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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

16. bis 31. August 2004

Montag, 16. August, bis Sonntag, 22. August
  • In der südirakischen Stadt Nassirijah ist ein US-Journalist entführt worden. Wie der stellvertretende Gouverneur der Stadt, Adnan el Scharifi, am 16. August mitteilte, arbeitete der Journalist Micah Garen an einer Reportage über archäologische Stätten in der Region. Nach Angaben des Vize-Gouverneurs wurde er bereits am 14. August auf dem zentralen Markt der Stadt von Unbekannten überfallen und verschleppt. Garen ist Chef des Unternehmens Four Corners Media, das auf Bild- und Text-Dokumentationen spezialisiert ist.
  • Bei der Explosion einer Bombe am Straßenrand sind in Bakuba nordöstlich von Bagdad drei irakische Nationalgardisten getötet worden. Der Anschlag ereignete sich in einem Industriegebiet, wie ein Überlebender in dem attackierten Fahrzeug am 16. August mitteilte.
    Ebenfalls in Bakuba wurde ein Wohnhaus mit Mörsergranaten angegriffen. Dabei wurden nach Klinikangaben zwei Zivilpersonen getötet und vier weitere verletzt. Der Beschuss des Hauses erfolgte offenbar während neuer Zusammenstöße zwischen US-Soldaten und irakischen Sicherheitskräften einerseits und Aufständischen andererseits.
  • Die in Bagdad tagende irakische Nationalkonferenz hat am 16. August beschlossen, eine Delegation zu dem radikalen Schiitenführer Moktada Sadr und seiner in Nadschaf verschanzten Miliz zu entsenden. Ziel der Mission ist es laut dem Beschluss, die Anhänger Sadrs zum Rückzug aus der Imam-Ali-Moschee zu bewegen. Gleichzeitig soll die Gesandtschaft Sadr dazu bewegen, seine bewaffnete Miliz in eine politische Partei umzuwandeln.
  • Der Vatikan hat Vermittlungen im anhaltenden Konflikt in der irakischen Schiitenstadt Nadschaf angeboten. "Falls er gefragt wird, würde Papst Johannes Paul II. einer solchen Vermittlung zustimmen", sagte Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano dem staatlichen italienischen Rundfunk am 16. August.
  • Der irakische Übergangspräsident Ghasi al Jawer hat der Türkei versprochen, gegen kurdische Rebellen im Nordirak vorzugehen. "Wir können keine Gruppierung dulden, die die Sicherheit unserer Nachbarn bedroht", sagte Al Jawer am 16. August auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Präsidenten Ahmed Necdet Sezer in Ankara. Sezer erklärte, die Türkei erwarte, "dass der neue Irak keinen Terrororganisationen Unterschlupf bietet". Im Norden Iraks halten sich schätzungsweise 5.000 militante türkische Kurden auf. Die Türkei hat den Irak und die USA wiederholt aufgefordert, hart gegen die Rebellen durchzugreifen.
  • Im Irak sind erneut zwei türkische Lastwagenfahrer verschleppt worden. Unbekannte hätten die beiden Fahrer am 14. August rund hundert Kilometer südlich der nordirakischen Stadt Mossul entführt, sagte ihr türkischer Arbeitgeber Oktay Gorgun am 16. August in der südtürkischen Stadt Mersin.
  • Ein syrischer und zwei libanesische Lastwagenfahrer sind am 16. August von ihren irakischen Geiselnehmern auf freien Fuß gesetzt worden. Die Mutter des Syrers sagte in der libanesischen Hafenstadt Tripoli, ihr Sohn habe sich telefonisch bei ihr gemeldet und seine Freilassung und die seiner beiden Kollegen mitgeteilt. Die drei Fahrer waren am 6. August im Irak verschleppt worden.
  • In der irakischen Pilgerstadt Nadschaf ist es am 16. August erneut zu vereinzelten heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Dabei wurden nach ärztlichen Angaben acht Menschen verletzt. Zentrum der Kämpfe zwischen den US-Truppen und den Anhängern des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr war das Gebiet um die Imam-Ali-Moschee in der Altstadt.
  • Aus Protest gegen das Wahlverfahren für den neuen irakischen Nationalrat haben hunderte Delegierte der Nationalkonferenz damit gedroht, die Versammlung zu verlassen. Die großen Parteien dominierten die Konferenz und hätten bereits Listen mit den Mitgliedern des Nationalrats erstellt, sagte Asis el Jasseri von der Nationalen Demokratischen Bewegung am 17. August in Bagdad. "Wir lehnen das ab, und wenn das Problem nicht heute gelöst wird, wird die ganze Konferenz auseinanderbrechen", fügte der Schiit hinzu. Fest steht, dass 19 der 100 Sitze des Nationalrats an Mitglieder des früheren Regierungsrats gehen. Für die übrigen 81 Sitze sollten die Vertreter der verschiedenen Volksgruppen und Religionen Namenslisten erstellen, über welche dann abgestimmt werden sollte. Der Nationalrat soll als Übergangsgremium unter anderem die für Januar 2005 geplanten Wahlen vorbereiten.
  • Der Polizeichef von Nadschaf hat mit der Erstürmung der Imam-Ali-Moschee gedroht, sollten die dort verschanzten Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr nicht ihre Waffen abgeben und den Ort verlassen. Auch wenn es Verhandlungen gebe, müssten die Aufständischen entwaffnet werden und nicht nur die den Schiiten heilige Stätte, sondern auch die Provinz verlassen, sagte Polizeichef Ghalib el Dschasairi am 17. August. Andernfalls "werden wir das Mausoleum erstürmen und alle töten".
  • Bei dem Anschlag mit Mörsergranaten im Zentrum Bagdads sind am 17. August laut AFP mindestens fünf Menschen (dpa: 7) getötet worden, darunter zwei Kinder. 30 weitere seien verletzt worden, als mehrere Granaten in der Nähe einer Polizeiwache einschlugen, sagte ein Arzt. Nach Angaben eines Sprechers des irakischen Innenministeriums, Adnan Abdel Rahman, schlugen die Granaten in einem Geschäftsviertel der Hauptstadt nahe dem Kommissariat ein. "Wir dachten erst, dass es sich um eine Autobombe handelte, weil ein Gebäude sehr stark beschädigt wurde, aber die Ballistikexperten haben festgestellt, dass es sich um Mörsergranaten handelte", sagte Rahman.
  • Bei Gefechten zwischen den US-Truppen und den schiitischen Aufständischen in der zentralirakischen Stadt Nadschaf ist ein irakischer Fotoreporter der Nachrichtenagentur Reuters verletzt worden. Der 25-jährige Ali Abu el Schisch wollte am Morgen des 17. August nach eigenen Angaben US-Panzer auf dem Revolutionsplatz der schiitischen Pilgerstadt fotografieren, als die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr plötzlich das Feuer auf die US-Positionen eröffnete. Dabei wurde er durch Schüsse an den Beinen verletzt.
    In der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf ist am 17. August eine Abordnung der irakischen Nationalkonferenz zu ihrer Vermittlungsmission mit den dortigen Aufständischen eingetroffen. Nach Angaben von mitreisenden Journalisten trafen insgesamt acht Delegierte an Bord von US-Hubschraubern auf dem US-Stützpunkt der zentralirakischen Stadt ein.
  • Der schiitische Prediger Muktada al Sadr zeigt sich aufgeschlossen für ein Angebot des Vatikans zur Vermittlung in der irakischen Stadt Nadschaf. "Wir begrüßen die Initiative des Papstes", erklärte ein Vertrauter Al Sadrs am Dienstag in Nadschaf, "und wir rufen ihn auf, sich einzuschalten, um die Krise beizulegen."
  • Ein vor zwei Wochen im Irak offenbar entführter Jordanier ist nach Angaben der jordanischen Regierung wieder auf freiem Fuß. Samer Tamaallah Hussein Tamaallah befinde sich in der Obhut der irakischen Polizei in Kerbela, erklärte am 17. August ein Sprecher des Außenministeriums in Amman. Die Polizei habe bei der Befreiung des Mannes mitgeholfen.
  • Die Nationalkonferenz im Irak ist um einen Tag verlängert worden. Das teilte der Vorsitzende der Konferenz, Fuad Masum, am 17. August mit, ohne die Entscheidung näher zu erläutern. Grund ist offenbar der blutige Konflikt in Nadschaf, der die Arbeit der Versammlung lähmte, die am 15. August zusammengetreten und ursprünglich auf drei Tage angesetzt war.
  • Die Vermittlungsmission der irakischen Nationalkonferenz zur Beendigung der Kämpfe in Nadschaf ist am Abend des 17. August unverrichteter Dinge aus der Schiitenstadt abgereist. Der radikale Schiitenprediger Moktada Sadr erschien nicht zu dem Treffen mit der achtköpfigen Abordnung der Nationalkonferenz. Einer seiner Sprecher sagte, Sadr habe sich wegen der Militärangriffe der USA nicht zum Schrein des Imam Ali begeben können. Stattdessen entsandte Sadr zwei Stellvertreter. Diese bezeichneten das Gespräch mit den aus Bagdad angereisten Politikern als ein "positives Treffen".
  • Wegen des Vorwurfs fehlerhafter Buchführung wird das US-Verteidigungsministerium Zahlungen an den umstrittenen Konzern Halliburton um 15 Prozent kürzen. Darüber wurde das Unternehmen nach eigenen Angaben durch die US-Streitkräfte informiert. Die Entscheidung betrifft künftige Zahlungen im Rahmen eines Logistik-Vertrags für die Ernährung und Unterbringung von US-Soldaten im Irak und in Kuwait, der 2001 mit der Halliburton-Tochter KBR abgeschlossen wurde. Eine vergangene Woche veröffentlichte interne Prüfung des Pentagon hatte dem Unternehmen "fehlerhafte" Kostenvoranschläge für seine Leistungen sowie dann eine "unvollständige und unangemessene" Revision dieser Schätzungen vorgeworfen. Halliburton erklärte, ein "politisch belastetes Umfeld" und Enthüllungen in den Medien hätten zu der Entscheidung des Pentagon geführt. Das Unternehmen werde seinerseits 15 Prozent von Zahlungen an seine Zulieferer einbehalten.
