Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Indien, Pakistan und der indisch-pakistanische Konflikt

August/September 2004

Sonntag, 1. August, bis Sonntag, 15. August
  • Der pakistanische Informationsminister Sheik Rashid Ahmed sagte am 1. August, dass für das Attentat auf den designierten Ministerpräsidenten Shaukat Aziz, bei dem am 30. Juli neun Menschen getötet worden waren, Aziz aber unverletzt blieb, die "Islambuli-Brigaden", ein Ableger von Al-Kaida, die Verantwortung übernommen hätten. Die mutmaßlichen Attentäter erklärten per Internet, gegen die Politik von Präsident Pervet Musharraf zu protestieren, die es zulasse, dass gefasste Extremisten an die USA ausgeliefert würden.
  • Bei zwei Bombenanschlägen in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi sind am 8. August acht Menschen getötet und weitere 42 verletzt worden. Die Bomben explodierten in der Nähe einer islamischen Schule. Eine dritte Bombe konnte von Experten entschärft werden. Ein Sprecher der Schule sagte, die erste Bombe habe nur eine schwächere Sprengkraft gehabt und offenbar Schaulustige anlocken sollen. "Als Leute zum Schauplatz der Detonation kamen, gab es eine zweite Explosion.
  • Pakistanische Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben einen ranghohen kaschmirischen Rebellenführer festgenommen. Maulana Fazl ur Rahman Khalil sei bereits vor einiger Zeit verhaftet worden, teilten Behörden am 9. August mit. Die Regierung in Islamabad hat Khalils Gruppierung nach dem 11. September 2001 verboten. Der Rebellenkommandeur gilt als Vertrauter von Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar, der seit dem Sturz seines Regimes vor knapp drei Jahren auf der Flucht ist.
  • Als weiteren Schritt zur Annäherung haben Pakistan und Indien am 9. August Gefangene ausgetauscht. Die zwei Inder und vier Pakistaner überschritten nach einer feierlichen Zeremonie in der Ortschaft Wagah die Landesgrenze, wie ein Sprecher der pakistanischen Sicherheitskräfte mitteilte. In den vergangenen Monaten haben Indien und Pakistan bereits Eisenbahn- und Luftverkehrsverbindungen wieder aufgenommen, nachdem ein Anschlag auf das Parlament in Neu-Delhi 2001 die beiden Staaten an den Rand eines neuen Krieges gebracht hatte.
  • Der pakistanische Geheimdienst hat zwei mutmaßliche Führungsmitglieder des internationalen Terrornetzwerks El Kaida gefasst. Einer der beiden Männer, ein Pakistaner namens Mohsin, sei maßgeblich in die Attentatsversuche im Dezember auf Präsident Pervez Musharraf verwickelt gewesen, sagte ein Geheimdienstvertreter am 12. August der Nachrichtenagentur AFP in Islamabad. Nach seinen Angaben wurde der Mann in der südpakistanischen Hafenstadt Karachi festgenommen. Bei dem zweiten Verdächtigen handele es sich um einen Usbeken. Er habe sich in den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan versteckt gehalten. El-Kaida- und Taliban-Kämpfer nutzen diese unwegsame Gebirgsregion als Rückzugsgebiet nach Gefechten in Afghanistan.
  • Indien hat am 14. August erstmals seit neun Jahren wieder die Todesstrafe vollstreckt. Ein 39-jähriger Mann wurde am frühen Morgen gehängt, nachdem er 1991 wegen der Vergewaltigung und Ermordung eines 14-jährigen Mädchens verurteilt worden war. Rund 70 Gegner der Todesstrafe protestierten mit einer Nachtwache vor dem Gefängnis gegen die Hinrichtung. Der Oberste Gerichtshof in Indien hat 1983 entschieden, dass die Todesstrafe nur noch in Ausnahmefällen verhängt werden soll. Zuletzt wurde 1995 ein Rikschafahrer nach einer Serie von Morden an Prostituierten hingerichtet.
