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Wechsel an der Spitze der KP Indiens

Suravaram Sudhakar Reddy neuer Generalsekretär der ältesten linken Partei des Landes

Von Hilmar König *

Zum Abschluss des 21. Parteitags der KP Indiens in Patna, der Hauptstadt des Unionsstaates Bihar, wurde am Samstag Suravaram Sudhakar Reddy zum neuen Generalsekretär gewählt. Er löste Ardhendu Bushan Bardhan ab, der 16 Jahre an der Spitze der ältesten linken Partei Indiens gestanden hatte.

Der 86 Jahre alte Bardhan verabschiedete sich mit der Aufforderung: »Geht an die Arbeit, Genossen!« Er resümierte in seiner Rede das Auf und Ab im Wirken seiner Partei in den vergangene anderthalb Jahrzehnten, in denen er Anerkennung als bescheidene, integre Persönlichkeit sowie als prinzipienfester Politiker genoss. Er warnte, sich nicht in inneren Machtkämpfen zu verzetteln, sondern die Partei zum Motor einer anzustrebenden linken Einheit zu machen. Die Genossen dürften nicht auf Direktiven von oben warten, sondern müssten mit eigener Initiative die Massen gegen den ausufernden Preisauftrieb und die verbreitete Korruption mobilisieren. Als Mitglied des Zentralsekretariats wird Bardhan ein noch zu bildendes Komitee leiten, das sich mit einem neuen Parteiprogramm befassen soll.

Der 70-jährige neue Generalsekretär lobte seinen Vorgänger als starken Theoretiker mit einem schnellen Verständnis für aktuelle politische Entwicklungen. Er versicherte, die Partei werde auch künftig aus dem Erfahrungsschatz Bardhans schöpfen. Oberste Priorität, so Reddy in seiner kurzen Antrittsrede, habe die Stärkung der KP. Dafür werde er einen detaillierten Plan zur »Neubelebung der Partei auf Graswurzelebene« ausarbeiten lassen. Wichtig sei, die linken Kräfte Indiens zu bündeln und zu vereinigen.

Diese Botschaft richtete er vornehmlich an den »Rivalen«, die KPI (Marxistisch), ohne diese beim Namen zu nennen. Der Generalsekretär erwähnte zudem sein Engagement für eine linke demokratische Front als nationale Alternative zu den bestehenden, von der Kongresspartei und der Indischen Volkspartei (BJP) dominierten Parteienbündnissen. Die regierende Vereinte Progressive Allianz bezeichnete er als korrupt.

Seit seiner Studentenzeit ist Reddy, dessen Vater ein aktiver Freiheitskämpfer war, mit der kommunistischen Bewegung verbunden und betätigte sich schon in jungen Jahren als Sozialarbeiter. 1966 wurde er zum Generalsekretär der Allindischen Studentenföderation und 1972 zum Präsidenten der Allindischen Jugendföderation gewählt. Seit 1971 ist er Mitglied des KPI-Nationalrates. 1998 und 2004 wurde er in die Lok Sabha, das Unterhauses des Parlaments, gewählt. Seit 2007 wirkte Reddy an der Seite Bardhans als stellvertretender KPI-Generalsekretär. Der Parteitag wählte zudem 125 Mitglieder in den Nationalrat, 27 Genossen in die Nationalexekutive sowie neun in das Zentralsekretariat.

* Aus: neues deutschland, Montag, 2. April 2012


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