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Lithiumabbau auf Kosten der Anwohner

Argentinische Indígenas setzen sich gegen Bergbau auf ihrem Land zu Wehr

Von María Inés Zigarán und Elisabeth Jeglitzka, WFD *

Dass die Rechte der Indígenas in der argentinischen Provinz Jujuy nicht gewahrt werden, hat sich bis zur UNO herumgesprochen. Am 4. Dezember besuchte der UN-Sonderberichterstatter für die Rechte Indigener Völker James Anaya die argentinische Andenprovinz im Nordwesten.

Es war hoher Besuch: Der UN-Sonderberichterstatter für indigene Rechte, James Anaya, hatte sich in der argentinischen Provinz Jujuy angesagt. Rund 500 Indígenas empfingen Anaya in Ojo de Huancar auf der Hochebene von Jujuy mit einer farbenprächtigen, traditionellen Begrüßungszeremonie. Anschließend wurden bei einem Treffen mit Indígenas aus 33 verschiedenen Gemeinden der Region Menschenrechtsverletzungen durch Bergbauunternehmen und die argentinische Regierung thematisiert. Daran besteht kein Mangel.

Ein Bergbauunternehmen will Lithium aus der lokalen Salzstätte fördern. Lithium ist ein wichtiger Bestandteil von Akkus, zum Beispiel in Handys. Deshalb ist sein Preis auf dem Weltmarkt enorm gestiegen und weckt Begehrlichkeiten nach diesem Rohstoff. Das bedroht die traditionelle Lebensweise vieler Bewohner. Seit Generationen bewirtschaften die Indígenas die kargen Böden angepasst und nachhaltig. Kollektiv bauen sie Salz ab und nutzen es als Kochsalz, aber auch für die Tierhaltung. Die Lithiumproduktion zerstört diese traditionelle Lebensform. Den Indígenas wird der Zugang zur Salzstätte verboten. Zudem erfordert die Lithiumgewinnung viel Wasser. Wasser, das eigentlich für die Bestellung des umliegenden Landes unentbehrlich ist. Die Indigenen wurden in die Planungen bisher nicht einbezogen und damit wurden ihre Rechte auf Information und vorherige Absprache verletzt. Die Betroffenen, die sich im Rat der Organisationen der Indigenen Organisationen Jujuys (COAJ) organisieren, haben ihr Recht auf Eigentumstitel für ihr Land, zu dem auch die Salzlagerstätte gehört, juristisch geltend gemacht. Doch die Rechtsprechung in Argentinien ist mangelhaft und verläuft schleppend. »Für uns ist der Besuch eine Kampfansage. Wir wollen deutlich machen, dass der Staat die Rechte der Indígenas praktisch nicht durchsetzt«, sagt Natalia Sapura, Koordinatorin des Rates der Organisationen der Indígenas von Jujuy.

James Anaya versprach bei seinem Besuch, die zutiefst Besorgnis erregende Situation in Jujuy in seinen Empfehlungen an den argentinischen Staat und die frisch im Amt bestätigte Präsidentin Cristina Kirchner anzusprechen.

Natalia Sapura setzt in den Besuch des UN-Sonderberichterstatters große Erwartungen und Hoffnungen. Der Bericht von Anaya kann die Prozesse beschleunigen, in denen die Landrechte der Bewohner von Jujuy und anderen Teilen Argentiniens geklärt werden.

* Aus: neues deutschland, 10. Dezember 2011


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