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Chronik Afghanistan

April 2005

Freitag, 1. April, bis Sonntag, 3. April
  • Bei einer Reihe von Anschlägen und Überfällen mutmaßlicher Taliban-Kämpfer in Afghanistan sind vom 1. bis zum 3. April mindestens 20 Menschen getötet und elf weitere verletzt worden.
    Der schwerste Zwischenfall ereignete sich in der südlichen Provinz Helmand. Dort töteten Aufständische bei einem Überfall auf ein Verwaltungsgebäude neun Soldaten. In Herand stürmten etwa 40 Angreifer in der Nacht zum 3. April eine Polizeiwache. Dabei wurden vier Polizisten getötet und drei weitere verletzt.
    Bei der Erstürmung des Verwaltungsgebäudes des Bezirks Deschu in der südlichen Provinz Helmand wurden nach Behördenangaben neun Soldaten getötet und drei weitere verletzt. Die Aufständischen hätten das Gebäude rund zwei Stunden unter ihrer Kontrolle gehabt und sich einen heftigen Schusswechsel mit Sicherheitskräften geliefert, bevor sie geflüchtet seien.
    Nach Angaben des Innenministeriums in Kabul kamen bereits am 1. April zwei Kinder bei der Explosion eines Sprengsatzes an einer Straße in der südlichen Provinz Kandahar ums Leben.
    Bei einem weiteren Anschlag auf einen Traktor in der nördlichen Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif seien zwei Menschen getötet worden. Fünf weitere Menschen hätten dabei Verletzungen erlitten. Bisher gebe es noch keine Hinweise auf die Urheber der beiden Anschläge vom 1. April.
    Ebenfalls am 1. April geriet in der Stadt Spin Boldak, einer Hochburg der Taliban nahe der Grenze zu Pakistan, ein Konvoi aus drei Lastwagen in einen Hinterhalt, die Benzin für die US-Armee transportierten. Die drei Lkw-Fahrer wurden nach Polizeiangaben erschossen, die Lastwagen in Brand gesteckt.
Montag, 4. April, bis Sonntag, 10. April
  • In der afghanischen Hauptstadt Kabul kommen am 4. April internationale Vertreter zu einer Geberkonferenz zusammen. Bei dem dreitägigen Treffen soll über die Verteilung der zugesagten rund neun Milliarden Dollar Hilfe für Afghanistan beraten werden. Im April 2004 hatten internationale Geber bei einer Konferenz in Berlin Afghanistan Hilfen in Höhe von 8,2 Milliarden Dollar über drei Jahre versprochen. Seitdem machten mehrere Länder weitere Zusagen, allein die USA gaben fast eine Milliarde Dollar frei. Die Gelder werden von ausländischen staatlichen und internationalen Hilfsorganisationen sowie NGOs verwaltet. Kabul würde dagegen gerne selbst über einen Teil der Hilfen verfügen. Zudem will es den Schwerpunkt weg von humanitären Bedürfnissen auf nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur legen.
  • Afghanistans oberster Richter hat US-Präsident George W. Bush in einem Brief darum gebeten, den US-Botschafter Zalmay Khalilzad vorerst nicht in den Irak zu schicken. Zur Zeit brauche Afghanistan den US-Diplomaten "mehr als je zuvor", schrieb Richter Fazil Hadi Shinwary in einem Schreiben, das AFP am 4. April vorlag. Zumindest bis zu den afghanischen Parlamentswahlen im September müsse Khalilzad im Land bleiben. Zuvor hatten Medien in den USA berichtet, Bush wolle den aus Afghanistan stammenden Diplomaten in den kommenden Monaten als Botschafter nach Bagdad entsenden. Eine offizielle Erklärung aus dem Weißen Haus liegt dazu nicht vor.
    Der bisherige Botschafter der Vereinigten Staaten in Afghanistan, Zalmay Khalilzad, soll zum künftigen US-Botschafter im Irak berufen werden. Sie freue sich, diese Absicht von US-Präsident George W. Bush zu verkünden, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am 5. April in Washington. Seiner Ernennung muss noch der US-Senat zustimmen.
