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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 15. August 2004

Sonntag, 1. August, bis Sonntag, 8. August
  • Gefechte zwischen US-Soldaten und Aufständischen am 31. Juli und 1. August kosteten in Falludscha mindestens zehn Menschen das Leben, 27 weitere wurden verletzt. Nach US-Angaben hätten Aufständische einen Stützpunkt der amerikanischen Marineinfanterie angegriffen. US-Truppen hätten mit Panzern und Luftangriffen zurückgeschlagen.
  • Sieben am 21. Juli entführte ausländische Lastwagenfahrer sind offenbar freigelassen worden, sagte ein Sprecher der kenianischen Regierung am 1. August in Nairobi. Die Männer - drei Kenianer, drei Inder und ein Ägypter - seien zur ägyptischen Botschaft in Bagdad gebracht worden.
    Inzwischen sind aber wieder neue Entführungen bekannt geworden. Es handelt sich - wieder - um zwei türkische Lastwagenfahrer und um zwei Libanesen.
  • Bei einem Autobombenanschlag in Mossul wurden am 1. August vier Menschen getötet und mehr als 50 verletzt. Ärzte berichteten sogar von zehn Toten.
  • In Bagdad riss am 1. August ein am Straßenrand deponierter Sprengsatz zwei Zivilisten in den Tod. Zwei weitere wurden verwundet.
    Eine Bombenexplosion kostete einen Mann im Süden der Hauptstadt das Leben.
  • Das Hamburger Unternehmen "Elbe Maschinenbau" will drei Elektrizitätswerke im Irak bauen, berichtete die Süddeutsche Zeitung am 2. August im Wirtschaftsteil. Ein entsprechendes Abkommen hätten der stellvertretende Firmenchef, Bel Chorchani, und der irakische Energieminister Aiham el Samarrai in Amman unterzeichnet. Die US-geführte Kriegskoalition habe ihr selbst gestecktes Ziel von 6.500 Megawatt Strom Tagesleistung nicht erreicht. Derzeit würden nur etwa 4.800 Megawatt produziert. Im Schnitt haben die Iraker nur 10 bis 12 Stunden Strom am Tag.
  • Am 2. August wird in Dänemark bekannt, dass ein dänischer Geheimdienst-Offizier im Irak Gefangene gefoltert haben soll. Dies berichtete jedenfalls das dänische Boulevardblatt Ekstra Bladet. Momentan sind noch rund 500 dänische Soldaten im Südirak stationiert
  • Am 2. August wird ein Videoband veröffentlicht, auf dem die Hinrichtung des entführten türkischen Lastwagenfahrers Murat Yüce gezeigt wird. Der türkische Spediteursverband stellte inzwischen alle Fahrten für die US-Truppen im Irak ein.
  • Papst Johannes Paul II und die irakische Interimsregierung verurteilten am 2. August die sich häufenden Anschläge auf christliche´Kirchen in Bagdad. Der Papst rief alle Gläubigen, Muslime und Christen, zur Verurteilung jeder Gewalt auf. Er sei tief bestürzt über die Bombenanschläge. Interims-Präsident Ghasi el Jawer bezeichnete die Autobomenanschläge auf vier Kirchen in Bagdad und Mossul als "Terrorakte gegen Söhne des irakischen Volkes". Als Drahtzieher der Terrorakte gilt Sarkawi.
  • Am 3. August begann die Anhörung der amerikanischen Gefreitin Lynndie England vor einer US-Militärkommission in Fort Bragg (North Carolina). Die Kommission soll darüber befinden, ob Lynndie England wegen des Vorwurfs der Folter vor einem US-Militärgericht angeklagt wird.
  • Sechs Geiseln im Irak (vier Jordanier und zwei Türken) te der vermittelnde Stammesführer Scheich Hadsch Ibrahim Dschassam am 4. August in Falludscha.
  • Bei Gefechten zwischen irakischen Polizisten und Aufständischen in Mosul wurden am 4. August zwölf Menschen getötet und 26 verletzt. Die Provinzregierung von Niniweh verhängte eine Ausgangssperre über die Stadt.
  • Die USA begannen am 4. August mit der Verlegung von 3.600 Soldaten aus Südkorea in den Irak. Die Aktion wird Anfang nächster Woche (9. August) abgeschlossen sein. Damit erhöht sich das US-Truppenkontingent im Irak auf 140.000 Soldaten.
  • Am 4. August bestätigte der stellv. Regierungssprecher Hans Langguth, dass die Bundeswehr die Soldaten der irakischen Armee in den Vereinigten Arabischen Emiraten ausbilden wird. In dem Zusammenhang wird auch erwogen, dem Irak hundert gebrauchte LKWs aus Bundeswehr-Beständen zur Verfügung zu stellen. Damit ist auch klar, dass die deutschen Ausbilder nicht in die Kommandostrukturen der von den USA geführten Besatzungstruppen im Irak eingebunden werden.
