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Irak: Chronik wichtiger Ereignisse

1. - 16. November 2003

1. bis 9. November
  • dpa meldete am 1. November, 3.28 Uhr folgendes: "Die Lage im Irak bleibt angespannt: Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Soldaten und Irakern sind in einem Vorort von Bagdad 14 Iraker getötet worden. Wie CNN unter Berufung auf das US- Militär berichtet, wurden 5 Iraker verletzt. Nach Armeeangaben hatten bis zu 1.000 Iraker eine Patrouille mit Steinen beworfen. Die Menschen hätten gegen die Inhaftierung von Landsleuten demonstriert. Eskaliert sei die Situation, nachdem aus der Menge heraus Granaten auf eine Polizeistation abgefeuert worden waren."
    Es wurde nicht klar, wann sich dieser Vorfall abgespielt hat. Diese Meldung wurde von keiner anderen Agentur und auch nicht von dpa im Laufe des 1. Nomber wiederholt oder konkretisiert.
  • Bei einer Bombenexplosion in der nordirakischen Stadt Mossul sind am 1. November nach Polizeiangaben mindestens zwei US-Soldaten getötet worden. Die Bombe sei nahe einer Polizeiwache explodiert als gerade vier US-Soldaten in zwei Zivilfahrzeugen vorbeigefahren seien, sagten irakische Polizisten der Nachrichtenagentur Reuters am Tatort. "Es gab eine gewaltige Explosion. Die beiden Fahrer der Fahrzeuge wurden auf jeden Fall getötet", sagte einer der Polizisten, der Augenzeuge des Anschlages war.
  • Anti-Terror-Experten der Grenzschutz-Spezialeinheit GSG 9 sind in Irak zum Schutz von Mitarbeitern des Technischen Hilfswerks (THW) eingesetzt. Eine entsprechende Meldung des Hamburger Magazins "Der Spiegel" ist am 1. November von einer Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin im Wesentlichen bestätigt worden. "Besonders qualifizierte Beamte des Bundesgrenzschutzes" befänden sich zum Schutz der THW-Mitarbeiter in Irak, erklärte die Sprecherin. Nähere Einzelheiten wollte sie "aus Sicherheitsgründen" nicht mitteilen. Laut "Spiegel" sollen die GSG-9-Spezialisten insgesamt vier THW-Mitarbeiter, die beim Wiederaufbau des irakischen Trinkwassernetzes helfen, vor Anschlägen schützen. Dem Magazin zufolge verfügt das THW-Kommando wegen der prekären Sicherheitslage über gepanzerte Fahrzeuge.
  • Mit verstärkten Kontrollen haben das US-Militär und die irakische Polizei am 1. November in Bagdad auf Gerüchte über einen geplanten "Tag des Widerstandes" reagiert. Die meisten Schulkinder und viele Angestellte blieben wegen befürchteter Anschläge zu Hause. Auch das US-Konsulat in Bagdad hatte die Amerikaner im Land zur Vorsicht gemahnt. Bis zum Nachmittag blieb es in der Hauptstadt aber weitgehend ruhig. Anhänger der Baath-Partei des gestürzten irakischen Machthabers Saddam Hussein hatten zuvor auch zu einem "Generalstreik" aufgerufen. Große Auswirkungen wurden jedoch nicht erwartet, da im Irak nach Schätzungen rund 60 Prozent der Menschen arbeitslos sind.
  • Beim schwersten Angriff auf US-Truppen in Irak seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein sind am 2. November mindestens 15 Soldaten getötet und 21 weitere verletzt worden. Wie US-Armeesprecher mitteilten, schossen unbekannte Kämpfer am Morgen in der Nähe der Widerstandshochburg Falludscha rund 50 Kilometer westlich von Bagdad einen US-Transporthubschrauber ab. Die Soldaten an Bord sollten zu einem zweiwöchigen Urlaub nach Europa oder in die USA gebracht werden. Bei einem Bombenanschlag in Bagdad wurde ein weiterer US-Soldat getötet.
  • US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat Unwissen der USA über den Umfang und den Organisationsgrad ihrer Gegner in Irak eingeräumt. "Sind wir vollständig im Bilde über ihre präzise Zahl und die Verbindungen unter ihnen? Nein", sagte Rumsfeld nach dem Abschuss eines US-Hubschraubers mit 15 Toten in Irak am 2. November dem Fernsehsender ABC. Der Minister zeigte sich überzeugt, dass sich ausländische Kämpfer und Funktionäre der Baath-Partei von Saddam Hussein in ihren Aktionen abstimmten. Es gebe allerdings keine Belege dafür, dass Saddam Hussein selbst hinter den Gewalttaten stecke.
  • Die Nachbarstaaten Iraks haben die jüngste Welle der Gewalt in dem Land verurteilt und die USA aufgerufen, Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Die Rolle der Vereinten Nationen in Irak müsse gestärkt werden, forderten die Außenminister der Nachbarstaaten am 2. November nach einer zweitägigen Konferenz in der syrischen Hauptstadt Damaskus. In ihrer Abschlusserklärung kritisierten sie insbesondere die Anschläge auf zivile und religiöse Einrichtungen, internationale Organisationen und Botschaften. Die Nachbarstaaten sehen sich offenbar auch selbst von bewaffneten Gruppen in Irak bedroht. Sie riefen die irakischen Behörden auf, "diese Gefahr für die Nachbarländer zu beseitigen und Grenzübertritte zu verhindern". Die von den USA eingesetzte irakische Übergangsregierung war bei der Konferenz nicht vertreten. Ihre Teilnahme war von einigen Nachbarstaaten abgelehnt worden, erst kurz vor Beginn der Konferenz lud Syrien den Regierungsrat ein. Ohne eine ehrliche und direkte Einladung werde Irak nicht teilnehmen, sagte der irakische Aussenminister Hoschjar Sebari. In der Abschlusserklärung betonten die Minister, Unabhängigkeit und Souveränität Iraks müssten gewahrt werden. Sie forderten eine massgebliche Beteiligung der UN am Entwurf einer neuen irakischen Verfassung, bei der Vorbereitung von Wahlen und der Festlegung eines Zeitplans für ein Ende der US-geführten Besatzung. An dem Treffen nahmen die an Irak angrenzenden Staaten Syrien, Iran, die Türkei, Saudi-Arabien, Kuwait und Jordanien teil, außerdem Ägypten, das im Nahen Osten über großen politischen Einfluss verfügt.
  • Im Zentrum von Bagdad sind drei Mörsergranaten eingeschlagen. Das sagte ein Sprecher der Alliierten am Abend des 3. November in der irakischen Hauptstadt. Er machte keine Angaben dazu, von wo die Mörsergranaten abfeuert wurden und wo genau sie um 21.30 Uhr Ortszeit (19.10 Uhr MEZ) einschlugen. Zuvor waren heftige Explosionen zu hören gewesen. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht vor. Später hieß es, eines von drei "Projektilen" habe eine US-Kaserne getroffen.
  • In Kerbela wurden am 3. November bei einer Explosion nahe eines schiitischen Heiligtums drei Menschen getötet und zwölf verletzt, wie Augenzeugen berichteten. Offenbar sei eine Bombe in einem parkenden Auto explodiert; bei den Opfern handele es sich um Passanten, sagte der schiitische Geistliche Abu Dschaffar el Assadi.
  • In der südirakischen Stadt Nadschaf wurde ein Richter ermordet, der gegen Mitglieder der ehemaligen Baath-Partei ermittelte. Das teilte ein Kollege am 3. November mit. Er sei zusammen mit dem Ermordeten entführt worden. Die Täter hätten erklärt, sie handelten im Auftrag des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein und hätten ihn nach der Erschießung des Richters laufen lassen.
