Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

16. bis 31. Dezember 2004

Donnerstag, 16. Dezember, bis Sonntag, 19. Dezember
  • Ein ranghoher irakischer Regierungsbeamter ist am 16. Dez. bei einem Anschlag in Bagdad getötet worden. Wie das Ministerium für Kommunikation mitteilte, erschossen bewaffnete Männer den Leiter der staatlichen Gesellschaft für Telekommunikation und Postwesen. Kassem Mihaui habe gerade sein Haus im Westen der irakischen Hauptstadt verlassen, als die Schüsse auf ihn abgegeben wurden, hieß es.
  • Im Westen der Hauptstadt explodierte am 16. Dez. eine Bombe, als ein Geländewagen vorüber fuhr. Nach der Detonation eröffneten die Angreifer das Feuer auf die Wageninsassen. Ein Ausländer wurde getötet, zwei weitere wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte.
    Im selben Stadtteil kamen drei irakische Soldaten ums Leben, als eine Bombe unter ihrem Fahrzeug explodierte. Fünf weitere Mitglieder der Nationalgarde wurden verletzt.
  • Extremistenführer Osama bin Laden hat in einer ihm zugeschriebenen Tonbandaufnahme die Führung in Saudi-Arabien für die Serie von Anschlägen in dem Königreich verantwortlich gemacht. Als Urheber der Anschlagswelle wird Bin Ladens Terrornetzwerk El Kaida vermutet. Der Sprecher griff Riad vor allem wegen der guten Beziehungen zu den USA an: "Die saudiarabische Regierung ist eine Allianz mit der von (US-Präsident George W.) Bush dominierten weltweiten 'Ungläubigkeit' eingegangen." "Die Verantwortung für die aktuelle Situation in Saudi-Arabien liegt bei der Regierung", sagte eine dem El-Kaida-Chef zugeschriebene Stimme in der Aufnahme, die am 16. Dez. auf einer islamistischen Website zu hören war. "In Saudi-Arabien ist es der König und nicht Allah, der Souveränität und völligen Gehorsam verlangt", sagte die Stimme auf dem Tonband weiter. "Ich habe der Regierung vor zwei Jahrzehnten geraten, dies zu ändern. (...) Aber sie hat nichts geändert." "Wer sind die Anhänger der fehlgeleiteten Gedanken?", fragte die angebliche Bin-Laden-Stimme in Anspielung auf die saudiarabische Regierung, die ihrerseits El-Kaida-Kämpfer als "fehlgeleitet" bezeichnet. "Das sind diejenigen, die sich über die Worte des Propheten lustig machen, der befohlen hat, dass die Ungläubigen von der arabischen Halbinsel verbannt werden." Dieses Ziel verfolgen nach eigenen Angaben die Anhänger der Gruppe "El Kaida auf der arabischen Halbinsel".
    Die Stimme auf dem Band sei "mit großer Sicherheit" die des El-Kaida-Chefs, sagte ein ranghoher Geheimdienstmitarbeiter des CIA am 16. Dez.
  • Am 16. Dez. wurde eine Leiche gefunden, bei der es sich vermutlich um einen entführten Italiener handelt (siehe Chronik vom 15. Dez.). Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete unter Berufung auf Geheimdienstquellen, bei dem Toten handele sich um den 52-jährigen, in Neapel geborenen Salvatore Santono. Dieser habe seit Jahren in Großbritannien gelebt und im Irak für eine regierungsunabhängige britische Hilfsorganisation gearbeitet. Außenminister Fini sagte, einem irakischen Fotografen sei in der Rebellenhochburg Ramadi Santonos Pass und die Leiche eines Mannes gezeigt worden, bei dem es sich um Santono handeln könne. Fini erklärte, es gebe in der Angelegenheit noch "viele unklare Aspekte". Santono verfüge über ein umfangreiches Vorstrafenregister unter anderem wegen Betrugs, Diebstahls und Drogenkonsums. Es sei bislang nicht einmal klar, ob der 52-Jährige tatsächlich für eine Hilfsorganisation tätig gewesen sei. Im Januar dieses Jahres habe Santono seinen Pass als verloren gemeldet und von der italienischen Botschaft in Amman ein neues Dokument erhalten.
  • Mit dem Aufruf, trotz anhaltender Gewalt im Irak zur Wahl zu gehen, haben tausende Schiiten am 16. Dez. in Kerbala von 13 Opfern eines Bombenanschlags Abschied genommen. Man werde dafür sorgen, dass in der Provinz Kerbela mehr Menschen wählen werden als in anderen Provinzen, rief Großajatollah Mohammed al-Mudarrissi den Trauernden zu. Die 13 Schiiten waren am Tag zuvor bei einem Anschlag auf das Büro von Großajatollah Ali al-Sistani getötet worden. Unter den zahlreichen Schwerverletzten befindet sich auch ein enger Vertrauter Al-Sistanis.
  • Während andere Länder ihre Truppen aus dem Irak zurückziehen, will die Slowakei ihr Kontingent zumindest technisch verstärken. Wie ein Sprecher des slowakischen Generalstabs am 16. Dez. der Nachrichtenagentur TASR mitteilte, sollen die bereits im Irak stationierten slowakischen Minenräumkommandos mit Panzerfahrzeugen ausgestattet werden. Bisher waren sie nur leicht bewaffnet und standen unter dem Schutz polnischer und anderer Soldaten.
  • Die USA wollen dem Irak alle Schulden aus der Regierungszeit des früheren Präsidenten Saddam Hussein erlassen. Eine entsprechende Vereinbarung über die Streichung des Schuldenbetrages von 4,1 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro) soll am F17. Dez. von US-Außenminister Colin Powell, US-Finanzminister John Snow und seinem irakischen Kollegen Adel Abdel Mahdi unterzeichnet werden, teilte das US-Außenministerium am 16. Dez. mit. Dabei übertreffe die US-Regierung sogar noch den im Rahmen des Pariser Clubs vereinbarten Erlass von 80 Prozent der irakischen Auslandsschulden.