  • In einer Erklärung der USA und der 31 Bündnispartner, das US-Außenamtssprecher Richard Boucher am 4. August verlas, bekräftigte die Allianz ihre Entschlossenheit, sich dem Druck der Aufständischen nicht zu beugen, "keine Zugeständnisse an Terroristen zu machen".
  • Am 4. August sagte UN-Generalsekretär Kofi Annan, dass für den Schutz der UN-Mission zur Vorbereitung der Wahl im kommenden Januar bisher so gut wie kein Staat Soldaten bereitstellen möchte. Mit einem halben Dutzend Staaten laufen zur Zeit noch Verhandlungen. Vorerst bleibe "nichts weiter übrig, als von der multinationalen Streitmacht abhängig zu sein".
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache in Mahawil, 60 km südlich von Bagdad sind am 5. August neben dem Attentäter fünf Beamte getötet und 23 verletzt worden. Weniger Minuten davor sind drei bewaffnete Männer in Polizeiuniformen vor der Station vorgefahren und haben das Feuer auf die Polizisten vor dem Gebäude eröffnet. Drei Angreifer sind getötet worden.
  • In Samarra nördlich von Bagdad wurden bei Gefechten zwischen US-Truppen und Aufständischen am 5. August nach Krankenhausangaben zwei Zivilisten getötet und 13 verletzt.
  • Auch in der südirakischen Pilgerstadt Nadschaf drohen wieder Kämpfe auszubrechen. Nach drei Monaten Waffenstillstand kam es am 5. August zu Gefechten zwischen Anhängern des Predigers Muktada al-Sadr und US-Truppen. Dabei wurden drei Iraker getötet und sieben verletzt, wie Ärzte sagten. Ein US-Militärhubschrauber vom Typ Bell UH-1 wurde abgeschossen, die beiden Piloten wurden verletzt.
  • Nach Angaben der US-Armee vom 6. August wurden in den beiden vergangenen Tagen (5. und 6. August) 300 schiitische Aufständische bei Gefechten getötet. Auf Seiten der US-Truppen habe es drei Tote und zwölf Verletzte gegeben. Die Gefechte konzentrierten sich auf Nadschaf. Ein Sprecher al-Sadrs, Ahmed al-Schaibani berichtete am 6. August von heftigen Kämpfen. "Nadschaf droht die vollständige Zerstörung", sagte er.
    Gefechte gab es auch im schiitischen Armenviertel Sadre City in Bagdad. Dabei sollen laut Gesundheitsministerium 19 Iraker getötet und 111 verletzte worden sein.
    In der südirakischen Stadt Nassirijah griffen bewaffnete al-Sadr-Anhänger italienische Truppen und öffentliche Gebäude an. Dabei kamen sieben Iraker ums Leben, 13 wurden verletzt.
    In der Nähe von Nassirijah gerieten etwa 60 rumänische Soldaten unter Beschuss.
    In Basra tröteten britische Soldaten zwei Aufständische, als sie von ihnen beschossen wurden.
  • Vertraute von al-Sadr forderten am 6. August eine Rückkehr zu dem vor mehr als zwei Monaten ausgehandelten Waffenstillstand. Ein Sprecher rief die Übergangsregierung auf, "die amerikanischen Angriffe zu stoppen". Der Gouverneur der Provinz Nadschaf stellte dagegen den Aufständischen ein Ultimatum: Sie müssten die Stadt binnen 24 Stunden verlassen, ansonsten ginge die US-Offensive weiter, sagte Gouverneur Adnan al-Sorfi.
  • Erneut wurden libanesische LKW-Fahrer entführt. Aus Kreisen des libanesischen Außenministeriums hieß es am 6. August, vier Libanesen seien in der Gewalt bislang unbekannter Geiselnehmer. Ihre Spur verliere sich zwischen Bagdad und der westlich gelegenen Stadt Ramdi.
  • Die "Extremistengruppe" Tawhid und Dschihad zwang einen irakischen Gouverneur durch die Geiselnahme seiner drei Söhne zum Rücktritt. Die Demission des Gouverneurs der Provinz Anbar, Abdul Karim al-Rawi, erfolgte mittels Videobotschaft, die am 6. August von al-Dschasira ausgestrahlt wurde.
  • Ein türkischer Sender zeigte am 7. August einen Videofilm, in dem Geiselnehmer mit der Ermordung eines türkischen LKW-Fahrers drohten, falls sich dessen Arbeitgeber nicht binnen 48 Stunden aus dem Irak zurückziehe. Die Firma beugte sich den Forderungen und erklärte, das Unternehmen werde ab sofort alle Einsätze im Irak ruhen lassen. Am 7. August sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs Kofi Annan, die UN böte sich als Vermittler in Nadschaf an. Annan sei über die hohe Zahl der Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung sehr besorgt.
