Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

17. bis 31. Januar 2005

Montag, 17. Januar, bis Sonntag, 23. Januar
  • Bei einem Überfall auf einen Kontrollpunkt nahe der irakischen Stadt Baakuba sind am Montag acht Iraker getötet worden. Aufständische eröffneten am Montagmorgen nach Armeeangaben das Feuer und warfen Granaten an dem Posten in El Nawar 15 Kilometer südlich von Baakuba. Ein Soldat, der gerade beim Morgengebet kniete, sei enthauptet worden. Krankenhausangaben zufolge waren drei Leichen komplett verbrannt. Sieben der Opfer sind demnach Soldaten, ein achtes Opfer arbeitete als Wachmann in einem nahe gelegenen Gebäude des irakischen Fernsehens.
  • Drei Mitarbeiter des irakischen Finanzministeriums sind am Morgen des 17. Jan. bei einem Autobombenanschlag im Süden von Bagdad ums Leben gekommen. Das berichtet der Nachrichtensender Al-Arabija. Vor einer Polizeiwache im Nordirak sprengte sich ein Selbstmordattentäter mit seinem Wagen in die Luft. Nach ersten Polizeiberichten wurden mehrere Polizisten getötet oder verletzt. In einer anderen Aufständischen-Hochburg, in Buhris bei Bakuba, sind sieben irakische Soldaten getötet worden.
  • Die irakische Armee hat nach Regierungsangaben bei einem zweitägigen Militäreinsatz nahe der westlich von Bagdad gelegenen Widerstandshochburg Falludscha 35 Aufständische getötet. Wie die Regierung in Bagdad am 17. Jan. mitteilte, wurden bei den Gefechten zwischen irakischen Soldaten und "einer Gruppe von Terroristen" am Wochenende zudem 64 Aufständische gefangen genommen sowie zahlreiche Waffen beschlagnahmt. Die Gefechte erfolgten demnach rund 20 Kilometer südlich der Stadt.
  • Ein Selbstmordattentäter hat in der irakischen Stadt Ramadi westlich von Bagdad beim Zünden einer Autobombe zwei US-Militärfahrzeuge schwer beschädigt. Der Wagen mit dem Attentäter sei am Nachmittag des 17. Jan. neben einen US-Konvoi gefahren und dann explodiert, sagten mehrere Augenzeugen in der Rebellenhochburg. In der Stadt detonierte nach Zeugenangaben auch eine weitere Bombe, die ebenfalls US-Fahrzeuge beschädigt haben soll. Die US-Armee war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.
  • In der sunnitischen Widerstandshochburg Ramadi haben Aufständische am 17. Jan. in aller Öffentlichkeit zwei Schiiten den Kopf abgeschlagen. Bei den beiden Toten handele es sich um Spione in Diensten der USA, stand auf einem handgeschriebenen Zettel, der bei den Leichen lag. Die aus Bagdad stammenden Schiiten seien auf dem Rückweg von einem amerikanischen Stützpunkt nahe Basra aufgespürt worden und hätten gestanden, Spione zu sein. "Das Schicksal eines jeden Agenten wird die Abschlachtung sein", hieß es auf der Botschaft weiter. Ramadi gehört zum so genannten sunnitischen Dreieck westlich von Bagdad.
  • Die Vereinten Nationen erwägen nach den Worten ihres Generalsekretärs Kofi Annan eine Ausweitung ihrer Rolle im Irak nach den für Ende Januar geplanten Wahlen. Die UNO könne auch über ihre Hilfe beim politischen Übergangsprozess hinaus tätig werden, wenn die Umstände dies erlaubten, sagte Annan am 17. Jan. vor Journalisten in New York. Die UNO habe bislang alles in ihren Möglichkeiten getan, um den Ablauf der Wahlen zu erleichtern. Dennoch sei die Lage "weit vom Idealzustand entfernt", betonte Annan.
  • Ein Erzbischof ist nach Angaben des Vatikans am 17. Jan. in der nordirakischen Stadt Mossul entführt worden. Es handelt sich um den 66-jährigen Basile Georges Casmoussa von der syrisch-katholischen Kirche. In einer Erklärung verurteilte der Vatikan die Entführung als terroristische Tat und forderte die sofortige Freilassung des Kirchenmannes.
  • Nach knapp 24 Stunden Geiselhaft haben die unbekannten Entführer den irakischen Bischof wieder freigelassen. Lösegeld sei nicht gezahlt worden, berichtet die katholische Missionsagentur Misna.
    Inzwischen wurde aber die Entführung von acht chinesischen Arbeitern bekannt.
  • Vor einem britischen Militärgericht in Osnabrück hat am 18. Jan. der Prozess gegen drei britische Soldaten wegen der mutmaßlichen Misshandlung von irakischen Gefangenen begonnen. Der Obergefreite Darren Larkin bekannte sich zum Auftakt des Verfahrens schuldig, im Mai 2003 einen Häftling im Süden des Irak misshandelt zu haben. Der 30-Jährige schäme sich für diese Tat und sei sich darüber im Klaren, dass er auch über seine Familie und sein Regiment Schande gebracht habe, sagte sein Anwalt William England vor dem Gericht. Die Sitzung wurde nach etwa einer Stunde vertagt, nachdem die Anklage verlesen war.
  • Unbekannte haben in der südirakischen Stadt Basra zwei Politiker erschossen, die bei der Wahl am 30. Januar auf der Liste von Ministerpräsident Ajad Allawi kandidieren wollten. Wie ein Mitglied von Allawis Koalition INA (Iraqi National Accord) am 18. Jan. sagte, wurde Alaa Hamid am 17. Jan. vor den Augen seiner Familie getötet. Hamid war stellvertretender Vorsitzender des Irakischen Olympischen Komitees in Basra. Bei dem anderen Getöteten handelte es sich um Riad Radi, der sich um einen Sitz im Provinzrat bewerben wollte. Maskierte Täter hätten am 16. Jan. auf das Auto gefeuert, in dem Radi mit seiner Familie saß, erklärte der INA-Vertreter weiter.
  • US-Präsident George W. Bush hat am 18. Jan. telefonisch mit dem irakischen Ministerpräsidenten Ajad Allawi und dem jordanischen König Abdullah über die bevorstehende Wahl im Irak gesprochen.
  • Angesichts täglicher Anschläge und Übergriffe hat die irakische Regierung am 18. Jan. ihren Sicherheitsplan für die Parlamentswahl verschärft und eine dreitägige Schließung aller Grenzen angekündigt. Nur rückkehrende Pilger aus Mekka dürfen die Grenzübergänge vom 29. bis 31. Januar passieren, wie die Wahlkommission am Dienstag mitteilte. Ferner wurde ein nächtliches Ausgehverbot verlängert. Regierungschef Ajad Allawi will im Fall eines Wahlsiegs am 30. Januar die Streitkräfte massiv verstärken und die innere Sicherheit in den Mittelpunkt seiner Amtszeit stellen.
  • "Geheime" Wahl in Falludscha und Ramadi
    Die irakischen Behörden in den Sunnitenhochburgen Ramadi und Falludscha wollen die Standorte der Wahllokale geheimhalten, um Aufständische an der Vorbereitung von Anschlägen zu hindern. Die Informationen zur Zahl und zu den Standorten der Stimmlokale würden bis zuletzt geheim gehalten, um sicherzustellen, dass die Rebellen nicht viel Zeit für ihre Anschlagsplanung hätten, sagte der Kommandeur des 1. Marineinfanterie-Expeditionskorps, US-Generalleutnant John Sattler, am Dienstag. "Genau jetzt versucht der Feind herauszufinden, wo sie sein werden und wie viele es sein werden", sagte Sattler. (AFP)
  • Sicherheitskräfte haben am 18. Jan. in einer Moschee der irakischen Stadt Nadschaf ein großes, verborgenes Waffenlager entdeckt. Die Moschee wird von Anhängern des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadr kontrolliert, der im April und August zwei Aufstände gegen die US-Truppen in Bagdad und Nadschaf anführte. Die Al-Achawand-Moschee wurde durchsucht, nachdem zwei Männer mit Säcken voller Waffen beim Verlassen des Gotteshauses beobachtet worden waren. Sie wurden festgenommen, wie ein Sprecher der Sicherheitskräfte in Nadschaf sagte.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf ein Parteibüro in Bagdad sind am 18. Jan. vier Menschen ums Leben gekommen und vier verletzt worden. Zwölf Tage vor der Parlamentswahl fuhr der Täter ein mit Sprengstoff beladenes Auto vor ds Büro des Obersten Rats für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI). "Die Wachleute kannten ihn nicht, und der Fahrer brachte sein Auto zur Explosion", sagte US-Oberstleutnant Kendall Penn.