  • Im Irak ist erneut ein US-Soldat getötet werden. Der Marineinfanterist sei bei einer Militäraktion in der Unruheprovinz El Anbar ums Leben gekommen, teilte die US-Armee am 17. Dez. in einer Erklärung mit. Der Vorfall habe sich bereits am Vortag ereignet. Der Soldat sei bei einem Einsatz zur Stabilisierung und Sicherung der Region gestorben, hieß es.
  • Der niederländische Regierungschef Jan Peter Balkenende hat sich laut AFP vom 17. Dez. zu Weihnachten etwas ganz Besonderes für die im Irak stationierten Soldaten des Landes ausgedacht: Er überrascht sie mit einem Gedichtvortrag, der am 25. Dezember als CD an die 1300 niederländischen Soldaten im Zweistromland gehen soll. Darauf trägt Balkenende das Gedicht "Nu zal het wel gauw gaan sneeuwen" (Nun wird es bald schneien) des niederländischen Poeten Anton van Duinkerken (1903-1968) vor. Es erzählt die Geschichte der Geburt Christi und die lange Reise der heiligen drei Könige durch Jahrhunderte voll Gewalt und Schikanen hin zum Frieden.
  • Das irakische Sondertribunal, das unter anderem den früheren Bagdader Machthaber Saddam Hussein zur Rechenschaft ziehen soll, weist nach Ansicht der US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) schwere Deifizite bei den Menschenrechten auf. Die Satzung des Gerichts habe diesbezüglich "ernsthafte Lücken", sagte der HRW-Leiter für internationale Rechtsfragen, Richard Dicker, am 17. Dez. in Bagdad. Er forderte die Regierung in Bagdad auf, sie müsse einen fairen Prozess gegen Saddam Hussein und seine elf mitangeklagten Vertrauten gewährleisten.
  • Auf ihrem Weg von der Türkei nach Bagdad sind am 17. Dez. mehrere türkische Botschaftswachleute im Norden des Irak getötet worden. Auf einer Straße in der Nähe von Mossul seien die Wachmänner in einen Hinterhalt Bewaffneter geraten, teilte das Außenministerium in Ankara mit. Nach Angaben der türkischen Botschaft in Bagdad gab es "mehrere Opfer". Der Fernsehsender CNN-Türk berichtete, vier Menschen seien getötet worden. Einer der Wachmänner und ein Fahrer hätten den Anschlag überlebt und seien in die Türkei zurückgekehrt, teilte das türkische Außenministerium weiter mit. Zwei weitere Wachleute seien zu der türkischen Botschaft in Bagdad weitergefahren.
  • US-Soldaten haben in Kirkuk eine Irakerin getötet und zwei weitere verletzt, als ihr Wagen nicht an einer Straßensperre hielt. Ihr Auto sei in der Nacht zum 18. Dez. bei einer Kontrolle im Viertel Askari weitergefahren, sagte der Polizeichef der nordirakischen Stadt, Turhan Jussef. Daraufhin hätten die US-Soldaten das Feuer eröffnet. Eine 27-jährige Insassin sei getötet worden, die Schwester und die Mutter der Toten seien verletzt worden. Der Fahrer des Wagens sei wohlauf. Ein Sprecher der US-Armee bestätigte den Vorfall.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Nordirak sind am 18. Dez. vier Mitarbeiter einer privaten "Sicherheitsfirma" aus den USA verletzt worden. Der Anschlag wurde nahe der 250 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Beidschi verübt. Am Tag zuvor hatten US-Soldaten in dieser Region fünf Iraker festgenommen, darunter zwei mutmaßliche Waffenhändler.
  • Rebellen haben in Beidschi zwei Iraker exekutiert, wie die Polizei am 18. Dez. mitteilte. Die Opfer trugen Zivilkleidung, einer der Toten hatte die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden.
  • Die Bundesregierung weitet ihre Ausbildungshilfe für die irakische Armee erheblich aus. Im kommenden Frühjahr soll ein Pionierbataillon mit rund 300 irakischen Soldaten von der Bundeswehr ausgebildet werden, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am 18. Dez. in Berlin mit und bestätigte einen entsprechenden Bericht des "Handelsblatt" (Ausgabe vom 20. Dez.). Die Vereinbarungen seien beim Besuch des stellvertretenden irakischen Verteidigungsministers Bruska Schaways am 16. und 17. Dez. in Berlin mit Verteidigungsstaatsekretär Peter Eickenboom getroffen worden.
  • Bei einem Granatenangriff auf Behördengebäude sind am 18. Dez. nördlich von Bagdad zwei Zivilisten getötet worden. Insgesamt drei Granaten seien am Morgen in der Ortschaft Dudschail 40 Kilometer von der irakischen Hauptstadt entfernt eingeschlagen, sagte ein Polizeioffizier der Nachrichtenagentur AFP. Zwei der Geschosse trafen demnach ein Verbindungsbüro zwischen der US-Armee und den örtlichen Behörden, ein weiteres ein Wahllokal. Acht Menschen wurden bei dem Angriff verletzt.
  • Zur Vorbereitung des Prozesses gegen die Vertrauten von Ex-Machthaber Saddam Hussein hat ein irakischer Ermittlungsrichter mit Verhören begonnen. Am 18. Dez. seien Ali Hassan el Madschid, genannt "Chemie-Ali", und der ehemalige Verteidigungsminister Sultan Haschem Ahmed im Beisein ihrer Anwälte vernommen worden, sagte Rajed Juhi, Chef-Ermittlungsrichter des Tribunals, vor Journalisten in Bagdad.
