Nach der Flut: Kinderhändler wollen aus der Not Profit schlagen / Indonesia, U.N. fear child traffickers
UNICEF warnt vor großangelegten kriminellen Aktionen in der indonesischen Provinz Aceh
Im Folgenden dokumentieren wir:-
zwei Presseerklärungen des Weltkinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF zur Situation der Kinder in den von der Flutkatastrophe heimgesuchten Ländern, insbesondere Indonesien und Sri Lanka.,
-
einen Artikel aus der New York Times (Online-Ausgabe Boston), in dem der illegale Kinderhandel in der Krisenregione Aceh (Indonesien) thematisiert wird, womit Menschenhändler Profit aus der Notsituation schlagen wollen (englisch).
Nothilfe in Asien: Kinder stehen unter Schock
1,5 Millionen Kinder von der Katastrophe betroffen / UNICEF betreut unbegleitete und traumatisierte Kinder
05.01.05 - UNICEF ruft vor der am Donnerstag beginnenden Geberkonferenz dazu auf, die Not- und Wiederaufbauhilfe für die Kinder in Südasien in den Mittelpunkt aller Anstrengungen der Weltgemeinschaft zu stellen. Nach Schätzungen von UNICEF sind insgesamt rund 1,5 Millionen Kinder von den Folgen der verheerenden Flutwelle betroffen. In den noch immer von Hilfe abgeschnittenen Dörfern entlang der Westküste Sumatras warten Tausende Kinder auf medizinische Versorgung, Trinkwasser und Nahrung. Aus Indonesien und Sri Lanka berichten UNICEF-Mitarbeiter, dass in einigen zerstörten Dörfern deutlich mehr als ein Drittel der Kinder ums Leben kamen. Während die Versorgung mit den wichtigsten Hilfsgütern inzwischen auf Hochtouren läuft, ist UNICEF vor allem besorgt um die seelische Situation der Kinder: "Die Kinder leiden unter einem fürchterlichen Schock. Viele warten nach wie vor auf ihre Eltern und begreifen einfach nicht, was geschehen ist. Sie brauchen dringend Schutz und Zuwendung", berichtet UNICEF-Mitarbeiter Martin Dawes aus Sri Lanka.
UNICEF unterstützt in Indonesien und Sri Lanka die sofortige Registrierung aller unbegleiteten Kinder, um nach überlebenden Angehörigen suchen zu können. In Indone-sien wird heute ein erstes einfaches Zentrum eingerichtet, in dem diese Kinder betreut und identifiziert werden, fünf weitere folgen in den kommenden Tagen. In Sri Lanka hat UNICEF mit einfachen Formen psychosozialer Betreuung in den rund 800 Notunter-künften begonnen, in denen nach wie vor mehr als 700.000 Obdachlose leben. UNICEF bringt Kisten mit einfachem Spielzeug, Zeichenmaterial und Bällen in die Lager. Jugend-liche und ehrenamtliche Helfer werden in die Betreuung der Kinder eingebunden. Gleichzeitig richtet UNICEF in Notunterkünften sichere Zonen für Kinder ein, um sie vor Missbrauch und Ausbeutung zu schützen.
Für die Kinder zählt jeder Tag
UNICEF bringt weiter mit Hilfsflügen, Lkw-Transporten und per Boot die dringendsten Hilfsgüter für die Kinder und ihre Familien in die Krisengebiete. Die UNICEF-Nothilfe-operation hat vier Schwerpunkte:
Überleben der Kinder sichern: UNICEF hat bereits die wichtigsten Medikamente für rund 40.000 Menschen in die indonesische Provinz Aceh gebracht. Per Boot wurden bislang von Hilfe abgeschnittene Dörfer entlang der Westküste mit diesen Not-apotheken versorgt. Gleichzeitig unterstützt UNICEF den Aufbau von zunächst fünf Ernährungszentren für schwer mangelernährte Kleinkinder sowie Schwangere und stillende Mütter. UNICEF bringt außerdem Impfstoff und medizinischen Bedarf nach Aceh, um die Kinder vor gefährlichen Masernepidemien zu schützen. Auch in Sri Lanka setzt UNICEF Notapotheken ein. UNICEF bringt außerdem große Mengen Chemikalien zur Wasserreinigung nach Sri Lanka und stellt Wassertanks bereit. Im Bezirk Trincomalee wurden 4.000 einfache Latrinen bereitgestellt. In Indien haben eine Masernimpfkampagne für mehr als 100.000 Kinder und die Verteilung von Vitamin A zur Stärkung der Abwehrkräfte begonnen.
