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Chronik Afghanistan
August 2008
Freitag, 1. August, bis Sonntag, 10. August
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1. Aug.: In Afghanistan sind nach Angaben von Hilfsorganisationen im Juli so viele Zivilisten getötet worden wie in keinem anderen Monat seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Die Zahl der Todesopfer lag im Juli nach Schätzungen bei mehr als 260. Dies teilte die Dachorganisation von rund 100 internationalen und einheimischen Hilfsorganisationen in Afghanistan ACBAR mit. Auch die Angriffe auf die Helfer hätten weiter zugenommen. Die ACBAR rief die Konfliktparteien zu deutlich mehr Vorsicht auf.
- 3. Aug.: Bei einem Bombenanschlag auf einen ausländischen Militärkonvoi am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein Soldat ums Leben gekommen. Nach Angaben der US-geführten Koalitionstruppen wurde ein weiterer Soldat verletzt. Die Nationalität der Soldaten wurde zunächst nicht bekannt. Die afghanische Polizei teilte mit, dass der Sprengsatz in einem Feldweg vergraben und ferngezündet wurde.
- 6. Aug.: Bei einem Selbstmordattentat rund 35 Kilometer südlich von Kundus werden drei Bundeswehrsoldaten verletzt. Nach ersten Erkenntnissen sprengte sich ein Motorradfahrer neben einer Patrouille nahe Kundus im Norden des Landes in die Luft, während sich die Soldaten außerhalb ihres gepanzerten Fahrzeugs aufhalten. Die Taliban bekennen sich zu dem Angriff.
- 7. Aug.: Nach rund zwei Wochen Geiselhaft haben afghanische Sicherheitskräfte einen in Kabul verschleppten Deutschen befreit. Drei Männer wurden festgenommen.
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8. Aug.: Auf die Bundeswehr in Afghanistan ist erneut ein Selbstmordanschlag verübt worden. Dabei wurden drei deutsche Soldaten verletzt, zwei von ihnen schwer. Ihr Zustand ist stabil. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag.
- 8. Aug.: Die Koalitionstruppen töten in der südostafghanischen Provinz Ghasni versehentlich vier Frauen und ein Kind.
- 10. Aug.: Bei Gefechten und einem Luftangriff der Koalitionstruppen kommen in der südlichen Provinz Urusgan nach Militärangaben acht Zivilisten ums Leben. Taliban-Kämpfer sollen einige als menschliche Schutzschilde missbraucht haben.
Montag, 11. August, bis Sonntag, 17. August
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11. Aug.: Die Nummer zwei von El Kaida, Aiman el Sawahiri, hat zum ersten Mal eine Videobotschaft auf Englisch verfasst. In dem vom pakistanischen Fernsehsender ARY verbreiteten Video habe der Stellvertreter von Osama bin Laden "zur Unterstützung des Dschihad in Pakistan" aufgerufen, berichtete das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte IntelCenter. Demnach griff der gebürtige Ägypter auf Englisch zurück, weil er die pakistanische Bevölkerung "direkt ansprechen" wollte, aber kein Urdu spricht
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13. Aug.: In Afghanistan sind drei ausländische Entwicklungshelferinnen und ihr afghanischer Fahrer getötet worden. Die Frauen stammten aus Irland, Kanada und den USA, teilte der Sicherheitschef der Zentralprovinz Logar mit. Sie hätten für das International Rescue Committee gearbeitet, das seinen Hauptsitz in New York hat. Die Angreifer seien geflohen und würden von der Polizei gesucht.
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15. Aug.: Bei einem Anschlag auf ein unter deutscher Flagge fahrendes Fahrzeug sind am Rande der afghanischen Hauptstadt Kabul vier Menschen getötet worden - darunter drei deutsche BKA-Beamte. Zunächst hatte es geheißen, es seien Bundeswehrsoldaten ums Leben gekommen.