  • Bei einer Bombenexplosion während Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag sind im nordostindischen Bundesstaat Assam mindestens 15 Menschen getötet worden, darunter Kinder. Zahlreiche weitere Menschen seien verletzt worden, sagte der örtliche Polizeichef Khagen Sharma. Die Bombe detonierte demnach am Morgen des 15. August während einer Parade zum 57. Jahrestag der Unabhängigkeit Indiens in der Stadt Ghemaji.
    Ghemaji liegt etwa 460 Kilometer östlich der Hauptstadt von Assam, Guwahati. Bislang habe sich niemand zu dem Anschlag bekannt, sagte Sharma weiter. Die Polizei gehe jedoch davon aus, dass Separatisten für die Tat verantwortlich seien.
    In Assam kämpfen Rebellen seit Jahren gewaltsam gegen den Staat und für mehr Autonomie. In den vergangenen rund 20 Jahren wurden dabei mehr als 10.000 Menschen getötet.
Montag, 16. August, bis Sonntag, 22. August
  • Bei einem Angriff auf einen Militärkonvoi im Südwesten Pakistans sind vier Soldaten getötet worden. Vier weitere wurden verletzt, teilten die örtlichen Behörden am 16. August mit. Unbekannte hätten mit Raketen und Maschinenpistolen auf die Soldaten geschossen. Bei einer Serie von Detonationen an Bahnlinien in der Provinz Sindh im Süden Pakistans wurden nach Polizeiangaben sechs Menschen verletzt, darunter auch Polizisten. Wer hinter all den Anschlägen steckt, ist unklar.
  • Die pakistanischen Behörden haben Kopfgelder von insgesamt mehr als einer Million Dollar auf sechs mutmaßliche Terroristen ausgesetzt, darunter angeblich die Nummer Drei der Terrororganisation El Kaida. Auf den Titelseiten der wichtigsten Tageszeitungen des Landes wurden am 18. August die Steckbriefe der Gesuchten veröffentlicht. Je 20 Millionen Rupien (325.000 Euro) stehen auf Hinweise, die zur Ergreifung des Libyers Abu Faraj Farj alias Dr. Taufeeq und des Pakistaners Amjad Hussain Farooqi führen. Auf die anderen sind Kopfgelder zwischen fünf und zehn Millionen Rupien ausgesetzt. Alle sechs Gesuchten sollen in die beiden vereitelten Mordanschläge auf den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf verwickelt sein.
  • Nach einem klaren Sieg bei den Nachwahlen zum Unterhaus in Pakistan kann Finanzminister Shaukat Aziz offiziell neuer Ministerpräsident werden. Aziz gewann vorläufigen Ergebnissen vom 19. August zufolge mit großem Abstand die Mandate in den Wahlbezirken im nordwestlichen Attock und in Tharpakar im Süden des Landes. Informationsminister Sheikh Rashid sagte, die Endergebnisse werde die Wahlkommission am späten Abend vorlegen. Die Opposition kritisierte, die Wahlen seien manipuliert worden.
  • Der ehemalige pakistanische General Jehangir Karamat wird neuer Botschafter Islamabads in den USA, wie Außenminister Khursheed Kasuri am 21. August bestätigte. Karamat diente als Oberbefehlshaber in den Streitkräften von 1996 bis 1998. Berufen worden war er von der früheren Ministerpräsidentin Benazir Bhutto, wegen Differenzen mit deren Nachfolger Nawaz Sharif trat er jedoch zurück. Seitdem hat er kein offizielles Amt bekleidet. Karamat ersetzt in Washington Ashraf Jehangir Qazi: Der Berufsdiplomat ging am 13. August als Sondergesandter der Vereinten Nationen in den Irak. Den Posten hatte zuvor Sergio Vieira de Mello inne, der vor einem Jahr beim Bombenanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad getötet wurde.