Bilderverbot
Am 7. August kündigte der irakische Interims-Innenminister Falah el-Nakib an, das Büro des Fernsehsenders al-Dschasira für einen Monat zu schließen. Der Vorwurf: Der Sender schüre Gewalt im Land. Die Süddeutsche Zeitung kommentierte diese Verfügung mit folgendermaßen:
Grotesk ist es, wenn der Innenminister vorgibt, die Schließung diene dem "Schutz des irakischen Volkes". Ihm selbst obläge es, dieses Volk wirklich zu schützen - vor Geiselnahmen, vor Gewalt und vor dem Chaos. Es hilft nichts, nur die Berichte darüber zu unterbinden. In den Augen vieler Menschen in der arabischen Welt bewegt sich die von den US-Besatzern ins Amt gehievte Übergangsregierung nun wieder einmal in den Fußstapfen der Amerikaner: Die hatten das Büro des unliebsamen Senders im April 2003 mit ihren Raketen zerstört. (Süddeutsche Zeitung, 9. August 2004, S. 4.)
  • Bei den Anhörungen vor einem Sonder-US-Militärtribunal in Sachen Lynndie England in Fort Bragg sagte ein US-Soldat am 6. August aus, im Gefängnis Abu Ghraib wurde wenig ausgebildetes Personal eingesetzt. Außerdem sei die Grundversorgung der Häftlinge nicht gewährleistet gewesen. Hydrue Joyner sagte, Abu Ghraib sei die "Hölle" gewesen. Am 7. August wurde die Anhörung vertagt. Die vorsitzende Armeerichterin Denise Arn erklärte am 7. August, sie wolle zunächst einen Antrag von Englands Anwälten prüfen, etwa 40 weitere Zeugen zu laden.
  • Am 8. August hieß es, in Nadschaf seien in den letzten Tagen mehrere hundert Menschen bei Kämpfen ums Leben gekommen. Das US-Militär nannte mehrere hundert getötete schiitische Kämpfer, während die Milizen al-Sadrs nur von mehreren Dutzend Toten in ihren eigenen Reihen sprachen.
    Der irakische Vizepräsident Ibrahim al- Dschafari kritisierte die USA angesichts der hohen Zahl der Toten. Die Kämpfe seien "keine zivilisierte Art", den neuen Irak aufzubauen, der auf dem Schutz der Bürger beruhe und "nicht auf Gewehrkugeln".
    Unterdessen wurden im Irak die Todesstrafe wieder eingeführt. Am 8. August sagte eine Regierungssprecher, von der Todesstrafe seien Mörder und jene bdroht, welche die Sicherheit des Landes gefährden. Die Wiedereinführung der Exekution sei aber "keine offene Tür, jeden hinzurichten, der der Regierung missfällt", sagte Staatsminister Adnan als Dschanabi.
  • Am 8. August ist der irakische Interims-Ministerpräsident Ijad Allawi zu Gesprächen in der hart umkämpften sog. Schiitenhochburg Nadschaf eingetroffen.
  • Der Irak hat einen Haftbefehl gegen das früheren Verwaltungsratsmitglied und ehemaligen Lieblings-Exil-Iraker der USA, Ahmed Tschalabi, erlassen. Ihm wird Geldfälschung vorgeworfen, erklärte ein leitender Ermittlungsrichter am 8. August in Bagdad. Ein weiterer Haftbefehl wurde für Tschalbis Neffen Salem Tschalabi ausgestellt, den Vorsitzenden des Sondertribunals für Verbrechen während des Saddam-Hussein-Regimes. Salem Tschalabi wird verdächtigt, den Generaldirektor des Finanzministeriums, Haithem Fadhil, ermordet zu haben. Beide Beschuldigten sollen sich im Ausland aufhalten, Ahmed im Iran, Salem in London.
  • Am 8. August kam es auch wieder zu Kämpfen in Bagdad. Im Stadtviertel Sadr-City feuerten Rebellen mit Maschinengewehren und Raketen.
  • Am 8. August wurde offenbar ein iranischer Konsul in der zentralirakischen Stadt Kerbela entführt.
Montag, 9. August, bis Sonntag, 15. August
  • Am 9. August traf der polnische Premierminister Marek Belka zu Gesprächen in Washington ein. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen das polnische Truppenkontingent im Irak, die Visumspflicht für polnische USA-Reisende und der Vertrag über den Verkauf amerikanischer Kampfflugzeuge an Polen. Hierbei geht es v.a. darum, dass der Flugzeugkonzern Lockheed, der die F-16-Kampfflugzeuge an Polen liefert, die Zusage bislang nicht eingehalten hat, polnische Zulieferfirmen zu beteiligen. - Zur Zeit sind 2.200 polnische Soldaten im Irak stationiert. Die polnische Zone umfasst die Provinzen Nadschaf und Kassidijah. In Nadschaf wird zur Zeit heftig gekämpft. Am 9. August übergaben die polnischen Streitkräfte zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten die Kontrolle über die beiden Provinzen an die US-Armee ab. Marek Belka hat wiederholt erklärt, er wolle im nächsten Jahr das polnische Kontingent stark verringern.
  • Am 9. August erklärte Muktada al-Sadr, seine Milizen würden sich aus Nadschaf nicht zurückziehen. Er und seine Mahdi-Armee würden "bis zum letzten Blutstropfen" kämpfen. Den irakischen Regierungschef Allawi forderte er zu ernsthaften Verhandlungen auf. Vorbedingung sei die Einstellung der US-Bombardierungen.
