Nein-Sager entwaffnen
Visaabkommen zwischen Indien und Pakistan
Von Hilmar König *
Drei Tage hielt sich Indiens Außenminister
Somanahalli Mallaiah Krishna
zum offiziellen Besuch beim Nachbarn
Pakistan auf. Er kam am Sonntag
nicht mit leeren Händen zurück.
Beide Seiten schlossen ein neues
Visaabkommen, das die pakistanische
Amtskollegin Hina Rabbani
Khar als »sehr große Vertrauen
bildende Maßnahme« bewertete.
38 Jahre hatte es gedauert, bis sich
die »Erzfeinde« einigten, das restriktive
Vertragswerk, das Reisen
zum Nachbarn mehr verhinderte
als ermöglichte, in den Papierkorb
zu werfen. Das gründlich überarbeitete
Abkommen bringt den Reisewilligen
wesentliche Erleichterungen
und es baut Bürokratismus
ab. Erstmals wird es Visa für
Gruppen über zehn bis 50 Personen
geben, für Pilger zu religiösen
Stätten, für über 65-Jährige bei der
Einreise sowie ein Extravisum für
Geschäftsleute. Die Bedeutung ist
nicht zu überschätzen. Es bestehen
nach wie vor enge verwandtschaftliche
Bande zwischen vielen
durch die Staatenbildung Pakistans
1947 getrennte Familien.
Insgesamt trägt das neue Abkommen
zur Verbesserung der
Atmosphäre zwischen beiden atomar
bewaffneten Staaten bei. Sie
war durch die Terroranschläge
Ende November 2008 in der indischen
Hafenstadt Mumbai, bei denen
166 Inder sowie neun der zehn
pakistanischen Attentäter getötet
wurden, nachhaltig vergiftet worden.
Noch kurz vor seiner Abreise
nach Islamabad hatte Minister
Krishna erklärt, es wäre unrealistisch
zu erwarten, dass ein solcher
barbarischer Terrorakt keinen
heftigen Rückschlag in den Bemühungen
um Frieden und Zusammenarbeit
zwischen beiden Ländern
zur Folge hätte. Deshalb auch
glaube Indien, dass die Normalisierung
der bilateralen Beziehungen
nur ein Schritt-für-Schritt-
Prozess sein kann. Delhi erwartet
von Islamabad, den Hintermännern
den Prozess zu machen.
Frau Khar äußerte, bis Jahresende
würde sich der Handel
normalisieren und indische Geschäftspartner
würden dann wie
alle anderen behandelt werden.
Überhaupt schwelgte sie in Optimismus.
»Wir müssen die Nein-
Sager entwaffnen«, meinte sie.
* Aus: neues deutschland, Montag, 10. September 2012
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