  • Beim Absturz eines Hubschraubers der US-Armee im Südosten von Afghanistan sind alle neuen Insassen ums Leben gekommen. Die Maschine des Typs CH-47 Chinook sei zusammen mit einem zweiten Hubschrauber auf dem Rückflug von einem Routineeinsatz im Süden des Landes gewesen, als sie wegen schlechten Wetters rund 100 Kilometer südlich der Hauptstadt Kabul in der Provinz Ghasni abgestürzt sei, teilte eine Militärsprecherin am 6. April mit. Die zweite Maschine sei sicher auf dem US-Stützpunkt Bagram nahe Kabul gelandet. Nach Armeeangaben war zunächst nicht klar, welche Nationalität die Opfer hatten und ob Zivilisten unter ihnen waren. Die genaue Absturzursache werde ermittelt. Die US-geführten Truppen im Irak nutzen die zweirotorigen großen Chinook-Hubschrauber vor allem als Transportgerät. Die Maschinen kamen auch bei Einsätzen gegen das Frühjahrshochwasser im Land zum Einsatz.
    Später wurde ergänzend gemeldet: Beim Absturz des Hubschraubers sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Zwei weitere Besatzungsmitglieder werden vermisst. Es handelt sich um den schwerwiegendsten Luftzwischenfall seit Beginn des US-geführten Einsatzes gegen die radikalislamischen Taliban Ende 2001. Während nach Armeeangaben schlechtes Wetter die Ursache für den Absturz war, erklärte ein Talibansprecher, Aufständische hätten den Hubschrauber abgeschossen. Aus westlichen Sicherheitskreisen verlautete, alle Opfer seien Amerikaner. Das Militär machte keine Angaben dazu, aus welchem Land die Verunglückten stammten, weil zunächst ihre Angehörigen benachrichtigt werden sollten. "Erste Berichte deuten darauf hin, dass die Unfallursache schlechtes Wetter war", sagte eine Armeesprecherin.
  • Die US-Streitkräfte wollen sich mehr als bisher am Aufbau der Polizei und am Kampf gegen den Drogenhandel in Afghanistan beteiligen. Die Streitkräfte würden durch die Erstarkung der Taliban und früherer Warlords dazu gezwungen, sagte Generalleutnant David Barno, scheidender Kommandeur der US-Truppen in Afghanistan, am 6. April der Nachrichtenagentur AP. Er erhob Vorwürfe gegen Berlin, das zur Zeit eine Führungsrolle in der Polizeiausbildung innehat. Zwar werde Deutschland diesen Status einer Führungsnation behalten, sagte er. Doch das bisherige Polizeiprogramm sei "chaotisch" gewesen.
  • Die Oster-Post der in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten ist bis heute nicht bei ihren Angehörigen in Deutschland angekommen. Einen entsprechenden Bericht der "Elmshorner Nachrichten" bestätigte am 7. April ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Laut Zeitung blieben die 15 Tonnen Post nicht etwa in Kabul liegen, sondern wurden vom Zollamt Köln-Wahn beschlagnahmt. Als Grund für die Verspätung wurden Probleme mit Formalitäten genannt.
  • Die Zahl der Toten beim Absturz eines US- Militärhubschraubers in Afghanistan vom 6. April hat sich auf 18 erhöht. Das teilte eine Sprecherin der amerikanisch geführten Streitkräfte in Kabul am 9. April mit, nachdem die Überreste zweier weiterer US-Soldaten in dem Wrack entdeckt worden waren.
  • In der afghanischen Hauptstadt ist offenbar die Entführung eines US-Bürgers gescheitert. Der Mann sei nach eigenen Angaben aus eigener Kraft entkommen, sagte ein afghanischer Polizeikommandeur am 10. April. Er sei in der Innenstadt von Kabul unterwegs gewesen, als er von drei Bewaffneten verschleppt und in den Kofferraum eines Wagens gesperrt worden sei. Nach wenigen Minuten habe er aber entkommen können, habe der Mann berichtete. Die US-Botschaft bestätigte, dass sich um einen US-Bürger handelte, nahm sonst aber nicht Stellung zu dem Fall.