  • Unbekannte Bewaffnete haben die Tochter und den Schwiegersohn des früheren irakischen Präsidenten Abdel Salam Aref erschossen und den Sohn des Paars verschleppt. Die Täter seien bereits am 13. Dez. in das Haus der Familie im Bagdader Stadtteil Dachlija eingedrungen, hätten dort das Ehepaar mit Kopfschüssen getötet und den 20-jährigen Sohn Rafel entführt, sagte ein Sprecher der Bagdader Polizei am 18. Dez. der Nachrichtenagentur AFP. Die Tat sei offenbar politisch motiviert: Am Tatort sei ein Zettel gefunden worden mit den Worten: "Dies ist das Schicksal, das Verrätern gebührt." Die ermordete Lehrerin Sanaa Aref ist die Tochter von Abdel Salam Aref, der zwischen 1963 und 1966 Präsident des Irak war.
  • Bei der Explosion einer Autobombe sind laut AFP am 19. Dez. in der irakischen Stadt Kerbela zehn Menschen getötet und rund 40 weitere verletzt worden (dpa sprach von 23 Toten). Das sagte ein Krankenhausmitarbeiter. Der Sprengsatz war in einem Auto im Busbahnhof nahe dem Mausoleum Husseins versteckt, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Etwa ein Dutzend Minibusse seien zerstört worden. Das Mausoleum ist ein für die irakischen Schiiten heiliger Ort. (AFP)
  • Aufständische haben in der irakischen Hauptstadt Bagdad am 19. Dez. drei Mitarbeiter eines Wahlbüros getötet. Die Angreifer blockierten in der Haifa-Straße mit zwei Wagen das Auto der Opfer und erschossen diese, wie ein Sprecher der Wahlkommission sagte.
  • In der Schiiten heiligen Stadt Nadschaf sind am 19. Dez. bei eine Autobombenanschlag 30 Menschen getötet und 65 verletzt worden. Das teilte ein Krankenhaussprecher in der südirakischen Stadt mit. Der Gouverneur und der Polizeichef der Provinz sagten, bei einer Trauerprozession in der Nähe des Imam-Ali-Schreins seien drei Sprengsätze gezündet worden. Der Anschlag habe vermutlich ihnen gegolten. (AP)
  • Der frühere irakische Machthaber Saddam Hussein hält seinen Anwälten zufolge nicht viel von den geplanten Wahlen im Irak. Beim ersten Treffen mit einem seiner Verteidiger habe er die Iraker aufgerufen, die Wahlen "mit Vorsicht" zu betrachten, sagte der Sprecher seines Anwaltsteams, Siad Chassawneh, am 19. Dez. in Amman. Die Iraker dürften sich nicht spalten lassen und müssten "ihre Einheit" wahren, habe der inhaftierte Exstaatschef gemahnt. Mehr habe er zu dem Thema nicht gesagt; zum Boykott der für Ende Januar geplanten Wahlen habe Saddam Hussein nicht aufgerufen. (AFP)
Montag, 20. Dezember, bis Sonntag, 26. Dezember
  • Tausende Menschen nahmen am 20. Dez. an den Trauerfeiern für die Opfer des Anschlags in Nadschaf teil. Die Zahl der Opfer des Anschlags in der Nähe des Imam-Ali-Schreins stieg mittlerweile auf 54. In Krankenhäusern wurden noch 142 Verletzte behandelt, wie Sprecher mitteilten. Gouverneur Adnan al Surufi erklärte das Zentrum der schiitischen Stadt zur autofreien Zone, um weitere Autobombenanschläge zu verhindern. Der geistliche Führer der Schiiten, Großayatollah Ali al Sistani, hat die Stimmabgabe zur religiösen Pflicht für alle Gläubigen erklärt.
  • Nahe dem Flughafen von Bagdad zerstörte am 20. Dez. eine Bombe ein Militärfahrzeug und verletzte einen amerikanischen Soldaten.
  • In Ramadi feuerten am 20. Dez. Aufständische Granaten und Maschinengewehr-Salven auf eine US-Patrouille ab. Zuletzt war unklar, ob es hierbei Opfer gab.
  • US-Soldaten nahmen am Montag 20. Dez. 19 Verdächtige in einem Dorf nahe Tikrit fest und konfiszierten mehrere Waffen.
  • Nach den schweren Bombenanschlägen in den heiligen schiitischen Städten Nadschaf und Kerbela haben irakische Sicherheitskräfte 51 Verdächtige festgenommen. Der Gouverneur von Nadschaf, Adnan el Sorfi, machte am 20. Dez. Moslemextremisten und Anhänger des früheren Machthabers Saddam Hussein für das Blutbad mit insgesamt 66 Toten verantwortlich. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die nahezu zeitgleichen Attentate aufeinander abgestimmt waren.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat am 20. Dez. die jüngsten Anschläge in den irakischen Städten Nadschaf und Kerbela sowie in Bagdad scharf verurteilt. Er rief die Iraker auf, sich nicht abschrecken zu lassen und "im Geiste nationaler Versöhnung" zusammenzukommen, wie Annans Sprecher Fred Eckhard in New York erklärte. "Kein Anliegen kann die Tötung unschuldiger Zivilpersonen und den kaltblütigen Mord an Wahlhelfern rechtfertigen", sagte Eckhard.
    Das geistige Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hat die USA und Israel für die blutigen Anschläge in den zentralirakischen Städten Nadschaf und Kerbela verantwortlich gemacht. "Ich bin sicher, dass die israelischen und amerikanischen Geheimdienste hinter den Ereignissen stehen", sagte Chamenei am 20. Dez. im iranischen Staatsfernsehen.
  • Die letzten der 300 ungarischen Soldaten im Irak haben das Land am 20. Dez. verlassen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Budapest sagte, die Soldaten seien nun in Kuwait und kämen bis Weihnachten nach Hause. Das ungarische Parlament hatte den Einsatz der Soldaten im vergangenen Jahr genehmigt, ihn aber bis Ende 2004 begrenzt. Eine Verlängerung des Einsatzes um drei Monate wurde im November von der Mitte-rechts-Opposition abgelehnt. Die Truppe war in einer Transporteinheit südlich von Bagdad eingesetzt. Einer der Soldaten wurde im Juni bei der Explosion einer Bombe getötet.