  • Der amerikanische Senat hat am 3. November endgültig 87,5 Milliarden Dollar für die US-Militäreinsätze in Irak und Afghanistan bewilligt. Die Abstimmung erfolgte in einer Abstimmung per Zuruf, bei der die Stimmen nicht gezählt werden.
  • Bei einem Angriff am 3. November nahe der nordirakischen Stadt Tikrit ist nach US-Militärangaben ein US-Soldat getötet und ein weiterer verletzt worden. Bei dem Angriff sei eine selbstgebaute Bombe explodiert, sagte ein US-Militärsprecher der Nachrichtenagentur Reuters.
  • Japan will einem Zeitungsbericht zufolge bis Mitte Dezember eine Einheit von 150 Soldaten nach Südirak entsenden. Das Vorauskommando einer Selbstverteidigungseinheit solle in der südirakischen Stadt Samawa stationiert werden, berichtete die japanische Zeitung "Nihin Keizai Shimbun" am 4. November unter Berufung auf Regierungskreise. Mitte November werde die Regierung einen Stationierungsplan verabschieden. Das Vorauskommando soll demnach für die Entsendung eines Hauptkontingents von bis zu 700 Soldaten im Januar einen Stützpunkt errichten. Die japanische Einheit soll bei der Elektrizitätsversorgung und beim Wiederaufbau der Wasserversorgung helfen.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin lehnt die Entsendung von russischen Soldaten für eine mögliche internationale Friedenstruppe in Irak weiter ab. Die letzte UN-Resolution habe nicht die Bedingungen dafür geschaffen, dass Moskau sich an einem derartigen Einsatz beteiligen könne, erklärte Putin laut einem am 4. November auf der Web-Site des Kremls veröffentlichten Interview mit italienischen Medien. Weitere Schritte seien nötig, damit der Einfluss der UN auf die politische Situation in Irak grösser und die Macht schneller an die Iraker abgegeben werde, erklärte Putin. Eine Verzögerung bei der Wiederherstellung der irakischen Souveränität werde die Unruhen nur vergrößern.
  • Der Einsatz im Irak hat am 4. November einem weiteren Soldaten das Leben gekostet. Er sei bei der Explosion eines Sprengsatzes in Bagdad getötet worden, teilte die US-Armee mit. Die Nationalität des Soldaten der von den USA angeführten Besatzungstruppen war zunächst nicht bekannt. Die Mehrzahl der in und um Bagdad stationierten Soldaten gehören zu den US-Truppen. Ein zweiter Soldat wurde bei dem Angriff verwundet.
  • In der nordirakischen Stadt Mossul haben Aufständische am 4. November fünf Granaten auf ein Hotel abgefeuert, in dem US-Truppen untergebracht sind. Verletzt wurde aber nach Angaben der US-Armee niemand. Drei Granaten trafen das Hotel, zwei weitere landeten im näheren Umfeld. Das Gebäude wurde danach auch noch mit Schnellfeuerwaffen beschossen. Das Gebiet wurde danach abgeriegelt.
  • Wegen der prekären Sicherheitslage in Irak hat Spanien vorübergehend seine Diplomaten aus Bagdad abgezogen. "In dieser sehr komplizierten Zeit haben wir vorübergehend unser Personal aus Bagdad abgezogen, aber sie werden bald zurückkehren", sagte die spanische Außenministerin Ana Palacio am 4. November vor spanischen Journalisten in Berlin, wo sie an den deutsch-spanischen Regierungskonsultationen teilnahm. Nur der Handelsbeauftragte Eduardo de Quesada sei in der spanischen Vertretung in Bagdad geblieben. Ende Oktober hatte Palacio von einem "ernsten Sicherheitsproblem" gesprochen. Seit der Stationierung von 1.250 spanischen Soldaten in Irak im Sommer wurden bislang drei von ihnen getötet.
  • El Dschasira und andere arabische Fernsehsender geraten im Irak unter Druck. Nach einem Zeitungsbericht vom 4. November kritisiert der provisorische Regierungsrat in Bagdad deren Berichterstattung über Attacken gegen US-Soldaten und Iraker, die mit der US-Verwaltung zusammenarbeiten. Die Sender sollen für jeden "Aufruf zur Gewalt" mit einer Geldstrafe von mindestens zehn Millionen US-Dollar bestraft werden. Dies gelte auch für Versuche, ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander aufzuwiegeln.
  • Bei den Explosionen in Bagdad am Abend des 4. November habe es sich vermutlich um Angriffe mit Mörsergranaten gehandelt, sagte Pentagon-Sprecher Jim Cassella in Washington. Zunächst war unklar, ob es sich bei den Verletzten um zivile oder militärische Angehörige der Koalition handelte. Ein anderer Pentagon-Sprecher sagte, die Verletzten seien US-Bürger. Cassella zufolge ereigneten sich die Explosionen innerhalb der so genannten grünen Linie um das Hauptquartier der Allierten.
  • In Mossul wurde am 4. November - zum zweiten Mal innerhalb von 24 Stunden - ein Richter erschossen, der die Vergehen der entmachteten Führung aufarbeiten sollte. Der Jurist Ismail Jussef Saddek wurde nach Polizeiangaben von Unbekannten aus einem Auto heraus vor seinem Haus in Mossul erschossen. Er sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.
  • Nach dem gewaltsamen Tod eines Richters hat der Gouverneur der südirakischen Provinz Nadschaf am 5. November einen unbefristeten Generalstreik ausgerufen. Mit dem Ausstand soll nach Angaben von Gouverneur Haidar Mehdi Matar el Majali gegen die Unsicherheit in der Region protestiert werden. Gleichzeitig soll der Streik der Forderung nach einer Übertragung der Sicherheitsaufgaben an die Iraker Nachdruck verleihen, sagte Majali nach einem Treffen mit einem Vertreter der US-Zivilverwaltung und Offizieren.
  • Die US-Streitkräfte haben am 5. November zwei ehemalige Generäle der irakischen Armee festgenommen. Nach Angaben des US- Militärkommandos in Bagdad waren die beiden Militärs "maßgebliche Geldgeber und Organisatoren von Anti-Koalitions-Kämpfern in und um Falludscha". Im Anschluss an die Festnahme sei auch ein Waffenlager entdeckt worden. Dort seien 20 Panzerfäuste sowie Mörser- und Maschinengewehrmunition sichergestellt worden.
  • Nach dem Streit um die Entsendung türkischer Truppen nach Irak will der Präsident des irakischen Regierungsrats, Dschalal Talabani, in Ankara die Wogen glätten. Er werde am 19. November in die Türkei reisen, um die "Atmosphäre zu reinigen", kündigte Talabani am 5. November in Bagdad an. Die Frage der Truppenentsendung sei vom Tisch. "Wir wollen beste Beziehungen mit der Türkei aufbauen", fügte der Kurdenführer hinzu. Der Besuch Talabanis wird der erste seit dem Sturz von Saddam Hussein im April in der Türkei sein.
  • Die USA planen nach Medienberichten einen Austausch ihrer Truppen im Irak und eine Reduzierung der Gesamtstärke von derzeit rund 130 000 auf etwa 100 000 Mann bis Mai 2004. Zugleich werde die Zahl der irakischen Truppen nach den Plänen des Pentagons weiter erhöht, berichtete der US-Fernsehsenders CBS am 5. November. Nach den Worten des amerikanischen Botschafters in Deutschland, Daniel Coats, wünschen sich die USA auch einen stärkeren Beitrag Deutschlands im Irak.
