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Sinkende Rohstoff-Abhängigkeit

Deutsch-afrikanischer Außenhandel klettert auf Rekordniveau

Von Thomas Nitz *

Während nordamerikanische und europäische Ökonomien im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise förmlich einbrachen, legten die afrikanischen Volkswirtschaften im Schnitt um zwei Prozent zu. Davon profitiert auch der deutsche Außenhandel. Die Exporte nach Afrika stiegen im ersten Halbjahr 2010 auf Rekordniveau.

Es sind längst nicht mehr allein die Preise für Rohstoffe, mit denen die afrikanischen Ökonomien wachsen oder fallen. Mehr als ein Viertel der neuen Jobs ist in den vergangenen Jahren im Bausektor entstanden. Viel Geld wird inzwischen auch im Tourismus, im Bankenwesen, Telekommunikationssektor sowie mit agrarischen Produkten und Fertigwaren verdient. Von dieser Entwicklung profitiert auch der deutsche Außenhandel. So legten die Exporte nach Afrika im ersten Halbjahr 2010 um 26,5 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro zu. Der Import von Waren aus Afrika wuchs um 23,1 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro. Besonders schnellt wächst der Handel mit der Republik Südafrika – die deutschen Warenexporte verzeichneten ein Plus von 46,5 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro.

Wichtigste Handelspartner auf dem Kontinent bleiben aber die nordafrikanischen Staaten; 44,9 Prozent der deutschen Afrika-Exporte gehen in diese Region. Insgesamt steigerte sich der Handel mit Nordafrika um 25,3 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Wichtigster deutscher Absatzmarkt ist hier Ägypten mit einem Exportvolumen von 1,5 Milliarden Euro. Wichtigster Partner für Importe ist der Erdöllieferant Libyen mit 1,5 Milliarden Euro; die Exporte gingen dagegen um 41,2 Prozent zurück.

Der kräftige Zuwachs im Handel mit Afrika ist vor allem der Ausfuhr von Autos und Autoteilen zu verdanken. Größter Abnehmer ist Südafrika. Auch Maschinen, Chemikalien und Nahrungsmittel sind deutsche Exportschlager.

Auch nach Ostafrika konnten die Warenlieferungen um 20,8 Prozent auf 337 Millionen Euro gesteigert werden. Kenia ist hier der wichtigste Absatzmarkt. Insgesamt gehen jedoch nur 3,5 Prozent der deutschen Afrika-Exporte und 2,5 Prozent der -Importe in diese Region.

Die Exporte nach Westafrika gingen dagegen um 0,7 Prozent leicht zurück. Als Ausnahme legten die Warenlieferungen nach Ghana, dem nach Nigeria zweitwichtigsten Markt in dieser Region, um 13 Prozent auf 94 Millionen Euro zu.

Auch der wirtschaftliche Aufschwung des Kontinents generell ist ungleich verteilt. Er wird vor allem von den nordafrikanischen Staaten Marokko, Tunesien, Algerien und Ägypten, von Südafrika sowie den ölreichen Staaten Nigeria und Angola getragen. Aber auch in rohstoffarmen Ländern zeigen politische und wirtschaftliche Reformen inzwischen ihre Wirkung. Dies gilt vor allem für die Bemühungen, bewaffnete Konflikte beizulegen, unternehmerfreundliche Rahmenbedienungen zu schaffen und den afrikanischen Binnenhandel zu beleben. Der Anteil produzierender Unternehmen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Die Kooperation und Kongruenz zwischen afrikanischen Unternehmen über nationale Grenzen hinweg stärkt deren Wettbewerbsfähigkeit.

Doch bei allem Optimismus spielt Afrika für die Weltwirtschaft immer noch eine unbedeutende Rolle. Der Anteil des Kontinents am deutschen Außenhandel beträgt gerade mal zwei Prozent. Doch das werde nicht so bleiben, meint Michael Monnerjahn vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft: »Das beschleunigte Wirtschaftswachstum und die ansteigenden Einnahmen geben Anlass zur Hoffnung, dass der deutsch-afrikanische Außenhandel diese positive Entwicklung beibehält.«

* Aus: Neues Deutschland, 11. September 2010


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