Dieser Internet-Auftritt kann nach dem Tod des Webmasters,
Peter Strutynski, bis auf Weiteres nicht aktualisiert werden. Er steht jedoch weiterhin als Archiv mit Beiträgen aus den Jahren 1996 – 2015 zur Verfügung.
Chronik Afghanistan
November 2005
Dienstag, 1. November, bis Sonntag, 6. November
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In Afghanistan sind bei der Notlandung eines niederländischen Hubschraubers der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) drei Menschen verletzt worden. Wie die ISAF am 1. Nov. mitteilte, musste der Hubschrauber vom Typ Chinook am 31. Okt. in einer Bergregion rund hundert Kilometer nördlich von Kabul offenbar wegen eines technischen Defekts mit 17 Insassen notlanden. Die Verletzten wurden auf den Luftwaffenstützpunkt Bagram gebracht.
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Die USA haben den Vereinten Nationen Informationen zur Menschenrechtslage in ihren Gefangenenlagern in Guantánamo auf Kuba sowie in Afghanistan und im Irak verweigert. In ihrem regelmäßigen Bericht an die UN-Menschenrechtskommission liefert die US-Regierung diese Informationen trotz der ausdrücklichen Bitte nicht. In einer Erwiderung der US-Regierung vom vergangenen Monat hieß es dazu, die Lager fielen nicht unter die Zuständigkeit der Menschenrechtskommission, da sie unter Kriegsrecht stünden. Die 154 Unterzeichnerländer des Internationalen Übereinkommens zur Achtung ziviler und politischer Rechte haben sich verpflichtet, der Menschenrechtskommission regelmäßig Bericht zu erstatten. Nach Ansicht Washingtons betrifft dies jedoch nur US-Territorium. Demnach haben die USA ihre Berichtspflicht nach eigener Darstellung "so umfassend wie möglich" erfüllt. (AFP, 1. Nov.)
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Die amtierende Bundesregierung hat sich am 2. Nov. in Berlin für eine weitere Beteiligung der Bundeswehr am US-geführten Anti-Terror-Einsatz "Enduring Freedom" ausgesprochen. Nach dem Willen der Regierung soll das Mandat zunächst um ein weiteres Jahr verlängert werden, wie Regierungssprecher Béla Anda am Mittwoch nach einem Kabinettsbeschluss mitteilte. Dabei soll die Mandatsobergrenze von bisher 3.100 auf 2.800 herabgesetzt werden. Diese Entscheidung bedeute kein geringeres Engagement der Bundesrepublik, sondern liege in den gesteigerten Anforderungen an die Einsatzkräfte begründet, erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Die Linksfraktion im Bundestag und die Friedensbewegung kritisierte den Beschluss und forderte die Abgeordneten auf, gegen die Verlängerung des Einsatzes zu stimmen (siehe: Fortsetzung von "Enduring Freedom").
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Ein ranghohes Mitglied des Terrornetzwerks El Kaida ist nach Angaben der US-Armee im Juli aus dem schwer gesicherten US-Haftlager Bagram in Afghanistan geflohen. Omar el Faruk sei gemeinsam mit drei weiteren Gefangenen im Juli aus dem Lager entkommen, sagte eine Armeesprecherin am 2. Nov. im Militärstützpunkt Fort Bliss im US-Bundesstaat Texas. Faruks Flucht aus Bagram sei erst aufgefallen, als er als Zeuge in einem Militärprozess gegen einen US-Soldaten aussagen sollte, der beschuldigt werde, Gefangene in dem Lager misshandelt zu haben, sagte die Sprecherin. Die Anklagevertreter hätten Faruk nicht ausfindig machen können.
