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Israel kapert wieder Solischiffe für Gaza

Die "Tahrir" und die "Saoirse" wurden von der Marine aufgebracht

Von Peter Wolter *

Israel hat am Freitag (4. Nov.) die zwei Schiffe aufgebracht, die die Blockade des palästinensischen Gazastreifens durchbrechen wollten. Bei der Aktion wurde nach Angaben der Regierung in Jerusalem niemand verletzt. Die Schiffe wurden beschlagnahmt. Den Aktivisten an Bord stehen jetzt Verhöre und die Abschiebung bevor. Sie kommen aus Kanada, Australien, den USA, Ägypten und Irland. Auch ein Palästinenser mit israelischem Paß ist dabei.

Am 31. Mai 2010 war die erste große Solidariätsflottille in internationalen Gewässern gestoppt worden. Dabei erschossen israelische Soldaten neun Türken, Dutzende weitere Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Eine zweite Flottille war in diesem Sommer von der griechischen Regierung auf Ersuchen Israels am Auslaufen gehindert worden. Mehrere Schiffe – darunter die damals schon in einem türkischen Hafen liegende »Saoirse«– waren durch Sabotage ausgefallen. Die »Tahrir«, die nach einem Ausbruchsversuch von der griechischen Küstenwache zurückgeholt worden war, wurde später ebenfalls in einen türkischen Hafen verlegt.

Die Expedition der »Tahrir« und der »Saoirse« war zwar konspirativ vorbereitet worden, dennoch hatte die türkische Regierung davon Wind bekommen. Beide durften schließlich nur je zwölf Leute an Bord haben – einschließlich des Kapitäns. Die Teilnehmer wurden aus etwa 40 Aktivisten ausgewählt, die sich auf die Fahrt unter anderem durch ein gründliches Antigewalttraining vorbereitet hatten. Es handelt sich um Menschenrechtler mit sozialistischem, christlichem, jüdischem oder muslimischem Hintergrund. Die gesamte Aktion, die durch Spenden auch aus Deutschland finanziert wurde, steht unter dem Motto »stay human« (»bleibt menschlich«). Unter anderem waren dringend benötigte Medikamente im Gesamtwert von etwa 22000 Euro an Bord. Die Organisatoren schließen weitere Aktionen dieser Art für das kommende Jahr nicht aus.

* Aus: junge Welt, 5. November 2011


Gaza-Aktivisten werden abgeschoben

Israel besteht weiterhin auf kompromisslose Durchsetzung der Blockade **

Israel hat am Samstag (5. Nov.) die ersten pro-palästinensischen Aktivisten freigelassen, die versucht hatten, mit zwei kleinen Schiffen die Seeblockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen. Darunter sind zwei griechische Besatzungsmitglieder und ein israelischer Araber.

Israel hat nach eigenen Angaben mit der Abschiebung der Gaza-Aktivisten begonnen. Die 27 Insassen einer kleinen Gaza-Flottille hatten am Freitag versucht, mit zwei Booten die israelische Seeblockade des Gaza-Streifens zu durchbrechen. Die israelische Marine hatte sie jedoch gestoppt, nachdem sie in den zum militärischen Sperrgebiet erklärten 30 Kilometer breiten Küstenstreifen eingedrungen waren. Die beiden Boote, die »Saoirse« aus Irland und die »Tahrir« aus Kanada, waren von Soldaten geentert und dann in den israelischen Hafen Aschdod dirigiert worden. Dort waren die Aktivisten der Polizei übergeben worden. Zwei Griechen hätten Israel am Samstag (5. Nov.) bereits auf dem Luftweg verlassen, zwei Journalisten aus Spanien und den USA sollten am Sonntag (6. Nov.) abfliegen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums weiter. Ein Israeli sei nach Hause entlassen worden und eine Ägypterin auf dem Landweg in ihr Heimatland zurückgekehrt. Die restlichen 21 Aktivisten würden ebenfalls abgeschoben. Wann das sein würde, ist unklar.

Die Gaza-Flottille war am Mittwoch (2. Nov.) von der Türkei aus in See gestochen. Die Aktivisten wollten mit der Fahrt Richtung Gaza-Streifen gegen die illegale israelische Seeblockade des Palästinensergebietes am Mittelmeer protestieren. Israel will nach eigenen Angaben mit der Seeblockade den Waffenschmuggel in den Gaza-Streifen unterbinden. In einem UN-Bericht über einen früheren Vorfall im Zusammenhang mit Blockadebrechern war die Seeblockade als legal bezeichnet worden. Unterstützer der Aktivisten kritisierten die Aktion als Akt der Piraterie

Palästinenser aus dem Gaza-Streifen haben in der Nacht zum Sonntag (6. Nov.) erneut zwei Raketen auf Israel abgefeuert. Ein israelischer Armeesprecher teilte mit, die beiden Geschosse seien in der Nähe der Küstenstadt Aschkelon eingeschlagen. Dabei habe ein Arbeiter leichte Verletzungen erlitten. Am Samstag waren bei einem israelischen Luftangriff ein Palästinenser getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Laut palästinensischen Vertretern handelt es sich bei dem Toten um ein 20-jähriges Mitglied des bewaffneten Arms des Islamischen Dschihad.

** Aus: neues deutschland, 7. November 2011


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