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Verteidigungsminister Franz Josef Jung erwartet von Afghanistan, bereits im nächsten Frühjahr (2009) mehr Verantwortung für die Sicherheit im eigenen Land zu übernehmen. "Innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate sollen die afghanischen Kräfte die Hauptstadt Kabul selbst sichern können", sagte Jung der Rheinischen Post (Ausgabe vom 16. Aug.2008)). Die Bundeswehr werde die Ausbildung der afghanischen Armee auf 7500 Mann verdreifachen. Nicht zuletzt deshalb werden nach Jungs Schätzung die jährlichen Kosten für den Bundeswehr-Einsatz am Hindukusch von 466,9 auf rund 500 Millionen.
Montag, 18. August, bis Sonntag, 24. August
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18. Aug.: Mindestens neun Zivilisten werden in Afghanistan bei einem Selbstmordanschlag auf einen US-Armeestützpunkt in der östlichen Provinz Chost getötet; 13 weitere Menschen werden bei dem Attentat mit einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug verletzt, wie die US-geführten internationalen Truppen mitteilten.
- Britische Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe (ISAF) töteten irrtümlich vier Zivilisten. Drei weitere Zivilisten, darunter zwei Kinder, seien bei einem Angriff auf eine Hochburg der radikalislamischen Taliban in der Provinz Helmand im Süden des Landes verletzt worden, teilte die ISAF mit. Das britische Verteidigungsministerium kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.
- Rund 300 Kilometer südwestlich von Kabul nahe der Stadt Kalat töteten afghanische Sicherheitskräfte mindestens 28 Aufständische. Die den Taliban nahestehenden Kämpfer hatten nach Angaben des Verteidigungsministeriums zuvor einen Versorgungskonvoi angegriffen.
- Am Tag der Unabhängigkeit Afghanistans (18. August) sind bei einem Selbstmordanschlag im Osten des Landes neun Zivilisten getötet worden. Die Autobombe explodierte vor einem US-Armeestützpunkt in der Provinz Chost und verletzte 13 weitere Menschen, wie die US-geführten internationalen Truppen mitteilten. Ein Taliban-Sprecher bekannte sich in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AFP zu dem Anschlag. Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte die Ermordung "unschuldiger Zivilisten". Es zeige, dass "die Terroristen gegen die Freiheit des afghanischen Volkes" seien, erklärte er.
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In Afghanistan werden am 18. Aug. bei schweren Kämpfen zehn französische NATO-Soldaten getötet worden. Sie seien in einen Hinterhalt der Taliban rund 50 Kilometer östlich von der Hauptstadt Kabul geraten, hieß es aus dem Präsidialamt in Paris. Die Pressestelle der NATO-geführten Schutztruppe (ISAF) teilte am 19. Aug. in Kabul mit, die Kämpfe hätten im Bezirk Sarobi am Montag (18. Aug.) begonnen.
Frankreich hat rund 3000 Soldaten in Afghanistan stationiert, die meisten davon in der Provinz Kabul, wo auch Sarobi liegt, und in der Provinz Kapisa nordöstlich der Hauptstadt. - 19. Aug.: In Afghanistan ist erneut eine Bundeswehrpatrouille angegriffen worden. Bei dem Feuergefecht starb einer der Angreifer, deutsche Soldaten wurden nicht verletzt. Das erfuhr die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post". Wie die Zeitung weiter berichtet, ereignete sich der Angriff in der Nacht zum 19.Aug. fünf Kilometer südlich des Feldlagers Feisabad. Unbekannte hatten die Fahrzeuge in der Nähe einer Nato-Antennenanlage beschossen. Als die Bundeswehrsoldaten zurückschossen, flüchteten die Angreifer. Ein beim Schusswechsel Verletzter blieb liegen und wurde von afghanischen Polizisten nach Feisabad transportiert. Der Mann verstarb unterwegs. Nach Angaben der "Rheinischen Post" häufen sich zurzeit die Angriffe mit Raketen, Sprengfallen und Handfeuerwaffen auf die Bundeswehr in Afghanistan. Erstmals sei einer der Angreifer tödlich verletzt worden.
