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Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Chronik Afghanistan
Juli 2006
Samstag, 1. Juli, bis Sonntag, 9. Juli
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Bei einem Raketenangriff auf einen Stützpunkt der Koalitionstruppen im Süden Afghanistans sind zehn Menschen verwundet worden. Bei den Verletzten handelt es sich nach Militärangaben um fünf amerikanische und zwei kanadische Soldaten sowie drei ausländische Zivilangestellte. Auf dem Gelände der internationalen Streitkräfte in Kandahar seien am 30. Juni zwei Raketen eingeschlagen, teilte ein Sprecher am 1. Juli mit. Drei der verletzten Soldaten wurden zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen.
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Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, hat mehr zivile Hilfe zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in Afghanistan gefordert. Andernfalls würden sich die Anschläge auf deutsche Soldaten weiter häufen, sagte Gertz der Nachrichtenagentur AFP am 1. Juli. Schon jetzt hätten die Attentate auf Mitarbeiter von Nicht-Regierungsorganisationen und Soldaten der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF deutlich zugenommen. "Die Afghanen sind mit der Regierung von Präsident Hamid Karsai unzufrieden", sagte Gertz. Damit gewännen auch Terroristen an Unterstützung, die Anschläge auf Bundeswehrsoldaten verüben.
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Die Gefahr für die deutschen Soldaten in Afghanistan wird nach Einschätzung von Verteidigungsminister Franz Josef Jung immer größer. "Die Entwicklung in Afghanistan bereitet mir größte Sorge. In diesem Jahr haben wir bereits fast so viele Anschläge zu verzeichnen wie im gesamten letzten Jahr", sagte der CDU-Politiker in einem Interview der "Bild am Sonntag" (Ausgabe vom 2. Juli). Er habe angeordnet, dass es grundsätzlich nur noch Transporte mit geschützten Fahrzeugen gebe. Jung sagte: "Wir haben in Afghanistan eine neue terroristische Herausforderung. Die Terroristen versuchen den Wiederaufbauprozess im Lande zu stoppen." Taliban, Al-Kaida-Terroristen und Drogenbarone arbeiteten dabei offensichtlich zusammen. Eine Analyse des Verteidigungsministeriums und des Auswärtigen Amts ergab nach "Focus"-Informationen, dass Attentate militärisch organisierter Islamisten nur in Abstimmung mit regionalen Rauschgiftbaronen denkbar sind. Polizeichefs nähmen eine zunehmend gefährliche Lage bewusst in Kauf, um ihre Entmachtung zu verhindern, heißt es einem Vorabbericht des Nachrichtenmagazins zufolge in der Analyse. Trotz der Angriffe will Verteidigungsminister Jung das ISAF-Mandat zum Wiederaufbau weiter vom Mandat zur Terrorbekämpfung getrennt halten.
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Im Süden Afghanistans sind zwei britische Soldaten bei einem Angriff auf ihren Stützpunkt getötet worden. Die Militärbasis im Distrikt Sangin in der Provinz Helmand sei am Abend des 1. Juli beschossen worden, teilte ein Militärsprecher am 2. Juli mit. Die Angreifer hätten unter anderem Panzerabwehrraketen eingesetzt. Großbritannien beteiligt sich derzeit mit 3.300 Soldaten an einer Großoffensive gegen Taliban-Kämpfer im Süden Afghanistans.
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Viereinhalb Jahre nach Beginn des Einsatzes in Afghanistan hat die Bundeswehr ihren Einsatzschwerpunkt offiziell von der Hauptstadt Kabul in den Norden des Landes verlegt. Zugleich wechselte am 3. Juli beim deutschen Afghanistan-Kontingent das Kommando. Brigadegeneral Christof Munzlinger gab die Führung über die deutschen Soldaten in Afghanistan bei einer feierlichen Zeremonie im nordafghanischen Masar-i-Scharif an Brigadegeneral Markus Kneip ab. Kneip befehligt bereits seit dem 1. Juni die von der NATO geführte Internationale Schutztruppe ISAF in ganz Nordafghanistan. Der Kommandowechsel wurde im neuen Camp Marmal begangen, dem größten Feldlager der Bundeswehr außerhalb Deutschlands. Als Ehrengast nahm der Wehrbeauftragte des Bundestags, Reinhold Robbe, teil. Derzeit sind im Rahmen der ISAF rund 2750 deutsche Soldaten in Afghanistan und im usbekischen Termes stationiert.
