Versorger wollen Geld
Côte D'Ívoir (Elfenbeinküste): Strom und Wasser sollen kosten
Von Aly Ouattara, Korhogo *
Vier Jahre lang bezogen die Menschen im von Rebellen kontrollierten Norden der Republik Côte
d'Ivoire kostenlos Strom und Wasser. Nun sollen sie dafür bezahlen. Die Pläne der Dienstleister
stoßen bei den meist mittellosen Verbrauchern auf Widerstand.
Für Menschen wie Soungalo Tuo, der in Niakaramadougou im Norden der Republik Côte d'Ivoire
lebt, wird es bald schwierig, die ins Haus stehenden Rechnungen zu bezahlen. Seit Beginn des
bewaffneten Konflikts vor vier Jahren hat er kein Gehalt mehr bekommen, weder Strom noch
Wasser bezahlt. Doch nun sind die Lieferanten CIE und SODECI fest entschlossen: Sie wollen Geld
für ihre Leistungen. Zu Beginn des Jahres hatten sie ein entsprechendes Abkommen mit der
ehemaligen Rebellenorganisation »Forces Nouvelles« (FN) geschlossen. »Wir warten jetzt auf die
Genehmigung, damit wir die ersten Rechnungen verschicken können«, sagt Aristide Yao,
stellvertretender CIE-Direktor im Norden. »Wenn Kunden nicht zahlen, stellen wir ihnen Strom und
Wasser ab.«
Seit dem gescheiterten Putsch 2002 gegen Staatschef Laurent Gbago ist das westafrikanische Land
in zwei Hälften geteilt. Der Süden steht unter dem Einfluss der Regierungsstreitkräfte, den Norden
kontrolliert die FN. Obwohl die Rebellen nach dem von Frankreich vermittelten Friedensabkommen
2003 einer Allparteienregierung beitraten, ist eine Wiedervereinigung des Landes vorerst nicht in
Sicht.
Im Norden verschlechterten sich Infrastruktur und Versorgungslage in den letzten vier Jahren
erheblich. Die Versorgung mit Wasser und Strom wird oft unterbrochen, weil die Netze
reparaturbedürftig sind. Umso wichtiger ist es nach Ansicht der Versorger, für Neueinnahmen zu
sorgen. »Wir können keine Ersatzteile in Regionen liefern, wo die Verbraucher ihre Rechnungen
nicht bezahlen. Die kostenlose Bereiststellung in den letzten vier Jahren hat uns Verluste von fast 30
Millionen US-Dollar bereitet«, gibt Yao zu bedenken. Gewerbebetriebe erhielten zudem schon seit
2004 pauschalisierte Rechnungen. Für Mamadou Kanigui Soro, FN-Chef in Korhogo, stellt die
Maßnahme einen ersten Schritt zur Wiederherstellung normaler Verhältnisse dar. Die Bevölkerung
müsse allmählich wieder ans Bezahlen gewöhnt werden. »Sollten wir an die Macht kommen, ist es
wichtig, dass die Verbraucher ihre Rechnungen bezahlen«, sagt er.
* Aus: Neues Deutschland, 5. Dezember 2006
Zurück zur Seite "Elfenbeinküste" (Côte d'Ivoire)
Zurück zur Homepage