  • Bei Razzien im Irak haben US-Soldaten nördlich von Bagdad Dutzende mutmaßliche Untergrundkämpfer festgenommen. Zudem stellten die Alliierten Panzerfäuste, Sprengstoff, Zündschnüre sowie weiteres Material zu Herstellung von Sprengsätzen sicher. Die USA gehen davon aus, dass die Männer mit den Waffen Anschläge auf Ziele der Besatzungstruppen geplant haben. Nach Angaben des arabischen TV-Senders El Dschasira vom 6. November sollen unter den Festgenommenen auch Männer sein, die an Attacken auf die Besatzungstruppen beteiligt waren.
  • Bei neuen Angriffen auf US-Truppen in Irak sind zwei Soldaten getötet worden. Ein US-Soldat wurde am 6. November getötet, als sein Wagen nahe Husajbah an der Grenze zu Syrien auf eine Landmine fuhr, wie die US-geführten Besatzungstruppen mitteilten. Ein weiterer Soldat kam demnach ums Leben, als Angreifer einen US-Konvoi nahe Mahmudijah rund 30 Kilometer südlich von Bagdad mit Panzerabwehrraketen und leichten Waffen beschossen.
  • Der von den USA eingesetzte Gouverneur der irakischen Provinz Nadschaf hat sein Amt niedergelegt. Haidar Mehdi Matar el Majali sagte am 6. November in Nadschaf, er trete zurück, weil einige Leute der Meinung seien, dass andere diese Funktion besser ausüben könnten als er. Majali war Ende Juni von der US-geführten Koalition zum Gouverneur berufen worden. Am 5. November hatte er einen unbefristeten Generalstreik ausgerufen, um gegen die Unsicherheit in der Region zu protestieren. Zwei Tage zuvor war in Nadschaf ein Jurist entführt und erschossen worden.
  • Die USA haben am 6. November mit der Mobilisierung von 43.000 Reservisten und Angehörigen der Nationalgarde sowie 20.000 Marineinfanteristen begonnen, die Anfang nächsten Jahres im Irak stationierte Soldaten ablösen sollen. Mit dem Austausch soll nach Militärangaben zugleich die Zahl der gegenwärtig 132.000 Soldaten bis Mai auf etwa 105.000 reduziert werden. Den Mobilisierungsbefehl erteilte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Sein Sprecher wies Vermutungen zurück, dass die geplante Reduzierung der Truppen eine Folge innenpolitischen Drucks sei. Die steigenden Kosten und die fast täglichen Angriffe auf US-Soldaten, bei denen seit dem offiziellen Ende der Kriegshandlungen am 1.Mai rund 140 Soldaten umkamen, haben in den USA jedoch zu wachsender Kritik an dem Irak-Einsatz geführt.
  • Die anhaltenden Anschläge auf die Besatzungstruppen in Irak haben erstmals einen polnischen Soldaten das Leben gekostet. Der Major wurde am 6. November während eines Angriffs nahe Kerbela getötet, als er gemeinsam mit 15 weiteren polnischen Soldaten auf dem Rückweg von einer Zeremonie der irakischen Zivilverteidigung war.
  • Wenige Tage vor dem amerikanischen Angriff auf Irak hat das Regime von Saddam Hussein offenbar einen letzten Versuch zur Abwendung des Krieges unternommen. Ein einflussreicher Berater des US-Verteidigungsministeriums habe die geheime Botschaft eines libanesisch-amerikanischen Geschäftsmanns erhalten, dass Saddam Hussein einlenken wolle, verlautete am 6. November aus US-Regierungskreisen. Das Angebot sei jedoch abgelehnt worden.
  • Ein kurdisches Mitglied im irakischen Regierungsrat, Mahmud Ali Osman, hat sich für einen Rückzug der US-Truppen aus den irakischen Städten ausgesprochen. "Wir würden mit irakischer Polizei und der irakischen Zivilverteidigung wesentlich besser zusammenarbeiten", sagte Osman in einem Interview der Berliner "tageszeitung" (Ausgabe vom 7. November). Osman forderte, die irakische Polizei müsse unabhängiger von der US-Armee agieren können. Eine Übergabe weiterer Kompetenzen an den irakischen Innenminister und die irakische Polizei sei "äußerst dringlich". Ferner verlangte Osman, einige reguläre Einheiten der von den USA aufgelösten Armee wieder einzusetzen. Die völlige Auflösung der irakischen Armee bezeichnete er als einen "Fehler".
  • Das Weiße Haus bestätigt am 6. November, dass es vor Beginn des Irak- Krieges im Frühjahr angeblich von irakischer Seite ausgegangene "Kontakte" zur Vermeidung des militärischen Konflikts gab. Diese Kontakte seien aber von der US- Regierung als nicht glaubwürdig eingestuft worden, sagte Sprecher Scott McClellan.
  • Trotz widriger Arbeitsbedigungen will der deutsche Trainer der irakischen Fußballnationalmannschaft, Bernd Stange, nicht aufgeben. Er werde weitermachen, obwohl er seit Januar nicht mehr bezahlt worden sei, sagte der 55- jährige Coach am 6. November in Bagdad. Den US-Truppen warf er vor, die Bedeutung des Fußball zu unterschätzen: "Sie müssen verstehen, wie wichtig Fußball hier ist. Würde man den Amerikanern für anderthalb Jahre ihren American Football wegnehmen, würden sie doch auch sehr aggressiv und nervös werden."
    Dem ARD-Morgenmagazin am 7. November gab Stange ein Interview. Ihm sei praktisch die Arbeitsgrundlage entzogen, sagte der ehemalige Trainer der DDR-Auswahlmannschaft in dem Fernsehinterview. Es gebe in Irak so gut wie keine Spiele mehr, keine Meisterschaft, und auch von den Nationalspielern hätten sich viele ins Ausland abgesetzt. Stange betonte, es gehe ihm nicht ums Geld, obwohl er genau wie seine Spieler schon seit Monaten nicht mehr bezahlt worden sei. Ausschlaggebend für seine Überlegungen sei aber: "Hier knallt es jeden Tag, es wird immer gefährlicher." Die Situation verbessere sich nicht, neben amerikanischen Soldaten würden Tag und Nacht viele Iraker umgebracht. Es müsse einfach ein Zeichen gesetzt werden, von den Koalitionsstreitmächten und den Leuten, die das Land regierten, wie wichtig auch der Sport für eine friedliche Entwicklung sei. "Man muss sehr gut nachdenken, wie lange man das unter diesen lebensgefährlichen Bedingungen fortsetzen kann", sagte Stange, der noch vor Beginn des Irak-Kriegs zum Nationaltrainer berufen worden war. "Natürlich habe ich Angst", antwortete er auf eine entsprechende Frage. Auf der anderen Seite stünden aber die Freunde und die Bitten weiterzumachen, räumte er ein und fügte hinzu: "Man kann die Menschen nicht einfach im Stich lassen."
  • Beim Absturz eines US-Hubschraubers im Irak sind am 7. November nach Armeeangaben sechs Personen ums Leben gekommen. Ob der Hubschrauber vom Typ "Black Hawk" nahe der nordirakischen Stadt Tikrit abgeschossen wurde oder wegen eines technischen Defekts abstürzte, war zunächst nicht bekannt. Laut Augenzeugenberichten krachte der Helikopter des Typs Black Hawk etwa einen Kilometer entfernt vom ehemaligen Palast des gestürzten irakischen Staatschefs Saddam Hussein auf das Ufer des Tigris. Der Palast in Saddam Husseins Heimatstadt wird heute von den US-Streitkräften genutzt. Von dem Wrack der Maschine stieg weisser Rauch auf, weitere Hubschrauber kreisten über der Absturzstelle. Ein US-Offizier erklärte, vor dem Absturz sei nahe des Tigris ein Feuergefecht zu hören gewesen.
  • Im Osten von Mossul wurde am 7. November ein US-Konvoi mit Granaten beschossen. Laut US-Militärangaben wurden dabei ein Soldat getötet und sechs verletzt.