  • Einen Tag vor dem moslemischen Opferfest Eid el Adha sind in Bagdad am 19. Jan. kurz hintereinander drei Selbstmordanschläge verübt worden, bei denen mindestens zehn Menschen starben. Binnen eineinhalb Stunden detonierten am Morgen Autobomben vor der australischen Botschaft im Osten Bagdads, in der Nähe einer Polizeizentrale im Zentrum sowie vor einem Stützpunkt der irakischen Armee im Westen der irakischen Hauptstadt. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch zwei australische Wachsoldaten. (Die Zahl der Toten hat sich später auf mindestens 14 erhöht.)
    Weitere Iraker starben, als eine Sprengladung zwischen einer Polizeiwache und einem Krankenhaus explodierte. Das teilte das US-Militärkommando in Bagdad mit. Nach Angaben von dpa erhöhte sich die Zahl der Getöteten bei den vier Anschlägen am 19. Jan. auf insgesamt 27.
  • Mit Empörung hat die britische Öffentlichkeit auf die während des Folterprozesses gegen britische Soldaten in Osnabrück freigegebenen Fotos reagiert. Das Massenblatt "Sun" widmete den vom britischen Militärgericht freigegebenen Fotos am 19. Jan. fünf Seiten. In einem Leitartikel mit dem Titel "Schande der Armee" hieß es: "Das Land stellt sich heute nur eine Frage: Wie konnte die britische Armee derart schreckliches Dinge zulassen?"
    Auch Premierminister Tony Blair hat die Vorfälle zutiefst verurteilt. Jeder finde diese Bilder entsetzlich und schockierend, sagte Blair am 19. Jan. vor dem Londoner Unterhaus und bezog sich damit auf Fotos von Misshandlungen, die in der britischen Presse erschienen. Die Streitkräfte würden ein solches Verhalten keinesfalls dulden. Blair betonte allerdings auch, dass die überwiegende Mehrheit der 65.000 im Irak stationierten Briten ehrbar seien und mit ihrem Mut zur Ehre des Landes beitrügen. Er werde deshalb nicht zulassen, dass wegen der Verfehlung einzelner die Streitkräfte insgesamt in Verruf gerieten.
  • Die irakische Übergangsregierung hat am 19. Jan. die Festnahme eines ehemaligen Generals der Armee des früheren Machthabers Saddam Hussein bekannt gegeben. Der 56-jährige Madsched Mahmud Hussein Wahhab el Samarrai werde wegen "terroristischer" Aktionen und Verbindungen zur Gruppe des jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi beschuldigt, hieß es in einer in Bagdad veröffentlichten Erklärung. Der Ex-General habe in der Stadt Samarra, 120 Kilometer nördlich von Bagdad, ein "terroristisches Netzwerk" angeführt. Er habe früher auch in der Republikanischen Garde, Saddam Husseins Elitetruppe, gedient. Seine Festnahme sei bereits im November 2004 erfolgt.
  • Bei einem Anschlag im Zentralirak ist am 19. Jan. ein britischer Mitarbeiter einer "Sicherheitsfirma" getötet worden. Das teilte das Unternehmen Janusian Security Risk Management in London mit. Die britische Nachrichtenagentur Press Association (PA) meldete unter Berufung auf Angaben der US-Armee, auch ein irakischer Kollege sei in dem Hinterhalt in der Nähe der Ölstadt Beidschi getötet worden. Ein dritter nicht-irakischer Mann gelte als vermisst. Schätzungen zufolge sind mehr als 15.000 ausländische "Sicherheitsexperten" im Irak im Einsatz.
  • Zwei Wochen nach ihrer Entführung südlich von Bagdad sind drei irakische Beamte von ihren Geiselnehmern freigelassen worden. Dabei handelt es sich um den stellvertretenden Gouverneur der zentralen Region Salaheddin sowie zwei Kommunalbeamte aus Tikrit. Sie kamen sicher in der Geburtsstadt von Saddam Hussein an, wie einer der Befreiten am 19. Jan. mitteilte. Die drei Männer hatten bei Latifija mit dem schiitischen Großayatollah Ali al Sistani über die Wahl am 30. Januar beraten und wurden auf dem Heimweg verschleppt.
  • Unweit von Tikrit wurde am 19. Jan. ein japanischer Ingenieur entführt. Der Beschäftigte im Kraftwerk von Beidschi war nach Polizeiangaben mit zwei irakischen Polizisten im Auto unterwegs, das von Aufständischen gestoppt wurde.
  • Eineinhalb Wochen vor der geplanten Wahl im Irak ist die US-Armee mit nächtlichen Razzien gegen Aufständische bei Mossul vorgegangen. Neun Verdächtige wurden festgenommen und Waffen beschlagnahmt, wie die US-Streitkräfte am 20. Jan. mitteilten.
  • Bei Angriffen und Anschlägen im Irak sind erneut sechs irakische Soldaten getötet worden. Vier Soldaten starben nach Polizeiangaben vom 20. Jan., als eine Bombe neben ihrem Konvoi in Samarra nördlich von Bagdad hochging.
    Zwei weitere Soldaten kamen am Abend des 19. Jan. bei der Detonation eines Sprengsatzes ebenfalls in Samarra ums Leben.
    Bei einem Mörserangriff auf einen Armeestützpunkt nahe Baidschi 200 Kilometer nördlich von Bagdad wurde ein Soldat getötet.
    Ein irakischer Zivilist starb nach Polizeiangaben beim versehentlichen Beschuss einer Straße nahe Tikrit durch irakische Soldaten. Armeeangaben war dem Beschuss ein Gefecht mit bewaffneten Rebellen vorausgegangen.
  • Die El-Kaida-nahe Extremistengruppe Ansar el Sunna hat laut einer ihr zugeschriebenen Internetbotschaft einen Briten und einen Schweden im Irak ermordet. Die "Armee Ansar el Sunna" habe "zwei für einen Geheimdienst der Truppen der Ungläubigen in der Region Baidschi arbeitende Agenten" entführt und getötet, hieß es in einem am 20. Jan. veröffentlichten Schreiben auf einer islamistischen Website.
  • Bei der Explosion einer Autobombe nahe einer britischen Militärbasis im Süden des Irak sind am 20. Jan. mehrere britische Soldaten (später war von neun die Rede) und Iraker verletzt worden. Ein Wagen sei auf das Haupttor des Stützpunkts in El Schueiba nahe Basra zugefahren, sei dann von zwei britischen Militärfahrzeugen abgedrängt worden und daraufhin explodiert, sagte ein Augenzeuge. Den Angaben zufolge verließen zum Zeitpunkt der Explosion zahlreiche auf der Basis arbeitende Iraker den Stützpunkt durch das Haupttor. Eine Sprecherin des britischen Verteidigungsministeriums in London bestätigte, dass bei dem Vorfall auch britische Soldaten verletzt wurden. Diese würden in einem britischen Militärkrankenhaus auf dem Stützpunkt behandelt.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat seine Teilnahme an der Münchner Sicherheitskonferenz abgesagt. Hintergrund könnte eine Strafanzeige gegen ihn beim Generalbundesanwalt wegen angeblicher Kriegsverbrechen im Irak sein. Der Veranstalter der Konferenz, Horst Teltschik, bestätigte am 20. Jan. Rumsfelds Absage. Stattdessen schicke die US-Administration mit Douglas J. Feith die "Nummer 3" des Pentagon zu dem Treffen. Als Grund sei Teltschik eine Auslandsreise Rumsfelds genannt worden. Die Strafanzeige wurde nicht erwähnt.
