tun. Auch Albanien will sein Kontingent von jetzt 70 auf 120 Mann fast verdoppeln. (Nach: dpa)
  • Die US-Bodentruppen wollen einen Teil ihrer Soldaten im Irak zum Jahreswechsel abziehen. Zahlen wollte der Vize-Chef der US-Bodentruppen, General Richard Cody, am 17. März nicht nennen. Vor April sei die Planung diesbezüglich nicht abgeschlossen. Als Begründung für den geplanten Abzug nannte Cody die Fortschritte im Kampf gegen Rebellen und die positive Entwicklung der Gesamtlage im Irak nach den Wahlen. Die USA reduzieren ihre Truppen im Irak bereits: Von den noch 150.000 Soldaten im Land sollen bis zum Monatsende im Rahmen der üblichen Rotation rund 12.000 abgezogen werden.
  • Bei einem Selbstmordanschlag im Nordirak sind am 17. März zwei Iraker getötet und 15 weitere Menschen verletzt worden. Der Attentäter habe sich in einem Fahrzeug in der nordirakischen Stadt Mossul rund 370 Kilometer nördlich von Bagdad in die Luft gesprengt, teilte ein Sprecher der US-Armee mit. Bei den Verletzten handele es sich um sechs US-Soldaten und neun irakische Zivilisten.
  • Ein im Irak seit mehr als einem Monat als Geisel festgehaltener Schwede ist am 18. März von seinen Entführern freigelassen worden. Wie eine Polizeisprecherin in Stockholm mitteilte, gab das die Familie des irakischstämmigen Mannes bekannt. Sie wisse nicht, ob ein Lösegeld gezahlt worden sei.
  • In Athen haben am Abend des 18. März rund 2.000 Menschen friedlich gegen den US-geführten Militäreinsatz im Irak demonstriert. Zu dem Protest im Zentrum der griechischen Hauptstadt hatte eine, wie AFP meldet, "der griechischen Kommunistischen Partei nahestehende Friedensgruppe" aufgerufen. Demonstranten riefen Solgans wie "Amerikaner Völkermörder, raus aus dem Irak" und "Besatzungstruppen raus aus dem Irak". Die Menge versammelte sich vor der Universität und zog, von einem Großaufgebot der Polizei begleitet, vor die US-Botschaft. Für Samstag ist erneut eine Irak-Demonstration in Athen geplant.
  • Bei einem Bombenanschlag auf eine Begräbnisprozession in der nordirakischen Stadt Kirkuk sind am 19. März drei Polizisten getötet worden. Sie trugen gerade einen Kollegen zu Grabe, der am Morgen auf dem Weg zur Arbeit erschossen worden war. Zwei weitere Polizisten wurden bei dem Anschlag verletzt, wie ein Sprecher mitteilte.
  • In der Nähe der Rebellenhochburg Ramadi zündete am Morgen des 19. März ein Selbstmordattentäter eine Autobombe, als eine US-Patrouille vorbeizog, wie die irakische Polizei mitteilte. Berichte über Opfer oder eine Bestätigung der US-Streitkräfte lagen zunächst nicht vor.
  • Zum zweiten Jahrestag des US-Einmarsches im Irak sind weltweit zahlreiche Menschen gegen den Krieg auf die Straße gegangen. Allein in London protestierten nach Angaben der Organisatoren bis zu 150.000 Menschen. Die Demonstranten zogen in teils karnevalesker Aufmachung durch die Londoner Innenstadt. Auch Parolen wie "Kein Krieg im Iran" waren zu sehen.
    In der griechischen Hauptstadt Athen zogen nach einem Rockkonzert am Nachmittag rund 5.000 Menschen durch die Straßen. Auch im nordgriechischen Thessaloniki versammelten sich hunderte Menschen zu Protesten vor den Konsulaten der USA und Großbritanniens.
    In der Innenstadt von Rom fanden sich Zehntausende Demonstranten gegen die italienische Unterstützung des Irak-Kriegs zusammen. Vermummte und mit Schlagstöcken bewaffnete Polizeikräfte griffen mehrfach gewalttätig ein, um kleine Gruppen am Vordringen zum Amtssitz von Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu hindern. Inoffiziellen Angaben zufolge zogen sogar mehr als 100 000 Demonstranten durch das Zentrum der Stadt.
    In der schwedischen Hauptstadt Stockholm protestierten nach Polizeiangaben zwischen 500 und 1.000 Menschen gegen die US-Politik in verschiedenen Teilen der Welt.
    In der Türkei gab es Demonstrationen in mehreren Städten. In der Hauptstadt Ankara, in Istanbul und Adana versammelten sich die Demonstranten vor Vertretungen der US-Regierung und protestierten gegen die "Besatzung" des Irak, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. "USA, 'raus aus dem Irak", war auf Spruchbändern der Demonstranten in Istanbul zu lesen. Hier demonstrierten laut AP 15.000 Menschen.