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Bei einer Razzia in Pakistan ist ein mutmaßliches Mitglied des El Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden gefasst und ein weiterer Terrorverdächtiger getötet worden. Sicherheitskräfte hätten am 1. Nov. ein Haus in der Stadt Quetta im Südwesten des Landes gestürmt, sagte Pakistans Informationsminister Sheikh Rashid der Nachrichtenagentur AFP am 3. Nov. Nach Angaben eines hohen Regierungsbeamten wird derzeit geprüft, ob es sich bei dem dabei gefassten Ausländer um den gesuchten Syrer Mustafa Setmariam Nasar handelt. Auf den auch unter dem Namen Abu Musab el Suri bekannten Mann, der in Pakistan oder Afghanistan vermutet wird, ist ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar (4,1 Millionen Euro) ausgesetzt.
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Das NATO-Mitglied Estland will mehr Soldaten nach Afghanistan schicken. Bis zu 150 Soldaten sollen künftig in dem Land stationiert werden, und ihr Mandat zum Einsatz in der Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) werde auf zwei Jahre ausgedehnt, sagte Verteidigungsminister Jürgen Ligi am 3. Nov. "Damit wir Sicherheit in Anspruch nehmen können, müssen wir auch dazu beitragen." Die Truppe werde im britisch geführten Regionalen Wiederaufbauteam (PRT) in der Provinz Helmand eingesetzt. Derzeit hat Estland 23 Soldaten in Afghanistan stationiert. Das Parlament muss der Entscheidung noch zustimmen.
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Im Nordwesten Pakistans sind nach Angaben des Militärs sechs mutmaßliche El-Kaida-Kämpfer bei der Explosion einer von ihnen selbst hergestellten Bombe ums Leben gekommen. Wie das Militär am 5. Nov. weiter mitteilte, ging der Sprengsatz in der Nacht bei Mir Ali in der Provinz Nord-Wasiristan an der Grenze zu Afghanistan hoch. Unter den sechs Getöteten befand sich eine Frau.
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Der geistliche Führer der radikalislamischen Taliban in Afghanistan, Mullah Omar, hat zum Ende des Fastenmonats Ramadan alle Moslems zum Heiligen Krieg gegen die USA aufgerufen. Weltweit müssten sich die Moslems zusammenschließen im Heiligen Krieg gegen die amerikanischen "Besatzer" in Afghanistan und im Irak, schrieb Mullah Omar in einer am 6. Nov. veröffentlichten Erklärung. "Wir werden unsere Angriffe gegen die Besatzer noch verstärken. Der Sieg ist nahe. Die moslemische Nation muss ihr Leben, ihr Geld und ihre Schriften dem Heiligen Krieg widmen."
Montag, 7. November, bis Sonntag, 13. November
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Der irakische Ableger des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden hat angesichts der andauernden Offensive der US-Armee und ihrer irakischen Verbündeten an der Grenze zu Syrien mit neuer Gewalt gedroht. In einer am 7. Nov. im Internet verbreiteten Erklärung hieß es, sollten die irakische Regierung "und ihre Herren" (die USA) die Offensive nicht binnen 24 Stunden beenden, werde die Erde im Irak "erzittern". Die Echtheit der Erklärung konnte zunächst nicht geklärt werden. Unterzeichnet war sie vom mutmaßlichen Sprecher der Gruppe, Abu Maissara el Iraki. Die US-Armee hatte die Offensive "Eiserner Vorhang" am Samstag in der westirakischen Unruheprovinz El Anbar gestartet. Rund 2500 US-Soldaten und 1000 irakische Soldaten sind nach Armeeangaben an dem Einsatz zur Luft und zu Lande beteiligt.
