Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Tausendfacher Protest gegen Offensive

Berichte aus Tel Aviv, Berlin, Frankfurt a.M., New York und vielen anderen Großstädten der Welt

Berlin. Rund 7500 Menschen haben am Samstag (3. Jan.) in Berlin gegen den israelischen Militäreinsatz im Gaza-Streifen demonstriert. Unter den Teilnehmern waren rund 2000 Frauen und Kinder, die an der Spitze des Zuges liefen. Die Proteste seien weitgehend ruhig verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. Acht Teilnehmer wurden kurzzeitig festgenommen, unter anderem wegen eines verbotenen Plakats und Landfriedensbruchs. Damit gingen in Berlin bereits zum dritten Mal in der vergangenen Woche tausende Menschen wegen des Militäreinsatzes auf die Straße.

Frankfurt am Main. In der Mainmetropole demonstrierten am Sonnabend nach Polizeiangaben 7000 Menschen gegen die Boden-offensive. In Bremen versammelten sich 7000 Menschen, in Düsseldorf rund 4000, in Hannover 2000. Auch in anderen Städten forderten Demonstranten ein sofortiges Ende der Militäraktion, eine Grenzöffnung zur medizinischen Versorgung und umgehende Friedensverhandlungen.

London. Nach Schätzung der Polizei gingen bis zu 12 000 Menschen auf die Straße. Demonstranten schleuderten zum Zeichen des Protests alte Schuhe gegen das Gitter an der Downing Street, den Amtssitz von Premier Gordon Brown. Sie zeigten damit ihre Wut über die Weigerung Browns, die israelischen Luftangriffe zu verurteilen.

Paris. Mehr als 20 000 Menschen versammelten sich in der französischen Hauptstadt zum Protestmarsch gegen die israelische Offensive und forderten auf Transparenten ein »Ende des Massakers«. Auch in weiteren französischen Großstädten wie Lyon und Marseille waren tausende Demonstranten unterwegs.

Amsterdam. Weit über 1000 Menschen zogen durch die Straßen und forderten einen Boykott israelischer Produkte. In Salzburg nahmen rund 2300 Demonstranten an einer Kundgebung teil. Auch in Italien protestierten die Menschen gegen das israelische Vorgehen, unter anderem in Rom und Mailand.

Sydney. In der australischen Metropole Sydney skandierten rund 2000 Menschen »Befreit Palästina« und forderten von ihrer Regierung eine Verurteilung der Angriffe.

Jakarta. Rund 3000 Demonstranten kamen in den Straßen von Indonesiens Hauptstadt Jakarta zusammen, um gegen die israelischen Angriffe zu protestieren. Sie forderten von ihrer Regierung, Truppen in den Nahen Osten zu entsenden, um den Krieg zu stoppen. (Agenturen/ND)

* Aus: Neues Deutschland, 5. Januar 2009


"Israel raus aus Gaza"

Zehntausende bei Antikriegsprotesten in Deutschland **

Zehntausende Kriegsgegner protestierten am Wochenende in Deutschland gegen die israelische Militäroffensive in Gaza. Die größte Demonstration mit etwa 10000 Menschen erlebte Frankfurt am Main, gefolgt von Berlin und Bremen mit jeweils mehr als 7000 Teilnehmern. In Düsseldorf gingen rund 5000 Menschen gegen den Krieg Israels auf die Straße. Aufgerufen hatten die palästinensischen Gemeinden in Deutschland, die sich regional mit anderen Gruppen zu »Bündnissen gegen den Krieg in Gaza« zusammengeschlossen hatten. In teilweise wütenden Sprechchören wurde »Freiheit für Palästina« und ein Ende des Mordens in Gaza gefordert. »Wir sind alle Palästinenser« war auf Transparenten zu lesen; der Staat Israel wurde immer wieder als »Kindermörder und Frauenmörder« bezeichnet. Passanten wurden aufgefordert, dem Leiden der Palästinenser in Gaza nicht teilnahmslos gegenüberzustehen, sondern hinzusehen und sich für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen. Die Demonstranten hielten Fotos von Opfern der siebentägigen Luftangriffe in die Höhe und forderten immer wieder »Israel raus aus Gaza«.

Nach Auskunft von George Rashmawi, dem Sprecher der palästinensischen Gemeinden in Deutschland, richteten sich die Proteste auch gegen die Stellungnahmen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), die das Vorgehen Israels als Selbstverteidigung bezeichnet und die Hamas für das Massensterben in Gaza verantwortlich gemacht hatten. »Sie verwechseln Ursache und Wirkung«, sagte Rashmawi, der selbst aus Bethlehem stammt. »Wir sind besetzt und nicht Israel. Wir leiden unter dieser Besatzung und nicht die israelische Bevölkerung. Die israelische Bevölkerung leidet, weil es keine Sicherheit gibt, aber Frau Merkel und Herr Steinmeier sollten Israel klarmachen, daß es über den Leichen der Palästinenser keinen Frieden geben wird.« Rashmawi forderte wirtschaftliche Sanktionen gegen Israel, das vermutlich schon bei der Androhung einlenken würde. »Die Erklärungen von Frau Merkel und Herrn Steinmeier machen die Opfer zu Tätern, das ist unakzeptabel«, sagte Rashmawi.