    In San Francisco in Kalifornien versammelten sich ebenfalls mehrere tausend Menschen, hunderte ähnliche Veranstaltungen waren im ganzen Land geplant (Laut Friedensbewegung in mehr als 700 Städten). In New York zog eine Gruppe Demonstranten mit in US-Flaggen gehüllten Särgen über die 42. Straße. Sie forderten, die amerikanischen Soldaten sofort nach Hause zu holen. In Manhattan demonstrierten 300 Menschen vor einem Büro der Streitkräfte am Times Square. Seit Beginn des Krieges wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP mindestens 1.519 amerikanische Soldaten im Irak getötet. - Das International Action Center sprach von 15.000 Demonstranten, die sich mit weiteren "Tausenden" im Central Park versammelten, die bereits vorher dort waren.
    In der größten brasilianischen Stadt Sao Paulo gingen 1.000 Menschen auf die Straße. Sie sangen Antikriegslieder und verurteilten auf Plakaten den Irak-Krieg. In der Hauptstadt Brasilia verbrannte eine Gruppe Demonstranten vor der US-Botschaft eine amerikanische Flagge.
  • In seiner wöchentlichen Radioansprache sagte Bush am 19. März, der "Sieg der Freiheit" im Irak stärke den "neuen Verbündeten im Kampf gegen den Terror" und inspiriere demokratische Reformer "von Beirut bis Teheran". Der am 20. März 2003 begonnene Krieg (US-Zeit: 19. März) gegen den Irak habe die USA sicherer gemacht und einen Wandel in der Region des Nahen und Mittleren Ostens eingeleitet.
  • Der designierte irakische Regierungschef Ibrahim al Dschaafari will mit harter Hand gegen den Terror in seinem Land durchgreifen. Er werde sich dafür einsetzen, "dass überführte Terroristen öffentlich und schonungslos abgeurteilt werden", kündigte al Dschaafari im einem am 19. März veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" an. "Es darf keine Milde für Mörder geben." Gleichzeitig räumte er aber Defizite und Überforderung bei Polizei und Sicherheitskräften ein.
  • Ein Selbstmordanschlag im Emirat Katar hat einen Briten das Leben gekostet. Zwölf Menschen wurden verletzt, als der Sprengsatz am Abend des 19. März vor einem Theater in der Hauptstadt Doha detonierte. Das Theater liegt in einem Stadtteil, in dem auch die britische Schule und die US-Botschaft angesiedelt sind. Zu dem Anschlag bekannt sich zunächst niemand. Es war nicht klar, ob ein Zusammenhang mit dem zweiten Jahrestag der US-Invasion im Irak bestand. Das katarische Innenministerium erklärte in einer Stellungnahme, der Ägypter Omar Ahmed Abdullah habe den Anschlag verübt, wie der Fernsehsender Al Dschasira berichtete. Ihm habe auch das Auto gehört, in dem der Sprengsatz detoniert gewesen sei. Das britische Außenministerium bestätigte den Tod eines Briten und entsandte ein Notfallteam, das die Briten in Katar unterstützen soll.
  • In einem Verwaltungsgebäude der nordirakischen Stadt Mossul ist am Morgen des 20. März ein Selbstmordanschlag verübt worden. Nach Angaben der Polizei gab es mehrere Opfer. Später hieß es, der Leiter der Antikorruptionsbehörde, General Walid Kaschmula, sei getötet worden, außerdem starben bei dem Anschlag zwei Leibwächter Kaschmulas. Der Selbstmordattentäter habe sich am Morgen in der Zentrale der Antikorruptionsbehörde in die Luft gesprengt, teilte ein Polizeivertreter weiter mit.
  • Bei Sprengstoffanschlägen sollen im Westirak bis zu vier Menschen ums Leben gekommen sein. Ein Krankenhausarzt von Abu Ghoreib erklärte, amerikanische Soldaten hätten, nachdem ein Sprengsatz neben ihrem Konvoi explodiert sei, das Feuer eröffnet und dabei einen irakischen Zivilisten getötet.
  • Augenzeugen in Falludscha berichteten am 20. März, an einer Schnellstraße hätten Aufständische einen Sprengsatz neben einem "Geländewagen mit Ausländern" zur Explosion gebracht. Drei Fahrzeuginsassen seien vermutlich tot.
  • Bei einem weiteren Sprengstoffanschlag wurden in der Nähe der südirakischen Stadt Basra ein irakischer Zivilist getötet und ein Polizist verletzt.
    Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der Nähe der nordirakischen Stadt Kirkuk kam ein US-Soldat ums Leben, drei weitere wurden verletzt.
  • Der im Irak untergetauchte Terroristenführer Abu Mussab al-Sarkawi ist von einem Militärgericht in Jordanien zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, unter anderem im August 2003 den Selbstmordanschlag auf die jordanische Botschaft in Bagdad geplant zu haben. Damals kamen 18 Menschen ums Leben. Der Jordanier wurde in Abwesenheit verurteilt. (dpa, 20. März)
  • Die US-Armee hat bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in der irakischen Hauptstadt Bagdad am 20. März mindestens 24 Aufständische getötet. Sieben weitere "Terroristen" sowie sechs US-Soldaten seien dabei verletzt worden, teilte die US-Armee in einer Stellungnahme mit. Zu dem Vorfall sei es gekommen, als die Aufständischen eine Stellung der Koalitionstruppen in einem Vorort von Bagdad angegriffen hätten.
