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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. bis 16. Juli 2004

1. bis 4. Juli
  • Bei neuer Gewalt in Irak sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Bei einem Angriff der US-Armee auf ein mutmaßliches Versteck von Anhängern des gesuchten Terroristen Abu Mussab al-Zarqawi in Falludscha starben in der Nacht zum 1. Juli nach Angaben von Ärzten mindestens sieben Menschen. Die US-Armee selbst sprach von bis zu 15 Toten. Unter den Toten in Falludscha seien auch Frauen und Kinder, sagte ein Krankenhausmitarbeiter. 17 Menschen wurden demnach bei dem Angriff verletzt. Wie US-General Mark Kimmitt sagte, erfolgte der Angriff mit Präzisionswaffen auf der Grundlage von irakischen und US-Geheimdienstinformationen. Es kam demnach auch zu Gefechten zwischen Aufständischen und US-Marineinfanteristen. Augenzeugen hatten berichtet, dass ein Flugzeug ein Haus in Falludscha angegriffen habe und Ambulanzen und Sanitäter an den Ort geeilt seien. Es war der vierte gezielte Angriff auf mutmaßliche Anhänger Zarqawis seit Anfang Juni.
    In Bagdad kamen am 1. Juli bei einem Anschlag ein ranghoher Beamter des Finanzministeriums, sein Fahrer und ein Leibwächter ums Leben.
    Bei einem Angriff auf einen US-Konvoi in der Hauptstadt starben zwei weitere Iraker.
  • Der irakische Ex-Staatschef Saddam Hussein ist in Bagdad erstmals einem irakischen Haftrichter vorgeführt worden. Das Verfahren habe begonnen, sagte eine Sprecherin der US-Armee am 1. Juli. Der frühere irakische Staatschef Saddam Hussein weigerte sich bei seiner Vorführung vor dem Haftrichter, die gegen ihn gerichtete Anklageschrift zu unterzeichnen. Saddam Hussein wolle die sieben Anklagepunkte nicht anerkennen, teilte ein Justizbeamter in Bagdad mit. Zudem habe Saddam Hussein bei der 30-minütigen Anhörung den Einmarsch in Kuwait im August 1990 verteidigt. sagte der Justizbeamte. Der in einen schwarzen Anzug gekleidete Ex-Präsident sagte demnach: "Kuwait ist ein irakisches Gebiet. Es war keine Invasion." Er sei nach Kuwait "zurückgekehrt, weil die Kuwaiter irakische Frauen für zehn Dinar gekauft haben".
    Saddam Hussein bezeichnete das Verfahren gegen sich als "Theater" und sagte, der eigentliche "Verbrecher" sei US-Präsident George W. Bush. Der Ex-Machthaber war dem Haftrichter an einem geheimen Ort in Bagdad vorgeführt worden. Der 67-Jährige wird sich voraussichtlich unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten müssen. Nach Angaben von Justizmitarbeitern liegen der Anklage unter anderem Verbrechen während des Iran-Irak-Kriegs zugrunde, der Einmarsch in Kuwait 1990, der Giftgasangriff auf die kurdische Stadt Halabdscha im Jahr 1988 sowie Massaker an schiitischen Aufständischen nach dem Golfkrieg 1991.
    Bei einer Verurteilung droht dem Ex-Präsidenten die Todesstrafe, die nach der Machtübergabe von der Übergangsregierung Anfang der Woche wieder eingeführt wurde. Die Prozess-Vorbereitung wird nach irakischen Angaben mehrere Monate dauern.
    Im Laufe des Tages wurden auch die Anklageschriften gegen elf frühere Mitstreiter des irakischen Ex-Machthabers verlesen. Zu ihnen zählen der als "Chemie-Ali" bekannte Cousin Saddam Husseins, Ali Hassan el Madschid, der frühere Vize-Regierungschef Tarik Asis sowie Ex-Vizepräsident Taha Jassin Ramadan.
  • Die portugiesische Nationalgarde wird ihren Einsatz in Irak wie vorgesehen bis Mitte November fortführen. Die portugiesische Einheit solle "auf ausdrücklichen Wunsch" der irakischen Regierung bis 12. November im Süden des Landes stationiert bleiben, teilte das Innenministerium in Lissabon am 1. Juli mit. Die portugiesische Regierung halte den Einsatz in Irak weiterhin für gerechtfertigt und wolle das Land auf dem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenrechte unterstützen. Im November vergangenen Jahres entsandte Portugal ein Kontingent von 128 Nationalgardisten in die Nähe der südirakischen Stadt Nassirijah.
  • Die NATO hat am 1. Juli erste Beratungen über die versprochene Ausbildung irakischer Streitkräfte aufgenommen. Vertreter der Allianz baten militärische Berater, entsprechende Vorschläge auszuarbeiten. Man habe sich jedoch nicht über Meinungsverschiedenheiten geeinigt, inwieweit die NATO während der Ausbildungsmission selbst in Irak vertreten sein soll, verlautete aus diplomatischen Kreisen in Brüssel. Die 26 Mitglieder des Bündnisses hatten sich am Montag in Istanbul darauf geeinigt, der irakischen Bitte nach Unterstützung nachzukommen. Frankreich und Deutschland lehnen die Entsendung von eigenen Ausbildern nach Irak jedoch ab.
  • Knapp ein Jahr nach ihrem Abzug aus Irak will die UNO nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nach Irak zurückkehren. Unter Leitung eines neuen UN-Sonderbeauftragten solle bis Mitte Juli wieder ein ständiges UN-Büro in Bagdad eröffnet werden, berichtet das Blatt in seiner Ausgabe vom 2. Juli unter Berufung auf den politischen Berater von UN-Generalsekretär Kofi Annan, Kieran Prendergast. Die Zahl der Mitarbeiter der UN-Mission hänge allein von der Sicherheitslage ab. Derzeit sind die Vereinten Nationen von irakischen Nachbarstaaten aus im Einsatz.
  • Jordanien und Jemen haben sich als erste arabische Staaten bereit erklärt Truppen in den Irak zu entsenden. Wenn uns die irakische Regierung um direkte Hilfe bäte, wäre es für uns sehr schwer, Nein zu sagen", sagte der jordanische König Abdullah II dem britischen Sender BBC am 2. Juli. Kurz danach erklärte auch Jemen seine Bereitschaft, machte sie aber abhängig von einem UN-Mandat. Mitglieder der Interimsregierung haben aber wiederholt erklärt, sie wünschten keine Truppen aus Nachbarstaaten, da diese ja auch eigene Interessen verfolgen könnten.