Fast täglich war es in den vergangenen Tagen zu Protesten gegen den Krieg in Gaza gekommen. Menschen demonstrierten in München, Stuttgart, Kassel, Bonn, Heidelberg, Hamburg, Lübeck und anderen Städten mit Kundgebungen und Mahnwachen. Die Deutsch-Palästinensische Medizinische Gesellschaft rief zu finanziellen, medizinischen und materiellen Spenden für Gaza auf. Geplant ist, über den Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens einen Container mit medizinischen Hilfsgütern ins Kriegsgebiet zu schicken. Die Aktion werde von medizinischen und humanitären Organisationen in Deutschland unterstützt. Karin Leukefeld

** Aus: junge Welt, 5. Januar 2009


Frieden jetzt!



Von Karin Leukefeld ***

»Stoppt das Morden, stoppt die Belagerung, stoppt die Besatzung!« Mit diesen Losungen in englischer, hebräischer und arabischer Sprache marschierten Friedensaktivisten der israelischen Friedensgruppe Gush Shalom am Samstag abend in Tel Aviv. Zehntausende nahmen an dem Protest gegen die Regierung teil. Die meist in Hebräisch gerufenen Parolen der Demonstranten ließen an Klarheit nichts wünschen übrig: »Alle Minister sind Kriegsverbrecher«, skandierte die Menge und forderte die Regierung auf, mit der Hamas im Gazastreifen zu reden. An die Adresse von Ehud Barak gewandt, riefen die Demonstranten: »Barak, Barak, keine Angst. Wir treffen uns (am internationalen Strafgerichtshof) in Den Haag!« 21 Friedensaktivisten waren am Freitag festgenommen worden, als sie versuchten, den Eingang eines Militärflughafens zu blockieren, um Piloten an weiteren Angriffen gegen die Palästinenser in Gaza zu hindern.

Auch in Wien, Madrid, Rom, Uppsala, Berlin, Paris und London hatten am Samstag Hunderttausende demonstriert. Doch das israelische Kriegskabinett zeigte sich unbeeindruckt. Etwa zeitgleich mit der Massendemonstration in Tel Aviv gab Verteidigungsminister Ehud Barak der Armee den Befehl, in den Gazastreifen einzumarschen. Man liebe den Frieden, und die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, so Barak, doch um die Einwohner von Südisrael zu schützen, sei die Bodenoffensive richtig. Barak sagte »schmerzliche Verluste« und eine lang andauernde Operation voraus.

Der nächtliche Einmarsch erfolgte an drei Grenzübergängen im Norden und Osten des Gazastreifens und wurde von weiteren Luftangriffen und schwerem Artilleriefeuer begleitet. Die Zerstörung eines zentralen Gaslagers bei Beit Lahia im Norden des Gazastreifens forderte mindestens vier Todesopfer. Acht Menschen wurden getötet, als sie nach Angaben von Ärzten bei einem Artillerieangriff ihre Häuser verließen, um Zuflucht in einer Schule zu suchen. Kurz vor Beginn der Bodenoffensive hatten israelische Kampfjets eine Moschee in Beit Lahia zerstört. Von den etwa 200 Gläubigen wurden 13 getötet und 20 verletzt. Der der Hamas nahe stehende Fernsehsender Al Aqsa in Gaza wurde ebenfalls zerstört, arbeitete allerdings über einen Untergrundsender weiter. »Ihr seid reingekommen wie die Ratten«, sagte Hamas-Sprecher Ismail Radwan kurz nach Beginn der Invasion über den Sender. »Gaza wird für euch zum Friedhof werden.«

Seit Beginn der israelischen Angriffe wurden mehr als 500 Palästinenser getötet. Die israelische Armee bestätigte am Sonntag einen getöteten und 30 verletzte Soldaten. Nach Angaben eines israelischen Militärssprechers sollen seit Samstag abend 25 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen worden sein. In der israelischen Stadt Sderot wurde eine Frau leicht verletzt.

