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Chronik Afghanistan
Januar 2006
Sonntag, 1. Januar, bis Sonntag, 8. Januar
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Afghanistan will den Opiumanbau in seinem Gebiet in diesem Jahr erneut deutlich verringern. Bereits 2005 seien die afghanischen Opiumanbauflächen um 40 Prozent reduziert worden, sagte der stellvertretende Innenminister, General Mohammed Daud, am 2. Jan. in Kabul. Ziel sei es, die Mohnfelder auch 2006 erneut um 40 Prozent zu zerstören, möglicherweise sogar um 80 Prozent. Einschätzungen der Vereinten Nationen entgegen, wonach in diesem Jahr die Opiumproduktion in Afghanistan wieder steigen könnte, wies Daud hingegen zurück.
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Bei einem Autobombenanschlag auf einen Konvoi der US-Armee in der südafghanischen Stadt Kandahar sind am 2. Jan. zwei Passanten und ein US-Soldat verletzt worden. Es habe sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt, sagte der Gouverneur der Provinz, Assadullah Chalid. Mindestens ein US-Militärfahrzeug sei beschädigt worden. Die verletzten Zivilisten, eine Frau und ein Kind, seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der US-Soldat sei nur leicht verletzt worden, sagte ein US-Militärsprecher.
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Mutmaßliche Taliban-Rebellen haben in Afghanistan einen Lehrer vor den Augen seiner Familie enthauptet. Malim Abdul Habib wurde nach Angeben seiner Frau am Abend des 3. Jan. im Haus der Familie in Kalat überfallen, wie ein Behördensprecher am 4. Jan. mitteilte. Er leitete eine Schule, an der Jungen und Mädchen unterrichtet werden. Der Erziehungsminister der Provinz Sabul, Nabi Chuschal, machte die Taliban für den Mord verantwortlich. Nur sie seien gegen die Schulbildung von Mädchen, sagte Chuschal. Schon mehrfach seien Lehrer überfallen und geschlagen worden. Von den 170 Schulen in Sabul seien wegen der angespannten Sicherheitslage inzwischen 100 geschlossen worden, erklärte Chuschal weiter. Von insgesamt 35.000 Schülern in der Provinz sind demnach nur 2.700 Mädchen.
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Die USA planen den Bau eines Hochsicherheitsgefängnisses in Afghanistan, in dem Terrorverdächtige inhaftiert werden sollen. Wie die britische "Financial Times" am 5. Jan. berichtete, hat die US-Regierung dafür bereits ein Gebäude ausgewählt: das Gefängnis in Pol-e-Schakri, das noch aus der Zeit der Sowjetbesatzung stammt. In die Haftanstalt sollen auch Gefangene aus Guantánamo verlegt werden. Dem Bericht zufolge lehnen die UNO und die EU die US-Pläne ab.
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Beim schwersten Anschlag seit den Parlamentswahlen sind in Afghanistan am 5. Jan. mindestens zehn Menschen getötet und 50 weitere teils schwer verletzt worden. Das Selbstmordattentat in Tirin Kot in der südlichen Provinz Urusgan richtete sich laut Behörden gegen den Gouverneurssitz. Dort hielt sich zum Zeitpunkt des Anschlags der US-Botschafter in Afghanistan, Ronald Neumann, auf. Er blieb nach Angaben der US-Botschaft unversehrt. Zu der Tat bekannten sich die Taliban. Ob der Anschlag in direktem Zusammenhang mit dem Besuch des US-Gesandten stand, blieb unklar. Das Attentat wurde auf einem gut besuchten Markt im Zentrum von Tirin Kot verübt, rund 500 Meter vom Gouverneurssitz entfernt. Bei den zehn Toten handele es sich um Zivilisten, hieß es. Neumann sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen, sagte ein Sprecher der US-Botschaft in Kabul. Der Diplomat hatte in Urusgan ein Regionales Wiederaufbauteam (PRT) besucht sowie Gespräche mit örtlichen Regierungsvertretern in Tirin Kot geführt.