    Halliburton ist in den vergangenen Jahren mehrfach negativ in die Schlagzeilen geraten. Die US-Ministerien für Justiz und Verteidigung ermitteln gegen das Unternehmen wegen des Vorwurfs, ein von KBR verpflichteter Subunternehmer habe Benzin zu überteuerten Preisen an die US-Armee im Irak geliefert. Halliburton hat von der US-Regierung mehrere lukrative Aufträge für den Wiederaufbau im Irak erhalten. US-Vizepräsident Dick Cheney stand von 1995 bis 2000 an der Spitze von Halliburton. (AFP, 18.08.2004)
  • Der irakische Verteidigungsminister Hasem Schaalan hat für den 18. August eine "Entscheidungsschlacht" gegen die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in Nadschaf angekündigt. Das sagte er dem arabischen Fernsehsender El Arabija, während sich US-Truppen und Anhänger Sadrs bereits wieder heftige Gefechte in der zentralirakischen Stadt lieferten.
    In Nadschaf hat das US-Militär die Kämpfer des radikalen Schiiten-Predigers Muktada el Sadr eingekesselt. Panzer seien nur noch rund einen Kilometer von der den Schiiten heiligen Imam-Ali-Moschee entfernt, verlautete am 18. August aus Polizeiquellen. Dort halten sich die El-Sadr-Kämpfer auf. Es gebe Kämpfe zwischen den Milizen und dem US-Militär, heißt es. Die amerikanischen Soldaten beschießen den Berichten nach Stellungen der El-Sadr-Kämpfer mit Granaten.
  • Schiitenführer Moktada Sadr ist bereit, auf die Forderungen der irakischen Nationalkonferenz einzugehen, um die Kämpfe in der Stadt Nadschaf zu beenden. Das sagte ein Sprecher Sadrs am 18. August dem katarischen Fernsehsender El Dschasira. Der Sprecher zeigte sich "erstaunt" über die Äußerungen des irakischen Verteidigungsministers Hasem Schaalan, der mit einer "Entscheidungsschlacht" gedroht hatte, sollten Sadr und seine Gefolgsleute nicht einlenken. "Wir sind erstaunt über die Äußerung und die Drohung des Verteidigungsministers (...), weil wir der von der Delegation (der Nationalkonferenz) vorgestellten Initiative unser volles Einverständnis gegeben haben."
    Am Abend des 18. August hieß es dann, Moktada Sadr habe den Drohungen der irakischen Regierung nachgegeben und seine Bereitschaft zum Abzug aus der Imam-Ali-Moschee in Nadschaf erklärt. Sadr erklärte sich in einem Brief an die irakische Nationalkonferenz auch bereit zur Entwaffnung seiner "Mehdi-Armee", wie ein Gesandter des Predigers in Bagdad bekannt gab. Die Konferenz-Mitveranstalterin Safia el Suhair sagte in Bagdad, Sadr bestätige, dass er den Forderungen der Konferenz Folge leisten wolle. Damit mache Sadr seinen Willen deutlich, "eine aktive Rolle im neuen Irak" übernehmen zu wollen, betonte der Bagdader Sadr-Gesandte Dschalil el Schamari.
  • Die US-Armee hat bei einem Schusswechsel mit Aufständischen im Landesinneren des Irak versehentlich mindestens vier irakische Studentinnen getötet. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, als ein Kleinbus in der Nähe der irakischen Stadt Kut "versehentlich" zwischen die Kämpfenden geraten sei, teilte das Militär am 18. August mit. Die Armee bedauere den "unglücklichen Zwischenfall", der auf den "Widerstand anti-irakischer Kräfte" zurückzuführen sei.
  • Die mehr als tausend Teilnehmer der Nationalversammlung billigten am 18. August eine von den Delegierten der "Nationalen Einheit" vorgelegte Liste mit 81 Namensvorschlägen für den Nationalrat. Das Gremium besteht aus insgesamt 100 Mitgliedern; 19 Sitze waren bereits im Vorfeld für Mitglieder des ehemaligen Regierungsrates reserviert worden. Neben der Vorbereitung der Wahlen hat der Nationalrat ein Vetorecht bei Regierungsentscheidungen, kann Minister befragen und im Falle des Todes des Präsidenten oder Vizepräsidenten deren Nachfolger bestimmen. (Siehe: Der irakische Nationalrat ist gewählt, kann aber die Gewalt nicht stoppen.)
  • US-Soldaten töteten im Abu-Ghraib-Gefängnis zwei Gefangene, als ein Streit unter Häftlingen ausbrach. Die Soldaten hätten die beiden Gefangenen in Abu Ghraib erschossen, als Häftlinge gewaltsam gegen einen Mitgefangenen vorgegangen seien, teilte ein US-Militärsprecher mit. Eine große Gruppe Gefangener habe mit Steinen und Zeltstangen auf einen Mitgefangenen eingeschlagen, bald seien etwa 200 Gefangene in die Auseinandersetzung verwickelt gewesen. Der Einsatz von nicht-tödlicher Munition habe den Streit nicht beenden können, weshalb schließlich scharfe Munition eingesetzt worden sei.
  • Eine bislang unbekannte bewaffnete Gruppe im Irak droht nach Medienberichten mit der Ermordung eines vor wenigen Tagen entführten US-Journalisten. Micah Garen werde getötet, wenn sich die US-Streitkräfte nicht aus der heiligen Schiitenstadt Nadschaf zurückzögen, sagten die Entführer in einem am Abend des 18. August vom katarischen Fernsehsender ausgestrahlten Video.
  • Auch nach der Verständigung auf einen Friedensplan für Nadschaf dauern die Kämpfe in der irakischen Stadt an. Immer wieder waren Schießereien und Explosionen zu hören. Allein am 18. August wurden nach Klinikangaben acht Menschen getötet und 27 verletzt. Im Gebiet um die schiitische Stadt Nadschaf im Zentralirak wurde ebenfalls am 18. August ein US-Marineinfanterist getötet.
  • Bei Kämpfen im Stadteil Sadr City von Bagdad sind nach Angaben der US-Armee etwas mehr als 50 Iraker getötet worden. Wie ein Sprecher am 19. August mitteilte, starben die Menschen bereits am 18. August. Sadr City gilt als Hochburg des Schiitenpredigers Moktada Sadr.
  • Mit drei zeitgleichen Zeremonien in Genf, New York und Amman gedachten die Vereinten Nationen am 19. August der Opfer des Anschlags auf ihr Hauptquartier in Bagdad vor einem Jahr (vgl. unsere Dokumentation "UNIKOM hat ihr Mandat von 1991 bis 2003 erfolgreich erfüllt"). UN-Generalsekretär Kofi Annan nahm am zentralen Gedenken in Genf teil, der Wahlheimat und letzten Ruhestätte des damaligen UN-Sondergesandten Sergio Vieira de Mello. De Mello war unter den 22 Toten des Selbstmordanschlags am 19. August 2003. Die Vereinten Nationen sind nach Ansicht von Generalsekretär Kofi Annan zu einer möglichen "Zielscheibe" für politische Anschläge geworden. Annan versprach alles zu tun, damit sich eine solche "Tragödie" nicht wiederhole. Die Organisation setze sich damit auseinander, wie sie die Sicherheit ihrer Mitarbeiter verbessern könne, ohne dazu ihre Aktivitäten einschränken zu müssen.
  • Nach dem Tod eines niederländischen Soldaten im Irak hat Verteidigungsminister Henk Kamp verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für das niederländische Kontingent bei den multinationalen Truppen angekündigt. Ab sofort dürften die Patrouillen in der südirakischen Provinz Muthanna nicht mehr ohne bewaffnete Allrad-Fahrzeuge unterwegs sein, teilte Kamp in einem am 19. August veröffentlichten Brief an das Parlament mit. Zudem sollten die Patrouillen von gepanzerten Fahrzeugen begleitet und insgesamt 60 weitere Infanteristen entsandt werden. Die Sicherheitslage in Muthanna habe sich aufgrund der Krise um die Schiitenstadt Nadschaf in der vergangenen Woche deutlich verschlechtert, schrieb Kamp weiter.
  • Bei einem Granatenangriff auf das Polizeihauptquartier in Nadschaf sind am 19. August mindestens fünf Polizisten getötet worden. 24 weitere Sicherheitskräfte seien verletzt worden, als am Nachmittag eine Mörsergranate in dem Gebäude einschlug, teilte ein Sprecher des irakischen Innenministeriums mit. Das Hauptquartier ist für sämtliche Polizeieinsätze in der Provinz Nadschaf verantwortlich.
    In der heiligen Stadt der Schiiten waren weiterhin laute Explosionen und Schüsse zu hören. Irakische und US-Streitkräfte halten dort die Imam-Ali-Moschee umstellt, wo sich die Milizen des Schiitenführers Moktada Sadr verschanzt haben.
    Die irakische Übergangsregierung hat dem radikalen Prediger Muktada al Sadr am 19. August noch einmal ein Ultimatum gestellt und mit einem Angriff auf Nadschaf innerhalb weniger Stunden gedroht. Al Sadr müsse seine Mahdi-Miliz entwaffnen und auflösen, sagte Kabinettsminister Kassim Dawud. Ein Sprecher des Geistlichen wies die Forderung zurück und sprach sich für weitere Verhandlungen aus.
  • Anhänger des Schiitenführers Moktada Sadr haben am 19. August damit gedroht, sämtliche Ölquellen im Süden des Irak anzuzünden. Ein Mitarbeiter Sadrs sagte dem arabischen Fernsehsender El Dschasira, nach den Drohungen der irakischen Regierung hätten Iraker im Süden des Landes bereits mehrere Pipelines in Brand gesetzt. Dies gelte insbesondere für die Städte Basra und Amara, sagte Aws el Chafagi, der das Büro Sadrs in Nassirija leitet. Um den Vormarsch der britischen und US-Soldaten während des Irak-Kriegs zu stoppen, hatten irakische Truppen damals auch Ölquellen angezündet.
