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Chronik Afghanistan

Oktober 2008


Mittwoch, 1. Oktober, bis Sonntag, 12. Oktober
  • 1. Okt.: Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich nach Einschätzung der Vereinten Nationen im vergangenen halben Jahr merklich verschlechtert. Seit Jahresbeginn sei auch die Zahl der Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gestiegen, heißt es in einem Bericht, den das Büro von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York veröffentlichte. Mindestens 30 Helfer wurden demnach getötet, 92 weitere verschleppt. Auch wenn es in einigen Bereichen Fortschritte gegeben habe, «ist mein Gesamteindruck, dass sich die Situation im Lande in den vergangenen sechs Monaten verschlechtert hat», erklärte Ban in dem Bericht. Er sei aber zuversichtlich, «dass dieser Negativtrend umgekehrt werden kann». Im August wurden laut UN 983 sicherheitsrelevante Zwischenfälle gezählt, so viele wie in keinem Monat zuvor seit dem Sturz der Taliban 2001. Laut einer Zählung der Nachrichten-agentur AP kamen seit Jahresbeginn mehr als 4.600 Menschen in Afghanistan ums Leben, darunter mehr als 750 einheimische Polizisten. Die Vereinten Nationen geben die Zahl der getöteten Zivilpersonen mit rund 1.450 an.
  • Bei Kämpfen in Pakistan sowie bei einem US-Luftangriff im benachbarten Pakistan sind mindestens 40 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer waren nach offiziellen Angaben vom Samstag entweder Taliban oder Angehörige des Terrornetzwerks El Kaida. Nach Dar-stellung der Militärs in Kabul und in Islamabad waren in Afghanistan 16 Taliban getötet worden, unter ihnen zwei Feldkommandeure. In Pakistan starben mindestens 24 Menschen.
  • 5. Okt.: Das Mandat für den Einsatz von KSK-Elitesoldaten der Bundeswehr in Afghanistan sollte laut Außenminister Frank-Walter Steinmeier bald beendet werden. Die Truppe sei in den vergangenen drei Jahren «kein einziges Mal» eingesetzt worden, sagte der SPD-Politiker dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». Der Vorstoß löste unterschiedliche Kritik bei Grünen und Linkspartei aus. Steinmeier empfahl, bei der im November anstehenden Verlängerung des OEF-Mandats das KSK-Element herauszunehmen. Im Rahmen des OEF-Mandats, das bei jährlicher Erneuerung bis zum 15. November reicht, kann die Bundeswehr bis zu 100 Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) nach Afghanistan entsenden. Zu ihren Aufgaben zählt auch die Abwehr terroristischer Angriffe. Die US-geführte Operation Enduring Freedom (OEF) ist eine unmittelbare Reaktion auf die Terroranschläge des 11. September 2001.
  • Der führende britische Kommandeur in Afghanistan hält einen durchschlagenden militärischen Sieg gegen die Aufständischen in dem Land für unmöglich. «Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen», zitierte die Zeitung «The Sunday Times» Brigadegeneral Mark Carleton-Smith. Es gehe darum, den Aufstand auf ein «handhabbares Maß» zurückzudrängen, damit er keine strategische Bedrohung darstelle und von den afghanischen Streitkräften bewältigt werden könne. Die Taliban müssten möglicherweise in eine langfristige Lösung einbezogen werden, wurde Carleton-Smith zitiert. «Wenn die Taliban bereit wären, auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen und über eine politische Einigung zu sprechen, dann ist das genau die Art Fortschritt, die Aufstände wie diesen beendet.» Britische Regierungs-vertreter haben in der Vergangenheit Interesse daran gezeigt, die Taliban dazu zu bewegen, die Waffen niederzulegen und sich an der Regierung zu beteiligen.
