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Erneut Brandopfer bei KiK-Zulieferer in Bangladesch

[Bonn/ Berlin, 29. Januar 2013] – Bei einem weiteren Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch sind am vergangenen Samstag (26. Januar) erneut sieben Arbeiterinnen ums Leben gekommen. An der Brandstelle wurden Label des Textildiscounters KiK gefunden. KiK und C&A sind bisher nicht, wie von der Kampagne für Saubere Kleidung gefordert, dem Brandschutzabkommen beigetreten. Auch die Entschädigungen für die Opfer des Brandes in der Tazreen-Fabrik vor zwei Monaten sind noch immer offen. Damals waren 112 Menschen gestorben.

Dieses Mal hat es in der Fabrik Smart Export Garments gebrannt. Da das Feuer in der Mittagspause ausbrach, befanden sich glücklicherweise die meisten der 300 Arbeiterinnen außerhalb des Gebäudes. Dennoch mussten sieben Arbeiterinnen sterben, vier waren jünger als 17 Jahre. An der Brandstätte wurden Labels der Firma KiK gefunden, aber auch von spanischen und französischen Unternehmen.

Gisela Burckhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) klagt an: „Wie viele Menschen müssen noch sterben, bis endlich europäische Modemarken und Einkäufer handeln und für umfassende Sicherheit und Arbeitsschutz bei ihren Lieferanten Sorge tragen?“

Das von bangladeschischen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen entwickelte Brandschutzabkommen wäre in diesem Zusammenhang ein wichtiger Vorstoß. Bisher wurde dieses auf europäischer Seite nur von Tchibo unterzeichnet. Seit Monaten fordert die internationale Kampagne für Saubere Kleidung, dass weitere Unternehmen dem Abkommen beitreten, damit es in Kraft treten kann. Metro, C&A, KiK und Lidl wurden direkt angefragt. Das EU-Parlament hat am 17. Januar 2013 das Brandschutzabkommen ebenfalls begrüßt und alle Markenunternehmen aufgefordert, diese Bemühungen zu unterstützen.

Außerdem wird erwartet, dass die Unternehmen rasch die dringend benötigten Entschädigungen für verletzte Arbeiterinnen, für Nothilfe und medizinische Versorgung zahlen. „Zahlreiche Näherinnen wurden nach dem Brand in der Tazreen-Fabrik in ein Krankenhaus eingeliefert. Sie mussten sich verschulden, um die Rechnung zu bezahlen. Wer hilft diesen Frauen, die verletzt und arbeitsunfähig geworden sind“, fragt Frauke Banse, Koordinatorin der Eilaktionen der Kampagne für Saubere Kleidung. Gemeinsam mit Partnern in Bangladesch berechnete die Kampagne für Saubere Kleidung, dass mindestens 3 Millionen Euro Entschädigung an die Familien der Opfer des Brandes in der Tazreen-Fabrik gezahlt werden müssen.

Bisher hat KiK jede Zahlung von Entschädigung für die Opfer abgelehnt, weil es zum Zeitpunkt des Brandes keine Aufträge platziert hatte, dort aber von 2009 bis Mitte 2012 produzieren ließ. Ganz offensichtlich hat sich KiK um Brandschutzsicherheit auch damals nicht gekümmert.

Die Gewerkschaften in Bangladesch rufen zur sofortigen Festnahme der Fabrikbesitzer auf. Der Besitzer der Tazreen-Fabrik ist immer noch auf freiem Fuß. Seit der Brandkatastrophe sind die Gewerkschaften fast täglich auf der Straße und fordern Gerechtigkeit von ihrer Regierung und ihren Unternehmern.

Ansprechpartnerinnen
  • Frauke Banse, Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung bei INKOTA Tel.: 0160 94 69 87 70, E-Mail: banse@inkota.de
  • Gisela Burckhardt, FEMNET e.V., Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung, Tel. 01520 – 177 40 80


Dokumentiert: Forderungen des EU-Parlaments

Das Europäische Parlament,
(...)
7. fordert die großen internationalen Bekleidungsunternehmen auf, ihre Lieferketten kritisch zu prüfen und mit ihren Unterauftragnehmern im Hinblick auf die Verbesserung der Standards für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zusammenzuarbeiten; fordert Einzelhändler, Nichtregierungsorganisationen und alle anderen beteiligten Interessenträger, gegebenenfalls einschließlich der Kommission, zur Zusammenarbeit auf, um einen freiwilligen Kennzeichnungsstandard zu entwickeln, mit dem bescheinigt wird, dass ein Produkt unter Einhaltung der grundlegenden Arbeitsnormen der IAO hergestellt wurde;

8. fordert die Kommission auf, unter EU-Unternehmen, die im Ausland tätig sind, aktiv verpflichtende, verantwortungsvolle Unternehmungsführungsstandards zu fördern, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die strikte Einhaltung ihrer sämtlichen rechtlichen Verpflichtungen gelegt werden sollte, insbesondere in Bezug auf internationale Standards und Vorschriften in den Bereichen Menschenrechte, Arbeit und Umwelt; (...)

Aus der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Januar 2013 zu den Todesfällen, die kürzlich durch Brände in Textilfabriken verursacht wurden, vor allem in Bangladesch (2012/2908(RSP)

Hier geht es zum vollständigen text der Entschließung (deutsch): www.europarl.europa.eu




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