    Wenig später wurden drei weitere Amerikaner verletzt, als in der Nähe des Hotels Mossul in der Innenstadt eine Bombe explodierte. Das Hotel in der drittgrössten irakischen Stadt wird inzwischen von den US-Truppen als Kaserne genutzt.
  • Ein neues Geheimkommando des Pentagon soll nach Informationen der "New York Times" (Ausgabe vom 7. November) den entmachteten irakischen Staatschef Saddam Hussein, Osama bin Laden und andere führende Köpfe des Terrornetzwerkes El Kaida aufspüren und verhaften. Wie die US-Tageszeitung berichtet, wurde die "Task Force 121" gebildet, um künftig schneller auf entsprechende Geheimdiensthinweise reagieren, zuschlagen und vor allem über alle Landesgrenzen hinweg operieren zu können.
  • Die türkische Regierung gab ihren Plan auf, Truppen in den Irak zu entsenden. Nach der starken Kritik des irakischen Übergangsregierungsrats wolle die türkische Regierung der parlamentarischen Billigung der Truppenentsendung von Anfang Oktober nicht mehr folgen, berichtete am 7. November die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Regierungskreise. Die irakische Übergangsregierung, insbesondere das kurdische Lager, hatte im Oktober vehement gegen die Pläne der Türkei protestiert, rund 10.000 Soldaten zur Unterstützung der US-geführten Streitkräfte in das Nachbarland zu entsenden.
  • Seit dem Sturz des irakischen Präsidenten Saddam Hussein im April hat die US-Zivilverwaltung Berichte über insgesamt 263 Massengräber erhalten. Die Existenz von rund 40 Gräbern mit Opfern von Massenhinrichtungen sei inzwischen bestätigt worden, sagte die Leiterin der für Menschenrechtsfragen zuständigen Abteilung, Sandra Hodgkinson, am 8. November in Bagdad. Nach ihren Angaben wird die Zahl der Iraker, die während der 24-jährigen Herrschaft Saddam Husseins verschleppt und getötet wurden, auf 300.000 bis 1,3 Millionen geschätzt. Ab Januar würden Teams aus insgesamt rund 400 ausländischen Gerichtsmedizinern mit der Untersuchung der Massengräber beginnen.
  • Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) schließt wegen der angespannten Sicherheitslage im Irak vorübergehend seine Büros in Bagdad und Basra. IKRK-Präsident Jakob Kellenberger sagte am 8. November dem Zürcher "Tages-Anzeiger", das IKRK bleibe jedoch im Nordirak präsent.
  • Irak ist nach den Worten des amerikanischen Vize-Außenministers Richard Armitage ein Kriegsgebiet. Er sei jedoch sicher, dass die US-Streitkräfte "diese Leute kriegen, die uns und die Iraker töten", sagte Armitage am 8. November während eines Besuchs in Irak. Die Angriffe auf die US-Truppen stellten ein ernsthaftes Problem dar, räumte auch US-Außenminister Powell in einem Interview der arabischsprachigen Zeitung "Asharq al-Awsat" ein. Trotz der zunehmenden Anschläge stehe ein Abzug der US-Truppen aber nicht zur Debatte, sagte Powell dem in London erscheinenden Blatt. Es sei übertrieben, bei den Angriffen von einem Albtraum zu sprechen.
  • In Falludscha kamen bei der Detonation einer Bombe am Straßenrand am 8. November zwei US-Soldaten ums Leben.
    Auf der Straße von Falludscha nach Ramadi wurde ein US-Konvoi beschossen, drei Fahrzeuge gingen in Flammen auf.
    In Mossul wurde nach Berichten von Augenzeugen am 8. November ein Militärkonvoi beschossen. Die Soldaten seien leicht verletzt geflohen. In Nacht zum 8. November war in Mossul eine Polizeiwache unter Mörserbeschuss geraten, ein Anwohner wurde leicht verletzt. Am 8. November wurde nach Angaben der Besatzungstruppen in der Stadt ein Waffenlager mit über 400 Granaten entdeckt. Sieben seien Verdächtige festgenommen worden.
  • Aus der südöstlich von Mossul gelegenen Stadt Kirkuk wurde am 8. November die Festnahme eines der früheren Leibwächters von Saddam Hussein gemeldet.
  • Eine Serie schwerer Explosionen hat am Abend des 8. November die irakische Hauptstadt Bagdad erschüttert. Mindestens drei Detonationen waren in schneller Folge zu hören, nachdem bereits tagsüber mehrere kleinere Explosionen erfolgt waren, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Ein US-Militärsprecher bestätigte zwei Explosionen, konnte aber zunächst keine Angaben zu deren Ursache machen. Ein US-Offizier sagte, ein Militärkonvoi sei in der Innenstadt Bagdads angegriffen worden, ohne Näheres dazu mitzuteilen.
    Nach US- Militärangaben feuerten später am Abend Unbekannte eine Mörsergranate nahe des Sitzes der US-Verwaltung ab. Eingeschlagen sei das Geschoss "weit nördlich" des weiträumig abgesperrten Areals. Über mögliche Opfer und Schäden wurde zunächst nichts bekannt.
    Bei einer Minenexplosion im Westen von Bagdad ist am Abend des 8. November ein US-Soldat getötet und ein weiterer verletzt worden. Das teilte ein US-Militärsprecher in der irakischen Hauptstadt am nächsten Tag mit.
  • Nach dem Tod von sechs US-Soldaten nahe Tikrit in Irak am 7. November hat die Armee mit "Vergeltungsangriffen" begonnen. Mindestens drei verlassene Bauernhöfe, die Angreifern als Verstecke hätten dienen können, seien zerstört worden, hieß es am 8. November. Das Bombardement sei die Antwort auf die Zunahme der Angriffe gegen die US-Streitkräfte seit Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan, sagte Kommandeurin Josslyn Aberle. Die Einsätze würden die ganze Woche über fortgesetzt.
  • Unbekannte Täter haben nach Angaben der irakischen Polizei in der Nacht zum 9. November ein US-Militärlager in der nördlichen Stadt Mossul angegriffen. Die Angreifer hätten vermutlich vier Mörsergranaten abgefeuert, sagte ein Polizist, der in der Nacht auf Patrouille war. Die US-Armee riegelte das Gebiet ab und leitete eine von Hubschraubern unterstützte Fahndung nach den Tätern ein.
  • Nach britische Militärangaben wurde am 9. November ein britischer Soldat verletzt, als eine Bombe an einem Straßenrand in Basra unweit eines Krankenhauses gezündet wurde.
  • Bei einem Bombenanschlag in Bagdad ist am 9. November ein US-Soldat getötet worden. Wie eine Sprecherin der US-Armee mitteilte, wurde bei dem Anschlag ein weiterer US-Soldat verletzt.
  • In einem Wohngebiet der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Abend des 9. November drei Granaten explodiert. Verletzte gab es nicht, wie aus Polizeikreisen verlautete. Ein Gewährsmann sagte, eine der Granaten habe ein Haus im Stadtteil Karrada am Ostufer des Tigris getroffen. Ziel des Anschlags sei möglicherweise die nahe gelegene Technische Universität gewesen.
  • Südlich von Bagdad haben Aufständische einen US- Militärpolizisten getötet. Eine Patrouille sei am Abend des 9. November mit Panzerfäusten angegriffen worden, heißt es vom US-Militärkommando in Bagdad. Der Vorfall ereignete sich bei Iskanderija, 50 Kilometer südlich der irakischen Hauptstadt.