  • Pakistanische Truppen haben am 21. August mutmaßliche ausländische Terroristen nahe der Grenze zu Afghanistan angegriffen. Die Soldaten hätten einige von ihnen in Shakai in der Region Süd-Waziristan getötet und verwundet, sagte der Sprecher der pakistanischen Streitkräfte, Generalmajor Shaukat Sultan, im staatlichen Fernsehen. Es handele sich aber nicht um eine neue Großoffensive. Ein Geheimdienst-Mitarbeiter in Islamabad sagte, die Soldaten hätten zwei Stellungen ausländischer Terroristen und ihrer einheimischen Verbündeten umzingelt. Diese hätten mit leichten Waffen das Feuer erwidert. Augenzeugen berichteten, drei pakistanische Jets hätten 45 Minuten lang Angriffe geflogen.
  • Die pakistanischen Sicherheitsbehörden haben nach eigenen Angaben mit der Festnahme von mehreren mutmaßlichen Terroristen eine Reihe von blutigen Anschlägen verhindert. Die Festgenommenen hätten Attentate auf die US-Botschaft, das Armeehauptquartier und das Parlament geplant, teilten pakistanische Regierungsmitarbeiter am 21. August mit. Innenminister Faisal Saleh Hayat sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Verdächtigen seien um den pakistanischen Unabhängigkeitstag am 14. August herum festgenommen worden. Die Anschläge hätten zu diesem Jubiläum sowie an anderen Tagen stattfinden sollen. Die Festgenommenen, unter denen auch Ausländer seien, hätten vermutlich Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida. Am 22. August war von 10 festgenommenen Al-Kaida-Mitgliedern die Rede.
  • Rund 5.000 schiitische Muslime haben am 22. August im Süden Pakistans gegen die Kämpfe in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf demonstriert und einen Abzug der US-Streitkräfte gefordert. Die Demonstranten verbrannten während der friedlichen Kundgebung in der Hafenstadt Karachi amerikanische und israelische Flaggen und ein Bild von US-Präsident George W. Bush. Die US-Truppen sollten den Irak schnellstmöglich verlassen, forderten sie.
Montag, 23. August, bis Dienstag, 31. August
  • Bei einer Offensive der pakistanischen Armee im Nordwesten des Landes sind vier mutmaßliche Aktivisten der Terrororganisation El Kaida getötet worden. Zwei weitere Verdächtige seien gefasst worden, als Soldaten ein Versteck nahe der Stadt Miranshah in Nord-Waziristan ausgehoben hätten, erklärte ein Militärsprecher am 23. August. Nach seinen Angaben handelte es sich bei den Getöteten um Ausländer. Ihre Nationalität gab er jedoch ebenso wenig an wie die der Gefangenen. In der Stammesregion an der Grenze zu Afghanistan sucht die pakistanische Armee seit mehr als zwei Jahren nach El-Kaida-Kämpfern.
  • Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hat seinem afghanischen Kollegen Hamid Karsai zugesagt, gegen Taliban-Kämpfer im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern vorzugehen, die die anstehenden Wahlen in Afganistan stören könnten. Islamabad werde von den Grenzgebieten ausgehende "terroristische Aktivitäten" verhindern, sagte Musharraf am späten Abend des 23. August nach Gesprächen mit Karsai in Islamabad. Die pakistanische Armee gehe zudem "mit aller Härte" gegen Mitglieder der Terrororganisation El Kaida vor.
    Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Freilassung aller pakistanischen Gefangenen in seinem Land zugesagt. Sie sollten bereits in den nächsten Tagen an Pakistan übergeben werden, hieß es in einer Mitteilung des pakistanischen Außenministeriums. Nach Ministeriumsangaben handelt es sich um rund 400 Pakistaner, die sich den radikalislamischen Taliban anschließen wollten. Pakistan will im Gegenzug knapp 250 Afghanen aus der Haft entlassen.