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Der Bundestag hat mit großer Mehrheit der Verlängerung des Bundeswehreinsatzes im Rahmen der internationalen Anti-Terror-Mission "Enduring Freedom" zugestimmt. 519 Abgeordnete billigten einen entsprechenden Antrag der Regierung, wie Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) am 8. Nov. in Berlin mitteilte. 67 Abgeodnete votierten mit Nein, drei enthielten sich. Zuvor hatten bis auf die Linkspartei alle Fraktionen angekündigt, der Verlängerung um ein weiteres Jahr mehrheitlich zuzustimmen. (Siehe hierzu:
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Protest von Friedensbewegung und Linkspartei
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Das Ergebnis der Abstimmung im Bundestag
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Der Beschluss im Wortlaut
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Auszüge aus den Reden im Bundestag
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In Afghanistans Hauptstadt Kabul ist ein Fünf-Sterne-Hotel eröffnet worden. Präsident Hamid Karsai weihte am 8. November die bisher luxuriösesten Unterkunft im Land ein. Ein Zimmer in der Edel-Herberge direkt gegenüber dem Präsidentenpalast soll mindestens 250 Dollar pro Nacht (212 Euro) kosten, mehr als das Fünffache des monatlichen Durchschnittslohns im Land. Für rund 36,5 Millionen Dollar (31 Millionen Euro) hatte die Regierung das einst berühmte und im Bürgerkrieg von 1992 bis 1996 zerstörte Hotel Kabul von Grund auf sanieren lassen.
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Taliban-Rebellen haben in Afghanistan sieben Polizisten getötet und zwei Zivilisten enthauptet. Wie Regierungsbeamte am 10. Nov. mitteilten, gerieten die Polizisten in der Nähe der ehemaligen Talibanhochburg Kandahar in einen Hinterhalt. Zwei weitere Polizisten wurden nach dem Überfall vermisst. Talibansprecher Kari Jusuf Ahmadi bekannte sich zu der Attacke. Wie erst am 10. Nov. bekannt wurde, entführten Taliban-Kämpfer am 7. Nov. in der Provinz Urusgan zwei Zivilisten, die sie später enthaupteten.
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Beim Absturz eines Frachtflugzeugs in den Bergen nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am 11. Nov. bis zu zehn Menschen ums Leben gekommen. Ursache des Unglücks sei möglicherweise schlechtes Wetter gewesen, erklärte die Polizei. Ein Sprecher der ISAF-Schutztruppe sagte, an Bord hätten sich zehn Menschen befunden. Dagegen sprach die pakistanische Fluggesellschaft Royal Air, der die 20 Jahre alte Maschine des russischen Typs Iljuschin 76 gehörte, von acht Besatzungsmitgliedern: fünf Russen, zwei Ukrainern und einem Pakistaner. Laut Polizei gab es keine Überlebenden. Die Maschine war mit Fracht für die US-geführten Streitkräfte in Bahrain gestartet und nach einem Zwischenstopp in Kabul nach Bagram unterwegs.
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Zwei Monate nach der Parlamentswahl in Afghanistan hat am 12. Nov. das Endergebnis vorgelegen. "Wir sind glücklich, dass die Wahlen zur Wolesi Dschirga (dem Parlament) beendet sind", sagte der Sprecher der Wahlkommission, Sultan Baheen, in Bagdad. Die Bekanntgabe hatte sich immer wieder verzögert, da es zahlreiche Beschwerden wegen Wahlbetrugs gab. Zuletzt musste das Ergebnis in der Provinz Kandahar im Süden des Landes geprüft werden.
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Der Stellvertreter von El-Kaida-Chef Osama bin Laden, Aiman el Sawahiri, hat Königin Elizabeth II. offenbar als "einen der schlimmsten Feinde des Islam" bezeichnet. In einem Videoband, in dem sich die Terrororganisation zu den Londoner Bombenanschlägen vom 7. Juli bekannte, warnt Sawahiri laut der Zeitung "Sunday Times" Moslemführer in Großbritannien, die "zum Wohlgefallen von Elizabeth arbeiten, die an der Spitze der Anglikanischen Kirche steht". Der Zeitung lag nach eigenen Angaben die insgesamt 27 Minuten lange Videobotschaft vor, in der sich auch einer der mutmaßlichen Selbstmordattentäter, Mohammad Sidique Khan, äußert. Teile der Aufnahme waren im September von dem arabischen Fernsehsender El Dschasira ausgestrahlt worden. (AFP, 13. Nov.)