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Bei einem Anschlag auf eine Universität im Westen Afghanistans sind am 3. Juli acht Studentinnen verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte nach Polizeiangaben am Morgen in einem Seminarraum der Universität von Herat. Er war in einem Mülleimer versteckt. Ein Polizeisprecher sagte, die Täter seien wahrscheinlich gegen Schulbildung für Frauen.
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Bei der Großoffensive der US-geführten Koalitionstruppen sind in der südafghanischen Provinz Helmand 20 Taliban-Kämpfer getötet worden. Zwei Koalitionssoldaten seien bei den Gefechten verwundet worden, teilten die US-Streitkräfte am 3. Juli mit. Beim Absturz eines Kampfhubschraubers der Koalitionstruppen in der südafghanischen Provinz Kandahar wurden ein Pilot getötet und ein weiterer verletzt. Zwei Koalitionssoldaten seien verletzt worden, hieß es.
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Die afghanische Polizei hat bei einem Feuergefecht in der südlichen Provinz Kandahar zwölf Kämpfer der radikalislamischen Taliban getötet. Die Taliban hätten am späten Abend des 3. Juli ein Polizeifahrzeug angegriffen, sagte ein Sprecher der Provinzregierung. Die Polizei erwiderte das Feuer.
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Mutmaßliche Taliban haben fünf afghanische Arbeiter erschossen, die beim Bau eines US-Stützpunktes im Osten des Landes halfen. Ein weiterer Arbeiter sei bei dem Angriff am 3. Juli in der Region Kunar verletzt worden, sagte der Polizeichef der Provinz am 4. Juli. Die Männer seien auf der Heimfahrt von Bewaffneten gestoppt und getötet worden. Ihr Auto sei von Kugeln regelrecht durchsiebt worden.
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Die USA wollen in den kommenden Wochen nach und nach insgesamt 59 afghanische Guantánamo-Häftlinge freilassen. Die Gefangenen hätten nur "geringfügige" Delikte begangen, sagte ein Vertreter der von der Regierung in Kabul eingesetzten Versöhnungskommission am 4. Juli der Nachrichtenagentur AFP. Die Häftlinge sollten nach ihrer Ankunft in Afghanistan auf freien Fuß gesetzt werden. Weitere 30 Gefangene würden aus dem Gefängnis auf dem US-Stützpunkt Bagram nördlich von Kabul entlassen. Dieselbe Anzahl sei bereits am 3. Juli freigekommen. Die Freilassungen sind Teil einer Vereinbarung Kabuls mit den USA, alle insgesamt 96 afghanischen Guantánamo-Häftlinge zu entlassen. Derzeit befinden sich in dem Lager auf Kuba insgesamt noch etwa 460 Gefangene.
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Bei einer offenbar vorzeitigen Explosion einer Bombe in Kabul wurden am 4. Juli vier Menschen verletzt. Der Sprengsatz in Kabul sei auf einem Handkarren versteckt gewesen, sagte ein Ermittler. Außerdem seien zwei Autos beschädigt worden. Einem der Verletzten wurden Augenzeugen zufolge durch die Explosion beide Beine abgetrennt. Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Präsidentenpalastes und mehrerer Ministerien im Stadtzentrum.
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Bei zwei Bombenanschlägen in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am 5. Juli mindestens ein Zivilist getötet und 44 weitere Menschen verletzt worden. Zunächst explodierte nach Behördenangaben ein Sprengsatz neben einem Armeebus. Nur eine Stunde später detonierte eine weitere Bombe neben einem Bus mit Personal des Handelsministeriums. Ebenfalls im Norden der Stadt wurde ein dritter Anschlag auf einen Militärkonvoi verübt.