  • Am 2. Juli haben Aufständische zwei von Ausländern frequentierte Hotels (Sheraton und Hotel Bagdad) im Zentrum von Bagdad mit Raketen beschossen. Verletzt wurde niemand. Drei Menschen wurden verletzt, als eine Rakete einen Parkplatz nahe dem Hotel Bagdad traf.
  • Am 2. Juli wurden zwei von einer "Mudschahedin-Brigade" entführten türkischen Geiseln freigelassen.
  • Polnische Soldaten haben nach einem Bericht des polnischen Fernsehens vom 2. Juli angeblich 17 funktionsfähige Sprengköpfe mit Giftgas (Senfgas oder ähnliche Substanz) gefunden. Die Waffen seien in den 80er Jahren hergestellt worden.
  • Hunderte Anhänger Saddam Husseins haben am 2. Juli in der nordirakischen Stadt Samarra für den früheren irakischen Machthaber demonstriert. Die Menge protestierte gegen das gestern eröffnete Verfahren gegen den Ex-Präsidenten, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Demonstranten riefen Parolen wie "Mit unserem Blut, mit unserer Seele, wir werden Saddam Hussein verteidigen" und priesen den Ex-Präsidenten als ruhmreichen Führer. Einige von ihnen schossen mit Gewehren in die Luft.
  • Wegen Schüssen auf ein irakisches Kind muss sich ein britischer Soldat vor Gericht verantworten. Das teilte Generalstaatsanwalt Peter Goldsmith am 2. Juli in London mit. Ein 13-jähriger Junge war durch die Schüsse verletzt worden. Der Vorfall hatte sich im September ereignet. Die Armee hatte Anfang Juni mitgeteilt, sie ermittele in 75 Fällen, in denen Iraker möglicherweise von britischen Soldaten getötet, verletzt oder misshandelt wurden.
  • Wegen des gewaltsamen Todes eines Irakers müssen sich vier US-Soldaten vor der US-Militärjustiz verantworten. Zwei der Soldaten, Oberleutnant Jack Saville und Stabsoffizier Tracy Perkins, seien am 7. Juni wegen Totschlags, Körperverletzung, Verschwörung, Falschaussage und Behinderung der Justiz angeklagt worden, teilte die US-Armee am 2. Juli in Washington mit. Unteroffizier Reggie Martinez werde Totschlag, dem Soldat Terry Bowman Körperverletzung vorgeworfen. Sie seien am 28. Juni angeklagt worden.
  • Bei Gefechten in der nordirakischen Stadt Bedschi haben US-Soldaten zwei Aufständische erschossen und einen dritten verletzt. Zunächst griffen fünf Rebellen eine Patrouille der US-Armee an, wie Major Neal O'Brien erklärte. Die Patrouille erwiderte das Feuer und tötete einen der Angreifer. Ein weiterer wurde den Angaben zufolge verletzt. Stunden später eröffnete rund ein Dutzend Aufständische das Feuer auf US-Soldaten an einer Polizeiwache in Bedschi, 190 Kilometer nördlich von Bagdad. In dem darauffolgenden Gefecht töteten Soldaten einen der Angreifer.
  • Am 2. Juli sind zwei US-Soldaten ums Leben gekommen. Ein Marineinfanterist sei bei einem nicht näher bezeichneten "Einsatz zur Wahrung der Sicherheit" getötet worden, teilte die US-Armee in Bagdad mit. Der zweite Soldat erlag demnach seinen Verletzungen, die er am Vortag in der Provinz Anbar erlitten hatte.
  • Fünf Iraker sind am 2. Juli nach Augenzeugenberichten bei einem US-Angriff in der Stadt Chalidija ums Leben gekommen. Drei weitere Menschen seien verletzt worden, als ein Panzer in der 75 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt ein Haus beschossen habe. Der Vater eines der Opfer sagte, es habe für den Beschuss keinen Anlass gegeben. Das Haus sei ohne vorherige Warnung angegriffen worden.
  • Die irakische Übergangsregierung will mit Notstandsgesetzen die anhaltende Gewalt im Land eindämmen. Das Nationale Sicherheitsgesetz werde bereits "sehr bald" verkündet, sagte der irakische Vize-Regierungschef Barham Saleh dem Fernsehsender El Irakija am 3. Juli. Das geplante Nationale Sicherheitsgesetz werde es möglich machen, "in bestimmten Gebieten und für begrenzte Zeiträume Notstandsgesetze einzuführen, um mit terroristischen Bedrohungen umzugehen", sagte Vize-Regierungschef Saleh. Das Kabinett habe das Sicherheitsgesetz vor einigen Tagen geprüft. Das Gesetz sei auch mit dem Präsidentenbüro abgesprochen und werde "sehr bald" verkündet.
  • US-Soldaten nahmen laut einer Meldung vom 3. Juli bei Razzien in einer mutmaßlichen Bombenwerkstatt und mehreren Waffenlagern in der irakischen Hauptstadt Bagdad 51 Menschen fest. Die US-Soldaten hoben eine Werkstatt aus, in der gerade vier Fahrzeuge mit Autobomben präpariert wurden, wie die Armee mitteilte. In mehreren Waffenlagern hätten sie zudem Sprengstoff, Sturmgewehre, Munition, Zeitzünder, Granatenwerfer und anderes Kriegsmaterial gefunden. Im Juni waren in Irak mehr als zwanzig Autobomben explodiert; dabei starben über 300 Menschen.
  • Laut einem Pressebericht befürchtet die britische Armee Truppenengpässe in Irak und Afghanistan und bat deshalb tausende Reservisten um einen freiwilligen Einsatz. Laut dem "Daily Telegraph" vom 3. Juli sind bislang bereits 7.500 Reservisten zum Dienst nach Irak abkommandiert worden; in den kommenden beiden Jahren könnte der Einsatz von 4.000 weiteren nötig werden.
  • Bei einem Angriff auf einen Kontrollposten südlich von Bagdad sind am 3. Juli fünf irakische Soldaten getötet und fünf weitere verwundet worden. Das teilte ein Krankenhausdirektor in Mahmudija mit. Der Ort liegt 30 Kilometer südlich der Hauptstadt.
  • In Basra wurde am 3. Juli bei der Explosion einer am Straßenrand versteckten Bombe ein britischer Soldat verwundet, teilte ein britischer Militärsprecher mit. Zwei Militärfahrzeuge seien beschädigt worden.
