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Höhenflieger

Ian Khama / Der 55-Jährige wird neuer Präsident im Wirtschaftswunderland Botswana

Von Martin Ling *

Simbabwes Bewohner haben wieder mal Grund, neidisch ins westliche Nachbarland Botswana zu schauen: Geräuschlos vollzog sich dort diese Woche der Machtwechsel von Festus Mogae zu Ian Khama, der künftig als Präsident die Geschicke des Landes lenken wird. Und im Gegensatz zu Simbabwe muss der Sohn des ersten Präsidenten nach der Unabhängigkeit 1966, Seretse Khama, in Botswana lediglich den Kurs beibehalten. Die frühere britische Kolonie gilt als Musterland mit einer intakten Demokratie und einer stabilen Wirtschaft. Das Pro-Kopf-Einkommen des Diamantenexporteurs soll in diesem Jahr 8500 US-Dollar erreichen -- im einst blühenden Simbabwe liegt das Pro-Kopf-Einkommen inzwischen dagegen unter 400 Dollar pro Jahr.

Kein Wunder, dass der begeisterte Pilot Ian Khama nichts unternehmen will, um den wirtschaftlichen Höhenflug zu gefährden, der dank eines effizienten Staates über ein vorbildliches Gesundheits- und Bildungssystem auch der Normalbevölkerung zugutekommt. Statt radikaler Änderungen stellte Khama bei seiner Antrittsrede moderat steigende Staatsausgaben und die Fortsetzung des wirtschaftspolitischen Kurses in Aussicht. Zudem wolle er gegen »ausschweifende und kontraproduktive Bürokratie« vorgehen -- dabei genießt Botswana in Afrika den Ruf des bestverwalteten Landes.

Auch die Meinungsfreiheit wird in Botswana hoch gehalten und so gibt es auch kritische Stimmen zu Ian Khama. Die einen monieren, dass er ohne Mandat der Bevölkerung von seinem Vorgänger einfach inthronisiert worden wäre, wo doch in einem Jahr ohnehin turnusmäßig Neuwahlen anstehen. Allerdings hatte Mogae diesen Schritt schon vor den letzten Wahlen angekündigt, die Wähler wussten also Bescheid.

Doch am meisten verärgert die Opposition, dass sich der ehemalige Militärpilot in Sachen Fliegen über das Gesetz hinwegsetzt. Demnach dürfen nur aktive Militärs Militärflugzeuge fliegen. Khama nimmt indes regelmäßig selbst den Steuerknüppel in die Hand, wenn er bei Staatstrips auf die Flugbereitschaft zurückgreift. In Simbabwe wären die Menschen sicher froh, wenn sich ihre politischen Probleme auf solche unspektakulären Scharmützel beschränken würden.

* Aus: Neues Deutschland, 3. April 2008


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