  • Bei der Explosion einer Autobombe nördlich von Bagdad sind fünf US-Soldaten und ein Iraker verletzt worden. Die Soldaten einer Spezialeinheit seien am 20. Dez. zum Zeitpunkt des Anschlags bei Hawija in einem Geländefahrzeug unterwegs gewesen, teilten die US-Streitkräfte am 21. Dez. mit. Ein Verdächtiger wurde am Tatort festgenommen.
  • Bei einem US-Luftangriff im Irak sind nach Angaben eines Arztes mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Die Amerikaner hätten am Morgen des 21. Dez. ein Ziel in der Stadt Hit westlich von Bagdad bombardiert, sagte Hamdi Alosi, der im örtlichen Krankenhaus arbeitet. Mindestens sieben weitere Iraker seien verletzt worden. Mehrere Autos und zwei Häuser seien beschädigt worden.
  • In der rund 60 Kilometer nordwestlich von Bagdad gelegenen Stadt Bakuba töteten Unbekannte am 21. Dez. einen Atomwissenschaftler. Professor Taleb Ibrahim el Daher von der Universität Dijala war mit seinem Wagen auf dem Weg zur Arbeit, als er auf einer Brücke über den Fluss Chrisan erschossen wurde. Das Fahrzeug stürzte in den Fluss.
  • Der britische Premierminister Tony Blair ist am 21. Dez. zu seinem ersten Besuch in der irakischen Hauptstadt Bagdad eingetroffen. Die Reise war aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich angekündigt worden. "Ich bin sicher, dass es friedlichere Orte im Irak gibt. Hier in Bagdad spürt man wirklich die Herausforderung", sagte Blair in Bezug auf die geplanten Wahlen am 30. Januar. In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Ministerpräsidenten der Übergangsregierung, Ijad Allawi, sprach er den Mitgliedern der unabhängigen Wahlkommission seine Hochachtung aus: "Das sind Menschen, die Tag für Tag ihr Leben riskieren." Die Wahlen am 30. Januar seien ein wichtiger Schritt hin zum Abzug der ausländischen Truppen. Allawi betonte, die Iraker hätten den Krieg im vergangenen Jahr nicht als Invasion empfunden. (dpa)
  • Bei einer Explosion auf einem US-Militärstützpunkt im nordirakischen Mossul sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mindestens 20 Menschen getötet worden (dpa meldete wenig später 24 Tote). Mehr als 60 Menschen wurden bei der Explosion verletzt, berichteten US-Medien unter Berufung auf Pentagon-Sprecher. Im US-Nachrichtensender CNN hieß es, "zahlreiche Explosionen" hätten während des Mittagessens die Kantine des Stützpunkts erschüttert. Unter den Toten und Verletzten seien US-Soldaten, private Angestellte aus den USA und anderen Ländern sowie irakische Soldaten. (AFP)
  • Die beiden im Irak seit Monaten verschleppten Franzosen sind wieder frei. Der arabischen TV-Senders El Dschasira berichtete am 21. Dez., die Islamische Armee habe erklärt, dass sie die beiden Geiseln freigelassen habe. Das Pariser Außenministerium bestätigte kurz darauf die Freilssung. Die Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot waren am 20. August mit ihrem Fahrer südlich von Bagdad entführt worden.
  • Bei einer Schießerei in der irakischen Stadt Nadschaf sind am 22. Dez. ein Aufständischer und ein Polizist getötet worden. Sicherheitskräfte stürmten am frühen Morgen ein Wohnhaus, wie die Polizei mitteilte. Vier mutmaßliche Rebellen seien festgenommen worden.
  • Der polnische Regierungschef Marek Belka ist am 22. Dez. überrwaschend zu einem Besuch der Truppen im Irak eingetroffen. Bei seinem Besuch auf dem polnischen Stützpunkt in Diwanijah südlich von Bagdad wurde Belka von Verteidigungsminister Jerzy Szmajdzinski und Generalstabschef Czeslaw Piatas begleitet, teilte ein Armeesprecher in Warschau mit. Polen hat im Irak das Kommando über 6000 Soldaten. In der vergangenen Woche hatte Warschau angekündigt, die Zahl seiner Soldaten nach den für den 30. Januar geplanten Wahlen von 2400 auf 1700 zu reduzieren.
  • Der Iran hat unter Hinweis auf die Sicherheitslage seine Grenze zum Irak geschlossen. Iranischen Pilgern sei es aus Sicherheitsgründen verboten, die heiligen Stätten im Irak aufzusuchen, meldete am 22. Dez. die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Sicherheitskräfte.
  • Bei den Wahlen im Irak am 30. Januar bewerben sich 73 politische Parteien oder Bündnisse um die 275 Sitze im Nationalparlament. Hinzu kommen 25 Einzelkandidaten. Das teilte der Sprecher der unabhängigen Wahlkommission, Farid Ajar, am 22. Dez. in der Hauptstadt Bagdad mit. Der Kommissionsvorsitzende Hussein Hendawi bestätigte den Termin am selben Tag bei einer Anhörung im Übergangsnationalrat. Ursprünglich hatten sich mehr als 200 Parteien bei der Kommission gemeldet. Viele von ihnen haben sich inzwischen zu Wahlbündnissen zusammengeschlossen. Die Platzierung auf dem Wahlschein wurde durch eine Lotterie entschieden. Als aussichtsreichstes Bündnis gilt der schiitische Block Vereinigte Irakische Allianz, dem 22 Parteien und Gruppierungen angehören. Die beiden großen kurdischen Parteien treten ebenfalls gemeinsam an. Übergangsministerpräsident Ijad Allawi, ein moderater Schiit mit enger Bindung an die USA, setzt auf eine eigene Liste. Unklar ist die Beteiligung der Sunniten, die hinter dem Aufstand gegen die US-Militärpräsenz im Irak stehen und etwa 20 Prozent der Bevölkerung stellen. Die sunnitische Geistlichkeit hatte zum Wahlboykott aufgerufen. Die moderat-sunnitische Irakische Islam- Partei (IIP) hat zwar eine Kandidatur angemeldet, verlangt aber eine Verschiebung der Abstimmung.