  • Amerikanische und irakische Soldaten haben am Nachmittag des 19. August ihre angedrohte Offensive gegen die Milizionäre in der Schiitenhochburg Nadschaf gestartet. Nach Angaben von Augenzeugen schlugen Granaten in mehreren Vierteln ein, darunter auch in der Umgebung der Moschee des Imam Ali. Eine Mitarbeiterin des US-Nachrichtensenders CNN sagte, in der Moschee, die den Schiiten heilig ist, seien viele Kämpfer des Predigers Muktada el Sadr, aber auch Frauen und Kinder. Ein dpa-Mitarbeiter sah, wie auf Hausdächern rund um die Moschee Kämpfer der "Mahdi-Armee" in Stellung gingen.
  • Die Arabische Liga hat ein sofortiges Ende der Kämpfe in der irakischen Stadt Nadschaf gefordert. Der Generalsekretär der Organisation, Amr Mussa, habe die Nachricht von den erneuten Auseinandersetzungen in der schiitischen Stadt "mit sehr großer Beunruhigung" aufgenommen, erklärte ein Sprecher der Arabischen Liga am 19. August in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Mussa fordere, "Zivilisten zu verschonen und für den nötigen Schutz von heiligen Stätten zu sorgen", damit sie bei den Gefechten keinen Schaden davontragen.
  • Schiitische Aufständische haben am 19. August den Sitz der Ölgesellschaft für Südirak, der South Oil Company, überfallen. Die Milizionäre setzten Büros und Lagerhäuser des Unternehmens in Brand, wie Augenzeugen berichteten.
  • Für den Folterskandal im irakischen Gefängnis Abu Ghraib werden sich nach Informationen aus dem US-Verteidigungsministerium mindestens zwei Dutzend Personen verantworten müssen. Einer internen Untersuchung der Armee zufolge ordneten keine hochrangigen Offiziere die Misshandlungen an. Sie hätten sich aber der Vernachlässigung der Dienstaufsicht schuldig gemacht, erfuhr die Nachrichtenagentur AP am 19. August anonym von zwei Mitarbeitern der Verteidigungsbehörden.
  • Eine Serie von Explosionen hat am Abend das Zentrum von Nadschaf erschüttert. Die Ursache der Explosionen war zunächst jedoch unklar, die US-Streitkräfte gaben keine Stellungnahme ab.
  • Bei Luftangriffen der US-Armee in der westirakischen Aufständischen-Hochburg Falludscha sind nach Krankenhausangaben in der Nacht zum 20. August vier Menschen getötet worden. Vier Iraker hätten zum Teil schwere Verletzungen erlitten, hieß es weiter. Augenzeugen berichteten, die Amerikaner hätten nach Mitternacht Ziele in drei Stadtvierteln bombardiert.
  • Der in der zentralirakischen Stadt Nadschaf verschanzte radikale Schiitenführer Moktada Sadr hat seine Anhänger zur Fortsetzung des Kampfes aufgefordert. Das sagte Sadrs Sprecher Ahmed el Schaibani am 20. August. Sadr hatte am Vorabend seine Anhänger zwar zur Räumung der Imam-Ali-Moschee in der Altstadt Nadschafs aufgefordert, die von der irakischen Regierung geforderte Entwaffung seiner "Mehdi-Armee" jedoch abgelehnt. Nach heftigen nächtlichen US-Luftangriffen war die Lage in der schiitischen Pilgerstadt am Morgen des 20. August ruhig. Die Straßen der von den US- und irakischen Truppen belagerten Altstadt wirkten wie ausgestorben, es waren keine Schüsse zu hören, wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete.
    Die Luftangriffe waren die heftigsten seit Beginn der Kämpfe zwischen der US-Armee und der irakischen Nationalgarde mit den Aufständischen vor rund zwei Wochen. Dabei wurden mehrere Gebäude nahe der Imam-Ali-Moschee, einer der wichtigsten heiligen Stätten der Schiiten, beschädigt. Ministerpräsident Ijad Allawi hatte Sadr zuvor vergeblich eine letzte Frist zur Entwaffnung und Räumung der Moschee gesetzt. Nach Angaben eines irakischen Regierungsvertreters steht die angedrohte Offensive noch aus. Strategie sei es bisher gewesen, Sadrs Anhänger einzuschüchtern. "Entscheidend" seien die nächsten Tage, denn es bleibe der Regierung nichts anderes übrig, "als diesen Konflikt bald zu beenden".
    Die Kämpfe in der irakischen Stadt Nadschaf haben vom Morgen des 19. August bis Mittag des 20. August 77 Menschen das Leben gekostet, wie das irakische Gesundheitsministerium am 20. August erklärte. 70 weitere Menschen seien verletzt worden.
  • Der schiitische Geistliche Ayatollah Ali al Sistani ist nach Angaben eines Vertrauten bereit, die Kontrolle über die Imam-Ali-Moschee in Nadschaf zu übernehmen. Dies hatten die Milizionäre des Predigers Muktada al Sadr vorgeschlagen, um die anhaltende Gewalt in der südirakischen Stadt beizulegen. Einzelheiten müssten aber noch ausgehandelt werden, sagte ein Sprecher Al Sistanis am 20. August.
  • Am Nachmittag des 20. August ist die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr aus der Imam-Ali-Moschee in Nadschaf abgezogen. Die irakische Polizei ist nach Regierungsangaben in das Heiligtum der Schiiten eingerückt und nahm rund 400 Kämpfer fest. Zuvor hatte sich Sadr laut einem seiner Sprecher zum Abzug aus der Moschee und zur Übergabe der Schlüssel an Vertreter von Großayatollah Ali Sistani bereit erklärt. (AFP)
    Wenig später dann aber diese Meldung (ebenfalls AFP): Die Imam-Ali-Moschee in Nadschaf ist entgegen irakischer Regierungsangaben weiter in der Hand der Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr. Kein irakischer Polizist war am 20. August in oder an der Moschee zu sehen, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete. Auf den Mauern und im Vorhof des Gebäudes befanden sich demnach zahlreiche schiitische Milizionäre. Aus dem Süden der Stadt waren neue Gefechte zu hören.
    Auch ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums hat Angaben der irakischen Regierung widersprochen, derzufolge irakische Polizisten in die umkämpfte Imam-Ali-Moschee in Nadschaf eingedrungen seien. An dem Bericht sei "nichts dran", sagte der Pentagon-Mitarbeiter, der anonym bleiben wollte, am 20. August in Washington. "Wir sind noch immer außerhalb des Mausoleums, und die irakische Polizei ist es auch."
    In Nadschaf hat die US-Armee ihre Aktionen ausgesetzt. Das berichtet der Nachrichtensender CNN am späten Abend des 20. August. In der Stadt werde eine hochrangige Delegation der irakischen Regierung zu neuen Verhandlungen mit dem radikalen Schiiten-Prediger Muktada el Sadr erwartet. Der Gouverneur von Nadschaf teilte mit, mehrere Kämpfer der Sadr-Miliz hätten den Heiligen Bezirk verlassen.
  • Ärzte der US-Armee sollen einem Pressebericht zufolge in die Misshandlungen irakischer Gefangener im Gefängnis von Abu Ghraib verwickelt sein. Mediziner hätten daran mitgewirkt, körperliche und psychologische Methoden für Zwangsverhöre zu entwickeln, berichtet die medizinische Fachzeitschrift "The Lancet" in ihrer Ausgabe vom 21. August unter Berufung auf Regierungsdokumente. Zudem hätten sie falsche Totenscheine ausgestellt und notwendige ärztliche Hilfe verweigert.
  • In Nadschaf ist die Lage in der Nacht zum 21. August weitgehend ruhig geblieben. Lediglich kurz nach Mitternacht war ein schwerer Schusswechsel zu hören gewesen, der jedoch weniger als eine Stunde lang anhielt, wie ein Korrspondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Der Schusswechsel fand offenbar bei einem im Norden der Stadt gelegenen US-Stützpunkt in der Nähe der Altstadt statt. Auch am Morgen des 21. August war es in Nadschaf ansonsten ruhig.
  • In der zehn Kilometer von Nadschaf entfernten Stadt Kufa haben sich Anhänger des Schiitenführers Moktada Sadr und die US-Armee in der Nacht zum 21. August schwere Kämpfe geliefert. Drei Stunden lang waren in der Nacht heftige Schusswechsel zu hören, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Ein Milizionär sagte AFP, die US-Soldaten hätten versucht, die Moschee zu stürmen, seien jedoch von den Sadr-Kämpfern daran gehindert worden. Einem Arzt zufolge wurde bei den Gefechten ein Mensch getötet. Zwölf weitere seien verletzt worden, sowohl Zivilisten als auch Milizionäre.
  • Wirrwarr
    Die Meldungen am 21. August waren uneinheitlich und unklar. Häufig war von "Wirrwarr" die Rede:
    Die Anhänger des schiitischen Predigers Muktada al Sadr übergaben nach eigenen Angaben die Schlüssel zur Iman-Ali-Moschee der schiitischen Geistlichkeit. Ahmed al Schaibani, ein enger Vertrauter al Sadrs, betonte am 21. August allerdings, damit habe die Mahdi-Miliz noch nicht die Kontrolle über das höchste Heiligtum der Schiiten aufgegeben. Die Schlüssel wurden Al Schaibani zufolge an Vertreter des schiitischen Großayatollahs Ali al Husseini al Sistani überreicht. Bis zum endgültigen Abzug der Kämpfer seien indessen noch Detailfragen zu klären. Dazu gehöre zum Beispiel die Übergabe des Goldes und des Geldes, das auf dem Gelände der Moschee aufbewahrt werde. Weitere Einzelheiten nannte Al Schaibani nicht. Er fügte jedoch hinzu, dass man in Kürze eine Delegation Al Sistanis erwarte, um zu einer abschließenden Lösung zu kommen.
    Wenig später dann diese Korrektur: Anhänger des Predigers Moktada Sadr haben bestritten, dem Büro von Großayatollah Ali Sistani die Schlüssel der Imam-Ali-Moschee in Nadschaf übergeben zu haben. "Die Schlüssel wurden noch nicht dem Büro von Großayatollah Ali Sistani übergeben, der Bedingungen gestellt hat, um die Schlüssel entgegenzunehmen", sagte Ali Sumeisim, ein enger Vertrauter Sadrs und Wächter der Moschee, am 21, August in Nadschaf.
