Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters, Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.

Chronik Afghanistan

April 2008


Dienstag, 1. April, bis Sonntag, 13. April
  • 3. April: Sanfte Worte vom US-Präsidenten vor dem Nato-Gipfel ließen Berlins Diplomaten aufatmen. Doch der Druck auf die Bundesregierung, mehr Soldaten nach Afghanistan zu schicken und flexibler bei Kampfmissionen zu werden, hält an - auch ohne öffentliche Vorwürfe an die Deutschen.
  • 4. April: Zwei Personen aus dem deutschen islamistischen Spektrum planen nach Informationen des Bundeskriminalamts (BKA) Terroranschläge in Afghanistan. Seine Behörde habe Partnerorganisationen und gefährdete Institutionen gewarnt, sagte ein Sprecher. Er bestätigte damit einen Bericht von "Focus-Online" in Grundzügen, lehnte aber nähere Angaben ab. Angeblich sind Selbstmordanschläge auf deutsche Einrichtungen in Afghanistan geplant. Ein mutmaßlicher Täter werde in Pakistan vermutet und solle Verbindungen zur Sauerländer Terrorgruppe unterhalten.
  • 7. April: Bei einer von US-Truppen geführten Offensive im Osten Afghanistans sind nach offiziellen Angaben mindestens 20 Taliban getötet worden. Daneben seien bei dem Einsatz in der Provinz Nuristan auch drei afghanische Soldaten ums Leben gekommen, teilte das Verteidigungsministerium in Kabul mit.
  • Die Auslandseinsätze der Bundeswehr haben im vergangenen Jahr 910,7 Millionen Euro gekostet. Das gehe aus einem Bericht des Bundesverteidigungsministeriums hervor, berichtete die "Bild am Sonntag" (Ausgabe vom 6. April). Damit stiegen die Ausgaben im Vergleich zu 2006 um 16,7 Millionen Euro an. Der Isaf-Einsatz in Afghanistan koste 466,9 Millionen Euro.
  • 11. April: Ein Selbstmordattentäter hat im Norden Afghanistans einen Anschlag auf eine Bundeswehrpatrouille verübt - der aber für die deutschen Soldaten ohne Folgen blieb. Der Attentäter zündete nach Angaben der Polizei seinen Sprengstoffgürtel in unmittelbarer Nähe der Fahrzeugkolonne, als diese durch die Ortschaft Esakhail in der Provinz Kundus fuhr. Der Attentäter starb.
  • 12. April: Ein in Afghanistan verschwundener Mitarbeiter der deutschen Hilfsorganisation Kinderberg und sein Fahrer sind vermutlich entführt worden. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, sagte der Chef der Provinzpolizei, Chalilullah Siajee. Derzeit fehle von dem 8. April vermissten afghanischen Kinderarzt Abdul Rab und seinem ebenfalls afghanischen Chauffeur Abdul Hafis noch immer jede Spur.
Montag, 14. April, bis Sonntag, 20. April
  • 17. April: Bei einem Selbstmordanschlag im Südwesten Afghanistans sind mindestens 23 Menschen getötet worden. Mehr als 30 weitere seien verletzt worden. Der Attentäter sprengte sich vor einer Moschee in der Provinz Nimros in die Luft. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach sich nach einem Gespräch mit dem neuem UNO-Sondergesandten in Afghanistan, Kai Eide, für eine deutliche Aufstockung der EU-Polizeimission in Afghanistan (EUPOL) aus.
  • Die Vereinten Nationen schlagen wegen einer drohenden Verschärfung der Nahrungsmittel-krise Alarm und fordern mehr Geld im Kampf gegen den Hunger. "Wenn wir alles so lassen, riskieren wir nicht nur eine nationale Katastrophe in den Ländern selbst. Das wird einen Einfluss auf die Stabilität in der ganzen Welt haben", sagte der Direktor der Welternährungs-organisation FAO, Jacques Diouf, dem Online-Dienst der Wochenzeitung "Die Zeit". Das Uno-Welternährungsprogramm (WFP) fürchtet, dass sich die millionenschwere Finanzlücke noch vergrößert. "Die Lage ist ernst", sagte der Vizedirektor der Uno-Behörde in einem gestern veröffentlichten Interview der Zeitung "Le Parisien". Als Krisenherde nannte er Somalia, den Sudan, die Demokratische Republik Kongo, Afghanistan, Simbabwe, die Philippinen und Haiti. "Die Krise hat sich verschärft", sagte der Leiter des deutschen WFP-Büros, Ralf Südhoff. Im März seien die Nahrungsmittelpreise weltweit nochmals um rund 20 Prozent gestiegen. "Wir müssen davon ausgehen, dass der Betrag von 500 Millionen Dollar (316 Millionen Euro) nicht mehr reichen wird." Die Weltbank hatte den Appell der Uno-Organisation zum Stopfen dieser Finanzlücke aufgegriffen. Damit sollen die 70 Millionen bedürftigsten Menschen auf der Welt versorgt werden. Die Zahl der Bedürftigen werde steigen, warnte Südhoff.
Montag, 21. April, bis Mittwoch, 30. April
  • Ein britischer Soldat ist am 21. April bei der Explosion einer Landmine im Süden Afghanistans getötet worden. Ein zweiter Soldat sei mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte das britische Verteidigungsministerium am Abend in London mit.
  • Der seit gut zwei Monaten vermisste pakistanische Botschafter in Afghanistan, Tariq Azizuddin, ist von Kämpfern der radikalislamischen Taliban verschleppt worden. Die Regierung in Islamabad stehe in Kontakt mit Unterhändlern, die sich um eine Freilassung bemühten, sagte ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums am 21. April.
  • 22. April: EU-Chefdiplomat Javier Solana hat während eines Besuchs in Kabul das langfristige Afghanistan-Engagement der Europäischen Union bekräftigt. Europa werde das afghanische Volk weiterhin unterstützen, um Stabilität, Wohlstand und Frieden zu gewährleisten, sagte er in Kabul nach einem Treffen mit Präsident Hamid Karsai. Zudem lobte Solana die "enormen Fortschritte", die das Land gemacht habe.
  • 27. April: Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist nur knapp einem Attentat, bei der Gedenkfeier zum 16. Jahrestag des Rückzugs der sowjetischen Truppen entgangen. Nach Angaben des afghanischen Verteidigungsministeriums wurden bei dem Attentat der Taliban zwei Parlamentsabgeordnete verwundet
  • 29. April: Bei einem Selbstmordanschlag im Osten Afghanistans sind mindestens 15 Einheimische getötet und 25 weitere Menschen verletzt worden. Aufständische hätten eine Kleinstadt in der Provinz Nangarhar mit Schusswaffen und Raketenwerfern angegriffen, sagte ein Sprecher der Nato-Schutztruppe (Isaf) in Kabul.


Zurück zur Kriegschronik

Zu weiteren Beiträgen über Afghanistan

Zurück zur Homepage