Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

NATO bombardierte Polizeistation

"Versehentlicher" Angriff in afghanischer Provinz Nuristan *

NATO-Truppen haben nach offiziellen afghanischen Angaben im Osten des Landes versehentlich eine Polizeistation bombardiert und vier Polizisten getötet. Währenddessen klagt US-General Mullen über die Gewalt der Aufständischen.

Bei einem Luftschlag in der Nacht zu Montag (1. Aug.) ist in der afghanischen Provinz Nuristan eine Polizeiwache im Distrikt Wama getroffen worden. Dies teilte das Büro des Provinzgouverneurs mit. Bodentruppen hätten außerdem zwölf Polizisten festgenommen. Auf dem Gebäude habe deutlich sichtbar die afghanische Flagge geweht. Die Polizisten seien uniformiert gewesen.

»Eine Wiederholung solcher Angriffe wäre unverzeihlich«, sagte Gouverneur Dschamal-u-Din Badr laut der Mitteilung. Ein Berater des Gouverneurs sagte, es habe zum Zeitpunkt des Angriffs keine Berichte über Aktivitäten Aufständischer in der Gegend gegeben. Die NATO-geführte Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, der Vorfall werde untersucht.

In der Vergangenheit haben ausländische Truppen afghanische Sicherheitskräfte gelegentlich mit Aufständischen verwechselt. So waren im Mai fünf Wachmänner, die einen NATO-Nachschubkonvoi sicherten, bei einem Luftangriff getötet worden.

In der südpakistanischen Provinz Sindh zerstörten Aufständische sieben Tanklastzüge mit Treibstoff für die NATO-Truppen in Afghanistan. Ein Polizeisprecher sagte am Montag (1. Aug.), der Konvoi habe an einem Motel im Distrikt Kairpur rund 460 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Karatschi geparkt gehabt. Angreifer hätten sieben Fahrzeuge in Brand gesteckt und das Feuer eröffnet. Sie hätten dabei einen Mitarbeiter des Motels verletzt. Ihnen sei die Flucht gelungen.

US-Generalstabschef Mike Mullen hat sich besorgt über die zunehmende Gewalt in Afghanistan gezeigt. Zwar habe sich die Sicherheitslage seit dem vergangenen Jahr »stark verbessert«, dennoch gebe es weiterhin große Herausforderungen, sagte Mullen am Sonntag (31. Juli) gegenüber BBC. Die Taliban hätten ein »schreckliches« Jahr hinter sich und Rache geschworen. »Das ist die Art, wie sie zurückschlagen«, sagte Mullen. Am Sonntag waren bei einem Selbstmordanschlag im Süden Afghanistans zwölf Polizisten und ein Kind getötet worden.

* Aus: Neues Deutschland, 2. August 2011


Drohnenkrieg geht weiter

US-Angriff im pakistanischen Stammesgebiet **

Bei einem US-Drohnenangriff sind am Montag (1. Aug.) in den pakistanischen Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan mindestens vier mutmaßliche Aufständische getötet worden. Die Drohne habe zwei Raketen auf ein Fahrzeug in Azam Warsak rund 15 Kilometer westlich von Wana, der größten Stadt im Stammesgebiet Südwaziristan, abgefeuert, erklärten örtliche Vertreter der Sicherheitskräfte. Zuletzt waren Mitte Juli sechs Aufständische bei einem Drohnenangriff ums Leben gekommen.

Die Angriffe stoßen in der pakistanischen Bevölkerung auf heftige Kritik, weil dabei auch zahlreiche Zivilisten getötet werden. Auch die pakistanische Regierung kritisiert die Angriffe der unbemannten US-Kampfflugzeuge, duldet sie aber. Die Beziehungen zwischen Pakistan und den USA haben sich seit der Tötung des Chefs von Al Qaida, Osama bin Laden, durch ein US-Kommando in Abbottabad Anfang Mai deutlich verschlechtert. Am Sonntag war aus Diplomatenkreisen verlautet, dass die Regierung in Islamabad Reisebeschränkungen für US-Diplomaten in Pakistan verhängt hat.

Bei einer Explosion in der Provinz Baluchistan im Südwesten des Landes wurden unterdessen zwei Kinder getötet. Sie ereignete sich nach Polizeiangaben auf einer Müllkippe in der Provinzhauptstadt Quetta, wo die Kinder als Müllsammler gearbeitet hatten. Ob die Explosion ein Unfall war oder es sich um einen Anschlag handelte, ist unklar. In der an Afghanistan und Iran grenzenden Provinz kommt es immer wieder zu Gewalttaten von Aufständischen.

** Aus: Neues Deutschland, 2. August 2011


Selbstmordanschlag in Kundus

Drei Angestellte von Sicherheitsfirma starben ***

Bei einem Selbstmordanschlag auf eine private Sicherheitsfirma im nordafghanischen Kundus sind am Dienstag mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen.

Die drei Getöteten Sicherheitsleute hatten nach Polizeiangaben als Wachmänner für die Firma gearbeitet, die auch für den Schutz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Afghanistan sorgt. Zehn weitere Personen, darunter ein Polizist, wurden bei dem Anschlag verletzt.

Wie ein Sprecher der Provinzregierung sagte, sprengte sich am Morgen ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe vor dem Gebäude. Zwei weitere Angreifer seien dann in das Haus eingedrungen, wo sie sich eine Schießerei mit Sicherheitskräften lieferten. Nach Polizeiangaben endete das Gefecht, als sich die Attentäter kurz nacheinander sprengten. Die getöteten Wachmänner arbeiteten für die afghanische Sicherheitsfirma Kaboora, für die auch Ausländer tätig sind. Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich aber keine Ausländer in dem Gebäude auf, wie der Vizepolizeichef der Provinz Kundus, Abdul Rahman Aktasch, mitteilte. Zwei deutsche Angestellte hätten das Gebäude eine Stunde vor dem Anschlag verlassen.

Die GIZ teilte mit, ihre Mitarbeiter seien unversehrt. Der Anschlag habe sich nicht gegen die GIZ gerichtet. Nach Polizeiangaben befand sich in dem Gebäude bis vor einem Monat ein kleines Hotel, das von Deutschen betrieben wurde. Bei den neun verletzten Zivilisten handelte es sich demnach um Bewohner eines benachbarten Hauses. Zu dem Anschlag bekannten sich in die radikal-islamischen Taliban in einer SMS an die Nachrichtenagentur AFP. Kundus liegt im Verantwortungsbereich der Bundeswehr.

*** Aus: Neues Deutschland, 3. August 2011


Zurück zur Afghanistan-Seite

Zur NATO-Seite

Zur Pakistan-Seite

Zurück zur Homepage