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Massaker in Assam

Befreiungsfront ULFA für Ermordung von 48 Hilfsarbeitern verantwortlich gemacht

Von Hilmar König, Delhi *

Nach vermutlich von Rebellen verübten Angriffen im nordindischen Assam hat die indische Armee in dem Bundesstaat in der Nacht zu Sonntag eine Ausgangssperre durchgesetzt.

Im indischen Unionsstaat Assam erhöhte sich mit der Entdeckung weiterer Leichen am Samstag in den Distrikten Tinsukia, Dibrugarh und Dhemaji die Zahl der bei Massakern am Freitag Getöteten auf 48. Für die Verbrechen wird die Vereinte Befreiungsfront von Assam (ULFA) verantwortlich gemacht. Sie kämpft seit Jahrzehnten gegen »Überfremdung« des nordöstlichen Staates durch Immigranten aus Bangladesch sowie aus anderen indischen Unionsstaaten, für weitgehende Autonomie oder gar Unabhängigkeit von Indien.

Die Opfer der Massaker waren arme Hilfsarbeiter aus dem rückständigen Unionsstaat Bihar. Das ULFA-Sprachrohr »Freedom« hatte zuvor behauptet, Assam werde wegen der Migration zu einem »Mini-Rajasthan, Mini-Bihar und Mini-Kolkata«.

Premier Manmohan Singh verurteilte die Verbrechen als »Akte von Feigheit und Unmenschlichkeit«. Innenminister Shivraj Patil sprach von einem Versuch, die Harmonie zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen zu stören, und bekräftigte die Bereitschaft der Regierung, mit jeder Gruppe über eine friedliche Lösung zu verhandeln. Gespräche mit der ULFA waren im Herbst 2006 gescheitert.

Assams Chefminister Tarun Gogoi forderte Delhi auf, 90 Kompanien Sicherheitskräfte zusätzlich in den Unionsstaat zu schicken. Oppositionsparteien warfen ihm vor, Sicherheitsfragen vernachlässigt zu haben, und verlangten seinen Rücktritt.

* Aus: Neues Deutschland, 8. Januar 2007


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