  • Nach knapp zwei Monaten im Amt ist der pakistanische Übergangsministerpräsident Chaudry Shujaat Hussain am 25. August zurückgetreten, um den Weg für seinen designierten Nachfolger Shaukat Aziz freizumachen. Der bisherige Finanzminister soll nach offiziellen Angaben am Samstag vereidigt werden. Hussain hatte das Amt des Regierungschefs nach dem Rücktritt von Zafarullah Khan Jamali Ende Juni übernommen. Von der Opposition wurde die Auswechslung der Ministerpräsidenten als Affront gegen die Demokratie kritisiert.
  • Bei zwei Bombenanschlägen im indischen Unionsstaat Assam sind am 26. August mindestens fünf Menschen getötet und etwa 40 weitere verletzt worden. Der erste Sprengsatz explodierte in einem Linienbus in Gossaigon, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Zwei Menschen kamen ums Leben, 33 weitere wurden verletzt. Wenige Stunden später wurde in der Nähe der Ortschaft Satipara ein Anschlag auf einen Bus verübt, der Armeeangehörige und ihre Familien transportierte. Zwei Soldaten und ein Kind wurden getötet, sechs weitere Menschen verletzt. Zunächst bekannte sich niemand zu den Anschlägen. Der Verdacht fiel jedoch auf Separatisten der Vereinigten Befreiungsfront von Asom (ULFA). Die ULFA kämpft für die Unabhängigkeit von Assam.
  • Bei Sprengstoffanschlägen auf zwei Moscheen im Westen Indiens sind während der Freitagsgebete am 27. August mindestens 18 Menschen verletzt worden. 13 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt, als Jugendliche in dem Dorf Purna von einem Motorrad aus einen Sprengsatz auf die örtliche Moschee schleuderten.
    Bei einem ähnlichen Zwischenfall wurden in der Stadt Jalna fünf Menschen verletzt. Die Polizei sprach von einer "angespannten" Lage in der Stadt. Aufgebrachte Bewohner griffen in Jalna Sicherheitskräfte mit Steinen an. Dabei wurden den Angaben zufolge sechs Polizisten verletzt.
  • Ungeachtet internationaler Aufrufe zu einer Entspannung im Konflikt zwischen Indien und Pakistan hat Neu Delhi eine atomwaffenfähige Mittelstreckenrakete getestet. Wie ein ranghoher Verteidigungsbeamter am 29. August mitteilte, wurde eine Rakete vom Typ "Agni II" mit einer Reichweite von bis zu 2500 Kilometern von der Wheeler-Insel vor der Küste Indiens abgefeuert. Die Rakete kann mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden.
  • Bei einem Bombenanschlag im Südwesten von Pakistan sind drei Menschen getötet worden. Weitere sieben Menschen hätten Verletzungen erlitten, als in einem Geschäft in Qalat in der Provinz Belutschistan ein Sprengsatz explodiert sei, sagte Polizeichef Chaudhry Yaqoob am 31. August. Unter den Toten sei auch der Inhaber des Süßigkeitenladens. Wer den Anschlag verübte, war zunächst unklar. Qalat liegt rund 150 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Quetta.
Mittwoch, 1. September, bis Sonntag, 12. September
  • Pakistanische Sicherheitskräfte haben ein ranghohes Mitglied der Terrororganisation El Kaida gefasst. Es handele sich dabei um den Ägypter Scharif el Misri, sagte der pakistanische Informationsminister Sheikh Rashid am 1. September. Bei dem Einsatz am 29. August in Quetta, der Provinzhauptstadt von Belutschistan, hätten die Sicherheitskräfte auch einen mutmaßlichen Komplizen von Misri festgenommen, sagte ein pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter.
