Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Versorger wollen Geld

Côte D'Ívoir (Elfenbeinküste): Strom und Wasser sollen kosten

Von Aly Ouattara, Korhogo *

Vier Jahre lang bezogen die Menschen im von Rebellen kontrollierten Norden der Republik Côte d'Ivoire kostenlos Strom und Wasser. Nun sollen sie dafür bezahlen. Die Pläne der Dienstleister stoßen bei den meist mittellosen Verbrauchern auf Widerstand.

Für Menschen wie Soungalo Tuo, der in Niakaramadougou im Norden der Republik Côte d'Ivoire lebt, wird es bald schwierig, die ins Haus stehenden Rechnungen zu bezahlen. Seit Beginn des bewaffneten Konflikts vor vier Jahren hat er kein Gehalt mehr bekommen, weder Strom noch Wasser bezahlt. Doch nun sind die Lieferanten CIE und SODECI fest entschlossen: Sie wollen Geld für ihre Leistungen. Zu Beginn des Jahres hatten sie ein entsprechendes Abkommen mit der ehemaligen Rebellenorganisation »Forces Nouvelles« (FN) geschlossen. »Wir warten jetzt auf die Genehmigung, damit wir die ersten Rechnungen verschicken können«, sagt Aristide Yao, stellvertretender CIE-Direktor im Norden. »Wenn Kunden nicht zahlen, stellen wir ihnen Strom und Wasser ab.«

Seit dem gescheiterten Putsch 2002 gegen Staatschef Laurent Gbago ist das westafrikanische Land in zwei Hälften geteilt. Der Süden steht unter dem Einfluss der Regierungsstreitkräfte, den Norden kontrolliert die FN. Obwohl die Rebellen nach dem von Frankreich vermittelten Friedensabkommen 2003 einer Allparteienregierung beitraten, ist eine Wiedervereinigung des Landes vorerst nicht in Sicht.

Im Norden verschlechterten sich Infrastruktur und Versorgungslage in den letzten vier Jahren erheblich. Die Versorgung mit Wasser und Strom wird oft unterbrochen, weil die Netze reparaturbedürftig sind. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der Versorger, für Neueinnahmen zu sorgen. »Wir können keine Ersatzteile in Regionen liefern, wo die Verbraucher ihre Rechnungen nicht bezahlen. Die kostenlose Bereiststellung in den letzten vier Jahren hat uns Verluste von fast 30 Millionen US-Dollar bereitet«, gibt Yao zu bedenken. Gewerbebetriebe erhielten zudem schon seit 2004 pauschalisierte Rechnungen. Für Mamadou Kanigui Soro, FN-Chef in Korhogo, stellt die Maßnahme einen ersten Schritt zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse dar. Die Bevölkerung müsse allmählich wieder ans Bezahlen gewöhnt werden. »Sollten wir an die Macht kommen, ist es wichtig, dass die Verbraucher ihre Rechnungen bezahlen«, sagt er.

* Aus: Neues Deutschland, 5. Dezember 2006


Zurück zur Seite "Elfenbeinküste" (Côte d'Ivoire)

Zurück zur Homepage