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Die Anhänger des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai haben nach ersten Einschätzungen von Wahlbeobachtern die Mehrheit im neu gewählten Parlament. Der Karsai-Block komme im Parlament auf rund 60 Prozent der Sitze und im Senat auf mehr als 80 Prozent, sagte Neik Mohammed Kabuli von der Nicht-Regierungsorganisation NDI, die den Urnengang überwachte, am 13. Nov.
Montag, 14. November, bis Sonntag, 20. November
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Bei einem Selbstmordanschlag auf Soldaten der ISAF-Schutztruppe in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am 14. Nov. ein Bundeswehrsoldat getötet worden, zwei weitere wurden verletzt. Der Attentäter rammte mit einem mit Sprengstoff beladenen Wagen ein Fahrzeug der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF). Nach Angaben von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) saßen die Soldaten zwar in einem gepanzerten Fahrzeug, die Sprengstoffmenge sei aber zu groß gewesen. Taliban-Rebellen bekannten sich zu dem Anschlag und kündigten ein weiteres Attentat an. Der Anschlag wurde im Osten Kabuls an der Straße nach Dschalalabad verübt. Der Attentäter lenkte seinen mit Sprengstoff beladenen Toyota gegen ein vor einem UN-Büro stehendes ISAF-Fahrzeug mit Bundeswehrsoldaten. Kurze Zeit später wurde ebenfalls im Osten Kabuls ein weiteres Fahrzeug in die Luft gesprengt. Dabei starb nach Angaben eines AFP-Reporters ein Zivilist, ein afghanischer Polizist wurde verletzt. "Wir übernehmen die Verantwortung für die heutigen Anschläge in Kabul", sagte ein Taliban-Sprecher, der sich Doktor Hanif nannte, der AFP. Es könne "bald" einen dritten Anschlag geben. "Wir hatten für heute drei Anschläge in dem Gebiet geplant", sagte der Taliban-Sprecher. Struck sagte auf dem SPD-Parteitag in Karlsruhe, der Anschlag beweise, dass es weiterhin keine stabile Lage in Afghanistan gebe und dass die Präsenz der internationalen Schutztruppe aufrecht erhalten werden müsse. Die internationale Schutztruppe habe permanent mit Bedrohungen zu tun.
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat die Selbstmordattentate von Taliban-Rebellen auf Soldaten der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in der afghanischen Hauptstadt Kabul verurteilt. Er sei "tief betroffen" von den Anschlägen, bei denen auch ein Bundeswehrsoldat starb, erklärte Annan am 14. Nov. in New York. Der UN-Generalsekretär forderte die afghanische Regierung auf, ihre Anstrengungen zur Sicherung der internationalen Friedenssoldaten zu verstärken.
Zum Attentat und den politischen Reaktionen darauf siehe: "Jetzt erst recht!" oder: "Jeder Tote ist ein Toter zuviel".
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Bei den zwei Selbstmordanschlägen am Montag in der afghanischen Hauptstadt Kabul und einer anschließenden Schießerei sind nach neuen Angaben der örtlichen Polizei insgesamt neun Menschen getötet worden. Auch die beiden Selbstmordattentäter seien ums Leben gekommen, sagte ein Polizeivertreter am 15. Nov. Darüber hinaus gab es mehrere Verletzte, darunter zwei deutsche und zwei griechische Soldaten der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF).
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Im Südosten Afghanistans ist ein US-Soldat bei einem Anschlag auf ein Fahrzeug der US-Armee getötet worden. Ein weiterer US-Soldat sowie zwei afghanische Soldaten und ein Zivilist seien bei der Explosion einer selbstgebauten Bombe verletzt worden, teilte die US-Armee am 15. Nov. mit. Der Anschlag wurde während einer Militäraktion in der Provinz Paktika nahe der pakistanischen Grenze verübt.