  • Die US-Regierung ist offenbar zunehmend unzufrieden mit der von ihr eingesetzten irakischen Übergangsregierung. Washington sei enttäuscht, dass das Gremium bei den Beratungen über eine neue Verfassung nicht vorankomme, berichtete die "Washington Post" am 9. November unter Berufung auf einen ranghohen US-Regierungsvertreter. Die Mitglieder der Übergangsregierung verwendeten mehr Zeit auf ihre eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen als auf die Planung der politischen Zukunft ihres Landes. "Wir sind mit allen unzufrieden. Sie treffen einfach nicht die Entscheidungen, die sie treffen sollen", wurde der US-Beamte zitiert. Dem Bericht zufolge erwägt die US-Regierung daher die Bildung einer neuen irakischen Interimsführung.
  • Anti-Terror-Experten der Grenzschutz-Spezialeinheit GSG 9 sind in Irak auch zum Schutz der deutschen Botschaft in Bagdad eingesetzt. Bundesinnenminister Otto Schily sagte der "Welt am Sonntag" (9. November), Deutschland habe wieder eine diplomatische Vertretung in Irak. Auch die Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) in Irak würden von der GSG 9 geschützt. Die im Irak-Krieg zeitweise evakuierte deutsche Botschaft in Bagdad ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes lange wieder besetzt. Auf Grund der angespannten Sicherheitslage und angesichts der Reisewarnungen für Irak sei der Publikumsverkehr jedoch stark eingeschränkt. Der Einsatz von BGS-Beamten zum Schutz deutscher Botschaften gilt in vielen Teilen der Welt als üblich. Die Experten des Technischen Hilfswerks helfen nach Angaben Schilys "beim Aufbau von Versorgungseinrichtungen". Zu dem THW-Team habe er ständig Kontakt. Schily fügte hinzu: "Die Risiken für den Einsatz sind vertretbar. Unsere Mitarbeiter genießen hohes Ansehen auch bei den Koalitionskräften."
10. bis 16. November
  • US-Truppen haben sich nach türkischen Regierungsangaben in Nordirak erstmals Gefechte mit Kämpfern der türkisch-kurdischen Rebellenbewegung PKK geliefert. Die US-Truppen hätten bei den Kämpfen am 9. November unter anderem Kampfhubschrauber eingesetzt, sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül am 10. November in Ankara. Die Türkei hatte die USA mehrfach aufgefordert, gegen mutmaßliche PKK-Stützpunkte in Nordirak vorzugehen. Die Regierung in Ankara vermutet bis zu 5.000 PKK-Kämpfer in dem Nachbarland.
  • Der provisorische irakische Regierungsrat hat am 10. November deutlich gemacht, dass er sich von der US-Regierung nicht austauschen lassen will. Kurdenführer Dschalal Talabani, der in diesem Monat Präsident des Rates ist, erklärte, US-Zivilverwalter Paul Bremer habe den Ratsmitgliedern sogar eine Erweiterung ihrer Entscheidungskompetenzen versprochen. Dazu gehöre die Überwachung der neuen irakischen Armee. "Bremer sagte, der Rat sei absolut dazu in der Lage, die Verantwortung für den Wiederaufbau des Iraks zu übernehmen", sagte Talabani der irakischen Zeitung "Al-Sabah" (Ausgabe vom 10.11.2003).
    Ratsmitglied Samir el Sumeidi betonte unterdessen, die Besatzungsmacht sei gar nicht befugt, über eine mögliche Absetzung des Rats zu entscheiden: "Der Rat war anfangs von den Koalitionstruppen legitimiert worden, aber nach der Resolution 1511 des UN-Sicherheitsrats beziehen wir diese Legitimität von den Vereinten Nationen."
  • Bei einer Bombenexplosion im Zentrum der südirakischen Stadt Basra sind am Morgen des 11. November vier Iraker getötet worden. Unter den Getöteten seien auch zwei Polizisten, sagte ein Polizeioffizier der Nachrichtenagentur AFP. Mindestens neun weitere Menschen, unter ihnen Schulkinder, seien verletzt worden. Zuvor war von acht zum Teil schwer verletzten Zivilisten die Rede gewesen. Ein Sicherheitsoffizier machte Anhänger des entmachteten Staatschefs Saddam Hussein für die Tat verantwortlich. Später erschütterte eine zweite Explosion die Stadt.
  • Der von den USA unterstützte Bürgermeister des Bagdader Stadtteils Sadr City ist am 11. November von US-Soldaten erschossen worden. Mohannad Ghasi el Kaabi sei vor dem Gebäude des Stadtteilrates bei einer Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften getötet worden, teilten die amerikanischen Streitkräfte mit. Der Lokalpolitiker habe sich geweigert, den Anweisungen eines Sicherheitsbeamten zu folgen und bei der folgenden Rangelei eine Schussverletzung erlitten. Wenige Minuten später sei Mohannad dann den Verletzungen erlegen. Genauere Angaben über die Identität des Schützen wurden nicht gemacht.
  • Infolge des Irakkrieges sind laut einer Studie mindestens 20.000 Iraker ums Leben gekommen. Wegen selektiver Zählungen könne die Zahl der Todesopfer aber noch weit höher liegen, teilte die Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) am 11. November mit. Mindestens 40.000 Iraker seien bislang verletzt worden. Davon hätten sich etwa tausend Kinder Verletzungen durch Munitionsreste zugezogen. IPPNW zufolge wurden durch Streubomben insgesamt 340.000 kleine Sprengsätze auf Irak abgeworfen und 1000 bis 2000 Tonnen Uranmunition eingesetzt.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen Minibus im Südirak sind nach Polizeiangaben am 11. November mindestens drei Iraker getötet worden (wenig später meldete AFP 4 Tote). Der Anschlag habe sich in der Nähe eines Kontrollpostens der Polizei ereignet, teilte das britische Militär mit, das den Raum Basra kontrolliert. Britische Soldaten seien nicht verletzt worden.
  • Weitere Bilanz vom 11. November:
    Bei Kerbela südlich von Bagdad wurde ein US-Konvoi mit Raketen beschossen. In Mossul im Norden wurde beim Beschuss des Autos eines Energie-Unternehmers dessen Sohn getötet. In Baakuba, nordöstlich von Bagdad, wurden ein Polizist und ein Student tot aufgefunden. 25 Kilometer südlich von Bagdad wurden laut Polizei zwei Iraker bei einer Schießerei getötet.
  • Die USA forderten erneut ein stärkeres internationales Engagement bei der Befriedung Iraks. Er wolle "viele Soldaten aus anderen Ländern" in Irak sehen, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 11. November in Washington. Nach seinen Worten bemüht sich die US-Regierung derzeit bei 14 Staaten um die Entsendung größerer Truppenkontingente. Die japanische Regierung wird nach einem Pressebericht in Kürze die Entsendung von 1200 Soldaten beschließen. Südkorea hat 3000 Soldaten für den Einsatz in Irak angeboten.
  • In der Innenstadt von Bagdad haben sich am Abend des 11. November mehrere starke Explosionen ereignet. In der Umgebung des Sitzes der US-Verwaltung stieg Rauch auf. Irakische Sicherheitskräfte sagten, sie hätten mindestens sechs Detonationen unweit des ehemaligen Präsidentenpalastes am Westufer des Tigris gezählt.