Die Taliban-Rebellen übernahmen die Verantwortung; sie seien Teil eines Plans zur Destabilisierung des ganzen Landes, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP per Telefon. Nach Ansicht von Beobachtern wollen die Taliban zeigen, dass sie nicht nur in ihren Hochburgen im Süden zuschlagen könnten, sondern auch in der bislang vergleichsweise sicheren Hauptstadt.
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Die afghanische Regierung hat am 5. Juli über 40 Tonnen Rauschgift im Wert von schätzungsweise knapp 400 Millionen Euro verbrennen lassen. Mit einem riesigen Feuer in einem Vorort von Kabul wurden unter anderem vier Tonnen Heroin, zwölf Tonnen Opium und 24 Tonnen Haschisch vernichtet. Der stellvertretende Innenminister Mohammed Daud Daud gab auch bekannt, dass in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 600 Personen wegen Drogenhandels festgenommen worden waren, darunter 19 Regierungsbeamte. Außerdem seien 15.000 Hektar Klatschmohnfelder zerstört worden.
Die internationale Gemeinschaft unterstützt Afghanistan mit hunderten Millionen Euro bei der Bekämpfung des Handels und des Anbaus von Drogen. Aus Afghanistan kommen mehr als 90 Prozent des weltweit gehandelten Opiums und Heroins.
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Im Rahmen einer Offensive der Koalitionstruppen gegen Taliban-Kämpfer im Süden Afghanistans wurden nach Militärangaben vom 5. Juli 35 Extremisten getötet. Bei mehreren Opfern der Militäraktion in der Provinz Helmand am Abend des 4. Juli habe es sich um regionale Taliban-Führer gehandelt, die Anschläge geplant und verübt hätten.
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Ebenfalls in der Provinz Helmand fiel ein britischer Soldat einem Angriff mutmaßlicher Taliban-Kämpfer zum Opfer, wie das Verteidigungsministerium in London am 5. Juli mitteilte. Damit beklagen die britischen Streitkräfte in Afghanistan bereits den sechsten getöteten Kameraden innerhalb eines Monats.
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Bei mehreren Gefechten im Süden Afghanistans sind mindestens zehn mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet worden. Die blutigen Auseinandersetzungen fanden am Abend des 5. Juli in den Bezirken Sori und Schingai in der Provinz Sabul statt, wie der regionale Polizeichef Nur Mohammed Paktin am Donnerstag mitteilte. Der Gewalt im Süden Afghanistans sind seit Mai schon gut 700 Menschen, überwiegend Aufständische, zum Opfer gefallen. Mehr als 10.000 internationale und afghanische Soldaten sind in der Region stationiert.
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Bei Kämpfen im Südosten Afghanistans sind ein Soldat der US-geführten Koalitionstruppen getötet und ein afghanisches Mädchen verletzt worden. Die US-Streitkräfte teilten mit, die am 5. Juli bei einem Schusswechsel mit radikal-islamischen Rebellen verletzte Zehnjährige sei in ein Armeekrankenhaus gebracht worden. Ihr Zustand sei stabil.