    Auch am 9. August gingen die Kämpfe in Nadschaf weiter. Die US-Luftwaffen bombardierte zwei Stunden lang den Friedhof, wo sich Kämpfer der Mahdi-Armee verschanzt hatten.
  • Das irakische Innenministerium verhängte am 9. August eine nächtliche Ausgangssperre für die Bagdader Schiiten-Vorstadt Sadr-City. Diese gelte bis auf Widerruf von 16 bis acht Uhr.
  • Bei einem Selbstmordanschlag auf den Vize-Gouverneur der Provinz Dijala wurden am 9. August bei Bakuba sieben Polizisten getötet und 17 verletzt. Der Politiker wurde ebenfalls verletzt.
  • Der irakische Verteidigungsminister Hasim al-Schaalan beschuldigte am 9. August den Iran, den bewaffneten Konflikt in Nadschaf zu schüren. Bei Mahdi-Kämpfern seien iranische Waffen gefunden worden, sagte er im arabischen Nachrichtensender al-Arabija.
    Die iranische Regierung wies jede Verwicklung in die Kämpfe zurück. Teherean stehe "in keiner Verbindung mit den Ereignissen in Nadschaf", sagte der iranische Verteidigungsminister dem Sender al-Dschasira am 10. August.
  • Die Gefechte in Nadschaf gingen auch am 10. August weiter. Die US-Armee setzte erneut Kampfhubschrauber ein.
  • Auch Bagdad kam am 10. August nicht zur Ruhe. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden sei dem 9. August im Stadtteil Sadr-City zehn Menschen getötet und 104 verletzt.
  • Ukrainische Soldaten erschossen am 10. August vier Bewaffnete, die eine Patrouille angegriffen hatten.
    Bei einem Anschlag auf eine US-Patrouille in Bagdad wurden am 10. August zwei Soldaten leicht verletzt.
  • Al-Dschsira meldete am 10. August, dass zwei jordanische und zwei libanesische LKW-Fahrer sowie ein libanesischer Geschäftsmann, die entführt worden waren, wieder frei gelassen worden seien. Dagegen soll ein Ägypter enthauptet worden sein, weil er angeblich für die US-Truppen spioniert hat.
  • Die Partei Ahmed Tschalabis muss ihre Büros in Bagdad schließen. Die Interimsregierung fordert von der Partei zurück gehaltenes Staatseigentum zurück, hieß es am 10. August. Der Irakische Nationalkongress (INC) habe 24 Stunden Zeit dafür.
  • US-Präsident Bush hat am 10. August die Polen als "großartige Verbündete" gelobt und den Einsatz seiner Soldaten im Irak als "brillant" bezeichnet. Bush machte seinem Gast aus Polen, Premierminister Marek Belka keine Zusagen in Sachen Visaauflagen für Polen bei USA-Reisen. Die Auflagen würden aber überprüft.
  • Bei einem Bombenanschlag in der Nähe eines belebten Marktplatzes sind am 11. August in der irakischen Kleinstadt Chan Bani Saad nordöstlich von Bagdad sechs Menschen getötet und neun verletzt worden. Nach Angaben der Polizei befanden sich zum Zeitpunkt des Attentats weder Polizeikräfte noch US-Soldaten in der Nähe.
  • Am 11. August wurde Ali al Chalisi, der regionale Chef einer schiitischen Partei, erschossen. Er leitet das Büro der Partei "Oberster Rat für die Islamische Revolution im Irak" in der Provinz Dijala.
  • US-Truppen stießen am 11. August in das weitläufige Gelände des Friedhofs am Imam-Ali-Schrein in Nadschaf vor. Der irakische Vizepräsident Dschaafari forderte in einem Gespräch mit dem arabischen Fernsehsender Al Schasira die US-geführten Koalitionstruppen auf, die "allen Muslimen heilige Stadt Nadschaf" zu verlassen. Die irakischen Sicherheitskräfte seien auch allein in der Lage, die Situation in der Stadt zu normalisieren, sagte er. Die Tür zu al Sadr dürfe nicht ganz zugeschlagen werden.
  • Bei Kämpfen zwischen Irakern und britischen Soldaten in Amara im Süden des Landes wurden in der Nacht zum 11. August zehn Iraker getötet und 50 Aufständische verletzt. Die Briten seien zuvor mit Granaten beschossen worden.
    Aus vier weiteren Städten wurden Dutzende Tote und mehr als 150 Verletzte gemeldet.
  • Bulgarien bestätigte am 11. August den Tod einer zweiten bulgarischen Geisel im Irak. Bei einem Ende Juli in Tigris gefundenen Leichnam handle es sich um den vermissten bulgarischen LKW-Fahrer.
  • Am 11. August demonstrierten in der heiligen Stadt Nassirija Tausende gegen die Haltung des irakischen Premierministers Allawi im Konflikt mit aufständischen Schiiten. Sie skandierten "Nieder mit Allawi" und: "Allawi, du Feigling, du amerikanischer Agent!".