    Die geplante Übergabe der Kontrolle über die Imam-Ali-Moschee in Nadschaf an die schiitische Geistlichkeit hat sich am 21. August weiter verzögert. Milizionäre des Predigers Muktada al Sadr versuchten nach eigenen Angaben zwar bereits am Morgen, entsprechend ihrem Friedensangebot Vertretern von Großayatollah Ali al Husseini al Sistani die Schlüssel zum Schrein auszuhändigen. Al Sistanis Vertreter hätten jedoch darauf bestanden, dass die Militanten zuerst die Moschee räumten, hieß es. Die Kämpfer Al Sadrs wiederum wollten, dass zunächst eine Delegation Al Sistanis die Moschee inspizieren sollte. Dabei solle bestätigt werden, dass die Heiligtümer unbeschädigt seien, um möglichen späteren Vorwürfen vorzubeugen, erklärte Scheich Ali Smeisim, ein Vertrauter Al Sadrs. Dann erst würden die Aufständischen die Moschee verlassen. Vertraute Al Sistanis erklärten allerdings, wegen der unsicheren Lage in Nadschaf werde keine Delegation entsandt.
  • Bei zwei Bombenexplosionen im Raum von Bakuba nördlich von Bagdad sind am 21. August mindestens drei Zivilpersonen ums Leben gekommen. Beobachter vermuteten, dass die am Straßenrand versteckten Sprengsätze eigentlich amerikanischen Soldaten galten. Die erste Bombe detonierte, nachdem ein US-Konvoi die betreffende Straße bereits passiert hatte. Zwei Zivilpersonen wurden getötet und vier weitere verwundet, wie Hussein Ali, Mitglied der Krankenhausverwaltung in Bakuba, mitteilte. Die zweite Explosion ereignete sich in der vier Kilometer entfernten Ortschaft Sabtija. Dort detonierte der Sprengsatz nach Krankenhausangaben ebenfalls kurz nach dem Vorbeifahren eines US-Konvois. Getötet wurde ein Straßenkehrer, ein zweiter Mann wurde verletzt.
  • Aufständische haben in Ramadi westlich von Bagdad einen Mordanschlag auf einen ranghohen irakischen Polizeioffizier verübt. Oberstleutnant Saad Smaijer wurde am 21. August auf dem Weg zur Arbeit an seiner Haustür erschossen, wie die Polizei mitteilte. Die Angreifer konnten den Angaben zufolge in einem Fahrzeug fliehen.
  • Irakische Aufständische haben in der Nacht zum 2. August in Bagdad Granaten auf ein amerikanisches Militärfahrzeug abgefeuert. Dabei wurde ein US-Soldat getötet, wie die amerikanischen Streitkräfte mitteilten. Zwei weitere US-Soldaten seien bei dem Angriff kurz nach Mitternacht verwundet worden, hieß es in der Erklärung weiter.
    Aufständische haben im Irak seit gestern (20. August) mehr als ein Dutzend US-Soldaten getötet oder verletzt. Wie die US-Armee in Bagdad berichtete, starb am 21. August ein Soldat im Süden von Bagdad, als Aufständische seine Patrouille mit Panzerfäusten angriffen. In der westirakischen Aufständischen-Hochburg El Chalidija starben nach Angaben eines Polizeioffiziers vier amerikanische Militärs bei einem Sprengstoffangriff. Vier weitere Soldaten wurden bei einem Angriff getötet. Beide Vorfälle bestätigte die US-Armee zunächst nicht.
  • Vor dem Hintergrund der Spannungen in Nadschaf forderte die iranische Regierung einen Krisengipfel der Islamischen Konferenz (OIC) zur Lage im Irak. Die syrische Regierung erklärte am 21. August ihre Unterstützung für die iranische Initiative.
Erfolgreich
Die Fußballer aus dem Irak haben ihren Siegeszug bei den Olympischen Spielen fortgesetzt und spielen in Athen um die Medaillen. Das Überraschungs-Team des Turniers gewann in Heraklion auf Kreta im Viertelfinale gegen Australien mit 1:0. Das Siegtor erzielte Mohammed Emad in der 64. Spielminute mit einem Fallrückzieher.
Dies meldeten am 21. August die Nachrichtenagenturen. Diesen Erfolg erklären sich manche damit, dass die irakische Fußballmannschaft die einzige nationale Vertretung des Landes ist, die nicht nach den Wünschen der USA zusammengestellt wurde.
  • Bei einem Angriff auf eine Polizeistation in der Nähe von Nadschaf sind am 21. August fünf Polizisten ums Leben gekommen. Acht weitere wurden verletzt. Unbekannte hätten die Wache mit Mörsergranaten beschossen, hieß es.
  • In Nadschaf sind die Kämpfe zwischen aufständischen Schiiten und US-Truppen am Abend des 21. August wieder aufgeflammt. Nach Angaben von Augenzeugen setzte die US-Armee Kampfhubschrauber ein. Die Kämpfer des Predigers Muktada el Sadr feuerten zurück.
  • In Italien wächst die Sorge um einen seit dem 20. August im Irak vermissten italienischen Journalisten. Der als freier Mitarbeiter für das Nachrichtenmagazin "Diario" arbeitende Enzo Baldoni wurde möglicherweise verschleppt. Wie der Chefredakteur des Magazins, Enrico Deaglio, am 21. August der Nachrichtenagentur ANSA sagte, wurde die Leiche von Baldonis Dolmetscher in der Nähe der südirakischen Stadt Nadschaf gefunden. Von Baldoni selbst fehle jede Spur.
    Zwei französische Journalisten werden schon seit mehreren Tagen im Irak vermisst. Vertreter des Senders Radio France Internationale (RFI) und der Tageszeitung "Le Figaro" erklärten am 21. August in Paris, ihr jeweiliger Mitarbeiter habe sich seit dem 19. August nicht mehr gemeldet. Der RFI-Reporter Christian Chesnot und der Zeitungsjournalist Georges Malbrunot waren beide in Bagdad im Einsatz.
  • US-Kampfjets haben nach Augenzeugenberichten in der Nacht zum 22. August erneut die irakische Stadt Nadschaf angegriffen. Die schiitische Pilgerstadt sei von mehreren Explosionen erschüttert worden, berichtet der arabische Nachrichtensender El Dschasira. Nach Angaben von CNN brachen in der Nähe der Imam-Ali-Moschee Brände aus.
  • Bagdad ist am 22. August von einer schweren Explosion erschüttert worden. Die Explosion habe sich gegen 08.30 Uhr (06.30 Uhr MESZ) in der Nähe der "Grünen Zone" ereignet, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichteten.
  • Bei der Explosion einer Autobombe in der nördlich von Bagdad gelegenen Stadt El Chalis sind am 22. August mindestens zwei Menschen getötet und mindestens vier weitere verletzt worden. Nach Angaben der Polizei zielte der Anschlag auf den Vizegouverneur der Provinz, Gharsan Abbas el Chadran. Dieser sei jedoch unversehrt. Die Bombe sei detoniert, als der Vize-Gouverneur mit seinem Konvoi vorbeifuhr. El Chalis liegt in der Nähe von Baakuba nördlich von Bagdad.
  • Eine Bombe ist am 22. August in der Nähe eines amerikanischen Militärkonvois außerhalb der nordirakischen Stadt Mossul explodiert. Das teilten die US-Streitkräfte mit. Dabei wurden nach Angaben eines Arztes zwei Kinder verletzt. Die Bombe explodierte, als der Konvoi eine Straße passierte, wie eine Militärsprecherin mitteilte. Bei einem weiteren Zwischenfall in Mossul wurden drei Menschen getötet und einer verletzt, wie Krankenhausmitarbeiter mitteilten. Den Angaben zufolge schossen Unbekannte auf ein Auto. Dabei seien ein Indonesier sowie der irakische Fahrer und ein irakischer Leibwächter erschossen worden. Ein weiterer Insasse, ein Philippiner, sei verletzt worden.
  • Die Milizionären von Schiitenführer Muktada el Sadr haben versucht, einen Vorstoß der US-Armee in Nadschaf zu verhindern. Augenzeugen sahen, wie US- Soldaten mit Panzern bis auf 900 Meter in Richtung der Imam-Ali- Moschee vordrangen. Nach Gefechten mit den Milizionären zogen sie sich aber wieder zurück.
    Unterdessen gingen die Verhandlungen zwischen den Sadr-Anhängern und Vertretern von Großajatollah Ali el Sistani um die Übergabe der heiligen Stätten weiter.
  • Nach fast zwei Wochen verminderter Förderung haben die Öl-Lieferungen aus dem Süden des Irak wieder reguläres Niveau erreicht. Zu den beiden Ölterminals in Basra und Chur el Amaja würden seit der Nacht zum 22. August durch die beiden vorhandenen Pipelines wieder rund 85.000 Barrel pro Stunde gepumpt, teilte ein Mitarbeiter der Fördergesellschaft South Oil mit. Dies entspreche etwa 1,8 Millionen Barrel pro Tag. 13 Tage lang war weniger als die Hälfte an Öl exportiert worden, weil Anhänger des Schiitenpredigers Moktada Sadr damit gedroht hatten, Pipelines im Süden des Iraks in die Luft zu sprengen.
  • Ein seit mehr als einer Woche im Irak entführter US-Journalist ist einem Medienbericht zufolge wieder auf freiem Fuß. Micah Garen sei von seinen Entführern freigelassen worden und befinde sich im Büro des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in Nadschaf, sagte Sadrs Bürochef Aus el Chafadschi dem katarischen Fernsehsender El Dschasira am 22. August. Es sei die Absicht der Entführer gewesen, die US-geführte Offensive gegen schiitische Milizionäre in der heiligen Schiitenstadt zu stoppen.