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Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Reinhold Robbe, fordert eine stärkere Konzentration der Wehrmedizin auf die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) als bisher. Vor allem vom Afghanistan-Einsatz ISAF kehrten im Schnitt mehr Soldaten mit solchen Erkrankungen zurück als von den Einsätzen auf dem Balkan, sagte Robbe der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Ausgabe vom 7. Juli) laut Vorabbericht. "Den Soldaten muss nicht nur der bestmögliche Schutz vor körperlichen Verletzungen gewährt werden, sondern auch vor seelischen Erkrankungen", forderte der Wehrbeauftragte. Die Bundeswehrsoldaten gingen äußert professionell mit der verschlechterten Sicherheitslage im Norden Afghanistans um, obwohl die Stimmung angespannter sei als noch vor einem Jahr lobte Robbe. "Die Einsatzsoldaten in Afghanistan sehen sich aber wegen der permanenten Bedrohung durch Selbstmordanschläge und Terrorattacken mit einem Problemfeld neuer Qualität konfrontiert, auf das verstärkt reagiert werden muss" fügte er hinzu. Nach Informationen der Zeitung ist die Zahl der deutschen ISAF-Soldaten mit posttraumatischer Belastungsstörung nach offizieller Darstellung von 30 Fällen im Jahr 2003 auf 86 Fälle im vergangenen Jahr gestiegen. Parallel dazu hat sich auch die Sicherheitslage am Hindukusch verschlechtert. Experten gehen davon aus, dass die Dunkelziffer noch weit höher liegen dürfte, da die Hemmschwelle, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, hoch sei. Die Erscheinungsbilder reichen von einfachen Stressreaktionen wie etwa Schreckmomenten und Verunsicherung bis hin zu massiven Belastungsreaktionen wie Panik und völliger Hilflosigkeit.
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Bei der Explosion eines Sprengsatzes am Straßenrand sind im Westen Afghanistans nach Angaben der Koalitionstruppen fünf spanische Soldaten verletzt worden. Einer der Männer sei in kritischem Zustand, erklärte das Verteidigungsministerium in Madrid. Wenig später hieß es, der Soldat sei seinen Verletzungen erlegen. Die Spanier waren zum Zeitpunkt der Detonation am 8. Juli nahe der Stadt Farah, rund 750 Kilometer südwestlich von Kabul, auf Patrouille. Spanien ist mit 680 Soldaten an der internationalen Truppe in Afghanistan beteiligt.
Montag, 10. Juli, bis Sonntag, 16. Juli
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Die Bundeswehr in Afghanistan ist erneut Ziel eines Anschlags geworden. Drei Panzerfaustgranaten seien am Abend des 9. Juli auf den Bundeswehrstützpunkt "Camp Warehouse" in der Hauptstadt Kabul abgefeuert geworden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, am 10. Juli in Berlin. Zugleich sei ein Wachturm mit Handfeuerwaffen beschossen worden. Niemand sei verletzt worden. Das Feuer sei erwidert worden. Die Täter konnten fliehen. Raabe wertete den neuerlichen Anschlag als weiteren Beweis dafür, wie angespannt die Lage in Afghanistan ist.
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US-geführte Koalitionstruppen und afghanische Soldaten töteten am 10. Juli in der südafghanischen Provinz Urusgan nach US-Angaben mehr als 40 radikal-islamische Rebellen. Die US-Streitkräfte teilten mit, ein afghanischer Soldat sei bei dem Gefecht getötet, drei Soldaten der Koalitionstruppen seien verletzt worden. Die Extremisten hätten die Soldaten unter anderem mit Panzerfäusten beschossen. Die Truppen hätten das Feuer erwidert.
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Der UN-Sondergesandte in Afghanistan, der deutsche Tom Koenigs, rief die Internationale Gemeinschaft am 10. Juli zu mehr finanzieller, militärischer und politischer Hilfe im Kampf gegen den Terrorismus auf. Er sagte, die in Afghanistan operierenden Rebellen würden aus Pakistan logistisch und ideologisch unterstützt. Die Internationale Gemeinschaft müsse die Regierung in Islamabad im Kampf gegen Terroristen unterstützen, aber auch Druck auf sie ausüben.
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US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist am 11. Juli überraschend in Kabul zu Gesprächen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai eingetroffen. Der Besuch war nicht offiziell angekündigt worden, afghanische Regierungsbeamte hatten jedoch angekündigt, Karsai werde heute in Begleitung eines "außergewöhnlichen Gastes" vor die Presse treten. Bei seinem eintägigen Besuch in Kabul wollte Rumsfeld auch in Afghanistan stationierte US-Soldaten treffen.
