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Chronik Afghanistan
November/Dezember 2008
Samstag, 1. November, bis Sonntag, 9. November
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1. Nov.: Die US-Streitkräfte haben nach eigenen Angaben bei Einsätzen gegen Rebellen im Osten Afghanistans 19 Kämpfer getötet. Die Aktionen am Freitag in den entlang der pakistanischen Grenze gelegenen Provinzen Nangarhar und Chost richteten sich den Angaben zufolge gegen einen Al-Kaida-Führer und eine Zelle von Bombenbauern. Ein Sprecher der Provinzpolizei in Chost sagte, man prüfe Berichte, wonach unter den Opfern auch Unbeteiligte seien.
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2. Okt.: Der Kommandeur der britischen Spezialkräfte in Afghanistan ist einem Zeitungs-bericht zufolge aus Protest gegen die schlechte Ausrüstung seiner Soldaten zurückgetreten. Major Sebastian Morley habe sich vor allem über mangelnde Investitionen in die Panzerung von Fahrzeugen beschwert, meldete am Samstag der «Daily Telegraph». Morley habe unzureichende Ausrüstung für den Tod von mindesten vier seiner Leute verantwortlich gemacht.
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3. Nov.: Bei einer Razzia in Südafghanistan sind mehr als 40 Tonnen Haschisch sichergestellt und zerstört worden. Soldaten der afghanischen Streitkräfte und der Koalitionstruppen hoben nach eigenen Angaben am Montag gemeinsam ein Rauschgiftlabor in der Provinz Kandahar an der Grenze zu Pakistan aus. Die Razzia erfolgte im Rahmen eines Einsatzes gegen die Taliban. Der Fund zeige deutlich, dass es eine Verbindung zwischen dem Drogenhandel und dem Aufstand der Taliban gebe, erklärte ein US-Militärsprecher. Die afghanischen Streit-kräfte teilten mit, das Rauschgift sei in einem Keller in der Ortschaft Kaua Kili gefunden worden. Bei der Razzia seien auch US-Militärhubschrauber zum Einsatz gekommen.
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Die Entführung eines Franzosen auf offener Straße in Kabul hat ein neues Schlaglicht auf die dramatische Sicherheitslage in der afghanischen Hauptstadt geworfen. Der etwa 30 Jahre alte Mitarbeiter einer Hilfsorganisation wurde am Montagmorgen von drei Bewaffneten aus einem Wagen gezerrt und verschleppt. Ein afghanischer Geheimdienstmitarbeiter, der die Geisel-nahme verhindern wollte, wurde von den Angreifern erschossen, wie das Kabuler Innen-ministerium bestätigte.
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4. Nov.: Der neue Chef des US-Oberkommandos Mitte, General David Petraeus, ist am Dienstag in Afghanistan eingetroffen. Ein Sprecher der amerikanischen Streitkräfte erklärte, Petraeus wolle sich über die Lage vor Ort informieren. Dafür seien Treffen mit afghanischen Politikern und ranghohen Vertretern der US-Truppen geplant.
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Deutschland richtet sich auf eine weitere Beteiligung am US-geführten Anti-Terror-Kampf «Enduring Freedom» bis Ende 2009 ein. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen künftig bis zu 800 deutsche Soldaten dafür herangezogen werden können, bisher waren es 1400 Mann. Dafür zeichnete sich am Mittwoch bei der ersten Beratung im Bundestag eine deutliche Mehrheit ab. Die Abstimmung über die Verlängerung des OEF-Mandats soll am 13. November erfolgen, Grüne und Linkspartei kündigten bereits ihr Nein an.
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5. Nov.: Bei Luftangriffen in der afghanischen Provinz Kandahar sind nach Angaben zweier afghanischer Dorfbewohner dutzende Frauen und Kinder getötet oder verletzt worden. Die beiden Augenzeugen sagten am Mittwoch in einem Krankenhaus in Kandahar, die Bomben und Raketen hätten am Montag im Bezirk Schah Wali Kot eine Hochzeitsgesellschaft getroffen. Die US-Streitkräfte teilten mit, sie hätten keinerlei Informationen über einen derartigen Zwischenfall. Die Augenzeugen sagten, sie seien mit anderen verletzten Angehörigen in das Krankenhaus der Provinzhauptstadt gebracht worden.
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Bei einem Luftangriff der US-geführten Truppen in Afghanistan sind nach Angaben von Präsident Hamid Karsai rund 40 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs am Montag in der südlichen Unruheprovinz Kandahar seien Frauen und Kinder gewesen, erklärte Karsai in Kabul. Der Präsident verurteilte den Angriff im Bezirk Scha Wali Kot, der nach Angaben von Augenzeugen eine Hochzeitsgesellschaft in einem Dorf traf. Die US-Truppen erklärten, es habe einen "Vorfall" gegeben, bei dem womöglich Menschen starben, und kündigten eine Untersuchung an.
