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Linke Regierung schützt Bauern vor Monsanto

In El Salvador hatte sich der Saatgut-Konzern schon in Stellung gebracht

Von Michael Krämer, INKOTA *

OIKOS, der Projektpartner von INKOTA in El Salvador, will die Bauern vom Saatgut von Monsanto und anderen Agrarkonzernen unabhängiger machen.

Der 30. April 2008 war ein schwarzer Tag für das Recht auf Nahrung in El Salvador. Damals stimmte eine Koalition rechter Parteien für die Abschaffung des Artikels 30 des Saatgutgesetzes, der den Import und die Nutzung gentechnisch veränderten Saatguts in El Salvador verbot. Besonders stark eingesetzt für die Gesetzesänderung hatte sich Alfredo Cristiani, von 1989 bis 1994 Präsident El Salvadors und langjähriger Vorsitzender der damals regierenden ultrarechten ARENA-Partei.

So war es sicher kein Zufall, dass Cristiani seine in ganz Zentralamerika tätige Saatgutfirma »Semillas Cristiani Burkard« (SCB) nur einige Wochen später, im Juli 2008, für 100 Millionen US-Dollar an den US-amerikanischen Monsanto-Konzern verkaufen konnte. Monsanto steht wie kein anderes Unternehmen weltweit für eine industrialisierte Landwirtschaft, die auf Gentechnik und große Mengen Kunstdünger und Pestizide setzt. El Salvador wurde mit der Gesetzesänderung zu einem interessanten Markt.

Neben der Umwelt bleiben vor allem Kleinbauern regelmäßig auf der Strecke, wenn Monsanto seine Strategie durchsetzen kann. Das weiß auch OIKOS, der Projektpartner von INKOTA in El Salvador. Um die Bauern vom Saatgut von Monsanto und anderen Agrarkonzernen unabhängiger zu machen, fördert Oikos die Verwendung traditionellen Saatguts.

Gemeinsam mit anderen Organisationen, aber auch Kirchen und einigen Bürgermeistern organisiert OIKOS regelmäßig »Saatgutmessen«, bei denen die Bauern Mais, Bohnen und andere Grundnahrungsmittel tauschen. Auch zum von INKOTA finanzierten OIKOS-Projekt am Vulkan Chaparrastique gehören diese Saatgutmessen. Zusätzlich klärt Oikos die Bauern und Bäuerinnen über die Gefahren gentechnisch veränderten Saatguts für Mensch und Umwelt auf.

Momentan wird nach Angaben verschiedener Experten kein gentechnisch verändertes Saatgut in El Salvador angebaut. Dies liegt vor allem am Sieg der linken FMLN bei den Präsidentschaftswahlen 2009, die hohe Hürden für dessen Verwendung errichtet hat. Im Februar wird in El Salvador gewählt. Sollte ARENA dann erneut den Präsidenten stellen, würden auch für Monsanto wieder bessere Zeiten anbrechen und damit schlechte Zeiten für das Menschenrecht auf Nahrung. Schließlich hat Monsanto-Lobbyist Cristiani bis heute großen Einfluss auf die Politik von ARENA. Und in seiner Regierungszeit hat ARENA die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft radikal zusammengestrichen.

* Aus: neues deutschland, Dienstag, 10. Dezember 2013


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