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Panzer trotz Pleite

Griechenland kauft Waffen in den USA - mit EU-Steuergeld

Von René Heilig *

Das marode Griechenland will 400 M1A1-Abrams-Panzer kaufen. Bezahlt werden sie letztlich mit Steuergeldern aus den EU-Staaten.

Griechenland ist dem Konkurs näher denn je. Die in der sogenannten Troika vereinten Vertreter des Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Zentralbank und der EU setzten am Montag ihre Gespräche im Athener Finanzministerium fort. Dabei ging es bereits um Schuldendienste für die Jahre 2013 und 2014 und die von der EU benötigte Stützung.

Trotz der Staatspleite rüstet das NATO-Land seine Armee weiter und zeigt nun offenbar Interesse an 400 gebrauchten M1A1-Abrams-Panzern aus den USA. Wie das »Hellenic Defence & Technology«-Magazin in der vergangenen Woche berichtete, soll das Geschäft kurz vor dem Abschluss stehen. Die US-Behörden haben den Verkauf genehmigt. Es wird darüber spekuliert, ob die M1A1-Panzer auf den M1A2-Standard hochgerüstet werden. Dies wäre eine zusätzliche Investition. Auf jeden Fall sichert sich der Verkäufer über lange Zeit Wartungsaufträge.

Experten behaupten, dass die Rüstungsbestellungen innerhalb der USA in den kommenden zehn Jahren um bis zu bis zu 30 Prozent abgesenkt werden. Gründe: das katastrophale Budgetdefizit und das Auslaufen zweier Kriegseinsätze im Mittleren Osten. In US-Kasernen muss also Platz gemacht werden für neue Bestellungen.

Neben den Panzern hat Athens Armee auch 20 amphibische Truppentransporter avisiert. Der Bedarf an diesen Fahrzeugen wird auf 75 bis 100 geschätzt. Nachdem Lieferverträge mit Russland von Athen unlängst wegen der EU-Sparzwänge gekündigt worden sind, bieten die USA nun Bradley-Schützenpanzer an.

Griechenlands Rüstungsanstrengungen gründen sich vor allem auf Konflikte mit dem NATO-Partner Türkei. Athens Waffenbeschaffungen lagen im vergangenen Jahr bei 7,06 Milliarden Euro, das waren rund vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Von 2005 bis 2009 lag Griechenland im Ranking der weltgrößten Importeure von militärischen Gütern auf Platz 5. Inzwischen dürfte das Verhältnis zwischen Staatseinnahmen und Militärausgaben noch drastischer ausfallen.

Auch Deutschland und deutsche Rüstungsfirmen haben jahrzehntelang vom Militärexport nach Griechenland profitiert. Dieser Tage hat das U-Boot »Papanikolis« (S 120) seine Torpedo-Erprobung erfolgreich abgeschlossen. Es war von den Howaldtswerken-Deutsche Werft (HDW) entwickelt und gebaut worden. Drei Schwesterschiffe entstehen auf der Hellenic Shipyard. Seit gut einem Jahr ermitteln Staatsanwaltschaften in München und in Athen wegen möglicher Bestechungszahlungen.

Vor wenigen Tagen hat das griechische Parlament auch einem Vertrag zum Kauf von Munition für die aus Deutschland gelieferten Leopard-2 HEL.Panzer zugestimmt. Es geht dem Vernehmen nach um 12 000 Granaten, die in den Niederlanden, den USA, Israel und Deutschland beschafft werden sollen. Der Leopard und der Abrams haben beide eine 120mm-Glattrohr-Kanonen des deutschen Rüstungsbetriebes Rheinmetall.

Im vergangenen Jahr hat Deutschland 223 von der Bundeswehr ausgesonderte Panzerhaubitzen geliefert. Griechenland - also letztlich der EU-Steuerzahler - hat dafür zehn Millionen Euro gezahlt.

* Aus: neues deutschland, 11. Oktober 2011


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