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Chronik Afghanistan

Mai 2008


Donnerstag, 1. Mai, bis Sonntag, 11. Mai
  • Die Bundeswehr wird nach Ansicht von Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) in absehbarer Zeit auch im besonders gefährlichen Süden Afghanistans kämpfen müssen. Nach dem bevorstehenden Regierungswechsel in den USA werde sich die Bundesregierung ent-sprechenden Forderungen der NATO-Verbündeten nicht mehr länger verschließen können, sagte Fischer dem Berliner "Tagesspiegel" (Ausgabe vom 4. Mai) in Toronto. "Mit einer neuen US-Regierung werden wir früher oder später auch im Süden kämpfen." Ein neuer US-Präsident werde die Deutschen viel stärker in die Pflicht nehmen: "Die nächste amerikanische Regierung wird da ganz anderen Druck machen als es Bush noch vermag."
  • 3. Mai: Die USA haben sich offensichtlich damit abgefunden, dass die Nato-Verbündeten nicht bereit sind, ausreichend Truppen für den Kampf gegen die Taliban zur Verfügung zu stellen. Jetzt denkt das Pentagon darüber nach, selbst mehr Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Bei einer Minen-Explosion ist ein britischer Nato-Soldat in Afghanistan kam ums Leben ge-kommen. Bei dem Anschlag in der umkämpften südafghanischen Provinz Helmand wurden zwei weitere britische Soldaten verletzt, teilte die Isaf mit. Die meisten der in Helmand stationierten Soldaten gehören der britischen Armee an. Seit Beginn des Jahres kamen 48 ausländische Soldaten in Afghanistan ums Leben, die meisten bei Kämpfen mit den Taliban.
  • 7. Mai: Bei einer Explosion im Südosten Afghanistans sind zwei Nato-Soldaten und ein afghanischer Zivilist getötet worden. Zwei weitere Soldaten seien verwundet worden, als sich die Explosion während einer Routinepatrouille in der Provinz Chost ereignet habe, teilte das Militärbündnis mit. Es machte keine Angaben zur Ursache der Explosion und zur Nationalität der Opfer. In Chost stellen die USA den Hauptteil der Nato-Truppe. Seit 2006 haben Anschläge und Angriffe der radikal-islamischen Taliban zugenommen, die für einen Sturz der vom Westen unterstützten Regierung kämpfen. Seit 2001 sind mehr als 12.000 Menschen am Hindukusch getötet worden, darunter rund 380 Soldaten aus dem Ausland.
Montag, 12. Mai, bis Sonntag, 18. Mai
  • 15. Mai: Russland, Indien und China wollen bei der Eindämmung des von Afghanistan ausgehenden Drogenhandels enger zusammenarbeiten. Dem Ziel solle der Aufbau eines Sicherheitsgürtels rund um das asiatische Land dienen, sagte der russische Außenminister Sergei Lawrow nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Indien und China. Darüber hinaus wollten die drei Länder die Zusammenarbeit in der Entwicklungshilfe sowie im Kampf gegen Terrorismus und Rauschgiftkriminalität intensivieren, ergänzte der russische Minister. Aus Afghanistan kommen nach Daten der Vereinten Nationen 93 Prozent des weltweiten Opiumaufkommens und etwa 90 Prozent des global verkauften Heroins. Die Drogen finden ihren Weg über die zentralasiatischen Republiken und Russland nach Westeuropa.
  • Mindestens zwölf Tote, 22 Verletzte - in der Provinz Farah hat ein Attentäter am 15. Mai auf einem belebten Marktplatz eine Autobombe gezündet. Die Gegend gilt als Hochburg der Taliban, bisher hat sich aber noch niemand zu dem Anschlag bekannt.
  • Die Geburtsstunde des Dschihad ist der 15. Mai 1988. An diesem Tag begann der Abzug der Roten Armee aus Afghanistan. Nach Jahren der kriegerischen Auseinandersetzung mit den islamistischen "Gotteskriegern" gingen diese kampferfahren und organisiert zurück in ihre Heimatländer. Die Jahre des gemeinsamen Kampfes in Afghanistan seien die "Grundlage für den internationalisierten Dschihad in den folgenden Jahren", sagt Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Eine ähnliche Entwicklung droht nach Ansicht von Experten nun auch durch die Heimkehr von Veteranen aus dem Krieg im Irak.
Montag 19. Mai, bis Sonntag, 25. Mai
  • 21.Mai: Bis zu 300 Kilogramm Sprengstoff wollten Attentäter in Afghanistan am Lager der Bundeswehr explodieren lassen. Hunderte Soldaten hätten sterben können. Doch der afghanische Geheimdienst nahm die beiden Attentäter rechtzeitig fest. Ihnen droht die Todesstrafe – für Deutschland eine problematische Situation.
  • 22. Mai: Zwei afghanische Zivilisten und ein ISAF-Soldat sind bei einer Demonstration in Afghanistan gegen eine Koranschändung im Irak getötet worden. Die Demonstration ist laut Angaben des Polizeichefs von Schagscharan von den Taliban nahestehenden Gruppen organisiert worden.
Montag, 26. Mai, bis Samstag, 31. Mai
  • 26. Mai: Die Europäische Union will ihr Engagement bei der Ausbildung von Polizisten in Afghanistan verstärken. Die EU-Außen- und Verteidigungsminister vereinbarten in Brüssel, die Zahl der Ausbilder auf rund 400 zu verdoppeln. Allerdings wurde dazu kein Datum festgelegt. "Ich gehe davon aus, dass wir dann über 100 Polizisten dort stellen werden", sagte Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) über die deutsche Beteiligung. Bisher sind 33 deutsche Polizisten in der vom deutschen Brigadegeneral Jürgen Scholz geleiteten EU-Mission "Eupol Afghanistan" tätig. Zehn weitere Polizisten sind nach Angaben von Diplomaten zusätzlich in einem Aufbauprogramm kurzzeitig nach Afghanistan beordert.
  • 29. Mai: Bei einem Luftangriff der NATO sind in Afghanistan mindestens 30 Taliban-Kämpfer getötet worden. Unter den Getöteten seien auch Pakistaner, sagte der stellvertretende Polizeichef der Provinz Farah, Mohammed Nabi Popal. Demnach griffen Soldaten der NATO-geführten internationalen Schutztruppe ISAF sowie der afghanische Sicherheitskräfte das Lager der Taliban am Mittwoch an. Bei den folgenden Kämpfen sei ein Polizist getötet worden. Später sei das Taliban-Lager dann aus der Luft bombardiert worden, sagte Popal.
  • Bei der Explosion einer Autobombe in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind drei Zivilisten ums Leben gekommen. Der Anschlag galt Fahrzeugen der US-geführten internationalen Truppen.
  • 31. Mai: Bei einem Selbstmordanschlag im Osten Afghanistans sind zwei Nato-Soldaten getötet und vier weitere verletzt worden. Wie die Nato-Schutztruppe (Isaf) weiter mitteilte, ereignete sich das Attentat in Jalalabad, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar an der Grenze zu Afghanistan.


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