    Bei einem US-Angriff in Khalidija starben nach Augenzeugenberichten fünf Iraker.
  • Der Golfstaat Bahrain hat der irakischen Marine seine Unterstützung angeboten. Sein Land könne bei der Überwachung irakischer Hoheitsgewässer und bei der Ausbildung irakischer Marinesoldaten helfen, sagte König Hamad am 3. Juli laut der amtlichen Nachrichtenagentur BNA. Bahrain werde diesen Beitrag leisten, wenn die irakische Regierung darum bitte.
  • Jemen hat seine Bereitschaft einer Truppenentsendung nach Irak vom Abzug der Koalitionstruppen abhängig gemacht. Das Land sei bereit, "sich am Erhalt der Sicherheit und Stabilität in Irak zu beteiligen", zitierte die jemenitische Nachrichtenagentur Saba am 3. Juli einen ranghohen Regierungsmitarbeiter. Dies sei "im Rahmen einer internationalen Truppe, unter der Leitung der Vereinten Nationen, aber nach einem Rückzug der Koalitionstruppen und der völligen Machtübergabe in Irak" möglich.
  • Rebellen haben am 4. Juli einen Anschlag auf eine wichtige Verbindungsleitung zwischen den nördlichen und südlichen Ölfeldern des Landes verübt - in einem Gebiet rund 80 km südwestlich von Bagdad. Bereits am Vortag war eine Ölleitung auf der Halbinsel al-Faw im Süden angegriffen worden. Als Folge brach die Exportkapazität des Landes nach Angaben aus Branchenkreisen um die Hälfte auf 960.000 Barrel Öl pro Tag ein.
  • In der nordirakischen Stadt Kirkuk wurden am 4. Juli sechs mutmaßliche Angehörige der Extremistengruppe Ansa al-Islam festgenommen, die Selbstmordanschläge auf das Gebäude der Provinzverwaltung und Parteibüros in Kirkuk geplant haben sollen.
  • In Bakuba riss ein Selbstmordattentäter nach Angaben des Senders Al Dschasira an einer Straßensperre zwei Iraker mit in den Tod.
  • Der jordanische Anwalt Ziad Chawasne, der zum Verteidigerteam Saddam Husseins gehört, sagt in Amman, der Verwaltungschef des Sondergerichts, vor dem sich Saddam verantworten muss, habe ihm erklärt, das Team müsse einen irakischen Anwalt benennen, sonst werde das Gericht einen Pflichtverteidiger bestellen. Das Gericht akzeptiere keinen ausländischen Verteidiger. Chawasne sagte weiter, das Team werde selbst einen Anwalt auswählen.
  • Die irakische Interimsregierung will in den nächsten Tagen ein Notstandsgesetz erlasse, das dem Premierminister Iyad Allawi weit reichende Vollmachten geben würde. Dies kündigte am 4. Juli ein irakischer Regierungssprecher an. So sei an Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, Aufhebung des Brief- und Fernmeldegeheimnisses sowie die Sperrung von Bankkonten und Vermögenswerten gedacht. Außerdem soll es eine Amnestie geben, die "Angehörige des Widerstands einschließt, die sich keiner Verbrechen schuldig gemacht haben", sagte der Regierungssprecher.
5. bis 11. Juli
  • Beim fünften größeren US-Angriff auf Falludscha innerhalb von zwei Wochen starben am 5. Juli laut dem arabischen Sender Al Arabija mindestens 15 Menschen. Offenbar wurde ein Wohnhaus bombardiert.
  • Nach einer Meldung von Al Dschasira wurde der als Geisel genommene US-Soldat Wassif Ali Hassun am 5. Juli wieder freigelassen.
  • Eine ursprünglich für den 5. Juli erwartete Verkündung eines Amnestie- und eines Notstandsgesetzes wurde vorläufig abgesagt. Das lässt auf heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Interimsregierung schließen.
  • Der Iran bereitet offenbar eine Klage gegen Saddam Hussein wegen Verbrechen während des irakisch-iranischen Kriegs 1980 bis 1988 vor, in dem der Irak Giftgas gegen iranische Soldaten und Zivilbevölkerung eingesetzt haben soll. Der Iran verlangt die Überstellung Saddams und anderer Beschuldigter und deren Vorführung vor Gericht. (Der Standard, 6. Juli.)
  • Bei einem US-Luftangriff auf Falludscha sind am Abend des 5. Juli mindestens 11 Menschen ums Leben gekommen. Der Angriff habe einem mutmaßlichen Versteck der Gruppe um Abu Mussa al Zarkawi gegolten, hieß es. Die US-Armee hat nach Auskunft der Interimsregierung vor dem Luftangriff Informationen der irakischen Sicherheitskräfte erhalten.
  • Der Geheimdienstausschuss des US-Senats hat aufgedeckt, dass der CIA vor dem Irakkrieg im Geheimen mit irakischen Wissenschaftlern gesprochen habe und deren Aussagen nicht an den US-Präsidenten weitergeleitet habe, berichtete die New York Times am 6. Juli. Der Senatsausschuss sei laut NYT zu dem Schluss gekommen, dass die Informationen des CIA nicht die Annahme stützen konnten, die damalige irakische Regierung habe Massenvernichtungswaffen besessen.
  • Am 6. Juli erschossen US-Soldaten an einem Checkpoint in Bagdad ein irakisches Kind und verletzten ein zweites. Der Vater, der das Auto lenkte, habe trotz Aufforderung den Wagen nicht angehalten.
    Bei Einsätzen im Westirak wurden am 6. Juli drei US-Soldaten getötet.
  • Die irakische Polizei hat nach einem Bericht der irakischen Zeitung al-Sabah al-Jahid in Bagdad zwei Offiziere des iranischen Geheimdienstes ertappt, als sie einen Sprengsatz am Straßenrand anbringen wollten. In Mossul habe die Polizei außerdem eine Gruppe irakischer und iranischer Terroristen festgenommen, die Anschläge auf Staatseinrichtungen geplant hätten. (dpa 6. Juli)
  • Die irakische Übergangsregierung hat am 7. Juli ein Notstandsgesetz erlasssen, das sog. "Gesetz zum Schutz der nationalen Sicherheit". Danach kann die Regierung für bestimmte, von starker Gewalt geprägte Regionen den Notstand ausrufen und dann Ausgangssperren verhängen, Kontrollpunkte errichten sowie Menschen festnehmen, die innerhalb von 24 Stunden einem Richter vorgeführt werden müssen. Gleichzeitig verlautete durch den Justizminister Malik Dohan al Hassan, die Wahlen würden termingemäß stattfinden.
