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"Die Bush-Administration hat ihre verfassungsmäßige und moralische Autorität überschritten"
"The Bush administration has overstepped its constitutional and moral authority"

Petition an den Kongress zum Elend in Haiti infolge der Destabilisierung
Petition to Congress on the Plight of Haiti in Light of Destabilization

Im Folgenden dokumentieren wir eine Petition, die von einer Reihe amerikanischer Menschenrechtsorganisationen formuliert wurde und an den US-Kongress geschickt werden soll. Die Übersetzung aus dem Amerikanischen haben wir selbst besorgt (Pst).


Ökumenische Programm für Zentralamerika und Karibik
Globale Gerechtigkeit
Außenpolitik in Focus/IPS
TransAfrika Forum


Petition an den Kongress zum Elend in Haiti infolge der Destabilisierung

Wir, Organisationen und Mitglieder der internationalen Gemeinschaft, verurteilen die offene Verletzung der internationalen Souveränitätsrechte durch die Regierung der Vereinigten Staaten infolge ihrer Beteiligung am Sturz des demokratische gewählten Präsidenten von Haiti. Die Vereinigten Staaten sind in Haiti eingedrungen, ohne von der Regierung Haitis und dem ordnungsgemäß gewählten Präsidenten eingeladen worden zu sein.

Die Bush-Administration hat ihre verfassungsmäßige und moralische Autorität überschritten. Kein Gesetz der Vereinigten Staaten gibt irgendeine Handhabe für den Sturz einer rechtmäßig gewählten Regierung. Im Gegenteil: Es gibt umfassende Gesetze, die das ausdrücklich verbieten. Diese rücksichtslose Machtergreifung führt zu einer weiteren Isolation der Vereinigten Staaten innerhalb der Weltgemeinschaft und hat große Ähnlichkeit mit den Aktivitäten eines Schurkenstaates.

Wir verurteilen die Art, in der die Bush-Administration die Bedingungen für einen Regimewechsel in Haiti geschaffen hat, indem sie nämlich den Einsatz internationaler Hilfe verhindert hat, die von Präsident Aristide angefordert worden war, um der bewaffneten Opposition Einhalt zu gebieten. Was in Haiti geschah, mag zwar nicht einmalig sein, aber es bleibt eine eindeutige Verletzung internationalen und amerikanischen Rechts und ist somit unsittlich und unmoralisch.

Die Entscheidungen, die die Bush-Administration getroffen hat, haben dem haitianischen Volk irreparablen Schaden zugefügt und die Meinung bestärkt, dass Regimewechsel ein normaler Vorgang ("modus operandi") in den Beziehungen zwischen des Vereinigten Staaten und jenen Ländern werde, mit denen sie Meinungsverschiedenheiten haben.

Als Organisationen, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen, geht es uns nicht nur um die Behandlung der Administration des haitianischen Präsidenten Aristide in diesem konkreten Fall. Es geht auch um den Präzedenzfall angesichts der Behauptungen, wonach die USA bei der Amtsenthebung eines gewählten Führers unmittelbar beteiligt gewesen sein sollen.