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6. Nov.: Kanada will auch nach dem bevorstehenden Regierungswechsel in den USA an dem geplanten Abzug seiner Truppen aus Afghanistan festhalten. Außenminister Lawrence Cannon sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP, die kanadischen Truppen würden auch dann bis 2011 zurückgeholt, wenn der designierte US-Präsident Barack Obama um eine Verlängerung bitten sollte.
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Die Bundesregierung hat zurückhaltend auf den Wunsch des neu gewählten US-Präsidenten Barack Obama auf stärkere Beiträge der Verbündeten in Afghanistan reagiert. «Die Antwort auf die Frage, ob wir mehr machen könnten, lautet: Wir machen bereits mehr als früher - und das ohne gezielte Aufforderung aus den USA», sagte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Gernot Erler (SPD), der «Berliner Zeitung»
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Eine in Afghanistan verschleppte niederländische Journalistin ist am Freitag nach fast einwöchiger Gefangenschaft von ihren Geiselnehmern freigelassen worden. Die 43-Jährige sei an einen sicheren Ort gebracht worden, teilte das Außenministerium in Den Haag mit, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Die Frau war am Samstag nahe Kabul entführt worden, wo wie für das belgische Magazin «P» gearbeitet hatte.
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8. Nov.: Eine vor vier Wochen entführte kanadische Journalistin ist wieder frei. Wie die Behörden am Samstag in der Provinz Wardak mitteilten, erfolgte die Freilassung nach Verhandlungen von Stammesführern und Ratsmitgliedern mit den Entführern. Lösegeld sei nicht gezahlt worden, hieß es. Mellisa Fung war am 12. Oktober entführt worden, nachdem sie für den Sender CBC über ein Flüchtlingslager in Kabul berichtet hatte.
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9. Nov.: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, hat das deutsche Engagement in Afghanistan scharf kritisiert. "Wir reden gern darüber, was wir als Deutsche geleistet haben im Norden, aber verschweigen, dass wir weit hinter den selbst gesteckten Zielen zurückgeblieben sind. Auch wir müssen zugeben, dass wir unsere Verpflichtungen nicht erfüllt haben", sagte Gertz dem Tagesspiegel (Montagausgabe). "Wenn es uns erst nach fast sieben Jahren gelingt, eine Polizeischule im Norden des Landes zu eröffnen, ist das exemplarisch für unser Versagen." Deutschland müsse noch viel mehr tun für den zivilen Wiederaufbau, sagte Gertz. Er kritisierte dabei die Zusammenarbeit der Bundesministerien und forderte von der Bundeskanzlerin, einen Afghanistan-Beauftragten einzusetzen. "Wenn wir erfolgreicher sein wollen, brauchen wir für das Zusammenwirken von Verteidigungs-, Außen, Innen- und Entwicklungsministerium einen Koordinator. Da die Zusammenarbeit der Ministerien bislang offenbar wegen Ressortegoismen nicht richtig funktioniert, würde ich es sehr begrüßen, wenn Angela Merkel einen Beauftragten im Kanzleramt mit entsprechenden Kompetenzen einsetzen würde." Gertz sagte weiter, vielleicht gelänge es durch einen Koordinator auch, "diejenigen in der Bundesregierung, die neben dem Verteidigungsminister Verantwortung tragen, mehr in die Pflicht zu nehmen. Wolfgang Schäuble habe ich zum Beispiel in Kabul noch nicht gesehen."
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Bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan sind zwei spanische Soldaten getötet worden. Der Angreifer sprengte sich nach Angaben der Behörden am 9. Nov. mit seinem Auto in der Provinz Herat im Westen des Landes in die Luft. Unterdessen kam eine vor vier Wochen entführte kanadische Journalistin wieder frei.
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Die US-Truppen in Afghanistan haben nach eigenen Angaben am 9. Nov. 14 Militante getötet. Die Soldaten hätten in der Provinz Khost ein verdächtiges Fahrzeug gestoppt und seien aus dem Wageninneren beschossen worden, sagte ein Militärsprecher. Ein Kampfhubschrauber habe die Soldaten unterstützt. Der Gouverneur der Provinz, Arsallah Dschamal, erklärte dagegen, bei den 14 getöteten Männern habe es sich nicht um Militante, sondern um Straßenbauarbeiter gehandelt.
Montag, 10. November bis Sonntag, 30. November
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In der Provinz Kandahar verletzten Aufständische am 12. November mehrere Mädchen, als sie diese auf dem Weg zur Schule mit Säure übergossen. Drei der sechs Mädchen wurden schwer verletzt.
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Am 13. November starben sechs Menschen in der südafghanischen Stadt Kandahar, als sich ein Selbstmordattentäter vor dem Regierungsgebäude der Provinz Kandarar in die Luft sprengte. Ziel des Anschlags war wahrscheinlich der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai, der sich innerhalb des Gebäudes befand. In der ostafghanischen Provinz Nangarhar wurden bei einem Selbstmordanschlag auf US-Soldaten mehr als 20 Zivilisten und ein US-Soldat getötet. Zwei britische Soldaten starben bei einem Anschlag in der Provinz Helmand in Südafghanistan.