  • Am 11. August kehrte der per Haftbefehl gesuchte Ahmed Tschalabi nach Bagdad zurück. Er wolle sich den Anschuldigungen stellen, sagte er.
  • Medien-Selbstkritik
    Nachdem die New York Times bereits im Mai d.J. sich bei ihren Lesern für ihre Irakkriegsberichterstattung entschuldigt hatte, gab nun auch die Washington Post zu, im Vorfeld des Irakkriegs zu unkritisch berichtet, zu eilfertig die Regierungspropaganda verbreitet und andere Meldungen unterdrückt zu haben. In einem längeren Artikel am 12. August zitiert Howard Kurtz, Medienkritiker der Zeitung, den Pentagon-Korrespondenten Thomas Ricks: "Behauptungen der Regierung kamen auf die Titelseite. Alles, was diese Behauptungen anzweifelte, wurde auf die hinteren Seiten verbannt."
  • Die USA begannen am 12. August mit einer Großoffensive gegen die Milizen des Schiitenführers al-Sadr in Nadschaf. Gemeinsam mit irakischen Einheiten kreisten die US-Verbände Hunderte von Kämpfern in der Imam-Ali-Moschee ein. Im Abstand von 200 Metern rund um das Heiligtum errichteten sie einen Belagerungsring aus hohen Betonmauern und Stacheldraht. Außerdem wurden wieder vermutete Rebellenstellungen auf dem großen Pilgerfriedhof der Stadt bombardiert.
    80 Prozent der Bevölkerung des heiligen Bezirks um den Imam-Ali-Schrein und den Pilgerfriedhof "Tal des Friedens" sind geflohen.
    Am Abend des 12. August stürmten US-Einheiten das Haus al-Sadrs, ohne jedoch den Gesuchten vorzufinden.
  • Am 12. August teilte das irakische Gesundheitsministerium mit, dass bei Kämpfen im Süden des Landes in den letzten 24 Stunden 165 Iraker ums Leben kamen, 550 Menschen wurden verletzt. Allein in Kut (180 km südöstlich von Bagdad) starben 75 Menschen. Bei Kämpfen mit bruitischen Truppen in Amara wurden 20 Menschen getötet.
  • Aus Protest gegen den Großangriff auf Nadschaf legte Nadschafs Vize-Gouverneur Dschaudat Kadam Nadschem el Kuraischi sein Amt nieder. Die Offensive nannte er einen "terroristischen Einsatz gegen diese heilige Stadt".
    In Bagdad und Kerbela gingen am 12. August Tausende Schiiten auf die Straße, um gegen die USA und die irakische Übergangsregierung zu protestieren. Ministerpräsident Allawi rief dagegen die Aufständischen auf, die heiligen Stätten zu verlassen. Innenminister Falah Hassan Al Nakib warf ihnen eine "Verschwörung gegen den Irak" vor.
  • Der UN-Sicherheitsrat verständigte sich am 12. August auf eine Verlängerung des Mandats für die Irak-Mission (Unami) um ein Jahr, teilte der Ratspräsident Andrej Denisow in New York mit. Dies hatte auch Kofi Annan gefordert. Gleichzeitig erklärte er, die Vereinten Nationen könnten ihre Aufgaben nur erfüllen, wenn der militärische Schutz ihrer Mitarbeiter gewährleistet sei. Annan beklagte, dass bisher kaum ein Staat bereit sei, Truppen für eine Schutztruppe zur Verfügung zu stellen. Hauptziel der Mission sei es, die irakischen Behörden bei der Organisation der Nationalkonferenz zu unterstützen, die vor zwei Wochen auf Mitte August verschoben wurde.
  • Das Außenministerium in London hat die Entführung eines Briten in der südirakischen Stadt Basra bestätigt, ohne jedoch Einzelheiten zu den Umständen zu nennen. Zunächst müsse die Familie des Entführten informiert werden, sagte eine Außenamtssprecherin am 13. August in London. Ein Hotelangestellter in Basra hatte zuvor berichtet, eine Gruppe bewaffneter Männer habe am Abend des 12. August einen britischen Journalisten verschleppt. Einem weiteren Hotelangestellten zufolge handelte es sich dabei um einen Reporter der britischen Zeitung "Sunday Telegraph".
    Die Entführer des britischen Journalisten haben mit dessen Ermordung gedroht, falls sich die US-Armee nicht binnen eines Tages aus der Schiitenstadt Nadschaf zurückzieht. In einem Video war der Reporter wenige Stunden nach der Geiselnahme in Basra mit nacktem Oberkörper neben einem maskierten Mann zu sehen, wie der Sender BBC am 13. August auf seiner Website berichtete. "Die amerikanischen Truppen müssen sich innerhalb von 24 Stunden aus Nadschaf zurückziehen oder wir töten diese britische Geisel", sagte der Maskierte. Der Reporter sagte in die Kamera, er heiße James Brandon und arbeite für den britischen "Sunday Telegraph": "Ich bin Journalist, ich schreibe nur darüber, was im Irak geschieht."
