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Australiens Farmer können hoffen

Neues Abkommen mit dem Nachbarn Indonesien soll Branche neu beleben und Exporte ankurbeln

Von Thomas Berger *

Zwischen Australien und Indonesien herrschen »besondere Beziehungen«. Nicht zufällig führte der erste Staatsbesuch des neuen australischen Premierministers Tony Abbott am 30. September nach Jakarta zum nördlichen Nachbarn. Dabei ging es nicht nur um das derzeit die Schlagzeilen in »Down under« dominierende Thema der Flüchtlingsboote, sondern vor allem um die Wirtschaftszusammenarbeit beider Länder. Jetzt soll beispielsweise beim Viehhandel ein neues Kapitel aufgeschlagen werden. Das könnte beim Ankurbeln der Landwirtschaft auf dem fünften Kontinent helfen. Abbott und sein Gesprächspartner vereinbarten, den Rinderexport nach Indonesien noch in diesem Jahr deutlich zu steigern. Dazu wurde eine Sonderlieferung von 53000 Tieren vereinbart. Erklärtes Ziel ist es, demnächst wieder an das Handelsvolumen anzuküpfen, das bis zum Jahr 2010 verzeichnet werden konnte. Seinerzeit waren die Rinderexporte schlagartig zurückgegangen, nachdem in einem Streit zwischen beiden Staaten wegen spezieller Gesundheitszertifikate keine Einigung erzielt werden konnte.

Schon wegen der räumlichen Nähe ist die bevölkerungsreichste muslimische Nation des Erdballs wichtigster Absatzmarkt für australische Rinderzüchter. Der von den beiden Landwirtschaftsministerien ausgehandelte Kompromiß – er wurde beim Staatsbesuch besiegelt – sieht eine abgespeckte Form der von indonesischer Seite geforderten Gesundheitsdokumentation für die Tiere vor, womit die Züchterverbände in Australien leben können. Neben den 46000 Jungrindern, die in der regulären Dezemberlieferung für das letzte Quartal 2013 vertraglich fixiert sind, jetzt auf die Schnelle noch 53000 schlachtreife Tiere zusammenzubekommen, dürfte den Händlern aber nicht leichtfallen. In der krisengeplagten Branche haben etliche Bauern ihre Bestände deutlich reduziert. Gegenüber 2010 liegt das Exportvolumen bei Rindern derzeit nur bei 60 Prozent. Malcolm Jackmann, Vorstandschef des Handelskonzerns Elders, der Abbott als Mitglied einer Wirtschaftsdelegation begleitete, äußerte sich verhalten optimistisch, daß man die zusätzliche Quote erbringen könne. Für 2014 haben die Branchenverbände eine Gesamtzahl von 500000 Tieren im Visier – das wäre schon ein deutlicher Schritt, um irgendwann wieder bei den 718000 aus dem Zeitraum 2009/2010 zu landen.

Während die großen Händler Ausfälle besser kompensieren können, haben die Absatzeinbrüche der letzten drei Jahre den Viehzüchtern erheblich zugesetzt. Eine Trockenperiode im Norden Australiens, wo die meisten Farmen liegen, trug das ihre dazu bei. Viele Betriebe kämpfen ums Überleben.

Mit gemischten Gefühlen wird in Australien nun gesehen, daß der indonesische Konzern Japfa Foods, ein Gigant des Agrobusineß, zwei Rinderfarmen mit 550000 Hektar Gesamtfläche und 40000 Tieren im Northern Territory – in der Nähe von Katherine, fünf Fahrtstunden südlich von Darwin – aufgekauft hat. Den Vorbesitzern blieb angesichts finanzieller Probleme kein anderer Ausweg. Denn Japfa Foods ist nicht irgendwer, sondern größter Importeur australischer Rinder, größter Züchter und nun auch direkt auf australischem Boden vertreten. Premier Abbott sieht das positiv, sein Agrarminister Barnaby Joyce, Vizechef des kleineren Koalitionspartners Nationalpartei (die ihre Basis im ländlichen Raum hat), eher nicht. Bis vor kurzem hatte Joyce sich noch vehement gegen Pläne der indonesischen Regierung ausgesprochen, insgesamt 1,5 Millionen Hektar von Rinderfarmen im Nachbarland aufkaufen zu wollen.

* Aus: junge Welt, Freitag, 11. Oktober 2013


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