  • Einen Tag nach dem bisher verheerendsten Angriff auf eine US-Militäreinrichtung im Irak verschärften die amerikanischen Truppen in der nordirakischen Großstadt Mossul ihre Sicherheitsvorkehrungen. Nach Angaben des örtlichen US-Kommandos vom 22. Dez. waren 22 Menschen, darunter 14 US-Soldaten, 4 amerikanische Vertragsarbeiter und 4 irakische Soldaten getötet worden, als am Dienstag eine von Aufständischen abgefeuerte Rakete das Kantinenzelt in einem US-Stützpunkt traf. In der Nacht zum Mittwoch war in amerikanischen Medien noch von 26 Todesopfern die Rede gewesen.
  • Die Explosion eines Tanklastwagens südlich von Bagdad hat am 22. Dez. vier Menschen das Leben gekostet und etwa 50 weitere verletzt. Der Lastwagen sei im Zentrum der Stadt Mahmudija 40 Kilometer südlich von Bagdad explodiert, sagte Krankenhausdirektor Dawud al Taei. Augenzeugen berichteten, der Wagen sei von einer Rakete getroffen worden. (AP)
  • Nach dem tödlichen Anschlag auf einen US-Armeestützpunkt in der nordirakischen Stadt Mossul hat Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Gewalt eine Absage erteilt. "Es wäre ein Fehler, einen friedlichen Irak nach den Wahlen zu erwarten", sagte Rumsfeld am 22. Dez. "Unsere Erwartungen sollten realistisch sein." Die Aufständischen im Irak seien zu allem entschlossen, "und wir müssen alles tun, um sie scheitern zu lassen".
  • Nach vier Monaten Geiselhaft im Irak sind die beiden französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot am Abend des 22. Dez. in ihre Heimat zurückgekehrt. Mit einer Sondermaschine landeten sie auf dem Militärflughafen Villacoublay bei Paris. Präsident Jacques Chirac begrüßte die Journalisten persönlich. Sie waren im August südlich von Bagdad verschleppt worden. Für die beiden Reporter sei ein Lösegeld "weder verlangt noch gezahlt worden", sagte der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Frankreich werde sich "weiterhin entschlossen allen Formen des Terrorismus widersetzen", sagte Chirac dem Nachrichtensender LCI. (dpa)
  • Bei der Explosion einer Bombe in Bagdad ist am 23. Dez. ein US-Soldat getötet worden. Wie die US-Armee mitteilte, wurden zwei weitere US-Sodaten verletzt, als der selbstgebaute Sprengsatz im Westen der irakischen Hauptstadt hochging.
  • Drei Tage nach dem verheerenden Anschlag auf den US-Stützpunkt Mares bei Mossul hat der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld den dort stationierten Soldaten einen Überraschungsbesuch abgestattet. Rumsfeld landete am frühen Morgen des 24. Dez. in Mossul und begab sich unter strengen Sicherheitsvorkehrungen direkt zum Feldlazarett, wo viele der Anschlagsopfer behandelt wurden. Später machte er auch noch Abstecher zu den US-Truppen in Tikrit und Falludscha.
    Vor den Truppen in Mossul gab sich Rumsfeld zuversichtlich, dass die Lage im Irak schon in absehbarer Zukunft stabilisiert werden könne, auch wenn die Aussichten im Moment eher trübe seien. In Konfliktsituationen habe es immer viele Zweifler gegeben, die jedoch im Laufe der Geschichte schon häufig eines Besseren belehrt worden seien. Der Minister dankte dem Krankenhauspersonal für die gute Versorgung der Anschlagsopfer.
    In Tikrit, der Geburtsstadt des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein, ließ sich Rumsfeld von Generalmajor John Batiste, dem Kommandeur, der Ersten Infanteriedivision, über die dortige Lage unterrichten. In Falludscha, der dritten Station, erinnerte der Minister die Soldaten daran, dass letztlich alle Menschen nach Freiheit strebten und diese im Irak verwirklicht werden müsse. In der Rebellenhochburg, in der die US-Truppen im vergangenen Monat eine Großoffensive starteten, war die Lage am Freitag weitgehend ruhig. (AP)
  • Der scheidende US-Außenminister Colin Powell hat sich für eine deutliche Aufstockung der amerikanischen und britischen Truppen im Irak ausgesprochen. Das berichtet die "Washington Post" am 24. Dez. Powell habe US-Präsident George W. Bush und dem britischen Premier Tony Blair im November darauf hingewiesen, dass zu wenig Truppen im Irak stationiert seien, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. (dpa)
  • US-Präsident George W. Bush hat am 24. Dez. mehrere im Ausland stationierte US-Soldaten persönlich angerufen, um ihnen Frohe Weihnachten zu wünschen. "Den Soldaten, die sich für unsere Freiheit opfern, wollte der Präsident seine Dankbarkeit ausdrücken", sagte ein Sprecher des Weißen Haus zur Begründung der Anrufe. Deshalb habe er etwa ein Dutzend Soldaten von seinem Landsitz in Camp David aus angerufen und ihnen Frohe Weihnachten und Schöne Feiertage gewünscht. Einer Liste des Weißen Haus zufolge rief Bush unter anderem sechs Soldaten im Irak an, einen Soldaten in Südkorea und einen Soldaten der Atlantikflotte. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. (AFP)
  • Bei einem Selbstmordanschlag mit einem Tanklastwagen hat ein Selbstmordattentäter in Bagdad mindestens acht Menschen mit in den Tod gerissen. 19 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, als der Tanklaster am Abend des 24. Dez. im Westen der Stadt explodierte. Ein Polizeisprecher sagte nach Beendigung der Suche, insgesamt seien die Leichen von drei Männern und fünf Frauen entdeckt worden. Nach Polizeiangaben wurde die Detonation von einem Selbstmordattentäter ausgelöst, dessen Körper bei der Explosion vollständig zerfetzt worden sei.
