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Raketenangriffe gestoppt

Palästinenser kündigen einseitigen Waffenstillstand gegenüber Israel an

Von Karin Leukefeld *

Um die anhaltenden Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen zu stoppen, ist es der dort regierenden Hamas gelungen, militante palästinensische Gruppen von einem Waffenstillstand zu überzeugen. Hinter den Kulissen soll auch Ägypten dazu beigetragen haben, daß die Vereinbarung zustande kam. Auf der offiziellen Webseite von Hamas hieß es, nur wenn »die israelische Besatzungsmacht ihre Aggression gegen Gaza einstellt«, werde die Waffenruhe ab Sonntag (21. Aug.) in Kraft treten.

Die Angriffe israelischer Kampfjets auf den Gazastreifen begannen vor vier Tagen und forderten Berichten zufolge bislang 14 Menschenleben, 47 wurden verletzt und großer Sachschaden angerichtet. Krankenhäuser klagten über Mangel an Strom, Medikamenten und geschultem Personal, um schnell und effizient helfen zu können. Der militärische Flügel der palästinensischen Volkswiderstandskomitees feuerte seinerseits rund 100 Raketen auf Israel ab. Dabei starb ein Mensch, Dutzende wurden verletzt. Viele der Raketen konnten offenbar von dem neu installierten Raketenabwehrsystem Israels, »Eiserner Dom«, abgefangen werden. Dieses hatte Tel Aviv erst kürzlich mit finanzieller Hilfe der USA in Betrieb genommen. Die israelische Militärführung ermahnte die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten um Ashkalon und Ashdod, der Presse gegenüber keine Angaben über Raketeneinschläge zu machen, um den Palästinensern keine Hinweise über die Zielgenauigkeit ihrer selbstgebauten Raketen zu geben.

Der militärische Flügel der palästinensischen Volkswiderstandskomitees hat nun nach eigenen Angaben »zum Wohl unseres palästinensischen Volkes« die Raketenangriffe »vorübergehend« eingestellt. Israel macht die Gruppe für die Attentate verantwortlich, bei denen am vergangenen Donnerstag acht Israelis unweit von Eilat, einem israelischen Badeort auf der Sinai-Halbinsel, erschossen worden waren. Die Gruppe weist die Beschuldigung zurück. Israelische Sicherheitskräfte hatten im Laufe einer Verfolgungsjagd sieben Männer getötet, die sie als »Täter« bezeichnete. Einzelheiten über die Personen wurden nicht bekannt.

Die Arabische Liga verurteilte bei einer Sondersitzung am Sonntag die Luftangriffe auf den Gazastreifen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte dabei die »internationale Gemeinschaft« auf, den Palästinensern zur Hilfe zu kommen.

Noch am Sonntag (21. Aug.) hatte Israels Verteidigungsminister Ehud Barak mit einer weiteren Angriffswelle auf Gaza gedroht und auch den Einsatz der Armee nicht ausgeschlossen. Die Feinde Israels würden »enthauptet«, sagte er. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verwies auf die israelische Politik, »denjenigen, die uns Leid zufügen, einen sehr hohen Preis abzuverlangen«. Sein Stellvertreter Silvan Schalom sagte, die Abschreckung durch die Operation »Gegossenes Blei«, der israelische Angriff auf den Gazastreifen im Dezember 2008 und Januar 2009 mit mehr als 1400 getöteten Palästinensern, habe ihre Wirkung verloren, »eine zukünftige Bodenoperation« sei deshalb nicht ausgeschlossen. Tzipi Livni von der oppositionellen Kadima-Partei, die während der damaligen Militäroffensive Außenministerin war, sekundierte, Israel müsse »dem Terrorismus mit Gewalt begegnen«.

* Aus: junge Welt, 23. August 2011


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