  • Am 7. Juli kam es im Zentrum von Bagdad zu schweren Kämpfen, bei denen mindestens drei Menschen starben. Dabei wurde auch die Parteizentralre von Ministerpräsident Allawi attackiert. Zwei Granaten schlugen auch in der Nähe von Allawis Haus ein. 10 irakische Nationalgardisten sollen verletzt worden sein.
  • Nach US-Angaben wurden vier US-Soldaten bei Gefechten mit Aufständischen im Sunnitengebiet der Provinz Al-Anbar westlich von Bagdad getötet. Damit erhöhte sich die Zahl der getöteten GIs seit Beginn des Krieges auf 646 (amtliche Angabe).
  • Die in London erscheinende arabische Zeitung "Al Kuds al Arabi" veröffentlichte am 7. Juli einen Bericht, wonach sich der irakische Widerstand vereinigt habe und fünf Städte unter seiner Kontrolle habe. Die Städte sind: Falludscha, Ramadi, al-Kaim, Bakuba und Samarra
  • Am 7. Juli erklärte eine Reihe von Widerstands-Gruppen, es hätten sich im Irak 16 "Widerstandsbrigaden" zusammengeschlossen. Sie wollten fortan unter Führung eines hohen politischen Komitees arbeiten. Ihre drei Prinzipien seien: Angriffe nur gegen Besatzungstruppen und deren lokale Helfer, keine Gewalt gegen religiöse Ziele, Forderung nach Abzug aller fremden Besatzer und Wahl einer Regierung.
  • Die gängige These von der starken Präsenz ausländischer Terroristen in den Widerstandszellen des Irak erscheint nun doch in einem sehr zweifelhaft Licht. Am 7. Juli gab der irakische Menschenrechtsminister Bekhtiar Amin bekannt, in Abu Ghraib befänden sich lediglich 19 ausländische Gefangene (darunter 5 Jordanier, 4 Saudis und 4 Syrer). Laut einem amerikanischen Nachrichtenoffizier bestehen die Widerstandskräfte v.a. aus lokalen Sunniten, deren Hauptmotive die Gegnerschaft zu den fremden Besatzern und die Sorge um die Stellung in der eigenen Gemeinschaft sind und nicht die Errichtung einer islamischen Republik. Nach dieser Einschätzung sei mit rund 20.000 Rebellen zu rechnen - einschließlich sog. "Teilzeitkämpfer", die je nach Lage kurzzeitig zum harten Kern stoßen. Bisher wurden rund 22.000 des Widerstands verdächtige Iraker durch das Gefängnis Abu Ghraib geschleust. Die Anführer der Rebellen kommen oft aus verschiedenen Flügeln der Baath-Partei, sind etwa Anwälte, Stammesnotabeln oder ehem. Offiziere des internen Sicherheitsdienstes. Auch sollen viele Autobombenanschläge auf das Konto von Iraker und nicht von Zarkawi gehen.
  • Am 8. Juli verwickelten irakische Freischärler auf der belebten Haifa-Straße mitten in Bagdad die Amerikaner in eine halbstündige Schießerei.
  • Am 8. Juli wurde von Al Dschasira ein Video ausgestrahlt, auf dem mit der Hinrichtung von zwei bulgarischen Geiseln gedroht wurde, sollten die amerikanischen Besatzungstruppen nicht innerhalb von 24 Stunden sämtliche Gefangenen freilassen. Die beiden Bulgaren sind bereits seit dem 29. Juni vermisst. Sie waren mit einer Ladung von Gebrauchtwagen via Türkei und Nordirak nach Mosul unterwegs gewesen.
    Die Regierung in Sofia bekräftigte am 9. Juli ihre Entschlossenheit zur Unterstützung der Koalitionstruppen im Irak (das Kontingent hat z.Zt. 470 Soldaten). Der Einsatz ist in der bulgarischen Bevölkerung ausgesprochen unpopulär.
  • Am 9. Juli wurde in Washington ein von beiden Parteien einstimmig verabschiedeter Abschlussbericht des Geheimdienstausschusses des Senats veröffentlicht. Darin wird den US-Geheimdiensten bescheinigt, sie hätten veraltete Informationen zum Ausgangspunkt ihrer Analysen genommen, neuere Erkenntnis aufgebauscht und zweideutige Angaben einseitig interpretiert. Die Schlussfolgerungen der Geheimdienste hätten vielfach nicht mit den Fakten übereingestimmt. Abweichende Berichte und Zweifel seien beiseite geschoben worden. Ein republikanischer Senator sagte, die Mitarbeiter der Geheimdienste seien Opfer eines "Gruppendenkens" geworden, das keinen Zweifel daran gelassen habe, dass es im Irak Massenvernichtungswaffen gebe. Die Geheimdienste anderer Länder hätten aber ähnliche Einstellungen gehabt, es handle sich also um ein "globales Versagen", sagte Ausschussvorsitzender Pat Roberts. Der CIA-Direktor George Tenet, der - rechtzeitig - am 8. Juli aus dem Amt geschieden ist, bekam die meiste Kritik ab. Dagegen wurde die Bush-Administration vom Vorwurf freigesprochen, sie habe die Geheimdienste unter Druck gesetzt. Die Untersuchung erstreckte sich allerdings nicht auf das Thema, wie die Administration die Informationen der Geheimdienste beurteilt und gegenüber der Öffentlichkeit dargestellt hat. Ein Defizit, das der demokratische Senator Jay Rockefeller, stellvertr. Ausschussvorsitzender, beklagte. Rockefeller sagte, hätte er damals gewusst, was er heute weiß, hätte er nicht für den Krieg gestimmt.
    Trotz harscher Kritik des US-Senats an der Geheimdienstarbeit vor dem Irak-Krieg hat Präsident George W. Bush den Angriff auf Bagdad gerechtfertigt. "Die Welt ist besser dran ohne Saddam Hussein an der Macht", sagte Bush am 9. Juli während eines Wahlkampfauftrittes. Der stellvertretende Geheimdienstchef John McLaughlin sagte, die CIA lerne aus ihren Fehlern. Bush nannte den Senatsbericht eine nützliche Bilanz der Versäumnisse der CIA. Zugleich verteidigte er die Entscheidung zum Krieg gegen Irak. Zwar seien keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden, "aber wir wussten, dass er (Saddam Hussein) sie herstellen konnte", sagte der US-Präsident in Kutztown in Pennsylvania.