  • Einen Tag vor einem indisch-pakistanischen Gipfeltreffen zur Kaschmir-Krise hat Indien allen aufständischen Gruppen des Landes den vorbehaltlosen Dialog angeboten. Die Regierung in Neu Delhi biete "allen" Gruppen im Land ausdrücklich das Gespräch an, darunter auch den Kämpfern in Kaschmir, erklärte der indische Regierungschef Manmohan Singh am 4. September in Neu Delhi. Anlässlich der ersten Pressekonferenz seit Amtsantritt der neuen Regierung im Mai erklärte Singh, Neu Delhi sei bereit, mit allen Aufständischen "ohne jegliche Vorbedingungen zu diskutieren". Damit hoffe man, die Rebellen von ihrem bewaffneten und gewaltsamen Kampf abzubringen.
  • Erstmals seit drei Jahren sind die Außenminister von Indien und Pakistan wieder zu Gesprächen über die umstrittene Grenzregion Kaschmir zusammengekommen. Der indische Außenminister Natwar Singh und sein pakistanischer Kollege Khurshid Mahmud Kasuri nahmen am 5. September in Neu Delhi ihre zweitägigen Beratungen auf. Singh will der pakistanischen Seite einen 72-Punkte-Plan für einen Friedensschluss unterbreiten. Dennoch hatte er im Vorfeld jedoch vor zu großen Hoffnungen gewarnt. Einen Durchbruch werde es nicht geben, sagte er. Ranghohe Mitarbeiter der Außenministerien beider Länder hatten die Vorgespräche am 4. September aber als "herzlich und konstruktiv" bezeichnet. In den vergangenen drei Jahren hatte es keine Gespräche auf Ministerebene gegeben.
  • Die Atommächte Indien und Pakistan haben sich auf eine Verlängerung ihres Waffenstillstands in der umstrittenen Grenzregion Kaschmir verständigt. "Der Waffenstillstand hält seit 25. November 2003 und beide Seiten sind gewillt, ihn weiter einzuhalten", sagte Indiens Außenminister Natwar Singh am 6. September in Neu Delhi, wo er den zweiten Tag Gespräche mit seinem pakistanischen Kollegen Khurshid Mahmud Kasuri führte. Singh kritisierte jedoch, es gebe an der Grenze weiterhin Kämpfe, um die sich Indien ernsthaft sorge. Islamische Aufständische in Kaschmir belasteten den Friedensprozess, sagte er.
  • Pakistanische Soldaten haben bei einem Angriff auf ein mutmaßliches Trainingslager an der Grenze zu Afghanistan etwa fünfzig Kämpfer getötet. 90 Prozent der Getöteten seien Ausländer gewesen, sagte ein Militärsprecher dem privaten Fernsehsender ARYOne am 9. September. Die meisten von ihnen seien Usbeken und Tschetschenen gewesen; zudem seien einige Araber unter den Toten. Das Militär sucht an der Grenze zu Afghanistan seit mehr als zwei Jahren nach Anhängern der Terrororganisation El Kaida.
  • Im indischen Teil der umstrittenen Grenzregion Kaschmir sind bei einem Rebellenangriff auf ein Polizeicamp in der Nacht zum 12. September fünf Menschen ums Leben gekommen. Drei Polizisten und zwei militante Moslems seien bei der Schießerei getötet worden, teilte die Polizei mit. Sechs weitere Polizisten seien verletzt worden. Mindestens zwei schwer bewaffnete Rebellen stürmten den Angaben zufolge am späten Abend des 11. September das Polizeicamp in Srinagar, der Sommerhauptstadt des indischen Bundesstaats Jammu und Kaschmir. Nachdem Polizisten den ersten Aufständischen erschossen, stoppten die Kämpfe zunächst. Sie flammten jedoch wieder auf, als ein zweiter Bewaffneter Granaten zündete und das Feuer eröffnete. Dieser Mann wurde dann von Scharfschützen getötet.