    Am nächsten Morgen meldete dpa, dass die Zahl der Todesopfer auf 13 gestiegen sei.
  • Vier Tage nach dem schweren Anschlag auf einen US-Armeestützpunkt in der nordirakischen Stadt Mossul sind dutzende Verdächtige festgenommen worden. In Mossul seien 34 Menschen festgenommen worden, teilte US-Armeesprecher Joseph Sanchez am 25. Dez. mit. Vier weitere Verdächtige seien in der Umgebung gefasst worden. Außerdem sei in Mossul eine Autobombe entdeckt worden.
  • US-Präsident George Bush hat zu Weihnachten den im Irak und anderen Teilen der Welt stationierten US-Soldaten für ihren Einsatz "für Freiheit und Sicherheit" gedankt. In Afghanistan, dem Irak und anderen Teilen der Welt kämpften diese Soldaten gegen "die Feinde der Freiheit und beschützen unser Land", sagte Bush in seiner wöchentlichen Radioansprache am 25. Dez. Die USA haben derzeit hunderttausende Soldaten weltweit im Einsatz, davon allein 150.000 im Irak.
  • Bei einem Autobombenanschlag nördlich von Nadschaf sind am 25. Dez. fünf Iraker getötet und acht weitere verletzt worden. Wie Augenzeugen berichten, richtete sich der Angriff offenbar gegen eine US-Patrouille. Nach ihren Beobachtungen habe auch ein US- Militärjeep in Flammen gestanden. Über amerikanische Verluste ist noch nichts bekannt. (dpa)
  • Das US-Militär hat im Irak zwei hochrangige mutmaßliche Terroristen festgenommen. Die Männer sollen Verbindungen zum jordanischen Top-Terroristen Abu Mussab al-Sarkawi haben. Sie wurden bereits Anfang des Monats in der sunnitischen Aufständischen-Hochburg Ramadi festgenommen, teilte die Armee am 25. Dez. mit.
  • Ein Oberst der irakischen Polizei ist am 26. Dez. in Bagdad in der Nähe seines Hauses ermordet worden. Die unbekannten Attentäter hätten aus ihrem Fahrzeug auf den Wagen des Offiziers geschossen, als er auf dem Weg zur Arbeit war, verlautete aus Polizeiquellen. Der Fahrer des Obersts wurde bei dem Anschlag verletzt.
  • Bei einer Explosion in der irakischen Stadt Kerbela ist eine siebenköpfige Familie getötet worden. Die Detonation erschütterte das Wohnhaus der Familie, die dort erst vor zwei Wochen eingezogen war, wie die Polizei am 26. Dez. mitteilte. Den Angaben zufolge handelte es sich vermutlich um eine Bombenexplosion.
  • Der frühere Sicherheitsberater von Ex-US-Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski, hat die US-Regierung für ihr Vorgehen im Irak scharf kritisiert. Die Intervention im Irak "war die Mühe nicht wert, denn wir haben einen hohen Preis bezahlt", sagte der Demokrat am 26. Dez. im Fernsehsender CNN. Tausende Iraker seien getötet und Milliarden an Dollar ausgegeben worden, zugleich hätten sich die USA international isoliert. Dies alles sei nicht nötig gewesen, um den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein zu stürzen. Er rechne damit, dass sich die derzeitige Krise noch verschlimmern könne. "Wir müssen unsere Erwartungen herunterschrauben."
  • Nach dem blutigen Anschlag auf einen US-Stützpunkt in Mossul wollen die USA die Truppen in der nordirakischen Stadt bis zu den Wahlen am 30. Januar weiter verstärken. Angesichts der wachsenden Gewalt in der Region sei es von zentraler Bedeutung, die Kontrolle über Mossul zu behalten, sagte der Chef des US-Zentralkommandos, General John Abizaid, am 26. Dez. im US-Nachrichtensender CNN. Als Verstärkung würden amerikanische und irakische Soldaten aus anderen Regionen des Iraks für die Zeit der Wahlen nach Mossul verlegt. Über ihre genaue Stärke müsse noch entschieden werden. Nach Informationen von CNN sind derzeit zwischen 6000 und 8000 zusätzliche Soldaten im Gespräch.
  • Für die von einem Wahlboykott bedrohten Regionen im Irak sollen möglicherweise Parlamentssitze auch ohne Abstimmungsergebnisse vergeben werden. Die Wahlkommission erwägt nach US-Angaben, sunnitischen Politikern und anderen Gruppierungen Mandate zu geben, sollten sich ihre Anhänger nicht an der für den 30. Januar geplanten Wahl beteiligen. "Selbst wenn die Aufständischen den Wahlprozess in einer Region blockieren könnten, müsste diese im Parlament vertreten sein", sagte ein Sprecher der US-Streitkräfte am 26. Dez. in Falludscha. Wegen der Drohung von Anschlägen und Attentaten sind vor allem in der überwiegend sunnitischen Anbar-Provinz Vorbehalte gegen eine Wahlbeteiligung groß.
  • Isaiah Wilson, offizieller Armee-Historiker macht die fehlende Strategie des US-Militärs für die Zeit nach dem Sturz von Saddam Hussein für die derzeitige Lage verantwortlich. Die Washington Post vom 26. Dez. zitierte aus einem bislang unveröffentlichten Aufsatz Wilsons und schrieb, zwar habe es schon vorher ähnliche Kritik gegeben, aber keiner sei wie der Insider so vertraut mit den geheimsten Plänen des Pentagons. Demnach hätten die Armeekommandeure die Situation in Irak nicht begriffen. Ein Sprecher des US-Kommandos wies diese Darstellung zurück.