  • 6. Okt.: Deutsche Hilfsorganisationen haben die Afghanistan-Politik der Bundesregierung kritisiert und einen Strategiewechsel gefordert. Die zivile Aufbauhilfe müsse deutlich erhöht und verbessert werden, erklärte der Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungs-organisationen (VENRO) am Montag in Bonn. Auch die Welthungerhilfe sprach sich für eine Aufstockung der Hilfe für die afghanische Bevölkerung aus. Zudem forderten VENRO und Welthungerhilfe eine klare Trennung von ziviler Hilfe und militärischen Aktionen.
  • 7. Okt.: Die US-geführten Streitkräfte in Afghanistan haben bei Kämpfen im Süden des Landes nach eigenen Angaben 43 Aufständische getötet. Eine gemeinsame Patrouille der afghanischen und der US-Streitkräfte wurde am Sonntag im Bezirk Qualat der Provinz Sabul in einem Hinterhalt von Aufständischen angegriffen, wie die Koalitionstruppen am Dienstag mitteilten. Die Streitkräfte verteidigten sich und forderten umgehend Unterstützung aus der Luft an, wie es weiter hieß. Zu Opfern auf Seiten der Koalitionstruppen wurden keine Angaben gemacht. Der Süden Afghanistans ist das Zentrum der Kämpfe der Taliban und anderer Rebellen gegen die internationalen Truppen. Bei Gefechten kamen in diesem Jahr schon mehr als 4.700 Menschen ums Leben, zumeist Aufständische. Auch mehr als 210 Soldaten der internationalen Truppen wurden getötet.
  • 8. Okt.: Die afghanische Regierung führt nach Angaben ranghoher Taliban-Vertreter keine Friedensverhandlungen mit den radikalislamischen Rebellen. Der ehemalige Botschafter der radikalislamischen Rebellen in Pakistan, Mullah Abdul Salam Saeef, sagte, er habe an einem Abendessen mit dem Bruder des afghanischen Präsidenten, Kajum Karsai, in Saudi-Arabien teilgenommen. Friedensverhandlungen seien jedoch nicht geführt worden. Diesbezügliche Berichte bezeichnete Zaeef als "unbegründet und falsch", sagte Saeef. Dänemarks Außen-minister Per Stig Moeller und sein norwegischer Kollege Jonas Gahr Stoere hatten sich zuvor für Verhandlungen mit den Taliban ausgesprochen.
  • 9. Okt.: Die 26 NATO-Staaten wollen den Militäreinsatz gegen die radikalislamischen Taliban in Afghanistan verstärken. Die NATO-Verteidigungsminister werden heute bei einem Treffen in Budapest noch mehr Hilfe beim Aufbau der afghanischen Armee zusichern. Ein Streit um den Einsatz der gut 50 000 Mann starken Afghanistan- Schutztruppe ISAF gegen die Drogenproduktion soll mit einer Kompromissformel beigelegt werden, heißt es. Künftig soll es jedem Bündnisland überlassen bleiben, ob es an dem Drogeneinsatz teilnimmt.
  • Die US-Streitkräfte haben die Tötung von mindestens 33 Zivilisten bei einem Luftangriff im Westen Afghanistans vor gut sechs Wochen eingestanden. Die Armeeführung veröffentlichte am 9. Okt. in Washington die Ergebnisse einer Untersuchung, nach der bei dem Angriff auf den Ort Asisabad in der westafghanischen Provinz Herat am 22. August außerdem etwa 22 Aufständische ums Leben kamen. In Budapest wollten die NATO-Verteidigungsminister über Strategien im Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan beraten.
  • Die afghanische Regierung fordert von der NATO mehr Hilfe im Kampf gegen die massive Drogenproduktion am Hindukusch. Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak sagte am Donnerstag bei einem Treffen mit seinen NATO-Kollegen in Budapest: «Ich wünsche mir, dass die NATO unsere Bemühungen zur Drogenbekämpfung unterstützt.» Die Bundes-regierung befürchtet indes, ein Einsatz der NATO-Truppe ISAF gegen Drogenkuriere könnte zu verstärkten Angriffen auf die ausländischen Soldaten führen.