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In einer am 13. November veröffentlichten Umfrage des BBC sagten 68 Prozent der Briten, die britischen Truppen sollten Afghanistan innerhalb eines Jahres verlassen.
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Bei einem Selbstmordanschlag nahe der nordafghanischen Stadt Baghlan wurden am 16. November zwei deutsche Soldaten verletzt worden. Außerdem wurden mindestens 12 Zivilisten verletzt, als sich ein Selbstmordattentäter neben dem Militätkonvoi der Bundeswehr in die Luft sprengte. Ein britischer Soldat starb in der Provinz Helmand bei einer Explosion.
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Bei einem Anschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille wurden am 17. November vier deutsche Soldaten verletzt.
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Wie die Frankfurter Rundschau am 18. November berichtete, hat der afghanische Präsident Hamid Karzai dem flüchtigen Taliban-Führer Mullah Muhammad Omar ein Verhandlungsangebot mit umfassenden Garantien für Omars persönliche Sicherheit gemacht. Karzais Angebot wird als Zeichen der eskalierenden Sicherheitslage in Afghanistan gewertet.
Dezember
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Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung am 1. Dezember will Bundeskanzlerin Angela Merkel den Bundeswehreinsatz in Afghanistan trotz der sich verschlechternden Sicherheitslage weiterhin verteidigen. Eine Debatte um ein Abzugsdatum lehne sie ab. Ein Abzug solle erst erfolgen, wenn Afghanistan eine stabile Regierung habe und die afghanischen Sicherheitskräfte das Land schützen könnten.
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Im Zuge einer Gebietsreform erweitert sich der dem deutschen ISAF-Kontingent zugeteilte Schutzsektor um die Region Ghormach. Die Region war vorher den italienischen Truppen zugeteilt und gilt als ein gefährliches Gebiet mit regelmäßigen Überfällen auf ISAF-Militärkonvois.
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Pakistanische Taliban-Kämpfer haben am 8. Dezember die wichtige Nachschubroute der internationalen Truppen in Afghanistan angegriffen. Sie zerstörten fast 150 Lastwagen mit Nachschub im pakistanischen Peshawar, die von der südpakistanischen Hafenstadt Karachi über Peshawar und den Khyber-Pass nach Afghanistan unterwegs waren.
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Bei einem Luftangriff der USA wurden am 11. Dezember sechs Polizisten und ein Zivilist getötet und 13 Menschen verletzt, als versehentlich eine Polizeistation im südafghanischen Kalat bombardiert wurde.
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Am 12. Dezember besuchte US-Verteidigungsminister Robert Gates Afghanistan und stellte dabei eine Truppenaufstockung um rund 7000 Soldaten in Aussicht.
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Soldaten der ISAF-Truppen haben am 13. Dezember erneut Zivilisten getötet, als sie auf einen Bus schossen, der trotz Warnungen auf einen ISAF-Militärkonvoi zufuhr. Drei Zivilisten starben.
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Am 16. Dezember teilte der britische Premier Gordon Brown mit, die Zahl der britischen Soldaten in Afghanistan um 300 zusätzliche Soldaten zu erhöhen. Auch der britische Militärhaushalt für den Afghanistan-Einsatz wird im Jahr 2009 um 50 Prozent steigen, wie Zahlen des britischen Finanzministeriums zeigen.
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Wie am 17. Dezember bekannt wurde, wird Deutschland den Aufbau der afghanischen Polizei mit zusätzlichen drei Millionen Euro unterstützen.
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Die USA planen eine Aufstockung ihrer Truppen in Afghanistan um 20.000 bis 30.000 Soldaten, wie US-Generalstabschef Michael Mullen am 21. Dezember bestätigte. Die afghanische Regierung begrüßte die Ankündigung. Das tschechische Parlament verweigerte am 19. Dezember die Verlängerung des Mandats für den Auslandseinsatz von 415 tschechischen Soldaten und zusätzlichen 100 Elite-Soldaten, die im Rahmen der US-Operation „Enduring Freedom“ eingesetzt werden.
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Ein Selbstmordattentäter tötete am 23. Dezember drei Menschen, als er sich in der südafghanischen Stadt Ghasni in die Luft sprengte.
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In den letzten Dezembertagen gab es eine Reihe von Anschlägen in ganz Afghanistan. Bei Anschlägen im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet wurden am 27. und 28. Dezember mehr als 30 Menschen getötet. Die Anschläge ereigneten sich im pakistanischen Swat-Tal und in Ostafghanistan nahe der Grenze zu Pakistan. In Südafghanistan starben zwei kanadische ISAF-Soldaten und zwei Zivilisten bei einem Anschlag, in Kabul drei Zivilisten bei einem Raketenangriff. Zwei weitere Zivilisten starben nördlich von Kabul, als sich ein Selbstmordattentäter neben einem Militärkonvoi in die Luft sprengte. In Kandahar wurden bei einer Explosion zwei Menschen getötet und 21 verletzt.
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