Betreuung unbegleiteter Kinder: Angesichts der chaotischen Zustände in vielen Not-unterkünften und in isolierten Dörfern ist die Zahl der Waisenkinder nach der Katastrophe noch nicht bekannt. UNICEF geht allein in Sri Lanka jedoch von Hunderten Vollwaisen aus. UNICEF-Mitarbeiter berichten von Kindern, die orientierungslos sind und auf ihre Eltern warten, ohne das Ausmaß der Katastrophe zu begreifen. In Indonesien unterstützt UNICEF die Regierung, damit in den größeren Häfen und Orten allein auftauchende Kinder registriert und betreut werden. In mit Hilfe von UNICEF eingerichteten Zentren werden die Kinder übergangsweise versorgt. UNICEF versucht, gemeinsam mit Partnerorganisationen überlebende Angehörige zu finden.
UNICEF-Mitarbeiter aus Sri Lanka berichten, dass auch überlebende Väter oder Mütter durch den Verlust von Familienangehörigen so schwer traumatisiert sind, dass sie ihre Kinder nicht mehr versorgen können und überlegen, sie in Heime abzugeben. UNICEF setzt alles daran, über Mithilfe von Nachbarn, Pflegefamilien und ehrenamtliche Helfer die Kinder zu betreuen und eine Unterbringung im Heim oder eine Freigabe zur Adoption zu vermeiden. Für die traumatisierten Kinder ist es trotz der Zerstörungen wichtig, in einer vertrauten Umgebung bleiben zu können.
Schutz der Kinder vor Missbrauch und Ausbeutung: In den überfüllten Flüchtlingslagern etwa auf Sri Lanka gab es erste Berichte über sexuellen Missbrauch an Kindern. UNICEF arbeitet mit Behörden, Polizei und Partnerorganisationen zusammen, um die Kinder vor Missbrauch oder Menschenhändlern zu schützen.
Zurück in die Schule: UNICEF hat bereits 100 so genannte "Schulen in der Kiste" nach Sri Lanka gebracht. In Sri Lanka und Indonesien wird diese Kiste mit dem wichtigsten Material für jeweils 80 Kinder helfen, schnell einen improvisierten Schulunterricht zu starten - in Zelten, im Freien oder in noch nutzbaren Gebäuden.
Indonesien nach dem Erdbeben: Todesgefahr wächst von Stunde zu Stunde
700.000 Kinder leiden unter Verletzungen, Krankheiten und Traumata / Hilfe kommt jetzt durch
02.01.05 - Für die Menschen in der indonesischen Provinz Aceh wächst mit jeder Stunde die Todesgefahr. UNICEF befürchtet, dass die Kombination aus noch unbehandelten Verletzungen, Krankheiten und Hunger viele Opfer unter den Kindern fordern könnte. Nach UNICEF-Schätzungen sind in Aceh etwa 700.000 Kinder von Krankheiten, Nahrungs- und Wassermangel, körperlichen Verletzungen, seelischen Traumata oder dem Verlust von Angehörigen betroffen. Häufigste Krankheiten sind Durchfall, Fieber, Hautkrankheiten, Atemwegserkrankungen, Kopf- und Magenschmerzen.
Medizinische Versorgung zusammengebrochen
Die medizinische Versorgung in der Krisenprovinz ist zusammengebrochen: Viele Mitarbeiter der Gesundheitsdienste kamen bei der Katastrophe ums Leben, es gibt nur ein einziges Krankenhaus. Auch das lokale UNICEF-Büro in Banda Aceh wurde zerstört, doch neun UNICEF-Mitarbeiter sind vor Ort und organisieren die Nothilfe. Ein Großteil der Menschen in den isolierten Küstendörfern hat seit fast einer Woche kein sauberes Trinkwasser und keine Nahrung mehr, viele sind schwer verletzt. "Selbst kleinere Verletzungen und einfache Erkrankungen können unter diesen extremen Umständen schnell zum Tod führen", berichtet UNICEF-Mitarbeiter John Budd aus Indonesien.
Das tut UNICEF
Mit Hochdruck baut UNICEF gemeinsam mit den Behörden, UN- und Nichtregierungsorganisationen die Nothilfe in Aceh auf. UNICEF-Mitarbeiter berichten, dass am Sonntag endlich die ersten Transporte mit Nahrung und Medikamenten durchkamen. Lastwagen und Helikopter sind im Einsatz. Zur Zeit brauchen Lkw-Transporte von Medan bis in das Katastrophengebiet jedoch zwischen 12 und 15 Stunden. UNICEF hat 40 Notapotheken mit Medikamenten für bis zu 40.000 Menschen nach Banda Aceh gebracht. Ab Montag werden diese mit Booten in die verwüsteten Orte entlang der Westküste transportiert, die für Hilfe bisher unerreichbar waren. Gesundheitspersonal begleitet die Transporte, um Kranke und Verletzte zu versorgen.