  • Die irakische Regierung hat ihren Botschafter aus Jordanien zurückgerufen. Das berichtete der Fernsehsender El Arabija am 20. März. Die Beziehungen zwischen Bagdad und Amman sind durch Berichte belastet, dass ein Jordanier im vergangenen Monat ein Selbstmordattentat in Hilla verübt haben soll. Bei dem Anschlag waren 133 Menschen ums Leben gekommen. Irakische Politiker hatten Amman in den vergangenen Wochen vorgeworfen, Terroristen nicht daran gehindert zu haben, in den Irak zu gelangen.
Montag, 21. März, bis Sonntag, 27. März
  • Aufständische haben im Westen der irakischen Hauptstadt Bagdad einen US-Soldaten getötet. Wie die US-Armee am 21. März mitteilte, ereignete sich der Vorfall am 20. März in der Provinz Anbar. Der Marineinfanterist war den Angaben zufolge an einem "Einsatz zur Herstellung von Sicherheit und Stabilität" beteiligt.
  • In der umkämpften Provinz Anbar westlich von Bagdad ist ein weiterer US-Soldat ums Leben gekommen. Der Marineinfanterist sei am 21. März beim einem Militäreinsatz getötet worden, teilten die Streitkräfte am Dienstag mit, ohne Einzelheiten zu nennen.
  • Bei Anschlägen und Explosionen sind am 21. März im Irak sieben Menschen getötet worden. In einem Dorf rund hundert Kilometer südlich von Bagdad starben drei Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, die beim Spielen nahe einer verlassenen Kaserne versehentlich eine Bombenexplosion auslösten. Zwei Frauen wurden bei dem Vorfall verletzt. Zudem wurden drei irakische Soldaten und ein Zivilist bei Angriffen Aufständischer getötet, wie Sicherheitskräfte und Krankenhäuser mitteilten.
  • Angesichts sinkender Rekrutenzahlen hat die US-Armee das Rekrutierungsalter für die Nationalgarde und die Reserve von 35 auf 40 Jahre erhöht. Das teilten die US-Bodentruppen am 21. März mit. Die Anforderungen an die körperliche Leistungsfähigkeit und die Gesundheit blieben aber für alle potenziellen Rekruten gleich. Die neue Altersregelung soll zunächst drei Jahre lang gelten. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass ältere Rekruten dank ihrer Motivation, Loyalität und ihres Patriotismus' hervorragende Soldaten sind", hieß es dazu in einer Erklärung. Einem Armeesprecher zufolge kann die Reserve und die Nationalgarde nun statt mit 22,6 Millionen mit mehr als 80 Millionen Kandidaten rechnen. Laut Regierungsangaben sind derzeit 46 Prozent der US-Reservisten im Irak und in Afghanistan im Einsatz.
  • Unbekannte haben in der irakischen Hauptstadt Bagdad den Fahrer eines ranghohen Ministerialbeamten erschossen. Die Täter hätten den Chauffeur am 22. März im südlichen Stadtviertel Dora getötet, als er mit seinem Privatwagen auf dem Weg zur Arbeit gewesen sei, verlautete aus dem irakischen Innenministerium.
  • Am 22. März wurden bei der Explosion einer Bombe, die eine US-Patrouille treffen sollte, vier Zivilpersonen getötet. Krankenhausmitarbeiter in der nördlichen Stadt Mossul berichteten, der Sprengsatz sei detoniert, als ein Schützenpanzer über einer Brücke gefahren sei. Ob auch US-Soldaten getötet oder verletzt wurden, war zunächst unklar.
  • Der bulgarische Verteidigungsminister Nikolai Swinarow hat sich für einen Abzug der bulgarischen Truppen aus dem Irak bis Ende 2005 ausgesprochen. Er sei dafür, die bulgarischen Soldaten in einem einzigen Zug heimzuholen, sagte Swinarow am 22. März nach einem Gespräch mit seinem rumänischen Kollegen Theodor Anastassju in Sofia.
  • Bei ihren Beratungen über die Regierungsbildung im Irak haben sich die Vertreter der wichtigsten schiitischen und kurdischen Parteien über die Aufteilung der Ministerposten geeinigt. Die Schiiten sollten 16 bis 17 Minister stellen, die Kurden sieben bis acht und die sunnitische Minderheit zwischen vier und sechs, sagte eine schiitische Unterhändlerin am 22. März. Je ein Ministerium solle an die christliche und die turkmenische Minderheit im Irak gehen. Von kurdischer Seite wurden die Angaben bestätigt.