  • Ein vor etwa zwei Wochen in Afghanistan verschleppter Deutsch-Afghane ist tot aufgefunden worden. Wie der Gouverneur des Distrikts Gusara, Ghulam Mahboob Afsalsada, mitteilte, wies der Kopf der Geisel drei Einschusslöcher auf. Seine Familie habe gegenüber der Polizei ausgesagt, dass die Geiselnehmer 40.000 Dollar für die Freilassung ihres Verwandten verlangt hätten. Ein Angehöriger sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Familie habe das Geld gezahlt. Es sei unklar, warum der Verwandte dennoch getötet worden sei.
  • 10. Okt.: Deutschland stellt nach Angaben des Auswärtigen Amtes zehn Millionen Euro bereit, damit in Afghanistan die Gehälter der örtlichen Polizisten bezahlt werden können. «Wenn wir wollen, dass die afghanische Polizei selbst für Sicherheit im Land sorgt, müssen wir auch eine angemessene und regelmäßige Bezahlung der Polizisten sicherstellen», begründete Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) die deutschen Hilfen für diesen internationalen Treuhandfonds. Der UN-verwaltete LOFTA-Fonds wurde 2002 ins Leben gerufen. In den Jahren 2006 bis 2008 betrug sein Volumen knapp 300 Millionen Euro.
  • In Afghanistan können die Soldaten der NATO-Truppe ISAF künftig aktiv die Drogen-Produktion bekämpfen. Auf diese neue Strategie verständigten sich die Verteidigungsminister des Bündnisses in Budapest. Damit will die Allianz die Finanzquellen der aufständischen Taliban trockenlegen. Allerdings geht die NATO nicht einheitlich vor: Britische und US-Soldaten können künftig auf eigene Faust gegen Drogenbarone und Opiumlabore kämpfen. Die Bundeswehr soll dagegen nur im Verbund mit afghanischen Sicherheitskräften handeln. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) zeigte sich "sehr zufrieden" mit dem Kompromiss.
  • Bei Gefechten zwischen radikal-islamischen Taliban und Sicherheitskräften sind im Süden Afghanistans mehr als 100 Aufständische ums Leben gekommen. Wie die Regierung der Unruheprovinz Helmand mitteilte, attackierten Taliban-Kämpfer Polizeiposten nahe der Hauptstadt Lashkargah. Afghanische Sicherheitskräfte hätten das Feuer erwidert und mindestens 62 Aufständische getötet. Auch Flugzeuge der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe ISAF seien zum Einsatz gekommen.
  • Der Bundeswehreinsatz im Rahmen der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF hat die Steuerzahler laut «Spiegel» seit Dezember 2001 fast drei Milliarden Euro gekostet. Das gehe aus der Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundes-tagsabgeordneten Gesine Lötzsch hervor, berichtete das Magazin am 12. Okt. Bis Ende 2007 seien für «einsatzbedingte Zusatzausgaben» insgesamt rund 2,4 Milliarden Euro aufgewendet worden, weitere 388 Millionen seien für den ISAF-Einsatz im Haushalt 2008 eingeplant.
Montag, 13. Oktober, bis Sonntag, 19. Oktober
  • 14. Okt.: Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Angriffe der Taliban-Rebellen in Afghanistan auch im Winterhalbjahr nicht nachlassen werden. Der UN-Sonderbeauftragte Kai Eide sagte im Weltsicherheitsrat, der Aufstand habe das größte Ausmaß seit sechs Jahren erreicht und werde sich in den nächsten Wochen weiter verstärken.
  • 15. Okt.: Bei einem Bombenanschlag in der südafghanischen Provinz Urusgan sind mindestens neun Zivilisten getötet worden, darunter drei Kinder. Sechs weitere Zivilisten seien bei der Detonation verletzt worden, sagte Urusgans Polizeichef Dschuma Gul Hemat.