  • Bei einem Mörsergranatenangriff in der irakischen Hauptstadt Bagdad ist am 9. Juli ein sechsjähriges Kind getötet worden. Drei weitere Menschen wurden verletzt, als die Geschosse am Abend in der Nähe eines Hotels in der Innenstadt einschlugen, wie Polizeileutnant Ali Dschabburi der Nachrichtenagentur AFP vor Ort sagte. Das Hotel Sadir befindet sich in der Nähe der Hotels Palestine und Sheraton, in denen viele Journalisten und ausländische Geschäftsleute wohnen.
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Geiselnehmer in Irak aufgefordert, ihre Gefangenen aus Bulgarien und den Philippinen freizulassen. Der UN-Generalsekretär rufe dazu auf, "diese drei Menschen und alle anderen unschuldigen Zivilisten freizulassen", die zu "politischen Zwecken" entführt worden seien, sagte Annans Sprecher am 9. Juli.
  • Die Philippinen wollen ihre Soldaten Mitte August aus Irak abziehen. Ein Sprecher von Präsidentin Gloria Arroyo betonte am 10. Juli, die Stationierung der Soldaten in Irak sei schon seit langem bis zum 20. August begrenzt gewesen. Der Abzug stehe nicht in Zusammenhang mit der Entführung eines Philippiners in Irak. Der Zeitplan sei nicht von den Kidnappern vorgegeben worden, bekräftigte der Sprecher.
    Der entführter Philippiner ist wieder auf freiem Fuß. Dies habe die philippinische Präsidentin Gloria Arroyo einem Verwandten des Entführten gesagt, berichtete der örtliche Fernsehsender ANC am 10. Juli. Der Lastwagenfahrer Angelo de la Cruz sei auf dem Weg zu einem Hotel in Bagdad. Die philippinische Arbeitsministerin Patricia Santo Tomas bestätigte die Angaben.
    Die Geiselnehmer des in Irak entführten Philippiners haben Berichte über dessen Freilassung dementiert. Der katarische Fernsehsender El Dschasira veröffentlichte am Abend des 10. Juli eine entsprechende Erklärung, die den Entführern zugeschrieben wurde.
  • Vier US-Soldaten sind in der westirakischen Provinz Anbar bei einem Verkehrsunfall getötet worden. Das teilte das Kommando der 1. US- Marineinfanteriedivision in Falludscha mit. Die vier Soldaten kamen demnach am 10. Juli bei einem Streifeneinsatz ums Leben. In der Provinz Anbar liegen die sunnitischen Aufstandshochburgen Falludscha und Ramadi.
  • In Bakuba nördlich von Bagdad wurden bei Anschlägen am 10. Juli drei Geschäfte zerstört, in denen alkoholische Getränke verkauft wurden. Ein vorbeifahrender Taxifahrer wurde getötet.
  • In Nordirak wurde am 11. Juli zudem eine Gaspipeline bei einem Anschlag beschädigt. Wie ein Sprecher einer Ölgesellschaft mitteilte, wird über die Pipeline ein Kraftwerk in der Stadt Beidschi beliefert. Es sei mit Problemen bei der Stromversorgung in Nordirak zu rechnen.
  • Die Entführer eines philippinischen Lastwagenfahrers in Irak haben ihr Ultimatum an die Regierung der Philippinen um neun Tage verlängert. Die von den Geiselnehmern gesetzte Frist für den Abzug der philippinischen Soldaten aus Irak laufe jetzt am 20. Juli aus, sagte ein Diplomat am 11. Juli in Bagdad. Diese Fristverlängerung "macht uns Hoffnung, dass die Geisel noch lebt und dass die Entführer begreifen, dass er nichts mit ihrer Sache zu tun hat", sagte der Diplomat der Nachrichtenagentur AFP.
  • Die irakische Übergangsregierung hat sich von Massenvernichtungswaffen distanziert. Sicherheitsberater Muwaffak al Rubaie kündigte am 11. Juli an, die Regierung werde den Atomwaffensperrvertrag respektieren und internationalen Abkommen gegen Bio- und Chemiewaffen beitreten. Irak werde frei von Massenvernichtungswaffen sein und niemals wieder darauf zurückgreifen, um seine Nachbarn zu bedrohen, sagte er auf einer Pressekonferenz in Bagdad.
  • Im nordirakischen Beidschi kamen am 11. Juli ein US-Soldat und eine irakische Zivilperson ums Leben, als eine Bombe am Straßenrand explodierte. Nach der Detonation feuerten Aufständische aus einem Auto auf den Militärkonvoi. Die Soldaten erwiderten das Feuer und erschossen den Fahrer, wie die Streitkräfte mitteilten.
12. bis 16. Juli
  • Bei einem Bombenanschlag in Samarra nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am 12. Juli zwei US-Soldaten getötet worden. Drei weitere Soldaten der 1. US-Infanteriedivision wurden nach Angaben der US-Armee verletzt, als ein Sprengsatz an der Straße explodierte, auf der gerade ihr Konvoi fuhr.
  • Die erste gerichtliche Anhörung der wegen Misshandlung irakischer Gefangener angeklagten US-Soldatin Lynndie England ist kurzfristig auf den 3. August verschoben worden. Dadurch solle Englands neuem Militäranwalt Zeit gegeben werden, sich mit dem Fall vertraut zu machen, entschied die ermittelnde Offizierin. Ursprünglich sollte die Anhörung bereits am 12. Juli stattfinden. Englands Anwälte hatten die Verschiebung beantragt, um einen weiteren Verteidiger in ihr Team aufnehmen zu können. England gilt als Symbolfigur des Skandals um die Misshandlungen im US-Militärgefängnis von Abu Ghraib bei Bagdad. Fotos gingen um die Welt, die die lachende Soldatin unter anderem mit einem nackten Gefangenen an einer Hundeleine oder grinsend vor einem Haufen nackter Körper zeigen. Die 21-Jährige ist eine von sieben Soldaten, die wegen der Misshandlungen angeklagt sind; einer von ihnen wurde bereits zu einem Jahr Haft verurteilt.
  • Der frühere britische Außenminister Robin Cook hat Regierungschef Tony Blair vorgeworfen, bei seinen öffentlichen Angaben über angebliche irakische Massenvernichtungswaffen gelogen zu haben. Wenige Wochen vor dem Krieg hätten ihm sowohl Blair als auch der damalige Chef des parlamentarischen Geheimdienstausschusses, John Scarlett, in Gesprächen versichert, Irak verfüge nicht über Massenvernichtungswaffen, schreibt Cook in seinen Memoiren, die der "Guardian" am 12. Juli in Auszügen veröffentlichte.