  • Nach dem Repräsentantenhaus hat am 11. November auch der US-Senat mit großer Mehrheit für die Verhängung von Sanktionen gegen Syrien gestimmt. Der Senat stimmte mit 89 gegen vier Stimmen für die Sanktionen, das Repräsentantenhaus hatte sie im vergangenen Monat mit 398 gegen vier Stimmen beschlossen. Die Strafmaßnahmen sollen den Druck auf Damaskus erhöhen, im Antiterrorkampf mit Washington zusammenzuarbeiten. Die USA werfen Syrien unter anderem vor, "terroristische Gruppen" wie Hamas, Islamischer Dschihad und Hisbollah zu unterstützen und zu wenig gegen das heimliche Einsickern ausländischer Kämpfer über seine Grenze nach Irak zu unternehmen. Die Senatoren stimmten für eine Reihe von wirtschaftlichen und diplomatischen Strafmaßnahmen gegen Syrien. Diese reichen von Einschränkungen beim Export von Spitzentechnologien und bei US-Investitionen bis hin zu Reisebeschränkungen für syrische Diplomaten in den USA. Ferner kann die US-Regierung syrisches Kapital in den USA einfrieren oder die Überflugrechte für syrische Flugzeuge beschneiden. In einer Zusatzklausel gibt das Gesetz jedoch dem Präsidenten einen großen Ermessensspielraum bei der Umsetzung der Sanktionen: So kann er sie im "Interesse der nationalen Sicherheit" ignorieren oder auch nur zu einem Teil anwenden.
    Syrien hat die von den USA erhobenen Vorwürfe am 12. November entschieden zurückgewiesen. Die USA hätten kein Recht, sich in interne Angelegenheiten zwischen Damaskus und Libanon einzumischen, erklärte weiter der syrische Analyst Haitham Kilani. Der libanesische Aussenminister Jean Obeid sagte, mit dem Gesetzentwurf wollten die USA ihr Scheitern in Irak vertuschen. Zudem sei die Entscheidung des Senats ein Beweis, dass die amerikanische Aussenpolitik von Israel beeinflußt sei. Israel dirigiere die Politik der USA in eine Richtung, die mit Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten nichts zu tun habe, sagte Obeid in Beirut.
    Der ägyptische Aussenminister Ahmed Maher erklärte in Kairo, wenn die USA von Syrien Kooperation erwarteten, müsse Präsident George W. Bush die Umsetzung der Entscheidung stoppen.
  • Bei einem Sprengstoffanschlag auf Koalitionstruppen ist in Bagdad erneut ein US-Soldat getötet worden. Vier weitere Menschen seien bei der Explosion am Abend des 11. November verletzt worden, teilte eine Militärsprecherin am 12. November in Bagdad mit. Ebenfalls am Abend des 11. November starb ein US-Soldat bei einem Anschlag im Norden von Bagdad, wie die US- Armee kurz zuvor bekannt gegeben hatte. Das Fahrzeug des Soldaten sei während einer Patrouillenfahrt von einem Sprengsatz getroffen worden.
  • US-Soldaten in Bagdad haben nach Angaben des irakischen Regierungsrats versehentlich auf den Wagen eines Ratsmitglieds geschossen. Mohammed Bahr el Ulum sei nicht verletzt worden, hieß es in der Erklärung vom 12. November. Sein Fahrer sei aber verwundet worden. Ein Soldat habe sich bei dem Ratsmitglied entschuldigt. Pressevertreter der US-Streitkräfte erklärten, ihnen sei nichts von einem solchen Vorfall bekannt.
  • Mindestens 23 Menschen sind am 12. November bei einem Anschlag im südirakischen Nasarija getötet worden. Wie ein Augenzeuge berichtet, explodierte vor einem italienischen Militärstützpunkt ein Lastwagen. Das Lager wurde dabei weitgehend verwüstet. 15 der Toten sind Italiener (14 Militärs, 1 Zivilist), acht irakische Zivilisten. Nach Angaben aus Krankenhäusern gab es 59 Verletzte. Zahlreiche Fahrzeuge und ein Munitionslager gingen in Flammen auf. Die Behörden befürchten, dass unter den Trümmern weitere Tote liegen.
    Der deutsche Bundeskanzler hat dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in einem Schreiben sein "tief empfundenes Beileid" ausgesprochen, sagte Regierungssprecher Béla Anda am 12. November in Berlin. Gleichzeitig habe Schröder seine "tiefe Betroffenheit" über den "heimtückischen Überfall" zum Ausdruck gebracht. Außenminister Joschka Fischer sprach von einem "verabscheuungswürdigen Terrorakt".
  • Die US-Regierung erwägt angesichts der eskalierenden Gewalt im Irak eine Kehrtwende in ihrer Irak- Strategie. Am 12. November tagte in Washington der nationale Sicherheitsrat unter der Leitung von US-Präsident George W. Bush, um eine schnellere Machtübergabe an die Iraker zu erörtern. Der oberste Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, war zu dem Krisengespräch eigens nach Washington geholt worden. Es sei unter anderem ein Vorschlag erörtert worden, einen irakischen Übergangspräsidenten zu ernennen, verlautete aus Regierungskreisen. Der Vorschlag war allerdings innerhalb der Regierung selbst heftig umstritten. Auf jeden Fall will die US-Regierung die Verantwortung für die Lage im Irak offenbar schneller als noch bis vor kurzem geplant an die Iraker abtreten. Bremer müsse dem irakischen Regierungsrat "mehr Dampf" machen, wurde ein Regierungsbeamter zitiert. Die Arbeit an einer neuen Verfassung komme nur schleppend voran. Die Verfassung hatte Bremer bislang zur Vorbedingung für Wahlen gemacht. Nun werde erwogen, eine schnellere Übergangsverfassung in Kraft zu setzen.
  • Angesichts der verschärften Sicherheitslage in Irak hat die Bundesregierung drei Bundeswehrsoldaten zum Schutz deutscher Staatsbürger nach Bagdad entsandt. Die unbewaffneten Soldaten in Zivil gehörten zu einem Krisenteam, das etwa im Fall einer Evakuierung helfen solle, sagte Verteidigungsminister Peter Struck am 12. November im ZDF. Das Team habe rein logistische Aufgaben und keine militärischen.
  • US-Truppen haben am Abend des 12. November ein Gebäude in der irakischen Hauptstadt Bagdad zerstört, in dem sich Freischärler getroffen und Angriffe auf die US- Truppen vorbereitet haben sollen. Ein Militärsprecher sagte, das Gebäude sei von einem für den Bodenkampf spezialisierten Kampfflugzeug vom Typ AC-130 "Hercules" beschossen worden. Der Angriff sei Teil der Operation "Eisenhammer", die am selben Tag gegen die irakischen Freischärler begonnen habe. In der Stadt waren am Abend mehrere Explosionen zu hören gewesen.
    In einer zweiten Aktion sind den Angaben zufolge im Westen der Stadt Freischärler verfolgt worden, die von einem Kleinbus aus die US-Truppen mit Granatwerfern beschossen haben. Die Angreifer seien von US-Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen und "Apache"-Kampfhubschraubern verfolgt und gestellt worden. Zwei Iraker seien bei der Aktion getötet, drei verletzt und fünf gefangen genommen worden, sagte der Armeesprecher.
  • Die Zahl der Opfer des gestrigen Anschlags auf einen italienischen Militärstützpunkt im südirakischen Nasirija ist auf 28 gestiegen. Ein Italiener und ein Iraker seien ihren schweren Verletzungen erlegen, berichtete der staatliche italienische Fernsehsender RAI am 13. November unter Berufung auf das italienische Militär. Dem Anschlag von vier Selbstmordattentätern am Mittwoch seien 19 Italiener und 9 Iraker zum Opfer gefallen, hieß es.
  • Die irakische Bevölkerung unterstützt nach einem Bericht des US- Geheimdienstes CIA immer mehr den Widerstand gegen die US- Besatzungstruppen. Grund dafür seien Zweifel an der Fähigkeit der USA, den Aufstand niederzuringen, verlautete am 12. November aus US- Regierungskreisen. Auch das aggressive Vorgehen der US- Armee desillusioniere viele Iraker. Wenn die Lage nicht in den Griff gebracht werde, laufe US-Präsident George W. Bush Gefahr mit seinem Bemühen zu scheitern, den Irak zu demokratisieren. In dem als geheim eingestuften und zuerst von der Zeitung "Philadephia Inquirer" veröffentlichten Bericht hieß es weiter, kein Mitglied des von den USA ernannten Übergangsrates noch sonst ein Politiker habe die Führungsqualitäten gezeigt, um das Land führen zu können.