  • Am 20. Jan. sind in Mossul im Norden des Landes mindestens fünf Aufständische getötet worden. Wie ein US-Militärsprecher mitteilte, hatten die Rebellen während Razzien der US-Armee einen Pritschenwagen der irakischen Armee beschossen. Etwa 700 US-Soldaten bezogen, begleitet von irakischen Armeeangehörigen, Stellung in verschiedenen Vierteln der Stadt.
  • Ein US-Soldat und ein mutmaßlicher Aufständischer sind in der Nacht zum 21. Jan. bei einem Einsatz in der nordirakischen Ortschaft Dulujia getötet worden. Das teilte das US-Militär in Tikrit mit. Der Zwischenfall ereignete sich bei einer Razzia gegen "Bombenwerkstätten".
  • Bei einem Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee in der irakischen Hauptstadt Bagdad wurden am 21. Jan. mindestens 15 Menschen getötet. Unter den Toten seien auch zwei Frauen und zwei Kinder, sagte ein Mitarbeiter des Jarmuk-Krankenhauses. Mindestens 39 Menschen wurden verletzt. Ein Augenzeuge berichtete, die Gläubigen hätten gerade die Moschee verlassen, als ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf einen vor dem Gebäude geparkten Kleinbus gefahren und explodiert sei. Ein anderer Augenzeuge erzählte, die Schiitenpartei Dawa habe zum Zeitpunkt der Explosion gerade Bonbons und Kuchen an Frauen und Kinder verteilt.
  • Gegen eine dänische Offizierin und vier Militärpolizisten ist am 21. Jan. Anklage wegen Misshandlung irakischer Gefangener erhoben worden. Ihnen wird vorgeworfen, Häftlingen Wasser und Nahrung verweigert zu haben. Zudem hätten sie die Iraker beschimpft und bei Verhören zum Verharren in schmerzhaften Positionen gezwungen, sagte Militärstaatsanwalt Peter Otken. Zwei der Militärpolizisten sollen einen Gefangenen außerdem durch die Haftanstalt geschleift haben, so dass seine Hose auf seine Knöchel herabrutschte. Die Vorwürfe beziehen sich auf drei verschiedene Vorfälle im März, April und Juni vergangenen Jahres. Im Falle einer Verurteilung droht den Soldaten eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.
  • Beim Beschuss eines Militärhubschraubers ist am 21. Jan. ein italienischer Soldat getötet worden. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Militärkreise meldete, wurde der Hubschrauber bei einem Patrouillen-Flug im südirakischen Nassirijah vom Boden aus beschossen. Dabei sei der Soldat von einem Geschoss tödlich getroffen worden. Das 3.000 Soldaten umfassende italienische Kontingent im Irak ist in der Region von Nassirijah stationiert.
  • Die Gruppe des jordanischen Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi hat nach eigenen Angaben zwei Iraker hingerichtet, die für die US-geführten Truppen im Irak arbeiteten. In einem am 21. Jan. im Internet verbreiteten Video wird die Enthauptung der beiden Männer gezeigt.
  • In Jussifija südlich von Bagdad explodierte am Abend des 21. Jan. eine Autobombe. Dabei wurden nach Behördenangaben zwölf Teilnehmer einer Hochzeitsfeier getötet. Möglicherweise galt der Anschlag einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der zu den Hochzeitsgästen gehörte. Bei dem Anschlag starben vier Kinder, eine Frau und sieben Männer.
  • Die im Irak verschleppten Chinesen seien freigekommen, meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am 22. Jan. unter Berufung auf die Botschaft. Zuvor hatte der in Dubai ansässige Fernsehsender El Arabija unter Berufung auf die bewaffneten Entführer berichtet, dass die acht Geiseln auf freiem Fuß seien. Die Chinesen waren seit dem 18. Jan. im Irak verschollen gewesen; im arabischen Fernsehsender El Dschasira hatten ihre Entführer damit gedroht, sie zu ermorden.
  • Gut eine Woche vor den Parlamentswahlen im Irak verzeichnet die Grenze zu Jordanien einen wahren Ansturm von ausreisenden Irakern. Wie jordanische und irakische Zeitungen berichten, bilden sich lange Schlangen am Grenzübergang. Die Iraker würden die vier Feiertage des Opferfestes und die drei arbeitsfreien Tage während der Wahlen nutzen, um sich in Sicherheit zu bringen. Terrorgruppen haben mit vermehrten Anschlägen in der kommenden Woche gedroht und die Bevölkerung davor gewarnt, ihre Stimme abzugeben. (dpa, 22. Jan.)
  • Ein US-Militärgericht hat am 22. Jan. in Bagdad einen US- Soldaten wegen Totschlags und Falschaussage zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Gefreite im vergangenen November eine zivile Übersetzerin durch einen Kopfschuss tötete. Anschließend versuchte er, die Tat zu verschleiern. Der Soldat wurde außerdem degradiert und wegen Fehlverhaltens aus der Armee entlassen.
  • Die anhaltende Gewalt im Irak stellt nach Ansicht eines UN-Vertreters keine Gefahr für die Gültigkeit der Wahlen am 30. Januar dar. Er rechne mit weiteren Gewalttaten vor und während der Wahl, glaube jedoch nicht, dass dies zu einer Ungültigkeit der Abstimmung führen werde, sagte der UN-Wahlberater Carlos Valenzuela am 22. Jan. in Bagdad. Er räumte jedoch ein, dass die Bedingungen für die Wahlen keinesfalls ideal seien. Das größte Hindernis sei die gezielte Einschüchterung von Wählern. Er betonte: "Es ist wichtig, dass die Wähler rausgehen und wählen."
  • Ein Kommandeur der kurdischen Polizei im Nordirak ist am Abend des 22. Jan. bei einem Attentat in Erbil schwer verletzt worden. Der Kommandeur der Polizeikräfte zum Schutz der Kraftwerke in der kurdischen Region, Oberst Hoschoj Tsaji, sei beim Verlassen einer Bar von unbekannten Attentätern aus einem Pkw heraus beschossen worden, bestätigte die Polizei in Erbil. Der Offizier habe keinen Begleitschutz gehabt. Die Attentäter konnten entkommen.
  • Ein amerikanischer Soldat ist am 22. Jan. in der nordirakischen Stadt Mossul erschossen worden, wie die US-Streitkräfte am 23. Jan. mitteilten. Den Angaben zufolge befand sich der Soldat, der einer Sondereinheit angehörte, auf Patrouille. Nähere Einzelheiten über die Umstände des Todes wurden in der Mitteilung nicht genannt.
  • EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner hat die Mitgliedstaaten aufgefordert, sich an der Ausbildung von Soldaten und Polizisten im Irak zu beteiligen. Die USA hätten "den Wunsch geäußert, dass sich Europa künftig stärker an der Ausbildung irakischer Soldaten und Polizisten beteiligt - auch im Irak selbst", sagte Ferrero- Waldner der "Bild am Sonntag" (23. Jan.). "Ich würde es begrüßen, wenn die EU-Staaten diesem Wunsch entsprechen." Die Entscheidung liege aber bei den einzelnen Mitgliedern.
  • In der britischen Armee gibt es einem Pressebericht zufolge möglicherweise weitere Fälle, in denen britische Soldaten irakische Gefangene misshandelt haben sollen. Militäranwälte hätten ihre Ermittlungen in neun Fällen abgeschlossen und erwägten nun mögliche Klagen, berichtete die Tageszeitung "The Observer" am 23. Jan. unter Berufung auf das britische Verteidigungsministerium. Weitere 48 Fälle würden noch untersucht, während 77 bereits zu den Akten gelegt worden seien.