Montag, 11. April, bis Sonntag, 17. April
  • Mit Unterstützung von US-Kampfflugzeugen haben afghanische Truppen zwölf mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet. Nach Polizeiangaben vom 12. April hatten die Aufständischen zuvor zwei Raketen auf das Auto eines früheren Armeekommandeurs abgefeuert. General Chial Bas befand sich zum Zeitpunkt des Anschlags am Morgen des 11. April auf dem Weg in die Stadt Gardes, 100 Kilometer südlich von Kabul. Die Raketen verfehlten ihr Ziel, der General blieb unverletzt. US-Hubschrauber transportierten daraufhin afghanische Sicherheitskräfte zum Ort des Anschlags auf einem Gebirgspass. Sie lieferten sich ein sechsstündiges Gefecht mit den Angreifern. Zwei Männer wurden festgenommen.
  • Einen Tag nach seinem Besuch im Irak ist US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 13. April zu einem unangekündigten Besuch nach Afghanistan weitergereist. Zunächst stattete er den US-Truppen in Kandahar im Süden des Landes einen Besuch ab. Er dankte den Streitkräften für ihren Einsatz und zeigte sich "enorm beeindruckt" von Afghanistans Weg in Richtung Demokratie. Der afghanische Präsident Hamid Karsai sagte nach einem Treffen mit Rumsfeld in Kabul, sein Volk wünsche eine "langanhaltende Beziehung mit den Vereinigten Staaten" und sprach sich für eine langfristige "Sicherheitspartnerschaft" mit den USA aus.
  • Die neue kirgisische Führung hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eine Bestandsgarantie für die US-Luftwaffenbasis in dem zentralasiatischen Land gegeben. Kirgisien werde sich an alle Verträge mit den USA halten, sagte Übergangspräsident Kurmanbek Bakijew am 14. April nach einem Treffen mit Rumsfeld in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. Eine Erweiterung der US-Präsenz in seinem Land lehnte Bakijew allerdings ab. Dafür gebe es "keinen Bedarf". Rumsfeld hob die strategische Bedeutung des US-Luftwaffenstützpunkts Manas für "die Unterstützung unserer Aktivitäten in Afghanistan" heraus. Er gehe aber nicht davon aus, dass die US-Basis zu einer dauerhaften Einrichtung werde.
  • Bei einem Anschlag unmittelbar vor dem größten US-Stützpunkt in der südafghanischen Stadt Kandahar sind am 17. April fünf Tanklastzüge in Flammen aufgegangen. Drei Fahrer, die bei ihren Fahrzeugen in den frühen Morgenstunden schliefen, wurden nach Angaben des afghanischen Generals Muslim Ahmed verletzt. US-Soldaten hätten die Brände schnell gelöscht. Ahmed machte Taliban-Kämpfer für den Anschlag verantwortlich.
  • Die Bundeswehr muss sich in Afghanistan darauf einstellen, dass ihr Einsatz noch gefährlicher wird als bisher. Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) kündigte am 17. April an, die deutschen Soldaten würden ab Oktober bei der Ausbildung von afghanischen Anti-Drogen-Einheiten helfen und die Einsätze logistisch unterstützen. Die Bundeswehr beteiligte sich zwar nicht selbst an der Zerstörung von Drogenfeldern oder -laboren. "Trotzdem sehen die Drogenbarone die Fremden als die Initiatoren all solcher Aktionen an", sagte Struck in der "Berliner Zeitung". "Das bedeutet mehr Gefährdung für unsere Soldaten. Wir sind vorbereitet."
  • Einer der mächtigsten afghanischen Kriegsfürsten, Abdul Raschid Dostam, ist von Präsident Hamid Karsai in die Regierung in Kabul eingebunden worden. Dostam übernahm am 17. April den Posten des Armeestabschefs, wie sein Stellvertreter an der Spitze von Dostams Partei Dschinbisch Mili Islami sagte. Dostam sei als Parteiführer ausgeschieden und werde den neuen Posten in "wenigen Tagen" antreten. Die Gruppierung wurde am Sonntag vom Justizministerium als ordentliche Partei anerkannt und kann so in diesem Jahr an den ersten Parlamentswahlen in Afghanistan teilnehmen.
