Neuer Schlag in Burundis Kontor
Die totale Zerstörung der zentralen Markthalle durch ein Feuer wirft das ohnehin bitterarme Land weiter zurück
Von Anne Kerlin und Peter Dörrie *
Das ostafrikanische Burundi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Eine Brandkatastrophe, die vor wenigen Tagen die zentrale Markthalle in der Hauptstadt zerstörte, droht nun das prekäre Szenario weiter zu verschärfen.
Die ersten Anzeichen sind alarmierend. Das burundische Internetportal IWACU berichtete bereits von ersten Preissteigerungen verschiedener Grundnahrungsmittel als direkte Konsequenz des Unglücks. Der Preis für Bohnen etwa soll in der Hauptstadt Bujumbura von 1400 auf 1600 burundische Francs gestiegen sein. Schon zuvor lebten rund drei Viertel der burundischen Bevölkerung in absoluter Armut, rund 90 Prozent von Subsistenzwirtschaft.
Der Brand am vergangenen Sonntag verursachte außerdem ein Verteilungsproblem: Normalerweise versorgen sich die Straßenhändler und -händlerinnen, die außerhalb des Zentrums aktiv sind, auf dem Zentralmarkt mit frischer Ware. Nun liegen die etablierten Strukturen des Handels in der Hauptstadt in Schutt und Asche.
Das Feuer, das am frühen Morgen des vergangenen Sonntags in der riesigen Markthalle im Zentrum Bujumburas ausbrach, konnte erst am frühen Abend unter Kontrolle gebracht werden. Das Marktgebäude mit mehreren Quadratkilometern Verkaufsfläche wurde komplett zerstört. Viele der ansässigen Händler stehen vor dem Ruin.
Erste Reaktionen spiegelten Schock und Trauer wieder. Die Menschen haben berechtigte Sorge, dass der Brand zu Lebensmittelknappheit und noch höheren Preisen führen wird. Schon jetzt ist klar, dass das Unglück die ohnehin angespannte ökonomische Lage vieler Menschen massiv verschärfen wird.
Allein im letzten Jahr sind die Preise für Grundnahrungsmittel in Burundi teilweise um mehr als 40 Prozent gestiegen, außerdem erhöhte die Regierung mehrmals die Tarife für Strom und Wasser.
Auf den Brand reagierte der Präsident Burundis, Pierre Nkurunziza, schnell. Er unterbrach seine Teilnahme an der Versammlung der Afrikanischen Union in Addis Abeba, Äthiopien, und flog zurück nach Bujumbura. Er besuchte die Unglücksstelle und wandte sich anschließend in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung und sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. Außerdem appellierte er an Banken und Betriebe, sich solidarisch mit den Händlerinnen und Händlern zu zeigen, von denen nicht wenige hohe Kredite abzuzahlen haben und die nun in den Flammen ihren gesamten Besitz verloren haben. Abschließend schlug er die Einrichtung eines Solidaritätsfonds vor. Vizepräsident Thérence Sinunguruza beraumte eine Sicherheitskonferenz an und ließ das Gelände weiträumig von der Armee absperren, um Plünderungen zu verhindern.
Der »Marché central« war das Zentrum des Lebens Bujumburas und der größte Markt Burundis. In der mehrere Quadratkilometer großen, überdachten Markthalle gab es von Schnürsenkeln über Stoffe aus ganz Afrika und Second-Hand-Kleidung aus Europa und den USA bis hin zu frischem Obst und Gemüse fast alles zu kaufen.
Immerhin konnte ein Löschhubschrauber aus dem Nachbarstaat Ruanda ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude und eine nur etwa 30 Meter entfernte Tankstelle verhindern. Laut Polizei wurden bei dem Feuer etwa 60 Menschen verletzt. Tote gab es glücklicherweise keine.
Die Regierung will nun innerhalb von einem Monat auf einem freien Areal im Norden Bujumburas einen provisorischen Markt errichten, während der Zentralmarkt neu gebaut wird. Gegen diese Pläne regt sich allerdings schon Widerstand von den Händlern: Diese fürchten, dauerhaft aus dem Zentrum an den weniger lukrativen Stadtrand verdrängt zu werden.
* Aus: neues deutschland, Samstag, 02. Februar 2013
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