  • Bei einer Großrazzia nahe Bagdad hat die irakische Polizei 30 Terrorverdächtige festgenommen, die der El Kaida oder ihrer Schwesterorganisation Ansar el Islam angehören sollen. Den Verdächtigen würden unter anderem drei Morde durch Enthauptung, die Vergewaltigung von drei Frauen sowie 40 weitere Tötungsdelikte zur Last gelegt, sagte General Adel Molan am 22. März in Bagdad. Unter den Getöteten seien Sicherheitskräfte und Verwaltungsbeamte. Die Verdächtigen seien in der Ortschaft Baladrus, die 60 Kilometer von Bagdad entfernt liegt, gefasst worden.
  • Bei einer Razzia in einem Rebellen-Ausbildungslager im Irak sind mindestens sieben irakische Sicherheitskräfte getötet worden. Das Polizeikommando wurde am 22. März während des Einsatzes in dem Lager bei Lake Tharthar nördlich von Bagdad angegriffen, wie die US-Armee mitteilte. Die Zahl der bei dem Gefecht getöteten Aufständischen und ausländischen Kämpfer ist bisher nicht bekannt. US-Soldaten kamen den Angaben zufolge nicht ums Leben. (AFP)
    Später meldete dpa zu dem Vorfall: "Bei einem Gefecht zwischen Aufständischen und Soldaten im Irak 87 Menschen getötet worden. Wie in der Provinzhauptstadt Tikrit aus Polizeikreisen bekannt wurde, töteten irakische Soldaten in einem angeblichen Rebellen-Ausbildungslager nordwestlich von Bagdad 80 bewaffnete Männer. Die US-Armee berichtete, sieben irakische Soldaten seien außerdem ums Leben gekommen. Vier Kinder starben als Rebellen mehrere Mörsergranaten auf eine Grundschule in Bagdad abfeuerten."
  • Der Verteidigungsausschuss des britischen Unterhauses hat der Irak-Kriegskoalition schwere Versäumnisse bei der Kriegsplanung bescheinigt. Wegen einer "Serie von Fehlern und Fehleinschätzungen", die zur Instabilität nach dem Krieg beigetragen hätten, sei die Präsenz der britischen Truppen im Irak in der gegenwärtigen Stärke von 8.000 Mann mindestens bis zum kommenden Jahr nötig, hieß es in einem Bericht über die Entwicklung seit Kriegsende, der in London am 24. März vorgelegt wurde.
    Die Kriegskoalition im Irak hatte es nach Ansicht der britischen Abgeordneten vor allem versäumt, nach dem Ende des Kriegs unverzüglich einen einheimischen Sicherheitsapparat aufzubauen. Dies sei "erst mit Verspätung" und dann "in nicht gut koordinierter Weise" erfolgt, urteilte der Ausschuss. Die US-geführte Übergangsverwaltung habe zudem versäumt, die im ganzen Land versteckten Waffenlager auszuheben; aus diesen Lagern speise sich nun das Waffenarsenal der Aufständischen.
    Wegen der unsicheren Lage müssten sich die internationalen Truppen darauf einstellen, noch eine "beträchtliche Zeit" im Irak zu bleiben. "Erfahrungsgemäß benötigen Einsätze zum Aufbau einer Nation, wie nun im Irak, den ernsthaften Einsatz von Zeit, Energie, Finanzmitteln und politischer Entschlossenheit", schrieben die Ausschussmitglieder. Für Premierminister Tony Blair kommt der kritische Bericht zu einem heiklen Zeitpunkt: Voraussichtlich Anfang Mai will er ein neues Parlament wählen lassen. (AFP)
  • Eine Gruppe irakischer Polizisten hat laut AP am 24. März versehentlich das Feuer auf eine Einheit Soldaten eröffnet. In einem zehnminütigen Gefecht wurden fünf Menschen getötet. Der Vorfall ereignete sich in der nordirakischen Stadt Rabia. Die Soldaten in Rabia, das rund 145 Kilometer westlich von Mossul liegt, trugen Zivilkleidung, wie der Polizeichef der Region, Ahmed Mohammed Chalaf, mitteilte. Die Polizisten hätten sie deshalb für Aufständische gehalten. Bei dem Feuergefecht starben drei Soldaten und zwei Polizisten, acht Personen wurden verletzt.
  • In Falludscha verhängten die Sicherheitskräfte am 24. März ein Ausgehverbot, nachdem es in einem Stadtteil zu einem Feuergefecht gekommen war.
  • Im Süden Iraks forderten am 24. März rund 200 Demonstranten in Basra, dass ein Vertreter ihrer Region neuer Ölminister des Landes werden sollte. Einige drohten sogar mit einem Streik, falls dieser Forderung nicht entsprochen werden sollte.
  • Ein Selbstmordattentäter hat nahe der irakischen Stadt Ramadi elf einheimische Soldaten mit in den Tod gerissen. 15 weitere Personen wurden bei dem Anschlag am Abend des 24. März verletzt, wie ein US-Militärsprecher am 25. März mitteilte. Der Täter zündete nahe einer Straßenkontrolle östlich von Ramadi eine Autobombe. Unter den Verletzten waren neun irakische Sicherheitskräfte, zwei US-Soldaten und drei Zivilisten.