    Ein ranghoher Vertrauter des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr hat die Entführer eines britischen Reporters im Irak aufgefordert, den Journalisten sofort freizulassen. "Im Namen des Büros von Moktada Sadr und der Führung der Mehdi-Armee" rufe er die Entführer zur unverzüglichen Freilassung des Mannes auf, "denn wir handeln gemäß den Prinzipien des Islam und diese Methoden sind gegen den Islam", erklärte Scheich Akram el Kaabi am 13. August vor dem Imam-Ali-Schrein in Nadschaf. Er wisse nicht, wer den freien Mitarbeiter des britischen "Sunday Telegraph" verschleppt habe.
    Der Mitarbeiter des "Sunday Telegraph" kam weniger als 24 Stunden nach seiner Verschleppung frei, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP am 13. August berichtete. Der 23-jährige James Brandon befand sich am Nachmittag im Büro des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr in der südirakischen Stadt Basra. Es gehe ihm gut, sagte Brandon, dessen Gesicht von Schlägen gezeichnet war. "Anfangs haben sie mich schlecht behandelt, aber nachdem sie den Aufruf von Moktada Sadr gehört haben, haben sie ihre Haltung geändert."
  • Der radikale Schiitenführer Moktada Sadr ist offenbar am Morgen des 13. August bei Kämpfen in Nadschaf verwundet worden. Sadr wurde nach Angaben seiner Anhänger durch Granatsplitter an Brust, Bein und Arm verletzt. Sein Zustand sei jedoch "stabil".
  • Parallel zu den schweren Kämpfen in Nadschaf gingen die Verhandlungen zwischen den Aufständischen mit der irakischen Regierung über ein Ende der Gewalt weiter. Nach Angaben eines Sprechers Sadrs vom 13. August wurde die gesamte Nacht über verhandelt, ohne nennenswerte Fortschritte zu erzielen. Die Gespräche würden fortgesetzt. Laut dem irakischen Verteidigungsministerium flauten die Kämpfe am Morgen des 13. August ab.
  • In Bagdad zogen am 13. August tausende Anhänger des radikalen Predigers zur Grünen Zone, dem schwer bewachten amerikanischen und irakischen Verwaltungsbezirk der Hauptstadt.
  • Der neue UN-Sondergesandte für den Irak, Ashraf Jehangir Qazi, ist am 13. August in Bagdad eingetroffen. Qazi sei von einer kleinen Mitarbeitergruppe begleitet, die sich sogleich an die Arbeit gemacht habe, teilte der Sprecher von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Fred Eckhard, in New York mit. Der UN-Gesandte solle unter anderem an der für dieses Wochenende (14./15. August) geplanten irakischen Nationalkonferenz teilnehmen, bei der der ein Interims-Rat zur Vorbereitung von allgemeinen Wahlen Anfang nächsten Jahres bestimmt werden soll.
  • Zwei heftige Explosionen haben am Abend des 13. August die irakische Hauptstadt erschüttert. Über dem Gebiet der so genannten Grünen Zone, in der sich der Sitz der neuen irakischen Regierung und die US-Botschaft befinden, stieg Rauch auf. Die Gegend ist fast täglich Ziel von Mörserangriffen.
  • US-Außenminister Colin Powell hat den schiitischen Rebellenführer Muktada al Sadr und seine Gefolgsleute bei einer Pressekonferenz am 13. August als "Gesetzlose" bezeichnet. Die US-Streitkräfte hätten begonnen, Nadschaf "auszuquetschen", um die Aufständischen dort außer Gefecht zu setzen. "Wir versuchen, die Situation in Nadschaf zu stabilisieren", sagte Powell. Auf die Frage, warum die amerikanischen Streitkräfte ihre Waffen nicht für die Zeit der Olympischen Spiele ruhen ließen, sagte er: "Das ist eine noble Idee, aber die Welt bleibt während der Spiele nicht stehen."
  • Die US-Armee und die Aufständischen in der zentralirakischen Pilgerstadt Nadschaf haben sich am Abend des 13. August auf eine Waffenruhe geeinigt. Mit der Vereinbarung solle Friedensverhandlungen der Weg geebnet werden, sagte ein Sprecher des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr. Die Waffenruhe betreffe die US-Truppen, die mit ihnen verbündeten irakischen Sicherheitskräfte sowie die Kämpfer der Mehdi-Miliz. Beide Seiten hatten sich seit neun Tagen in Nadschaf heftige Gefechte geliefert.
    Doch später hieß es:
    Die Verhandlungen zwischen der irakischen Regierung und den Anhängern des radikalen Schiitenführers Moktada Sadr zur Beendigung der Kämpfe in der Stadt Nadschaf sind gescheitert. Das teilte der nationale Sicherheitsberater der Regierung, Muaffak el Rubai, am 14. August in Nadschaf mit. Er bedauere es sehr, diese Nachricht überbringen zu müssen, sagte Rubai.