Montag, 18. April, bis Sonntag, 24. April
  • Die Niederlande haben ein erstes Kontingent von Soldaten zur Bekämpfung von Terroristen nach Afghanistan entsandt. Verteidigungsminister Henk Kamp verabschiedete am 18. April die Soldaten auf dem militärischen Flughafen von Eindhoven. Insgesamt entsenden die Niederlande 250 Soldaten, darunter 165 Angehörige von Eliteeinheiten. Sie werden im Rahmen der Operation "Enduring Freedom" unter US- Führung eingesetzt. Der Einsatz richtet sich gegen Überreste der Taliban-Milizen und Terrorgruppen des El-Kaida-Netzwerks.
  • Bei den heftigsten Kämpfen der vergangenen Wochen in Afghanistan sind nach US-Militärangaben mindestens 17 Rebellen erschossen worden. Unterstützt von afghanischen Truppen gingen US-Soldaten in den Bergen südlich von Kabul gegen mutmaßliche Kämpfer der Taliban-Miliz vor. Dabei seien im Süden der Provinz Sabul auch Kampfflugzeuge im Einsatz gewesen, sagte am 19. April die amerikanische Militärsprecherin Cindy Moore. 16 Männer seien gefangen genommen worden.
  • Am 19. April entließen die US-Streitkräfte 17 afghanische Gefangene aus ihrem Gefängnis in Guantanamo. Sie wurden in Kabul den afghanischen Behörden übergeben, wie ein Sprecher des Obersten Gerichtshofes in Kabul mitteilte. Sie sollen nach Informationen aus Geheimdienstkreisen in ihre Heimatorte geschickt werden. Mindestens einer der Freigelassenen warf den Amerikanern Misshandlungen während der Haftzeit vor.
  • Bei einer US-Militäraktion in Afghanistan sind mindestens zwölf mutmaßliche Taliban-Kämpfer getötet worden. Die US-Armee sei dabei in der südostafghanischen Provinz Chost mit Hubschraubern, Kampfflugzeugen und Artillerie gegen die Aufständischen vorgegangen, teilte die US-Armee am 21. April mit. Die Aktion am späten Dienstagabend sei eine Antwort auf einen Raketenangriff auf eine US-Militärbasis in der Provinzhauptstadt Chost gewesen, bei dem keine Schäden entstanden seien. Ein Sprecher der afghanischen Provinzverwaltung von Chost sagte, die Kämpfe hätten bereits auf pakistanischem Territorium stattgefunden. Ein pakistanischer Militärsprecher bestritt diese Darstellung.
  • Der US-Senat hat am 21. April weitere 81 Milliarden Dollar (62 Milliarden Euro) für die Kriege im Irak und Afghanistan sowie für den Wiederaufbau bewilligt. Damit konnte sich Präsident George W. Bush mit seien Forderungen weitgehend durchsetzen. 99 der 100 Senatoren stimmten dem Ausgabengesetz zu. Es gab keine Gegenstimmte. Die Gesamtkosten für die Kriege im Irak und Afghanistan sowie für den Wiederaufbau der beiden Länder belaufen sich damit bereits auf 300 Milliarden Dollar. Da sich der schon vom Repräsentantenhaus gebilligte Entwurf in einigen Punkten von dem des Senats unterscheidet, muss jetzt vom Vermittlungsausschuss der beiden Kammern des Kongresses ein Kompromiss für die endgültige Gesetzesfassung erarbeitet werden. Mit einer raschen Entscheidung wird gerechnet.
  • Nach den Klagen von Häftlingen aus dem Gefangenenlager in Guantánamo auf Kuba und im Irak über Folter in US-Gewahrsam sind am 22. April erneut schwere Vorwürfe gegen die US-Armee in Afghanistan laut geworden. In einem Bericht für die UN-Menschrechtskommission kritisierte der unabhängige ägyptische Experte Scherif Bassiuni, dass es trotz einer "realistischen Verbesserung" der Menschenrechtslage in Afghanistan, noch immer "zahlreiche Verletzungen" fundamentaler Rechte, "Folter" und "Misshandlungen" gebe. Die Angaben hätten unter anderem Zeugen und Nichtregierungsorganisationen gemacht. Auch wenn es schwierig sei, den Wahrheitsgehalt von einer Vielzahl der Fälle zu überprüfen, so seien doch einige Vorkommnisse öffentlich geworden.