  • Laut AFP sind fünf Putzfrauen (in der AP-Meldung: Dolmetscherinnen) getötet worden, die auf einem US-Stützpunkt angestellt waren. Bewaffnete Männer hätten sich den Irakerinnen am 24. März im Osten der Hauptstadt Bagdad in einem Pkw genähert und auf sie geschossen, hieß es am 25. März aus dem irakischen Innenministerium. Die Frauen hätten auf dem Stützpunkt Rostamija südöstlich von Bagdad gearbeitet. Im Irak werden immer wieder Einheimische angegriffen, die für ausländische Streitkräfte tätig sind.
  • Die aus irakischer Geiselhaft befreite italienische Journalistin Giuliana Sgrena hat am 24. März nach knapp drei Wochen das Krankenhaus in Rom verlassen. Die 56-jährige Korrespondentin der italienischen Zeitung "Il Manifesto" und der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" war am 4. März nach ihrer Befreiung verletzt worden, als US-Soldaten ihren Fahrzeugkonvoi auf dem Weg zum Bagdader Flughafen beschossen. Sie musste anschließend an der Lunge und der Schulter operiert werden.
  • Die am 23. März erstmals gemeldete Entführung eines möglicherweise aus Deutschland stammenden Mannes im Irak gibt den Behörden Rätsel auf. Es deute alles darauf hin, dass es sich um keinen deutschen Staatsangehörigen handle, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Ein Sprecher der Bremer Innenverwaltung bestätigte, dass der Mann in Deutschland Asyl beantragt habe und immer noch in Bremen gemeldet sei. Laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bezichtigt sich eine unbekannte Gruppe der Entführung eines Deutschen und fordert die Freilassung aller inhaftierten Moslems in Deutschland. Der Sprecher der Bremer Innenverwaltung sagte, der Entführte sei "wahrscheinlich Iraker, der als politisch Verfolgter unter dem Regime von Saddam Hussein als Asylbewerber anerkannt worden ist". Der Mann sei 1997 oder 1998 eingereist, seitdem lebe er in Bremen. Er habe allerdings keinen deutschen Pass, sondern ein Ersatzdokument, mit dem er als Asylbewerber reisen dürfe. Laut "Spiegel" verlangte die Gruppe namens "Beschützer der Islam-Brigade" auch, dass Deutschland die Sicherheitszusammenarbeit mit der irakischen Regierung einstellt. (AFP, 24. März)
  • Zwei Monate nach den Parlamentswahlen im Irak zieht sich die Bildung einer neuen Regierung weiter. Die für den 26. März geplante Sitzung der Nationalversammlung, bei der ein neuer Regierungschef vorgeschlagen werden sollte, wird voraussichtlich verschoben, hieß es am 25. März. Bei der Sitzung sollten auch der Parlamentspräsident und der Staatspräsident gewählt werden.
  • Zwei amerikanische Soldaten sind am 26. März bei einem Anschlag in der irakischen Hauptstadt getötet worden. Zwei weitere Soldaten wurden verletzt. Die Soldaten seien auf Patrouille gewesen, als ein Sprengsatz neben ihnen explodierte, teilte das Militär mit.
    Bereits am Vortag war in der Unruheprovinz Anbar westlich von Bagdad ein US- Soldat getötet worden.
  • Mit Unterstützung der US-Truppen haben irakische Soldaten bei einer Razzia 121 Verdächtige festgenommen und ein Waffenlager ausgehoben. Ein Vertreter des Außenministeriums erklärte am 26. März, einige der Verdächtigen hätten offenbar geplant, während einer religiösen Feier in Kerbela in den kommenden Tagen schiitische Gläubige anzugreifen. Die Soldaten beschlagnahmten bei der Razzia in Musajjib südlich von Bagdad hunderte Kalaschnikow-Gewehre, Panzerfäuste, Autobomben, Raketen und Munition.
  • US-Soldaten verhinderten einen Massenausbruch irakischer Häftlinge, die durch einen Tunnel aus einem Gefangenenlager entkommen wollten. Der 180 Meter lange Tunnel habe aus dem Camp Bucca geführt, entkommen sei jedoch niemand, sagte Militärsprecherin Flora Lee am 26. März. Die Häftlinge hätten offenbar einen Eimer und eine selbst gebaute Schaufel benutzt, um den Tunnel zu graben. Das Wachpersonal sei jedoch aufmerksam geworden, nachdem es im Inneren des Lagers größere Mengen Erde entdeckt habe. In Camp Bucca nahe der Stadt Umm Kasr im Süden des Landes werden derzeit mehr als 6.000 Menschen festgehalten.
  • Die Aufständischen im Irak haben wieder eine Geisel ermordet. Im Internet wurde am 27. März ein Video veröffentlicht, auf dem das Verbrechen zu sehen ist. Ein Mann hält zunächst einen Ausweis in die Kamera, der ihn als Mitarbeiter des irakischen Innenministeriums identifiziert. Das Opfer sitzt zwischen zwei maskierten Männern, im Hintergrund hängt das Banner der Gruppe Al Kaida im Irak des jordanischen Extremisten Abu Mussab al Sarkawi. Der Mann, mit braunem Hemd und beige-farbener Hose bekleidet, gibt an, als Verbindungsoffizier zu den US-Streitkräften gearbeitet zu haben.