  • Der Auswärtige Ausschuss hat den Weg zur Verabschiedung des neuen Afghanistan-Mandats der Bundeswehr freigemacht. Der Ausschuss billigte die Aufstockung um 1000 auf 4500 Mann am Dienstagabend mit den Stimmen von Union, SPD und FDP, wie die Bundestags-pressestelle mitteilte. Die Linke stimmte dagegen, die Grünen enthielten sich. Das Mandat soll 14 Monate laufen und bis zum 13. Dezember 2009 gelten.
  • Ein britischer Soldat ist im Süden Afghanistans bei einer Explosion getötet worden. Der Soldat sei in der südlichen Provinz Helmand auf Patrouille gewesen, teilte das Verteidigungs-ministerium in London am 15. Okt. mit. Die Briten haben damit nach Angaben des Ministeriums seit Beginn des Kampfeinsatzes in Afghanistan Ende 2001 bereits 121 Militärangehörige verloren.
  • Der Bundestag hat am 16. Okt. die Anhebung der Obergrenze für die Bundeswehrtruppen in Afghanistan von 3.500 auf 4.500 gebilligt. Mit einer Mehrheit von 442 Ja-Stimmen zu 96 Nein-Stimmen bei 32 Enthaltungen votierten die Abgeordneten sowohl für die Erweiterung und als auch für die Verlängerung des ISAF-Mandats zur militärischen Absicherung des Wiederaufbaus um 14 Monate. (Hier geht es zur Debatte und Abstimmung)
  • Die afghanischen Behörden haben Ermittlungen zum Tod von mindestens 17 Zivilpersonen während eines Gefechtes zwischen NATO-Einheiten und Aufständischen im Süden des Landes aufgenommen. Die Provinzregierung von Helmand erklärte am 17. Okt., man wolle klären, ob der Einsturz eines Hauses, in dem die Zivilpersonen ums Leben kamen, auf einen NATO-Luftangriff oder «Aktionen von Aufständischen» zurückzuführen sei. Ein NATO-Sprecher bestätigte den Angriff. Über Opfer unter der Zivilbevölkerung als Folge des Angriffs sei aber nichts bekannt.
  • 18. Okt.: Bei einem Selbstmordattentat auf die NATO-Truppe ISAF in Afghanistan sind mehrere Soldaten verletzt worden. Eine ISAF-Sprecherin in Kabul sagte, der Attentäter habe sich am Eingang eines von der italienischen Armee geführten Stützpunkts in der west-afghanischen Stadt Herat in einem Auto in die Luft gesprengt. Es habe Verletzte gegeben. In der Taliban-Hochburg Kandahar wurde derweil ein einflussreicher Stammeschef von Angreifern getötet.
Montag, 20. Oktober, bis Sonntag, 26. Oktober
  • Eine südafrikanische Mitarbeiterin einer Hilfsorganisation ist in der afghanischen Hauptstadt Kabul auf offener Straße erschossen worden. Am 20. Okt. seien im Westen der Stadt zwei bewaffnete Männer auf einem Motorrad an der Frau vorbeigefahren und hätten auf sie geschossen, erklärte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Salmai Baschari. Das Opfer starb demnach noch vor Eintreffen der Polizei. Die Frau sei Südafrikanerin gewesen, sagte ein Vertreter der Bezirkspolizei. Nach der Tat flohen die Angreifer, nach ihnen wurde gefahndet.
  • Afghanische Polizisten misshandeln und foltern offenbar auch Kinder und Jugendliche. Dies gehe aus einer von der Bundesregierung mitfinanzierten Studie des Kinderhilfswerks UNICEF und der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission (AIHC) hervor. "Physische Gewalt, Missbrauch und Folter sind üblich während Haft und Verhör" hieß es in dem Bericht. Dies sei für die Bundesregierung von besonderer Brisanz, da Deutsche an der Ausbildung der afghanischen Polizei beteiligt sind. Der vollständige UNICEF- Bericht ist abzurufen unter http://www.unicef.org/infobycountry/media_44625.html
  • Bei Selbstmordattentaten und anderen Angriffen sind in Afghanistan schon zwölf Soldaten der Bundeswehr getötet worden. Insgesamt kamen nach Angaben des Bundesverteidigungs-ministeriums bislang 28 deutsche Soldaten im Dienst in Afghanistan ums Leben.
