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Clinton macht weiter Druck auf Célestin

US-Außenministerin besuchte Haiti

Bei einem Besuch in Haiti hat US-Außenministerin Hillary Clinton dem Regierungskandidaten Jude Célestin den Verzicht auf die Stichwahl um das Präsidentenamt nahegelegt.

Die USA stünden hinter der Empfehlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) eines Rückzugs Célestins, sagte Clinton am Sonntag (30. Jan.) in Port-au-Prince. Zudem versprach sie Haiti weitere Unterstützung für den Wiederaufbau nach dem Beben.

Clinton forderte mit Blick auf den umstrittenen Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Ende November, dass die politischen Entscheidungen der Haitianer respektiert werden müssen. Die Außenministerin traf sich während ihres Besuchs mit dem scheidenden Präsidenten René Préval sowie den drei bestplatzierten Kandidaten des ersten Wahlgangs: die frühere First Lady Mirlande Manigat, der populäre Sänger Michel Martelly sowie Célestin.

Célestin hatte sich nach Angaben der haitianischen Wahlkommission als Zweitplatzierter für die Stichwahl gegen Manigat qualifiziert, die Opposition warf der Regierung daraufhin aber Wahlbetrug vor. Nach einer Überprüfung der Resultate sprach sich die OAS für die Teilnahme des offiziell drittplatzierten Martelly an der Stichwahl aus. Nach internationalem Druck erklärte die Regierungspartei Inité am Mittwoch schließlich, dass Célestin bei der zweiten Wahlrunde am 20. März nicht antreten werde. Der Regierungskandidat selbst bestätigte dies bislang aber nicht.

Clinton bekräftigte auch die Unterstützung der USA für Haiti nach dem verheerenden Erdbeben vor einem Jahr. »Wir wollen, dass der Wiederaufbau weitergeht«, sagte sie. Das Beben hatte den Karibikstaat am 12. Januar 2010 erschüttert, mehr als 220 000 Menschen kamen ums Leben. Von den 1,3 Millionen Menschen, die ihr Dach über dem Kopf verloren, müssen wegen des schleppenden Wiederaufbaus noch immer viele in Notunterkünften ausharren.

Im Oktober brach zudem die Cholera aus, der bislang mehr als 4000 Haitianer zum Opfer fielen. Clinton besuchte eine Cholera-Klinik in Port-au-Prince und lobte Fortschritte im Kampf gegen die Epidemie. Die Zahl der Neuinfektionen sinke, allerdings sei die Gesundheitsgefahr noch nicht vorbei, warnte sie.

* Aus: Neues Deutschland, 1. Februar 2011


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