  • Die afghanische Polizei und das US-Militär haben an der Grenze zum Iran fast 500 Kilogramm Heroin beschlagnahmt. Bei der gemeinsamen Aktion in der vergangenen Woche seien zudem sieben Menschen wegen Schmuggels festgenommen worden, teilte die US-Armee am 23. April mit. Der Fund hat demnach in Europa einen Gegenwert von schätzungsweise zwei Millionen Dollar (1,5 Millionen Euro). Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte sein Amt mit dem Versprechen angetreten, den Drogenhandel im Land zu unterbinden. In Afghanistan werden nach UN-Angaben 90 Prozent des weltweiten Opium-Volumens produziert.
  • Ein rumänischer Soldat ist in der Nähe der afghanischen Stadt Kandahar bei der Explosion einer Mine ums Leben gekommen. Einer seiner Kameraden sei bei der Explosion verletzt worden, teilte eine Sprecherin der US-geführten Koalition in Afghanistan am 24. April mit. Es sei unklar, ob es sich um eine Mine aus früheren Zeiten oder um einen neu gelegten Sprengsatz gehandelt habe; jedenfalls seien "keine Feinde beteiligt" gewesen, als die Mine am späten Nachmittag im Bezirk Arghandab in der Nähe der südafghanischen Stadt explodiert sei.
Montag, 25. April, bis Samstag, 30. April
  • Die afghanische Polizei hat eine halbe Tonne schwere Autobombe entschärft und den Fahrer des Wagens festgenommen. Wie ein Sprecher des Innenministeriums am 25. April in der Hauptstadt Kabul mitteilte, wurde die Polizei am Vortag in der westlich gelegenen Stadt Herat auf einen verdächtigen Toyota aufmerksam. In dem Wagen fanden die Beamten Raketen, Granaten, Minen und Dynamit, die durch Kabel verbunden waren. "Das waren fast 400 bis 500 Kilogramm Sprengstoff", sagte der Sprecher des Innenministeriums. Der afghanische Fahrer des Wagens sei festgenommen worden.
  • In den USA ist einer der meistgesuchten Drogenbosse der Welt festgenommen worden. Der Afghane Bashir Noorzai stehe im Verdacht, Heroin im Gesamtwert von mehr als 50 Millionen Dollar (38,6 Millionen Euro) unter anderem in die USA geschmuggelt zu haben, sagte Staatsanwalt David Kelley am 25. April. Die US-Justiz wirft dem Verdächtigen zudem vor, den radikalislamischen Taliban in seinem Heimatland Waffen beschafft zu haben.
  • Am dritten Tag seines Truppenbesuchs fliegt Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) am 26. April nach Afghanistan. Dort ist unter anderem ein Besuch im deutschen Lager Camp Warehouse und ein Treffen mit Präsident Hamid Karsai und Verteidigungsminister Abdul Rahim Wardak geplant. Auf der Agenda stehen die Drogenbekämpfung, die Parlaments- und Regionalwahlen und die weitere Präsenz der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF). Am 25. April besuchte Struck die Bundeswehr in Abu Dhabi und flog anschließend ins usbekische Samarkand, um seinen Amtskollegen Kodir Gulomov zu treffen.
  • Deutschland ist nach Ansicht von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bereit, mehr Verantwortung in Afghanistan zu übernehmen. Nach den Parlaments- und Kommunalwahlen, die voraussichtlich im Herbst stattfinden, wäre "Deutschland bereit, den gesamten Norden zu übernehmen", sagte Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) am 26. April vor seinem Abflug nach Afghanistan im usbekischen Samarkand. Jedoch müssten hier noch NATO-Planungen präzisiert werden und der Bundestag zustimmen.
  • Der Europarat hat den USA systematische Folter im Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba vorgeworfen. Die Regierung in Washington müsse "unverzüglich" Maßnahmen ergreifen, um dieser Praxis ein Ende zu setzen, forderte die Parlamentarische Versammlung des Staatenbundes am 26. April. Auch müssten die Verantwortlichen, unabhängig von ihrem Rang oder Amt, ermittelt und vor Gericht gebracht werden.