UNICEF bringt morgen 8.000 Plastikplanen und 6.000 Hygienesets mit Wasserreinigungstabletten, Seife und Kanistern in die Region. Weitere Hilfsgüter, darunter Vitamin A, Entwurmungstabletten, Wasserreinigungstabletten, Zucker-Salz-Lösung gegen das Austrocknen bei Durchfall und 25.000 Mückennetze sind unterwegs. Außerdem bereitet UNICEF die Betreuung unbegleiteter und traumatisierter Kinder vor. UNICEF-Direktorin Carol Bellamy ist auf dem Weg in das Katastrophengebiet und wird am Dienstag in Indonesien eintreffen.
Quelle: http://www.unicef.de
Indonesia, U.N. fear child traffickers
By Beth Gardiner, Associated Press Writer
January 4, 2005
JAKARTA, Indonesia --Fearing child-trafficking gangs will exploit the chaos of the tsunami disaster, Indonesia has placed restrictions on youngsters leaving the country, ordered police commanders to be on the lookout for trafficking and posted special guards in refugee camps.
UNICEF and other child welfare groups warn that the gangs -- who are well-established in Indonesia -- may well be whisking orphaned children into trafficking networks, selling them into forced labor or even sexual slavery in wealthier neighboring countries such as Malaysia and Singapore.
Such trafficking, if confirmed, would vastly deepen the suffering of children already struck hard by the Dec. 26 massive earthquake and tsunami. Indonesia estimates that 35,000 children on Sumatra island's Aceh province lost one or both parents to the disaster.
Fueling the suspicions, many Indonesians have received mobile phone text messages this week inviting them to adopt orphans from Aceh. The police are investigating the messages.
It's not clear whether such messages are pranks, real adoption offers or linked in some way to trafficking networks. The Associated Press was unable to get through to phone numbers given on two of the messages.
But child welfare experts warn the messages could be a sign that children are being removed from the province, reducing their chances of being reunited with relatives or surviving parents who may be searching for them.
"I'm sure it's happening," said Birgithe Lund-Henriksen, child protection chief in UNICEF's Indonesia office. "It's a perfect opportunity for these guys to move in."
Officials concede that so far they have little hard evidence of specific cases, but say the aftermath of a natural disaster is a perfect breeding ground for such traffic. Hundreds of thousands of people have been driven from their homes, children have been separated from their families and the deaths of parents leave their offspring especially vulnerable to criminals.
In Thailand, Foreign Minister Surakiart Sathirathai said Tuesday that his government was working closely with hospitals to prevent human trafficking gangs from taking advantage of the situation, although he stressed that there was no firm indication that they were.
The threat of trafficking appears more serious in Indonesia than any of the other southern Asian nations hit by the tsunami, probably because the scale of death and destruction is greatest here and the territory more remote, UNICEF director Carol Bellamy told The Associated Press in an interview Tuesday.
Making matters worse, the hardest-hit area in Indonesia -- Aceh -- is not far from the port city of Medan and nearby island of Batam, which are well-known transit points for gangs shipping children and teenagers out of Indonesia.
"This is a situation that lends itself to this kind of exploitation," Bellamy said. "Our concern here is ... whether these children are frankly turned into child slaves, if you will, or abused and exploited."
"They could be put to work -- domestic labor, sex trade, a whole series of potential abuses," she added.
Bellamy said it was not clear whether any children already had been trafficked but that she couldn't rule it out. She said such smuggling did not appear to be widespread and that UNICEF and other agencies were working hard to make sure it does not become a bigger problem.
Indonesian officials were already taking steps, ordering provincial commanders, especially in and near Aceh, to be alert to possible child trafficking. Police officers in some Aceh refugee camps were urging people to be skeptical of anyone claiming to be from a charitable group aiding children or saying they are related to an orphan, National police chief Gen. Da'i Bachtiar said.
Bellamy applauded the government's announcement Monday that it was temporarily barring anyone from taking Acehnese children under 16 out of the country.
"This policy is aimed at anticipating the issue of child trafficking as well as illegal adoption of orphans," Justice Minister Hamid Awaluddin said.
Children must stay in Aceh until all are registered, a project that could take a month. After that, they will be allowed to leave, preferably for other parts of Sumatra.
Bellamy said registering Acehnese children was a top priority and would help reunite families.
UNICEF and aid agencies plan to set up special centers focused on children's needs within five Aceh refugee camps by the end of the week, and 15 more soon after, she said. Workers will help protect children from traffickers and try to identify and register them.
Source: http://www.boston.com/news/world/asia/articles/2005/01/04/indonesia_un_fear_child_traffickers?mode=PF
Zurück zur Indonesien-Seite
Zur Umwelt-Seite
Zurück zur Homepage