Montag, 13. September, bis Sonntag, 19. September
  • Ein prominenter Separatistenführer in Kaschmir ist am 15. Sept. von Unbekannten erschossen worden. Die Täter seien in das Haus von Peer Hisam-ud-Din eingedrungen und hätten aus nächster Nähe auf ihn gefeuert, erklärte ein Polizeisprecher. Anschließend seien sie geflüchtet. Hisam-ud-Din war ein Führer der propakistanischen Fraktion in der Hurriyat Allparteienkonferenz, einem in sich gespaltenen Dachverband von muslimischen Religions- und Politikorganisationen in Kaschmir. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.
  • Der pakistanische Staatspräsident Pervez Musharraf bleibt entgegen einer früheren Zusage weiterhin auch Befehlshaber der Streitkräfte. Informationsminister Scheikh Rashid Ahmed sagte der Nachrichtenagentur AP am 15. Sept., die "Situation verlangt es, dass er beide Ämter behält". Und auf Nachfrage, warum er nicht wie versprochen Ende des Jahres das Amt des Befehlshabers der Streitkräfte abgebe, sagte Ahmed: "Die Situation hat sich verändert." - Musharraf hatte 1999 in einem unblutigen Putsch die Macht in Pakistan übernommen. Im Dezember 2003 sagte er den islamischen Hardlinern zu, das Amt des Befehlshabers der Streitkräfte abzugeben. Die Opposition warf ihm deshalb nun vor, das Land belogen zu haben. Musharraf reist am 17. Sept. in die USA.
  • Im indischen Teil Kaschmirs sind am 18. Sept. drei Zivilpersonen grausam getötet worden. Wie die Polizei mitteilte, stürmten Unbekannte am frühen Morgen in ein Haus in Punch, zogen den Hauseigentümer aus seinem Bett und köpften ihn. Ein weiteres Mordkommando brach in ein Haus im nahe gelegenen Rajouri ein, schleppte zwei Personen ins Freie und erschoss sie dort. In beiden Fällen beschuldigten die Angreifer ihre Opfer, als Polizeispitzel gearbeitet zu haben, sagte ein ranghoher Polizeiinspektor von Jammu-Kaschmir.
  • Die USA haben 35 Pakistaner aus dem umstrittenen Gefangenenlager Guantanamo Bay auf Kuba entlassen. Der pakistanische Innenminister Aftab Ahmed Sherpao sagte am 19. Sept., sie seien in Islamabad angekommen und würden nun befragt. Mindestens vier Pakistaner würden auch knapp drei Jahre nach Beginn des US-geführten Angriffs auf Afghanistan noch in Guantanamo Bay festgehalten. Tausende Pakistaner hatten auf Seiten der Taliban gekämpft. Viele wurden getötet, einige gefangengenommen.
Montag, 20. September, bis Sonntag, 26. September
  • Deutschland, Brasilien, Indien und Japan haben sich gegenseitig Unterstützung bei einer Kandidatur für den UN-Sicherheitsrat zugesagt. Die vier Staaten seien "fest davon überzeugt, dass sie legitime Kandidaten für die ständige Mitgliedschaft im Sicherheitsrat sind", erklärten Bundesaußenminister Joschka Fischer, der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der indische Premier Manmohan Singh und der japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi am 21. Sept. nach einem Treffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Auch müsse Afrika unter den ständigen Mitgliedern des Rates vertreten sein. Mit gleichgesinnten UN-Mitgliedstaaten könne auf eine substanzielle Reform der Vereinten Nationen einschließlich des Sicherheitsrats hingearbeitet werden, erklärten die vier Politiker.
  • Nach Hinweisen auf einen möglichen Selbstmordanschlag auf US-Einrichtungen in Pakistan haben die Behörden des Landes die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Auf eine entsprechende Bitte der Vereinigten Staaten sei die Zahl der weiblichen Sicherheitskräfte für das Konsulat in Karachi erhöht worden, sagte der Polizeichef der südpakistanischen Küstenstadt am 22. Sept. Es habe Hinweise gegeben, dass eine asiatische Frau in westlicher Kleidung einen Bombenanschlag verüben wolle; das weibliche Sicherheitspersonal solle die Besucherinnen des Konsulats deshalb verstärkt kontrollieren. Den Angaben zufolge richtete sich der Verdacht vor allem gegen Frauen aus Usbekistan, Tadschikistan oder Tschetschenien.