  • Wegen schlechten Wetters hat Bundesverteidigungsminister Peter Struck (SPD) in der afghanischen Hauptstadt Kabul festgesessen. Struck flog am 26. April nach Kabul, konnte die Stadt nach seinem Besuch der deutschen ISAF-Soldaten aber aufgrund starker Bewölkung nicht verlassen. Mehrmals startete eine Transall im usbekischen Termes, um den Minister in Kabul abzuholen. Doch das Flugzeug musste wiederholt am Hindukusch umdrehen, weil die Wolkendecke zu dicht war. Der Grund: Die Maschine kann nur im Sichtflug fliegen, weil der Luftraum in dieser Region nicht per Radar überwacht wird. Bei starken Wolken ist ein Flug zu gefährlich. Auch der Versuch, Struck mit einem anderen Flugzeug nach Masar-i-Scharif auszufliegen, scheiterte wegen der Wetterbedingungen.
    Bundesverteidigungsminister Peter Struck konnte den Rückweg nach Berlin dann doch antreten. Afghanistan sei "auf einem guten Weg", sagte Struck am Morgen des 27. April im usbekischen Termes, bevor er an Bord einer Bundeswehrmaschine den Heimflug antrat. Er habe dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai bei ihrem Treffen am Vortag weitere Hilfe zugesagt.
  • Im Osten Afghanistans sind drei Zivilisten durch den Beschuss von US-Soldaten verletzt worden. Wie ein Vertreter der Polizei in Dschalalabad am 27. April mitteilte, griffen die Soldaten am Vortag in der Nähe der unweit der pakistanischen Grenze liegenden Stadt einen Kleinbus mit Zivilisten an, nachdem ihr Fahrzeug mit einer ferngesteuerten Bombe angegriffen wurde. Durch die Bombenexplosion sei niemand verletzt worden. Ein Sprecher des Provinzgouverneurs Din Mohammad sagte, die Soldaten hätten die Zivilisten vermutlich für die Angreifer gehalten. Die US-Armee in Kabul erklärte, sie wisse nichts von dem Vorfall.
  • Bei einem Verkehrsunfall in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist ein deutscher Arzt getötet worden. Ein afghanisches Polizeifahrzeug sei mit dem Fahrrad des 70-Jährigen zusammengeprallt, berichten afghanische Medien am 28. April. Der Deutsche sei vor zwei Jahren nach Afghanistan gekommen und habe in einem lokalen Krankenhaus gearbeitet. Der Verkehr in Afghanistan gilt als sehr gefährlich. Regeln werden kaum beachtet.
  • Die afghanischen Behörden haben sechs Männer festgenommen, die eine Frau wegen angeblichen Ehebruchs hingerichtet haben sollen. Unter den Festgenommenen sei auch der Vater der getöteten Frau sowie ein Geistlicher, der ihre Hinrichtung angeordnet habe, teilte der afghanische Innenminister Lutfullah Maschal am 29. April in Kabul mit. Der Einsatz in der nordöstlichen Provinz Badachschan sei bereits am 27. April von Sonderermittlern des Innenministeriums geführt worden. Die Männer sollten den Angaben zufolge in Kürze in die Hauptstadt gebracht werden, wo ihnen der Prozess gemacht werden soll.
  • Bei einem US-Luftangriff in Afghanistan auf ein mutmaßliches Rebellenversteck sind sieben Menschen getötet worden, darunter drei Zivilisten. Wie die US-Armee am 30. April mitteilte, waren unter den Toten ein Kind und eine Frau; zwei weitere Kinder seien verletzt worden. US-Kampfmaschinen hätten am Freitag ein Versteck von Rebellen in der südöstlichen Provinz Urusgan bombardiert. Dabei seien auch vier Kämpfer getötet worden. In Urusgan haben sich in den vergangenen Wochen die Angriffe von Anhängern der Taliban deutlich intensiviert.
  • In Afghanistan hat am 30. April die Registrierung von Kandidaten für die für September geplante Parlamentswahl begonnen. Alle afghanischen Bürger, die sich entweder für das nationale Parlament oder kommunale Vertretungen bewerben wollten, seien aufgerufen, in den kommenden drei Wochen ihre Kandidatur einzureichen, sagte der Vorsitzende der von der UNO unterstützten Wahlkommission, Bismillah Bismil, in Kabul. Die Provinzen würden im Parlament nach einem demographischen Schlüssel repräsentiert. Die Wahlkommission rechnet mit 5.000 bis 10.000 Kandidaten.


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