- Die Bundeswehr hat am 20. Aug. in Afghanistan bei der Abwehr eines Angriffs erstmals einen mutmaßlichen Täter getötet. Das Verteidigungsministerium in Berlin berichtete auf der Homepage der Bundeswehr über den Angriff auf eine deutsche Patrouille in Nordafghanistan. Bei dem Schusswechsel sei ein Angreifer verwundet worden und seinen Verletzungen erlegen, hieß es. Bundeswehrsoldaten seien nicht zu Schaden gekommen.
- Bei der Explosion einer Mine sind in Afghanistan drei polnische Soldaten getötet worden. Das berichtet der polnische Fernsehsender TVN24 unter Berufung auf einen Militärsprecher. Ein weiterer Soldat wurde verletzt. An der NATO-geführten Internationalen Schutztruppe ISAF in Afghanistan beteiligen sich zur Zeit rund 1600 polnische Soldaten.
- Die Koalitionstruppen meldeten am Donnerstag (21. Aug.) den Tod von 30 Aufständischen bei Gefechten in Ostafghanistan. Die Aufständischen hätten die Soldaten am Mittwoch (20. Aug.) in Kämpfe verwickelt, bis bei einem Luftangriff eine feindliche Stellung zerstört worden sei, hieß es in einer Erklärung. Rund 200 Zivilpersonen seien zuvor aus dem Gebiet geflüchtet. Ebenfalls am Mittwoch kamen drei polnische Soldaten bei einem Bombenanschlag in der Provinz Ghasni ums Leben, wie das Verteidigungsministerium in Warschau erklärte. Ein vierter Soldat wurde verletzt.
- Bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition sind nach Angaben des afghanischen Innenministeriums am 22.Aug. insgesamt 76 Zivilisten getötet worden, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Der Angriff soll sich in einem Dorf in der westlichen Provinz Herat ereignet haben. Die US-geführten Koalitionstruppen hatten zuvor erklärt, US-Soldaten und afghanische Truppen hätten bei Gefechten in der Region Shindand 30 Aufständische getötet, darunter einen Kommandeur der radikalislamischen Taliban.
Montag, 25. August, bis Sonntag, 31. August
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26. Aug: Im Osten Afghanistans ist ein japanischer Mitarbeiter einer Hilfsorganisation entführt worden, wie die Nachrichtenagentur Kyodo und der Fernsehsender NHK am 26. Aug. in Tokio meldeten. Der Mann wurde demnach am Morgen des 26. Aug. in der Nähe der Stadt Dschalalabad verschleppt. Er war für die Organisation Peshawar-Kai tätig, die mehrere Kliniken in der Region unterhält.
- Der Opiumanbau in Afghanistan ist nach UN-Angaben 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent zurückgegangen. Die Drogenbekämpfungsbehörde der Vereinten Nationen erklärte am Dienstag, der Rückgang sei vor allem auf erfolgreiche Aktionen gegen den Mohnanbau im Norden und Osten des Landes zurückzuführen. Im Süden werde dagegen noch immer viel Mohn angebaut. Die Taliban dort könnten mit Dutzenden Millionen Dollar Ertrag aus dem Opiumhandel rechnen. Im vergangenen Jahr wurden demnach in Afghanistan 193.000 Hektar Mohn angebaut, in diesem Jahr 157.000 Hektar.
- Bei Kämpfen in Afghanistan sind wieder mehr als 30 mutmaßliche Kämpfer der Taliban und vier Polizisten getötet worden, wie die Behörden am Mittwoch mitteilten. Bei einem Angriff einer Gruppe von Taliban am Dienstag auf einen Polizeiposten in der südlichen Provinz Helmand seien 18 Aufständische getötet worden, sagte Polizeichef Mohammad Hussein Andiwal. Auch die US-Truppen meldeten, bei Kämpfen in der gleichen Provinz seien mehr als ein Dutzend Aufständische getötet worden. In der zentralafghanischen Provinz Ghasni starben vier Polizisten bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto.