  • Der irakische Übergangsministerpräsident Ajad Allawi hat Diskussionen über einen Abzug der US-geführten Koalitionstruppen nach der Parlamentswahl am 30. Jan. für verfrüht erklärt. Zwar wünschten die Iraker, eines Tages aus eigener Kraft die Sicherheitsprobleme in ihrem Land lösen zu können, sagte Allawi am 23. Jan. in einem Interview mit dem britischen Fernsehsender BBC. Einen Termin für den Abzug der ausländischen Streitkräfte wolle er aber nicht festlegen. "Wir hätten gerne, dass die multinationale Truppe uns hilft und sowohl unsere Streitkräfte als auch die Polizei trainiert und mit aufbaut", erklärte Allawi.
  • Bei einem Anschlag südlich von Bagdad wurden am 23. Jan. zwei irakische Polizisten getötet.
  • Bei Hilla wurde am 23. Jan. ein designiertes Stimmlokal in die Luft gesprengt, verletzt wurde aber niemand.
  • Der jordanische Extremist Abu Mussab el Sarkawi hat einer islamistischen Website zufolge einen "erbitterten Krieg" gegen die anstehenden Wahlen im Irak angekündigt. Die Abstimmung am 30. Jan. sei "eine abscheuliche Falle" und solle nur dazu dienen, das Land unter die Kontrolle der Schiiten zu bringen, hieß es in einer Tonaufnahme, die am 23. Jan. im Internet veröffentlicht und dem international gesuchten Extremistenführer zugeschrieben wurde.
  • Die US-Armee muss nach Ansicht eines ihrer ehemaligen Generäle mehrere tausend Ausbilder zusätzlich in den Irak entsenden. Der Vier-Sterne-General im Ruhestand, Gary Luck, empfehle gemeinsam mit den US-Kommandanten im Irak die Militärstrategie nach den Wahlen am 30. Januar umzustellen, berichtete die "New York Times" am 23. Jan. Das US-Militär solle sich demnach stärker um eine raschere Ausbildung der irakischen Streitkräfte kümmern und sich zunehmend aus dem Kampf gegen Aufständische zurückziehen.
  • Der US-Botschafter im Irak, John Negroponte, rechnet nach eigenem Bekunden mit einer starken Beteiligung an den irakischen Wahlen am kommenden Wochenende. Besonders in den nördlichen und südlichen Landesteilen werde die Beteiligung an dem Urnengang hoch sein, sagte Negroponte am 23. Jan. dem US-Fernsehsender ABC. Allerdings dürfe die Frage der Beteiligung der sunnitischen Bevölkerung nicht zum entscheidenden Kriterium für die Legitimität der Wahlen sein, fügte der Diplomat gegenüber dem Sender Fox hinzu. Wichtig sei, dass die Wahlen überhaupt stattfänden.
  • Im Ausland lebende Iraker haben bis einschließlich 25. Jan. die Möglichkeit, sich für eine Teilnahme an der Wahl zur irakischen Nationalversammlung registrieren zu lassen. Da sich bis zum 22. Jan. nur jeder neunte der schätzungsweise 1,2 Millionen wahlberechtigten Auslandsiraker angemeldet hatte, wurde die ursprünglich bis zum 23. Jan. gesetzte Frist verlängert.
  • Im Irak droht ein Streit zwischen dem Verteidigungsministerium und dem prominenten Politiker Ahmad Tschalabi zu eskalieren. Anlass ist der Transfer von 500 Millionen Dollar Bargeld des Verteidigungsministeriums auf ein libanesisches Bankkonto. Verteidigungsminister Hasem Schaalan zufolge war dies für einen legalen Waffenkauf notwendig, Tschalabi verlangte indessen eine Untersuchung. Schaalan wiederum kündigte ein Verfahren gegen Tschalabi wegen eines Bankenskandals in Jordanien an und reiste am 23. Jan. nach Amman, um Möglichkeiten zur Auslieferung seinen politischen Rivalen auszuloten. Das libanesische Finanzministerium versuchte, den Geldtransfer herunterzuspielen. Da ja die irakische Regierung dahinter stehe, sei alles sicherlich mit rechten Dingen zugegangen, sagte Ressortchef Elias Saba im Rundfunk. Der irakische Finanzminister Adil Abdul Mahdi erklärte unterdessen, Schaalans Ankündigung einer baldigen Festnahme Tschalabis wegen des jordanischen Bankenskandals sei die persönliche Einschätzung des Verteidigungsministers. Sie entspreche nicht den Plänen der irakischen Regierung.
    Tschalabi wurde 1989 in Jordanien des Betrugs und der Unterschlagung für schuldig befunden und in Abwesenheit verurteilt. Der einstige Pentagon-Vertraute gründete 1992 in Wien den Irakischen Nationalkongress (INC), eine Dachorganisation für Exilgruppen und kurdische Oppositionelle. Washington ließ ihn im vergangenen Jahr fallen, nachdem Gerüchte aufgetaucht waren, er habe Geheimdienstmaterial an den Iran weitergeleitet. (Siehe: "Die Wahrheit über Ahmed Chalabi".)
Montag, 24. Januar, bis Montag, 31. Januar
  • Ein schiitischer Geistlicher hat sunnitische Vertreter im Irak aufgefordert, sich von dem als Terroristen gesuchten Jordanier Abu Mussab el Sarkawi zu distanzieren. Alle irakischen und arabischen Sunnitenvertreter seien aufgerufen, eine "klare Position" zu den mutmaßlich von Sarkawis Gruppe verübten Anschlägen einzunehmen, sagte Scheich Hammam Hammoudi am 24. Jan. in Bagdad. Hammoudi ist Wahlkandidat der Vereinigten Irakischen Liste, die von Schiitenführer Großayatollah Ali Sistani unterstützt wird. Der Geistliche betonte, die sunnitischen Führer dürften angesichts der Gewalt nicht schweigen, weil dies nur zur Spaltung der Gesellschaft beitrage.
  • In der Nähe des Sitzes der Partei von Iraks Übergangsregierungschef Ijad Allawi in Bagdad ist am Morgen des 24. Jan. eine Autobombe explodiert. Die Bombe detonierte nach Augenzeugenberichten am Eingang der Straße, die zum Sitz der Partei der Nationalen Verständigung führt. Wie ein AFP-Journalist berichtete, wurde das Gebiet von der Polizei abgeriegelt.
  • Ein irakischer Richter ist am 25. Jan. in der östlichen Bagdader Vorstadt Neu-Bagdad ermordet worden. Dem tödlichen Anschlag auf Kais Haschim Schamarai fiel auch dessen Sohn zum Opfer, berichtete das staatliche irakische Fernsehen Al-Irakija.
  • Fünf Tage vor den Wahlen im Irak ist die Übergangsregierung in Bagdad durch schwere Foltervorwürfe unter Druck geraten. Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf am 25. Jan. den irakischen Sicherheitskräften vor, Häftlinge in ihrem Gewahrsam systematisch gefoltert und misshandelt zu haben. Der irakische Menschenrechtsminister Bachtiar Amin räumte daraufhin Verstöße im Umgang mit Gefangenen ein. "Wir haben die betroffenen Ministerien wiederholt aufgefordert, die Situation zu verbessern, die Fehler zu korrigieren und die Schuldigen zu bestrafen", sagte Amin im staatlichen Fernsehen. Von insgesamt 90 befragten Gefangenen hatten 72 dem Bericht zufolge angegeben, sie seien geschlagen, getreten, an den Gliedmaßen aufgehängt oder mit Elektroschocks gequält worden. Die misshandelten Gefangenen seien mutmaßliche Aufständische und Straftäter.