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Bei einem Bombenanschlag auf ein Polizeifahrzeug ist am 7. Jan. im Osten Afghanistans ein Passant ums Leben gekommen. Ein Polizist und der Fahrer seien verletzt worden, teilten die Behörden in Dschalalabad mit. Den Angaben zufolge ging eine Bombe am Straßenrand hoch, als ein Transporter mit 20 angehenden Polizisten und Ausbildern vorbeifuhr. Ein Polizeisprecher schrieb den Anschlag den «Feinden Afghanistans» zu - das ist eine Umschreibung für die Taliban-Rebellen. Die Gewalt in dem Land nimmt bereits seit Monaten zu, im vergangenen Jahr kamen mindestens 1.600 Menschen bei Anschlägen und Gefechten ums Leben.
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Mutmaßliche Taliban haben am Abend des 7. Jan. in der afghanischen Stadt Kandahar eine Schule niedergebrannt. Zuvor hatten sie drei Wächter in einen Klassenraum eingesperrt, wie der Chef der örtlichen Bildungsbehörde, Hajatullah Rafiki, am 8. Jan. mitteilte. Nachbarn konnten die Männer rechtzeitig befreien, einer der Eingesperrten erlitt leichte Verletzungen. Die südafghanische Stadt ist eine Hochburg der 2001 entmachteten radikalislamischen Taliban. Rafiki machte die Taliban für die Attacke verantwortlich, die "gegen ein gebildetes Afghanistan" seien. Bereits in der Nacht zum 7. Jan. hatten Bewaffnete versucht, eine Nachbarschule in Brand zu stecken, wurden aber von Einwohnern in die Flucht getrieben.
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Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Taliban-Rebellen zur Aussöhnung mit der Regierung aufgerufen. "Wir hätten gerne, dass alle Afghanen, Taliban oder nicht Taliban, von wo immer sie auch sind, in ihr Land zurückkommen", sagte Karsai am 8. Jan. der Nachrichtenagentur AP. "Es ist ihre Heimat, und sie sind willkommen." Als größte Bedrohung für Afghanistan bezeichnete der Präsident Drogen und das dahinter stehende organisierte Verbrechen. Auf die Frage, ob sein Versöhnungsangebot auch für Taliban-Führer Mullah Omar gelte, sagte Karsai: "Wenn er kommen will, sollte er mit uns in Kontakt treten." Er erwarte aber nicht, dass der flüchtige Taliban-Führer aus seinem Versteck komme, erklärte Karsai im Präsidentenpalast in Kabul. Sollte er sich stellen, müsse er sich für seine Taten verantworten.
Montag, 9. Januar, bis Sonntag, 15. Januar
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Ein selbst erklärter Sprecher der Taliban-Rebellen in Afghanistan hat das jüngste Gesprächsangebot von Präsident Hamid Karsai entschieden zurückgewiesen. Karsai sei ein Sprachrohr der USA, und seine Angebote zielten nur darauf ab, die Kampfbereitschaft der Taliban zu schwächen, sagte Mohammed Hanif am 9. Jan. in einem Telefonanruf bei der Nachrichtenagentur AP in Pakistan. Seine Organisation sei grundsätzlich nicht zu Verhandlungen bereit, solange sich ausländische Besatzungstruppen auf afghanischem Boden befänden, fügte Hanif hinzu.
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Pakistan protestierte bei den US-Streitkräften in Afghanistan gegen den Beschuss eines pakistanischen Dorfs in der Nähe der afghanischen Grenze. Außenamtssprecherin Tasnim Aslan sagte am 9. Jan. in Islamabad, der Beschuss aus Afghanistan am Samstag habe acht Menschen das Leben gekostet. Ob tatsächlich US-Hubschrauber in Saidki gelandet seien, wie von Dorfältesten angegeben, werde noch untersucht. Pakistan habe aber bei den Koalitionstruppen Protest eingelegt, weil diese für die Sicherheit auf beiden Seiten der Grenze verantwortlich seien.
