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Algerien: mindestens 80 Tote

Zustimmung zur Militäraktion, aber Bestürzung über die vielen Opfer

Von Martin Ling *

Die Geiselnahme auf dem Gasfeld In Amenas ist vorbei: Mindestens 80 Menschen kamen während der tagelangen Geiselnahme und zwei Befreiungsaktionen der algerischen Armee ums Leben.

Die Bilanz ist blutig und die Bestürzung ist groß: Das Geiseldrama in der algerischen Wüste hat mindestens 80 Menschen das Leben gekostet - darunter 32 Terroristen - und international Bestürzung ausgelöst. Die USA, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Deutschland machten die Terroristen, die ein Gasfeld tagelang besetzt und Hunderte Geiseln genommen hatten, für das Blutbad verantwortlich. Bundesaußenminister Guido Westerwelle sagte, die Geiselnahme zeige die Grausamkeit der Islamisten. Deutsche waren nach offiziellen Angaben nicht unter den Geiseln.

Einen Tag nach dem Ende der Militäraktion fanden algerische Spezialeinheiten am Sonntag weitere 25 Tote in der Gasförderanlage In Amenas im Osten des Landes. Das berichtete der algerische Sender Ennahar unter Berufung auf Sicherheitskreise. Im algerischen Radio zeigte sich Kommunikationsminister Mohamed Said »sehr besorgt«, dass die Zahl der Opfer weiter nach oben korrigiert werden müsse.

Zuletzt war unter anderem noch das Schicksal mehrerer britischer und norwegischer Geiseln unklar. Zwei deutsche Mitarbeiter einer Bohrfirma, die sich mehrere Kilometer von In Amenas entfernt an ihrem Einsatzort befanden, wurden aus Algerien ausgeflogen. Ein Norweger konnte mit einem 15-stündigen Fußmarsch durch die Wüste den Terroristen entkommen.

Nach einer ersten Bilanz der algerischen Regierung konnten 685 algerische Beschäftigte und 107 ausländische Mitarbeiter während des mehrtägigen Dramas befreit werden oder sich selbst retten.

Nach anfänglicher Kritik am Vorgehen der algerischen Armee gab es nach Abschluss der Aktion viel internationale Unterstützung. US-Präsident Barack Obama betonte in einer Erklärung: »Die Schuld an dieser Tragödie liegt bei den Terroristen, die sie verursacht haben.« Auch der britische Regierungschef David Cameron sieht die Verantwortung für die Taten allein bei den Terroristen. Frankreichs Präsident François Hollande verteidigte die Befreiungsaktion ebenso wie die Regierung in Oslo.

Unterdessen hat die Bundesregierung angekündigt, mehr Geld für den Kampf gegen islamistische Terroristen in Mali zur Verfügung zu stellen. Der Einsatz der deutschen Transall-Maschinen zur logistischen Unterstützung französischer und afrikanischer Truppen soll aber zunächst auf die sichere Hauptstadt Bamako beschränkt bleiben.

* Aus: neues deutschland, Montag, 21. Januar 2013


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