  • Der Planer der indischen Atombombe, Raja Ramanna, ist am 24. Sept. im Alter von 79 Jahren gestorben. Er erlag einem Darmleiden, wie ein Mitarbeiter seines Büros am Nationalen Forschungsinstitut in Bangalore mitteilte. Ramanna, der in London promovierte, wurde nach Indiens Nuklearwaffentest 1974 bekannt als "Architekt der indischen Atombombe". Sein Mentor war der Wissenschaftler Homi Bhabha, der in den 50er Jahren das indische Atomprogramm ins Leben rief. Ramanna wurde später Berater des Verteidigungsministeriums und Leiter der Abteilung für Atomenergie. 1986 wurde er Vorsitzender des wissenschaftlichen Überwachungskomitees der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Der indische Ministerpräsident Manmohan Singh sagte der Nachrichtenagentur PTI, das Land verliere einen seiner bedeutendsten Atomwissenschaftler.
  • Indien und Pakistan wollen gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um den Konflikt um die Region Kaschmir friedlich zu beenden. "Ich glaube ernsthaft, dass heute ein historischer Tag ist", erklärte Indiens Premierminister Manmohan Singh am 24. Sept. nach seinem ersten Treffen mit dem pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf, das am Rande der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York stattgefunden hatte. "Wir haben einen neuen Anfang gemacht." Musharraf sagte, dieses "Vorzeichen" sei hoffentlich gut für die Beziehungen der beiden Länder.
  • Pakistanische Sicherheitskräfte haben den meistgesuchten Extremisten des Landes getötet. Amjad Farooqi sei bei einem Schusswechsel in Nawabshah in der Provinz Sindh tödlich getroffen worden, sagte ein Polizeisprecher am 26. Sept. Er soll in einen fehlgeschlagenen Mordanschlag auf den pakistanischen Staatschef Pervez Musharraf verwickelt gewesen sein; außerdem wurde Farooqi beschuldigt, für die Ermordung des US-Journalisten Daniel Pearl verantwortlich zu sein. Zuvor hatte ein örtlicher Polizeisprecher mitgeteilt, bei einem Einsatz in Nawabshah sei ein mutmaßliches Mitglied des Terrornetzwerkes El Kaida von Osama bin Laden getötet worden; zwei weitere mutmaßliche Mitglieder seien festgenommen worden. Auf Farooqi war ein Kopfgeld von 330.000 Dollar ausgesetzt.
    Musharraf war bereits Ziel mehrerer fehlgeschlagener Anschläge; im Dezember 2003 waren binnen elf Tagen zwei Anschläge auf den Präsidenten vereitelt worden. Der US-Journalist Daniel Pearl, der als Südasien-Korrespondent des "Wall Street Journal" arbeitete, war am 23. Januar 2002 in der pakistanischen Hafenstadt Karachi entführt worden, als er dort zum militanten Islamismus recherchierte. Einen Monat später wurde eine Videokassette veröffentlicht, die seine Ermordung zeigte.
Montag, 27. September, bis Donnerstag, 30. September
  • Zum ersten Mal seit der Teilung des indischen Subkontinents 1948 darf eine Gruppe pakistanischer Journalisten den indischen Teil Kaschmirs besuchen. Die 18 Reporter werden vom 3. Oktober an fünf Tage im Unionsstaat Jammu-Kaschmir zubringen, erklärte der Chef der Zeitungsgruppe "Kashmir Times", Ved Bhasin, am 27. Sept. in Srinagar. Er sprach von einem Meilenstein in der Geschichte der Beziehungen zwischen Indien und Pakistan.


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