Montag, 27. Dezember, bis Freitag, 31. Dezember
  • Die für Ende Januar geplanten Wahlen im Irak könnten nach den Worten von Außenminister Hoschjar Sebari in einigen Teilen verschoben werden. Wegen der angespannten Sicherheitslage könnte die Unabhängige Wahlkommission beschließen, den Urnengang in besonderen Unruhegebieten wie Mossul im Nordirak oder die Region um Bagdad auf einen späteren Termin zu verlegen, sagte Sebari am 27. Dez. in einem Interview mit der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Dies könnte den Sicherheitskräften mehr Zeit geben, die Möglichkeiten der Gegner zu zerstören, die Menschen dort einzuschüchtern und die Lage zu destabilisieren. Sebari hält sich derzeit zu einem viertägigen Besuch in der Volksrepublik auf.
  • Bei einem Autobombenanschlag gegen das Hauptquartier der irakischen Schiiten-Partei SCIRI in Bagdad sind am 27. Dez. nach Augenzeugenberichten mindestens 13 Menschen getötet und 66 verletzt worden. An dem Sitz der SCIRI-Partei (Oberster Rat für die Islamische Revolution im Irak) sowie an angrenzenden Gebäuden entstand erheblicher Sachschaden. Der SCIRI-Vorsitzende Abdel Asis al-Hakim, der in dem Gebäude auch seine Residenz hat, blieb offenbar unverletzt.
    SCIRI gilt als die einflussreichste Partei der 60-prozentigen schiitischen Bevölkerungsmehrheit im Lande. Al-Hakim, ein Geistlicher, der lange Jahre im Exil in Iran gelebt hatte, ist außerdem Spitzenkandidat der Vereinigten Irakischen Allianz (UIA) bei den Wahlen am 30. Januar. Die UIA ist eine Sammelliste der wichtigsten schiitischen Parteien und Gruppen, die aber auch einige weltliche und nicht-schiitische Persönlichkeiten umfasst.
  • In einer neuen ihm zugeschriebenen Tonbandaufnahme soll der Islamistenführer Osama bin Laden den Jordanier Abu Mussab al Sarkawi als Chef des El-Kaida-Netzwerks im Irak anerkannt haben. Der katarische Fernsehsender El Dschasira sendete am 27. Dez. das Tonband, auf dem eine Stimme sagt, Sarkawi sei der "Emir von El Kaida im Zweistromland". Die Echtheit der Aufnahme konnte zunächst nicht bestätigt werden. Zudem rief die Stimme die Iraker zum Boykott der für den 30. Januar geplanten Wahlen auf.
  • Bei zwei Sprengstoffanschlägen im Irak sind am 27. Dez. zwei US-Soldaten getötet und fünf weitere verletzt worden. In Bagdad starb nach Angaben des US-Militärkommandos ein amerikanischer Soldat, als neben einer Patrouille ein Sprengsatz explodierte. Vier weitere Soldaten wurden verletzt. In Samarra wurden ein Soldat getötet und ein weiterer verletzt, als sie bei einer Patrouille auf einen Sprengsatz fuhren.
  • Die Teilnahme der sunnitischen Bevölkerung des Irak an den Wahlen wird fünf Wochen vor dem Termin immer fraglicher. Nach Boykottaufrufen radikaler Gruppen und Kleriker hat die Irakische Islam-Partei am 27. Dez. ihre Liste für die Wahl am 30. Januar zurückgezogen.
  • Bei Angriffen auf drei Polizeistationen im Irak sind mindestens 20 Menschen getötet worden. 12 Polizisten seien bei einem Angriff auf eine Station südlich von Tikrit erschossen worden, teilte ein Polizeisprecher am 28. Dez. mit. Bei einem ähnlichen Angriff in der Region und einem weiteren in der Region von Ischaki südlich von Samarra wurden nach Polizeiangaben sieben Polizisten und ein Nationalgardist getötet.
  • Der Kommandeur der irakischen Nationalgarde für Bagdad ist am Morgen des 28. Dez. bei einem Selbstmordanschlag in der Hauptstadt getötet worden. Der Attentäter fuhr mit seinem Wagen in den Konvoi des Kommandeurs und sprengte sich in die Luft. Mehrere Begleiter erlitten Verletzungen.
  • Zur Erhöhung der Sicherheit im Vorfeld der Wahlen im Irak hat die US-Armee 5.000 zusätzliche Soldaten in der Hauptstadt Bagdad stationiert. Sie seien zur Verstärkung der 34.000 Mann starken multinationalen Expeditionsstreitkräfte eingesetzt worden, teilte US-General Jeffrey Hammond am 28. Dez. in Bagdad mit. 3.500 der 5.000 Soldaten hätten bereits in ihre Heimat abreisen sollen. Die anderen 1.500 seien gerade erst im Irak eingetroffen. Die US-Armee rechne während des Wahlkampfes verstärkt mit Morden und Autobombenanschlägen, sagte Hammond. Die US-Armee habe als Reaktion auf den Selbstmordanschlag auf eine US-Armeebasis in Mossul vor einer Woche zudem die Sicherheitsvorkehrungen in allen ihren Stützpunkten verstärkt.
  • Der ehemalige US-Justizminister Ramsey Clark will nach eigenen Worten bei der Verteidigung des gestürzten irakischen Machthabers Saddam Hussein helfen. Er werde sich dem Verteidigungsteam des Ex-Diktators anschließen, sagte Clark am 28. Dez. in der jordanischen Hauptstadt Amman. Die Bilder der Festnahme Saddams vor einem Jahr und die Haftumstände seien für seine Entscheidung ausschlaggebend gewesen, sagte Clark. Ein Team internationaler Anwälte kümmert sich um die Verteidigung Saddams.