  • Bei einem Selbstmordanschlag nahe der afghanischen Stadt Kundus sind zwei deutsche Soldaten und fünf Kinder getötet worden. Das bestätigte der Gouverneur der Provinz Kundus der dpa. Zwei Bundeswehr-Soldaten und zwei Kinder seien verletzt worden. Die Inter-nationale Schutztruppe ISAF bestätigte die Angaben. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung hat den Tod von zwei Bundeswehrsoldaten bei dem Selbstmordanschlag in Afghanistan bestätigt. Außerdem kamen bei dem Attentat fünf afghanische Kinder ums Leben, erklärte Jung am 20. Okt. in Berlin. Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban. (Siehe unseren Bericht.)
  • Die zivilen Helfer in Afghanistan werden immer weiter in die Enge getrieben. «Seit dem Frühjahr ist es hier sehr viel schwieriger geworden. Weitere Distrikte sind unter den Einfluss bewaffneter Gruppen geraten», sagt Walter Osenberg, deutscher Projektleiter der Welthunger-hilfe. Die AP erreichte ihn am 21. Okt. telefonisch in der Provinzhauptstadt Talokan in Nordostafghanistan, etwa 60 Kilometer von Kundus entfernt. In der Region waren am 20. Okt. zwei Bundeswehrsoldaten und fünf Kinder getötet worden.
  • 22. Okt.: Der Bundeswehrverband hat der Bundesregierung eine Mitschuld am jüngsten Selbstmordanschlag auf deutsche Soldaten in Afghanistan gegeben. Die heutige Situation hätte durch mehr ziviles Engagement verhindert werden können, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes, Ulrich Kirsch, der «Passauer Neuen Presse».
  • Die US-geführte Koalition hat im Süden Afghanistans irrtümlich neun afghanische Soldaten getötet und drei weitere verletzt. Sie waren als Sicherheitskräfte für die Registrierung der Wähler für die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr in der östlichen Provinz Chost stationiert, wie das afghanische Verteidigungsministerium in Kabul mitteilte. Das Ministerium kritisierte den Angriff scharf und kündigte an, "die Übeltäter werden nach den geltenden Gesetzen verfolgt". Das US-Militär habe "womöglich irrtümlicherweise" afghanische Soldaten in Chost getötet, teilte ein Sprecher der US-Truppen mit.
  • Mit einer Kommandoaktion haben Soldaten einer US-Spezialeinheit in Afghanistan eine amerikanische Geisel aus den Händen der Entführer befreit. Bei dem riskanten nächtlichen Einsatz in der vergangenen Woche rund 50 Kilometer westlich von Kabul wurden mehrere e Aufständische getötet, wie am 22. Okt. aus US-Militärkreisen verlautete. Befreiungsaktionen sind wegen der Gefährdung der Geiseln selten.
  • 25. Okt.: Nach Rekordernten in den vergangenen beiden Jahren ist der Opiumanbau in Afghanistan nach Einschätzung der US-Regierung 2008 deutlich zurückgegangen. Die Produktion des Drogenrohstoffs sei von 8000 Tonnen im vergangenen Jahr auf geschätzte 5500 Tonnen 2008 zurückgegangen, sagte der Beauftragte der US-Regierung für den Anti-Drogen-Kampf, John Walters, in Washington. Das entspreche einem Rückgang um 31 Prozent. Auch die Anbaufläche für Opium in Afghanistan sei kleiner geworden.
  • Im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul sind zwei ausländische Mitarbeiter des deutschen Logistikkonzerns DHL sowie ein Afghane erschossen worden. Bei den ausländischen Opfern handelte es sich um einen britischen und einen südafrikanischen Mitarbeiter des Tochterunternehmens der Deutschen Post. In Südafghanistan wurden derweil zwei Mitarbeiter einer Hilfsorganisation aus Bangladesch entführt. Im Osten des Landes verschleppten Unbekannte zwei Türken und ihren afghanischen Fahrer.