Rumsfeld traf von Tadschikistan kommend in Afghanistan ein. In der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe hatte der Minister Russland und Europa aufgefordert, energischer gegen den Drogenhandel vorzugehen, über den sich die islamistischen Taliban-Kämpfer in Afghanistan finanzierten.
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Die US-geführten Koalitionstruppen und die afghanische Armee töteten bei einem Einsatz in der südlichen Provinz Helmand nach eigenen Angaben mindestens 30 Taliban-Rebellen.
Bei den Kämpfen mit Taliban-Rebellen in Helmand gab es auf Seiten der Koalitionstruppen keine Opfer, wie eine Sprecherin am 11. Juli in Kandahar mitteilte. Ziel des Einsatzes sei gewesen, "einen Taliban-Kommandeur und seine engen Mitarbeiter gefangen zu nehmen oder zu töten". Außerdem sei ein umfangreiches Waffenversteck entdeckt und zerstört worden.
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US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat am 11. Juli bei einem Besuch in Kabul das größere Engagement der NATO gewürdigt. Besorgt zeigte er sich jedoch darüber, dass sich die islamistischen Taliban weiter über den Drogenhandel finanzieren könnten. Europa müsse hier größere Anstrengungen unternehmen, um den florierenden Heroinhandel zu unterbinden, forderte Rumsfeld. Der Drogenanbau in Afghanistan ist in jüngster Zeit ungeachtet aller internationalen Anstrengungen, dies zu unterbinden, weiter gestiegen. Afghanistan produziert 90 Prozent des weltweiten Opiums und Heroins, das zumeist über den Iran und Pakistan geschmuggelt wird. Für die Bekämpfung des Drogenanbaus wurden schon mehrere hundert Millionen Euro ausgegeben. Besonders in Südafghanistan, das als Hochburg der Taliban gilt, nimmt der Drogenabbau aber weiter zu.
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Bei einem Selbstmordanschlag in der Nähe eines Fahrzeugs der US-geführten Koalitionstruppen im Osten Afghanistans hat der Attentäter am 12. Juli einen Schüler mit in den Tod gerissen. Nach Behördenangaben wurden außerdem acht Menschen verletzt, zwei von ihnen schwer. Das Versorgungsfahrzeug wurde bei dem Anschlag in der Provinz Chost beschädigt. Die Behörden schreiben die sich in jüngster Zeit häufenden Anschläge meist den Taliban zu.
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Angesichts der zunehmenden Anschläge auf ausländische Soldaten in Afghanistan hat der Bundeswehrverband eine deutliche Aufstockung der Entwicklungshilfe gefordert. "Die wirtschaftliche und die finanzielle Unterstützung müssen nachhaltig ausgeweitet werden", sagte Verbandschef Bernhard Gertz der "Berliner Zeitung" vom 13. Juli. Die Gewalt nehme zu, weil die Lebensverhältnisse der Bevölkerung sich seit dem Sturz des Taliban-Regimes nicht entscheidend verbessert hätten. Nötig sei daher ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung des Drogenanbaus, der die Machtstellung der regionalen Kriegsherren sichere. "Wir brauchen einen Markt für Ersatzfrüchte und marktgerechte Preise, die den Bauern ein Auskommen auch ohne Drogenanbau ermöglichen", sagte Gertz.
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Bei Kämpfen im Süden von Afghanistan haben afghanische und US-geführte Truppen 19 Taliban-Kämpfer getötet. Die Taliban hatten zuvor das Hauptquartier der Koalition in der Provinz Helmand angegriffen, wie der Militärsprecher der Provinz Helmand, Muhaidin Khan, am 13. Juli sagte. Bei einem Gefecht seien sieben Taliban-Rebellen ums Leben gekommen. Später seien weitere 12 Taliban gestorben, als die Koalitionstruppen ein Fahrzeug bombardierten, mit dem die Taliban flüchten wollten.
