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Fidschi: Ein Jahr ohne Fortschritt

Südpazifischer Inselstaat ein Jahr nach dem Putsch weiter im Abseits

Von Thomas Berger *

Ein Jahr war es am Mittwoch her, daß sich in Fidschi Commodore Voreque Bainimarama mit einem unblutigen Putsch an die Macht gebracht hat. Doch sogar der Armeechef des Inselstaates im Südpazifik, in Personalunion zudem an der Spitze der Übergangsregierung stehend, findet das Jubiläum nicht gerade feierwürdig. Auffallend zurückhaltend gab sich Bainimarama in letzter Zeit. Zumindest seine Getreuen versuchen, das elfmonatige Wirken der Interimsadministration als Erfolg zu verkaufen. Der Aussage, daß sich Fidschi wieder auf einem guten Weg befinde, widerspricht aber vor allem ein Mann scharf – Laisenia Qarase. Der vom Commodore vor einem Jahr als Premier abgesetzte Konservative erhielt in der Mittwochausgabe der Tageszeitung Fiji Times ein Podium für seine Vorwürfe, daß sich der Inselstaat vor allem ökonomisch in einer katastrophalen Lage befinde. Qarase ordnete seine Heimat nach den gegenwärtigen Umständen hinsichtlich wirtschaftlicher Probleme in eine Liga mit Simbabwe, Somalia und Nordkorea ein.

Dieses Urteil stößt zwar auf Widerspruch, Fakt ist allerdings, daß die Prognosen für 2007 ein negatives Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent voraussagen. Der Tourismus, dessen Deviseneinnahmen das Land zum großen Teil abhängig ist, hat sich erst unzureichend erholt, die Besucherzahlen sind drastisch zurückgegangen. Auch der Zuckerexport, die zweite Branche von zentraler Bedeutung, kämpft mit einem Einbruch, der sich frühestens 2008 halbwegs stabilisieren könnte. Letztlich bleibt damit ein deutliches Defizit, auch wenn andere Sektoren leichte Zuwächse verzeichnen und die Übergangsregierung in manchen Bereichen erfolgreich die Korruption zurückgedrängt hat.

In der Kritik steht Bainimarama auch wegen gravierender Menschenrechtsverletzungen. Bürgerrechtsgruppen verweisen auf wiederholte willkürliche Verhaftungen. Anwälte, Journalisten und Sozialaktivisten stehen unter besonderer Beobachtung der Polizei. Shamima Ali, Vorsitzende der Frauenrechtsorganisation Fiji Women’s Crisis Centre, sieht gegenüber der Vergangenheit keine großen Änderungen.

Auch international bleibt der Putsch-Premier isoliert. Vor allem die beiden großen Nachbarn Neuseeland und Australien verfolgen jeden seiner Schritte mit Mißtrauen. Internationaler Druck hat eine Vorverlegung des ursprünglich angekündigten Wahltermins von 2011 auf vielleicht Anfang 2009 erzwungen. Trotz dieses Zugeständnisses bleibt der Interimsregierungschef auf internationaler Bühne geächtet.

* Aus: junge Welt, 6. Dezember 2007


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