  • Der britische Auslandsgeheimdienst MI6 soll Berichte über das angebliche irakische Potenzial von Massenvernichtungswaffen vor dem Irak-Krieg zurückgezogen haben. Der Nachrichtendienst habe dabei Abstand von Analysen genommen, die dem irakischen Ex-Machthaber Saddam Hussein die Verfügungsgewalt über ein Arsenal von Massenvernichtungswaffen zugesprochen hätten, berichtete der britische BBC-Rundfunk am 12. Juli unter Berufung auf einen anonymen Informanten. Diese ungewöhnliche Prozedur sei dem Eingeständnis gleich gekommen, dass die anfänglich verbreiteten Bedrohungsanalysen inhaltlich unhaltbar gewesen seien, hieß es. Der frühere Leiter des britischen Militärnachrichtendienstes DIS, John Morrison, sagte der BBC, der britische Premierminister sei bei der Präsentation eines Dossiers über die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen im September 2002 "weit über das hinausgegangen, was ein professioneller Analytiker gutgeheißen hätte".
  • US-Präsident George W. Bush hat den Irak-Krieg drei Tage nach dem Senatsbericht über unhaltbare Geheimdienstanalysen erneut verteidigt. "Obwohl wir keine Bestände an Massenvernichtungswaffen gefunden haben, war es richtig, im Irak einzumarschieren", sagte Bush. "Wir haben einen erklärten Feind der USA entfernt. In der Welt nach dem 11. September 2001 konnten wir uns nicht leisten, so ein Risiko einzugehen." Bush sprach im Atomkomplex in Oak Ridge. Auf dem Gelände werden Teile für US-Atomwaffen gebaut. (Hier geht es zur Rede von Bush - deutsch und englisch.)
  • Knapp zwei Wochen nach der Machtübergabe in Irak zeichnet sich ein Ende der diplomatischen Isolation des Landes ab. Wie das Auswärtige Amt in Berlin am 12. Juli bestätigte, wird Deutschland in Kürze wieder mit einem Botschafter in Bagdad vertreten sein. Frankreich öffnete dort nach 13 Jahren wieder seine Vertretung. UN-Generalsekretär Kofi Annan ernannte den pakistanischen Diplomaten Ashraf Jehangir Qazi zu seinem neuen Irak-Gesandten, wie die Vereinten Nationen in New York bekannt gaben.
  • In Irak sind derzeit 99 Ausländer wegen Widerstands gegen die Koalitionstruppen inhaftiert. Dabei handelt es sich mehrheitlich um Syrer, wie der neue Bagdader Minister für Menschenrechte, Bachtijar Amin, am 12. Juli mitteilte. Nach seinen Angaben befinden sich 26 Syrer, 14 Saudi-Araber, 14 Iraner, zwölf Ägypter, neun Sudanesen, jeweils fünf Jemeniten, Palästinenser, Jordanier und Tunesier sowie jeweils ein Libanese, Marokkaner, Türke und Afghane in irakischem Gewahrsam - nur ein Bruchteil der insgesamt gut 5.500 inhaftierten Aufständischen. Die US-Behörden haben die Gewalt in Irak häufig Kämpfern angelastet, die aus dem Ausland ins Land strömten. Nach militärischen Angaben handelt es sich bei den Rebellen jedoch größtenteils um Sunniten, die einst auf Seiten des gestürzten Staatschefs Saddam Hussein standen.
  • Mit dem Ablauf eines Ultimatums der irakischen Entführer eines Philippiners hat sich die philippinische Regierung weiter um die Freilassung der Geisel bemüht. Vize-Außenminister Rafael Seguis sagte, Manila sei angesichts der Forderungen der Geiselnehmer zu einem raschen Abzug seiner 51 Soldaten in Irak bereit. Ein ranghoher Regierungsbeamter erklärte dagegen, der Zeitplan für den Abzug habe sich nicht verändert. "Als Antwort auf die Forderung der Gruppe Chaled bin el Walid wird die philippinische Regierung gemäß ihren Verpflichtungen ihre humanitären Truppen in Irak schnell abziehen", sagte Seguis gegenüber dem katarischen Fernsehsender El Dschasira am 13. Juli. Es werde jedoch noch Zeit benötigt, um den Abzug der Soldaten in die Wege zu leiten. Einen genauen Abzugstermin nannte Seguis nicht.
  • Mehrere Explosionen haben am Morgen des 13. Juli die irakische Hauptstadt Bagdad erschüttert. Eine Rauchwolke lag über der so genannten Grünen Zone. Ob sich die Explosionen in diesem Gebiet ereigneten, war aber zunächst nicht klar. Bei einer Explosion handelte es sich offenbar um eine Handgranate, die auf eine US-Patrouille geworfen wurde. Eine Stunde später wurden im Südosten der Stadt bei einer Explosion drei Zivilisten verletzt, wie US-Militärsprecher Oberstleutnant Jim Hutton mitteilte.
  • US-Soldaten haben nahe der nordirakischen Stadt Tikrit einen türkischen und einen irakischen Zivilisten erschossen. Wie der Polizeichef der 60 Kilometer nördlich von Tikrit gelegenen Ortschaft Makhul, Namis Mohammed, am 13. Juli mitteilte, hätten die Soldaten das Feuer eröffnet, nachdem ein Sprengsatz neben ihrem Konvoi explodiert sei. Die beiden Opfer hatten nach Einschätzung der Polizei nichts mit dem Anschlag zu tun, bei dem kein US-Soldat verletzt worden sei.
  • Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari hat die NATO aufgefordert, seinem Land möglichst schnell die zugesagte Unterstützung zukommen zu lassen. "Wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit, es ist eine dringende Angelegenheit", sagte Sebari am 13. Juli im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Die Ausbildung der irakischen Streitkräfte müsse so bald wie möglich beginnen. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte, eine Entscheidung über den Start der Mission solle noch in diesem Monat fallen. Die Allianz werde auch über Sebaris Anfrage nach militärischer Ausrüstung und Unterstützung bei der Grenzsicherung sowie beim Schutz des UN-Personals vor den für Januar geplanten Wahlen beraten, sagte de Hoop Scheffer weiter. Die NATO hatte auf ihrem Gipfel Ende Juni in Istanbul beschlossen, bei der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte zu helfen.
