NATO bombardierte Polizeistation
"Versehentlicher" Angriff in afghanischer Provinz Nuristan *
NATO-Truppen haben nach offiziellen afghanischen Angaben im Osten des Landes versehentlich eine Polizeistation bombardiert und vier Polizisten getötet. Währenddessen klagt US-General Mullen
über die Gewalt der Aufständischen.
Bei einem Luftschlag in der Nacht zu Montag (1. Aug.) ist in der afghanischen
Provinz Nuristan eine Polizeiwache im Distrikt Wama getroffen worden. Dies teilte das Büro des
Provinzgouverneurs mit. Bodentruppen hätten außerdem zwölf Polizisten festgenommen. Auf dem
Gebäude habe deutlich sichtbar die afghanische Flagge geweht. Die Polizisten seien uniformiert
gewesen.
»Eine Wiederholung solcher Angriffe wäre unverzeihlich«, sagte Gouverneur Dschamal-u-Din Badr
laut der Mitteilung. Ein Berater des Gouverneurs sagte, es habe zum Zeitpunkt des Angriffs keine
Berichte über Aktivitäten Aufständischer in der Gegend gegeben. Die NATO-geführte Internationale
Schutztruppe ISAF teilte mit, der Vorfall werde untersucht.
In der Vergangenheit haben ausländische Truppen afghanische Sicherheitskräfte gelegentlich mit
Aufständischen verwechselt. So waren im Mai fünf Wachmänner, die einen NATO-Nachschubkonvoi
sicherten, bei einem Luftangriff getötet worden.
In der südpakistanischen Provinz Sindh zerstörten Aufständische sieben Tanklastzüge mit Treibstoff
für die NATO-Truppen in Afghanistan. Ein Polizeisprecher sagte am Montag (1. Aug.), der Konvoi habe an
einem Motel im Distrikt Kairpur rund 460 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Karatschi geparkt
gehabt. Angreifer hätten sieben Fahrzeuge in Brand gesteckt und das Feuer eröffnet. Sie hätten
dabei einen Mitarbeiter des Motels verletzt. Ihnen sei die Flucht gelungen.
US-Generalstabschef Mike Mullen hat sich besorgt über die zunehmende Gewalt in Afghanistan
gezeigt. Zwar habe sich die Sicherheitslage seit dem vergangenen Jahr »stark verbessert«, dennoch
gebe es weiterhin große Herausforderungen, sagte Mullen am Sonntag (31. Juli) gegenüber BBC. Die Taliban
hätten ein »schreckliches« Jahr hinter sich und Rache geschworen. »Das ist die Art, wie sie
zurückschlagen«, sagte Mullen. Am Sonntag waren bei einem Selbstmordanschlag im Süden
Afghanistans zwölf Polizisten und ein Kind getötet worden.
* Aus: Neues Deutschland, 2. August 2011
Drohnenkrieg geht weiter
US-Angriff im pakistanischen Stammesgebiet **
Bei einem US-Drohnenangriff sind am Montag (1. Aug.) in den pakistanischen
Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan mindestens vier mutmaßliche Aufständische
getötet worden. Die Drohne habe zwei Raketen auf ein Fahrzeug in Azam Warsak rund 15 Kilometer
westlich von Wana, der größten Stadt im Stammesgebiet Südwaziristan, abgefeuert, erklärten
örtliche Vertreter der Sicherheitskräfte. Zuletzt waren Mitte Juli sechs Aufständische bei einem
Drohnenangriff ums Leben gekommen.
Die Angriffe stoßen in der pakistanischen Bevölkerung auf heftige Kritik, weil dabei auch zahlreiche
Zivilisten getötet werden. Auch die pakistanische Regierung kritisiert die Angriffe der unbemannten
US-Kampfflugzeuge, duldet sie aber. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA haben sich
seit der Tötung des Chefs von Al Qaida, Osama bin Laden, durch ein US-Kommando in Abbottabad
Anfang Mai deutlich verschlechtert. Am Sonntag war aus Diplomatenkreisen verlautet, dass die
Regierung in Islamabad Reisebeschränkungen für US-Diplomaten in Pakistan verhängt hat.
Bei einer Explosion in der Provinz Baluchistan im Südwesten des Landes wurden unterdessen zwei
Kinder getötet. Sie ereignete sich nach Polizeiangaben auf einer Müllkippe in der Provinzhauptstadt
Quetta, wo die Kinder als Müllsammler gearbeitet hatten. Ob die Explosion ein Unfall war oder es
sich um einen Anschlag handelte, ist unklar. In der an Afghanistan und Iran grenzenden Provinz
kommt es immer wieder zu Gewalttaten von Aufständischen.
** Aus: Neues Deutschland, 2. August 2011
Selbstmordanschlag in Kundus
Drei Angestellte von Sicherheitsfirma starben ***
Bei einem Selbstmordanschlag auf eine private Sicherheitsfirma im nordafghanischen Kundus sind am Dienstag mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.
Die drei Getöteten Sicherheitsleute hatten nach Polizeiangaben als Wachmänner für die Firma gearbeitet, die auch für den Schutz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Afghanistan sorgt. Zehn weitere Personen, darunter ein Polizist, wurden bei dem Anschlag verletzt.
Wie ein Sprecher der Provinzregierung sagte, sprengte sich am Morgen ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe vor dem Gebäude. Zwei weitere Angreifer seien dann in das Haus eingedrungen, wo sie sich eine Schießerei mit Sicherheitskräften lieferten. Nach Polizeiangaben endete das Gefecht, als sich die Attentäter kurz nacheinander sprengten. Die getöteten Wachmänner arbeiteten für die afghanische Sicherheitsfirma Kaboora, für die auch Ausländer tätig sind. Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich aber keine Ausländer in dem Gebäude auf, wie der Vizepolizeichef der Provinz Kundus, Abdul Rahman Aktasch, mitteilte. Zwei deutsche Angestellte hätten das Gebäude eine Stunde vor dem Anschlag verlassen.
Die GIZ teilte mit, ihre Mitarbeiter seien unversehrt. Der Anschlag habe sich nicht gegen die GIZ gerichtet. Nach Polizeiangaben befand sich in dem Gebäude bis vor einem Monat ein kleines Hotel, das von Deutschen betrieben wurde. Bei den neun verletzten Zivilisten handelte es sich demnach um Bewohner eines benachbarten Hauses. Zu dem Anschlag bekannten sich in die radikal-islamischen Taliban in einer SMS an die Nachrichtenagentur AFP. Kundus liegt im Verantwortungsbereich der Bundeswehr.
*** Aus: Neues Deutschland, 3. August 2011
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