  • Abgesandte der irakischen Regierung haben den gemäßigten Schiitenführer Großayatollah Ali Sistani an seinem Krankenbett in London besucht. Die ranghohe Delegation habe den Geistlichen am 22. August getroffen, um ihm "den Respekt und die tiefe Wertschätzung für seine Rolle bei der Schaffung von Frieden und Sicherheit im Irak" zu übermitteln, teilte die Regierung in Bagdad mit. Die irakische Regierung hoffe, dass Sistani nach seiner Genesung wieder sicher in den Irak zurückkehren werde, da er "wichtig für die gesamte Nation" sei.
Montag, 23. August, bis Freitag, 27. August
  • Im Nordirak ist ein kurdischer Funktionär einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Scharsad Hassan wurde am Abend des 22. August vor seinem Haus in Kirkuk erschossen, wie die Polizei am 23. August mitteilte. Die Attentäter hatten aus einem fahrenden Auto heraus das Feuer auf den 31-Jährigen eröffnet. Hassan war Mitglied der Patriotischen Union Kurdistans (PUK).
  • In der irakischen Stadt Tikrit sind ein Türke und zwei Iraker einem Anschlag zum Opfer gefallen. Unbekannte hätten die drei Männer am Abend des 22. August getötet, sagte US-Militärsprecher Neal O'Brien am 23. August. Die Opfer seien auf dem Weg nach Kirkuk im Nordirak gewesen. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
  • US-Kampfflugzeuge haben auch am Morgen des 23. August in der irakischen Pilgerstadt Stellungen der Schiitenmiliz "Mahdi-Armee" bombardiert. Augenzeugen zufolge waren Explosionen in der Nähe der Imam-Ali-Moschee zu hören. Ein Sprecher des Schiitengeistlichen Muktada el Sadr sagte dem Sender El Dschasira, ein Geschoss habe ein großes Loch in die Außenmauer der Moschee gerissen. Irakische Behörden nannten am Wochenende die Zahl von 79 Toten bei Gefechten in Nadschaf und seiner Nachbarstadt Kufa.
  • Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen sind am 23. August in einer Mannheimer US-Kaserne Zeugen zum Folterskandal im Irak verhört worden. Die Verteidigung der vier beschuldigten Soldaten versuchte, Verfahrensfehler aufzudecken und die Anklage zu Fall zu bringen. Den Militärpolizisten werden unter anderem Misshandlungen, tätliche Angriffe und Nötigung im Gefängnis von Abu Ghoreib vorgeworfen. Fotos der Folterungen hatten im April weltweit für Empörung gesorgt. Das Verfahren soll später in Bagdad fortgesetzt werden.
  • Bei amerikanischen Luftangriffen auf Stellungen der "Mahdi-Armee" in Nadschaf sind in der Nacht zum 23. August und am Morgen des 23. August 15 Iraker getötet worden. Das berichtete der Direktor der Gesundheitsbehördein der umkämpften Pilgerstadt, Falah el Muhanna. 23 weitere Menschen seien verletzt worden.
  • Im Irak sind zwölf Nepalesen entführt worden. Das Außenministerium in Kathmandu erklärte am 23. August, die Gruppe sei in der vergangenen Woche unmittelbar nach ihrer Einreise aus Jordanien in den Irak verschleppt worden. Dem jordanischen Unternehmen, für das die Nepalesen im Irak arbeiteten, lagen nach eigenen Angaben zunächst keine Informationen über eine Geiselnahme vor, die Firma bestätigte aber, dass die Zwölf seit Donnerstag vermisst würden.
  • Die US-Truppen im Irak machen nach Ansicht von Präsident George W. Bush Fortschritte. Er habe mit seinen Verteidigungsexperten über Möglichkeiten zur Verbesserung der Sicherheitslage vor den für das kommende Jahr geplanten Wahlen im Irak gesprochen, sagte Bush am Abend des 23. August nach einem dreistündigen Strategietreffen auf seiner Ranch in Texas. "Wir gewinnen an Boden." Auf die Lage in der umkämpften südirakischen Stadt Nadschaf ging der US-Präsident nicht ein. Bei seinem Treffen mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Vizepräsident Richard Cheney, Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice und Generalstabschef Richard Myers sei es auch um die geplante Umstrukturierung der in Europa und Asien stationierten US-Truppen gegangen, sagte Bush. Der Befehlshaber der Koalitionsstreitkräfte im Irak, General George Casey, und der Chef des US-Zentralkommandos, John Abizaid, nahmen per Videoschaltung an den Beratungen teil.
  • Der Kampf gegen die Aufständen im Irak könnte laut einem Zeitungsbericht nach Einschätzung von US-Armeevertretern noch bis zu zehn Jahre dauern. "Wenn wir den politischen Willen und das Durchhaltevermögen haben, könnte dies noch zehn Jahre so weitergehen", zitierte die Tageszeitung "USA Today" am 23. August den Chef des Zentrums für Bedrohungen des Marinekorps, Randolph Gangle. Optimistischer äußerte sich dem Blatt zufolge der im Irak stationierte Marine-Geheimdienstler Oberst Dusty Rhoades: "Wenn wir noch etwa ein weiteres Jahr durchhalten, wird sich der Aufstand von selbst erledigt haben." Die USA könnten militärisch gesehen nicht mehr verlieren, "doch nur eine irakische Regierung kann komplett gewinnen", sagte Rhoades dem Blatt.
  • US-Kampfflugzeuge haben am Abend des 23. August ihre Angriffe auf Stellungen schiitischer Milizionäre in Nadschaf wieder aufgenommen. In der ganzen Altstadt nahmen die Flugzeuge Ziele mit ihren Bordkanonen unter Feuer, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Von einer US-Basis nördlich der heiligen Schiitenstadt wurde der historische Friedhof, das "Tal des Friedens", unter schweres Artilleriefeuer genommen.
  • Zwei Minister der irakischen Übergangsregierung sind am Morgen des 24. August in Bagdad nur knapp Anschlägen entgangen. Umweltministerin Miskat Mumin und Bildungsminister Sami el Musafar blieben unverletzt, wie ihre Mitarbeiter und Leibwächter mitteilten. Mindestens fünf Menschen wurden bei den Anschlägen getötet, weitere wurden verletzt. Vier Leibwächter von Ministerin Mumin kamen ums Leben, als ein Selbstmordattentäter sich neben ihrem Konvoi in die Luft sprengte, wie ein Bodyguard berichtete. Die Wagenkolonne hatte gerade eine stark gesicherte Zone im Stadtteil Kadisija im Süden von Bagdad verlassen, wo zahlreiche irakische Minister leben, als der Attentäter auf das Auto Mumins zusteuerte. Ihre Leibwächter in zwei weiteren Autos seien jedoch dazwischen gefahren. Ein US-Armeesprecher bestätigte den Tod von vier Menschen. - Die Gruppe um den Islamistenführer Abu Mussab el Sarkawi hat sich zu dem Attentat auf die irakische Umweltministerin bekannt.
  • Nach 13 Jahren hat Deutschland wieder eine Botschaft im Irak. Der bisherige Geschäftsträger der deutschen Vertretung in Bagdad, Bernd Erbel, überreichte dem irakischen Präsidenten Ghasi el Jawar am 24. August sein Beglaubigungsschreiben, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mitteilte. Damit sei die Wiedereinrichtung der Botschaft formell vollzogen. Der Termin dafür sei zufällig gewählt. Allerdings sollte der Schritt noch vor dem Besuch des irakischen Präsidenten in Berlin am 9. September erfolgen.
  • Irakische Islamisten haben eigenen Angaben zufolge eine libanesische Geisel freigelassen. Damit folgten sie einer entsprechenden Aufforderung des sunnitischen Ulema-Rates im Irak, hieß es in einem Video, das der libanesische Privatsender LBC am 24. August ausstrahlte. Die drei maskierten Entführer bezeichneten sich selbst als Vertreter der "Islamischen Bewegung der Mudschahedin im Irak - Seif-el-Islam-Brigade".
  • Bei Kämpfen zwischen schiitischen Aufständischen und britischen Truppen in der südirakischen Stadt Amara sind am 24. August nach Krankenhausangaben mindestens zwölf Iraker getötet worden. Darunter seien drei Kinder. 54 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Ein Arzt hatte zuvor gesagt, die Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr hätten einen britischen Stützpunkt beschossen, die Soldaten hätten das Feuer erwidert.
  • Ein vom US-Verteidigungsministerium in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht kommt zu dem Schluss, dass die Misshandlungen von Irakern im Abu-Ghraib-Gefängnis kein Ausdruck einer systematischen Praxis gewesen seien. Die Soldaten seien zu den Quälereien "nicht von höheren Regierungsverantwortlichen oder der Militärhierarchie angestiftet" worden, heißt es in dem am 24. August in Washington veröffentlichen Bericht. (AFP)
    Die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten waren nach Ansicht einer vom Pentagon eingesetzten Untersuchungskommission mehr als Fehltritte einzelner Soldaten. "Es besteht institutionelle und persönliche Verantwortung auf höheren Ebenen", heißt es in dem Abschlussbericht, den der Kommissionsvorsitzende James Schlesinger, ein früherer Verteidigungsminister, am 24. August in Washington vorstellte. Besonders der ehemalige Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak, Ricardo Sanchez, wird in dem Bericht belastet. (AP)
    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den Untersuchungsbericht des US-Verteidigungsministeriums zu den Misshandlungen Gefangener durch US-Soldaten scharf kritisiert. In dem Bericht sei versäumt worden, die Regierungspolitik zu thematisieren, die zu den Misshandlungen geführt habe, teilte die Organisation am 24. August in Washington mit. Zwar sei die Haftanstalt Abu Ghraib im Irak Gegenstand der Untersuchungen gewesen, nicht aber andere Militärgefängnisse in dem Land sowie in Afghanistan, obwohl es dort die meisten ungeklärten Todesfälle von Gefangenen gegeben habe. HRW fordert eine Untersuchungskommission nach dem Vorbild des Gremiums zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001. (AFP)
    Wegen des Skandals um die Misshandlung irakischer Gefangener durch US-Soldaten hat der demokratische US-Präsidentschaftskandidat John Kerry den Rücktritt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gefordert. Der am 24. August veröffentlichte Untersuchungsbericht des früheren Pentagonchefs James Schlesinger zu dem Skandal mache deutlich, dass Rumsfeld mit seiner Politik "ein Klima geschaffen hat, in dem diese Art von Übergriffen geschehen konnten", erklärte Kerry am 25. August in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania.
