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Neues Amt für Zelaya

Gestürzter Präsident von Honduras übernimmt Posten in Venezuela

Von André Scheer *

Manuel Zelaya kehrt auf die politische Bühne zurück. Bei einem Besuch des im vergangenen Jahr gestürzten Präsidenten von Honduras in Venezuela wurde bekannt, daß er künftig die Leitung eines neu geschaffenen »Politischen Rates zur Verteidigung von Demokratie und Souveränität« in der Wirtschaftsgemeinschaft Petrocaribe übernehmen soll. Dies hätten Zelaya und Venezuelas Präsident Hugo Chávez bei einem langen Treffen in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) vereinbart, erklärte der venezolanische Außenminister Nicolás Maduro.

Die Nominierung Zelayas ist auch ein deutlicher Fingerzeig an das Regime in Tegucigalpa. Während das Putschregime noch wenige Tage vor der Amtsübernahme des neuen, von den meisten lateinamerikanischen Staaten nicht anerkannten Präsidenten Porfirio Lobo den Austritt von Honduras aus der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) beschlossen hatte, stand ein Austritt aus Petrocaribe nie zur Debatte. Diese Organisation wurde durch ein Abkommen zwischen Venezuela und zahlreichen Karibikstaaten im Jahr 2005 gegründet, auf dessen Grundlage Caracas den derzeit 17 Vertragspartnern Erdöl zu Vorzugsbedingungen liefert.

Im Unterschied zu ALBA beschränkte sich Petrocaribe bislang auf die ökonomische Zusammenarbeit, wodurch auch Ländern ohne linke Regierungen wie Guatemala und die Dominikanische Republik eine Mitgliedschaft ermöglicht wird. Durch die Schaffung des »Politischen Rates« und die Ernennung Zelayas erhält Petrocaribe nun jedoch auch eine politische Gewichtung. Zugleich dürfte es Regierungen der Region schwerfallen, gegen die Ernennung Zelayas zu opponieren, da ihnen dies als Unterstützung für die Putschisten in Honduras ausgelegt werden könnte.

Nach seiner Begegnung mit Chávez nahm Zelaya, der von Venezuela nach wie vor als rechtmäßiger Präsident seines Landes betrachtet wird, auch an dem in Caracas tagenden Kongreß der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV) teil. »Ich habe Hugo Chávez gesucht, damit er Mittelamerika hilft. Das einzige, was Honduras dieser Bolivarischen Revolution schuldet, sind Wohltaten, die wir niemals zurückzahlen könnten, die aber Teil der neuen Widerstandsbewegung in Honduras sind«, bedankte sich Zelaya für Venezuelas Unterstützung vor und nach dem Staatsstreich.

* Aus: junge Welt, 8. März 2010


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