  • Auf eine Rohölleitung südlich von Bagdad ist abermals ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Der jüngste Übergriff ereignete sich nahe der Ortschaft Mussaijib, wie der dortige Polizeichef am 13. Juli mitteilte.
  • Der britische Premier Tony Blair ist vom Vorwurf der absichtlichen Fehlinformation über irakische Massenvernichtungswaffen entlastet worden. Es habe im Vorfeld des Krieges falsche Informationen gegeben, jedoch sei dafür nicht Blair verantwortlich, hieß es in dem am 14. Juli in London vorgestellten Untersuchungsbericht zur Arbeit des britischen Geheimdienstes vor dem Irak-Krieg. Blair und seine Regierung seien nicht für die Geheimdienstpannen verantwortlich, hieß es in dem Bericht der von dem ehemaligen Regierungsbeamten Lord Robin Butler geleiteten Kommission. Die Untersuchung des entscheidenden Berichts von September 2002 über irakische Massenvernichtungswaffen ergebe "keinen Hinweis auf absichtliche Verzerrung oder auf sträfliche Vernachlässigung". Die Behauptung, der frühere irakische Staatschef Saddam Hussein könne chemische und biologische Waffen innerhalb von 45 Minuten einsetzen, sei "ungenau" formuliert gewesen, sagte Butler. Es sei der Eindruck vollständiger Informationen erweckt worden, "was nicht der Fall war". "Der Geheimdienstausschuss hätte sie nicht in dieser Form in seinen Bericht aufnehmen sollen". Obgleich der Butler-Bericht Blair von Vorwürfen der bewussten Fehlinformation freisprach, kritisierte er den "informellen" Regierungsstil des Premiers, der oft im kleinen Kreis Entscheidungen treffe. Große Teile des Kabinetts seien vor dem Irak-Krieg vom Entscheidungsprozess ausgeschlossen worden.
    Blair räumte ein, dass die Anzeichen für die Waffenarsenale "weniger sicher und weniger gut begründet" waren, als er vor dem Irak-Krieg behauptet hatte. In einer ersten Reaktion vor dem Londoner Unterhaus sagte er am 14. Juli, seine Regierung akzeptiere den Butler-Bericht und übernehme die "volle Verantwortung" für alle Fehler bei der Einschätzung der irakischen Bedrohung.
  • Beim bisher schlimmsten Anschlag in Bagad seit der formellen Machtübergabe am 28. Juni sind am 14. Juli nach irakischen Regierungsangaben mindestens zehn Menschen gestorben und 40 verletzt worden. Eine gewaltige Explosion erschütterte kurz vor 9.00 Uhr die irakische Hauptstadt, als ein Selbstmordattentäter sein mit 500 Kilogramm Sprengstoff beladenes Fahrzeug an einem der Eingänge zur so genannten Grünen Zone in die Luft jagte. In dem schwer bewachten Gebiet haben die irakische Übergangsregierung und die aus der früheren US-Besatzungsverwaltung hervorgegangene US-Botschaft ihren Sitz. An den Eingängen zur Grünen Zone stellen sich jeden Morgen hunderte Iraker an, die als Beschäftigte oder Zulieferer der in der Zone angesiedelten Institutionen tätig sind. Übergangsministerpräsident Ijad Allawi besuchte unmittelbar nach dem Anschlag den Schauplatz. Vor Fernsehkameras sagte er, dass zehn Iraker, darunter drei Nationalgardisten, getötet und 40 verletzt wurden. Wie er weiter ausführte, sei das Blutbad "die Antwort auf unseren jüngsten Schlag gegen die Kriminalität" gewesen. (In der Nacht zum 13. Juli hatten die irakischen Sicherheitskräfte bei ihrer ersten groß angelegten Razzia ohne US-Truppenunterstützung in einem berüchtigten Bagdader Viertel rund 500 mutmaßliche Kriminelle festgenommen.) Beobachter brachten den Anschlag aber eher mit der Symbolik seines Datums in Zusammenhang. Allawis Regierung hatte am Vortag den 14. Juli wieder zum Staatsfeiertag erklärt. Wie in der Zeit des Saddam-Regimes wurde an den 14. Juli 1958 erinnert, als national gesinnte Offiziere die von Großbritannien geschaffene Monarchie stürzten und die Republik ausriefen.
  • Bulgarien hat die Ermordung einer der beiden Geiseln im Irak bestätigt. Einer der Bulgaren sei hingerichtet wurde, sagte ein Regierungssprecher am 14. Juli. Ein Krisenstab der bulgarischen Regierung berät über die Situation. Die Terroristen im Irak sollen damit gedroht haben, die zweite Geisel innerhalb von 24 Stunden zu töten. Sie fordern die Freilassung irakischer Gefangener.
  • Eine der größten Kulturzerstörungen der Geschichte findet nach Expertenmeinung derzeit in Irak statt. Deutsche Archäologen sind entsetzt über die Plünderungen antiker Ausgrabungsstätten unter den Augen der Besatzungsmächte: "Die Raubgrabungen sind schlimmer als je zuvor und haben in den letzten Monaten größere Zerstörungen verursacht als in den vergangenen 150 Jahren zusammengenommen", sagte Walter Sommerfeld, Professor für Altorientalistik an der Universität Marburg, der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" (Vorabbericht: 14. Juli). Tausende Plünderer machten sich derzeit über die Überreste einstiger Siedlungen aus der Zeit der Sumerer und Babylonier her. "Rund 130 solcher Städte werden im Moment durchwühlt", sagt Margarete van Ess, wissenschaftliche Direktorin des Deutschen Archäologischen Instituts. "Als würden sie einen Garten umgraben. Alles wird zerstört." (Vgl. auch den Bericht von Walter Sommerfeld: Land im Umbruch - Der Irak ein Jahr nach dem Krieg.)
  • Die philippische Regierung hat am 14. Juli mit dem Abzug ihrer Truppen aus Irak begonnen und sich damit, wie die Nachrichtenagenturen schreiben, "dem Druck irakischer Entführer gebeugt". Der Truppenabzug werde derzeit gemeinsam von Außen- und Verteidigungsministerium "koordiniert", teilte Außenministerin Delia Albert mit. Derweil will die Regierung in Sofia trotz der Enthauptung einer der beiden bulgarischen Geiseln ihre Truppen in Irak belassen. Acht der bisher 51 philippinischen Soldaten und Polizisten seien bereits abgezogen worden, sagte Albert. Ursprünglich sollte ihr Einsatz am 20. August enden. Die Entführer verlangten, die Einheit bereits einen Monat früher nach Hause zu holen. Die USA zeigten sich "enttäuscht" davon, dass die Philiippinen aus der Koalition der Kriegsteilnehmer ausscheren. "Die Entscheidung ist das falsche Signal", sagte die Sprecherin der US-Botschaft in Manila.
