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Diamanten und De Beers

Das Wichtigste in Kürze

Die vier C:

Carat, Colour, Clarity, Cut. Die Messeinheit Carat geht eigentlich auf die Samen des Johannisbrotbaumes zurück, gegen die Diamanten ursprünglich aufgewogen wurden. Dann wurde ein einheitliches System für die "härteste Währung der Welt" entwickelt, nach dem ein Carat einem Fünftel Gramm (0,2 g) entspricht. Halbkaräter und Einkaräter sind die gängigsten Steine. Weltweit ist der Diamantenmarkt rund 6,9 Milliarden Dollar schwer. Etwa die Hälfte des Diamantschmucks weltweit wurde zuletzt aufgrund der anhaltend guten US-Konjunktur in den USA verkauft, Japan folgt mit 17 Prozent auf Platz zwei.

Das Monopol am Diamantenmarkt hat De Beers mit etwa 65 Prozent Marktanteil, gefolgt vom russischen Konglomerat Alrosa. De Beers wurde 1888 von Cecil Rhodes gegründet, ein Brite, der Schürfinteressen in Südafrika zusammen gekauft hatte. 1929 kaufte Ernst Oppenheimer De Beers und gründete das Diamantenkartell Central Selling Organisation. Diese löst De Beers nun ab Juli 2001 auf und strukturiert hin zur Luxusmarke mit zertifizierten Steinen um. Damit sollen Imageprobleme beseitigt werden. Zum Halbjahr 2000 schrieb der Konzern 982 Mio. Dollar Reingewinn.

Der Marktführer De Beers

Seit Februar 2000 "garantiert" De Beers seine Diamanten als "konfliktfrei" und verspricht damit, dass die Steine nicht aus Bürgerkriegsgebieten stammen. Bis sich diese Zertifizierung via Diamantenbörsen in Antwerpen und Tel Aviv, die mittlerweile beide einen Herkunftsnachweis verlangen, bis zum Endkäufer durchgesetzt hat, werde es aber noch dauern.

In offenen Briefen an den internationalen Verband der Diamantenbörsen und an den Verband der Produzenten rief De-Beers-Vorstandschef Nicky Oppenheimer zum "rigorosen" Vorgehen gegen Personen auf, die Diamanten aus Minen in Angola, Sierra Leone und dem Kongo (die von Guerillas kontrolliert werden) handeln. Er steht auch vor der Notwendigkeit, Imageschäden von seinem Konzern abzuwenden. Im Juli 2000 hatten sich die beiden Weltverbände verpflichtet, Diamanten aus den Kriegsgebieten aus den legalen Handelskanälen fern zu halten.

"Das Thema relativiert sich für den Endkunden", meint Werner Haas, Sprecher des österreichischen Diamantenclubs in Wien: "Der Anteil der Konfliktdiamanten auf dem Weltmarkt beträgt ja nur vier Prozent, das bestätigt auch die UNO." Aber, beugt Haas Missverständnissen vor: "Jeder Diamant, der Gräueltaten finanziert, ist einer zu viel." Aber das werde ja jetzt reguliert. Einschränkung: "Es müssen auch die jeweiligen Regierungen mitspielen."

Geteilte Auffassung

De Beers hatte früher selbst Diamanten aus Angola aufgekauft, um damit die Preise zu stützen. Seit 1998 befolge der Konzern allerdings die UN- Sanktionen (Resolution 1173). Kommentatoren, zuletzt etwa in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, meinen allerdings, dass es auf dem schwach regulierten Diamantenmarkt genügend Schlupflöcher für illegale Diamanten aus Afrika gebe. "Du kannst hier Steine um 50.000 Dollar kaufen und in Antwerpen um vier Millionen verkaufen", zitierte etwa die Nachrichtenagentur Reuters zu Jahresbeginn einen europäischen Händler in Sierra Leone.

Andererseits hat die Branche selbst Interesse daran, dass die teuren Symbole für Liebe und Reinheit nicht zu Manifestationen von Tod und Zerstörung werden, die Preziosenhändler fürchten, dass es ihnen damit ähnlich ergehen könnte wie der Pelzindustrie und ihrer dramatischen Absatzkrise nach weltweiten Kampagnen. Das stimmt Beobachter wiederum positiv für effektive Herkunftskontrollen.

Nachfragerekord

Der "Markt" war bis zuletzt recht unbeeindruckt von der Blutdiamantendebatte: Zur Jahrtausendwende waren die Steine so begehrt wie noch nie, was De Beers einen Umsatzsprung um 57 Prozent für 1999 gebracht hat, und das geht 2000 so weiter: Zum Halbjahr veröffentlicht der Konzern eine 44-prozentige Umsatzsteigerung bei Rohdiamanten auf 3,5 Mrd. Dollar.

Gleichzeitig flicht De Beers seine Beteiligungen im Oppenheimerschen Kaskadenverfahren weiter: In Kanada und in Malaysia (Winspear und Asthon) hat sich De Beers in die Diamantenindustrie groß eingekauft. Die Kontrolle von Afrikas mächtigstem Bergbaukonzern Anglo American ist dagegen von zigfachen Kreuzbeteiligungen auf darstellbare 42 Prozent reduziert.

Den Analysten scheint die Aktie von De Beers auf dem gegenwärtigen Niveau "kaufenswert", sie veranschlagen einen fairen Wert des Papiers an der Börse in Johannesburg von 200 Rand. Gegenwärtig notiert der Konzern auf 189 Rand.
Nach: Der Standard, 18.08.2000

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