Mit dem tödlichen Anschlag stieg die Zahl der in diesem Jahr in Afghanistan gestorbenen US-Soldaten auf 88, mehr als 50 von ihnen starben laut US-Armee durch feindliche Übergriffe. Im Kampf gegen die Ende 2001 gestürzten radikalislamischen Taliban führen die USA eine multinationale Truppe von rund 20.000 Soldaten, von denen rund 90 Prozent US-Bürger sind.
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Mit einer Trauerfeier und einem klaren Bekenntnis zum Afghanistan-Einsatz haben rund 1.600 Soldaten der Internationalen Schutztruppe ISAF am 15. Nov. Abschied von ihrem am Vortag getöteten deutschen Kameraden genommen. Die Luftwaffe holte die beiden verletzten deutschen Feldjäger am 15. Nov. mit einer Lazarett-Maschine ab. Sie wurden noch am Abend in Köln erwartet. Das Informationszentrum der Streitkräftebasis teilte mit, dass an der Militär-Zeremonie für den getöteten Soldaten am Abend des 16. Nov. auch Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) und Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan teilnehmen werden. Der Kommandeur des deutschen ISAF-Einsatzkontingents, Brigadegeneral Hans-Christoph Ammon, sagte bei der Zeremonie in Kabul: "Wir werden den Attentätern, Mördern und Hasspredigern nicht weichen ... und lassen sie wissen: Jetzt erst recht."
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Die deutsche Botschaft in Kabul hat am Tag des Selbstmordattentats in der afghanischen Hauptstadt eine Anschlagswarnung herausgegeben, die offenbar nicht an die Bundeswehreinheiten der Schutztruppe ISAF weitergeleitet wurde. Das berichten die "Bild"-Zeitung und die "Welt") (Ausgabe vom 17. Nov.) unter Berufung auf einen Bericht der Bundeswehr. Danach hat die Botschaft eine Warnmeldung über Hinweise auf einen möglichen Anschlag "an bestimmten Objekten in Kabul einschließlich der dorthin führenden Straßen" herausgegeben. Weiter stelle der Bericht fest: "Diese Warnmeldung ging nach hiesiger Erkenntnis weder an ISAF noch an das deutsche Einsatzkontingent ISAF."
Das Verteidigungsministerium hat Medienberichte zurückgewiesen, wonach es im Vorfeld des Anschlags von Kabul konkrete Warnhinweise gegeben haben soll. "Uns lagen überhaupt keine Hinweise vor, dass ein Anschlag auf den deutschen Kommandeur der ISAF-Schutztruppe geplant war", sagte ein Ministeriumssprecher am 17. Nov. der Nachrichtenagentur ddp in Berlin. Auch andere Hinweise auf konkrete Anschlagsvorbereitungen gegen die internationale Schutztruppe ISAF oder gegen die Bundeswehr habe es nicht gegeben.
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Wegen Misshandlungen von Gefangenen auf einem Armeestützpunkt in Afghanistan müssen sich zwei US-Soldaten vor einem Militärgericht verantworten. Wie die US-Armee in Afghanistan am 17. Nov. mitteilte, ordnete US-Kommandeur Jason Kamiya dies auf Empfehlung der Ermittler an. Die beiden Soldaten werden unter anderem beschuldigt, zwei Gefangene während deren vorübergehender Inhaftierung auf einem Stützpunkt in der südlichen Provinz Orusgan geschlagen zu haben. Außerdem wird ihnen Vernachlässigung der Dienstpflichten vorgeworfen.
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Eine internationale Geberkonferenz für Afghanistan ist für Ende Januar in London geplant. Den gemeinsamen Vorsitz der zweitägigen Konferenz übernehmen der britische Premierminister Tony Blair, UN-Generalsekretär Kofi Annan und der afghanische Präsident Hamid Karsai, sagte der britische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Emyr Jones Parry, am 18. Nov. in New York nach einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Afghanistan.