    Ein Sprecher Sadrs machte den irakischen Regierungschef Ijad Allawi für den Abbruch der Gespräche verantwortlich. Die Aufständischen hätten sich bereits in allen Punkten mit Rubai geeinigt, als Allawi die Verhandlungen beendet und seinen Sicherheitsberater nach Bagdad zurückberufen habe, sagte der Sprecher Ali Sumeisim dem arabischen Nachrichtensender El Dschasira.
  • Die Kämpfe im Irak haben erneut zwei US-Soldaten das Leben gekostet. Ein Marineinfanterist wurde am 13. August bei Gefechten getötet, wie die Streitkräfte am 14. August mitteilten. Ein weiterer Soldat erlag Verletzungen, die er zuvor bei einer Operation in der Provinz Anbar erlitten hatte. Die Zahl der Soldaten, die seit dem offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai 2003 im Irak getötet wurden, stieg nach Angaben des Pentagon damit auf 794.
  • Die heftigen Kämpfe im Irak dauern weiter an. In der mehrheitlich schiitischen Stadt Hilla 100 Kilometer südlich von Bagdad starben am 14. August nach Angaben von Krankenhausärzten acht Iraker bei Gefechten zwischen schiitischen Milizionären und irakischen Polizisten, die von polnischen Soldaten unterstützt wurden. (Die Polizei gab die Zahl der Todesopfer in den eigenen Reihen mit drei an. 30 bis 40 Milizionäre seien getötet worden. Die Zahl wurde von Krankenhausmitarbeitern jedoch nicht bestätigt.) Polizeichef Genaral Kais Hamsa Abud sagte, die Mehdi-Miliz des Schiitenpredigers Moktada Sadr habe am 13. August Polizeiposten und öfentliche Gebäude mit Mörsergeschossen und Gewehren angegriffen. Die Kämpfe seien am Samstagmorgen abgeflaut. Doch habe die Miliz zwei Polizeiposten im Süden der Stadt übernommen. Panzer der polnischen Soldaten sowie gepanzerte Fahrzeuge waren vor dem Sitz der Provinzgierung in Hilla zu sehen.
  • Tausende Anhänger des Schiitenpredigers Moktadr Sadr haben sich am Morgen des 14. August vor der Pilgerstadt Nadschaf im Zentrum des Iraks versammelt. Das berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP.
  • Die US-Luftwaffe hat bei Angriffen auf die mehrheitlich sunnitische Stadt Samarra 125 Kilometer nördlich von Bagdad nach eigenen Angaben etwa 50 irakische Aufständische getötet. Hauptmann Bill Coppernoll von der 1. Infanteriedivision sagte der Nachrichtenagentur AFP am 14. August, US-Kriegsflugzeuge hätten am frühen Morgen eine Reihe von bis zu 250 Kilogramm schweren Bomben auf "bekannte feindliche Stellungen" abgeworfen. Dies sei "Teil einer Operation namens 'Cajun Mausefalle III'" gewesen. Ziel der Aktion war es dem Offizier zufolge, "die Bewegungsfreiheit für irakische Bürger zu gewährleisten und Zufluchtmöglichkeiten für den Feind zu verhindern".
  • Der irakische Schiitenführer Moktada Sadr ist nach Aussagen eines Sprechers bereit, Truppen der Vereinten Nationen im Irak zu akzeptieren. "Wir ziehen die Vereinten Nationen den Besatzungstruppen vor, weil der Irak ein Mitglied der Vereinten Nationen ist", sagte Scheich Ahmed el Schaibani am 14. August in Nadschaf. Es gebe einen "großen Unterschied" zwischen Blauhelmen und den US-geführten multinationalen Truppen. Sadr sei bereit, den neuen UN-Gesandten für Irak, den Pakistaner Ashraf Jehangir Qazi, zu treffen, sollte dieser das Gespräch suchen.
  • In der Nähe der Stadt El Buwair etwa 75 Kilometer nordwestlich von Kirkuk wurde nach Angaben der Polizei vom 14. August ein syrischer Lastwagenfahrer entführt.
  • Bei Kämpfen und US-Luftangriffen auf die irakische Stadt Falludscha sind am 14. August nach Krankenhausangaben mindestens acht Iraker getötet worden. Weitere zehn seien bei den Gefechten zwischen US-Truppen und Aufständischen verletzt worden, denen Angriffe der US-Luftwaffe gefolgt seien, verlautete aus dem Krankenhaus. Die meisten der Opfer seien Frauen und Kinder. Die Kampfflieger hätten zwei Häuser getroffen.
  • Bei Zusammenstößen zwischen Soldaten der multinationalen Truppe im Irak und Aufständischen ist im Süden des Landes ein dänischer Soldat getötet worden. Weitere Soldaten seien verletzt worden, sagte ein Armeesprecher am 15. August.
  • Bei Zusammenstößen zwischen Soldaten der multinationalen Truppe im Irak und Aufständischen ist im Süden des Landes ein niederlänischer Soldat getötet worden. Weitere Soldaten seien bei den Kämpfen am Abend des 14. August verletzt worden, sagte ein britischer Armeesprecher am 15. August in Basra. Noch liege kein genauer Bericht über die Vorfälle vor.