  • Der Gouverneur von Mosul im Nordirak, Osama Kaschmula, ist nach Meldungen der BBC vom 14. Juli ermordet worden. Die Angreifer hätten eine Handgranate gegen den Wagen des Gouverneurs geworfen und auf das Fahrzeug geschossen. Dabei seien vermutlich noch zwei andere Menschen getötet worden. Der Sender beruft sich auf Quellen im irakischen Innenministerium.
  • Bei einem Angriff mit Mörsergranaten sind am Abend des 14. Juli in der nordirakischen Stadt Kirkuk vier bis fünf Mitglieder einer Familie getötet worden; drei Menschen wurden verletzt. Ziel der Aufständischen war offenbar eine benachbarte Polizeistation. Die Wache war schon in der Vergangenheit attackiert worden.
  • Bei einem Autobombenanschlag im Westen Iraks sind am 15. Juli mindestens zehn Menschen getötet worden, darunter sieben Polizisten. 27 weitere Menschen seien bei dem Attentat in der Stadt Haditha in der Provinz Anbar verletzt worden, teilte die Polizei mit. Haditha liegt rund 200 Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt Bagdad. Bislang war die Stadt von der Gewalt in der sunnitischen Provinz Anbar weitgehend ausgespart geblieben.
  • Am 15. Juli explodierte in der schiitischen Pilgerstadt Kerbela eine Autobombe in der Nähe des Hauptquartiers der bulgarischen Truppen. Drei Insassen sprengten sich nach Augenzeugenberichten mit dem Wagen in die Luft. Wie ein Polizeisprecher berichtete, hatten Polizisten die Männer verfolgt.
    Wenige Stunden nach dem Zwischenfall demonstrierten rund 1.000 Menschen gegen den Terrorismus. Außerdem forderten sie die Todesstrafe für Ex-Machthaber Saddam Hussein.
  • Die irakische Übergangsregierung will mit einem neuen Sicherheitsdienst den Aufstand terroristischer Gruppen im Land beenden. Ministerpräsident Ijad Allawi erklärte am 15. Juli auf einer Pressekonferenz in Bagdad, seine Regierung werde auf keinen Fall mit Terroristen verhandeln. Der neue Dienst, das Generaldirektorat für Sicherheit, werde terroristische Gruppen vernichten. Allawi erklärte, er habe Bangladesch, Indien, Pakistan und Marokko gebeten, Soldaten für die multinationale Truppe in Irak zur Verfügung zu stellen. Der Ministerpräsident bekräftigte, dass im Kampf gegen den Terrorismus auch eine Wiedereinführung der Todesstrafe erwogen werde, die während der Besatzung ausgesetzt worden war. "Wir brauchen Sanktionen, die dem Ausmaß dieser Verbrechen entsprechen", sagte der Regierungschef. Die Regierung plane jedoch auch eine Amnestie für einige Aufständische, die in der kommenden Woche verkündet werden solle.
  • Im Norden und Süden Iraks sind am 15. Juli Ölpipelines abermals zum Ziel von Saboteuren geworden. Im Süden bohrten Unbekannte Löcher in eine der beiden Ölpipelines, wodurch Öl austrat. Die Behörden vermuteten Schmuggler als Urheber. Die Ölexporte wurden nicht beeinträchtigt, wie der Generaldirektor der Gesellschaft South Oil, Dschabbar Ali al Lua'abi, erklärte.
  • Die in Irak gefangen gehaltene philippinische Geisel ist nach Angaben des philippinischen Nahost-Sondergesandten noch am Leben. Verhandlungen über eine Freilassung des Lastwagenfahrers Angelo de la Cruz würden derzeit geführt, sagte Roy Cimatu in Bagdad dem philippinischen Fernsehsender GMA am 15. Juli.
  • In Irak ist erneut ein hochrangiger Regierungsmitarbeiter Opfer eines Anschlags geworden. Unbekannte töteten am 15. Juli den Chef des Sicherheitsdienstes des irakischen Außenministeriums, wie ein Funktionär der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) mitteilte. Die Attentäter hätten den Fahrzeugkonvoi von Idris Karim Ramadan auf dem Weg von Bagdad in die nordirakische Stadt Kirkuk beschossen und Ramadan getötet. Zwei weitere Männer, darunter der Cousin von Außenminister Hoschjar Sebari, seien verletzt worden. Sebari habe sich nicht in dem Konvoi befunden.
  • Angesichts der schlechten Sicherheitslage begann am 16. Juli auch Thailand mit dem Abzug seiner Truppen. Die letzten Soldaten würden am 20. September in der Heimat erwartet, sagte Verteidigungsminister Chettha Thanajaro. Die rund 450 Soldaten waren für einen auf ein Jahr begrenzten Einsatz zum Wiederaufbau des Irak stationiert, der Ende September auslaufen sollte.
  • Knapp drei Tage nach dem wahrscheinlichen Tod einer bulgarischen Geisel in Irak ist möglicherweise auch der zweite Entführte getötet worden. "Wir haben eine schlechte Nachricht", sagte Regierungschef Simeon Sakskoburggotski am 16. Juli in der Hauptstadt Sofia unter Hinweis auf dem offiziell vermissten Mann. "Wir warten auf eine Bestätigung."
  • Nach dem Skandal um die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten will sich das US-Verteidigungsministerium künftig mit einer eigens eingerichteten Dienststelle um die Verwaltung von Häftlingsangelegenheiten kümmern. Das Büro für die Koordinierung von Gefangenenpolitik soll sicherstellen, dass Berichte des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) über Zustände in Haftanstalten der US-Armee auch die Entscheidungsträger in der Politik erreichen. Die Berichte sollten in dem Büro zunächst auf mögliche Probleme überprüft werden, die dann umgehend an höhere politische Ebenen weitergemeldet würden, sagte der Pentagon-Beamte Ryan Henry am 16. Juli in Washington. Das IKRK hatte in vertraulichen Berichten an das Pentagon bereits im vergangenen Jahr auf Misshandlungen und andere Missstände im Abu-Ghraib-Gefängnis bei Bagdad aufmerksam gemacht. Schritte waren jedoch erst eingeleitet worden, nachdem im Januar dieses Jahres erstmals Fotos von den Folterungen auftauchten.


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