  • Präsident George W. Bush will im Kongress zusätzliche 80 Milliarden Dollar (rund 61,4 Milliarden Euro) für Militäreinsätze im Irak und Afghanistan im laufenden Haushaltsjahr beantragen, berichteten amerikanische Zeitungen am 25. Jan. Das Geld werde überwiegend im Irak für Sicherheitsmaßnahmen benötigt, hieß es. Der Kongress hatte für dieses Haushaltsjahr bereits 25 Milliarden Dollar für Sonderausgaben im Irak genehmigt.
    Ein Teil des von der US-Regierung geforderten Nachtragsbudgets für Militäreinsätze im Ausland soll nach den Planungen des Pentagon in den Aufbau von drei zusätzlichen Brigaden und die Ausbildung und Ausrüstung irakischer Sicherheitskräfte fließen. Etwa zwei Drittel der für die Einsätze im Irak und in Afghanistan veranschlagten 75 Milliarden Dollar (57,5 Milliarden Euro) seien zur Deckung der laufenden Kosten der Einsätze in den beiden Ländern eingeplant, sagte ein hochrangiger Armeevertreter am Dienstag.
  • Das Staatsfernsehen berichtete am 25. Jan. von Gefechten zwischen irakischen Polizisten und Bewaffneten im Bezirk Neu-Bagdad. Dabei wurden nach Angaben von Ärzten drei Polizisten und drei Aufständische getötet.
    Der Fernsehsender Al-Arabija berichtete noch von weiteren Kämpfen in Ost- Bagdad und sprach von insgesamt elf getöteten Polizisten.
  • Am 25. Jan. tauchte ein Video auf, auf dem ein offenbar von Extremisten verschleppter US-Bürger unter vorgehaltener Waffe um sein Leben fleht. Das von Al-Arabija ausgestrahlte Band ist das erste Lebenszeichen des am 1. November 2004 in Bagdad entführten Roy Hallums (56). Hallums, der für eine saudische Handelsfirma arbeitete, war zusammen mit einem Philippiner und einem Nepalesen sowie drei Irakern verschleppt worden. Der Nepalese und die drei Iraker wurden kurz danach freigelassen.
  • Die Aufständischen im Irak haben ihre Anhänger zu einem Großangriff auf die Parlamentswahl am 30. Jan. aufgerufen. Die Organisation Islamische Armee im Irak rief am 25. Jan. im Internet dazu auf, die Angriffe "aufs äußerste zu eskalieren".
  • Irakische Sicherheitskräfte könnten nach Ansicht des britischen Premierministers Tony Blair nach den Wahlen im Irak in weiten Teilen des Landes Schritt für Schritt die Verantwortung für die Sicherheit übernehmen. Blair sagte der "Financial Times" am 26. Jan., die britischen und US-Streitkräfte würden sich mit der neuen irakischen Regierung über eine "Zeitachse" verständigen, nach der die Übertragung der Sicherheitsbefugnisse in friedlichen Regionen vollzogen werden solle. Das sei für 14 von 18 irakischen Provinzen, in denen die Lage "relativ friedlich und stabil" sei, denkbar. Ein Datum für einen Abzug der britischen Truppen nannte Blair nicht.
  • Bei einem Autobombenanschlag im irakischen Tikrit ist am 26. Jan. mindestens ein Zivilist getötet worden. Zwei Iraker seien verletzt worden, als ein mit Sprengstoff präpariertes Auto am Morgen vor einem Verwaltungsgebäude im Zentrum der Stadt explodierte, teilte ein Polizist mit.
  • Bei einem Autobombenanschlag auf eine Polizeistation im nordirakischen Kirkuk sind am 26. Jan. mindestens sieben Menschen getötet worden. Bei den Opfern handele sich um drei Polizisten, zwei Soldaten und zwei Zivilisten, teilte die Polizei mit. In dem Viertel Rijad im Westen der Stadt, die rund 250 Kilometer nördlich von Bagdad liegt, sei zudem eine zweite Autobombe auf einem Markt explodiert. Angaben zu möglichen Opfern lagen zunächst nicht vor.
  • Bei drei Autobombenanschlägen in der Umgebung von Kirkuk sind am 26. Jan. mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Neun weitere wurden nach Polizeiangaben verletzt. Einer der Anschläge habe sich vor einer Polizeiwache in Rijadh ereignet, dabei seien drei Menschen getötet und neun verletzt worden. Der zweite ereignete sich an der Stadthalle von Rijadh, wo zwei Menschen ums Leben kamen. Die dritte Bombe explodierte, als ein US-Konvoi vorbeifuhr. Berichte über Opfer lagen von dort nicht vor.
  • Wenige Tage vor der Wahl im Irak haben Aufständische insgesamt acht Wahllokale und vier Parteibüros angegriffen. Dabei wurden große Sachschäden verursacht, über mögliche Todesopfer war nach Polizeiangaben zunächst nichts bekannt. Unbekannte beschossen am 26. Jan. ein Wahllokal im Zentrum von Dhulwija rund 70 Kilometer nördlich von Bagdad mit Raketen. In Ischaki 20 Kilometer südlich von Samarra wurde ein Bombenanschlag auf ein Wahllokal verübt.
  • Von den schätzungsweise mehr als eine Million irakischen Wahlberechtigten im Ausland haben sich etwa 280.000 als Wähler registrieren lassen. Das teilte die zuständige Internationale Organisation für Migration am 26. Jan. mit. "Wir sind zufrieden mit diesem Ergebnis", sagte IOM-Sprecherin Monique De Groot nach Ablauf der Registrierungsphase in der jordanischen Hauptstadt Amman.
  • Beim Absturz eines US-Militärhubschraubers im Irak sind am 26. Jan. mindestens 31 US-Soldaten ums Leben gekommen. Das berichteten die Fernsehsender CNN und ABC. Laut CNN war zunächst unklar, ob es sich um einen Unfall handelte oder der Helikopter beschossen wurde. Ein US-Armeesprecher hatte zuvor erklärt, ein Transporthubschrauber der Marineinfanterie sei in den frühen Morgenstunden bei einem "Sicherheits- und Stabilisierungseinsatz" nahe El Rutba an der jordanischen Grenze abgestürzt. Zu möglichen Opfern hatte sich der Sprecher nicht geäußert. Augenzeugen berichteten, sie hätten den Eindruck gehabt, der Helikopter sei von einer Rakete getroffen worden und dann am Boden explodiert. Ein zweiter Hubschrauber sei ebenfalls unter Beschuss geraten. Seit dem Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 stürzten mindestens 23 US-Armeehubschrauber im Irak ab. Dabei kamen insgesamt mindestens 48 Soldaten ums Leben.
    Bei einem Überfall auf US-Truppen wurden am 26. Jan. vier Soldaten getötet.
  • US-Präsident George W. Bush hat die irakischen Bürger aufgerufen, an der Wahl am 30. Jan. teilzunehmen. "Wir erwarten, dass viele Iraker wählen gehen", erklärte Bush am 26. Jan. vor Journalisten in Washington. "Ich bitte die Menschen dringend, zu wählen. Ich bitte die Menschen dringend, sich diesen Terroristen zu widersetzen." Es werde aber wohl einige geben, die sich einschüchtern ließen.
  • US-Präsident George W. Bush hat auch im arabischen Fernsehsender El Arabija für die anstehende Wahl im Irak geworben. "Dies ist die historische Chance für das irakische Volk, seine Regierung zu wählen", sagte der Präsident am 26. Jan. in einem Interview mit dem Sender. Er drücke den "mutigen Irakern", die auf dem Weg zur Demokratie voranschreiten wollten, seine Hochachtung aus. Bush appellierte an alle Iraker, "wählen zu gehen und den Terroristen zu zeigen, dass sie den Marsch zur Freiheit nicht aufhalten können."