  • US-Truppen haben nahe der Imam-Ali-Moschee in der irakischen Stadt Nadschaf mit dem Beschuss von Stellungen schiitischer Milizionäre begonnen. Die Soldaten würden aus Panzern und mit Maschinengewehren auf Positionen der "Mehdi-Armee" des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr entlang der Straße zur Moschee schießen, sagte ein US-Militärsprecher am frühen Morgen des 25. August. Während der Nacht hätten US-Marineinfanteristen die Straße gelegentlich unter Feuer genommen und seien dabei kaum auf Widerstand gestoßen. Etwas später hieß es, US-Truppen seien bis auf 20 Meter an die Imam-Ali-Moschee vorgerückt.
  • Die US-Armee hat am frühen Morgen des 25. August erneut Stellungen von Aufständischen in der irakischen Rebellenhochburg Falludscha westlich von Bagdad bombardiert. Die Angriffe seien von US-Panzern am Boden unterstützt worden, sagte ein US-Armeesprecher. Die Militäraktion kurz nach Mitternacht sei mit Zustimmung der irakischen Behörden erfolgt. In einer Erklärung der US-Armee hieß es, Ziele des Angriffs seien eine Stellung "zahlreicher ausländischer Terroristen" sowie ein Waffenversteck gewesen. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.
  • Inmitten des Nervenkriegs um die umkämpfte Pilgerstadt Nadschaf ist der Schiitenführer Ali Sistani am 25. August in den Irak zurückgekehrt. Der 73-jährige Geistliche traf von London kommend, wo er sich medizinisch behandeln ließ, in der südirakischen Stadt Basra ein, wie ein Mitarbeiter Sistanis dort mitteilte. Ein Vertreter des Geistlichen in London sagte der Nachrichtenagentur AFP, der höchste geistliche Würdenträger der irakischen Schiiten werde sich am 26. August nach Nadschaf begeben. Zuvor hatte Sistani alle Iraker zum Marsch auf Nadschaf aufgerufen, um die umkämpfte heilige Schiiten-Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.
  • Die polnische Botschaft in Bagdad ist am 25. August beschossen worden. Zwei Geschosse schlugen in die Außenwände des Gebäudes ein, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Warschau dem polnischen Nachrichtensender TVN24 sagte. Verletzt wurde demnach niemand, auch größerer Schaden entstand nicht. Die Geschosse seien vermutlich von einem Auto abgefeuert worden.
  • Im nahe der zentralirakischen Pilgerstadt Nadschaf gelegenene Kufa sind am 25. August nach Angaben von Krankenhausmitarbeitern und Augenzeugen mindestens drei Menschen getötet worden. Zwei Menschen kamen demnach ums Leben und fünf wurden verletzt, als eine Granate in ein Wohnviertel fiel, die offenbar einem Polizeiposten galt. Ein weiterer Mensch wurde getötet und mindestens fünf verletzt, als eine Demonstration beschossen wurde. Die Schüsse fielen, als sich die Kundgebung in der Nähe von Stellungen der US-Armee und der mit ihr verbündeten irakischen Nationalgarde befand. Die Demonstranten waren den Angaben zufolge von der Moschee in Kufa nach Nadschaf unterwegs. Wie die Imam-Ali-Moschee in Nadschaf, eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten, halten Anhänger des Schiitenpredigers Moktada Sadr auch die Moschee in Kufa besetzt.
  • Hubschrauber der US-Luftwaffe haben am Abend des 25. August in Nadschaf erneut Stellungen der El-Sadr-Milizen bombardiert. Ein dpa- Reporter sah Rauchsäulen über dem Stadtzentrum aufsteigen. Zwei Vertreter der irakischen Übergangsregierung trafen indes in der umkämpften irakischen Pilgerstadt ein. Dort wollen sie morgen mit dem gemäßigten Schiitenführer Ajatollah Ali El Sistani über eine Lösung des seit vier Wochen anhaltenden Konflikts in Nadschaf beraten.
    In Nadschaf ist am 25. August einer der wichtigsten Mitarbeiter des radikalen Schiitenpredigers Moktada Sadr festgenommen worden. Wie die irakische Polizei mitteilte, wurde Scheich Ali Sumeisim zusammen mit vier weiteren Offizieren Sadrs in der Nähe des Revolutionsplatzes der Stadt von Beamten abgeführt.
  • Aufständische haben im Irak laut einem Fernsehbericht zwei Verwandte von Verteidigungsminister Hasem el Schaalan entführt. Der arabische Fernsehsender El Dschasira berichtete am 25. August, die beiden seien von einer Gruppe namens "Brigaden des göttlichen Zorns" verschleppt worden. Die Geiselnehmer forderten die Freilassung eines ranghohen Mitarbeiters von Schiitenführer Moktada Sadr, der am Mittwoch von den irakischen Behörden festgenommen worden war. El Dschasira zeigte Aufnahmen der angeblichen Geiseln, hinter denen Bewaffnete zu sehen waren.
  • Für den Folterskandal im Abu-Ghraib-Gefängnis sind nach Angaben der US-Streitkräfte 27 Mitglieder des US-Militärgeheimdiensts mitverantwortlich. Sie hätten Misshandlungen angeordnet oder geduldet, heißt es in einem am 25. August vorgelegten Untersuchungsbericht. Weitere acht Mitglieder der für Abu Ghraib verantwortlichen Geheimdiensteinheit hätten von Misshandlungen gewusst und nicht darüber berichtet, sagte der Leiter der Untersuchung, General Paul Kern, in einer Pressekonferenz. "Wir haben schweres Fehlverhalten und einen Verlust moralischer Werte entdeckt", sagte Kern. Von den 27 direkt beschuldigten Personen seien 23 Soldaten und vier vom Militärgeheimdienst beschäftigte private Verhörspezialisten gewesen. Einigen sei allerdings nicht klar gewesen, welche Techniken sie bei Verhören anwenden durften und welche nicht, heißt es in dem Bericht.
  • Bei einem Granatenangriff auf die Moschee von Kufa nahe der zentralirakischen Pilgerstadt Nadschaf sind nach Krankenhausangaben am 26. August mindestens 25 Menschen getötet und 60 verletzt worden. Eine Mörsergranate sei im Innern der Moschee explodiert, eine weitere nahe dem Eingang des Gotteshauses, sagte ein Arzt der Nachrichtenagentur AFP. Die mit der US-Armee verbündete irakische Nationalgarde feuerte in der Stadt unterdessen auch in eine Demonstration und verletzte dabei Dutzende Menschen. Wie die Imam-Ali-Moschee in Nadschaf, eines der wichtigsten Heiligtümer der Schiiten, halten Anhänger des Schiitenpredigers Moktada Sadr auch die Moschee in Kufa besetzt. Nach Angaben von Augenzeugen hielten sich zum Zeitpunkt der Explosionen hunderte Menschen in der Moschee auf. Ein AFP-Fotograf berichtete, die Demonstranten wollten von der Moschee in Kufa zur Imam-Ali-Moschee in Nadschaf ziehen, um dem dortigen militanten Schiitenprediger Moktada Sadr ihre Solidarität auszudrücken.
  • Der Gouverneur von Nadschaf hat einen 24-stündigen Waffenstillstand für die seit Wochen umkämpfte zentralirakische Stadt Nadschaf verkündet. Der Waffenstillstand werde später am 26. August ausgerufen, sobald Großayatollah Ali Sistani in Nadschaf eingetroffen sei, sagte Gouverneur Adnan el Sorfi im Namen der irakischen Übergangsregierung. Damit sollten die Gespräche zur Beilegung der Krise in Nadschaf erleichtert werden. Die Regierung habe außerdem beschlossen, eine geschützte Strecke zwischen Sistanis Büros und demjenigen des militanten Schiitenpredigers Moktada Sadr einzurichten.
  • Aufständische haben im Südirak Anschläge auf mehrere Ölpipelines verübt. Wie ein Vertreter der staatlichen Ölgesellschaft South Oil am 26. August mitteilte, wurden durch die Sabotageakte am Mittwochabend in Berdschassija etwa 20 Leitungen beschädigt. Die betroffenen Pipelines verbinden die Ölfelder von Rumeila mit Berdschassija, das rund 30 Kilometer südwestlich von Basra liegt.
  • Die US-Luftstreitkräfte werden in den kommenden Monaten Truppenteile aus Spangdahlem in den Irak verlegen. Insgesamt würden rund 1000 Soldaten der auf dem Stützpunkt in der Eifel stationierten Soldaten verlegt, teilte der Kommandeur des 52. Jagdgeschwaders, Oberst Dave Goldfein, am 26. August in Spangdahlem mit. Zugleich bekräftigte er, dass Spangdahlem als US-Standort gesichert sei. Konkrete Entscheidungen müssten aber noch getroffen werden.
  • Bei den gewalttätigen Zwischenfällen in den zentralirakischen Städten Kufa und Nadschaf sind am 26. August nach offiziellen Angaben 74 Menschen getötet und 376 weitere verletzt worden. Das Krankenhaus von Nadschaf habe 39 Leichen und 255 Verletzte gezählt, in die Klinik von Kufa seien 25 Leichen und 60 Verletzte eingeliefert worden, erklärte das Gesundheitsministerium am 26. August. Weitere acht Tote und 42 Verletzte seien nach Diwanija gebracht worden, weitere zwei Tote und 19 Verletzte nach Hilla. Es sei noch unklar, wieviele der Opfer bei dem Angriff auf die Moschee und wieviele bei den Schüssen auf die Demonstranten getötet worden seien.
    Kurz vor dem Eintreffen des Großayatollahs in Nadschaf explodierten nach Krankenhausangaben in der Moschee der benachbarten Stadt Kufa zwei Granaten inmitten hunderter schiitischer Gläubiger. Zwei Märsche von Sadrs Anhängern in Richtung Nadschaf endeten in einem Blutbad, als irakische Sicherheitskräfte das Feuer auf sie eröffneten. Das US-Militär und der Gouverneur von Nadschaf wiesen jegliche Verantwortung für die Zwischenfälle zurück.