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Gut vier Jahre nach Beginn des deutschen Afghanistan-Einsatzes hat die Bundeswehr das Kommando über das Feldlager "Camp Warehouse" in Kabul am 14. Juli an das französische Einsatzkontingent übergeben. Wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam mitteilte, erfolgte der Kommandowechsel im Rahmen eines Appells im Lager, in dem die Bundeswehr seit 2002 die Rolle des «Hausherrn» hatte. Der Wechsel ist die Konsequenz aus der Verlagerung des Einsatzschwerpunktes der deutschen Soldaten in den Norden des Landes. Dort hatte der Kommandeur des 2.700 Soldaten starken deutschen Kontingents, Brigadegeneral Markus Kneip, am 1. Juni das Kommando über das so genannte Regional Command North mit Sitz in Masar-e-Sharif übernommen.
Das "Camp Marmal", das Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung am 18 und 19. Juli erstmals besuchen will, ist jetzt das größte Feldlager der Bundeswehr außerhalb Deutschlands. Knapp 1.000 deutsche Soldaten sind dort bereits stationiert, bis Jahresende sollen es 1.400 werden. Weitere 370 deutsche Soldaten sind beim regionalen Wiederaufbauteam (PRT) in Kunduz, 250 im PRT Feyzabad stationiert. In "Camp Warehouse" in Kabul, dem bisherigen Hauptstandort der deutschen Streitkräfte, sollen noch 350 deutsche Soldaten als Gäste ihrer französischen Kameraden stationiert bleiben.
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Bei Kämpfen zwischen Koalitionstruppen und mutmaßlichen Taliban in Afghanistan sind nach US-Militärangaben vom 15. Juli mehr als 40 Extremisten getötet worden. Die Gefechte in den Provinzen Urusgan und Helmand im Süden des Landes, an der auch afghanische Soldaten beteiligt waren, hätten vom 14. bis 15. Juli angehalten. In Urusgan gingen die Truppen von mehr als 30 getöteten Taliban-Kämpfern aus, in Helmand von etwa zehn.
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Afghanische Behörden und die Koalitionstruppen prüfen Berichte, wonach am 12. Juli bis zu 200 Zivilisten bei einem Angriff britischer Truppen auf Newsads in der Provinz Helmand getötet worden sein sollen. Die BBC berichtete am 15. Juli unter Berufung auf Bewohner, zwischen 25 und 200 Menschen seien durch das Bombardement von mehreren Geschäften und einer Schule getötet worden. Insgesamt seien drei 500-Pfund-Bomben auf einen Basar abgeworfen worden. Ein Sprecher der britischen Armee in Helmand bestätigte, dass der Basar und eine Schule getroffen worden seien. Dort hätten sich aber nach tagelangen Kämpfen keine Zivilisten mehr aufgehalten, sondern Taliban-Kämpfer verschanzt.
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Ungeachtet der sich häufenden Berichte über getötete Zivilisten haben die Koalitionstruppen im Süden Afghanistans einen neuen Großeinsatz begonnen. Tausende Soldaten aus Afghanistan, Großbritannien, Kanada und den USA kämpften gegen die Taliban, teilte ein Sprecher am 16. Juli mit. Es handelt sich um den größten Einsatz der Koalitionstruppen seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Der Großeinsatz begann am 15. Juli im Distrikt Sangin in der Provinz Helmand, wie der Sprecher der Koalitionstruppen mitteilte. Es sei das erste Mal seit dem Korea-Krieg in den fünziger Jahren, dass die USA, Kanada und Großbritannien in derart großem Umfang zusammenarbeiteten. Der jüngste Einsatz betrifft die Provinzen Helmand, Kandahar, Sabul und Urusgan.
Montag, 17. Juli, bis Montag, 31. Juli
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Damit die "öffentliche Meinung im Süden Afghanistans nicht umschlägt, müsse schnell etwas geschehen", meldete die Agentur AFP am 17. Juli. Ein führender "Mitarbeiter der NATO", der nicht namentlich genannt werden wollte, forderte westliche Lieferungen beispielsweise für den Brunnenbau und zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung. Auch würden dringend Stromgeneratoren benötigt – in jedem Fall wichtige Dinge zur Bewältigung des kargen Alltags unter kriegerischen Rahmenbedingungen. Wenn nicht bald etwas diesbezüglich geschehe, so der Vertreter des nordatlantischen Bündnisses, fühlten sich die Dorfbewohner "noch mehr im Stich gelassen" und würden "sich den Taliban zuwenden".