    Im selben Interview hat Bush den Iran und Syrien vor einer Einflussnahme auf die Wahlen im Irak gewarnt. "Die Iraner sollten nicht versuchen, die Wahlen unrechtmäßig zu beeinflussen", sagte Bush laut der vom Weißen Haus veröffentlichten Interview-Abschrift. Auch an die syrische Regierung seien "sehr klare Botschaften" gesandt worden, dass sie sich nicht einmischen solle. Gleichzeitig solle Damaskus alles unternehmen, um das Eindringen von Aufständischen und Waffen über die Grenze zum Irak zu verhindern. Washington erwarte, dass die syrische Regierung dem Folge leiste, betonte Bush. Bush fügte hinzu, er rechne nicht mit einer pro-iranischen Bagdader Regierung nach den Wahlen im Sonntag. Er sei zuversichtlich, dass die Iraker eine Regierung "frei von jedem Einfluss" wählten. Daher würden Kandidaten gewählt, die die Ansichten der Iraker verträten, "nicht die Ansichten einer ausländischen Regierung". (Quelle: Der Standard, online-Ausgabe, 27.01.2005)
  • Bei einem Autobombenanschlag wurden in Bagdad acht australische Soldaten verletzt. Bei einem Autobombenanschlag in Bagdad wurden acht australische Soldaten verletzt, wie Verteidigungsminister Robert Hill mitteilte. Ein Konvoi von drei gepanzerten Fahrzeugen sei am 26. Jan. vermutlich von einem Selbstmordattentäter in einem Auto angegriffen worden. Zwei schwer verletzte Soldaten würden nach Deutschland ausgeflogen.
  • Bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Büro der Kurdischen Demokratischen Partei in der nordirakischen Großstadt Mossul sind 15 Menschen getötet worden. Das berichtet der Nachrichtensender El Dschasira am 26. Jan. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrorgruppe des Jordaniers Abu Mussab al-Sarkawi.
  • Bei einem Anschlag südlich von Bagdad sind mindestens fünf Iraker getötet worden. 15 weitere Iraker seien verletzt worden, drei von ihnen schwer, sagte ein Arzt im Krankenhaus von Mahmudijah am 27. Jan. Nach Angaben des Mediziners explodierte ein Sprengsatz an einer Straße zwischen Mahmudijah und Latifijah, als ein Konvoi der irakischen Armee vorbeifuhr.
    In Bakuba riss ein Selbstmordattentäter einen Polizisten mit in den Tod.
  • Bei einem Selbstmordanschlag in Samarra nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 27. Jan. sieben Menschen ums Leben gekommen. Der Attentäter habe sich in einem Auto in die Luft gesprengt, als eine Armeepatrouille nahe einem Wahlbüro im Zentrum der Stadt vorbeigefahren sei, sagte ein Polizeioffizier der Nachrichtenagentur AFP. Unter den Toten seien vier Soldaten. Fünf weitere Iraker - zwei Soldaten und drei Zivilisten - seien verletzt werden.
  • Mit Blick auf die irakische Parlamentswahl am Sonntag hat US-Senator Edward Kennedy einen Zeitplan für den Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus dem Zweistromland gefordert. Mindestens 12.000 Soldaten sollten sofort heimkehren, und der komplette Abzug müsse möglichst Anfang 2006 abgeschlossen werden, sagte der Senator aus Massachusetts am 27. Jan. in einer Rede an der John-Hopkins-Universität. "Die US-Militärpräsenz im Irak ist mittlerweile Teil des Problems, nicht Teil der Lösung", sagte Kennedy. "Es mag Gewalt geben, wenn wir uns militärisch aus dem Irak zurückziehen, aber es wird weit mehr Gewalt geben, wenn wir unseren derzeitigen gefährlichen und destabilisierenden Kurs fortsetzen."
  • Die USA und Großbritannien haben sich einem Pressebericht zufolge auf eine Strategie zum Rückzug ihrer Truppen aus dem Irak verständigt. Bei einem Treffen am vergangenen Montag (24. Jan.) hätten sich US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und sein britischer Kollege Geoff Hoon darauf geeinigt, als Voraussetzung für den Rückzug die Anzahl der irakischen Polizei-Auszubildenden zu verdoppeln und irakische paramilitärische Einheiten zu schaffen, berichtete die Tageszeitung "The Guardian" am 28. Jan. Dabei hätten sich Rumsfeld und Hoon an Empfehlungen des ehemaligen US-Generals Gary Luck gehalten, der im Auftrag des Pentagon im vergangenen Monat im Irak die Defizite bei den irakischen Sicherheitskräften untersuchte.
  • US-Präsident George W. Bush rechnet auch nach den Wahlen im Irak am kommenden Sonntag mit einem Verbleib von US-Truppen im Land. Er erwarte, dass die neu zu wählende irakische Regierung die USA darum bitten werde, als Helfer und nicht als Besatzer im Land zu bleiben, sagte Bush in einem Interview mit der "New York Times" (Ausgabe vom 28. Jan.). Wörtlich sagte Bush: "But it seems like most of the leadership there understands that there will be a need for coalition troops at least until Iraqis are able to fight."
  • Generalbundesanwalt Kay Nehm wird wegen der Folteraffäre in Abu Ghraib nicht gegen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ermitteln. Nach Informationen des "Tagesspiegels" (Ausgabe vom 28. Jan.) wird in der Karlsruher Behörde derzeit erwogen, dies noch vor Beginn der Sicherheitskonferenz Mitte Februar in München offiziell bekanntzugeben, zu der Rumsfeld ursprünglich erwartet worden war (siehe hierzu: "Der Anfang vom Ende der Münchner Sicherheitskonferenz?")
  • Der Irak soll zu einer stabilen Demokratie und damit zum Vorbild für den Nahen Osten werden. Das erklärte Kanzler Gerhard Schröder am 28. Jan. beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Deutschland werde seine Verpflichtungen erfüllen, so der Kanzler, zum Beispiel durch die Ausbildung von Soldaten.
  • Bei einem Autobombenanschlag in der Nähe eines Kraftwerks sind in Bagdad am 28. Jan. mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Es gab nach Polizeiangaben einen Verletzten, als ein präpariertes Auto in Dura im Süden der irakischen Hauptstadt explodierte. Zunächst war unklar, ob es sich bei den Opfern um Sicherheitskräfte oder Zivilisten handelte.
  • Die irakische Regierung hat nach eigenen Angaben den Kopf der für Bagdad zuständigen Gruppe des jordanischen Extremisten Abu Mussab el Sarkawi gefasst. Salah Salam Dubaig el Obeidi habe Sarkawi in den vergangenen drei Monaten mehr als 40 Mal getroffen und dessen Anhänger in der irakischen Hauptstadt geführt, sagte der nationale irakische Sicherheitsberater Kassem Daud am 28. Jan. Der Extremist sei bereits am 15. Januar festgenommen worden. Zwei Tage darauf sei ein weiterer hochrangiger Gefolgsmann Sarkawis, Mohammed Jassin el Issawi, gefasst worden, erklärte Daud.
  • Für tausende Auslands-Iraker haben die Wahlen begonnen. In Deutschland öffneten am 28. Jan. die Wahllokale in Berlin, Mannheim, Köln und München. In den Wahl- und Registrierungslokalen im Bundesgebiet hatten sich nach Angaben der für die Leitung der Auslandswahlen zuständigen Internationalen Organisation für Migration (IOM) 26.000 Iraker in die Wahllisten eingeschrieben. Da eine Briefwahl nicht möglich ist, werden Busse mit Wählern aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus den Nachbarländer Polen und Tschechien erwartet. Bis zum 30. Jan. können die Exil-Iraker in weltweit 14 Ländern ihre Stimme abgeben.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Iraker aufgerufen, am 30. Jan. zur Wahl zu gehen. Der Urnengang sei das beste Mittel, die Zukunft des Landes zu bestimmen, erklärte Annan in einer am 28. Jan. veröffentlichten "Botschaft an das irakische Volk". "Bitte, üben Sie Ihr demokratisches Recht aus", appellierte Annan an die Iraker. Die Wahl sei eine Möglichkeit, sich von Gewalt und Unsicherheit zu entfernen und in Richtung Frieden und einer repräsentativen Regierung zu schreiten. Die Iraker sollten sich nun vereinen, um ihr Land auf demokratischen Fundamenten wiederaufzubauen, erklärte der UN-Generalsekretär. Wörtlich sagte Kofi Annan:
    I have a message to the people of Iraq as the elections approach: Elections are the best way to determine any country’s future; please exercise your democratic rights on Sunday. Whatever your feelings about how the country reached this point, this election offers an opportunity to move away from violence and uncertainty toward peace and representative government.