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Angesichts der weiter angespannten Sicherheitslage in Afghanistan will Australien weitere 110 Soldaten an den Hindukusch entsenden. Das kündigte Verteidigungsminister Robert Hill am 10. Jan. an. Australien komme damit einer Anfrage des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai sowie der Regierungen in London und Washington nach. Die neuen Soldaten sollen die 190 bereits in Afghanistan stationierten Soldaten der australischen Spezialkräfte unterstützen. Sie bekämpfen die an der Seite der US-Truppen wieder erstarkenden Taliban.
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Die große Mehrheit der Afghanen lehnt laut einer US-Umfrage das Terror-Netzwerk El Kaida sowie die radikalislamischen Taliban ab. Die Umfrage des "Program on International Policy Attitudes"der Universität von Maryland kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die Afghanen die Anwesenheit des US-Militärs und internationaler Organisationen wie der UNO in ihrem Lande mehrheitlich positiv beurteilen und größtenteils hinter ihrem Präsidenten Hamid Karsai stehen. PIPA-Direktor Steven Kull sagte, die Umfrage sei "eindeutig ein positives Omen für den Kampf gegen Fundamentalismus". (AFP, 11.01.2005)
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Der EU-Sondergesandte Francesc Vendrell hat die Niederlande aufgefordert, die versprochenen Soldaten nach Afghanistan zu entsenden. Das Prestige der EU in Afghanistan würde schwer leiden, sollten die Niederlande nicht die Soldaten in den Süden des Landes schicken, sagte Vendrell am 12. Jan. in Brüssel. Die niederländische Regierung braucht für die Entsendung der Soldaten die Zustimmung des Parlaments, die derzeit aber als unsicher gilt.
Der niederländische Ministerpräsident Jan Peter Balkenende hat sich für einen stärkeren Beitrag seines Landes an der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF ausgesprochen. "Wir wollen der Bevölkerung in Afghanistan helfen", sagte Balkenende mit Blick auf die umstrittene Truppenentsendung am 13. Jan. in Den Haag. Mindestens 1.100 niederländische Soldaten sollen in der südlichen afghanischen Provinz Urusgan stationiert werden.
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Mutmaßliche Taliban-Kämpfer haben am 14. Jan. den ehemaligen afghanischen Vize-Innenminister ermordet. Mohammed Chaksar sei in Kandahar erschossen worden, berichtete die Polizei. Chaksar gehörte der früheren Taliban-Regierung an, sagte sich aber von der Bewegung los. Bereits vor ihrem Sturz 2001 bat er die USA heimlich um Hilfe. Ein Mann, der sich als Taliban-Sprecher ausgab, bekannte sich im Namen seiner Gruppe in einem Anruf bei der Nachrichtenagentur AP zu dem Anschlag.
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Bei einem Anschlag auf einen kanadischen Militärkonvoi sind am 15. Jan. im Süden Afghanistans drei Menschen getötet und mindestens zwölf weitere verletzt worden. Nach Augenzeugenberichten zündete ein Selbstmordattentäter in der Provinzhauptstadt Kandahar eine Bombe, als die Wagenkolonne vorbeifuhr. Unter den Toten waren ein Kanadier sowie zwei Afghanen. Der Kanadier arbeitete für das regionale Wiederaufbauteam (PRT), das unter US-Kommando in Kandahar stationiert ist. Nach Angaben des kanadischen Regierungschefs Paul Martin handelte es sich um einen Soldaten, Armeequellen in Kabul sprachen hingegen von einem Zivilisten. Unter den Verletzten waren drei kanadische Soldaten. Das kanadische Truppenkontingent unterstützt die afghanische Armee bei der Jagd nach Taliban-Kämpfern.
