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Jacob Zuma in Abidjan attackiert

Côte d’Ivoire: Unfreundliche Reaktionen auf afrikanische Vermittlungskommission

Von Raoul Wilsterer *

Die harten Bandagen, mit denen der Kampf um die Präsidentschaft Côte d’Ivoires (Elfenbeinküste) seit Monaten geführt werden, bekam in den vergangenen Tagen auch die Vermittlungskommission der Afrikanischen Union (AU) zu spüren. Von den fünf Präsidenten des Kontinents, die bis zum 28. Februar eine Lösung des Konflikts präsentieren sollen, gelangten zunächst lediglich vier nach Abidjan, der Wirtschaftsmetropole des westafrikanischen Landes. Blaise Compaoré, ungeliebter Staatschef vom Nachbarland Burkina Faso, cancelte seinen Flug: An Abidjans Flughafen hatten sich Tausende Anhänger des amtierenden ivorischen Präsidenten Laurent Gbagbo zu Protesten versammelt und damit begonnen, Blockaden zu bauen.

Tags darauf sah sich Südafrikas Staatsoberhaupt Jacob Zuma mit Anhängern des nach der Stichwahl um die Präsidentschaft vom 28. November 2010 unter merkwürdigen Umständen zum Sieger proklamierten Alassane Ouattara konfrontiert. Vor dessen Hauptquartier, dem noblen Goldhotel von Abidjan, wurde Zuma als »Dieb«, der »die Wahrheit« sagen solle, beschimpft. Zuma wirbt dafür, den ivorischen Konflikt diplomatisch, ohne Ultimaten und unter Ausschluß jeglicher Gewalt zu lösen –eine Position, auf die Ouattara nicht eingehen kann.

Der Protagonist westlich orientierter Kreise, die sich unter Führung Nigerias und verschiedener anderer Staaten der westafrikanischen Wirtschaftgemeinschaft ECOWAS gegebenenfalls auch auf eine militärische Intervention einlassen wollen, besteht auf den Rücktritt seines Kontrahenten Gbagbo und zieht dabei alle greifbaren Register. So verlängerte er am Dienstag (22. Feb.) seinen internationalen Boykottaufruf für Kakao aus Côte d‘Ivoire vom 24. Januar bis zum 15. März. Bisher scheint er damit Erfolg zu haben. Es heißt, daß die westlichen Aufkäufer des wichtigsten Exportguts des Landes der Forderung des ehemaligen Spitzenfunktionärs des Internationalen Währungsfonds Folge leisten – zu Lasten der Produzenten und der gesamten Bevölkerung.

Gegenüber der AU-Vermittlungskommission erklärte Ouattara nunmehr kategorisch, daß er nicht weiter bereit ist zu verhandeln. »Ihre Mission ist die letzte Chance, weil sieben andere bereits vor ihnen hier waren«, meinte er gegenüber den Präsidenten Mauretaniens, Tschads, Tansanias und Südafrikas – ohne indes darauf einzugehen, daß er selbst bisher alle afrikanischen Lösungsversuche abgeblockt hatte. Die aggressive Reaktion seiner Anhänger auf die Person Jacob Zuma signalisierte, daß sich an seiner starren Haltung nichts ändern wird. Südafrikas Präsident, das politische Schwergewicht in der AU-Gruppe, hatte eine Diskussion über »Formen der Machtteilung im Rahmen einer Übergangsregierung« sowie Neuwahlen vorgeschlagen. Der mauretanische Präsident Mohamed Ouls Abdelaziz als Leiter der Delegation hoffte derweil auf einen Ausweg, mit dem der »Frieden gerettet« wird. Doch bleibt bis zum Montag als dem Schlußtag der AU-Mission nur noch wenig Zeit.

Unterdessen hielt die Gewalt in den Straßen Abidjans an. Wie die Agentur AFP am Mittwoch berichtete, seien am Dienstag (22. Feb.) Soldaten einer Eliteeinheit des amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo in ein Viertel der Wirtschaftsmetropole Abidjan gerufen worden, das als Hochburg des Gbagbo-Widersachers Alassane Ouattara gilt. Dort gerieten sie in einen Hinterhalt –ein Dutzend Männer starben unter dem Beschuß mit schweren Waffen. Tags zuvor hatten bei Straßenschlachten zwischen den rivalisierenden Parteien in den Arbeiterwohngebieten Abobo, Koumassi und Treichville sechs Menschen ihr Leben lassen müssen. Die Lage dort blieb auch am Mittwoch (23. Feb.) unübersichtlich.

* Aus: junge Welt, 24. Februar 2011


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