Angesichts der auch am 19. Juli anhaltenden Kämpfe um die Stadt Garmser und Nawaj-i-Baraksaji in der Südprovinz Helmand nehmen sich die Worte von Franz Josef Jung merkwürdig wirklichkeitsfern aus: "Bis endgültig Frieden herrscht" sollten seine Truppen in Afghanistan bleiben, so der Bundesverteidigungsminister während des zweitägigen Besuch dort, der am 19. Juli endete. Schließlich seien die Soldaten nach Kabul gekommen, "um dauerhaften Frieden zu bringen". Die Bundeswehr hatte Anfang Juni das ISAF-Kommando im Norden übernommen. Seither gab es dort mehrere Anschläge auf sie.
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Afghanische und US-geführte Truppen haben in Afghanistan bei einem gemeinsamen Einsatz etwa 20 Taliban-Kämpfer getötet. Die Soldaten seien in der südlichen Provinz Urusgan aus einem Gebäudekomplex heraus mit leichten Waffen und Raketenwerfern angegriffen worden, teilte die Koalition am 30. Juli mit. Sie seien daraufhin mit Unterstützung aus der Luft gegen die Angreifer vorgegangen. In Urusgan waren internationale Afghanistan-Soldaten seit dem Sturz der Taliban-Regierung Ende 2001 kaum präsent. Die Provinz wird wie der gesamte Süden des Landes ab dem 31. Aug. unter NATO-Kommando gestellt.
Angesichts der anhaltenden Gewalt im Süden des Landes bereitete sich eine weitere britische Armeeeinheit auf die Entsendung nach Afghanistan vor, wie die "Sunday Times" am 30. Aug. berichtete. Das 600 Mann starke Bataillon werde eingeflogen, wenn sich die Lage in der Provinz Helmand weiter verschlechtere. In der Taliban-Hochburg wurden seit Anfang Juni sechs britische Soldaten getötet.
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Mehr als viereinhalb Jahre nach dem Sturz der Taliban hat die Internationale Schutztruppe ISAF das Kommando über den unruhigen Süden Afghanistans übernommen. Das teilten die US-geführten Koalitionstruppen, die das Kommando über die Krisenregion bislang innehatten, am 31. Juli mit. Am Militärstützpunkt im südlichen Kandahar soll im Laufe des Tages die offizielle Übergabezeremonie stattfinden.
Die Sicherheitslage besonders im Süden Afghanistans ist so schlecht wie nie seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Die ISAF-Schutztruppe wird seit August 2003 von der Nato geführt. Bislang operierten im Süden nur die Koalitionstruppen, die im Rahmen der "Operation Enduring Freedom" gegen Extremisten kämpfen.
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Mit der Kommandoübernahme durch die ISAF endete zugleich die bislang größte Offensive der Koalition gegen die Taliban seit deren Sturz Ende 2001. Mitte Mai hatten die Koalitionstruppen mit mehr als 10.000 Soldaten die Operation "Mountain Thrust" ("Vorstoß in die Berge") gestartet. Mehr als 900 Menschen starben seitdem bei Kämpfen und Anschlägen, darunter hunderte Rebellen, aber auch mehr als 35 ausländische Soldaten.
Bei Kämpfen am Wochenende (29./30. Juli) waren erneut Dutzende Rebellen getötet worden. Die mit einem UN-Mandat ausgestattete ISAF operiert bislang nur im Norden, im Westen und in der Hauptstadt Kabul. Zusätzlich zu ihren bislang gut 10.000 Soldaten will die Schutztruppe 8.000 Soldaten im Süden stationieren. Die USA werden ihre Truppen dort im Gegenzug reduzieren.
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