  • Südkorea will deutlich weniger Soldaten nach Irak entsenden als von Washington erbeten. Ein Sprecher von Präsident Roh Moo Hyun sagte am 13. November in Seoul, es würden nicht mehr als 3.000 Soldaten in den Einsatz geschickt. Die USA hatten Medienberichten zufolge mehr als 5.000 Soldaten bei ihrem südkoreanischen Verbündeten angefragt. Die Zahl 3000 sei eine gültige Obergrenze, betonte der Präsidentensprecher.
  • Der französische Außenminister Dominique de Villepin hat den USA umfassende Zusammenarbeit versprochen. Frankreich "reicht den Amerikanern die Hand", sagte de Villepin am 13. November im privaten Radiosender Europe 1. "Wir sind heute bereit zu sämtlichen Treffen und Beratungen", betonte der Pariser Chefdiplomat. Er strecke "unseren amerikanischen Freunden die Hand aus, denn was auf dem Spiel steht, geht uns alle an: Es handelt sich um die Sicherheit der Welt."
  • Die Bundesregierung hat die Kurskorrektur der Vereinigten Staaten begrüßt, wonach die Machtübergabe an die Iraker beschleunigt werden soll. Außenamtssprecher Walter Lindner sagte am 14. November in Berlin, auch die verstärkte Einbeziehung der Vereinten Nationen und der rasche Aufbau eines freien, demokratischen und stabilen Iraks werde in Berlin gutgeheißen. Außenminister Joschka Fischer reise am 16. November für vier Tage in die USA, um sich aus erster Hand über den Diskussionsprozess über Irak zu informieren. Lindner unterstrich, die Befriedung und Demokratisierung Iraks liege im Interesse aller Verbündeter. Dies gelte unabhängig davon, wie jeder Einzelne zum Irak-Krieg gestanden habe. Daher habe die Bundesregierung auch alle Irak-Resolutionen des Weltsicherheitsrates zum Wiederaufbau und zur humanitären Hilfe mitgetragen. Dies gelte auch für alle anderen Staaten, die gegen den Krieg gewesen seien.
    Ungeachtet des Strategiewechsels in der Irak-Politik hat US-Präsident George W. Bush nach Zeitungsmeldungen vom 14. November einen Truppenrückzug in absehbarer Zeit ausgeschlossen. Die Soldaten hätten ihr Ziel erst erreicht, wenn Saddam Hussein gefasst und Irak zu einer "freien und demokratischen Gesellschaft" geworden ist. "Wir ziehen erst ab, wenn der Job erledigt ist. Punkt."
    Noch deutlicher wurde der Chef im Pentagon: Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte, es gebe keinen Beschluss, früher abzuziehen, "eher im Gegenteil".
  • Das US-Zentralkommando wird sein Hauptquartier in Katar in den kommenden Wochen um mehrere hundert Mann aufstocken. Das meldeten am 14. November die US-Streitkräfte in Tampa im Bundesstaat Florida. Das Hauptquartier für die Golfregion soll die Operationen der US- Streitkräfte im Kriegsgebiet im Irak unterstützen, hieß es.
  • Irakische Bauern haben den US-Streitkräften vorgeworfen, deren Soldaten hätten ihnen mit Zerstörung ihrer Häuser gedroht, wenn sie den USA keine Informationen über irakische Widerständler gäben. Sieben Bauern berichteten Reuters am 14. November über das Vorgehen der amerikanischen Soldaten: "Sie kamen hierher und forderten uns auf, ihnen zu helfen, Widerstandskämpfer zu fangen. Sonst würden ihre Flugzeuge unsere Häuser zerstören und wir würden festgenommen", sagte Achmed Mohammad. Die Bauern zeigten bei ihren Vorwürfen auf Schrapnell-Stücke in ihren Feldern, die von Mörserangriffen der US-Truppen auf vermutete Widerständler stammten. Ein Sprecher des US-Militärs wies die Vorwürfe zurück, dass US-Truppen Bauern mit Drohungen zur Kooperation gegen Widerständler bewegen wollten. "In dieser Gegend sind einige Leute dem früheren Regime gegenüber sehr loyal", sagte Oberstleutnant George Krivo. "Nur weil sie das sagen, ist es nicht wahr."
  • In Bagdad war in der Nacht zum 14. November erneut Gefechtslärm zu hören. US-Truppen zerstörten in Bagdad ein Gebäude der früheren Republikanischen Garde von Ex-Präsident Saddam Hussein, in dem sie militante Gegner der Besatzungstruppen vermuteten. Die Angriffe waren nach Armeeangaben Teil der Operation "Iron Hammer" (Eiserner Hammer) gegen Freischärler. Weiter meldete El Dschasira unter Berufung auf das US-Militär, Unbekannte hätten nördlich von Bagdad einen amerikanischen Zivilisten erschossen, der für die Verbündeten arbeitete. Ein weiterer Zivilist sei bei dem Angriff verletzt worden.
    Bei einer Bombenexplosion im Süden Bagdads wurden nach US-Angaben zwei Soldaten verwundet.
    Die kuwaitische Zeitung "Al-Watan" berichtete über einen Angriff auf einen japanischen Ingenieur in der südirakischen Hafenstadt Umm Kasr. Er sei verletzt worden.
    Bei einem Angriff auf einen Konvoi portugiesischer Journalisten im Südirak wurde am 14. November eine Fernsehreporterin durch einen Beinschuss verletzt. Ein weiterer Korrespondent sei verschleppt worden, berichtete der Rundfunk in Lissabon.
  • In der Nähe der irakischen Stadt Tikrit töteten US-Soldaten nach Informationen des arabischen Fernsehsenders El Dschasira vom 14. November bei einem Hubschrauber-Angriff sieben Menschen. Sie seien verdächtigt worden, einen Angriff auf einen US-Militärstützpunkt zu planen.
    In Tikrit, einer Hochburg des Widerstands, nahmen am 14. November US-Soldaten vier Männer fest, die am Abschuss von zwei US-Hubschraubern beteiligt gewesen seien sollen, meldete El Dschasira.
  • Die US-Armee im Irak hat nach eigenen Angaben ein dreistöckiges Gebäude in Husaiba nahe der syrischen Grenze bei einem Luftangriff zerstört. Wie viele Menschen bei dem in der Nacht zum 14. November erfolgten Angriff eines Kampfjets getötet wurden, sagte das US-Zentralkommando nicht. Terroristen hätten das Haus für Angriffe und zum Lagern von Munition genutzt.
    In der gleichen Nacht wurden laut US-Armee bei einem Raketenangriff östlich von Falludscha drei amerikanische Fallschirmspringer zum Teil schwer verletzt.
  • Ein US-Soldat der Ersten Panzerdivision kam am Abend des 14. November in der Bagdader Innenstadt bei der Detonation einer Bombe am Straßenrand ums Leben. Drei weitere Soldaten wurden verletzt, wie die Streitkräfte mitteilten. Nach Sonnenuntergang waren in der Hauptstadt Explosionen in einiger Entfernung zu hören. Nach US-Angaben handelte es sich dabei um einen Präventivschlag mit Mörsergranaten gegen mutmaßliche Stellungen der Aufständischen. Dazu seien auch Kampfflugzeuge im Einsatz. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt, doch hielt die Offensive am späten Abend noch an.