Am Sonntag morgen (4. Jan.) hatten die israelischen Truppen den Nordosten des Gazastreifens um den Ort Beit Lahia abgetrennt und vor der früheren jüdischen Siedlung Netzarim, Gaza-Stadt und dem Flüchtlingslager Dschabalia Stellung bezogen. Internationale Aufrufe zu einem Ende der Offensive verhallten ungehört. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte, Israel müsse den Einsatz sofort beenden und Zivilisten schützen. Der UN-Sicherheitsrat konnte sich am Samstag in seiner Sondersitzung nicht auf eine Erklärung zu einem Waffenstillstand einigen, was Hamas-Sprecher Fawzi Barhoum als »Farce« bezeichnete. Die USA und Israel beherrschten die Entscheidungsfindung in dem Gremium.

*** Aus: junge Welt, 5. Januar 2009


Many Thousands March for Gaza – as Invasion Begins

Largest protest in support of Palestinians ever in NYC ****

(January 4, 2009) Saturday saw sizable protests throughout the world against the bombing and invasion of Gaza. As the Israeli military began a massive ground invasion of Gaza, including infantry, tanks, and artillery, hundreds of thousands of people were in the streets around the world chanting "Free, Free Palestine!"

Possibly the largest protest took place in New York City where a huge rally in Times Square stretched from 42nd Street south to 36th Street, along 7th Ave. Buses came from throughout the region. Crowd estimates ranged from 25,000 and 30,000. Just before the demonstration started the announcement of the Israeli invasion came over the news wires. An angry march through midtown Manhattan, shut down 42nd St, stalled mid-town traffic and ended at the Israeli Mission to the U.N. At the closing rally, the crowd stretched from 48th to 42nd Street, along 2nd Ave.

Many of the organizers of today's rally, including Al-Awda: Palestine Right to Return Coalition-NY; the Arab Muslim American Federation; MAS- Muslim American Society NY (Youth Center), National, Queens, NJ, Yonkers; GUPS - The General Union of Palestine Students; BAYAN-USA; Islamic Society of Bay Ridge; International Action Center; December 12 Movement; New York City Labor Against the War; Troops Out Now Coalition; Pakistan USA Freedom Forum; International League of Peoples Struggle; F.I.S.T.; and others, announced plans for a rally again next Sunday, January 11 in New York City's Times Square, beginning at 1 pm.

While much of the U.S. national media limited their coverage of world wide protests to Europe and the Middle East, the size of the New York protest clearly equaled or surpassed other protests. Ty Chandler, reporting at the scene of the protest for New York 1 TV, stated on camera near the Israeli Consulate "This massive crowd is still making its way up 2nd Ave., and you can see the anger and frustration on their face, this crowd is huge, it goes for blocks."

In Boston, about 1500 people took to the streets to protest the US/Israeli Genocide in Gaza. Chanting "Free, Free Palestine", "From the River to the Sea, Palestine will Free", "We Support the Resistance" the demonstrators marched through main shopping area of downtown Boston, stopping at the US Military Recruiters and the Israeli Consulate for mini rallies. The demonstration, called by an ad-hoc coalition formed to protest the US/Israeli massacres in Gaza, was led by a militant contingent of Palestinian youth.

In Atlanta, hundreds turned out for a protest in front of CNN, with 2 black caskets draped with Palestinian flags, and more than 100 signs with the names of people who have died in the assault.

More than 500 marched in Charlotte, North Carolina, where protesters, with Palestinian & Muslim youth at the forefront, took over downtown Charlotte with a sea of Palestinian flags & energetic chants.

Around 1,000 people stretched across the steps in front of Philadelphia's> City Hall for a rally targeting U.S. funding for the Israeli war against the Palestinian people in Gaza. The crowd predominantly Palestinians, youthful, and militant. Chants targeted the terrorist nature of Israel's bombing in Gaza. Speakers linked budget cuts in Philadelphia that will close 11 libraries to U.S. funding of Israeli bombs being dropped on elementary schools. Passing motorists honked in support.

Behind a lead banner that read "War is Terrorism with a Bigger Budget - Stop U.S.-Israeli War on Palestinians" demonstrators marched through the Center City shopping area to the Federal Building and FOX News, stopping for occasional mini-rallies to explain what the protest was about to people who gathered to listen along the way.

At least 10,000 people gathered at Toronto's Yonge-Dundas Square to protest against Israel's recent assault on Gaza. Protesters then marched through the streets of Toronto to the Israeli Consulate and the United States Embassy.

Thousands took to the streets in London, Paris, Berlin, Rome, Athens and several Asian cities, following similar events in parts of the Muslim world on Friday. In London, protesters, including former mayor Ken Livingstone, marched to Trafalgar Square, chanting, "Free, free Palestine" and "Israel terrorists!" Many stopped at Downing Street, the Prime Minister's residence, to throw shoes at the gates, following the example of the Iraqi journalist who threw his shoes at President Bush last month.

**** Quelle: International Action Center; www.iacenter.org


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