  • Mit einer Verzögerung von rund zwei Wochen ist am 15. August in Bagdad die irakische Nationalversammlung zusammengetreten. Die für drei Tage angesetzte Versammlung von mehr als 1.000 "Delegierten" aus dem ganzen Land soll einen Nationalrat bestimmen, der als Übergangsgremium unter anderem die für spätestens Anfang Januar kommenden Jahres geplanten allgemeinen Wahlen vorbereiten soll. Die bis zu 125 Mitglieder des Nationalrates sollen den Haushalt 2005 bewilligen, können ihr Veto gegen Gesetze einlegen und Minister befragen sowie beim Tod des Präsidenten oder Vizepräsidenten deren Nachfolger bestimmen.
  • In der irakischen Schiitenstadt Nadschaft flammten am 15. August die Kämpfe wieder auf, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Zuvor hatte ein Sprecher von Schiitenführer Moktada Sadr gesagt: "Wir erwarten eine Wiederaufnahme der Kämpfe und sind bereit", sagte Ali Sumeisim. Trotz zahlreicher Pilger und Demonstranten in der Stadt bereiteten die US-Truppen dem Sadr-Sprecher zufolge eine Großoffensive vor.
  • Aus Protest gegen die von den USA unterstützten Angriffe in der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf sind am 15. August mehr als hundert Delegierte aus der irakischen Nationalversammlung ausgezogen. Die Delegierten verließen den Saal in der Hauptstadt Bagdad unmittelbar nach der Eröffungsrede von Ashraf Jehangir Qazi, dem Irak-Sonderbeauftragten von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Dabei riefen sie: "Solange es Luftangriffe und Beschießungen von Nadschaf gibt, wird es keine Natinalversamlung geben!"
  • Wenige Stunden nach Beginn der Nationalkonferenz im Irak haben fünf laute Explosionen die Innenstadt von Bagdad erschüttert. Einige der Explosionen schienen gegen die schwer gesicherte, so genannte Grüne Zone gerichtet zu sein, in der die Konferenz abgehalten wird. Rauch stieg aus einem Viertel außerhalb der Zone auf. - Ein Polizist berichtete unmittelbar nach dem Einschlag der Geschütze in einem Busbahnhof von zehn Toten und 15 Verletzten, das Innenministerium sprach dagegen von einem Toten und fünf Verwundeten. Nach Einschätzung des Polizisten, Jasser Fawas, richtete sich der Angriff gegen die Grüne Zone, wo die Nationalkonferenz mit mehreren hundert Delegierten stattfindet.
  • Nach dem Wiederaufflammen der Kämpfe in der Schiitenhochburg Nadschaf hat der militante Prediger Moktada Sadr am 15. August dazu aufgerufen, die Verhandlungen über ein Ende der Gefechte wieder aufzunehmen. Sadr habe den Sicherheitsberater der Übergangsregierung, Muaffak el Rubai, gebeten, nach Nadschaf zurückzukommen und die Verhandlungen wieder aufzunehmen, sagte Sadrs Sprecher Ahmed el Schaibani der Nachrichtenagentur AFP.
  • Die irakische Polizei hat am 15. August allen Journalisten befohlen, die umkämpfte Pilgerstadt Nadschaf zu verlassen. Beamte in vier Fahrzeugen umstellten das Hotel, in dem die Medienvertreter untergebracht waren, und präsentierten eine entsprechende Anordnung von Polizeichef Ghalib al Dschasaari. Im Falle einer Missachtung wurden Verhaftungen sowie die Beschlagnahme von Kameras und Mobiltelefonen angedroht. Viele Journalisten verließen daraufhin die Stadt.
  • Bei neuen Kämpfen in der südirakischen Pilgerstadt Nadschaf sind am 15. August zwei US-Soldaten getötet worden. Ihre Einheit sei am Abend von der Mahdi-Miliz des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadre angegriffen worden, teilte eine Militärsprecherin am nächsten Tag mit.
  • Bei Bombenangriffen der US-Luftwaffe auf Stellungen von Aufständischen in der irakischen Stadt Falludscha sind am 15. August fünf Iraker getötet worden. Sechs weitere Menschen seien verletzt worden, sagt ein Arzt des Krankenhauses von Falludscha. Die US-Luftwaffe habe sieben Raketen abgefeuert. Die US-Armee erklärte, sie habe "defensive Angriffe" ausgeführt, nachdem US-Soldaten von Aufständischen attackiert worden seien.
  • Im Irak ist das Haus von Innenminister Falah el Nakib durch eine Granate teilweise zerstört worden. Nakibs Haus in der 125 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt Samarra wurde am Abend des 15. August von einer Granate getroffen, wie die Polizei mitteilte. Unbekannte hätten insgesamt elf Granaten und Raketen auf mehrere Viertel der Stadt abgefeuert. Näheres wurde zu dem Angriff zunächst nicht bekannt. Die US-Armee hatte am 14. August erklärt, sie habe bei Bombenangriffen in der Nähe von Samarra etwa 50 Aufständische getötet.


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