Montag, 16. Januar, bis Sonntag, 22. Januar
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Bei zwei Anschlägen in Afghanistan haben am 16. Jan. Selbstmordattentäter mindestens 24 Menschen mit in den Tod gerissen. Auf einem Markt in Spin Boldak an der Grenze zu Pakistan sprengte sich ein Motorradfahrer in die Luft. 20 Menschen wurden getötet, rund 20 weitere verletzt. Wenige Stunden zuvor zündete ein Selbstmordattentäter in der südafghanischen Stadt Kandahar ein mit Sprengstoff gefülltes Auto nahe eines afghanischen Militärkonvois. Der Attentäter in Kandahar tötete drei Soldaten und einen Zivilisten, mindestens 14 weitere Menschen wurden verletzt, wie ein Vertreter des Verteidigungsministeriums mitteilte. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag, sprachen jedoch von drei getöteten US-Soldaten.
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Die pakistanische Regierung hat ihre Kritik an dem US-Luftangriff vom 13. Jan. auf ein Dorf im Nordwesten des Landes bekräftigt, bei dem 18 Menschen getötet wurden. Islamabad könne solche ausländischen Militäreinsätze nicht akzeptieren, sagte Regierungschef Shaukat Aziz am 17. Jan. bei einer Pressekonferenz mit dem früheren US-Präsidenten George Bush. Bei dem "unglücklichen" Vorfall, den die Regierung bedauere und verurteile, seien zahlreiche unschuldige Menschen getötet worden. Er wolle den Angriff bei seinem USA-Besuch in dieser Woche zur Sprache bringen, kündigte Aziz an. Pakistan bleibe aber dem Kampf gegen den Terrorismus verpflichtet und die Beziehungen zu den USA seien weiter wichtig.
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Zwei Tage nach den schweren Selbstmordanschlägen in Afganistan haben am 18. Jan. mehr als tausend Afghanen gegen das Nachbarland Pakistan demonstriert. Die Demonstranten warfen dem pakistanischen Geheimdienst ISI vor, in den Anschlag auf einem Markt in Spin Boldak an der Grenze verwickelt zu sein. Bei dem Anschlag waren am 16. Jan. (siehe oben) 22 Menschen getötet worden. "Tod dem ISI, Tod den Taliban und El Kaida", rief die Menge in Spin Boldak und forderte die Herausgabe der Täter.
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Bei dem US-Luftangriff auf ein pakistanisches Dorf sind in der vergangenen Woche nach Geheimdienstinformationen mehrere führende El-Kaida-Mitglieder getötet worden. Unter den vermutlich vier getöteten Extremisten sei der Schwiegersohn von El-Kaida-Vize Aiman el Sawahiri, sagte ein hochrangiger pakistanischer Geheimdienstmitarbeiter am 19. Jan. Auch der Bombenspezialist Midhat Mursi soll getötet worden sein. Pakistans Informationsminister Scheikh Rashid sagte, die Regierung überprüfe derzeit noch die Identität der Toten. (AFP, 19.01.2006)
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Das dänische Parlament hat sich am 19. Jan. hinter die Entscheidung der Regierung gestellt, weitere 200 Soldaten nach Afghanistan zu den von der NATO geführten ISAF-Truppen zu entsenden. Die Soldaten sollen im Mai oder im Juni entsandt und im Süden des Landes stationiert werden. Bis auf zwei kleinere linksgerichtete Parteien waren alle Fraktionen für den Ausbau des dänischen Engagements. Die Zustimmung des Parlaments war nicht notwendig. Derzeit sind 160 dänische Soldaten in Kabul stationiert. Der ISAF gehören 12.000 Soldaten aus 36 Ländern an.