    To those who seek to disrupt the democratic process, let me say that there can never be justification for murder and intimidation of voters, candidates and election workers. Don’t deny Iraqis who choose to vote their right to do so in freedom and safety.
    These elections are the crucial first step toward a new constitution and a free and stable Iraq. At this important juncture in Iraq’s political transition, I say to all Iraqis: come together to rebuild your country on democratic foundations. To achieve that, after these elections you will need a national dialogue and an inclusive political process in which as many Iraqis as possible play an active part. The United Nations will do whatever it can to help you succeed on election day and afterwards.
    (Quelle: http://www.un.org/News/Press/docs/2005/sgsm9693.doc.htm)
  • Die EU-Kommission will zusätzliche Hilfe in Höhe von 200 Millionen Euro für den Irak bereitstellen. Wie die Kommission am 28. Jan. in Brüssel mitteilte, sei das Geld unter anderem für das Gesundheits- und Erziehungswesen bestimmt. Bisher hat die EU-Kommission 2003 und 2004 insgesamt 320 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und Wiederaufbau gegeben. Aus diplomatischen Kreisen in Brüssel verlautete zudem, dass die EU eine gemeinsame Ausbildungsmission für irakische Polizisten, Richter und Beamte plane.
  • Am 28. Jan. sind erneut mehrere Menschen bei Anschlägen getötet worden. Bei einer Bombenexplosion im Süden Bagdads wurden ein US-Soldat getötet und drei weitere verletzt, wie die US-Armee erklärte. Ein weiterer Soldat kam demnach bei einem Schusswechsel im Norden der Stadt ums Leben. Bei Angriffen auf zehn Wahlbüros in den Regionen Kirkuk, Tikrit, El Dur und Schirkat nördlich von Bagdad wurden insgesamt ein Polizist getötet und sieben Zivilisten verletzt.
  • Beim Absturz eines US-Militärhubschraubers wurden zwei Soldaten getötet. Der Helikopter mit den beiden US-Soldaten war bereits am 28. Jan. im Südwesten der irakischen Hauptstadt Bagdad abgestürzt, wurde am 29. Jan. gemeldet; über das Schicksal der Insassen waren zunächst keine Angaben gemacht worden.
  • Am 29. Januar, einen Tag vor den Wahlen im Irak, sind bei Anschlägen mindestens 12 Menschen ums Leben gekommen. Fünf Menschen wurden laut Polizei in der Kurdenstadt Chanakin an der Grenze zum Iran getötet. Ein Selbstmordattentäter habe dort ein Kind und vier Arbeiter, die bei einem Wahllokal Absperrungen aufstellten, mit in den Tod gerissen. In Bagdad explodierte eine Autobombe vor einer Polizeistation.
  • Die US-Armee hat in der irakischen Rebellenbastion Ramadi am 29. Jan. drei Wahllokale geöffnet, die unmittelbar danach von Aufständischen beschossen wurden. Wie ein AFP-Reporter weiter berichtete, riegelten US-Soldaten die Zufahrten zu der Stadt hundert Kilometer westlich von Bagdad ab und verstärkten ihre Patrouillen. In Ramadi wurde mit einer gegen Null gehenden Wahlbeteiligung gerechnet, da die Aufständischen dort besonders entschlossen die Wahlen sabotieren wollen.
  • Im Ausland verlief die Stimmabgabe ohne Zwischenfälle, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am 29. Jan. mitteilte. Am 28. Jan. lag die Wahlbeteiligung bei insgesamt knapp 30 Prozent der registrierten Wahlberechtigten. Weltweit hatten sich etwa 280.000 Iraker zur Wahl angemeldet, nur etwa 28 Prozent der geschätzten eine Million Auslands-Iraker.
  • Der irakische Übergangspräsident Ghasi el Jawar hat sich skeptisch über die zu erwartende Wahlbeteiligung im Irak geäußert. Er gehe davon aus, dass die meisten Iraker am Sonntag nicht wählen gingen, sagte Jawar am 29. Jan. "Ich wünsche mir eine Wahlbeteiligung von allen Irakern, aber wir wissen, dass eine Mehrheit wegen der Verschlechterung der Sicherheitslage und nicht aus dem Willen zum Boykott ihre Stimme nicht abgeben werden", begründete Jawar seine Bedenken.
    Die irakische Übergangsregierung rechnet dagegen mit einer Wahlbeteiligung von rund 70 Prozent. Sie kündigte zudem eine Großoffensive gegen die sunnitische Rebellenhochburg Mossul an. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (29. Jan.) erklärte Übergangsminister Mamo Farhan Othman, in den Schiitengebieten im Süden und den Kurdengebieten im Norden seien 90 Prozent der Berechtigten zur Stimmabgabe bereit.
  • Der Wahltag (siehe dazu auch: Wahlen im Irak)
    Rund 14 Millionen Bürger waren am Sonntag, den 30. Jan., zur Wahl einer Nationalversammlung aufgerufen. Zum Schutz vor Anschlägen wurden die Landesgrenzen und auch der Flughafen von Bagdad geschlossen. Die Wahllokale sollten bis 17 Uhr (Ortszeit) (15.00 Uhr MEZ) geöffnet sein. Das Endergebnis wird voraussichtlich frühestens in einer Woche feststehen.
    Vor allem aus den schiitischen Gebieten wurde eine rege Wahlbeteiligung gemeldet. In den Hochburgen der sunnitischen Aufstandsbewegung blieben die Straßen hingegen vielfach menschenleer.
    Im autonomen nordirakischen Kurdengebiet sind die Menschen am Sonntagmorgen zu Hunderten in die Wahllokale geströmt. In Suleimanijah warteten einige Stimmberechtigte bereits vor dem Beginn des Urnengangs in der Kälte vor den Wahllokalen. "Das ist ein historischer Tag für uns", sagte eine alte Frau zur Begründung. "Das ist der Tag von Onkel Talabani", ergänzte sie mit Blick auf den Chef der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), Dschalal Talabani.
    Bei einem Granatenangriff auf ein Wahllokal in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Morgen des 30. Jan. mindestens vier Menschen getötet worden.
    Im Südwesten von Bagdad schlugen Mörsergranaten in ein Haus neben einem Wahllokal ein; dabei kamen nach Polizeiangaben zwei Bewohner ums Leben.
    In Sadr, einem schiitischen Stadtteil von Bagdad, schlugen drei Geschosse in der Nähe eines Wahllokals ein. Dabei kamen drei Menschen ums Leben.
    Auch aus Bakuba, Mossul und Basra wurden Explosionen gemeldet.
    Bei einem Selbstmordattentat auf das Privathaus des irakischen Justizministers Malek Duhan el Hassan in Bagdad ist am Sonntag mindestens ein Wachmann getötet worden. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, teilte ein Verantwortlicher des irakischen Innenministeriums mit.
    Bei einem Anschlag auf einen Bus mit sunnitischen Wählern südlich von Bagdad sind am Sonntag mindestens fünf Menschen getötet worden. Weitere 14 Menschen wurden nach Polizei- und Krankenhausangaben bei dem Anschlag verletzt. Die Insassen seien auf dem Weg von ihrem ausschließlich von Sunniten bewohnten Dorf 75 Kilometer südlich von Bagdad zur Stimmabgabe in der Stadt Mahawil gewesen, sagte ein Polizist. Die Bombe sei im Inneren des Busses platziert gewesen.