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Bei einem Anschlag in Kabul ist ein portugiesischer Soldat der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF getötet worden. Drei weitere Soldaten wurden verletzt, als ihr Fahrzeug während einer Patrouille in der afghanischen Hauptstadt explodierte, wie das afghanische Verteidigungsministerium am 18. Nov. mitteilte.
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Einen Tag nach dem zweiten tödlichen Anschlag auf die Internationale Afghanistan-Schutztruppe ISAF binnen einer Woche haben ISAF-Soldaten am 19. Nov. in Kabul einen Bombe kontrolliert gezündet. Die Bombe wurde in dem Viertel der afghanischen Hauptstadt gefunden, in dem am 14. Nov. bei zwei Anschlägen und einer anschließenden Schießerei insgesamt neun Menschen getötet worden waren, darunter ein Soldat der Bundeswehr, wie ein ISAF-Offizier sagte. Die Explosion habe unter den Anwohnern Angst vor einem weiteren Anschlag ausgelöst.
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Ein indischer Ingenieur ist am 19. Nov. im Südwesten Afghanistans zusammen mit zwei Polizisten und einem Chauffeur entführt worden. Die vier Menschen seien in der Provinz Nimroz verschleppt worden, gefangen worden, bestätigten mehrere Behörden der Nachrichtenagentur AFP am 20. Nov. Sie seien auf einer "unsicheren Straße" unterwegs gewesen, hieß es. Der Inder soll an einem von der Regierung in Neu Delhi finanzierten Straßenbauprojekt in Nimroz gearbeitet haben. Wer hinter der Tat stehe, sei noch unklar, hieß es.
Montag, 21. November, bis Mittwoch, 30. November
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Die USA haben am 21. Nov. einen wichtigen Militärstützpunkt in Usbekistan verlassen. In einer schlichten Zeremonie seien die US-Flagge eingeholt und die Schlüssel für die Basis Karschi Chanabad den Behörden übergeben worden, teilte das usbekische Verteidigungsministerium mit. Die US-Botschaft in Taschkent bestätigte die Übergabe. Der auch "K2" genannte Stützpunkt war zentraler Stützpunkt für den US-geführten Krieg in Afghanistan im Jahr 2001. Später nutzten die USA die Basis für Einsätze im Rahmen ihres Anti-Terror-Kampfes in Afghanistan.
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Unbekannte haben am 22. Nov. drei Raketen auf die afghanische Hauptstadt Kabul abgefeuert. Nach Angaben des Innenministeriums wurde ein Haus teilweise zerstört. Verletzt wurde aber niemand. In den vergangenen Tagen waren mehrfach Raketen auf die Stadt abgefeuert worden.
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Usbekistan will nicht länger als Versorgungsstützpunkt für die von der NATO kommandierte Internationale Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) dienen. Dies habe die Regierung gegenüber mehreren europäischen Ländern zum Ausdruck gebracht, hieß es am 23. Nov. aus NATO-Kreisen in Brüssel. Die Allianz selber habe keine entsprechende Mitteilung bekommen. Von einer Sperrung der usbekischen Stützpunkte für die Versorgung wäre vor allem der deutsche ISAF-Einsatz im Norden Afghanistans betroffen, hieß es. Auch wenn alternative Versorgungswege gesucht werden müssten, werde die Kapazität des ISAF-Einsatz aber nicht beeinträchtigt.
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Vier Tage nach seiner Entführung durch Taliban-Kämpfer ist ein indischer Ingenieur im Süden Afghanistans tot gefunden worden. Dem Mann, der für ein staatliches indisches Straßenbauunternehmen gearbeitet habe, sei die Kehle durchtrennt worden, sagte Mohammed Haschim Nursai, Gouverneur des Bezirks Chaschrod, am 23. Nov. Dort war der Inder am 19. Nov. mit einem Fahrer und zwei afghanischen Polizisten gekidnappt worden. Seine Entführer hatten den Rückzug seiner Firma aus Afghanistan gefordert.