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In Afghanistan haben am 21. Jan. mehrere hundert Menschen gegen eine Welle von Selbstmordanschlägen demonstriert, für die das benachbarte Pakistan verantwortlich gemacht wird. "Nieder mit Pakistan!" riefen die Demonstranten in der Stadt Ghasni rund 125 Kilometer südwestlich von Kabul. Seit Ende September wurden in Afghanistan rund 20 Selbstmordanschläge verübt, erst vor wqenigen Tagen, am 16. Jan., riss ein Selbstmordattentäter an der Grenze zu Pakistan 21 Menschen in den Tod. Nach Angaben eines Fotografen der Nachrichtenagentur AP beteiligten sich an dem Protest in Ghasni etwa 1.000 Menschen. Die Polizei sperrte mehrere Straßen ab, um Ausschreitungen zu verhindern.
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Eine Woche nach dem fehlgeschlagenen US-Luftangriff auf Aiman el Sawahiri ist eine Tonbandaufnahme des El-Kaida-Vizes im Internet veröffentlicht worden. Darin ruft Sawahiri die Moslems in den Palästinensergebieten, Tschetschenien, im Irak und in Afghanistan zum Heiligen Krieg gegen "Kreuzritter und Söldner" auf. Experten des US-Geheimdiensts hielten die Aufnahmen nach einer Stimmanalyse für authentisch, bezweifelten aber, dass es sich um eine aktuelle Botschaft handelt. (AFP, 21. Jan.)
Montag, 23. Januar, bis Dienstag, 31. Januar
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Ein Konvoi aus afghanischen und amerikanischen Militärfahrzeugen ist am 23. Jan. im Süden Afghanistans von einer Bombe getroffen worden. Der Sprengsatz wurde offenbar ferngezündet, wie die Polizei in Kandahar erklärte. Verletzt wurde niemand. Ein afghanisches Fahrzeug wurde beschädigt. Seit Ende September wurden in Afghanistan 20 Selbstmordanschläge registriert. Im Vergleich dazu waren es in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 nur vier.
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Der amerikanische Geheimdienst hat offenbar eine systematische "Auslagerung" von Folter betrieben, wie der Ermittler des Europarats zur Untersuchung von CIA-Geheimgefängnissen am 24. Jan. erklärte. In den vergangenen Jahren seien möglicherweise mehr als 100 Terrorverdächtige in andere Länder geflogen und dort misshandelt worden, teilte der Schweizer Abgeordnete Dick Marty in einem in Straßburg vorgelegten Zwischenbericht mit. Sehr wahrscheinlich hätten europäische Regierungen davon auch gewusst. Es gebe bislang jedoch keine Beweise für geheime Haftanstalten der CIA, betonte Marty.
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Großbritannien will sein Truppenkontingent in Afghanistan deutlich aufstocken. In diesem Jahr sollten bis zu 5.700 britische Soldaten in Afghanistan im Einsatz sein, teilte der britische Verteidigungsminister John Reid am 26. Jan. im Parlament in London mit. Derzeit sind dort 1.100 Briten stationiert. Rund tausend britische Soldaten sollen künftig die im Hauptquartier der Schutztruppe ISAF in Kabul angesiedelte Schnelle Eingreiftruppe unterstützen. Rund 850 Soldaten sollen zusätzlich in den Süden des Landes entsandt werden. Hinzu kommt laut Reid eine bis zu 3.300 Mann starke Truppe, die in der südlichen Provinz Helmand beim Wiederaufbau helfen und den Drogenhandel bekämpfen soll. Die Kosten für die Mission werden auf rund eine Milliarde Pfund (1,45 Milliarden Euro) kalkuliert.
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Bei einem Feuergefecht mit der Polizei sind im Süden Afghanistans mindestens sieben mutmaßliche radikalislamische Taliban-Kämpfer erschossen worden. Wie die Polizei am 28. Jan. erklärte, erwiderten die Beamten das Feuer, als die Taliban ein Polizeigebäude in der Provinz Kandahar angriffen. Die Angreifer seien in drei Wagen vorgefahren. Fünf Polizisten seien bei der Schießerei verletzt worden. Im Süden Afghanistans verfolgen von den USA geführte Koalitionstruppen Reste der entmachteten Taliban und deren El-Kaida Verbündete.
