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In Lombok wird das Trinkwasser knapp

Indonesische Insel leidet unter außergewöhnlich langen Trockenzeit / Tourismushotels werden bevorzugt

Von Udo Linnemann, Lombok *

Die Trockenzeit hat teilweise verheerende Auswirkungen auf die Wasserversorgung der Dörfer in den ländlichen Gebieten der im Süden Indonesiens gelegenen Insel Lombok. Infolge der ungewöhnlich langen diesjährigen Trockenzeit, die seit mehr als fünf Monaten andauert, sind viele Dörfer von der staatlichen Trinkwasserversorgung abgeschnitten.

Der öffentliche Dienstleister wäscht seine Hände in Unschuld: Die staatliche Trinkwasserversorgungsgesellschaft »PDAM« begründet die massiven Versorgungsengpässe von Trinkwasser in Lombok mit dem Absinken des Grundwasserspiegels auf der Insel. Ohnehin sind viele Bewohner in ländlichen Gebieten auf eigene Brunnen angewiesen, da kein Anschluss an das öffentliche Trinkwassernetz besteht. Doch auch diese Bewohner trifft das Absinken des Grundwasserspiegels besonders hart. »Wir haben kaum noch Wasser, um Wäsche zu waschen und müssen mittlerweile selbst mit dem Wasser zur persönlichen Körperhygiene sehr sparsam umgehen, während die Hotels und Restaurants in Strandnähe bevorzugt mit Wasser versorgt werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Dorfbewohnern, in höher gelegenen Teilen des Dorfes, haben wir aber wenigstens noch etwas Wasser«, erzählt Frau Ranim, die mit ihrer Familie in dem Dorf Kerandangan lebt und zeigt den Wasserstand ihres Brunnens.

Der zunehmende Wasserbedarf für die ständig wachsende Zahl von Touristenhotels und Restaurants in der Strand- und Küstenregion der Insel sorgt, insbesondere in der Trockenzeit, für eine sehr starke Belastung des Grundwasserspiegels. Die Tiefbohrbrunnen, die bis zu einer Tiefe von 35 Metern gebohrt werden, stellen zwar den Wasserbedarf für die Gartenbewässerung und Swimmingpools dieser Hotels und Restaurants sicher, sie haben aber einen erheblichen Anteil an dem Wassermangel der höher gelegenen Dörfer, deren Brunnentiefe weit geringer ist. Der geringe Wasserstand bei den Brunnen, die noch Wasser führen, erzeugt zudem ein erhöhtes, gesundheitliches Risiko für einen großen Teil der Landbevölkerung, da mit abnehmendem Wasserstand die bakterielle Kontamination des Brunnenwassers zunimmt. In vielen dicht besiedelten Dörfern werden die erforderlichen Abstände zwischen Brunnen, Abwasser und Latrinen, von mindesten 15 Metern, nicht eingehalten, so dass vermehrt Fälle von Paratyphus, Diarrhö und anderen Magen- und Darmerkrankungen während der Trockenzeit auftreten. Nach der Möglichkeit gefragt, ob sauberes Trinkwasser nicht per Tankwagen geliefert werden kann, antwortete Frau Ranim: »Teure Wasserlieferungen oder Trinkwasser aus Flaschen können sich die meisten Dorfbewohner dauerhaft nicht leisten zudem erfordern Wasserliefrungen einen Wassertank, um das Trinkwasser zu bevorraten.« So bleibt Frau Ranim und auch vielen anderen Dorfbewohnern nichts anderes übrig als das wenige Brunnenwasser abzukochen und zu hoffen, dass keine Krankheitsfälle auftreten, wie sie berichtete.

Geologen einer indonesischen Minengesellschaft haben bereits letztes Jahr vor einer weiteren Verschärfung des Wassermangelproblems in Lombok gewarnt. Sie machten auf die Möglichkeit der Errichtung von Meerwasserentsalzungsanlagen aufmerksam mit dem Hinweis, dass solche Anlagen zu einer entscheidenden Verbesserung der Situation der Landbevölkerung beitragen würden. Aus Kostengründen wurden solche Entsalzungsanlagen von der Regierungsseite bislang jedoch nicht in eine Planung einbezogen und so bleibt zu vermuten, dass sich die desolate Situation des Wassermangels bei der Landbevölkerung in der nächsten Trockenzeit weiterhin verschlechtern wird.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 16. Oktober 2012


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