- Bei einem Anschlag in Afghanistan ist am 27. Aug. nach AP-Informationen ein deutscher Soldat getötet worden. Wie die AP aus gut informierten Kreisen erfuhr, wurden bei dem Anschlag in der Nähe von Kundus drei weitere Bundeswehrsoldaten verletzt.
Die Lage in Afghanistan wird auch für deutsche Sicherheitskräfte immer gefährlicher. Die jüngsten Angriffe:
- 30. Juni 2008: Im nordafghanischen Kundus werden drei deutsche Soldaten leicht verletzt, als eine Bundeswehr-Patrouille des Wiederaufbauteams (PRT) mit einem Sprengsatz angegriffen wird.
- 27. März 2008: Zwei Bundeswehrsoldaten werden schwer, einer leicht verletzt, als eine Patrouille des Wiederaufbauteams in Kundus mit einem geschützten Fahrzeug vom Typ Dingo in eine Sprengfalle fährt. Die beiden Schwerverletzten werden nach Deutschland ausgeflogen.
- 5. Oktober 2007: Auf einer Patrouillenfahrt westlich von Kundus werden drei Soldaten bei einem Selbstmordanschlag verletzt. Wenige Tage später wird das Bundeswehr-Feldlager bei Kundus mit Raketen beschossen.
- 15. September 2007: Die radikalislamischen Taliban feuern drei Mörsergranaten auf ein Camp nahe Kundus - keine Verletzten.
- 15. August 2007: Östlich von Kabul werden drei Polizisten in ihrem Auto bei der Explosion einer Straßenbombe getötet. Einer der Männer war Leibwächter der späteren Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
- 19. Mai 2007: Beim Selbstmordanschlag eines Taliban-Terroristen in Kundus sterben drei Soldaten einer Fußpatrouille, zwei weitere werden verwundet.
- 15. April 2007: Unbekannte feuern zwei Panzerfäuste auf das Bundeswehr-Camp in Feisabad (Nordosten) ab. Niemand kommt zu Schaden.
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Bei viertägigen Gefechten im Süden von Afghanistan sind nach Angaben der internationalen Streitkräfte mehr als hundert Aufständische getötet worden. Die Rebellen hätten seit Montag (25. Aug.) Patrouillen der afghanischen und der internationalen Streitkräfte in der Provinz Helmand angegriffen. Diese hätten zurückgeschossen und Unterstützung aus der Luft angefordert, sagte ein Sprecher. Die Kämpfe dauerten am Donnerstag (28. Aug.) noch an. Verluste habe es auf Seiten der Koalitionsstreitkräfte oder der afghanischen Truppen nicht gegeben.
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In Afghanistan sind bei einem Zwischenfall mit deutschen ISAF-Soldaten drei Zivilisten ums Leben gekommen. Das teilte das Bundesverteidigungsministerium am 29. Aug. in Berlin mit.
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Angesichts der schweren Zwischenfälle in Afghanistan hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Bedenken angemeldet. "Es stellt sich mittlerweile die Frage, ob man überhaupt noch Zivilpolizei in Afghanistan einsetzen kann", sagte der GdP-Vorsitzende für den Bereich Bundespolizei, Josef Scheuring, der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ, Ausgabe vom 30. Aug.). "Die Politik muss den Mut haben, gegebenenfalls das zivile Krisenmanagement zurückzuziehen", fügte er hinzu. Derzeit sind 62 deutsche Polizisten in Afghanistan, um beim zivilen Aufbau des Landes mitzuhelfen. Die Bundesregierung plant, die Zahl der deutschen Polizisten in der Krisenregion zu erhöhen.
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Nach dem tödlichen Zwischenfall mit deutschen Soldaten der Afghanistan-Schutztruppe ISAF hat der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Gregor Gysi, den sofortigen Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch gefordert. «Die Tötung von afghanischen Zivilisten unter Mitverantwortung deutscher Soldaten spitzt die Lage extrem zu», sagte Gysi der «Frankfurter Rundschau» (Ausgabe vom 30. Aug.)
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