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Die Bundesregierung will ihre Hilfszahlungen für Afghanistan über das Jahr 2008 hinaus um zwei Jahre verlängern. Mit Blick auf die Londoner Afghanistan-Konferenz, auf der am 31. Jan. und 1. Feb. der weitere Wiederaufbau koordiniert werden soll, sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) dem Berliner "Tagesspiegel" (Ausgabe vom 30. Jan.), Deutschland werde für den Zeitraum 2006 bis 2010 jährlich 80 Millionen Euro und damit insgesamt 400 Millionen Euro zusagen. "Wir werden langfristig in Afghanistan engagiert bleiben", sagte Wieczorek-Zeul. Der so genannte Petersberg-Prozess zum Aufbau demokratischer Strukturen sei inzwischen abgeschlossen. In Zukunft müsse die afghanische Regierung verstärkt in eigener Regie handeln.
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In Afghanistan ist ein weiterer US-Soldat wegen Misshandlung von Gefangenen verurteilt worden. Der Feldwebel erhielt sechs Monate Arrest und wurde zum Gefreiten degradiert, wie die US-Streitkräfte am 30. Jan. mitteilten. Dem Urteil des Militärgerichts zufolge hat er zwei afghanische Häftlinge geschlagen. Erst am 28. Jan. war ein US-Soldat für schuldig befunden worden, einen Häftlinge in der Provinz Urusgan geschlagen zu haben. Der Soldat erhielt eine Arreststrafe von vier Monaten, wurde ebenfalls degradiert und muss für einige Monate auf sein Gehalt verzichten.
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Nahezu 70 Staaten und internationale Organisationen haben Afghanistan weitere Milliardenhilfen für den Wiederaufbau zugesagt. Zum Auftakt einer zweitägigen Geberkonferenz in London sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am 31. Jan., ihre Regierung wolle das unter den Kriegsfolgen leidende Land im nächsten Jahr mit 1,1 Milliarden Dollar (900 Millionen Euro) unterstützen. "Der in Afghanistan vollzogene Wandel ist bemerkenswert, aber noch unvollständig", sagte Rice in ihrer Ansprache vor den Delegierten. "Es ist wichtig, dass wir alle unsere Unterstützung für das afghanische Volk verstärken." Der gastgebende britische Premierminister Tony Blair sagte, die Förderung der Demokratie in Afghanistan liege im Interesse der internationalen Gemeinschaft. "Wir hoffen, dass Afghanistan finanziell und sicherheitspolitisch weiter unterstützt wird", sagte der afghanische Präsident Hamid Karsai. An der Konferenz nahmen auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und UN-Generalsekretär Kofi Annan teil.
Ziel der Konferenz ist ein Fünfjahresplan für innere Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung und den Kampf gegen Drogenanbau und -handel. Nach einem der Nachrichtenagentur AP vorliegenden Entwurf des Plans soll die Stärke der afghanischen Armee auf 70.000 Mann verdreifacht werden. Für die Verringerung der Armut wird als Ziel vorgegeben, die Zahl der Menschen, die mit weniger als einem Dollar (0,83 Euro) am Tag auskommen müssen, jährlich um drei Prozent zu verringern.
Seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Herbst 2001 im Gefolge der amerikanischen Militärintervention sind mehrere Milliarden Euro nach Afghanistan überwiesen worden. Schwerpunkte der Hilfe waren bislang der Bau von Krankenhäusern, Schulen und Straßen. Die Zahl der Schüler ist seitdem von 900.000 auf fünf Millionen gestiegen - unter ihnen auch viele Mädchen, denen der Schulbesuch von den Taliban verwehrt worden war. Der größte Teil der Bevölkerung lebt aber weiter in bitterer Armut, Afghanistan hat eine der höchsten Sterblichkeitsraten in der Welt.
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