Die Probleme, die von dieser Administration durch ihr jüngstes Verhalten verursacht worden sind - einschließlich der genannten Behauptungen über die Amtsenthebung eines Präsidenten, der Entsendung von Truppen ohne besondere Autorisierung durch den Kongress, der aktiven Mithilfe beim Zerfall eines Staates und der Erniedrigung seines Volks -, veranlassen uns den Kongress aufzufordern, eine Kommission einzuberufen, die weitreichende Befugnis haben soll, um die Aktivitäten der US-Regierung bezüglich Haiti in folgenden fünf Bereichen zu untersuchen:
  1. Die Amtsenthebung des rechtmäßig gewählten Präsidenten von Haiti
  2. Die - direkte oder indirekte - Verhinderung von Wirtschaftshilfe an Haiti während der Präsidentschaft Aristides
  3. Das Anheuern gerichtsnotorischer Krimineller und Schläger, um den Sturz der der haitianischen Regierung zu bewerkstelligen
  4. Die Verbreitung von Falschinformationen, um die Unzufriedenheit in Haiti zu schüren
  5. Die Erlaubnis an gerichtsnotorische Kriminelle und Terroristen, sich in den Vereinigten Staaten frei zu bewegen.
Daher fordern die Unterzeichner dieses Briefes:
  • Die Verurteilung des Staatsstreichs und die Rückkehr Haitis zur konstitutionellen Demokratie.
  • Der Kongress untersucht die Rolle der US-Regierung, einschließlich des Militärs und der diversen Geheimdienste, bei der Destabilisierungskampagne gegen Haitis Demokratie und beim Sturz von Präsident Aristide.
  • Beendigung jeglicher offenen und verdeckten Unterstützung der andauernden Repression in Haiti. Festnahme der Kriminellen und der Anführer der Todesschwadronen und keinen Wiederaufbau der haitianischen Armee. Unverzügliche Entwaffnung der so genannten militärischen Opposition und die unverzügliche Verhaftung bekannter haitianischer Krimineller und Terroristen, die auf dem Boden der USA wirken.
  • Haitianer, die in der gegenwärtigen Situation fliehen, ist ein Flüchtlingsstatus zu gewähren; die Deportation haitianischer Bürger ist auf unbestimmte Zeit auszusetzen; haitianische Bürger, die sich gegenwärtig in den USA aufhalten, erhalten wegen der ernsten Krise in ihrem Land vorübergehend den Status zu schützender Personen.
  • Sofortige Wiederaufnahme der humanitären und wirtschaftlichen Hilfe sowie der Nothilfe für das haitianische Volk.

Petition to Congress on the Plight of Haiti in Light of Destabilization

Drafted by:
Ecumenical Program on Central America & the Caribbean (EPICA)
Global Justice, Inc.
Foreign Policy in Focus/IPS
TransAfrica Forum

We, organizations and members of the international community, denounce the flagrant violation of international sovereignty laws by the United States government through its involvement in the overthrow of the democratically elected President of Haiti. The United States has entered Haiti without invitation of the Haitian government or its duly-elected president.

The Bush administration has overstepped its constitutional and moral authority. By no law of the United States is there any sanction given for the overthrow of a duly-elected government. Indeed, there are extensive laws that explicitly forbid it. This reckless usurpation of power further isolates the United States in the global community of nations and more closely resembles the activities of a rogue state.

We condemn the manner in which the Bush administration created the conditions for regime change in Haiti by obstructing the deployment of international assistance that had been specifically requested by President Aristide to halt the military opposition. What happened in Haiti may not be unprecedented, but remains a clear violation of international and federal laws, as well as being unethical and immoral.

The choices made by the Bush administration are causing irreparable harm to the Haitian people and further advance the notion that regime change should be the modus operandi in the relations between the United States and other countries with whom it disagrees.

We, as organizations that work for global justice, are not writing solely out of concern regarding the treatment of the administration of President Aristide of Haiti but also for the precedent it sets in light of the allegations of a direct U.S. role in the removal of an elected leader from office.

The problems caused by recent behavior by this administration, including the allegations here noted of forced removal of a president, sending of troops without specific authorization of Congress, and being actively complicit in the decay of a nation and the degradation of its people, causes us to respectfully urge Congress convoke a Commission with wide-ranging authority to examine U.S. government activities as they relate to Haiti in these five areas:
  1. Removal of the duly-elected president of Haiti
  2. Obstruction of economic aid to Haiti--whether directly or indirectly--during President Aristide’s term of office
  3. Using convicted criminals and thugs to attain the overthrow of the Haitian government
  4. Using disinformation to foment discontent in Haiti
  5. Permitting convicted criminals and terrorists to operate freely in the United States
Therefore, we, the signatories of this letter demand:
  • A condemnation of the coup and a return of Haiti to constitutional democracy.
  • That Congress investigates the role of the United States government, including the military and various intelligence agencies, in the destabilization campaign against Haiti’s democracy and their role in the overthrow of President Aristide.
  • Cessation of any and all U.S. overt and covert support for continuing repression in Haiti. Arrest of the criminals and death squad leaders and no reconstitution of the Haitian army. An immediate disarming of the so-called military opposition and the immediate detaining of known Haitian convicted criminals and terrorists operating on U.S. soil.
  • Grant refugee status to Haitians fleeing the current situation; suspend Haitian deportations indefinitely; grant temporary protective status to Haitian nationals currently residing in the United States, given the serious political crisis in Haiti.
  • Immediate resumption of humanitarian and economic assistance and emergency aid to the people of Haiti.
http://www.foreignpolicy-infocus.org/form_haiti-petition.html


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