  • Die US-Armee hat die militärische Offensive gegen die Miliz des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in der seit Wochen umkämpften Stadt Nadschaf am 26. August vorerst ausgesetzt. Die Angriffe würden "vorübergehend unterbrochen", um die Gespräche zwischen dem geistlichen Schiitenführer Großayatollah Ali el Sistani und dem radikalen Prediger Moktada Sadr nicht zu behindern, sagte ein Armeesprecher. Damit folge die US-Armee einer Bitte der "örtlichen und der irakischen Regierung".
  • Bei einem Autobombenanschlag in der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul sind drei Menschen verletzt worden. Der Anschlag auf einer Straße östlich von Mossul habe einem Führungsmitglied der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) gegolten, teilte die Polizei am 26. August mit.
  • Vertreter des islamischen Schiitenführers Moktada Sadr und des Großayatollah Ali el Sistani haben sich am Abend des 26. August auf ein Ende der Kämpfe in der irakischen Stadt Nadschaf geeinigt. Sadr habe Sistanis Bedingungen angenommen, sagte ein Sprecher des Großayatollahs in der Schiitenstadt. "Es ist ein Abkommen erzielt worden, und Sie werden bald etwas Erfreuliches hören", sagte der Sprecher des Großayatollahs weiter. Nadschaf, wo drei Wochen lang gekämpft wurde, und die Nachbarstadt Kufa sollen waffenfreie Orte sein. Die US-Streitkräfte sollen aus Nadschaf abziehen, hieß es. Für Ordnung sollen allein die irakischen Sicherheitskräfte sorgen.
  • Nach der erfolgreichen Vermittlungsaktion von Großayatollah Ali Sistani hat sich die US-Armee am 27. August aus der wochenlang umkämpften Altstadt von Nadschaf zurückgezogen. Die US-Panzer, die zuletzt rund um die Imam-Ali-Moschee postiert waren, räumten am späten Nachmittag ihre Stellungen, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Irakische Polizisten und Nationalgardisten patrouillierten gemäß dem von Sistani vermittelten Abkommen in den Straßen der Stadt. Im benachbarten Kufa waren am Abend keine bewaffneten Anhänger des radikalen Schiitenpredigers Moktada Sadr zu sehen. (Pressekommentare zum Nadschaf-Ergebnis)
  • Die Ermordung eines italienischen Journalisten durch irakische Extremisten hat in Rom Bestürzung ausgelöst. Außenminister Franco Frattini verurteilte am 27. August die "barbarische, abscheuliche Tat". Ministerpräsident Silvio Berlusconi sagte, es gebe keine Worte, um die Unmenschlichkeit zu beschreiben. Papst Johannes Paul II. äußerte seine "tiefe Verachtung" für das Verbrechen. Die Gewalt im Irak müsse dringend zurückgewiesen werden. Der arabische Fernsehsender Al Dschasira hatte am Abend des 26. August die Hinrichtung des vor einer Woche entführten Journalisten Enzo Baldoni gemeldet. Ein Video mit der Bluttat sei bei dem Sender eingegangen, werde aber aus Rücksicht auf die Zuschauer nicht gezeigt, sagte ein Sprecher.
  • Bundesaußenminister Joschka Fischer hat das Abkommen zur Beendigung der Kämpfe in der irakischen Stadt Nadschaf begrüßt. Nach einem Treffen mit dem libanesischen Regierungschef Rafic Hariri in Beirut äußerte Fischer am 27. August die Hoffnung, dass der Waffenstillstand zu einer "friedlichen Entwickung" im Irak beitragen werde.
  • Die bewaffneten Anhänger des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr haben nach Einschätzung der Vereinigten Staaten in den vergangenen Wochen "schwere Verluste" erlitten. "Ich glaube, dass ihre Kapazitäten geschwächt sind, und wir wollen, dass das auch so bleibt", sagte US-Außenminister Colin Powell am 27. August in einer Sendung des US-Radiosenders Fox.
  • Die US-Luftwaffe hat am 27. August erneut die irakische Stadt Falludscha angegriffen. Ziel war nach Militärangaben eine Flugabwehrstellung auf einem Lastwagen. Von dort aus sei versucht worden, ein amerikanisches Flugzeug zu beschießen, sagte Oberstleutnant Thomas Johnson. Nach Berichten von Augenzeugen wurden zwei Bomben auf den Stadtteil Al Askari abgeworfen. Dabei wurden nach Angaben eines Krankenhausarztes zwei Zivilpersonen getötet. Elf weitere Menschen seien verletzt worden, darunter ein sechsjähriges Mädchen. Erst vor zwei Tagen war die 65 Kilometer westlich von Bagdad gelegene Hochburg des sunnitischen Aufstands mehr als zwei Stunden lang aus der Luft und mit Panzern angegriffen worden. - Am Abend wurden erneut Ziele in Falludscha bombardiert. Das berichtet der arabische Nachrichtensender El Dschasira. Über Opfer der Luftangriffe wurde noch nichts bekannt.
  • Zwei im Irak entführte Türken sind einem Fernsehbericht zufolge getötet worden. Die Leichen der beiden Geiseln seien in Baidschi, 200 Kilometer nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad, gefunden worden, berichtete der katarische Fernsehsender El Dschasira am 27. August. Demnach wurden die beiden Männer erschossen. Um welche im Irak entführte Geiseln es sich handelte, wurde nicht gesagt.
  • Mit Mörsergranaten haben Unbekannte am 27. August einen Stützpunkt niederländischer Truppen im Süden des Irak beschossen. Die drei Granaten schlugen außerhalb des Lagers in Ar Rumajtha ein und verletzten niemanden, wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag der niederländischen Nachrichtenagentur ANP sagte.
  • US-Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld haben erstmals öffentlich wegen der Lage im besetzten Irak Selbstkritik geübt. Bush räumte in einem am 27. August veröffentlichten Interview der "New York Times" ein, die Bedingungen im Nachkriegs-Irak falsch eingeschätzt zu haben. Rumsfeld gestand laut "Daily Sun" vom 28. August in Phoenix (Arizona) ein, dass auch er für die Misshandlungen im Militärgefängnis von Abu Ghoreib Mitverantwortung trage.
Samstag, 28. August, bis Dienstag, 31. August
  • Mitten im Zentrum der nordirakischen Stadt Mossul ist am Samstagmorgen (28. August) eine führende Hochschulvertreterin erschossen worden. Iman Abdul Moneam Junis, Leiterin der Fachabteilung Übersetzungen an der Kunsthochschule der sunnitischen Hochburg, war nach Angaben der Polizei auf dem Weg zu ihrer Fakultät, als Unbekannte das Feuer auf ihren Wagen eröffneten. Sie habe vorher Morddrohungen erhalten. Die 36-Jährige ist kein Mitglied der Baath-Partei und bekleidete unter dem gestürzten Machthaber Saddam Hussein auch kein öffentliches Amt.
  • Ein riesiges Spruchband aus Protest gegen den geplanten Griechenland-Besuch von US-Außenminister Colin Powell hat am Morgen des 28. August den Felsen der Akropolis in Athen geziert. Das Transparent mit der Aufschrift "Mörder Powell, geh' heim" war laut AFP von Mitgliedern der Kommunistischen Partei in einer "Geheimaktion" angebracht worden; zweieinhalb Stunden später, um 08.30 Uhr Ortszeit (07.30 Uhr MESZ), hing es immer noch. Die Öffnung der historischen Stätte für Touristen verzögerte sich.
  • Nach einer Reihe von Protestkundgebungen hat US-Außenminister Colin Powell seinen Besuch in Athen abgesagt, wo er am 29. August an der Schlussfeier der Olympischen Spiele teilnehmen wollte. Powell habe seinen griechischen Amtskollegen Petros Molyviatis informiert, dass er aus Termingründen leider nicht zu der Abschlusszeremonie kommen könne, sagte sein Sprecher Richard Boucher am 28. August. Er habe vorgeschlagen, den Besuch im Oktober nachzuholen.
  • Bei dem Luftangriff der US-Armee in der irakischen Stadt Falludscha am Abend des 27. August sind fünf Menschen getötet worden. Weitere 32 Menschen seien verletzt worden, als das Militär den Ort bombardiert habe, verlautete am 28. August aus Ärztekreisen.
  • Bei den dreiwöchigen Kämpfen in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf sollen insgesamt 569 Menschen getötet worden sein. Diese Bilanz, die Krankenhausärzte in Nadschaf am 28. August zogen, beinhaltet aber nicht die Opfer auf Seiten der US-Armee.
  • Bei einem Angriff Aufständischer in der irakischen Stadt Baakuba sind am 28. August mindestens sechs irakische Polizisten getötet worden. Mindestens elf weitere Menschen wurden nach Polizei- und Krankenhausangaben verletzt, als Angreifer aus zwei Kleinbussen heraus das Feuer auf Polizisten an einer Straßensperre im Osten Baakubas eröffneten.
  • Islamische Extremisten haben in Irak zwei Franzosen als Geiseln genommen, um eine Aufhebung des Kopftuchverbots in Frankreich zu erpressen. Dies berichtete der arabische Fernsehsender El Dschasira am 28. August.
  • In der Pilgerstadt Nadschaf ist am 28. August eine Delegation aus fünf irakischen Ministern mit dem schiitischen Großayatollah Ali Sistani zusammengekommen. "Wir haben ihm versichert, dass der Wiederaufbau begonnen hat, und wir haben uns seine Ratschläge für die Zukunft von Nadschaf und Kufa, aber auch für den ganzen Irak angehört", sagte der Minister ohne Geschäftsbereich Kassem Daud nach dem Treffen in Sistanis Residenz. Vor dem Gespräch hatte Daud versichert, die Delegation sei nach Nadschaf gekommen, um Sistanis Friedensplan "zu konsolidieren" und um Sistani für seinen Erfolg bei den Friedensbemühungen in Nadschaf zu gratulieren.