  • Bei einem Bombenanschlag auf einen US-Konvoi in Bagdad sind am 14. November ein US-Soldat getötet und zwei weitere verletzt worden. Wie ein Sprecher der US-Armee mitteilte, explodierte der Sprengsatz in der irakischen Hauptstadt, als zwei Fahrzeuge der US-Armee vorbeifuhren.

400 getötete US-Soldaten
Die Zahl der seit Kriegsbeginn in Irak getöteten US-Soldaten ist am Morgen des 15. November auf 400 gestiegen. Das letzte Opfer kam bei der Explosion eines Sprengsatzes am Straßenrand ums Leben, wie die US-Streitkräfte mitteilten.
Die britischen Streitkräfte haben seit Beginn des Kriegs am 20. März 52 Soldaten verloren.
Bei einem Anschlag auf das italienische Hauptquartier zu Beginn dieser Woche wurden zwölf Carabinieri, vier Soldaten und drei Zivilpersonen getötet.
Dänemark, Spanien, Polen und die Ukraine haben je einen Toten zu beklagen.
  • Die Bundesregierung bleibt bei ihrer grundsätzlichen Absage an einen militärischen Einsatz deutscher Soldaten in Irak. Bundeskanzler Gerhard Schröder habe dem EU-Chefdiplomaten Javier Solana bei dem jüngsten Treffen am 12. November in Berlin "unmissverständlich deutlich gemacht", dass es keinen militärischen Beitrag Deutschlands in Irak geben werde, sagte ein Regierungssprecher am Samstag auf Anfrage. Er wies damit die Einschätzung Solanas zurück, dass Deutschland zwar zum gegenwärtigen Zeitpunkt, nicht aber grundsätzlich die Entsendung von Bundeswehrsoldaten ablehne. Solana sagte der am 16. November erscheinenden "Bild am Sonntag": "Sollte sich die NATO auf Bitten der Vereinten Nationen an der Stabilisierung des Landes beteiligen, stellt sich die Frage nach einem militärischen Engagement für jedes Mitglied der Allianz neu." Der Regierungssprecher nannte dies "rein spekulativ".
  • Mehr als drei Viertel aller Deutschen sind gegen ein Bundeswehr-Engagement in Irak, selbst wenn es dafür ein UN-Mandat gäbe. Das ergab eine Umfrage von NFO Infratest im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel", wie am 15. November gemeldet wurde. Lediglich 19 Prozent der rund 1.000 Befragten sprachen sich demnach dafür aus, den USA über ein verstärktes UN-Engagement zu helfen. 76 Prozent erklärten, Deutschland solle sich aus diesem Konflikt strikt heraushalten.
  • Die amerikanische Besatzung in Irak soll bereits im Juni kommenden Jahres nach der Einsetzung einer Übergangsregierung enden. Wie der irakische Regierungsrat am 15. November nach Gesprächen mit US-Zivilverwalter Paul Bremer mitteilte, soll es bis Ende 2005 eine neue Verfassung und eine gewählte Regierung geben. Das Ende der US-Besatzung bedeute jedoch nicht den vollständigen Abzug der US-Streitkräfte. Ratspräsident Dschalal Talabani erklärte, die Truppen sollten dann aber einen neuen Status erhalten.
  • Kurz hintereinander sind am 15. November in Nordirak zwei US-Kampfhubschrauber abgestürzt. Die Blackhawk-Helikopter seien im Westen der Stadt Mossul abgestürzt, sagte eine Armeesprecherin. Ein AFP-Reporter berichtete, ein Hubschrauber sei in einem Wohngebiet in Mossul aufgeschlagen und in Flammen aufgegangen. Feuerwehr und Krankenwagen eilten zum Unfallort. Eine Militärsprecherin schloss nach Bekanntwerden des ersten Absturzes gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nicht aus, dass der Hubschrauber abgeschossen wurde. Derzeit werde die Gegend von einer schnellen Eingreiftruppe abgesichert. Später wurde bekannt gegeben, dass zwölf Soldaten ums Leben gekommen, neun weitere zum Teil schwer verletzt worden seien. (Die Zahl der Toten erhöhte sich später auf 17, AP, 17.11.03) Ein irakischer Polizist sagte am 17. November, die beiden Blackhawks seien bei einem Einsatz gegen irakische Angreifer zusammengestoßen.
  • Einen Tag nach seiner Entführung in Irak ist ein portugiesischer Radiojournalist wieder freigekommen. Seine bewaffneten Entführer hätten ihn im Süden Iraks, vermutlich auf der Straße nach Basra freigelassen, berichtete Carlos Raleiras am 15. November.
  • Die USA werden nach den Worten von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld auch nach der geplanten Bildung einer Übergangsregierung im Irak im Juni 2004 nicht mit dem Truppenabzug aus dem Golfstaat beginnen. Die vom Regierenden Rat vorgestellten Planungen für eine solche Regierung hätten "nichts mit den US-Truppen im Irak zu tun", stellte Rumsfeld am 16. November im japanischen Okinawa klar. Rumsfeld sagte vor einem Besuch bei US-Truppen auf der japanischen Insel Okinawa, der Zeitplan des Regierenden Rats des Irak beziehe sich auf den Regierungsaspekt und nicht auf Fragen der Sicherheit. Der von den USA eingesetzte Regierungsrat im Irak hatte am 15. November erklärt, bis Ende Juni 2004 würden die USA die Regierungsmacht an eine irakische Übergangsregierung abgeben. Bis Ende 2005 würden zudem eine Verfassung ausgearbeitet und demokratische Wahlen abgehalten. Ratspräsident Talabani hatte ferner gesagt: "Die Anwesenheit der Truppen der USA und anderer Staaten wird in der Übergangsregierung besprochen werden. Falls wir sie noch hier benötigen, werden wir sie bitten zu bleiben. Falls nicht, werden wir sie respektvoll darum bitten abzuziehen."
  • Zum ersten Mal seit dem offiziellen Ende der Hauptkampfhandlungen am 1. Mai haben die US-Truppen in Irak am 16. November wieder eine satellitengelenkte Rakete abgefeuert. Wie ein US-Militärsprecher mitteilte, wurde die Rakete auf ein Ziel im Norden Iraks abgefeuert, wo feindliche Kämpfer vermutet wurden.
  • Der Vize-Gouverneur von Kirkuk, Ismail Ahmed Radschab el Hadidi, ist bei einem Attentat am Abend des 16. November verletzt worden. Das teilte Hadidi der Nachrichtenagentur AFP mit. Sein Chauffeur sei schwer verletzt worden, als vier Unbekannte sein Auto im Zentrum der nordirakischen Stadt beschossen hätten, sagte Hadidi im Krankenhaus von Kirkuk. Die Angreifer seien entkommen.
  • Inspekteure der CIA haben einem Zeitungsbericht zufolge keine Beweise dafür gefunden, dass der entmachtete irakische Präsident Saddam Hussein Terroristen mit Waffen ausgerüstet haben könnte. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Irak versucht habe, chemische oder biologische Waffen an Terroristen zu liefern, zitierte die "Washington Post" am 16. November aus einem Bericht über die Suche der US- Inspekteure nach angeblichen Massenvernichtungswaffen in Irak.
  • In Bagdad sind am Abend des 16. November innerhalb von zwei Stunden fünf schwere Explosionen zu hören gewesen. Das berichteten Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Ein US- Militärsprecherin bestätigte eine der Explosionen. Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.
  • Der gestürzte irakische Machthaber Saddam Hussein hat sich offenbar erneut aus dem Untergrund gemeldet. Der arabische Sender El Arabija strahlte am 16. November ein Hussein zugeschriebenes Tonband aus. Darin wird zum anhaltenden "Krieg" gegen die US-Besatzer aufgerufen.


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