  • Bei einer Explosion in einem Haus in Bagdad sind mindestens 28 Menschen getötet worden. Die Detonation in dem Gebäude im Osten der irakischen Hauptstadt habe sich ereignet, als die Polizei das Gebäude stürmen wollte, hieß es aus dem irakischen Innenministerium. Unter den Opfern seien zahlreiche Polizisten. Die Polizei hatte das Gebäude demnach am Abend des 28. Dez. umstellt, weil sie darin "terroristische Elemente" vermutete. Als der Befehl zur Erstürmung gegeben wurde, habe eine schwere Explosion das Haus und das benachbarte Gebäude zerstört. Anwohner hatten eigenen Angaben zufolge die Polizei informiert. Sie hätten zwei Tage zuvor gesehen, wie zwei mit Waffen beladene Fahrzeuge in das Anwesen fuhren, sagte Mohammed Ali Hassan Awad, einer der Nachbarn. Als die Polizei kam, sei einer der Bewohner des Hauses auf das Dach gestiegen. Der aus dem Sudan stammende Mann habe gedroht, das Gebäude zu sprengen, sollten die Beamten es stürmen, sagte der Augenzeuge. In dem Haus hätten zahlreiche Ausländer aus dem arabischen Raum gelebt.
  • Die US-Schriftstellerin Susan Sontag ist tot. Die streitbare New Yorker Autorin und scharfe Kritikerin des Irak-Kriegs starb am 28. Dez. nach einem langen Krebsleiden im Alter von 71 Jahren in einer Klinik in New York. Sontag war im vergangenen Jahr mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Mit ihrer scharfen Kritik an der US-Regierungspolitik seit den Anschlägen des 11. September 2001 zog sie vor allem die Wut konservativer Kreise auf sich. Zuletzt erregte Sontag mit ihrer Ablehnung des Irak-Kriegs Aufsehen. Sie zweifelte offen die Begründungen von US-Präsident George W. Bush für den Krieg an und warnte, dass der Irak nach Saddam Hussein in die Hände von Islamisten fallen könne.
  • Bei einem Angriff auf irakische Sicherheitskräfte sind in Bagdad fünf Mitglieder der Nationalgarde getötet und 20 weitere verletzt worden, wie die Polizei am 29. Dez. mitteilte. Die Sicherheitskräfte waren am späten Dienstagabend auf dem Weg zu einer Razzia im Stadtteil Ghasalija, als sie nahe einer Moschee aus dem Hinterhalt beschossen wurden.
  • US-Präsident George W. Bush hat die Schaffung von Sicherheit für die bevorstehenden Wahlen im Irak als vorrangige Aufgabe bezeichnet. Es sei sehr wichtig, dass die Wahlen wie geplant am 30. Januar stattfänden und dass es so viel Sicherheit wie möglich gebe, sagte Bush am 29. Dez. in Crawford im US-Bundesstaat Texas.
  • Bei heftigen Gefechten zwischen US-Truppen und Aufständischen in der nordirakischen Stadt Mossul sind am 29. Dez. mindestens 25 Rebellen getötet worden, sagte ein US-Armeesprecher. Die Zusammenstöße folgten demnach auf mehrere Autobomben, die von Aufständischen gezündet wurden. Ziele seien US-Patrouillen und eine Kampfstellung gewesen. Dann hätten rund 50 Rebellen mit Panzerfäusten, Mörsern und Gewehren die Stellung angegriffen. Die US-Soldaten hätten Luftunterstützung angefordert. 15 US-Soldaten seien verletzt worden.
  • Im Irak haben drei Rebellengruppen zum Boykott der Parlamentswahl aufgerufen und die Bevölkerung davor gewarnt, sich am Urnengang zu beteiligen. Die Demokratie sei "unislamisch", hieß es in einem am 30. Dez. im Internet verbreiteten Erklärung.
  • Der Präsident der irakischen Handelskammer ist in der Nähe seines Büros im Zentrum von Bagdad entführt worden. Das teilten am 30. Dez. Nachbarn und Mitarbeiter von Abbud al Tufaili mit. Er sei am Tag davor im Stadtteil Salhija von Bewaffneten verschleppt worden, hieß es. Es war zunächst nicht klar, ob die Entführung politisch motiviert ist, oder ob die Täter Lösegeld erpressen wollen. Al Tufaili ist ein bekannter Geschäftsmann, dem mehrere Hotels in Nadschaf gehören.
  • Mit einem Granatenangriff haben irakische Rebellen einen Großbrand in der wichtigtsten Raffinerie von Bagdad entfacht. Die Feuerwehr brachte das Feuer in der Dura-Raffinerie im Südwesten der Hauptstadt noch am Abend des 30. Dez. wieder unter Kontrolle, wie ein Sprecher der US-Armee bestätigte. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums mussten Löscheinheiten von außerhalb zur Hilfe gerufen werden.
  • Wegen akuter Bedrohung seitens Aufständischer sind die Mitarbeiter der Wahlkommission in der nordirakischen Stadt Mossul laut einem Fernsehbericht komplett zurückgetreten. Alle 700 Wahlbeamte hätten ihren Posten niedergelegt, meldete der arabische Satellitensender Al Dschasira am 30. Dez. Eine amtliche Bestätigung lag zunächst nicht vor. Sollte der Bericht zutreffen, würde dies die Vorbereitungen für die Wahl am 30. Januar in Mossul stark behindern.
    Wie am 31. Dez. bekannt wurde, legte der Leiter der Wahlbehörde in Mossul, der drittgrößten Stadt im Irak, sein Amt nieder. Er habe dies aber aus "rein persönlichen Gründen" getan, erklärte Adel al-Lami in Bagdad. Er dementierte zugleich einen TV-Bericht, demzufolge alle 700 Wahlbeamten in Mossul nach Drohungen von Extremisten gekündigt hätten. (dpa)
  • Ein amerikanischer Soldat kam am 31. Dez. bei einem Einsatz in der westlich von Bagdad gelegenen Provinz Anbar ums Leben.
    Nördlich von Falludscha wurde die Leiche eines irakischen Soldaten gefunden, zusammen mit einer handschriftlichen Notiz und der Erklärung: "Dies ist das Schicksal für jeden, der mit den Besatzungstruppen kollaboriert."
  • Bei einem Autobombenanschlag in Bedschi starben am 31. Dez. zwei Iraker.


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