  • Nach dem Ende des Aufstands in Nadschaf ist es in Bagdad zu massiven Angriffen radikaler Schiiten gekommen. Dabei kamen am 28. August nach Angaben der Behörden zwölf Menschen ums Leben, 126 wurden verletzt. Ministerpräsident Ajad Allawi machte militante Kräfte für die Kämpfe im Stadtteil Sadr verantwortlich. Diese widersetzten sich der Anordnung des radikalen Predigers Muktada al Sadr, die Waffen niederzulegen. Die Aufständischen griffen mehrmals US-Truppen mit Mörsergranaten an. Auf Seiten der amerikanischen Soldaten habe es keine Verluste gegeben, sagte Hauptmann Brian O'Malley. Stattdessen trafen Granaten nach Angaben des Innenministeriums zwei Jugendliche, die in einer Straße beim Autowaschen waren. Das Hotel Golden Beach geriet nach einem Granatentreffer in Brand. Auch in der Umgebung des Hotels Palestine gingen mehrere Geschosse nieder.
  • Vermutlich militante Schiiten haben im Südirak erneut einen Anschlag auf eine Erdölpipeline verübt. Wie mit Löscharbeiten befasste Arbeiter der zuständigen Fördergesellschaft South Oil (SOC) am 29. August der Nachrichtenagentur AFP sagten, erfolgte der Sabotageakt am frühen Morgen. Durch die betreffende Pipeline wird Rohöl vom Ölfeld Rumeila zu dem von Subeir 2, hundert Kilomter südlich der Großstadt Basra, gepumpt. Erst vor vier Tagen waren in der Nähe bei einem Sprengstoffexplosion acht parallel verlaufende Leitungen zwischen den Ölfeldern Subeir 1 und Subeir 2, 20 Kilometer westlich von Basra, beschädigt worden.
  • Unter Leitung des niederländischen Außenministers Ben Bot sind Vertreter der Europäischen Union am 29. August mit der irakischen Übergangsregierung zu Gesprächen über den Wiederaufbau des Landes zusammengetroffen. Beide Seiten wollten in Bagdad Möglichkeiten für eine Unterstützung durch die EU bei der Demokratisierung, dem Aufbau eines Rechtsstaats und dem Schutz der Menschenrechte im Irak erörtern, wie aus EU-Kreisen in Brüssel verlautete. Bot, dessen Land derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, traf mit dem irakischen Präsidenten Ghasi al Jawer, Ministerpräsident Ijad Allawi und Außenminister Hoschjar Sebari zusammen. Die EU hat dem Irak in diesem Jahr bereits Wiederaufbauhilfe in Höhe von 305 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, eine ähnliche Summe wird für kommendes Jahr erwartet.
  • Der französische Außenminister Michel Barnier wird persönlich im Drama um die Entführung zweier französischer Journalisten im Irak vermitteln. Barnier werde "sofort" in die Region aufbrechen, um Maßnahmen für eine Freilassung der beiden Reporter in die Wege zu leiten, sagte der französische Präsident Jacques Chirac am 29. August in einer Rundfunkansprache.
  • Irakische Extremisten haben am 29. August zwei türkische Geiseln freigelassen. Die beiden Ingenieure seien in der türkischen Botschaft in Bagdad eingetroffen, teilte das türkische Außenministerium mit. Die Unternehmen, für die die beiden Männer arbeiteten, hatten am 25. August ihre Tätigkeit im Irak eingestellt und damit die Forderungen der Geiselnehmer erfüllt.
  • Der irakische Vize-Regierungschef Barham Saleh ist am 29. August nach Teheran gereist, um die Spannungen zwischen den Nachbarländern beizulegen. Saleh wollte in Teheran nach Regierungsangaben mit dem iranischen Außenminister Kamal Charasi zusammentreffen. Von irakischer Seite aus geht es bei den Gesprächen darum, ein Ende der angeblichen Einmischung Irans in irakische Angelegenheiten zu fordern. Für den Iran sind laut einem Außenamtssprecher die im Irak entführten Iraner wichtigster Punkt der Agenda; vermisst werden ein Diplomat und vier Geschäftsleute.
  • Bei Gefechten zwischen US-Soldaten und schiitischen Kämpfern in Bagdads Vorstadt Sadr-City sind 17 Iraker getötet worden. Nach offiziellen Angaben vom 30. August wurden 96 weitere Menschen verletzt. Versuche der Übergangsregierung, in dem Vorort eine Verhandlungslösung zu finden, blieben bislang erfolglos. Die Milizionäre des Predigers Muktada El Sadr seien nicht bereit, ihre Waffen abzugeben.
  • Der radikale Schiitenprediger Moktada Sadr hat nach Angaben eines seiner Mitarbeiter seine Milizionäre zu einem Ende der Kämpfe im Irak aufgerufen. Der Aufruf gelte für das ganze Land, sagte ein Vertreter von Sadrs Büro in Bagdad, Scheich Naim el Kaabi, am 30. August. Sadr habe zugleich angekündigt, dass sich seine Bewegung künftig am politischen Prozess im Land beteiligen werde. "Diese Entscheidung zeigt, dass die Bewegung Sadrs Frieden will und sich am politischen Prozess im Land beteiligen will", sagte Kaabi. In den kommenden Tagen werde Sadrs Gruppe ihre "politische Vision dieser Teilnahme" darlegen.
  • Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der nordirakischen Stadt Mossul sind ein US-Soldat getötet und zwei weitere verletzt worden. Die Bombe sei detoniert, als ein US-Armeekonvoi am 29. August den Süden von Mossul passiert habe, teilte die US-Armee am 30. August mit. Nach Pentagan-Angaben wurden seit April 2003 mindestens 729 US-Soldaten im Einsatz im Irak getötet.
  • Russland hat das Waffenembargo gegen den Irak aufgehoben. Der russische Präsident Wladimir Putin setzte das 13 Jahre alte Verbot außer Kraft, das russischen Unternehmen den Export von Waffen in den Irak untersagte, wie am 30. August auf der offiziellen Internetseite des Kreml zu lesen war. Die der damaligen Entscheidung zugrunde gelegte UN-Resolution stehe nicht mehr im Einklang mit entsprechenden Nachfragen der heutigen irakischen Regierung und der multinationalen Truppen im Irak, hieß es in der bereits am 26. August von Putin unterzeichneten Direktive. Damit werde der am 8. Juni vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Entschließung entsprochen, die dem Irak die Souveränität wieder übertragen habe. Die Aufhebung des Embargos betreffe sowohl staatliche Einrichtungen wie Privatunternehmen und Privatpersonen.
  • Die beiden im Irak entführten französischen Journalisten haben in einer Videobotschaft im Fernsehen ihre Landsleute zu Protesten gegen das Kopftuchverbot an französischen Schulen aufgerufen. Die beiden Journalisten richteten ihren Aufruf am Abend des 30. August über den katarischen Fernsehsender El Dschasira an die Öffentlichkeit.
  • US-Präsident George W. Bush hat Rückendeckung von seiner Partei für seine Politik der möglichen militärischen Präventivschläge gegen terroristische Bedrohungen erhalten. "Wir verteidigen den Frieden, indem wir den Kampf zum Feind tragen", heißt es in dem 93-seitigen Wahlkampfprogramm, das die Republikaner am 30. August bei ihrem Parteitag in New York verabschiedeten.
  • Angesichts der anhaltenden Gewalt im Irak plant die US-Regierung die Umschichtung mehrerer Milliarden Dollar von mittel- und langfristigen Wiederaufbauprojekten zur kurzfristigen Verbesserung der Sicherheitslage in dem Land. Auf Empfehlung von US-Botschafter John Negroponte sollten 3,37 Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) in die Ausbildung und Ausrüstung von über 75.000 irakischen Sicherheitskräften gesteckt werden, teilten US-Regierungsvertreter am 30. August in Washington mit. Das Geld soll aus dem 18,4-Milliarden-Dollar-Paket genommen werden, die der US-Kongress im November unter anderem für Infrastrukturprojekte im Irak bewilligt hatte.
  • Bei einem Feuergefecht zwischen Aufständischen und US-Soldaten sind in der irakischen Widerstandshochburg Falludscha nach Angaben der US-Armee mehrere Rebellen getötet worden. Die US-Armee habe am Abend des 30. August aus Panzern einen Granatenangriff erwidert, teilte die Armee am 31. August in Bagdad mit. Die US-Panzer seien am Abend im Nordosten der Stadt mit Raketenwerfern und Mörsergranaten angegriffen worden. Die genaue Zahl der Opfer wurde zunächst nicht bekannt.
  • Der Leiter der Schulbehörde der nordirakischen Stadt Kirkuk ist am 31. August erschossen worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde er auf dem Weg zur Arbeit aus einem vorbeifahren Wagen heraus getötet. Bei weiteren Gewalttaten in der Stadt wurden vier Polizisten verletzt. Drei wurden am Morgen beim Verlassen eines Restaurants angeschossen, der vierte am Montagabend bei einem Bombenanschlag verwundet.
  • Zwölf im Irak entführte Nepalesen sind ermordet worden. Das geht aus einer Erklärung der islamistischen Entführer-Gruppe Ansar el Sunna hervor, die am 31. August zusammen mit Fotos im Internet veröffentlicht wurde, die unter anderem eine enthauptete Leiche zeigen. Die zwölf Nepalesen waren in der Nacht zum 20. August im Irak verschleppt worden, was damals auf derselben Website bekannt gegeben wurde. Die offenbar El Kaida nahestehenden Extremisten warfen ihnen vor, in Verbindung mit einer nepalesischen Firma im Irak gestanden und als "Ungläubige" die "US-Kreuzfahrertruppen" unterstützt zu haben.
  • Deutschland wird aus Finanzmitteln des Auswärtigen Amtes insgesamt fünf Millionen Euro für die Arbeit der Vereinten Nationen im Irak zur Verfügung stellen. Damit unterstütze die Bundesregierung die zentrale Rolle der Vereinten Nationen beim politischen Wiederaufbau-Prozess im Irak, teilte das Auswärtige Amt

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