  • Soldaten der US-Armee haben nicht nur im berüchtigten Abu-Ghraib-Gefängnis gezielt Gefangene misshandelt. Dies geht aus 1.200 Seiten umfassenden Dokumenten hervor, die das US-Verteidigungsministerium in Washington am 25. März veröffentlichte. Darin wird unter anderem der Fall eines Gefangenen im nordirakischen Mossul geschildert, der nach erzwungenen körperlichen Übungen einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. "Folter von Gefangenen war viel weiter verbreitet, als die Regierung bislang zugegeben hat", sagte Jameel Jaffer, der Anwalt der US-Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union (ACLU). Die Dokumente seien ein Beleg für "eklatantes Führungsversagen". (AFP, 27. März)
Montag, 28. März, bis Donnerstag, 31. März
  • Bei zahlreichen Anschlägen und Gewalttaten im Irak sind am 28. März mindestens zwölf Iraker getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Das geht aus Angaben der Krankenhäuser und von Seiten der irakischen Behörden hervor. Im rund 60 Kilometer von Bagdad entfernten Mussajeb starben laut Polizei zwei Polizisten, als ein mit einem Sprengsatz präpariertes Fahrrad explodierte; zehn weitere Menschen wurden dabei verletzt.
    In Dura südlich von Bagdad wurden nach Angaben des irakischen Verteidigungsministeriums der Leiter einer Polizeiwache und dessen Fahrer von Unbekannten aus einem Auto erschossen.
    Im Südwesten von Bagdad kamen ein Polizist und ein Straßenfeger ums Leben, als ein Sprengsatz in einem Müllhaufen explodierte, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
  • Das neue irakische Parlament hat am 29. März nicht, wie vorgesehen, ein Präsidium wählen können. Das soll nun am 3. April nachgeholt werden.
  • In Bagdad wurden am 29. März drei rumänische Journalisten entführt. Rumänien hat etwa 800 Soldaten im Irak stationiert.
  • Eine der militantesten Gruppen im Irak hat im Internet ein Video von der Tötung von drei Männern veröffentlicht, die für eine jordanische Firma als Lastwagenfahrer gearbeitet haben sollen. Die Identität und Nationalität der Männer war unklar, ihrem Akzent zufolge handelte es sich um Iraker. In dem Video, das am 29. März auf einer islamistischen Web-Site erschien, wurde den Männern in einer wüstenartigen Gegend in den Hinterkopf geschossen.
  • Ein UN-Untersuchungsbericht zur Korruptionsaffäre um das Irak-Hilfsprogramm "Öl für Lebensmittel" übt deutliche Kritik am Verhalten von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Zwar kommt der am 29. März in New York vorgelegte Zwischenbericht zu dem Schluss, Annan habe keinen ungebührlichen Einfluss auf die UN-Auftragsvergabe an die Schweizer Firma Cotecna genommen, bei der sein Sohn Kojo beschäftigt war. Doch habe der Generalsekretär einen möglichen Interessenskonflikt bei dem Auftrag nicht "angemessen" untersuchen lassen. In den Mittelpunkt seiner Kritik stellt das Gremium Annans Sohn, dessen Arbeitgeber Cotecna zwischen 1999 und 2003 von den Vereinten Nationen mit der Überwachung von Lebensmitteleinfuhren in den Irak im Rahmen des Hilfsprogramms beauftragt war. Kojo Annan arbeitete zwar nur von 1995 bis Ende 1998 für das Unternehmen, wurde aber noch bis Februar 2004 weiter bezahlt. Dies hatte den Verdacht genährt, der Sohn des Generalsekretärs habe seine Beziehungen spielen lassen, um der Firma den millionschweren Auftrag zuzuschanzen. Die Firma und Kojo Annan bestreiten dies. In dem Untersuchungsbericht hieß es nun, Kojo Annan habe zusammen mit Cotecna versucht, seine Verbindungen zu einer Schweizer Firma zu verschleiern. Nach Ende seiner Arbeit für das Unternehmen habe er seine fortbestehenden finanziellen Beziehungen zu der Firma "absichtlich" vor seinem Vater verborgen. Das Untersuchungsgremium fand außerdem heraus, dass Annans früher Stabschef Iqbal Riza im April 2004 die Vernichtung von zahlreichen Dokumenten veranlassen ließ, die für die Aufarbeitung des Korruptionsaffäre "potenziell relevant" gewesen wären. Riza habe damals gewusst, dass eine Untersuchung des Skandals bevorstand.