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In Afghanistan ist die Opium-Produktion im vergangenen Jahr erstmals seit Sturz des Taliban-Regimes 2001 zurückgegangen. Die Anbaufläche habe sich 2005 auf rund 104.000 Hektar verringert, hieß es in einem am 23. Nov. in New York veröffentlichten Bericht des UN-Anti-Drogen-Büros (UNODC). Fast 50.000 afghanische Haushalte hätten sich gegen den Anbau von Mohnpflanzen entschieden. Allerdings hätten andererseits die günstige Witterung und eine geringe Krankheitsrate bei den Pflanzen zu einem höheren Ertrag der Felder geführt. So sei die tatsächliche Opiumproduktion nur um rund 2,5 Prozent auf 4.100 Tonnen gefallen.
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Die Bundesregierung will in der kommenden Woche über die Zukunft ihres Militärstützpunkts im usbekischen Termes sprechen. Das sagte ein Sprecher des Bundesaußenministeriums am 24. Nov. in Berlin. "Wir gehen davon, dass gerade die unmittelbaren Anrainerstaaten Afghanistans, also auch Usbekistan, ein eigenes Interesse an Stabilität haben", sagte er. Auf dieser Basis führe die Bundesregierung in der kommenden Woche Gespräche mit der Regierung in Usbekistan. Das Schicksal der ausländischen Militärbasen in Usbekistan habe auch am 23. Nov. bei den Gesprächen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer eine Rolle gespielt. Dort seien "Szenarien für eine Alternative" diskutiert worden.
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Die Regierung in Den Haag will die geplante Stationierung von 1.200 niederländischen Soldaten in Afghanistan noch einmal überdenken. Grund seien jüngste Geheimdienstberichte über die Sicherheitslage im Süden Afghanistans angesichts anhaltender Angriffe von Taliban-Kämpfern, hieß es am 24. Nov. aus Regierungskreisen. Die Regierung werde die Gefahr, der niederländische Soldaten in der Region ausgesetzt wären, gründlich prüfen, sagte Außenminister Ben Bot. Die Regierung werde darauf achten, dass auch im Kampf gegen Terror die Menschenrechte gewahrt blieben, sagte Bot laut Berichten niederländischer Zeitungen weiter. Er bezog sich damit offenbar auf Berichte über geheime Gefängnisse des US-Geheimdienstes CIA in Osteuropa. Die Niederlande hatten im Juni angekündigt, den NATO-Einsatz in der südafghanischen Provinz Urusgan vom Frühjahr an mit 1.200 Soldaten zu unterstützen. Urusgan gilt als eines der gefährlichsten Gebiete im Land, da die Taliban dort immer wieder Anschläge verüben.
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Bei einem Unfall während einer Routinepatrouille in Afghanistan sind ein kanadischer Soldat ums Leben gekommen und vier weitere verletzt worden. Das Fahrzeug mit den fünf Insassen habe sich 45 Kilometer nordöstlich von Kandahar auf einer Straße nach Kabul überschlagen, teilte ein Armeevertreter am 24. Nov. mit. Trotz ihrer schweren Verletzungen seien die vier überlebenden Soldaten nicht in Lebensgefahr. Der ums Leben gekommene 24-Jährige ist der achte Kanadier, der seit dem Einsatzbeginn in Afghanistan vor drei Jahren starb. In Kandahar sind rund 250 Kanadier mit zivilen und militärischen Aufgaben im Rahmen eines regionalen Wiederaufbauteams (PRT) beschäftigt, etwa 700 Soldaten sorgen für die Sicherheit in der Region Kabul.
