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Wer hat Ahmed Shah Massud ermordet - zwei Tage vor dem 11. September 2001?

Afghanistan als erster Schritt

Von Sabine Schiffer

Erinneren Sie sich noch an Ahmed Shah Massud? Er war nicht einer von unzähligen Mudschaheddin der Nordallianz Afghanistans, sondern der designierte Führer eines geeinten afghanischen Volkes - wenn es denn jemals eines hätte geben sollen. Als langjähriger Kämpfer gegen die Sodaten der Sowjetunion und später gegen die Taliban hat er sich in Afghanistan und international einen Namen gemacht. Ausländische Delegationen besuchten den charismatischen Mann, der in der Lage war, die zerstrittenen Gruppen des Landes an einen Tisch zu bringen. Selbst Hekmatyar zählte zu seinen Gesprächspartnern und bei Massud trafen sich die Führer der zerstrittensten Clans.

Es war klar, dass Massud der Kopf Afghanistans sein würde, wenn die Taliban - einst von den Gegnern der Sowjetunion hofiert und protegiert - erst vertrieben sein würden. Das war das gemeinsame Ziel Massuds und seiner Wegbegleiter. Wie es geworden wäre, wenn ... bleibt spekulativ, denn Massud wurde nach Jahrzehnten gefährlichsten Kampfes ermordet - am 9. September 2001. Zwei Tage vor dem berühmt gewordenen 11. September und im Schatten desselben. Welch ein Zufall - vor allem, wenn man die Entwicklung seither Revue passieren lässt.

Als Aufenthaltsort des schnell deklarierten Drahtziehers Osama bin Laden hinter den verheerenden Anschlägen des 11. Septembers war Afghanistan das erste Ziel auf der neu zu schreibenden Landkarte. Massud als idealistischer Souverän der Afghanen, die darauf bauen, einer Person ihres Vertrauens die Führung ihres Landes anzuvertrauen, hätte im folgenden Szenario wohl eher gestört. Statt dessen tritt ein bis dahin völlig unbekannter Karsai auf die internationale Plattform, dessen ölkonzernige Vergangenheit auch nicht unbedingt an die große Glocke gehängt werden sollte. Inzwischen gibt es in Afghanistan die gewünschte Pipeline, deren Bau die Taliban nicht zugestimmt hatten und deren Genehmigung vielleicht auch Massud nicht ohne weiteres hingenommen hätte. Zwar hat man sich in der Qualität des afghanischen Öls geirrt und insofern war das ganze Unterfangen eine energetische Fehlinvestition, aber als geostrategischer Ausgangpunkt für weitere Aktivitäten in der Goldregion ist Afghanistan immer noch wertvoll.

Die afghanischen Menschen haben die Strategen weder damals noch jetzt interessiert und insofern verwundert es nicht, dass ihre politischen Ansprüche wieder aus der Agenda des Medienmanagements verschwunden sind. Gutgläubige ISAF-Truppen sorgen lediglich hin und wieder für Aufsehen, indem sie uns verlustreich an eine aufgerissene und unverarztete Wunde erinnern. Derer wird es anscheinend noch mehrere geben, wenn wir die jüngste Entwicklung im nun ebenfalls "befreiten" Irak ernst nehmen.

Derjenige, der an dieser Stelle messerscharf schließt, dass es hier nur ums ausgehende Öl geht, liegt falsch. Wie F.W. Engdahl überzeugend darstellt, dient die Ölwaffe nämlich der Sicherung der Leitwährung der Globalisierung, die die einzige Währungsreserve der Welt bleiben soll. Nur die Vormachtstellung des Dollars garantiert den Lebensstandard einer Weltmacht, die auf Pump lebt. Diese Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf den 11. September und sie sollten die Fragenliste der UnansweredQuestions.org ergänzen.

* Sabine Schiffer M.A. Medienpädagogik


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