Montag, 27. Oktober bis, Freitag, 31. Oktober
  • Ein Selbstmordattentäter hat im Norden Afghanistans am 27. Okt. zwei US-Soldaten mit in den Tod gerissen. Fünf weitere Menschen wurden verletzt, wie die Polizei mitteilte. Der Attentäter, der eine Polizeiuniform trug, sprengte sich in einer Polizeiwache in Pul-e-Chumri in die Luft, der Hauptstadt der Provinz Baghlan. Die US-Soldaten hielten sich zu Beratungen über ein Ausbildungsprogramm für afghanische Polizisten in der Wache auf. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikalislamischen Taliban.
  • Bundeswehrsoldaten haben an einer Straßensperre in Nordafghanistan fünf Zivilisten durch Schüsse verletzt. Der Vorfall habe sich bereits am Freitagabend in der Nähe von Kundus ereignet, sagte ein Sprecher der Bundeswehr in Masar-i-Scharif. Die Afghanen näherten sich demnach in einem Auto mit hoher Geschwindigkeit dem Kontrollpunkt und hielten trotz wiederholter Aufforderung und Warnschüssen nicht an. Ebenfalls im Norden Afghanistans kamen am Montag zwei US-Soldaten und zwei Afghanen bei einem Selbstmordanschlag ums Leben. Bei Luftangriffen in Afghanistan und Pakistan wurden weitere Zivilisten und Aufständische getötet.
  • 28. Okt.: Bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiwache im afghanischen Pol-i-Chomri sind nach Angaben der Bundeswehr zwei US-Soldaten getötet worden. Ein weiterer US-Soldat und ein ungarischer Soldat wurden verletzt und im deutschen Einsatzlazarett Masar-i-Scharif versorgt, hieß es. Deutsche Feldjäger waren demnach im Zuge ihrer Unterstützung der Ausbildung afghanischer Polizei ebenfalls vor Ort. Durch den Anschlag seien einige deutsche Fahrzeuge beschädigt worden.
  • 28. Okt.: Um die grenzüberschreitende Gewalt einzudämmen, wollen die Regierungen in Afghanistan und Pakistan Gespräche mit den radikalislamischen Taliban und anderen Aufständischen führen. Unterhändler beider Länder verständigten sich in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad darauf, dass "Verhandlungen mit oppositionellen Gruppen dringend erforderlich und unerlässlich" seien, wie es in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Dies gelte auch für die Taliban und andere bewaffnete Gruppen, sagte der pakistanische Verhandlungs-führer Owais Ghani. Nach Angaben eines US-Vertreters erwägt auch Washington Gespräche mit verhandlungsbereiten Aufständischen
  • 29. Okt.: Pakistan hat die US-Botschafterin einbestellt und gegen die amerikanischen Raketenangriffe im Grenzgebiet zu Afghanistan protestiert. Die pakistanische Regierung verurteile die Aktionen gegen mutmaßliche Ziele von Extremisten in der Region und fordere einen sofortigen Stopp, erklärte das Außenministerium in Islamabad am Mittwoch. Die Angriffe stellten eine klare Verletzung der Souveränität Pakistans dar, hieß es in einem Schreiben an US-Botschafterin Anne Patterson.
  • 31. Okt.: Alle Welt leidet unter der internationalen Finanzkrise, doch den Terroristen von Al Kaida und Co. wird sie nach Einschätzung von Experten womöglich nichts anhaben. Ausgerechnet die weltweiten Anti-Terror-Gesetze könnten den Islamisten nun helfen. Denn weil sie gezwungen waren, ihre Mittel eben nicht bei Geldinstituten anzulegen, könnten sie nun vor den negativen Auswirkungen der Bankenkrise verschont bleiben.


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