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"Karama" könnte Gaza erreichen

Schiff unter französischer Flagge verließ die griechische Insel Rhodos

Von Martin Lejeune *

Nachdem das französische Schiff der Gaza-Flotte, die »Dignité Al Karama«, tagelang durch ein heftiges Unwetter in einem Hafen auf Kreta festsaß, fährt es jetzt von Kastelorizo auf Rhodos Richtung Alexandria.

»Wir sind auf hoher See«, so Claude Leostic, Sprecherin von »Un Bateau Français pour Gaza«, an Bord der »Karama« in der Nacht zum Sonntag (17. Juli) in einer Kurzmitteilung an ND. Laut einer anderen Quelle an Bord will das Schiff in Wirklichkeit jedoch weiter Richtung Gaza fahren. Die »Karama« werde allerdings von einer Fregatte der griechischen Marine sowie von Booten der Küstenwache verfolgt, so Dror Feiler, Sprecher von »Ship to Gaza Sweden«. Dimitris Plionis, Sprecher der Gaza-Flotte, kommentierte in Athen den griechischen Militäreinsatz während eines Telefonats mit ND: »Jetzt, wo es ernst wird, wird die griechische Marine auf die ›Karama‹ angesetzt, weil die Küstenwache nicht auf offener See in den internationalen Gewässern agieren kann.« Nach derzeitigem Stand, so Plionis, sei die »Karama« das einzige Schiff der Flotte, das derzeit eine Chance habe, Gaza zu erreichen, »weil es unter französischer Flagge segelt«.

Neben Repräsentanten der griechischen, spanischen, kanadischen und schwedischen Kampagnen der »Freiheits-Flotte II« sind an Bord ein Korrespondent des katarischen TV-Senders »Al-Dschasira« sowie die renommierte Korrespondentin der israelischen Tageszeitung »Haaretz« Amira Hass. Hass lebt und arbeitet als einzige jüdisch-israelische Journalistin in den besetzten Gebieten. Ebenfalls an Bord sind der griechische Intellektuelle Vangelis Pissias, Sprecher des »Ship to Gaza Greece«, sowie französische Politiker.

Jean-Claude Lefort von der Französischen KP sagte in einem Telefoninterview mit ND: »Ich will mithelfen, eine Blockade zu durchbrechen, die unmenschlich und illegal ist. Sie wird bereits im fünften Jahr von der internationalen Gemeinschaft verurteilt und hält dennoch an. Dieser Zustand ist unhaltbar. Selbst in dem Falle, dass Diplomaten hinter den Kulissen etwas gegen die Blockade getan haben sollten, sieht man kein Resultat ihrer Bemühungen.«

Jérôme Gleizes von den französischen Grünen betonte gegenüber ND, dass seine Partei offiziell die Kampagne zur Durchbrechung der Blockade unterstütze. »Wir, die Europaabgeordnete Nicole Kiil-Nielsen und ich, vertreten auf der ›Karama‹ die ganze Partei, die geschlossen hinter uns steht.«

Unterdessen erwägen israelische Regierungsvertreter laut »Haaretz« vom Sonntag (17. Juli) eine Entschuldigung bei der Türkei für den Tod von neun Türken bei dem israelischen Armee-Einsatz gegen die Gaza-Hilfsflotte vor mehr als einem Jahr. Bei Gesprächen zwischen Vertretern des Verteidigungs- und des Justizministeriums in den vergangenen Wochen hätten Ministeriumsvertreter vorgeschlagen, dass Israel sich behutsam entschuldige. Damit sollten der Armee mögliche juristische Schritte türkischer Organisationen gegen sie erspart werden.

* Aus: Neues Deutschland, 18. Juli 2011


"Gaza, wir kommen!"

Französische "Dignité" hat am Samstag (16. Juli) griechischen Hafen verlassen

Von Karin Leukefeld **

Gaza, wir kommen!« Mit dieser Botschaft ist das französische Boot »Dignité/Karam« (Würde) seit Samstag morgen (16. Juli) auf dem Weg in den von Israel belagerten Gazastreifen. Das Schiff ist Teil der Free-Gaza-II-Flotte »Mensch bleiben« (Stay Human). Ursprünglich wollten zehn Schiffe mit Hilfsgütern und 300 Aktivsten aus 22 Ländern nach Gaza fahren, um gegen die anhaltende Belagerung des Küstenstreifens zu protestieren.

Israel hatte seit Bekanntwerden der Aktion darauf hingearbeitet, die Fahrt der Boote zu verhindern. Unter anderem hatte es behauptet, die Schiffe hätten chemische Waffen geladen. Obwohl nichts gefunden wurde, hinderte die griechische Küstenwache die Boote am Auslaufen. Das Angebot Griechenlands, die Hilfsgüter durch Kanäle der Vereinten Nationen über Israel in den Gazastreifen transportieren zu lassen, wurde von der Koordination palästinensischer Nichtregierungsorganisationen abgelehnt.

Am Samstag morgen hatte die Dignité ungehindert den Hafen Kastellorizo auf der gleichnamigen Insel verlassen, die als östlichste griechische Insel nur drei Kilometer vom türkischen Festland entfernt liegt. Der Bürgermeister der Insel, Paul Panigiris, wurde in Gaza geboren und erklärte sich solidarisch mit dem Anliegen der Aktivisten. Offiziell hat das Schiff Kurs auf den Hafen Alexandria in Ägypten genommen. An Bord sind Aktivisten aus Kanada, Griechenland, Frankreich und Schweden sowie Journalisten des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira und der israelischen Haaretz. In einer Erklärung hieß es, die israelische Regierung und die belagerten Menschen in Gaza sollten wissen, daß die »Bewegung Freiheit für Gaza« nicht aufgeben werde, bis die Belagerung aufgehoben sei.

Ein Fischerboot mit drei Friedensaktivisten ist am Samstag (16. Juli) von der israelischen Marine vor dem Hafen von Gaza beschossen worden. Die Insassen hatten versucht, außerhalb der von Israel verhängten Drei-Meilen-Sperrzone Geräte eines anderen Bootes aufzunehmen, das von der israelischen Marine zuvor versenkt worden war.

In der Nacht zum Sonntag (17. Juli) hat die israelische Luftwaffe erneut ein Wohngebiet bei Beit Hanoun im Gazastreifen bombardiert. Unter den sieben Verletzten befinden sich laut Agenturberichten vier Kinder. In den letzten vier Tagen hat Israel den Gazastreifen jeden Tag angegriffen, nach offiziellen Angaben eine Reaktion auf Raketen, die von dort abgeschossen werden.

** Aus: junge Welt, 18. Juli 2011


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