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Mit der EU in alle Welt

Zurück in die NATO, Bildung einer europäischen Eingreiftruppe: Nicolas Sarkozy präsentiert "Weißbuch" zur Neuausrichtung der französischen Militärpolitik

Von Rainer Rupp *

Vor dem Hintergrund neuer großer Streiks im öffentlichen Dienst hat Staatspräsident Nicolas Sarkozy am Dienstag demonstrativ vor 3000 Armeeangehörigen in Paris seine neue, offensive »Verteidigungsstrategie« für Frankreich vorgestellt. Die von Sarkozy persönlich durchgepeitschte »Streitkräftereform«, die in einem »Weißbuch« festgeschrieben ist, verheißt nichts Gutes: In dessen Zentrum stehen nicht nur die Rückkehr Frankreichs in den Schoß der NATO und eine stärkere bilaterale militärische Zusammenarbeit mit den USA, sondern auch eine weitere Militarisierung der Europäischen Union.

Umbau der Struktur

Um die öffentliche Akzeptanz seiner neuen Sicherheits- und Militärstrategie zu fördern, präsentierte sich Sarkozy angesichts der knappen Staatskassen als ein auf Einsparungen auch beim Militär bedachter Staatsmann. Die alten Armeestrukturen sind weitgehend an der traditionellen Aufgabe der Landesverteidigung ausgerichtet. Sie kosten viel Geld und gelten zugleich als ungeeignet, eine globale Verteidigung der Interessen französischer Konzerne im Verein mit der NATO oder der zu schaffenden EU-Armee wahrzunehmen. Deshalb soll die Mannschaftsstärke der französischen Armee laut Sarkozy-Plan von derzeit 330000 um 54000 auf 276000 gekürzt werden. Mit den dadurch bewirkten Einsparungen sollen die verbleibenden Einheiten besser für ihre neuen Interventionsaufgaben in aller Welt ausgebildet und dieser Aufgabe entsprechendes modernes Rüstungsgerät beschafft werden.

Im Rahmen der Kürzungen ist die Auflösung von 50 Garnisonsstandorten vorgesehen. Das könnte wegen des Wegfalls Zehntausender damit verbundener ziviler Arbeitsplätze auf lokaler Ebene zu erheblichem Widerstand führen (was auf absehbare Zeit die Öffentlichkeit von den strategischen Implikationen der neuen Sarkozy-Strategie ablenken könnte). Demnach ist den Interessen des französischen Kapitals am besten gedient, wenn Frankreich möglichst eng mit Washington und der NATO zusammenarbeitet, da die meisten EU-Staaten bereits NATO-Mitglieder sind. Das Verhältnis zwischen der NATO und der EU werde in Paris inzwischen als »komplementär und nicht als rivalisierend« angesehen, berichtete die New York Times am Dienstag unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter von Sarkozy.

Offensichtlich bewußt hatte der französische Präsident die »Weißbuch«-Vorstellung auf die Zeit nach dem irischen Referendum verschoben. Denn die darin enthaltenen Pläne zur Schaffung einer globalen Kriegsfähigkeit Europas hätten der irischen »No«-Bewegung zusätzliche Argumente geliefert. In der Tat enthält Sarkozys Strategie die Forderung nach EU-geführten Militärinterventionen außerhalb der NATO-Strukturen. Während Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft ab dem 1. Juli wolle er sich um eine Stärkung der »europäischen Verteidigung« bemühen, so Sarkozy. Er forderte unabhängige militärische Strukturen für die EU und eine »permanente und autonome Planungskapazität«.

»Falsche Analyse«

Um die nur schleppend vorangehende Militarisierung der EU, deren Institutionalisierung nun auch noch durch das irische »Nein« zusätzlich erschwert wird, dennoch voranzutreiben, sieht Sarkozys »Weißbuch« die Schaffung einer schnellen Eingreiftruppe von 30000 Mann vor. Diese soll das Rückgrat der geplanten 150000 Soldaten starken EU-Interventionsarmee bilden. Mit ihr würde es der EU ermöglicht, auch in weit entfernten Regionen zeitgleich zwei bis drei Operationen durchzuführen.

Im Unterschied zu der im »Weißbuch« von 1994 festgelegten Strategie wird die neue nicht von Frankreichs Sozialisten (PS) mitgetragen. Auch alle linken Parteien verurteilen die Sarkozy-Vorstellungen. Die PS-Vertreter hatten bereits Anfang April die entsprechende Kommission unter Protest verlassen. Der ehemalige französische PS-Verteidigungsminister Alain Richard wirft Sarkozy vor, daß dessen Strategie »auf einer falschen Analyse der Bedrohungen« basiere. Insbesondere kritisiert Richard die größere Nähe zu den USA und die Rückkehr in die integrierte Kommandostruktur der NATO. Diese verringere »den Einfluß Frankreichs in den Regionen, wo der US-amerikanische Einfluß bereits am Boden liegt«.

* Aus: junge Welt, 18. Juni 2008



Publication du Livre Blanc de la Défense et de la Sécurité

UN LIVRE QUI BLANCHIT LES GUERRES

Pour Arielle Denis, co-présidente du Mouvement de la Paix : «En excluant les voix de la paix, le Livre Blanc de la Défense consacre les voies de la guerre»

Après plusieurs mois d’atermoiements, le Président de la République a présenté ce mardi le nouveau Livre Blanc de la Défense. «Alors que le simulacre de concertation qui a prévalu a exclu les voix de la paix de la commission chargée de son élaboration, ce livre blanc consacre les voies de la guerre » déclare Arielle Denis co-présidente du Mouvement de la Paix.

Ce Livre Blanc reste dans une vision étroite et dépassée de la défense privilégiant l’action militaire par la puissance et la projection de forces : « aucun grand dessein concernant le désarmement et le renforcement des forums de dialogue comme l’ONU n’est envisagé » s’indigne la responsable pacifiste. Quant à l’effort budgétaire il reste constant, c’est à dire largement surdimensionné par rapport aux réels besoins de défense d’un pays comme la France, dans un monde où tant d’autres priorités dominent. Le gouvernement vient de rater l’occasion d’une parole forte pour une France active pour la paix, le désarmement et la résolution politique et pacifique des conflits.

Un sondage publié ce mardi par le magazine Challenges indique que quatre Français sur cinq souhaitent une défense indépendante des Etats-Unis et 34 % considèrent le budget militaire trop important. C’est sans doute parce qu’il sent que l’opinion refuse de gaspiller autant pour le budget militaire, que Nicolas Sarkozy a décider de sacrifier 54 000 soldats sur l’autel du complexe militaro industriel qui est le grand gagnant du redéploiement financier.

Le Mouvement de la paix appelle chacun à s’interroger sur les conditions pour bâtir la paix aujourd’hui et sur l’utilité des programmes d’armements qui mèneront l'Etat français à consacrer 377 milliards d'Euros à son armée jusqu'en 2020. « Est-ce la priorité des besoins ? Pour quelles menaces ? Contre quel ennemi le Chef de l’Etat entend-il projeter 30 000 soldats ? » poursuit Arielle Denis.

Puisque le gouvernement a refusé la concertation en amont, le Mouvement de la paix appelle les citoyens à intensifier les actions pour mettre en échec la réintégration de la France dans le commandement militaire intégré de l’Otan (www.appelotanafghanistan.org) et à interpeller les parlementaires afin qu’ils refusent de voter telle qu’elle est envisagée la future Loi de programmation militaire.

Paris, le 17 juin 2008




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