  • Der frühere Oberbefehlshaber der US-Armee im Irak, General Ricardo Sanchez, hat nach Angaben von US-Bürgerrechtlern den Einsatz von Hunden und andere illegale Techniken beim Verhören von Gefangenen erlaubt. Sanchez habe in einem Memorandum vom September 2003 zwölf Verhörmethoden zugelassen, die "klar" gegen die Genfer Konventionen, aber auch gegen Standards der US-Armee verstießen, erklärte die Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union (ACLU) am 29. März in Washington. Dazu gehörten der Einsatz von Hunden mit Maulkorb, die die "Angst der Moslems vor Hunden" ausnutze, und schmerzhafte "Stresspositionen" für die Häftlinge. In dem Memo, das Sanchez' Unterschrift trage, würden auch die Isolierung von Gefangenen sowie Schlaf- und Essensentzug erlaubt, erklärte die ACLU weiter.
  • Die amerikanische Menschenrechtsgruppe Human Rights First äußerte sich besorgt über die steigenden Häftlingszahlen in Einrichtungen der US-Streitkräfte im Irak. In den vergangenen fünf Monaten hat sich die Zahl der in Militärgefängnissen und Stützpunkten festgehaltenen Iraker mehr als verdoppelt. Gegenwärtig halten die US-Streitkräfte im Irak 10.500 Menschen gefangen, darunter etwa 100 Minderjährige unter 18 Jahren, wie Militärsprecher Guy Rudisill am 30. März mitteilte. Nach Ansicht von Human Rights First steigt mit der Zahl der Häftlinge auch das Risiko von Misshandlungen.
  • Bei neuen Anschlägen und Gewalttaten im Irak sind am 30. März mindestens fünf Menschen getötet worden. Nach Angaben des Innenministeriums wurden bei einem Autobombenanschlag nahe einer Schule im westlichen Bagdader Vorort Abu Ghraib ein Wärter getötet und fünf weitere Zivilisten zum Teil schwer verletzt.
    60 Kilometer nordöstlich von Bagdad starben nach Angaben der irakischen Armee zwei Männer, als ihr mit Sprengstoff präparierter Wagen vorzeitig explodierte.
    In den Morgenstunden wurde laut Armee ein Aufständischer bei einem Feuergefecht nahe der Stadt Balad getötet.
    Wie die irakische Polizei mitteilte, entführten Unbekannte 40 Kilometer nördlich von Bagdad einen Fahrer und töteten dessen Passagier.
  • Seit dem Einmarsch der US-Streitkräfte in den Irak hat sich die Zahl hungerleidender Kinder nahezu verdoppelt. Das geht aus einem Bericht hervor, den der UN-Beauftragte für das Recht auf Nahrung, Jean Ziegler, am 30. März in Genf vorlegte. 7,7 Prozent der Kinder unter fünf Jahren litten an akuten Mangelerscheinungen. Nach dem Sturz Saddam Husseins im April 2003 seien es vier Prozent gewesen, erklärte Ziegler. Die Zunahme sei "eine Folge des von den Koalitionstruppen geführten Kriegs".
  • Mit einem emotionalen Appell an die Geiselnehmer haben zahlreiche französische Abgeordnete am 30. März für die Freilassung der im Irak entführten Journalistin Florence Aubenas demonstriert. Vor dem Eiffelturm ließen die Parlamentarier lila Luftballons mit der Aufschrift "Florence und Hussein" aufsteigen. Hussein Hanun, der Übersetzer von Aubenas, war am 5. Januar gemeinsam mit der "Libération"-Reporterin entführt worden. Das letzte Lebenszeichen war ein am 1. März veröffentlichtes Video, auf dem Aubenas um Hilfe flehte.
  • Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell hat diplomatische Fehler bei der Vorbereitung des Irak-Kriegs eingestanden. "Wir waren wohl manchmal zu laut, zu direkt, zu polternd vielleicht", sagte Powell in einem am 30. März veröffentlichten Interview mit dem Hamburger Magazin "stern". "Da hat es die Europäer wohl manches Mal geschaudert." Worte wie "Old Europe" von US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hätten "nicht gerade vertrauensbildend gewirkt".
  • Bei zwei Autobombenanschlägen auf Schiiten im Irak sind am 31. März mindestens zehn Menschen getötet worden. In den Städten Samarra und Tus nördlich von Bagdad explodierten Autobomben jeweils in der Nähe schiitischer Gotteshäuser. Bei dem Anschlag in Samarra wurden nach Polizeiangaben mindestens sieben Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Bei einem Autobombenanschlag in Tus, rund 200 Kilometer nördlich von Bagdad, waren kurz zuvor drei Menschen getötet worden, als in der Nähe eines schiitischen Mausoleums eine Autobombe detonierte. Die Schiiten begingen an diesem Tag den 40. Tag nach Aschura, ihres wichtigsten religiösen Festes.
  • Zusammen mit den drei im Irak gekidnappten rumänischen Journalisten wurde auch ein US-Bürger entführt. Der Mann sei zum Zeitpunkt der Entführung am 28. März bei den Rumänen gewesen, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am 31. März. Rumänischen Medienberichten zufolge handelt es sich bei der US-Geisel um den US-irakischen Geschäftsmann Mohammed Munaf, der die Reisen der rumänischen Journalisten im Irak finanzierte und ihnen als Führer diente. Der arabische Fernsehsender El Dschasira hatte am Abend des 30. März ein Video ausgestrahlt, auf dem die drei Rumänen und eine vierte Geisel zu sehen waren. Zwei maskierte Männer richteten ihre Waffen auf die Geiseln, die verängstigt auf dem Boden saßen. Die Entführergruppe war nach Angaben des Senders bislang nicht bekannt. Bei den rumänischen Geiseln handelt es sich um die 32-jährige Fernsehjournalistin Marie-Jeanne Ion, ihren 30-jährigen Kameramann Sorin Miscoci und den 37-jährigen Zeitungsreporter Eduard Ohanesian.
