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Neuer Pakt Bhutans mit Indien

Junger König absolvierte ersten Auslandsbesuch

Von Hilmar König, Delhi *

Mit einem neuen Freundschaftspakt im Gepäck kehrte der junge bhutanische König Jigme Khesar Namgyal Wangchuck am Montag von seiner ersten Indien-Reise zurück.

Es kam nicht überraschend, dass der neue Monarch des nur 38 000 Quadratkilometer großen Himalaja-Staates Bhutan zuerst den Nachbarn in Delhi seine Aufwartung machte. Immerhin verbindet beide Staaten seit 1949 ein Freundschaftsvertrag, durch den der »große Bruder« seinen Einfluss auf den rund 700 000 Einwohner zählenden kleinen Nachbarn sicherte. Dieses Dokument wurde nun den veränderten politischen Bedingungen angepasst, und es gibt Bhutan mehr Spielraum. So entfiel der alte Passus, der Bhutan verpflichtete, sich von Indiens außenpolitischen Beziehungen »leiten« zu lassen. Dem Königreich wird das Recht zugestanden, Waffen zu kaufen, ohne Delhi konsultieren zu müssen. Es darf selbst über seine Verteidigung entscheiden. Die Vertragspartner sichern einander zu, die Interessen des Partners nicht zu beeinträchtigen. Das ist für Indien vor allem im Hinblick auf China, Bhutans nördlichen Nachbarn, sowie die Rebellen in Assam und anderen nordostindischen Gebieten von Bedeutung.

Der 27-jährige Jigme Khesar Namgyal Wangchuck, der im November 2006 die Herrschaft von seinem Vater übernahm, aber noch immer auf die offizielle Krönung wartet, nutzte seinen ersten internationalen Auftritt, auf den Wandel seines Landes zu verweisen. Es vollzögen sich profunde Veränderungen, sagte er. Damit spielte er auf den Verfassungsentwurf an sowie auf die ersten demokratischen Wahlen im nächsten Jahr. Vorgesehen ist ein Zweiparteiensystem, eine Nationalversammlung mit 75 sowie ein Nationalrat mit 25 Abgeordneten und dem König an der Spitze.

Die ersten vorsichtigen Schritte für den Wandel leitete 1998 der Vater des jetzigen fünften Königs von Bhutan ein, indem er die absolute Herrschaft mit einer Regierung, einer »Volksvertretung« und einem Beraterstab zu teilen begann. 2005 schockierte er seine Untertanen mit der Ankündigung, er werde in absehbarer Zeit seinem ältesten Sohn die Regentschaft übergeben. Bis dahin war es üblich, dass ein Herrscher bis zum Tode auf dem Thron blieb.

* Aus: Neues Deutschland, 13. Februar 2007


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