Indonesien-Papua: Es geht um Land und das Recht an Bodenschätzen
Aus einem Bericht der International Crisis Group
Nachfolgend dokumentieren wir einen Kurzbericht von Watch Indonesia! über einen Report der International Crisis Group: "Resources and conflict in Papua", der im September 2002 erschien.
Die International Crisis Group führt den Streit um Land und um das Recht
an Bodenschätzen als Dreh- und Angelpunkt des anhaltenden Konfliktes in
Papua und als Motivation für die indonesische Regierung an, gegen die
Unabhängigkeitsbewegung der einheimischen Bevölkerung hart vorzugehen.
Nach der Ermordung des Vorsitzenden des Papua Präsidiums Theys Eluay
durch indonesische Soldaten fürchtet man in Papua nun ein schärferes
Vorgehen gegen die Unabhängigkeitsbewegung. Auch die Anwesenheit der
radikalen Laskar Jihad droht, die Spannungen zwischen den Papua und den
vielen indonesischen Siedlern zu vertiefen. Vieles deute darauf hin,
dass der Konflikt in Papua weiter eskalieren könnte. Der Versuch der
indonesischen Regierung, die Situation durch das Angebot einer
speziellen Autonomie in den Griff zu bekommen, ist angesichts des für
die Papua enttäuschenden Dokuments nicht vielversprechend. Auf die
Belange der Papua wurden dabei nicht eingegangen. Ohne Rücksicht auf das
Gewohnheitsrecht (adat) der einheimischen Bevölkerung hat Indonesien
Konzessionen für Landnutzung verteilt. Im Zuge der Bewachung dieser
Gebiete haben Militär und Polizei Morde und andere
Menschenrechtsverletzungen verübt. Das neue Autonomiegesetz geht zwar
stärker auf traditionelles Landrecht ein, gleicht vergangenes Unrecht
jedoch nicht aus. Direkte Beteiligung durch eigene Anteile und Einnahmen
durch Schutzgelder, zusätzlich zu den Steuern, welche die Firmen an den
Staat zahlen, sind wesentliche Gründe für das Interesse der
indonesischen Regierung und der Sicherheitskräfte, eine Abspaltung
Papuas zu verhindern.
Allein 1/3 der Provinz ist an die holzfällende Industrie vergeben, die
die Umwelt zerstört, die Bevölkerung ausbeutet und mit Hilfe des
Militärs und der Polizei Proteste unterdrückt. Der andere
Industriezweig, auf den der Report eingeht, ist der Bergbau. Dem
Betreiber der Kupfer- und Goldmine, US-Konzern Freeport, wurde
wiederholt die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung sowie
Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, die vom Militär, das Freeport
für seine Bewachung bezahlt, verübt wurden. So bestehen ständige
Spannungen zwischen dem Konzern, dem Militär und der einheimischen
Bevölkerung.
Ein neues Gasprojekt, Tangguh LNG, soll zum Testfall werden, ob der
Abbau von Bodenschätzen in Papua möglich ist, ohne Konflikte
hervorzurufen. Hinter dem Projekt steht der Konzern BP. Das
Aufeinandertreffen verschiedener Interessen seitens des Konzerns auf der
einen, des indonesischen Staates und dessen Ölkonzern Pertamina auf der
anderen Seite, lokaler und regionaler Regierungen, lokaler
Gemeinschaften, NGOs und Sicherheitskräften, macht das Projekt zu einem
komplexen Unterfangen. Ob dieser Ansatz zum zur Gasförderung zur
Gasförderung Erfolg haben wird, ist noch nicht abzusehen. Es könnte aber
ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Der Konflikt in Papua wird sich jedoch nicht beruhigen, bevor die
einheimischen Papua ihr Schicksal selbst bestimmen können und Indonesien
begangenes Unrecht nicht anerkennt und die Verantwortung dafür
übernimmt.
International Crisis Group: "Resources and conflict in Papua" ICG Asia, Report N° 39, 13. September 2002
(http://www.crisisweb.org/projects/showreport.cfm?reportid=774)
Aus: Infodienst Indonesien und Osttimor, Nr. 15, Mitte August-September 2002
Der Infodienst wird herausgegeben von Watch Indonesia! (http://home.snafu.de/watchin/Infodienst15.htm)
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