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Luftangriffe und Häuserzerstörung

Israels Armee bombardiert erneut Ziele im Gazastreifen und warnt Palästinenser vor Staatsproklamation

Von Karin Leukefeld, Damaskus *

Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum Donnerstag den Gazastreifen erneut bombardiert. Laut Militär sei ein Tunnel zerstört worden, durch den möglicherweise Angriffe auf Israel hätten ausgeführt werden können. Die Bombardierung war nach israelischen Angaben die Reaktion auf zwei Kassam-Raketen, die zuvor aus dem Gazastreifen abgeschossen worden seien und eine Behörde in Eschkol in Südisrael getroffen habe. Israel machte »ausschließlich die Terrororganisation Hamas« für den Angriff verantwortlich. Keine Grupperung im Gazastreifen hat bisher die Verantwortung für den angeblichen Raketenbeschuß übernommen.

Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri begrüßte derweil die Pläne der Free-Gaza-Bewegung, in der kommenden Woche eine neue Flotte mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zu schicken. Die Aktion sei legal und legitim, solange die illegale Belagerung des Küstenstreifens anhalte. Israel habe gezeigt, daß »es nie seine Versprechen gehalten hat, wenn es um die Aufhebung oder die Lockerung der Blockade« geht.

Israel kündigte in dieser Woche an, 300 Lastwagen die Einfahrt in den Gazastreifen zu genehmigen. Die Lkw beförderten Waren und ein begrenztes Maß an Baumaterial, 30 Fahrzeuge humanitäre Hilfsgüter, sagte Raed Fattouh, der den Transport auf palästinensischer Seite koordiniert. Das Baumaterial sei für Projekte des UN-Entwicklungsprogramms und der deutschen GIZ.

Der stellvertretende israelische Außenminister Danny Ayalon forderte die Palästinenser zu Gesprächen auf. Israel habe bereits einen palästinensischen Staat anerkannt und sei »bereit, mit den Palästinensern eine Vereinbarung zu erreichen unter der Bedingung, daß es keine UN-Intervention von außen« gebe. Man könne über alle Details sprechen, solange die Palästinenser »nicht zur UNO gehen«. Ein solcher Weg führe zur Katastrophe und sei das »Ende der Oslo-Abkommen«, sagte Ayalon in einem Interview mit dem palästinensischen Fernsehen. Das Anliegen der Palästinenser, ihren Staat in den Grenzen von 1948 von der UN-Generalversammlung anerkennen zu lassen, sei etwas völlig anderes als das, was jüdische Gruppen 1948 bei der UN gemacht hätten, als sie die Anerkennung des Staates Israel forderten.

Die UN-Resolution 181 sah einen israelischen und einen arabischen Staat vor und wurde trotz der Ablehnung aller arabischen und vieler anderer Staaten angenommen. Daraus resultierende Kriege, Vertreibung und Flucht der Palästinenser und die israelische Besatzung arabischen Bodens halten bis heute an.

Die israelische Menschenrechtsorganisation B’Tselem erklärte derweil, daß die Zerstörung palästinensischer Häuser durch israelische Streitkräfte im ersten Halbjahr 2011 zugenommen hat. Von Januar bis Juni seien mehr Gebäude unbewohnbar gemacht worden als im Vorjahr, heißt es in einem jetzt veröffentlichten Bericht. 2010 wurden 86 Häuser und Wohnungen zerstört, 2009 waren es 28. Nicht gezählt wurden ebenfalls zertrümmerte Viehgatter, Ställe, Brunnen, Lagerschuppen und Geschäfte. 706 Personen seien im ersten Halbjahr 2011 obdachlos geworden, darunter 341 Kinder. »Allein in der vergangenen Woche sind 33 Wohnungen im Jordantal und südlich von Hebron zerstört worden«, so der Bericht. Über jüngste Zerstörungen berichteten Beobachter des »Ökumenischen Begleitprogramms in Palästina und Israel«, EAPPI, im Beduinendorf Khirbet Yaraza im Jordantal. Dort waren am vergangenen Dienstag 30 Menschen, darunter acht Kinder, obdachlos geworden.

* Aus: junge Welt, 24. Juni 2011


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