  • Ein US-Soldat ist von einem Militärgericht wegen Totschlags schuldig gesprochen worden, weil er im Irak einen Verdächtigen erschossen hatte. Der 30-jährige Hauptmann Rogelio Maynulet habe im Mai vergangenen Jahres nahe der irakischen Stadt Kufa auf ein Zivilfahrzeug gefeuert, weil er darin Rebellen vermutete, teilte ein Sprecher des in Wiesbaden tagenden Militärgerichts am 31, März mit. Der Fahrer des Wagens sei schwer verletzt worden, der Insasse sei sofort gestorben. (Das Strafmaß wurde einen Tag später verkündet: Entlassung aus der Armee; siehe unsere Chronik vom 1. April.)
  • Ein Untersuchungsbericht zu Fehleinschätzungen der US-Geheimdienste vor dem Irak-Krieg hat am 31. März laut AP auch Präsident George W. Bush in Bedrängnis gebracht: Seine zentrale Begründung für den Krieg, der Irak besitze Massenvernichtungswaffen, beruhte dem Dokument zufolge auf deutlich dramatisierten Geheimdienstberichten. Bush schloss sich in einer ersten Reaktion der Forderung der Untersuchungskommission an, die Geheimdienste müssten reformiert werden. "Die zentrale Schlussfolgerung ist eine, die ich teile: Amerikas Geheimdienste bedürfen einer fundamentalen Veränderung", sagte Bush am Agabend des 31. März in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Kommissionsvorsitzenden, dem früheren Berufungsrichter Laurence Silberman und dem demokratischen Exsenator Charles Rob. Die Untersuchungskommission für Massenvernichtungswaffen (WMD-Kommission) war von Bush selbst eingesetzt worden. In ihrem Abschlussbericht übt die Kommission vernichtende Kritik: "Die Gesamtheit der Geheimdienste lag mit fast allen ihren Einschätzungen über irakische Massenvernichtungswaffen vor dem Krieg völlig falsch." Auch über die Waffenprogramme anderer als bedrohlich bezeichneter Staaten wüssten die USA "verstörend wenig". Die Geheimdienste hätten kaum über verlässliche Informationen zu den irakischen Waffenprogrammen verfügt, bei der Analyse der wenigen vorhandenen Hinweise schwere Fehler begangen und in ihren Berichten nicht deutlich gemacht, "wie viel von ihrer Analyse auf Vermutungen beruhte", heißt es in dem Bericht weiter. Dies sei "ein gewaltiges geheimdienstliches Versagen". An den Präsidenten gerichtet schreibt das Gremium: "Die täglichen geheimdienstlichen Briefings, die Sie vor dem Krieg erhalten haben, waren fehlerhaft. Durch reißerische Überschriften und die Wiederholung fragwürdiger Informationen wurden die Argumente dafür dramatisiert, dass der Irak seine Programme für Massenvernichtungswaffen wieder aufgenommen habe."
  • Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko hat am 31. März den bis zum Ende des Jahres geplanten Abzug der Truppen seines Landes aus dem Irak bestätigt. Vermutlich würden die Soldaten bis Mitte Oktober heimkehren, das Datum könne sich allerdings noch etwas verschieben. "Aber mit Sicherheit verlassen unsere Truppen den Irak in diesem Jahr", sagte Juschtschenko in einem Gespräch mit der Auslandspresse in Kiew. Die Ukraine stellte nach den USA das fünftgrößte Truppenkontingent im Irak; ein Teil der 1.650 Soldaten kehrte aber bereits nach Hause zurück.
  • Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi plant, bis September diesen Jahres 300 italienische Soldaten aus dem Irak abzuziehen. Der Abzug werde umgesetzt, wenn eine entsprechende Einigung zwischen den Verbündeten der multinationalen Streitkräfte und der irakischen Regierung erreicht wird, sagte Berlusconi am 31. März im Fernsehsender RAI. Vor Ende August sollten tausende Mitglieder der irakischen Sicherheitskräfte ausgebildet sein, das werde die Präsenz einiger Truppen unnötig machen, fügte Berlusconi hinzu. Mitte des Monats hatte Berlusconi überraschend angekündigt, dass Italien seine Soldaten ab September schrittweise abziehen werde. Später relativierte er die Äußerungen und sprach nur noch von einem "Wunsch", der mit den Alliierten abgestimmt werden müsse. Im Süden Iraks sind 3.300 italienische Soldaten im Einsatz. Das viertgrößte Kontingent der Verbündeten steht unter britischer Kontrolle.



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