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Die NATO hat die Planung für die Ausweitung des Einsatzgebietes der von der NATO kommandierten Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (ISAF) begonnen. Erste Vorschläge für die militärische Umsetzung der für das Frühjahr geplante Ausweitung seien von den Bündnispartnern am Vorabend ohne weitere Änderungsvorschläge entgegengenommen worden, hieß es am 25. Nov. aus Kreisen der Allianz. Die Pläne müssten nun noch mit den an der ISAF beteiligten Staaten außerhalb der NATO abgestimmt werden. Endgültig verabschiedet werden solle der Einsatzplan beim Treffen der NATO-Außenminister am 8. Dezember in Brüssel, hieß es.
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Bei der Explosion einer Landmine im Norden Afghanistans sind vier schwedische Soldaten verletzt worden, zwei davon schwer. Nach Angaben der NATO-geführten Afghanistan-Schutztruppe ISAF explodierte eine Landmine am 25. Nov. unter einem ISAF-Fahrzeug in Masar-i-Scharif. Zunächst war unklar, ob es sich um einen Anschlag oder um eine alte Mine handelte. (Am 26. Nov. starb einer der schwer verletzten Soldaten.)
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Deutschland muss nach den Worten von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) eine größere Rolle als Friedensstifter in der Welt übernehmen. "Das wird so sein", antwortete Steinmeier in einem Interview der Zeitung "Bild am Sonntag" (27. Nov.) auf eine entsprechende Frage, wie vorab am 26. Nov. berichtet wurde. Zugleich versicherte er, auch die neue Bundesregierung werde "Risiken in jedem Einzelfall genau kalkulieren und bei der Größenordnung darauf achten, dass wir uns nicht übernehmen". Der Außenminister machte deutlich, dass die Bundeswehr noch lange Zeit in Afghanistan bleiben müsse. "Die Bundeswehr leistet für den Aufbau von Demokratie und Wirtschaft in Afghanistan weiterhin einen entscheidenden Beitrag. Deshalb wird sie dort noch viele Jahre bleiben müssen", sagte Steinmeier.
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Knapp zwei Monate nach der Verbrennung von Leichen afghanischer Taliban-Kämpfer durch US-Soldaten haben die Streitkräfte am 26. Nov. eine absichtliche Missachtung islamischer Bestattungsvorschriften ausgeschlossen. Eine ausgiebige Untersuchung des Vorfalls von Anfang Oktober habe gezeigt, dass die Soldaten die Leichen lediglich aus hygienischen Gründen verbrennen wollten, erklärte der für die Militäreinsätze in Afghanistan zuständige US-Kommandeur Jason Kamiya auf einer Pressekonferenz in Kandahar. Die vermutete Leichenschändung hatte in der arabischen Welt Abscheu und Entsetzen ausgelöst. Der australische Sender SBS hatte ein Video eines freien Journalisten ausgestrahlt, auf dem amerikanischer Soldaten zwei getötete Taliban verbrannten und anschließend Bewohner eines nahe gelegenen Dorfes mit ihrer Tat gezielt provoziert haben sollen. Der Islam verbietet die Verbrennung von Toten. Vier Soldaten müssten wegen des Zwischenfalls mit disziplinarischen Maßnahmen rechnen, sagte Kamiya weiter.
Zwei Soldaten hätten einen Verweis ohne Bestrafung erhalten, weil sie das Kriegsrecht nicht verletzt hätten, erklärte US-General Jason Kamiya am 26. Nov. auf dem Militärstützpunkt Kandahar.
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Das afghanische Militär hat am 26. Nov. einen Bombenanschlag in der Hauptstadt Kabul vereitelt und sechs mutmaßliche Rebellen festgenommen. Die Männer seien in zwei Autos unterwegs gewesen, von denen eines mit Sprengstoff und Gasflaschen beladen war, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums mit. Die Soldaten hätten "ein sehr tragisches Attentat verhindert, das viele Leben hätte kosten können". In den Autos seien auch Waffen und Kommunikationstechnik gefunden worden, hieß es weiter.
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