    An der Parlamentswahl im Irak haben sich am Sonntag nach Angaben eines Mitarbeiters der offiziellen Wahlkommission über 70 Prozent der Stimmberechtigten beteiligt. Der Beamte, Adel al Lami, nannte noch vor Schließung der Wahllokale am Nachmittag ein Beteiligung von 72 Prozent. Konkrete Zahlen zur Untermauerung der Prozentzahl nannte er nicht. Nach seinen Angaben lag die Wahlbeteiligung in einigen Stimmbezirken der Hauptstadt Bagdad bei bis zu 95 Prozent.
    Die Wahlen im Irak sind nach einer ersten Einschätzung der Wahlbeobachter weitgehend ohne Unregelmäßigkeiten abgelaufen. Es habe "sehr wenig Betrugsfälle" gegeben, sagte ein Sprecher der regierungsunabhängigen Organisation Ain (Auge), die den Einsatz der rund 10.000 irakischen Wahlbeobachter koordinierte. "Ganz allgemein haben unsere Beobachter festgestellt, dass die Wahlen in hervorragender Weise abgelaufen sind", sagte der Sprecher.
    Am Wahl-Sonntag im Irak sind nach Regierungsangaben bei zahlreichen Anschlägen und Gewalttaten bis zum Nachmittag 36 Menschen getötet und fast hundert weitere verletzt worden. Wie das Innenministerium in Bagdad mitteilte, waren unter den Todesopfern 30 Zivilisten und sechs Polizisten. 96 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, seien verletzt worden.
    Später meldete AP, es seien mindestens 44 Menschen getötet worden, darunter neun Selbstmordattentäter.
    Eine heftige Explosion hat die irakische Hauptstadt Bagdad am Sonntag erschüttert. Über die Ursache lagen zunächst keine Angaben vor. Die Detonation ereignete sich etwa eine Stunde nach Schließung der Wahllokale.
    Siehe zu den Ergebnissen des Wahlsonntags: Ein Tag der Freude - Nur gute Nachrichten oder auch Fragezeichen?
  • Georgien wird Ende Februar 550 weitere Soldaten in den Irak schicken. Das kündigte der stellvertretende Generalstabschef Lewan Nikolaischwili am 30. Jan. an. Damit erhöht sich das Kontingent der georgischen Truppen im Irak auf 850 Mann. Die ersten 300 Soldaten wurden im vergangenen November zur Unterstützung der multinationalen Truppe unter Führung der USA in den Irak gesandt.
  • Linksgerichtete Aktivisten haben die Wahl im Irak auf dem Weltsozialforum in Brasilien als illegitim bezeichnet und zu weltweiten Demonstrationen für einen Abzug der US-Truppen aus dem Land aufgerufen. Niemand könne einer Regierung trauen, die gewählt wurde, während das Land unter der Besatzung von 150.000 amerikanischen Soldaten stand, hieß es. Der Aufruf zu weltweiten Protesten stelle "die Wiederbelebung der Antikriegsbewegung" dar, erklärte Walden Bello, Direktor der Gruppe Focus on the Global South mit Sitz in Thailand. Geplant seien Demonstrationen in mindestens 29 Städten am 19. und 20. März.
  • Ein britisches Transportflugzeug vom Typ C-130 "Hercules" ist am 30. Jan. nördlich von Bagdad abgestürzt. Das teilte ein Sprecher der US-Streitkräfte im Irak mit. Der Sprecher sagte, die Wrackteile lägen über ein weites Gebiet verstreut. Die Maschine befand sich auf dem Weg von der irakischen Hauptstadt nach Balad. Die Absturzstelle liegt den Angaben zufolge etwa 40 Kilometer nordwestlich von Bagdad.
    Die Extremistengruppe Ansar el Islam hat sich zum Abschuss des Transportflugzeugs bekannt. Die islamistische Gruppe veröffentlichte im Internet eine entsprechende Erklärung, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte. Verteidigungsminister Geoff Hoon teilte am 31. Jan. in London mit, beim Absturz der Maschine am Sonntag seien zehn britische Armeeangehörige getötet worden.
  • Nach den Wahlen im Irak bemühen sich schiitische Politiker des Landes um einen Dialog mit den mutmaßlichen Wahlverlierern unter den Sunniten. Übergangsministerpräsident Ijad Allawi erklärte am 31. Jan. in Bagdad, er werde einen nationalen Dialog initiieren, um eine bessere Vertretung aller Iraker in der Regierung zu gewährleisten. Im Irak blieb es am Tag nach dem Urnengang zunächst ruhig.
  • Bei der Niederschlagung einer Revolte in einem Gefangenenlager im Süden Iraks haben US-Wachleute am 31. Jan. vier Häftlinge erschossen. Sechs weitere Insassen des Lagers Bukka nahe Umm Kasr seien verletzt worden, teilten die amerikanischen Streitkräfte mit. Die Revolte sei kurz nach Mittag nach einer routinemäßigen Durchsuchung eines der zehn Gebäude des Lagers ausgebrochen und habe sich rasch auf drei weitere Gebäude ausgebreitet. Die Gefangenen hätten mit Steinen geworfen und selbst gefertigte Waffen benutzt. Den Angaben zufolge schossen die Wachleute scharf, nachdem mündliche Aufforderungen zur Wiederherstellung der Ruhe nichts genutzt hatten.
  • Die Vereinten Nationen und die Europäische Union haben den Mut der Iraker gewürdigt, trotz anhaltender Gewalt und Anschlagsdrohungen zur Wahl zu gehen. Vieles deute darauf hin, "dass die Wahlen erfolgreich vonstatten gegangen sind", erklärte UN-Generalsekretär Kofi Annan am 31. Jan. Bundesaußenminister Joschka Fischer rief zu gemeinsamen Anstrengungen für eine Stabilisierung des Landes auf. Nach der historischen Wahl am Sonntag begann die Auszählung der Stimmen. "Ich möchte dem Mut der irakischen Bevölkerung meine Achtung bezeugen und der unabhängigen Wahlkommission des Irak gratulieren", erklärte Annan. "Der Erfolg der Wahl ist ein gutes Vorzeichen für den Übergangsprozess", betonte der UN-Generalsekretär im Hinblick auf die Ausarbeitung einer neuen Verfassung, über die im Oktober in einem Volksentscheid abgestimmt werden soll.
  • Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat dem Irak zu dessen ersten freien Wahlen seit mehr als fünfzig Jahren gratuliert. Die Mitglieder des Sicherheitsrates "gratulieren der irakischen Bevölkerung zu diesem positiven Schritt in der politischen Entwicklung des Irak", erklärte das Gremium am 31. Jan. am Sitz der UNO in New York. Der Sicherheitsrat hob dabei auch "die Bemühungen der unabhängigen irakischen Wahlkommission und der tausenden irakischen Mitarbeiter und Beobachter" hervor, die zu den Wahlen beigetragen hätten. Die Ratsmitglieder würden die Entwicklungen in den kommenden Tagen verfolgen "und beteuern ihre Unterstützung für den politischen Übergang des Irak", hieß es in der Erklärung.
  • Die irakische Al Kaida Gruppe des Anführers Abu Mussab al Sarkawi hat nach der Parlamentswahl die Fortsetzung ihres Terrorfeldzuges angekündigt. In einer am 31. Jan. im Internet verbreiteten Erklärung sagte die Gruppe, die Wahl vom Sonntag würde den Kampf der Al Kaida nicht stoppen, sondern nur noch ihre Stärke und Beharrungsvermögen steigern. Der "Heilige Krieg" werde fortgesetzt. "Lasst Bush und Blair wissen, dass wir die Feinde der Demokratie sind", hieß es weiter.


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